Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, November 30, 1893, Image 11

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    Cin unzzwöhnlicher ßciratbs
Vermittler.
J;en Tu. t. Ä.
Sind Vormittags sagen im Weihen
Roh zu P. die Honoratioren de Dorfe
bei dem leider nicht auszurottenden Früh
jchoppe: der Bürgermeister, der Doctor
und der Apotheker. Weil man gerade
von dn Politik sprach, und der Erste
xftichtZßig gouverncmental, der Zweite
ein ganz bedenklicher Eonseroalioer und
a Drute so freisinnig, rote mir ein
Apotheker, war, so begannen die Ge
uulther eben sich zu erhitzen, l( die
Thire aufging und der Reoierförster ein
kgt; ein mittelgroßer Man mit rothem
Gesicht, leicht ergrautem Haar und schar
fen Augen. Mit kurzem Gruße trat er
ctf dem Tisch heran und setzte sich. Man
sah ihm an, daß er übel gelaunt war.
Sofort andte der Apotheker sich an
ihn: ,WaS sagen Sie zu der neuen Ta
barste? Finden Sie nicht gleichfalls,
daß sie die Schultern des armen, gerade
feel armen Mannes hier richtete der
Sprecher auf den Bürgermeister einen
vorwurfsvollen Blick am härtesten
bedrucken würde'
W Anlmnrlt hr SXrfltr Mi
0 HIIIHfV V V V y F
ben Sie mir mit den Schultern de
armen Mannes vom Leibe. Es mag ja
seine Berechtigung haben, wal Sie sagen,
allein ich streite mich grundsätzlich nicht
um neue Steuern, ich habe ohnehin
AergerS genug. Kommen sie, so müssen
wir sie dennoch bezahlen, kommen sie
nicht, so hat man vergebens sich darüber
aufgeregt. "
.Aber sie dürfen nicht kommen und
sollen nicht kommen!' rief der Apotheker.
,( muß auf irgend tue Weise unmög,
lich gemacht werden.'
.Wie denken Sie da anzufangen?'
.Als ob heutzutage nicht alles mög,
lich wär? fuhr der Apotheker fort.
.Ich will Ihnen gleich ein Beispiel er
zahle. Da kommt heute Morgen unser
orflgehiise zu mir und behauptet, einen
Birkhahn gespürt zu haben. Ich bitte
Sie, meine Herren; einen leibhaften
Äikkh h i in unserem Revier, wo man an
M vierzig Jahre nichts dergleichen be
merkt hat "
.Steuern und Birkhähne? DenZusam
meahang verstehe ich nicht,' brummte
der Doctor.
.ES soll ja ilo ein Beispiel sein,'
sagte eifrig der Apotheker. .Aber wes,
halb kann sich nicht auch in dieser Gegend
einmal et Birkhahn verirre, unmög'
iich scheint mir da keineswegs. Er
kannte ja allenfalls ans wer Menargerie
entsprungen sein.'
.Sie meinen wohl entflogen,' berich
tiate der Doctor.
. .Mit Berlaub, Apotheker,' mischte
sich der Förster in, .in dieser Angelegen
heit steht mir allein ein maßgebendes
Urtheil z. Ich vermalte das Re
vier....'
,Ud ohne meine Erlaubniß hat sich
in den königliche Forsten kein Birkhahn
aus, halten,' ergänzte lachend der Doc
tor.
.Doctor, Sie find In Demokrat.'
sagte der Bürgermeister, indem er den
fförfter, der zornig auffahre wollte, am
Nocrarmel zurückhielt.
.Merkwürdig, sehr merkwürdig Sie
das Vorkommen eine Birkhahn aller
ding," fuhr der Arzt fort, .zedoch
durchaus nicht denkbar. Was für
Wild hat man nicht schon Hierzuland
leg! Zum Beispiel Dachshunde! Sie
erinnern sich doch noch de Falle, Bür
gnmetfter?'
.Jaohl, jawohl,' beeilte sich der
fragte nicht ohne Verlegenheit zu er
deru: denn er leitn war der Thäter.
nd da Bewußtsein setner Schuld drückte
ihn och heute, obwohl manche Jahr seit
jese ungluer oerprtche war.
.Sie sind einmal zu hitzig, Förster
nmchte der Apoiheker sich wieder ein
.Lasse Sie doch den junge Witoer
r98 vea ahn schießen, den er ange
troffen zu haben glaubt. Stellt der
Boa ftch dann at ein Krade
,l ine Ente, bitte,' warf der
Xtoctor ein.
, heraas, gut, so ist der Jäger
hinlänglich blamirt. Aber er wird sich
nicht blamtren; dafür scheint er mir zu
geicherdl. Tchade: wenn der statt För
fter ein Apotheker geworden wäre und
bäte um die Hand metner Tochter, die
doch als einziges Kind die Apotheke
mitbekommt und ein schönes Vermögen
vaz, unv meine lochte? wollte ihn,
und meine Frau hätt nichts da
eae .Das Letztere dürfte die Hauptsache
txa," vemertle er Bock.
..... dann würd ich fuhr der
Apotheker unentwegt, wie sein bemun
derte Vorbild Eugen Richter, fort, .ich
für einen Theil ihm mein Tochter nicht
sagt haben.'
.Jawohl.' fiel der Förster, us'8
äußerste erbost, ein, .geben Sie ihm Ihre
Tochter nebst Ihrer Apotheke und Ihrem
schöne Vermögen; sie bekommt ja sonst
doch Niemanden mit. Aber verschonen
Sie mich mit anzügliche Bemerkungen.
Sie wissen, daß der junge Man bei mir
sein Spiel verloren hat.'
.Herr Förster!'
.Herr Apoth:kerl'
.Ruhig, alte Freunde!' mischte der
Bürgermeister flch ein. .Sollen wir
unS denn wegen unserer Töchter in die
Haare fahren? Laßt den Förster lieber
eine Jagdgeschichte erzählen; bleibt er
bei der Wahrheit, so bekommt er von
Jedem einen Schoppen.'
.Von mir zwei,' versicherte der
Doctor.
Während dieser Unterredung stand der
Mann, den die Sache am meisten an
ging, Herr Christian August Wiloer,
unter einem weitschattigen Nußbaum
a dem Zaun, der den Garten de
görfter umschloß, und eiterte unser
wandt nach dem weiter abliegenden
Wohnhaus hinüber. Er hatte dazu
seine Gründ; denn jene HaI be
herbergte eine Schatz, der ihm über
alle theuer war: die einzige Tochter
de Alten, an die er sei Herz verloren
hatte. Und er möcht nicht von ihr lassen,
wenn der Vater ihm auch noch so anet
wollte und seine Bewerbungen barsch zu
rflrfmlft. Der Körster war eben ein
vermögender Mann und nicht geneigt,
HNf 4,9(91(1 einem niuicn wiuuu jui
Frau zu geben; dies hatte er in I einer
nifft atraht fcSflicötn Meile unserem
Helden mehr al einmal zu Gemüth ge
fahrt.
In' au wagt ftch Wuver über
bannt kaum mebr. Nun stand er aedul
big hinter der Hecke und wartete, ob
Marie irgend mehr sichtbar sei. sr
gedachte ihr sein reio zu klagen und Rath
bei ihr zu holen; denn sein Herz war oll
Kummer, unv er sagte nq, vag ver
Wortmecdkel. den er beute Moraen weaen
de Birkhahn hatte, seine Aussichten
noch wesentlich verichteehkerr hatte, oer
die Ersehnte kam nicht, und statt ihrer
tauchte tu der gerne ei Anderer auf,
dessen Erscheinung den junge Forstmann
veranlaßte, schleunigst da Feld zu räu
men.
Der Förster nämlich war eS. der min
muthig seiner Behausung zuschritt. Er
(ins, mnf ti.m Bftmr nnr hrr (KAfnf
fM.l " . P ... . . . .
einen Entfchluß gesalzt, so fqwer r
ihm auch sauen mochte. Was er lewem
Gehülfen nicht glauben wollte, giauvke
btt alten Trine, der Botenfrau. Sie
war eben mit geyetmnttzooller Miene an
ihn herangetreten, und hatte ihm von
einem merkwürdigen Vogel erzählt, der
ibr im oberen Forst, wo die bootn Sieben
standen, zufällig in de Weg gerathen
fei. Auf diese Nachricht entschloß sich
der Förster, der Sache möglichst bald
auf den Grund zu gehe nicht wegen
de Birkhahn, nein, blo um Gewißheit
zu erlange.
Am nächsten Morgen in aller Frühe,
während noch eine leise Dämmerung über
de Fluren lag, schritt der junge Forst
wart vorsichtig durch den dunklen Wald
Christian August trug das Gewehr im
Arm; heute galt es, den Birkhahn zu er
legen und den alten Murrkopf von För
ster gehörig zu beschämen.
Von Zeit zu Zeit blieb der Jäger
flehen und ahmte den Lockruf deS Vogels
nach. Endlich nach vielen Versuchen
wurde ihm Antwort aus geringer Ferne,
Bor Aufregung sank er in die .Kniee und
rutschte langsam vorwärt. Man hörte
nicht al die beiden Vogelstimmen, die
aus immer kleinerer Entfernung einander
eutgkgenhallten.
Jetzt konnten e kaum noch achtzig
Schritte fein, wie Wiloer ausrechnete
Und siehe da, in dem Gebüsch, au dem
dieTöne hervordrangen, bewegte sich etwa
undeutlich am Bodeu schaell die Flinte
an den Kops, und der Knall de Schusses
verlor flch im Waid.
Die Wirkung war eine unerwartete
und deu Schütze völlig verblüffende: erst
ein paar heftige Verwünschungen fett
wann schimpften Birkhähne so gröblich
und mit in Stimme, di ver des För
fter unheimlich glich? dann knallt e
auch aus der andern eile. Schrot xras,
seit um den jungen Jägersmann, und
einige Körner trafen ihn selbst im Ge
ficht mit dem Erfolg, daß er, dem der
Schreck ohnehin schon arg mitgespielt
hatte, für eine Augenblick besinnungslos
zur Erd niedersank.
Als er wieder zu sich kam, lehnte er
halb aufrecht an einer Eiche. An Stirne
und Wangen fühlte er einen stechenden
chmer; sein Jagdrock war vorn mit
Blut befleckt. Vor ihm kniete der alte
Förster mit einem Ausdruck der Besorg
oiß im Gesichte, den er an dem harten
Manne noch nicht beobachtet hatte.
Wiloer versuchte zu lächeln. .Es
wird so schlimm nicht sein,' sagte er
tröstend."
.Mein Gott, stammelt dn Alte.
as hab ich gethan! Der verwünschte
Jähzorn! Aber wie konnten sie mich
auch für einen Vogel halten? Habe ich
denn Flügel? Hätte mein Jagdrock mich
nicht geschützt, wer weiß, ob die Sache
für mich so günstig abgelaufen wäre!
Und dann habe ich in der Erregung
da Gewehr losgedrückt.... Den
Schrecken, der mich faßte, al ich nach
her Sie im Grase liegen sah, den werde
ich Ihnen mein ziitn lang nicht ver
gessen.'
.Ich bitt tausend Mal um Entschul
digung, Hkrr Förftkr.
.Et was, ich bitt tausend Mal um
Entschuldigung; Sie haben mir wahr
hastig nichts abzubiUen. Aber nun marsch
nach Hause, damit Sie ordentlich ver
bunden werde.... Sie fühle sich
doch starr genug " setzte er ein venig
unsicher hinzu.
.Warum denn nicht?' antwortete der
junge Jäger. .Die paar Schrotkörner
haben nichts zu bedeuten.
Die beiden Männer gingen eine Weile
schweigend neben einander durch den all
gemach sich lichtenden Wald. Zum Re,
den fehlte ihnen die nothwendige Ver
traulichkeit: zudem beschäftigten einen
Jeden feine eigenen G danken. Dem
Jungeren war es so sonderbar schmin
delig zu Muthe; in ihm dämmerte eine
Ahnung, als ob ihm aus dem Unglück
von heute Morgen in großes Glück
erstehen werde; aber er wagte nicht, die
Ereignisse und ihre möglichen Folgen
scharf zu überdenken aus Furcht, den
schönen Traum selber zerstören zu müs
sen.
Endlich hob der Förster an: .ES ist
eine verwünschte Geschichte. Was für
ein Gerede wird daS geben! Den Bür
f ermeister möcht ich sehen, wie er flch
reut r trägt uns den Doch
Hund noch immer nach. Und den Apo
theker, der nun endlich einmal über etwa
Andere sprechen kann, al über Pollttt
und Steuern! Und die andern Alle
Dak ick alter Narr auch noch selber
schießen mußte, nachdem ich so gut da
oongekommen war .... Junger Mann,
ich verzeihe Ihnen die Verwechselung
meiner Person, und wenn Sie mich für
einen Rehbock oder ein Wildschwein ge
halten hätten, aber.... so reden Sie
doch ein Wort und sagen, wa sie von der
Sache halten."
nun.' meinte EKristian August
ganz vergnügt, .wozu ftch ausregen? Der
Wald ist verschwiegen. Wenn wir veive
den Mund halten, wie soll dann ein
sterblicher Mensch unser Mißgeschick er
fahre?'
.An Ihrem Gesichte wrrd man I ad-
lesen. Hm. . . . ich müßt nur iu Mit
tel. Sie bleiben bei mir im Waldhause
als mein Gast, bis die Löcher verheilt
sind. Ich kenne eine gute rzn; vie
werde ich Ihnen da verschreiben.' Der
Alte schmunzelte. .Und den neugierigen
Leuten im Dorfe werden wir einen tüch
tigen Bären aufbinden. Einoerftaa
den?'
Und ob Christian August wollte !
Schon acht Tage später schritt Wil
ver gesund und Wohlgemuth die Haupt
ftraße von P. hinab. Da ersah ihn von
ungefähr der Apotheker, der in der Haus
thüre stand, stürzte auf ihn loS und
schüttelt ihm di Hand.
.Meinen herzlichsten Glückwunsch zur
Verlobung l Wer hätte daS vor vierzehn
Tagen geahnt! Wie haben Ei eS denn
fertig gebracht i"
.Zur Verlobung?' fragte WilverS ge
dehnt. .Woher wissen Sie denn, daß ich
verlobt bin i
.Haha,' lachte der Apotheker. .Nun
sieh 'mal Einer, wie er leugnet. Alle
Leute im Dorfe wiffen ja. E ist eine
ganz geheimnißoolle Geschichte. Man
redet allerlei. Die alt Trine hat Sie
und den Förster vor acht Tagen au dem
Wald kommen sehen, den Förster mit
Blut bespritzt
.Der arme Mann,' sagte WilverS
mitleidig.
.Und Sie wären hintendreingehinkt
und hätten ei furchtbar grimmige Ge
ftcht geschnitten. Da ist sie auSgertffen
Und dann hat man auf einige Tage Sie
nicht mehr gesehen und den Förster richt
mehr gesehen. Dann giebt der Förster
dem Gehülfen die Tochter, di er ihm erst
um keinen Preis geben wollte, und dann
soll da alles ganz von selber gekommen
sein? Dahinter steckt etwa, er Bür
germeifler hat es ebenfalls gesagt, und er
ist in Mann von Urtheil, wenn auch in
politischer Beziehung unselbständig, wie
Sie wisse mögen. Es hängt mit seiner
abhängigen socialen Stellung zusammen;
nicht alle Menschen könne ben Apotheker
erde.
.Adieu. Herr Apotheker.' Wiloer
sagte es äußerst ungeduldig.
.Halt, noch einen AugenblickI' rief
der Apotheker, indem er Christian bei
e vcm Rockkuopf erwischte. .Lassen Sie
mich doch ausreden, Sie Glückspilz.
Ihr Braut ist ja in reizende Wäd
chen, und gesund, kerngesund, sage ich
Ihnen; denn ich muß e wissen, und.
was die Hauptsache ist,' hier mäßigte
der Apotheker seine recht kräftige Stimme
zu einem vertraulichen Flüstern ,fle ist
fehr vermögend. Der Alte ... . verzeihen
Sie, Ihr Schwitgerpapa hat verstanden,
mit dem zu wirthschaften, wa seine ver
ftorbene Frau ihm in die Ehe brachte.
Gott habe Sie selig ich habe sie
wohl gekannt. Als junge Mädchen
glich sie ihrer Tochter aus ein Haar; spä
ter ist sie so außerordentlich beleibt ge
worden; e liegt in der Familie.' Plötz,
lich legt der Apotheker sein Gesicht w ge,
hetmnißvoUe Falten und nähert seinen
Mnnd dem Ohre des zungen Försters,
der erschreckt zurückwich.
.Nun gestehen Sie die Wahrheit.
lieber Freund,' lispelte er. .An der
Erzählung der alten Trine ist natürlich
kein wahres Wort, wie meine Frau gleich
vermuthete. Sie haben eine Erbschaft
gethan; das ist es; daraufhin hat der
görfter nachgeaeben. Hei
Christian August seufzte: .Wenn ti
so sei soll, ja. Aber halten Sie reinen
Mund.'
,0, ich bin verschwiegen wie ein Grab.
Doch nun leben Sie mir wohl, Herr
WilverS, empfehlen Sie mich Ihrer
Fräulein Braut und dem Herrn Schmie
gervater; ich muß in'S HauS um mit
meiner Frau einiges Nothwendige zu be
reden. '
Was bleibt un zu sagen übrig? Hoch
ftenS, daß Herr Wiloer für Birkhähne
ein fast abergläubische Berehrunq be
wahrt.
Belohnt Vertraue.
(sine GrfniKriinj.
ES kommt Keutiaen TaaeS sebr st
vor, daß Vertrauen getäuscht wird,, daß
namentlich Angestellte und Diener sich
am Eigenthum ihrer Arbeitgeber ver
greifen, und S ist daher wohl erklärbar,
wenn Letztere manchmal auch gegen ehr,
ltche Leute mißtrauisch werden. Gleich
wohl darf eine solche Stimmung nicht
einreißen. Oft wird z. B. ein Diener
erst schlecht, dem man alltäglich mit Miß
trauen begegnet und den man damit schon
im Voraus zum schlechten Menschen gem
xelt.
Ich will ei Beispiel aus meinem
Leben hier erzählen: Ich lebte irgendwo
in einer Stadt an der Südaren, t der
österreichischen Monarchie. Eine Tage
trat zu mir m s Zimmer ein sremder
Mann in abgetragenem Amuae. erickikrit
und abgehärmt.
.Herr,' sagte er, .ich habe vernom?
men, daß Sie einen Diener brauchen.
Nehmen Sie mich!'
.lbr Nsme? Wo wäre?, Sie bisher
im Dienste? Ihre Papieres fragte ich.
.Ich hab keine. Herr, der Weib
und Kinder habe ich. die darben, denn
ich hab in diesem Augenblicke gar keinen
Verdienst. Nehmen Sie mich, Herr,
au Barmherzigkeit in Sold, sonst ver
hungern mir Weib und Kinder!'
Ich nahm ihn aus. war e,n neini
ger, anstelliger in allen Arbeiten behen
der Mann. Ich war sehr zufrieden.
Nachdem er schon mehrere Monate im
Dienste stand, nahm ich ihn eine Tage
mit zur Jagd weit hinaus auf die Fel
der. Gegen Abend übergab ich hm
meine beiden Gewehre und die Jagd
tasche mit dem Auftrage, er solle sie nach
Hause trage; ich wolle allein mit mei
nem Vorstehhund später nachkommen.
Wieder verflossen mehrere Monate; da
eine Tage trat mein Diener inö Zim
mer und bat mich, ihn z entlassen.
,Au welchem Grunde?" fragte Ich.
.Ich will in meine Heimat zu den
Meinigen wieder zurückkehren. E ist
jede Gefahr für mich vorüber."
.Welche Gefahr denn?'
Jetzt will ich e Ihnen, Herr, ge.
flehen; ich war Schwärzer von Hand
werk, und man hatte mich auf der That
erwischt; ich entkam ihnen aber glücklich,
und fand io Ihrem Hause eiu Asyl.
Al Bediente erkannten sie mich nicht.
Jetzt aber ist alle Gefahr vorbei. Ich
war sonst aus di Festung gekommen.
Ich bin nun entschlossen, heimzukehren,
und auf ehrliche Art mein Brod mir und
den Meintgen zu verdienen.'
Ich entließ thu.
.Und jetzt, Herr, znm Abschied, hören
Sie meine Beichte an: Ich war nicht
allein Schwärzer, sonder gelegentlich
auch Dieb. Kein Mensch hätte mir auch
nur wen Dinar anvertraut. Wo ich
hinkam, verschloß man Thüren und
Kästen. Alle steckte die Hände i die
Tasche, um da Geld zu halte. Sie
waren in meinem Leben der Erste, der
mir volle Vertraue schenkte. Al mir
unlängst auf der Jagd waren, Übergaben
Sie mir ihr ganze, funkelnagelneues
Jagdzeug, damit ich eS nach Hause trage.
E war schon dunkel. Ich sah mir die
DoppellSufe an. ich betastete sie: Alles
neu, DrahtlSufe. Ich dachte in mir:
unier Brüdern beide Flinten 200 Dinar
werth. Und wenn ich auch nur die Hälfte
für AScS bekomme, so ist daS ein fchöner
Verdienst sür mich. Die Grenze war
kaum eine halbe Stunde weit; ich hätte
den Fluh überschifft und nie hätte
te wieder etwas von mir gesehen. DaS
waren meine erste Gedanken. Allein da
erwachte i mir mein bessere Selbst.
Ich entsann mich, mit welchem ich
möchte sagen kindischen Vertraue Sie
mir ihr werlhoolleS Gut etndandiaten,
Sie waren in meinem Lebe der Erste der
mich sür einen ehrlichen Menschen hielt.
Wie that mir da s, wohl l Wissen Sie.
Herr, ich würde mich mein Lebenlaag vor
mir selber geschämt haben, ein so rück
ftchtSlose Vertrauen nicht gerechtfertigt
zu haben. Seit jenem Tag erst habe
ich die Glückseligkeit kennen gelernt,
wenn man ein ehrlicher Mensch ist
Haben Sie Dank dafür! Sie habe
mich durch Jh Vertraue ans den
besseren Weg geführt ! I. S.
öni 1 Ztt,ugttraus
gdr und nesredakteur.
Die Journalisten haben einen hohen
Berufsgenossen in dem König Tawhiao
von Neu-Seeland. Dieser König hat
herausgefunden, da .die Feder mach
tiger ist als das Schwert' und hat dem
zufolge seine Thron in einen Redak
tionSsessel verwandelt, von dem aus er
sein Volk mit Hülfe der .schwarzen
Kunst' beherrscht, nur daß ihm der
ruckerteusu mitunter arge Possen spielt,
Di Zeitung, die er herausgiebt, heißt
. Patt 0 Matartk," oder daS .Sieben,
gefttr'. Das Blatt erscheint in zwang,
losen Nummern in jedesmaligem Um
fange von acht Seiten. Es ist in der
Sprache der Eingeborene und in eng
lischer Sprache gedruckt, letztere aber
derartig komisch entstellt, daß die Eng
lönder'sich luftig darüber machen. Der
König, welcher 1824 geboren wurde, ist
in ehr friedfertiger Mann, der l. Z.
nur durch das Drängen feiner mächtigen
Nalygeoer ln den fchreckltchea Weitokrteg
hineingezogen ward, nach dessen Unglück
lichem Ausgong ihm die Engländer un,
gefähr die Hälfte seines Lande weg
nahmen. Dafür forderte er später 15
Millioaen Pfd. Sterling und reifte 1884
nach London, um persönlich seinen An
sprächen Nachdruck zu geben. Die Londo
v Gesellschaft war äußerst liebenSwür,
big, aber der König war zugeknöpft und
selbst die Reporter wußten nicht aus
ihm heraus zubringen. Mit seiner For
derung wieg man ihn natürlich ab und
bewilligte ihm nur eine Penston von
56 Pfd. Sterling. Besst? etwas wie
gar nicht, dachte er, und nahm sie an.
Aber die .Großen' feines Landes ärgerte
es, daß ihr König' ein Pensionär der
Engländer sein sollte und sie zwangen
ihn, das Gnadengeld wieder zurückzu
geben. In seiner Zeitung erficht nun
Tawhiao von Zeit zu Zeit sein gutes
Recht und xroteftirt gegen die Berge
waltigung der Engländer. Viel nützen
wird ihm das freilich nicht, nur unter
feinem Volke steht er groß da, als ,ge
lehrter König' und das hat er feiner
Zeitung zu danken.
Die erfte Rettungsboote.
DaS Ereigviß, des thatsächlich zur
ersten praktischen Inangriffnahme deS
RettungSwesenS an den Küsten Anlaß
gab, war der Schiffbruch des Aoeatu,
rer' an der Mündung des Thone 1789,
als dieses Schiff auf der Heimfahrt nach
Rewcaftle begriffen war. Wohl waren
da willige Hände in der Nähe, das Fahr
zeug lag auch nur wenig über 15 Meter
vom Ufer fest, doch kein offenes Boot
vermochte dem Seegänge zu trotzen und
die Mannschaft fand einen elenden Tod.
DieS Vorkommniß erweckte die öffentliche
Theilnahme in dem Grade, daß bald ein
Comite zustande kam mit der Aufgabe,
die Erbauung von Booten zu erstreben,
die sich zur LebenSrettung auS Seenoth
eignete und auch dadurch, daß sie selbst
so gut wie unversinkdar waren, das Le
ben der Rettungsmannschaften keiner be
sonderen Gefahr aussetzten.
letscherdeweaung.
Vor mehr al sechzehn Jahren ließ ei
italienischer Senator auf eine Alpcntour
seiner Ueberrock in eine Gletscherspalte
fallen. Der Führer bemerkte ihm, daß
nach dem jährlichen Fortschreiten de
Gletscher in etwa siebzehn Jahren der
Rock an der Mündung der Schlucht zum
Borschein kommen würde. Vor Kurzem
bemerkte eine Partie von Touristen aus
einer Moräne ein Kleidungsstück, bei ge
nauer Prüfung zeigte flch, daß e der
Rock jene Senator auf der Rutschfahrt
nach der Tiefe war.
Unangenehme Eröffnung.
Lieutenant (der bei einem Bankier
wiederholt größer Anleihen gemacht):
...Herr von Lur, heute bitt ich um dt
HaudJhrrr Tochter !'
Bankier (eu vonlo auschiagend):
.Wie meiu Hauptbuch ausweist, haben
Sie ft schon zum größten Theil!'
fatale Bedingung.
Ein Studiosus hat sich von seinem
Stammmiith 10 Mark ausgeborgt und
will sich damit entfernen. Da ruft ihm
der Wirth nach: .Ah, das gibt'S nicht,
mein Lieber! Wenn Sie sich schon bet
mir Geld au leihen, dann müssen
Sie S auch bet mir rputzenl"
Unglaublich.
Tante (zur Richte): .Aber Ella,
schämst Du Dich nicht, durch' Schlüssel,
loch zu gucken ! In Deinem Alter wußte
ich noch nicht einmal, wa ein Schlüssel
loch ist!'
Selbst widerlegt.
,WaS doch dies Blätter immer über
dte Zerstreutheit der Prosefforen witzelnl'
sagt Pro effor Moppel im Kasfeehau e.
indem er die Zeitung weglegt und seine
Brille putzt. .Sag' mal, Nike, hast
Du mich schon jemals zerstreut ge,
sehen?"
.Aber, Herr Professor', bemerkt eine
neben ihm sitzende, befreundet Dame,
.Sie habe ja Ihre Frau schon vor in
halben Stunde nach Hause geschickt!"
Unerwartete Antwort.
Professor: .Warum darf man sich den
Kreb nicht zum Vorbild nehmen
Studiosu: .Weiler kneipt, Herr
Professor I'
Sicherster Beweis.
Fremder: Sagen Sie mir aufrichtig,
halten Sie das hiesige Bad wirklich für
so htilkrasttg, daß der starre gremvenzu
spruch gerechtfertigt ist?'
Einheimischer: ,O ja, daS Bad ist
nicht schlecht! Vorige Jahr Hat'S sogar
ein Einheimischer oersuchtl"
Vorzug.
.WaS für in Frau wär Dir lieber
ein, die Violine fpiklt, odr in, di
da Klavier beardettetV"
.Eine Violinfpielerin würde ich jeden,
fall vorziehen.'
.Weßhalb?'
.Weil man eine Violine zum Fenster
hinauswerfen kann, waS bei einem Ria.
vier nicht gut möglich tsti"
ver Haust, rann.
.WaS war denn eben für ein fürcht,
licher Scandal auf der Treppe?'
Ach, Hausherr, mein klciner Junge
ist die Treppe 'runtergesallen I'
.So! Dann sagen Sie Ihrem Sohn
gefälligst: wenn er nicht ruhig die
Trepp 'runterfallen kann, dann soll er'
überhaupt bleiben lassen!"
Zkindermund.
Vater: .Kinder, al ich in Eurem
Alter war, da war ich froh, wenn ich
trockene Brod zu essen hatte.
Der kleine Robert: .Papa, da kannst
Du ftoh sein, daß Du es jetzt bei un
besser haft.'
Adgefakle.
Er: Höre mal, Frau, jetzt habe ich'
satt! Ich verbitte mir entschieden, baß
Du jede Abend allein in' Theater
gehst.'
Sie: .Aber thu mir doch den einzigen
Gefallen und stmulire nicht etwa einen
Anfall von Energie I"
tönte Ausrede.
Gattin: .Der At sagt, icb werde in
dick ich müsse bedeutend an Gewicht
abnehmen und Du verweigerst mir
die Mittel zur Badereise! (Weinend.)
Weil Du mich eben nicht liebst I'
Katte: .Acb eben weil icb Dtcb
so liebt, möchte ich nicht da Geringste
von Bir verliertn r
cöeduldxrobe.
Rraut laus dem Standesamt unae
duldig): .Fünf Jahre sind wir jetzt ver
lobt gewesen, nun müssen wir hier auch
noch eine ganze Stunde warten!'
crharakteriftisch.
A: n srüberen Zeiten müssen die
Menschen doch viel kräftigere Lungen ge,
habt haben als jetzt!"
B: .Woher oermuiyen sie
A jpören Sie nur. wie die Scbau
fpieler immer in den Stücken, welche
in vergangenen Jahrhunderten spielen,
schreien!
Iafol
.n einem Scdwtir Settl befindet
kick, eine Aniabl Gäste, durch anhalten.
den Regen an Ausflügen verhindert, im
Musik'Salon und unterhält sich vurcy
musikalische Vorträgt. Plötzlich into.
nirt ein jungt Dame da Luc von der
Loreleo und e stimme sämmtliche An
wescd mit Begeisterung ein: .Ich weiß
nicht, was soll e bedeuten!' ovaiv
aber die erste Strophe verklungen ist,
springt in alter Herr ervk auf und
verlangt sofort nach der Rechnung, tncem
er di Gesellschaft verläßt.
Man alaudt allgemein, der Gesang
habe ihn so ergriffen, daß er, von Rüh
rung und Heimweh übermannt, abzurei
sen beschlossen habe. Eine Dame eilt
ihm daher nach mit der lenlimeniaien
Frage, ob di heimathlichen Klänge so
tief auf ihn eingewirkt hätten. .Nein',
entcieanet der Gefragte, .da nicht.
aber ich war 25 Jahr Capitän aus
einem Rheindampserr
Im Theater.
Regisseur tin ben durchau leeren Zu
schauerraum blickend): .Nanu, wo ist
denn da Publikum?"
Irnsvicient: .E ist eben 'mal 'rau.
gegange, um l GUS Bier zu
trinken !'
Ans der Fahrt nach lzelgola, d.
Tante (im äußersten Stadium der
Seekrankheit zu der sie begleitenden
Nicht-): .Ella Kind, ich sterbe! Ich
sterbe !'
Nichte (Lacksisch, in Verzweiflung!,
ler Hülsölosigkeit): .Ach, Tantchen
so warte doch nur noch bis Hamburg!'
Respektvoll
Graf: .Johann. Du hast mir Cigar
reu genommeu! Wie heißt da siebente
Gebot?"
Johann: .Du sollst dtr gnädige
Herr Graf soll nicht stehle !'
wenig trkplich.
Alte Dame (ängstlich): .Hält dieser
Zug in Magdeburg?'
Schaffner: .Wenn er ich hält, Ma.
dam, dann erleben wir eene Zusammen
floß, wik tr noch jar nich dajkwesen i.'
Standesbewoßt.
Sarah (singt am Klavier): .Mein
Liebster ist im Dorf der Schmied und ich
bin feine Braut.'
Papa Kommerzienrath (kürzlich ge.
adelt): .Ich enterb' Der, wmn i 2
ainzigk wahre Wort, an der
Such'!'
alt wafser.
.WaS höre ich, Freund,, Du sollst ja
ganz Feuer und Flamme sein sür die neue
Primadonna?'
,O, Karl, fl ist in göttliche Weib!
Ich wollte, ich wär ihr rrft leb!'
Arm Jungt, da wärst Du ja ti
fteinalter Ktrl l"
In früh geweckt.
.Warum bist Du den so verdrießlich,
guter Man?' .Ach, da dumme Mädel,
die Auguste, hat mich mit ihrem Teppich,
klopfen heut' Morgen geweckt, wie ich
gerade träumte, ich reiste nach Italien.
Ich hätte so gern 'mal Rom gesehen l'
Durchschlagend.
Bertheidiger: .Ja Betreff Klage auf
Hausfriedensbruch erwart ich vo de
Herren Schöffen ei freisprechende Ur
theil, da der Verklagt seit seiner Verhei
rathung seine Schwiegermutter bet ftch
hat und daher nicht an Hausfrieden ge
wohnt ist.'
Zatale Zroze,
Arzt: .Nur keine Angst, mein Herr.
Vor zwei Jahren litt ich an derselben
Krankheit wie Sie, und ich bin vollstän
big geheilt worden.'
Patient: .Wer war Ihr Arzt?'
Umschrieben,
.Sie, Herr Nachbar, wenn ich Ihre
Katze noch einmal in meinem Hause
wische, dann giebt's am anderen Tag für
meine Gäste H isevbraten!"
Bettler stolz '
Ein Schnorrer sährt in einer Droschke
zu einem reichen Ladenbefltzek und bittet
diesen um eine Unterstützung. Der Kauf
mann, welcher den Bittsteller dem Wagen
entsteigen sah, bemerkt spöttisch: .Sie
fahren betteln?'
.DaS mag Ihnen beweisen, daß ich
kein gewöhnlicher Bettler bin und daß
auch für mich Zeit Geld ist.'
Naiv.
Herr (zu einer höheren Tochter, die er
nach Haust begleitet hat): .Fräulein,
darf ich Ihnen einen Kuß gebeu?"
Höhere Tochter: .Wenn ich bitten
darf.'
lakonischer Bescheid.
.Kamerad, Jagd gewesen?'
Jawohl!"
.Schnepfen geholt?'
.Nee, Schnupfen!'
DasAeußerfte. , '
Richter (zum Vagabunden): .Siege
ben selbst zu, daß Ihnen zum Weiter
lebe jegliche Mittel fehlten; womit
wollten Sie sich denn auf anständige Art
sortbringen !'
Vagabund: .Hin, i werk' halt doch
schließli heirathn müaßn."
Unangenehm.
Amtsches: .Ja, was liegt denn da auf
meinem Pult?! Der letzte Mahnbrief
meines Schneiders unterfertigt von
allen meinen Beamten!,,. Um
Gotteswillen, den hab' ich jetzt in meiner
Zerstreutheit zurKenntnißnahm
circuliren lass!'