Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, November 16, 1893, Image 3

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    NEBRASKA STAATS - ANZEIGER. Lincoln. Neb.
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Miu, nrwi!" stieß iteiu tjerucr.
Oil) tcnie kieje Uüjje ;u eieuau.
fcs,te ja vorhin s !on. fit ist üußcist sei
teil, jcllnt im xTrtcnt. ie flcljent ;a
einem iViii er, tcjieii alter etc dieser
iDldjfiianf it. Ee!,en iie liier, diese
beiden VouKiiföpjc sind die Spannen,
welche den jacher fefilialicii. behielt
man sie ein iveuist jmüif , dann springt
die i.'o.jt'e vor uns der Tolch ist fertig,
vorher ober ficoft er verborgen in dem
Gri,ie des Öiidjer."
Und ich sage Il,iieu doch, daß Sie
sich irren, es gibt nel,r solcher Fächer.'
Nein, nein!- jeiatt der Staaten
walt mit plvilich veiiinderler Stimme,
bie fetjr tjoi)l und gebrochen erklang, al?
ob sie au? dem Ü'nabe lerauedraiuie.
.Es kann kein Irrllium sein. C ist
derselbe Dolch, welchen Villen gestern
klbeiid noch kurz vor meinem Ansbrnche
!n der Hand gehabt, mit welchem sie
troh meines dringenden ÄbiathenS ge
spielt liat. Darüber sind wir ja eigent
(ich erst in einen kleinen Zwiespalt ge
tatlicn. Sclien ic l)icr," setzte er
gleich daraus ljinzu und wie aus eine
der Goldschuvpeu der beiden sich rin
elnden Schlangen, ,l,ier ritzte ich. den
feilten Ellen solgend, die Ansangs
buchslaben iljrea !)iainenS ein. IHan
sieht es ii nr undenklich, denn ich bin ja
vur ein Skiiniper in solchen Arbeiten."
Seinen zitlerndenHünden entnahm
der Untersuchungsrichter die Wasje.
Aber das hereindringende Sonnenlicht
musste ihn wohl blenden, denn zu wie
derhollen Nullen ins,te er sich nieder
beugen, bis es ihm gelang, auf dem
einen Goldschnppchen die knnslloS und
ungefüg einglaviiieit Bnchslaben li.
N." zu eutzisserii. .Mein Gott. daS
ist seltsam,- meinte er, unverwandt den
jungen Slaalöanwalt anschauend.
Dieser stand noch eine äikile unbe
weglich da, dann sank er mit einem
dnmpseii ?lech;en in seinen Sessel zu
rück. Er schlug beide Hünde vor sein
Besicht, und eüi banger Seufzer glitt
über seine Vippctt.
iliarhlos stand der Uiitctfitdiitng
richter Danmiller vor ihm. och im
vier hielt er die veihängniszvolle Mord
Waffe in der Hand, dann, sich besin
end. legte er langsam den Jächerdolch
in das ftimeral .uuücf, ging ans den
UV incuud ;u und berührte seine Schulter.
.V V' VUI WIV, t VI. V...V. w-,...
js ßirhntifi'it M.'iinm SmriiVlii sin 'llirrr
V iitti m-ic rti im i--! ri-inni lnirii
t """ I .,.. yj.,.,.
i iMrmtf. tv.f f In it li rrrlir-n liiVidini ; fS
ist ein unglückseliger Zusall. der sich alö
' bald ausllälcn iii'ujj."
I Tn Ii, s teilt hi? (Siinhc iiiirivr imm
Besicht sinken. Ein sast feindseliger
v Blick glitt über den Unlersnchungsrich
.ft ter hin und heslig schütleile er, sich rasch
v Du.ii kiiii c e cuciio. oi ; eil ojuiiü
von seiner Schulter ab.
rede Sie da. Sie wagen eö
gar, Ellen mit jenem Perbrechen in Zu
sammenhang zu bringen I" stiesz er hef
tig hervor, und alS er die schmerzliche
Betrosseuheit in den GesichtSzügen deS
ihm so zugethanen ffreundeS wahr
nach, unterbrach er sich plötzlich und
tief ausathniend. trat er einen schritt
zurück.
Wieder stand er Sekunden hindurch
wie gelahmt, dann strich er sich mit der
Hand über die Stirn, die mit dicken
Schwciütropsen wie besäet war. Ber
zeihen sie, Herr Rath," stammelte er
endlich verstört, ch rede irre -ich
wollte Ihnen nicht wehe thun aber es
ist so sonderbar nicht wahr, sehr son
derbar V"
Er trat einen Schritt näher an den
Untersuchungsrichter heran und legte
wie flehend seine Hand auf dessen einen
Arm.
.Dieser Dolch ward neben der Leiche
der Gräfin Korsakosf gefunden ich
muß Ihnen glauben und dennoch hat
Ellcu gestern Abend um halb neun Uhr
diese selbe gräßliche Waffe noch besessen
wenige Stunden später aber war der
Mord schon vollbracht."
Freilich wohl." stimmte Daumillcr
bekümmert bei. 9cch Aussage dcö
Arztes kann er frühestens um elf, fpä
testen um zwölf Uhr Nachts geschehen
sein."
.Gräfzlich. gräßlich I" stöhnte Stein
auf, während ein furchtbarer schmerz
ans feinen Zügen sprach, .llfcrn kann
die Minuten zählen, welche die stunde,
in der ich die Wasfe noch in EllenS
Händen blinken sah. von lenem furcht
baren Augenblick trennen, in welchem
sich der Mordstahl in die Brust jener
Unseligen senkte. Aber dennoch aber
dennoch .'" Er athmete tief beklommen
auf. .Sie haben ili'echt. Freund, an
Ellen zweifeln, hieße ein Verbrechen be
gehen. Ich habe die HM)t schlecht ge
schlafen und einen üblen Traum gehavt
eine unmännliche Schwäche hat mich
überkommen "
Er konnte nicht weiter reden. Der
furchtbare Schmerz, der in seinem In
nern wühlte, ließ ihn zäh verstummen.
Sekunden hindurch stand er wieder,
beide Hände vor die Stirn gepreßt da.
Er war sichtlich bemüht, sich zu sam
mein.
) .Fassen Sie sich, lieber Freund," ver
v iiiqte 4)auiniuer inn auszurieuien. ,ci
' flfente, daß ich Sie furchtbar erschrecken
müßte durch meine Mittheilungen, die
ich Ihnen doch zu machen gezwungen
war." Fast gemattaiu versuchte er die
Sande von der slirn des jungen
taatsanwaltes zu ziehen. .Werden
Sie erst ruhig lassen Sie uns als
Freunde, als Männer über diese Pein
liche Angelegenheit sprechen. Ein
Echuldverdacht ist gar bald gefunden,
indessen"
Nein, nein!" unterbrach ihn da
Stein, der kaum auf seine ehrlich ge
meinten Trostesworte gehört hatte.
.Vor allen Dingen haben wir, Sie
gut wie ich, unsere Pflicht zu thun. ES
ist ein furchtbarer Mord geschehen, und
wir sind berufen, ihn zu rächen an den
Uebclthatcrn. Und diese erste Pflicht
haben wir zu erfüllen, mag alles Andere
darüber zn Grunde gehen." Er reckte
sich gewaltsam empor, und ein drohen
der, entschlossener Ausdruck trat in
(seinem blassen Gesicht zu Tage, dann
Ahr IthtM-ftf ifin ttitrhoi rin 'Jrttovt titiS
UWt MWUll lljt IVIVKH Vlif )Uil,ltl MtlW
er tastete unsicher nach der Hand des
Untersuchungsrichter. .Eine Bitte
tobe, jtJi, lieper FrcuiH.' saate er mit
';"iitücr Stimme, .fieier nrajina
VtUfii.t t-erf an? fein Haupte jenes
rcuini Miiichciu auch keine it;nilc
mehr lancü. Es niüji ia. weiden,
ocuer !!!! ich Litte ise, gelieu
cie Mit air. 'Aul t walir, -iiegeijeu
mit mir zu -zu meiner Braut i"
.'"eiu!,igen 5ie sich erst, sie kenne
lh jelLfi nicht iiic:ir, liebster oi..;nd,
suchte ihn Daiiimi'er ;u beschii'ichti;,eii.
Aber eillschlosieii scheitelte Stein ten
Kops. .Nein, nein! Wir sind Man
ner. wir haben nnS zu beherrschen
lassen sie uns unsere Schuldigkeit thun.
Es ist auch meine Pflicht, diesen flnch.
würdigen Berdacht nicht zu dulden.
Elle iviid. sie muß nachweisen können,
wie dieser Dolch, den sie am Anend noch
besessen, nach einer so kurzen Frist in
die Brust der Ermordeten gekommen ist.
Uud iu kein Wort der Widerrede
mehr. Ich bitte, ich beschwöre Sie!
Begleiten Sie mich zu meiner Braut !"
Der Untersuchungsrichter ergriff sei
nen Hut. Steins Berlangen überhob
ihn der sehr peinlichen Nothwendigkeil.
elbsi das Gleiche vorzuschlagen, wie ihm
.ine Pflicht unbedingt gebot. Außer
ei war eö am beien, den Thatbestand
so rasch alS möglich aufzuhellen, schon
um SleinS willen, der so furchtbar un
ter der Ungewißheit litt.
.kommen Sie, ich bin bereit," ver
setzte er. und Gott gebe, daß wir bald
und beruhigt zurückkehren 1"
9. Kapitel.
Als die beiden Herren den Justiz
Palast verließen, um sich nach EllenS
Wohnung zu begeben, brach eben durch
den von Schueewolken verdüsterten
Himmel auf Augenblicke die Sonne l,iw
durch und flimmerte über die dichte
weiße Decke r.nf den Dächern der Hau
ser und den beiden schmalen istreifen
hüben und drüben vom Fahrdamme der
Straße, welche der sich unaufhörlich ab
wickelnde Beikehr vom letzten Schnee
fall och übrig gelassen hatte.
Naschen Schrittes strebten die beiden
Herreu vorwärts. Veo Stein blickte
während des Gehens unausgesetzt in'S
Leere vor sich. Er war einsilbig und
zerstreut und gab seinem Begleiter nur
ab und zn kärgliche Antwort. Mit
jedem weiteren Schritte sank die ohne
hin schwache Hoffnung iu seinem Her
zen noch mehr, und ein unerklärliches
Gefühl der Bangigkeit durchschauerte
es.
Endlich war das Ziel erreicht. Die
Herren klingelten, das öffnende Dienst
müdchen theilte ihnen mit. daß ihre
jugendliche Herrin fiel) in Gesellschaft
der Schwester, im Wohnzimmer befinde.
Sonst war eö ein Borreckt 'to Steins,
unangemeldet eintrete zu dürfen, heute
indessen ließen er und der NiiterjuchungS
richter sich förmlich anmelden.
.Wir stören doch nicht?" frug er.
das Mädchen, dessen Wesen ihm merk
würdig gedruckt vorkam, och einmal
zurückhaltend. .Fräulein Ellen ist ver
mnthlich sehr spät nach Hause ziinickge
kehrt '"
DaS Mädchen vermied eö, ihm eine
Antwort zu geben. Ich werde Sie
melden." murmelte sie und wollte schnell
an den beiden Herren vorüber.
Mit sast drohendem Gesichtöaus'
drucke vertrat ihr jedoch Veo Stein den
Weg. .Sie haben ans meine Frage
nicht geantwortet." sagte er streng.
.Ich sehe Ihnen an der Stirn an, daß
Sie mich belügen möchten. Wann ist
meine Braut heute Nacht zurückgekehrt ?
Antwort k Ich habe ein Necht. dies zu
wissen !"
Das Mädchen war sichtlich betroffen.
.Es ging if zwei Uhr Morgens,"
flüsterte sie, .aber bitte, sagen Sie nickt,
daß ich es Ihnen gesagt habe daö gna
dige Fräulein hat es mir streng verbo
teil."
Um LeoS Lippen zitterte es seltsam.
Er stellte keine Fragen mehr, schien aber
seinen Entschluß geändert zu haben,
denn er folgte dem anmeldenden Mäd
chen dicht auf dem Fuße.
Ach, Alles war so ganz ander alS
onst. Kam der junge Staatsanwalt
vnsl zur Geliebten, dann stog ihm diese
anchzend entgegen und barg voll Glück
eligkeit den itops an seiner Brust.
Heute indessen hatte Leo lein Muhe,
beim Eintreten in das Zimmer in dem
hochaufgcrichtct stehenden Mädchcnbilde
mit den blassen Wangen und den hohl
blickenden Augen seine schöne, lcbcns
heitere Ellen wiederzuerkennen.
Wenn der Untersuchungsrichter Dau
milltr nicht alle ihm zu Gebote flehende
Liebenswürdigkeit zusammengerafft hat
te. um ihr Erscheinen so unauffällig wie
möglich zu erklären, so hätte die Bc
grüßung etwas seltsam Erkältendes und
Gezwungenes gehabt, aber mit all' seiner
Gewandtheit vermochte er nicht zu ver
hindern, daß schon nach den ersten ein
leitenden Worten Leo Stein auf den
eigenthümlichen Grund seines Besuches
zu sprechen kam.
Dieser war dicht an seine Verlobte
herangetreten. Ich wollte Dich gestern
noch einmal aussuchen." sagte er in lei
sem. nur Ellen verständlichem Tone,
.aber als ich in die Nähe des Hauses
kam. sah ich Dich bereits in einen Wa
gen steigen. Ich dachte. Du hättest
Kopfschmerzen und wolllest Dich zur
Ruhe legen. Warum warum sagtest
Du mir nicht offen, daß Du behindert
seiest, mich zu meiner Mutter zu bcglci
leu y Es thut mir weh, mich von Dir
getäuscht zu sehen."
Er wollte sich gewaltsam zur Ruhe
zwingen, hatte cs aber dennoch nicht
verhindern können, daß im Ton seiner
letzten Worte die heftige Erregung sei
ncs Innern wicdcrklaiig.
Ellen zuckle unmertlich zusammen.
Sie war auf diese Frage nicht gefaßt,
obwohl ihr daö veränderte Wesen des
Verlobten unheimlich genug vorkam.
Die Gedanken jagten 'sich in ihrem
Hirn, aber sie fand keine Erwiderung,
keine Erklärung, vnd senkte in tödt
licher Verwirrung den Blick zu Boden.
ES entstand ein peinliches Stillschwei
aen im Gemach. Die Herzen der darin
Befindlichen schlugen schneller, wie in
Vorahnung der folgenschweren Ereig
isse, welche die nächsten Minuten mit
sich bringen mußten.
Beatri'-. welche bis dahin ersichtlich
angegriffen auf dem Ruhebette gelegen
hatte, richtete sich mit Anstrengung ein
wenig in die Höhe.
Verwundert uns befremdet schaute
sie bald auf die Herren, ball) auf Ellen,
seien c. v.:.ie von Sekunde zu
selu"e :.ur:en. wahrend sie
ans sX.il". ,,ie un Veo euiieint
sici:.
;ia, i' ti:; ii, iic rat es mir sie
pcbci: V" i'z' :.i k ;.;:uec das Wert, ta
alle vir'.ri ii swie,',cn. .sie sehen
Beide fs a:c::.;i.;:r::1) :?."
Da fniir sich Stein mit der Hand
über die slirn. .Wir sind g.'komnieii.
um e.;;c .InüTirung ;ii erbitten, liebe
Ellen," lega:i;t er mit einer Anstren
gung, unbefangen zu reden. Er suchte
m seiner Biusitaiche umher und holte
daS zerknitterte Bnesfragrnent hervor,
welches er sich unterwegs von dein Un
tersuchungSli1,ter hatte einhändigen las
sen. Das ist in einer Spielhölle auf
gesunden woide, deren Inhaberin eine
Gräfin orsakosf ist." sagte er.
Sowolil er. als auch der Untersu
chiingsi ichler hatten bei diesen Worten
das Gesicht des jungen MädckenS scharf
betrachtet; Beiden entging der offen
bare schreck in den GefichlSzügen EllenS
nicht.
.Ist Dir der Name bekannt?" frug
der SlaalSauivalt alsogleich.
Ellen warf einen raschen Blick nach
der Schwester. Auch diese war todten
bleich geworden ; sie zitterte bereits an
allen Gliedern und schaute flehend zu
Ellen hinüber. Diese nickte ihr nur
uumerklich mit dem jiopfe zu und wen
dete sich dann mit so unbefangener
Miene, als ihr in diesem Augenblicke
möglich war. an ihren Verlobten. .Ich
kenne die Dame allerdings flüchtig,"
versetzte sie aufweichend.
,Urn so mehr nimmt eS mich Wun
der. daß Du mir von dieser, gelinde ge
sagt, eigenthümlichen Bekanntschaft nie
etwas mitgetheilt hast." versetzte Stein.
Seine Stimme klang gereizt.
Betroffen schaute ihn das junge Mäd
chen an. Einen solchen Ton halte sich
ihr Bräutigam ihr gegenüber noch nie
malö anzujchlagcn erlaubt, och dazu
in Gegenwart Anderer. .Aber. Leo!"
lästerte sie mit zuckenden Lippen, .was
oll das nur heiszen ("
.Bitte, lies dies Briestragment
durch." murmelte der Staatsaüwalt.
ES war offenbar schon mit seiner Faf
suug zu Ende. Alle die furchtbaren
Gedanken, die ihn während des Weges
gequält hatte, brachen wieder in sei
nein Innern auf. .LieS diesen Brief,
er ist an Dich gerichtet." setzte cr. mit
äußerster Gewalt seine Sclbsibchcrr
schling aufrecht haltend, hinzu.
Ellen erbleichte, sie warf einen Blick
in die verhüngnißvollen Zeilen. .Mein
Gott ja-in der That ich " stam
melic sie fassungslos.
Du kennst die Gräfin Korsakoff,
nicht wahr?" stieß Leo t teilt hervor,
seine Braut hart bei der Hand sassend.
.Leugnen ist nicht gut möglich sie hat
gewagt, diesen Brief an Dich zn schrei
ben !-
Der Untersuchungsrichter war näher
herangetreten ; er hielt es für gerathen,
die Hand auf die Schulter seines jungen
Freundes zu legen. .Fassung, Acson
enheit, liebster, bester Stein," flüsterte
er diesem in'ö Ohr. .Bedenken Sie,
daß eö nur ein Irrthum sein kann."
Ich taute Ihnen," sagte stein sich
umwendend. Wenn sie gestatten,
ziehe ich mich mit meiner Braut in'S
Nebenzimmer zurück."
Aber so erklären sie mir nur," rief
mit steigender Angst Beatriee vom
Nuhebctte her. .Was hat es nur ge
geben? Diese gchclmnißvollcn Anden
tuugeu "
Nachher, nachher, gnädige Frau,
Sie verzeihen, ich habe dringend mit
meiner Braut zu sprechen." sagte Stein
mit gepreßter stimmt, während ihm
von Neuem durch die Poren der Schweiß
hervordrang.
Auch Ellen war furchtbar bestürzt.
Zu wiederholten Malen hatte sie das
Bnefsragmeiit gelesen und alsdann er
schlittert fallen lassen.
Von ihr unbeachtet hatte sich der Un
tersuchnngörichler gebückt, dasselbe auk
gehoben und zu sich gesteckt.
.Ich stehe Dir gerne zur Verfügung,
obwohl ich kein Geheimniß vor meiner
Schwester habe," erwiderte Ellen ihrem
Bräutigam.
.Ich bitte Dich, laß mich allein Mit
Dir reden." bat Stein.
An der Schwester vorübergehend, ge
wahrte Ellen, wie diese einen flehenden,
erloschenen Blick ach ihr richtete und
nickte ihr nur mechanisch mit dem Kopfe
zu. Dann aber. alS sie sich im Neben
zimmer allein mit dem Geliebten sah,
faßte sie diesen bei der Hand. Leo,
was hast Du nur. warum bist Du so
verstört? Ich bitte Dich, ich beschwöre
Dich, sage es mir." flehte sie.
Der junge Staatöauwalt sah ihr wie
entgeistert in'S Auge. .Ich habe eine
Frage an Dich zu richten." begann cr.
Aber beim barmherzigen Gott bc
schwöre ich Dich, sage mir die volle
Wahrheit I"
.Was ist nur so rede sprich "
murmelte Ellen, aus deren Gesicht der
letzte Blutstropfen gewichen war.
Du besitzen einen Dolchfäehcr wir
hatten seinetwegen erst gestern eine
eringsugtge Auseinandersetzung. Willst
u die Gute haben, mir ihn zu zeiaen ('
Ein heftiger Schreck prägte sich in
Ellens Zügen aus. Glanzlosen Blicke
starrte sie ihren Verlobten an und wich
einen Schritt zurück. Den Dolch
sächer? Ach so ja freilich," brachte
sie wie irre hervor.
Dem StaalSanwalt schien es, alS ob
sie iu höchster Verlegenheit nach einer
passenden Ausrede suche. Er fühlte zu
gleich, wie die Verzweiflung riesengroß
in seinem Herzen stieg und das Blut
gcwallsaui ihm nach dem Gehirn
strömte. Ja, den indischen Dolch
fächer.
. , Du weißt ja. jene furchtbare
Die Spitze ist hohl und ver
Wae
gistet. Ich wollte ihn nicht in meinem
Besitz leiden!" brachte er in abgeris
fencii Lauten hervor. Wo ist cr
sprich !"
Das jung Mädchen wich entse' t
noch weiter von ihm zurück. Wie Du
mich nur' fragst?" stammelte sie.
.Das ist nicht die Art. mit mir zu
sprechen !" Thränen traten ihr in die
Augen.
Nein, keine Thränen jetzt." krt Leo
Stein dringend. Es handelt sich jetzt
nicht um Empfindlichkeiten. Schilt
mich, schmähe mich, wenn Dit die Wahr
heil gesagt hast! Aber jetzt Wahrheit,
hörst Du Wahrheit ! Wo ist der
Dolchstiches?"
Noch weiter n ich da junge Mädchen
von ihm zurück. .Man wackle ii
fürchte vor -Tir. Ve5 k Uni (nnes
willen, ii-.i;:ii h;':e; si Tu caiauj ich
bester il'N nie! 1 i;:v;ir.
.'.'Ich, in iie.!i ijii i n:e!r? Tu
hast i.ni ici jd e;;ft ? Ja, niie e?, wem
Hz t Du il!!l
-s.:,:e da iu:e
eiloiende Weit, nenne mir den Neunen
der Person, welcher Dn i'.v.i gejd enft
Haft! Ach. dann ist ja Alles, AUcS
wieder gut."
Das junge Mädcheu sah ihn mit
erloschenen Blicken an, und ein Langes
i 1
i
lohne kam über ihre Lippen. .'ch
kann e-s Dir nicht sagen, aber in
sprichst die Wahrheit. Ich habe ihn
verschenkt," murmelte sie tonlos.
Verständnislos starrte der junge
taatoanwall sie an. Du kannst es
t
mir nicht sagen-mir nicht sagen," stieg
er dann mit rauher Stimme hervor.
.Das ist ein Irrthum ! Mir, Deinem
Bräutigam, kannst Du Alle sagen,
besonders jetzt, wo es sich um Lebens
glück und Herzensfrieden handelt.
Beide stehen auf dem spiel, wenn Du
jetzt nicht sofort rückhaltlos die Wahr
heit sagst. Ich bitte, ich beschwöre
Dich-"
DaS junge Mädchen machte eine
plötzliche Bewegung, als ob es aus dem
Zimmer entfliehen wollte. Er' aber
eilte ihr nach und faßte sie mit rauhem
Griffe bei der Hand. Du wirst mich
verstehen, wenn ich Dir sage, daß Dein
Dolch heute Nacht neben der Leiche der
Gräfin Äoi sakoss gesunden worden ist !"
Mit einem Wchelaut wich Ellcn zu
rück. .Sie zitterte am ganzen Leibe,
ihre Augen schienen weit aus den Höh
len hervorzudringen, mit glanzlosen
Blicken starrte sie sekundenlang, wüh
rcnd licicS Schweigen, nur uterbro
chen durch die Athemzüge der Beiden, in
dem Gemache herrschte, aus ihren Ver
lobten.
Neben der Leiche der Gräfin Korsa
koff?" wiederholte sie endlich, und es
schien dem jungen Manne, als ob ihre
Stimme ans weiter Ferne zu ihm
dringe. S ie ist todt todt ?"
Er stand einen Augenblick wie erstarrt
unter diesem Eindruck, eö war ihm, als
lege sich etwas mit Bleischwere auf sein
Gehirn, aber schon im nächsten Augen
blick nahm cr alle seine Willenskraft zu
sammcn. Nein, jetzt nicht schwach
sein, jetzt nicht," murmelte er. Und in
dem er auf Ellen zutrat, faßte er ihre
Hände und zwang sie, ihm in die Singen
u sehen. Neben der Leiche der Gra
in fand man Deinen Dolch," wieder
holte er, jedes Wort schwer betonend.
.sie ist ermordet worden heule Nacht
in einer Loge der Viktoriasälc. Nun
wirst Du begreifen, daß Dn mir sagen
mußt, wem Dn diesen Dolch geschenkt
hast !"
Wie zur Abwehr streckte daö junge
Mädchen beide Hände gegen den Ver
lobten aus. Leo stein aber nahm bei
dieser Gelegenheit wahr, daß eine schmale
Kompresse mehrsach mit die linke Hand
des jungen Mädchens gewickelt war.
Hastig trat er auf Ellen wieder zu und
erfaßte diese beim Arm. Dn hast
Dich verwundet, Ellen, wie ich sehe?"
brachle er in ungewissem Stiminentlaiig
hervor. Das war doch gestern Abend
nicht der Fall um halb nenn Uhr, als
wir von einander schieden ?"
Wieder zuckte Eilen zusammen. Ja,
ganz richtig ich, ich war unachtsam,"
murmelte sie. Beim Zubcttcgehen
warf ich ein Glaö um in der Dunkel
heil wollte ich darnach greisen, aber cS
war zerbrochen, und ich zerschnitt mir
an den Scherben die Hand, daß sie bin
tete."
Ellen, ist das die Wahrheit ?" stam
melke Lco Stein, sie durch die Gewalt
seines Blickt zwingend, ihm in die
Augen zu schauen. Fügtest Dn Dir
die Verwundung nicht während Deiner
heimlichen nächtlichen Fahrt zu ?"
Eine Sekunde hielt das Mädchen fei
neu forschenden Blick aus ; dann ließ
sie, während ihre Lippen sich trotzig aus
warfen, den Blick zu Boden sinken.
Beklommen hob und senkte sich ihre
Brust. Wie Dn nur sprichst ich sage
Dir, ich kann mich fürchten vor Dir
eö ist die Art nicht, wie Du mit mir
reden sollst."
Nein Ellen, nur jetzt keine Empsin
deleien! Ich sagte es Dir vorher
schon." versetzte der junge Staatsatt
walt beklommenen Toncö. wieder dicht
an sie herantretend. Gib mir Ant
wort auf meine Fragen! Haft Du
heute Nacht daö Hau verlassen, nach
dem ich von Dir gegangen bin ?"
Sie wich vor ihm einen Schritt zu
rück. Tann aber rief sie plötzlich anö:
Du solltest Dich schämen, mich so zu
bedrängen! Du zeigst Dich auf ein
mal in einem ganz anderen Lichte o
pfui I pfui !"
Ueber die Lippen des jungen Staats
anwalteö glitt ein dumpfes Aechzcn
Gib Antwort." rief er feiner Verlob
ten zu. Ja oder nein! Verließest
Du heute Nacht noch das HauS ?"
Ellen schwieg. Ihre Lippen hatten
sich trotzig aufgeworfen, und tiefe Eut.
rüiiung. gepaart mit sinnverwirrendem
Schreck, prägte sich in den zarten Linien
ihres Angesichtes aus.
Leo wartete vergeblich eine Weile an!'
Antwort. Dann trat er Plötzlich hart
an Ellen heran. Ja. Du warst heute
Nacht abwesend I" stieß er mit rauher,
entstellt klingender Stimme hervor.
Du bist erst um zwei Uhr Morgens
zurückgekehrt! Sage mir, Ellcn, wo
warst Du ? Was kann der Zweck die
se nächtlichen Ausbleibens gewesen sein,
daß Du mir. Deinem Bräutigam, niä t
das Geringste davon sagtest? De.ß
Du Krankheit vorschütztest, nur um
mich hintergehen zu können ?"
Während seiner hestig gesprochenen
Worte hatte das junge Mädchen scheu
von ihm fortgcbltckt. jetzt aber stand
Ellen hoch ausgerichtet vor ihm und
starrte ihm trotzig in die Augen. Ach.
abscheulich! Du hast spiouirt." ninr
melte sie. Ist das auch ManneSart ?
.Das hätte ich nicht hinter Dir ver
mnthct. Geh', das war schändlich von
Dir!" .
Lco Stein war eö Plötzlich, als ob die
reine, holde Lichtgestalt. für welche cr
bisher immer die geliebte Braut ge
halten, plötzlich verschwände und sich' in
ein ganz entgegengesetzt geartete Ge
schöpf mit sündhaft verführerischem, bc
rückendem Liebreiz verwandle. Ellen,
um Gottes willen!" rief er plötzlich.
Du bist so ganz anders als sonst
sage mir, wo warst Tu gestern Abend ?
Mädchen, begreifst Tu nicht, waö
Alles abhängt von Deinen Worten ?
wei Stunde vorher, cüe ein schreck
1:5". sluck'rdiger' 2.'.' erd le-air-en
woieen i. ich die Moidwasse nech
in Tcuica . nein. Wu ,,, sie C;i de.i
X.it der !e.:,eu gekommen ? Und l.o
Last Tu Dich ueninuicet?- nur
Antiren !" In eeivr.cl ciidcm Y.ru t
barem Zctu ,'ieß er mit dein Fuf.e c:;f
den Bvccit.
Tas junge Madien sah ihn i:: t
einem langen erloschenen, c::t fc t. rc.
Blicke an und dann wendete sie sich mit
einein veiächtlie!'en Auslachen p löblich
von ihm ad. .Ich will eö nicht sagen."
stieß sie rauh hervor.
Aber mit einem Sprunge war der
Staasaniralt wieder Lei ihr. .Nein'
Tu kannst es nicht sagen." zischte er.
.denn das Kainszeichen der sunde steht
auf Teiner stirn. .Ellen, um Gottes
willen, wozu hast Tu Tich hinreißen
lasten? Sag', welches schreckliche Ge
heimuiß bestand zwischen jenem nnseli
gen Weibe und Tir was für Ti.i,',e
stehen in Deinem Leben, von denen ich
nicht wissen darf ?"
Da fuhr plötzlich ein Zorneeblick aus
Ellens Augen. Ein halb erflickicr
Schrei drang über ihre Lippen, uud in
heiliger Bewegung stieß sie gewaltsam
die Hände des Bräutigams zurück. ,O
geh-geh-Du bist schlecht!" stammelte
sie . ihrer Sinne kaum mehr mächtig;
sie schwankte in den nächsten sesjel und
sank gebrochen in diesen nieder, ihr An
gesichl mit beiden Händen verhüllend.
.Ellen, sage ein Wort, ein einziges
Wort." bcharrte Leo Stein und trat
ganz dicht an sie heran. .E gilt un
ser ganze Lebensglück l Sage ein
Wort, Ellen, ich beschwöre Dich bei un
serer Liebe bei Allem, wa Dir heilig
und theuer ist! Wem hast Du die
Wasse geschenkt, euiie mir den Namen
Elle, es gilt unser Glück. sag' mir,
wo warst Tu in dieser Nacht?"
Aber keine Antwort ersvlgte. Da
fuhr der staatöauwalt och dringender
fort: .So fprich doch! Es ist kein
Augenblick mehr zu verlieren! Noch
kann ich die Untersuchung Hinhalten,
wenigstens so lange, bis Tu geflohen
bist, Ellen." lies er dann och einmal
mit gepreßier Siininc. in deren Ton der
ganze wahnsinnige Schmerz seines Her
zcs lag. .ich liebe Dich namenlos
aber jetzt sage mir die Wahrheit !"
Da verwandelte sich plötzlich der Ge
sichtoansdrnck des Mädchens. sie
sprang ans und stieß mit einer Geberde
de Abscheus die Haude ihres Verlobten
zurück. .Ist eö denn möglich?" flam
uicltc sie, und wich voller Abscheu im
mer weiter vor dem och immer ans den
iliiieu Liegende zurück. Du, Tu
hältst mich wirklich für eine Mör
denn ? I" Ellen preßte beide Hände
gegen die Schläfen, als ob sie fürchten
müsse, dieselbe mochten ihr zerspringen.
Aber daS dauerte nur Sekunden, dann
bezwäng sie sich wieder, sie nestelte
an ihrem linken Goldfinger, a dem sich
ein breiter, glatter Niiig befand und
außer sich vor Aufregung, schleuderte sie
den blinkenden Ring dicht vor Leo auf
den Boden nieder. Herr Leo Stein,
dieser schmachvolle, unwürdige Verdacht
trennt uns für immer." sagte sie mit
gepreßter, aberon unbeugsamer Festig
keit zeugender stimme. Ter Mann,
der mich schirmen sollte durch mein gan
zcö Leben, der an mich glauben müßte,
wie ich an ihn, er wagt eö, ainuuehmcn.
daß ich daß ich o nein." unterbrach
sie sich. Tas ist abscheulich, schändlich !
Gehen Sie mir aus den Augen Sie
haben mich nicht geliebt und ich hasse,
Ich verabscheue sie!" Von der furcht
baren Erregung überwältigt, brach sie
in einen Thränenstrom aus und sank,
an allen Gliedern bebend, in den nächsten
Sessel.
Wie geistesabwesend starrte Leo Stein
bald aus die Weinende, bald auf den
blinkenden Goldreifen, der dicht vor ihm
auf dem Bodcntcppich lag. Dann
ilötzlich schoß tief dunkle Nöthe durch
ein Angesicht und es war. als ob er sich
er Nolle, die er bis dahin gespielt,
ichttmc. Ellcn," sagte er noch einmal
mit kaum mehr verständlich klingender
Stimme. .Du handelst wie eine Ra
sende. Dn weißt nicht, daß der Ver
dacht gegen Dich sich schon fast bis zur
Gewißheit gesteigert hat. Wo aber diese
Gewißheit anfängt, hört jede Rücksicht
nähme auf. Zum letzten Male, Ellen,
besinne Dich. Die Schnldbcweise müs
seit Tich zermalmen. Fall Du keine
Barmherzigkeit mit mir empfindest, übe
Mitleid mit Dir selbst. Noch bin ich
bereit, Dir zu helfen, trotz der Schmach,
die Du mir angethan hast. Im nach'
lten Augenblicke aber nimmt das Ver
hänguiß seinen Lauf."
Daö junge Mädchen sah ihn blitzen
den Auges an. Wenn Sie kein Un
würdiger find," rief sie vor Empörung
ant allen Miedern zitternd, dann thun
Sie Ihre Pflicht I Ich selbst dringe dar
ans daß diese abscheuliche, fluchwürdige
Verdächtigung von mir genommen
mied !"
Da flammt: aber auch ein verheeren
der Zorn in den Augen des jungen
EtaatsanwalteS auf. Außer sich eilte
er auf die Thür dcö Nebenzimmers zn.
Mit einem gewaltigen Nucke ließ er sie
auf. Dann, alS der Untersuchung
richter, der bis dahin vergeblich die wei
ende Beatriee über die furchtbaren
Vorgänge da drinnen hatte hinwcgtäu
scheu wollen, bestürzt näher trat, iniir
melte er mit zuckenden Lippen, halb
ohnmächtig auf den schirmend ihm ent
gegen gestreckten Arm deS alten Freun
des sich stützend: Gott ist mein Zeuge
ich habe nichts unversucht gelassen
aber AllcS blieb vergeblich nnii nehme
das Verhängnis seinen Laus."
Beatriee Longfelloiv stieß einen schwa
chcn Schrei an; sie richtete sich ein
wenig in die Höhe, und während eine
erschreckende Blässe ihr Angesicht bc
deckte, statrte sie mit flackernden, angst
vollen Blicken ach der mitten im Zim
mer mit über der Brust gefalteten Hätt
den unbeweglich stehenden Schwester.
Der Untersuchungsrichter Dauniillcr
eilte auf den jungen StaatSanwalt zu
und faßte diesen bei der Hand. Stein
Freund ich bitte Sie. fassen Sie
sich," murmelte er voll Theilnahme.
Ellcn war, als die Stimme ihres bis
hcrigen Verlobten an ihr Ohr gekirnt
gen, nervös zusammengezuckt. Einen
fast irren, erloschenen Blick hatte sie
noch auf den Mann geworfen, der bis
dahin ihr Höchstes gewesen war, dann
ging ein konvulsivischer Schauer durch
ihren schlanken Leib, und mit einem gel
leuden Weheschrei stürzte sie an den
Männern vorüber auf die bleiche, zit
tenide Schwester zu. Vor dem Rnhe-
' Übt der Letzteren sar.r sie nieder.
Mit Lesenden Handen umschlang
Beatriee den Nacken 'der tot ihr?nieen
teu. eilen, mein vi.lliüg, was jagt
Dein Brametüt ?" brachte sie mit zu.
ckeuden Lippen hei vor.
Da fckiie das junge Mädchen auf
und schiuuite mit unter Energie den
jiopf. .Neune seinen Namen nicht
ich will ihn nicht hören -es ist zuviel
der schinach." stieß sie mit heftiger
Stimme hervor, wühlend eine hohe
Nvlhe ihr Angesicht bedeckte, und ihre
, Augen vor Entrüstung glühten.
! .Aber was sagte er nur?" fragte
Beatriee wieder, die kaum och die
Her, schaff über ihre ziiicindcn Glieder
behaupten konnte. .Wessen beschuldigt
er Tich ?"
! .Tes Mordes.", einsegnete Ellen
' und ein banges Aechzcn ging über ihre
Lippen.
! Dann, indem sie mit einem scheuen
Blicke die och immer unbeweglich stehen
; den Männer streifte, beugte sie sich zu
dem Ohre der Schwester. Es 'ist we
gtii gestern Abend," flüsterte sie mit
kaum vernehmbarer Stimme, die Gra
sin ist in ihrer Loge ermordet worden."
i .Entsetzlich !" stöhnte Beatriee aus.
I .Meinen Föcherdolch hat man neben
der Leiche der Unseligen gesunden mau
beschuldigt mich des Mvldeö."
! Noch immer starrte die junge Frau
I fassungslos in die Augen ihrer Schwe
sier. Tann ging ein erneute Zittern
durch ihren Leib. .Mein Gott." stöhnte
sie plötzlich wie gebrochen ans. Nun
ist Alles aus nun ist mein Lebeiiögluck
dahin."
' Indessen daö junge Mädchen, da
neben ihrem Lager ans den Jüiicn lag,
dachte nicht an den Egoismus, welcher
in den trostlos hervorgestoßenen Worten
i Beatlieeiis lag. Sie hörte nur die ver
zweifelten klagen, und zitternd vor Er
regnng umschlang sie die Schwester.
.Nuhe. Fassung," flüsterte sie mit
bebenden Lippen, während ein verklär
render Zug ihr rührend bleiches Auge
icht erhellte. .Verrathe Dich nicht
elbst ich schweige wie daö Grab, bis
ie Zeit zum Zlieoeu gekommen ii).
Lieber sterben, als Dich unglücklich zn
wissen. Vertraue auf mich."
I In diesem Augenblicke fühlte Ellen
sich an der Schulter berührt. Mit
theiluahlilövoller Miene stand der Unter
snchniigerichter vor ihr. Bitte, Frän
lein Nibbon. haben Sie die Güte, sich
zu erheben." versetzte er in gedämpftem
Tone. .Ich habe nothgedrnngcn einige
Fragen au sie zu richten."
Verwirrt und verstört erhob sich
Ellen, wie im Fluge fing sie noch einen
beschwörenden Blick der Schwester ans ;
dann wendete sie sich plötzlich mit starr
werdenden Gesichtözügcu an den Be
amten. Ich stehe zu Ihren Diensten."
murmelte sie.
Der Untersuchungsrichter faßte sie
leise bei der Hand und führte sie in der
Nichtling ach dem noch immer unbe
wcglich verharrenden jungen staatsan
walt hin.
So, nun lassen Sie nnS in aller
Nuhe das Verhttligilißvollc besprechen,"
meinte er in mildern, fast väterlich klin
gendem Tone, als er wahrnahm, daß
die Beiden, welche bis dahin in heißer
Liebe aneinander hingen, fremd und kalt
sich gegenüberstanden und cS ängstlich
vermieden, einander anzuschauen. Sie
weiden sicherlich aus irgend eine uuvcr
dächtige Art und Weise angeben kön
neu, wie die Gräfin ttorsakoff in den
Besitz des Ihnen gehörigen Fächers,
der ach der Aussage Ihres Verlobten
noch am gestrigen Abende in Ihren
Hündcn gewesen sei, gelangt sein kann."
Ellen schüttelte den Siopf. Nein
ich kann es nicht sagen," stieß sie her'
vor.
Sie kannten die Gräfin Korsakoff,
nicht wahr?" frug der Untersuchung
richter wieder.
I Eine jähe Nöthe stieg in die Wangen
dcö Mädchens, m sofort wieder der
vorigen Lcichcnblässe Nannt zu geben.
I .Nein," stieß sie mit rauher stimme
hervor, während sie de Blick plötzlich
zu Boden senkte. alS ob sie in diesem
Augenblick keines Menschen Augen zu
begegnen vermöge.
I .Liebe, bestes Fräulein," rief der
Untersuchungsrichter, vergeblich ihre
Hand, die sie ihm vorhin entzogen, wie
der zu ergreifen versuchend, bedenken
Sie, eö hangt furchtbar viel von Ihrer
Antwort für Sie ab. Sie sind zu jung
und unerfahren, um den ganzen schreck.
lichen Ernst voll erkennen zn können.
Sagen Sie mir die volle Wahrheit
Noch bin ich Ihr Freund, och darf ich
eö sein, in wenigen Sekunden aber bin
ich nur Beamter."
Ich verlange keine Schonung,"
sagte das junge Mädchen, stolz und
entschlossen seinem Blick begegnend.
Der schlimmste Pfeil, der mein Herz
verwunden konnte, hat mich ,bcreits ge
troffen. Nun machen Sie mit mir,
was Sie wollen. Ja, ich räume es un
umwunden ein, ich weilte heule Nacht
stundenlang außerhalb dieses Hauses
aber ich werde mich eher i Stücke reißen
lassen, als Ihnen angeben, wie Gräfin
Korsakoff in den Besitz meines Dolches
gelangt ist!"
Ich enthalte mich eines jeden Ur
theils," unterbrach sie der Untersu
chungsrichter Daumillcr nun schon in
ungcduldigcr klingendem Tone. ,A
Ihnen ist eö wenigstens, Aufklärung zu
geben, Fräulein Nibbon. Wann weilten
sie gestern Abend in der Loge der
Gräfin Korsakoff? Ich setze itatiir
lith voraus, daß Sie den Maskenball
besucht habcu?"
ES schien dem Beamten, als ob das
junge Mädchen nur mit Mühe seinen
forschenden Blick aushalten könnte.
Nochmals wiederholte sich daS jähe Er
röthcn und nachfolgende Erblassen auf
EUeuS Wauacn. Aber sie ichwiea.
K
(Fortsetzung folgt.)
v1.
Aufrichtig. Unteroffizier (in
der JnstruktionSstuiide) : .Was würden
Sie thun, wenn auf dem Schlachtfeld
rechts und links neben Ihnen Ihre Ka
mcraden sielen?" Nekru t : .Ich
olaub'. ich würd'S gar nicht abwarten,
Herr Unteroffizier."
Im Blumenreiche ist man jetzt
daran, ein regelmäßiges Postsystrm ein
zurichten. Man beginnt damit gegen
wärtig in den Seehäfen und hofft, in
zehn Jahren geregelten Postdienft im
ganzen Lande eingeführt zu haben.
; Crocery Store & BiKcrj
VEITII fc nuss,
. M C Cinfn. .rgrxiff kn ts u-S;.
Tal älteste dkiink ititäft in dks ikL
C( Cl.it, mt jfbfrntcn tz d, ?
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Preisen -
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d, ballt ilf llr Hnlf l
. . . Butter, Lier usw. . .
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