Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, November 09, 1893, Image 7

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    NEBRASKA STAATS - ANZEIGER. Lincoln. Neb.,
Drei 31Tasfica in Scsjnmn.
Staut toi $anl Heller.
l..
(ott'-Yimg.)
Xa lmcn Zit Nechl haben, lieber
Cauer,' liruanme dcr UntcrsuchungS
richlcr. IndksZr: sollte t mich nicht
unsern, wenn wir mit Hilse dcr bei
dcn erficn il'i'ocfca die Persönlichkeit
ld Thi'.kcrS denn hinlkr dcr dritten
Maske kann sich nur dieser verborgen
!!aben fcjiftclic können. Also erlas,
ea Sie nur die Bekanntmachung und
erweitern Sie diese noch dahin, daß
llc Personen, welche in irgend welcher
ive;iel,uz ju den obigen Masken ge
standen haben, inkbesondereauch Jfeiiiit
isz von deren kwnge nach dem Ball
lokale und deren Veziclzungen ju dcr
refin orsakojs bcsiyen. ausgeiordert
werden, uuter Zusicherung einer ange
icsjencn Belohnung sich dci der hicsi
ten rimiiialpoli-ci zu melden.'
. wird auch ralhsain sein." schal
tetc dcr Kommissar ein. .sofort bei
Ukn MaSkenvcrleiheru hiesiger Stadt
liachorschuiigcn anzuftellen.-
.Natürlich!- sagte der Untersu.
chungsrichter. ,Da nach Aussage M
Vo(tiischliei,er sämmtliche Besucher dcr
Gräfin in schwarzen Domino erschic
sen sind, ist große Wahrscheinlichkeit
vorhanden, dag wir wcnigsiens auf
die Spur dieser Herrschasten gelangen
werden.'
.Gelänge unS die, dann wäre auch
her Mörder entdeckt.' meinte der Rom
missar. sich vom Stuhl erhebend. .Zu
dessen, ich kann mich dcr Befürchtung
nicht erwehren, dajj wir erst am Ansang
tbensö uncrhöttcr alS verwickelter Ueber
rakchungcn siehe, und daß eS unS noch
gehörige Anstrengungen kosten wird, bis
wir auch nur einen Theil des seltsamen
VeheininisseS. das all' diesen Ereignissen
nothwendig zu Grunde liegen muß, enl
Ichlciert haben.'
S. Kapitel.
Wie Sauer vorausgeahnt hatte, wa
nn die durch den Untersuchungsrichter
In den verschiedenen Wohnungen noch
als angestellten Nachforschungen fast
Völlig reultatloS geblieben. Eine nä
Iere Durchsicht der in dcr Wohnung
er Gräfin Korsakoff vorgefundenen
! kopiere ergab nur, dag sie eS verstanden
alle, ihren vornehmen Namen in der
verschämtesten Art und Weise auSzu
tiütjcn ; sie mußte sich besonder auf den
betrügerischen Erwerb von Brillanten
und Goldgeschmeide verlegt haben, denn
eine ganze Anzahl unbezahlter Nea
nungen, ausgestellt von den ersten
Juwclierfirmen der Residenz und an
derer Städte, fanden sich in dem Nach
lasst der Hochstapler! vor. E war
dies ebenfalls dem Kriminalisten ein
g eichen, mit welchem Raffinement und
elch' unglaublicher Berschlagenheit die
Ermordcte bei Ausübung ihrer gemein
gesährlicheu Thätigkeit zu Werke gegan
gen sein mußte, denn eS war sicherlich
nicht leicht, blos auf einen Namen und
in ehrliches Gesicht hin den sehr vorsich
tigen und durch schlimme Ersahrungen
gewitzigten Goldschmieden auf Kredit
größere Werthsachen abzulocken.
Schon stand er im Begriff, die Hang.
uchung in der Wohnung der Ber
lichenen abzubrechen, bis zum Ueber
druß belästigt durch die lärmenden Lla
en und überreichlichen Thränenergüsse
er Steuerräkhin, welche sich als völlig
ruinirt erklärte und schon deutliche An
spielungen machte, daß sie sich für be
Nchtigt krachte, von der Polizei für
Schädigung ihre Geschäftes eine nam,
haste Abfindungssumme in Anspruch
zu nehmen, als sein Blick wie von un
Iesähr aus ein kleines, zerknittertes
Hauche Papier fiel, das unter dem
ach Pariser Art gebauten Schreibtisch'
der Gräfin gelegen hatte. Einer der'
Kriminalpolizisten sprang herzu und
hob das Papier auf.
Der UuketsuchungSrichter glättete e
nd warf einen Blick darauf. Wie ihn
Ichon der erste Augenschein belehrte
jandelte eS sich um ein angefangene,
tber unterbrochene Schreiben, welches
die Schriftzüge der Gräfin trug. Die
selben waren ihm während der HauS
luchung geläufig genug geworden, sie
trugen auch durch ihre vicqach wieder
kehrcndcn. die Augen während des
Lesens ermüdenden Berschnörkelungen
ein sehr charakteristisches Gepräge.
Plötzlich aber stutzte Dauiniller und
schaute schärfer zu. Sein Blick war
uf einen Namen gefallen, dcr in ihm
ganz andere und heiterere Erinnerungen
erweckte. Er sah sich im Geiste plötzlich
wieder in einer auserlesenen, lieben?
würdigcn Festgcscllschaft, in deren Mitte
tr vor Jahr und Tag Angesicht des
brennenden Wcihnachtsbaumes geivcilt
hatt,. Dort halte eS sich um die Bcr
lobung sciucS AmtSgenoi'ien und ihm
auch im Privatleben werthen Bekann
ten, des jugendlichen StaatSanmaltS
reo Stein, mit einer ebenso hochsin
uigcn und feiugebildeten, wie lieben
würdigen und torperlich bevorzugten
junge Dame gehandelt.
Eine überaus animirte Stimmung
hatte dabei geherrscht. Am lieben'-'wür
digsten war die Braut gewesen, ja daß
der alternde Junggeselle, der bis dahin
ein geschworener Weiberfeind gewesen,
iich nach dcr Rückkehr in sein verein
amte, trotz aller äußeren Behaglichkeit
,och ziemlich unmirthlicheS Heim jeuf
jeud eittgefiandcn halte, daß eS doch
nicht gut sei, wenn der Mensch allein
bleibe.
Die nämliche Dame, welche der Un
tersuchungsrichler Daumiller selbst in
einem schwungvollen, zündenden Toast
verherrlicht hatte, war nun die Adressa
tin des BricfsragmcnteS, welches er in
der Wohnung der' ermordeten, mitten
In ihren Ränken dahingcfahrcnen Hoch
staplerin voll Ucberrajchung in der
Hand hielt !
ES war dem Untersuchungsrichter
ordentlich peinlich, nunmehr seiner
LmtSpflicht entsprechend Kenntniß von
dem Inhalt des nur wenige Zeiten ent
haltenden, offenbar kurz abgebrochenen
Schreiben zu nehmen. Er las :
,An Fräulein Ellen Ribbon dahier.
Ich hatte Ihnen Frist bi morgen
Zlachmillag gegeben. E paßt mir
unmehr nicht mehr. Ich stelle Sie
hiermit vor die Wahl: entweder er
scheinen Sie heute Abend '
Hier brach der Brief ab. Au der
Leder der Schreibendeu war ei Tinten-
cS aS ra Vacr getanen ; cfletidar
ärgerlich hülle je ten Boqeu zerkuit
teil, so da'j die reisriil-ic Tiule da und
dorthin, sowohl üvcr tu noch weihe
Papicr. als auch über die schon nieder
gkschricbcncil Zcilen gclauicn war. und
ihn lau unter dcn Schreibtisch gcwor
fcn.
Der Unxriiichnnc'.Zrichtcr fühlte ein
eigenthümlich frostclndes Empfinden.
Was war das für ein abscheulicher, ge
f,äjslgcr, um nicht zu ja',c gering
chätzigcr Ton. dcr sich in den wenigen
Zeilen dicscS BticffragmcntcS ofjcn
Karte! Er schaute nochmals hin. als
ob er seine eigenen Augen nicht traute.
Ader eS war richlig die Adresse stimmte
aus das genaueste-der Brief, dcr schon
in seinem Eingänge offenbar versteckte
Drohungen enthielt oder wenigstens an
deutete, war wirklich und wahrhaftig an
Fräulein Ellen Ribbon. die Braut des
StaalSanwallS Stein, gerichtet!
Wie kam diese, in jeder Beziehung
hochstehende junge Dame dazu, iu
irgend wclcher Bezichuug zu der b,i.c
seinilen Hochstaplern, zu flehen 'f Wie
durste die letztere sich erdreisten, ihr i
solch' wegwerieiidem Tone zu schreiben
und Drohungen damit zu verbinden 'i
Der Brief war offenbar erst in jüng
sler Zeit versaßt. Hastig wars dcr Un
tersuchuilgörichter noch einen Blick auf
dcn parfümirlcn, das kunstvoll ver
Ichlungene Monogramm dcr Gräfin mit
arübcr befindlicher Grafenkrone auf
weisenden Bogen richtig, da stand daS
gestrige Datum ! Der Untersuchung,
lichter suhlte, wie eS plötzlich vor seinen
Augen zu flimmern begann. Was
sollte das heißen ? Die junge Dame
war von dcr Hochstaplenn vor die Wahl
gestellt, entweder am gestrigen Abend
da brach der Brief ab was sollte sie
am gestrizen Abende thun und unter
nehmen ?
Uliwiukürlich fiel dem UntersuchungS
richter die Mittheilung aus dem Rap
Porte seines Kommissar ein. die von
der Bernchmung der Kammerjungfer
der Gräfin Korsakoff gehandelt halte.
Er ließ sofort da noch in der Woh
nung weilende Mädchen herbeiholen.
.Sagen Sie einmal,' wcndcte er sich
an die Eintretende, die verweinte Augen
hatte und zaghaft den Beamten an
schaute, .ich habe hier im Zimmer un
ter dem Schreibtisch einen zerknitterten,
angefangenen Brief gefunden, dcr das
Datum des gestrigen Tage ausweist.
Sie können natürlich nicht wissen,
wann er gestern geschrieben worden
ist ''
Hier unter dem Schreibtische?'
frug da Mädchen. .Da habe ich ja
erst gestern Mitlag. unmittelbar vor dcr
Mahlzeit, aufgeräumt. Da lag aber
kein Blättchen Papier darunter, da
kann ich beschwören.'
Der Untersuchungsrichter sann eine
Augenblick nach. .Sie sprachen von
Briescn, welche die Frau Gräfin im
i'ause des gestrigen Nachmittages ge
schriebe hat. Die Adressen konnten
Sie wohl nicht wahrnehmen 's"
Da Mädchen schüttelte den Kopf.
.Ich konnte nur auf dem obersten das
eine Wort .Fräulein' lesen, den die
Gräfin hielt die Hand darüber. Hin
ten stand noch ,bon' oder ,bin' so ge
na kann ich' nicht sagen.'
Dem Uulcrsuchungsrichter war e.
als ob er einen plötzlichen Schlag er
halten hätte. Er preßte die Lippen fest
auseinander.
.Es ist gut.' wendete er sich dann
wieder an da Mädchen. .Sie brau
chen auch nicht länger hier zu bleiben,
sondern können nach Hause gehen.
Die Wohnung wird doch noch einigt
Tage unter polizeilichen Verschluß ge
legt.'
AI die Zofe sich entfernt hatte, fal
tete er entschlossen da Brieffragment
Iusammen und versenkte e. im Gegen
atz zu den übrigen beschlagnahmten und
einem der Geheimpolizisten zur Aufbe
Wahrung übergebenen Schriftiiücken, In
seine eigene Liocktasche. .Die Sache
wird und muß sich befriedigend auf
klären lassen. Zunächst will ich mit
meinem Kollegen Veo Stein Rück
spräche nehmen da wird da Beste
sein I'
Dcr Untersuchungsrichter kehrte nach
keinem Amtszimmer zurück. Die ver
schiedenen Haussuchungen hatten doch
erheblich längere Zeit, alö er geglaubt,
in Anspruch genommen. Bon dcn
Thürmen klang bereits das Mittag
läuten. Die Straßen waren überfüllt
von einer unablässig auf und nieder
wogenden Menge. Da eilten zahlreiche
berußte Arbeiter zur kärglichen Mahl
zeit nach Hause; dazwischen tuiumclte
sich die Schuljugend, die Ränzel auf
dem Rücken und um dcn Lärm voll
zu machcn. marschirte auch eben mit
klingendem Spiele die Burgwache aus.
Der Untersuchungsrichter war froh, als
er daS geräuschvolle Getriebe der
Hauptverkehrsadern verlassen hatte und
in den Justizpalast eintrat, wo ihn gleich
darauf dcr stille Frieden seines Amts
jimmer wieder umfing.
. Dort erwartete ihn bereit der ilora
missar Sauer.
.Nun. wa haben Sie ausgerichtet ?
frug dcr Untersuchungsrichter. Ich
meineStheilS muß Ihnen gestehen, daß
ich nichts Erhebliche mehr aufgefunden
habe,'
Der Kommissar deutete auf einige
auf dem Schreibtische eingehüllt liegende
Gegenstände. .Ich habe allerdings
Erheblicheres zu melden.' meinte tr,
auf einen Wink des UntersuchungSnch
tcrs diesem gegenüber Platz nehmend.
Nach dcn Mittheilungen des Herrn
GcrichtöarztcS. dcr sein amtliches Gut
achten übrigens heute noch einreiche
wird, decken sich seine Beobachtungen
vollständig mit dem Gutachten dcS
ThcatcrarztcS. Die Gräfin ist unzwci
felhaft durch einen au seiner Spitze ver
gistclcn Dolch gctödtct worden, und
zwar ist dcr Tod so unmittelbar und
plötzlich eingetreten, daß sie auch nicht
den geringsten Schrei mehr hat aus
stoße können.'
.Hat er auch der Meinung des
Tbcaterarztcs. wonach Selbstmord aus
geschlossen ist. beigepflichtet?'
Dcr Kommissär bejahte. .Er gab
dieselben Gründe an ; es handelt sich um
ein indische, bei uns kaum bekannte
Gift, das zu den sogenannten Rücken
markögiften gehört und eine sofortige
Lähmung schon nach einer bloße Haut
ntzung yervorrusl. ;
Die Gräfin würde also gar nicht dir j
rast gehabt haben, sich den Dolch bi
n daönt iu die Brust iaftäcnV'1
versehe fer lliilc.fuaiuiigJncJjttr nadi.
denlilch. )ch dachte e? mir auch gleich,
der sie Aulllck wies ja schon aus die
i;ri:Lii.n.i t;i:tJ Verbrechens hin. Zu
dem haue der Wesichtoausörutf "cer
Grafin auch nicht zu solch' einer ver
jiccii'itic Handlunz gexask. es lag
vielmehr ouogcp.ägtcr, gcsslitigter Tu
mnph darin, iuio foujt tei der Leiche
noch Gegenstände aufgejuuLen lor
den ?'
Auf dem bloßen Leibe trug die Grä
sin. an einer dünnen Lederkoröel um
den HalS geschlungen, eine auS Wachs,
tuch gesenigle Tasche; hier ist sie.'
Er widme behutsam aus einem
schwarzen Tuche, das bis dahin ans dein
Echreiblisclie gelegen halle, einen schina
lcn. vicrccligcn Gegenstand licrvor.
Nicht ohne Grauen vermochte dcr Ui.tcr
suchnngSlichter vereinzelte Blutflecken,
die aus dcr linken Seile zu sehen waren,
anzuschauen.
.Es bcfindcn sich Bricsschaslen in
der Tasche,' versetzte Sauer in bcson
der nachdrücklichem Tone. Brief
schaftcn. welche unter Umständen von
großem Werthe für den Fortgang dcr
Uiitcrsuchung sei und auch ein Streif
licht auf die Art und Weise werfen
können, wie und warum dcr Mord
unter solchcn außergewöhnlichen Um
stände in Scene gesetzt worden ist.'
.Ah. in der That, das wäre ja sehr
günstig,' meinte der UntcrsuchungS
richicr. .Aber was haben Sie da noch ?
Ach. ganz richtig.' unterbrach er sich
gleich darauf. daS ist ja der Dolch.'
Mit begrcistichcr Schcu packle Da
millcr, nachdem er dcn Dolch au dem
Futteral genommen, ihn vollend aus
seiner dichte Wattcvcrhülluiig. ES
war eine haarscharfe, etwa zehn Ecnli
mctcr lange Klinge von ganz eigen
thümlichcr Beschaffenheit. Die Klinge
selbst war dreieckig und nach dcn Ecken
zu scharf zugcschlisscn. Der ganzen
Länge nach zeigten sich Arabesken und j
sonilige Zicrrathcn eingravirt. DaS
Hcst .der Klinge war reich mit Edel
einen geschmückt und ebenfalls mit
auffallend zierlichen, fremdartigen Gra
virungen versehen ; eS halte die Eigen
thümlichkcit. daß die beiden Fangstan
gen durch eine besondere Fcdcrvorrich
tuug sich nach Gefallen abwärts gegen
die Klinge zu niederklappc und wieder
querstclle ließen, so daß sie in ersterer
Lage zwcisclSohne dazu belimmt waren,
die fehlende Scheide des Dolche fcstzu
Halle.
Die Fangstangett nun stellten zwei
Löwenlöpse mit aufgesperrtem Rachen
vor; die Augen waren aus kleinen
Edllstr.cn hergestellt. Um die eigeut
li' Ärlfsstange schlangelten sich vage
gen jiei völlig au kdelsteiiikn hcrge
stell.; chlangenlciber, die oben sich mit
den japsen ineinander vcrbissc. E
aiar ei.i ebenso fremdländisch anmuihen
des, w'.e gediegen und prachtvoll gear
hui Ztuustwcrk. da in dem fedcr
leichten Dolche sich den Augen des Be
schauer offenbarte.
Man sollte kaum glauben, daß durch
diese Waffe dcr Tod einer Person her
bcigcfühtt worden ist.' meinte Daumil
lcr nach kurzem Stillschweige. Sie
sieht wie ein Spielzeug, geschaffen zur
Tändelei, au. Uud doch auch wieder,
betrachtet man diese kurze, aber furcht
bar scharfgeschlifscue Klinge, dann kann
van wiederum begrcisc. wie sogar
5'lotzlich und schnell der Tod eingetreten
ein muß.'
Er hielt vorsichtig die Klinge von sich
ab und drückte ein wenig gegen den
Knauf des Dolche.
.Man spürt eS deutlich, daß hier
eine verborgene Feder vorhanden ist,'
meinte er kopfschüttelnd.
Tief aufolhmend legte er gleich dar
auf dcn Dolch, nachdem er ign wieder
vorsichtig i dem Futteral verwahrt,
in ein Schubfach seines Schreibtisches.
Und nun zum Inhalt dieser Leder
tasche.' meinte er, auf seinen Platz zu
rückkchrend und aus der Hand des
Kommissar die einzelnen Schriftstücke,
die Letzterer bereit au der Lcdertasche
gezogen hatte, entgegennehmend. ,Ah,
es handelt sich um Briefe.' fügte er
hinzu, nachdem er einen Blick auf die
ihm überreichten Papiere geworfen
hatte. .Und wie ich sehe, datircn sie
um Jahre zurück. Dieser Brief zum
Beispiel ist vom 14. Januar 1.'
Er las eine Wcile, während welcher
ihn der Kommissar aufmerksam bcobach
tcte. Je länger Daumiller aber las,
je weiter er sich in dcn Inhalt dcr
Briefe vertiefte, desto erregter und über
raschtcr schien er zu werden.
.Aber das ist ja eine Infamie.' rief
er plötzlich und sah auf. .Der ano
nyine Schreiber dieser Bliese hat ofjcn
baren Landcsvcrrakh begangen. Sie
ind aus Krakau datirt,' fuhr er, iu
ifcr gerathend. fort, .aber die Unter
chrift sehlt. Es ist sonnenklar, daß e
ich hier um Landesverrat!) handelt.
Ausführlich, bis iu einzelne Detail
gehend, ist hier die Beschreibung eincS
vvllö, die mit peinlicher Genauigkeit
wiedergegeben? Schilderung dcr ganze
Anlage der Festung. Aber das ist in
sam I'
Er sprang erregt von seinem Sitze auf
und schaute starr auf den Kommistar.
.Und diese Papiere haben Sie bei der
Gräfin Korsakoff vorgefunden?'
.Wie ich Ihnen bereits sagte, Herr
Rath.' sagte Sauer, gelassen auf seinem
Stuhle sitzen bleibend. .Sie können
sich denken. Herr Rath, daß auch mich
dcr Inhalt dieser Briefe überrascht hat,
noch mehr abcr der Umstand, daß die
'Grafin Korsakoff sie aus dem gestrigen
Ball mit sich gcsührt. Ich glaube, daß
uns nun eine wichtige Handhabe ge
geben ist. die unS bei Aufspürung dcS
Schuldigen gute Dienste leisten wird.'
.Ah. verstehe ich Sie recht, so meinen
Sie. daß die Persönlichkeit, welche diese
Briefe angehen, oder mit wcl6,cr die
Gräfin Korsakoff dcöwcgcn nntcrhan
dein wollte, uuter den drei Masken zu
suchen ist ?'
.Ich vermuthe, unter der dritten
Maske.' bejahte der Kommissar. .Ich
glaube, die Sache ist ziemlich einfach.
ES handelt sich, meiner Meinung nach,
um eine Erpressung. Die Gräfin Kor
sakoff ist in dieser oder jener Weise in
den Besitz der tkußerst komprominiren
den Briefe gekommen.'
.Ganz richtig.' fuhr der Unter
suchungsrichter eifrig fort. Diese Ber
muthung hat viel Wahrscheinlichkeit für
Eich. Dann würde e sich abcr jeden
aU um den Schreiber dieser au Sra
au dakirten Briefe selbst handeln, denn
lo ltirchlbqr gcMlich ihr schalt für
dielen auch s?l. )0 u;::;:;i vzi anenu.
seil 3 derjenige zu fürchten, der iu den
jusalligeu Bcsitz dieser landesvcrräthe.
rijr!,cn Briefe glkomuien ist.'
Der Kommissar üdcrlkglc. .Ich
s.-hc och i;icl;t ,an; klar. E liegt ,a
viele isa:)i jchci:i;i.l,f.tl für die V'.ii.-.ahmt
vor. daß ein Elprcssur:geverjlch gc-cu
dcu Sä,rcilcr dieser Briefe selbst ge
macht worden ist. Die Grasin kaun
aber aus der ondercu cile gerade so
gut auch gegen dcn Besteller dieser
Bliese haben vorgehen wollen. Der
Name des Adressaten ist freilich nirgends
zu finden.'
Auf jcdcn ?all haben wir eine wich
tige Handhade.' meinte der Unter
suchungsrichter. sich wieder dem Rom
missar gegenüber niederlassend. .Wir
wollen diese Briefe sofort der zustan
digcn Miliiürbchildc untcrbrcilen.
Irre ich mich nickt sehr, so wird sie auS
dieser osscnbar lüännlichcn Kanzlcihand
schiijt sehr leid hcrauSbekommku. wo
und wer dcr chrcicr ist. und daS Au
dcre wird sich dann sindcn.'
.Ich wcrde gleich daS Nöthige vcran
lassen.' mciiile dcr Kommissar sich eiche
bcnd. .Hoffen wir. daß dcr Fortgang
dcr Untersuchung ein ebenso sprieß
licher sein wird, wie e der Ansang bis
her gewesen ist.'
Sauer schien sich von dem Unter
suchungsrichter verabschieden zu wollen.
Gehen Sie nur. gehen Sie nur. lie
ber Sauer.' meinte dieser und nickte ihm
wohlwollend zu. .Ich habe ohnehin
S- tzt mit dcr Protokollabfassung zu thun,
bcr och eine Bitte: wen Sie an
dem Amtszimmer de Herrn Staat
anwalt Stein vorüberkommcn, habe
Sie wohl die Güte, nachzusehen, ob dcr
Herr schon zugegen i,t. In diesem
ßalle bitten ,ie ihn, sich zu mir bemü
hcn zu wollen.'
Der Kommissar verneigte sich und
ging.
Wenige Minuten später trat raschen,
elastischen Schritte der SkaatSanwalt
Leo Slcin in das Amtszimmer de Un
tersuchungsrichler. Das Antlitz dc
jungen Beamten war bleich. Es lag
ein trüber Schatten darüber auSgebrei
tct. dcn selbst die freundschaftliche Be
zrüßung durch den Unlersuchungörich
.er nicht verscheuchen konnte.
.Ich habe Sie zu mir bitten lassen,
lieber Kotlege, um mit Jh icn in einer
mich sehr beschäftigenden amtlichen Sache
Rücksprache zu nehmen.' begann Dau
millcr, nachdem die ersten verbindlichen
Redensarten zwischen dcn Herren ge
wechselt waren, und Beide Platz genom
nie hatten.
Leo Steil, lächelte leicht. Nun. Sie
werden mich doch nicht gar in ein hoch
nolhpeinlichcS Berhör nehmen wollen ?'
sagte er, mit einer dankenden Handbe
wegung das Eigarrenctui. welches dcr
Uiltersuchungsrichter ihm dargeboten
halte, zurückweisend. Wie ich bereits
gehört habe, stecken Sie ja in einem
wahren Berg von Amtösorgen. ES ist
ja ei ungeheuerliche Borkommmß,
welche sich gestern Nacht in den Bik
toriasälen zugelragcn hat.'
.Ja. ja. die Sache macht viele
Schwierigkeiten, und ich fürchte, sie
wird uns och viel mehr Kopsschmcrzen
machen,' meinte der UnkeisuchungS
richter. Zusüllig trifft es sich, daß ich
Sie selbst in dieser Angelegenheit mit
einige Fragen behelligen muß.'
.Ich bin ganz Ohr und orieutire
mich um so lieber, als mir höchsiwahr
scheinlich die Ausarbeitung der Sache
in ihrem weiteren Verlause zufällt.'
Ganz richtig.' erwiderte der Unter
suchungsrichter. Es ist Ihnen, wie
ich wohl annehmen darf, bereits bekannt,
daß ich Bcichl gegeben hatte, eine
Gräsin Korsakoff. eine berüchtigte Hoch
slaplcli, an deren raffinirtcr Gewandt
heit indessen bioher alle polizeilichen
Bemühungen gescheitert waren, in Ber
hast zu bringe.'
Leo Stein ickte bestätigend mit dem
Kopse. .Ganz recht.' versetzte er. sieh
ebenfalls behaglich in seinen Se,scl
zurücklehnend.
.Kriminalkommiffar Sauer begab
sich nach dcr Wohnung dcr Gräfin, sie
war jedoch darin nicht anwesend, da
gegen fand er eine Fährte, welche die
Anwesenheit der Dame auf dem Ball in
dcn Biktoriasalcn wahrscheinlich machte,
und dort tras er sie abcr als Leiche.'
Ganz rich.ig.'
.Ist Ihnen diese Gräfin Korsakoff
vielleicht persönlich bekannt geworden?"
Ein ungchcuchcltcS Befremden trat
ans die Gcsichtöznge des jungen Staats
anwaltcs. .Mir ?" sagte er dann in
gedehntem Tone, überrascht den älteren
Kollegen anschauend. Aber ich bitte
Sie. lieber Herr Rath, wie sollte ich zu
dieser mehr als zwcisclhaflen Ehre körn
wen ?"
.Und eö ist Ihnen auch nicht bekannt,
ob Ihre Fränlci Braut eine Bekannt
fchast mit der erwähnten Gräfin ange
knüpft hat?"
.Aber, bester Herr Kollege. Sie spre
chc mir in tausend Räthseln.' eutgeg
tute Leo Stein, sich ein wenig ereifernd.
.Ellen Ribbon ich denke, dcr Name
genügt schon, um Sie verzeihen Sie
von dem absurden Glauben zu kuriren.
als ob dieselbe mit jener Abenteurerin
auch nur das Geringste gemein haben
könnte.'
Und dennoch muß dies der Fall
sein,' widersprach der Untersuchung
richtn. .Bitte, lesen Sie diesen Brief.'
Damit nahm er von seinem Schreib
tische da vcrhängnißvolle Schreiben
und reichte eS dem Anderen hin. Auf
merksam stndirte er den GesichtSauS
druck dcS jungen StaatsanwallcS. wäh
rcnd dieser die wenigen Zcilcn deS
BricffraginentcS durchlaS.
.Was soll da heißen ?' meinte Leo
Stein endlich im Tone höchsten Be
fremdcnS. nachdem er zu wiederholten
Malen kopfschüttelnd die wenigen Zci'
lcn überflogen hatte. Es muß ei
Mißverständniß fiin und doch, eS ist
nicht gnt möglich die Adresse stimmt ja
genau.' Er runzelte finster die Stirn.
.Was ist das für ein Ton. dcn dicse
Pcrson sich gegen meine Äraut heraus
nimmt ? Es scheint eine versteckte Dro
hung darin zu liegen.'
.Ja. so kam eS mir auch vor.' ver
setzte Daumiller kopfnick:nd. .und ich
dachte, e wäre da Beste, wir setzten
un freundschaftlich über den Brief auS
einander, da e mir wünschenswerth er
scheint, eine so licbenStvürdige und hoch
achtbare junge Dame, wie Ihre Braut
ist. nicht in einen solchen Kriminalfall zu
verwickeln, fei e auch nur gelegentlich
kien.noubinuua V
. J3i Dia Ihnen ,ur iiie Rücksicht'
ahme sehr verbunden,' cruiderke der
junge StaatSanmalt. dessen Gesichts
auSöruck sich immer vithr vcldusicne
.indcsskivurde sich ersorlerlichen Fall!
auch Ellen einer Zeugnißzb.'abk nicht
entziehe dürsc.i. denn vor dem Gesetz
sind wir ?i.lie gleich. Ich verlange fei
licrlci Rücksichtnahme jur meine Braut,
ja. ich wurde s.e sogar zurückweisen.
Indessen.' brach er mit erneu liebciiS
würdige Lächeln ab. .ich glaube kaum,
daß in diesem F!le eine solche nothwen
big sein wird. ES liegt ja llar aus der
Hand, daß dieser Brief nur auS irgend
einer nichtigen Urjache geschrieben sein
kann, dciin Ellen kann kcincrlci Gc
meinschast mit jener Abenteurerin c,c
pjlogcn haben.'
.DaS ist auch ganz meine Meinung.'
pflichtete dcr Untersuchungsrichter in ge
dehnte! Tone bei; e fiel ihm erficht,
lich schwer, angesichts dcr stolzen Zu
verficht des jüngeren Kollcgc mit dcr
ganzcn Wahrheil huauSzurücken. .Noch
Eius.' versetzte er in elivaS unsicherem
Tone. .Sie weilten oster? wohl auch
die Abende über in Gesellschaft Ihrer
Fräulein Braut und in deren Ächau
suug?'
.Sie werden ja indiskret, lieber Herr
Rath.' meinte Leo. noch immer den ge
Heimen Zweck, welchen der Untcr,u
chungsrichter mit seiner Frage verband,
nicht ahnend. .Aber wenn Sie es wis
sen wollen, erst gestern Abend war ich
bei ihr.'
Jetzt hob ein Seufzer der Erlcichte
rung die Brust de UntersuchungSrich
tcrs, und in seinen Augen leuchtete e
.'.endig auf. .Ah. das ist recht, da ist
schc,' m ei ntk er hastiger, ,1 e in sei
ner Art lag.
,Wa ist schön?' frug ihn der junge
Staatsanwalt stutzig. .Sie fragen
überhaupt so eigenthümlich."
.Nehmen Sie mir daS nicht übel,
liebster Kollege. Sie wissen ja selbst,
wenn man den Kopf so voll hat'
wich der UntersuchnngSrichter. der sich
schon völlig in die alte Fassung zurück
gefunden hatte, seinen Worten au.
Sie fanden doch gewiß Ihre Fräu
lein Braut in alter, rosiger Laune ?'
Leo Stein runzelte die Stirn. Um
offen zu sein, ich fand sie nicht so lic
bcnewürdig. ja. wir gingen sogar in
einer kleinen Berstimninng auSeinan.
der.'
.Ei, ei." meinte der Untersuchung
richter lächelnd. Sie werden sich doch
nicht gar gezankt haben vor dcr Hoch
zeit?'
.Ach ncin. so wcit kann e zwischen
nn Beiden niemals kommen.' ermi
dcrte Stein heftig, während sich die
Wolken ans scincr Stirn noch verdichte
ten. .Indessen Ellen schien mir wirk
lich anders zu fein, als sonst. Eine
tigenthümliche Unruhe hatte sie erfaßt,
filier deren Ursache ich vergeblich bis zu
diesem Augenblicke nachgedacht habe.
Nach unserer getroffenen Berabredung
sollte ich sie abholen, wir wollten dcn
Abend gcmcinschastlich mit meiner Mut
ter verbringen, aber'
.Nun?" frug dcr Untersuchung?
richter, während er in unverkennbarer
Spannung den Blick auf da Gesicht
des Anderen richtete.
.Ach. es ist ja kindisch, die Sache
übel Haupt zu erwähnen,' brachte Stein
zögernd hervor. Ich hatte einen klei
neu Austritt mit Ellen. Sie wissen
ja. sie ist ein heitere, sonnige Kind,
abcr sie sollte ein wenig mehr Rücksich
ten nehmen. Meine alte Mutter,
welche Ellen innig in ihr Herz gcschlos
sen, hatte sich sehr auf unser Zusam
menscin gefreut, um so mehr überraschte
und befremdete eS mich, als Ellen, die
mir überhaupt ganz verändert erschien,
mir in kurzen Worten erklärte, sie könne
nicht mit mir gehen, da sie hcstige Kopf
schmerzen habe. Umsonst blieben meine
lebcrreduugöversuche. Ein Gang durch
die frische Abeudlust hätte ihr sicherlich
wohlgethan. Ich stellte ihr vor. wie
sich meine Mutter enttäuscht suhlen
würde, ich wagte sogar eine kleine An
spielung. daß man selbst einmal ein
Opser bringen müsse. Aber ichtS ver
sing. Mit einer an ihr ganz ungc
wohnten Schroffheit, die nur durch die
Unruhe ihres ganzen Wcscns noch über
troffen wurde, erklärte sie. sich srühzei
tig zur Ruhe legen zu müssen, da ihr
Koplschmcrz ganz unerträglich gcwor
dcn sei. Nun dadurch mag ich gereizt
worden sein, in noch wcit höherem
Grade abcr war dies der Fall, als ich
ein ganz abscheuliches Spielzeug, das
mir von Herzensgrund zuwider, von
ungefähr auf dem Tiche liegen sah.
Einer dcr indischen Prinzen, welche vor
Jahr und Tag sich in unserer Hanpt
fiadt aufgehalten haben, besuchte daS
Musitinsiitut von EilenS Balcr. Der
junge Asiat wurde von Letzterem
freundlich ausgenommen und bei seinem
Abschiede schenkte er dcr Tochter dcS
Hauses ein allerdings ebenso seltenes,
wie kostbares, aber auch gefährliches
Toilcttcnstück, einen sogenannten
Dolchsächer.'
Er gewahrte daS Befremden nicht,
das sich immer offenkundiger in den
Miene des Untersuchungsrichters be
merkbar machte.
Nun,' fuhr er, vor sich auf dcn
Boden dllckcnd. fort, dieser Dolch
sachcr ist nicht weniger als cin Spiel
zeug für ein junges Mädchen, denn die
klinge dc als Fächergrisf dienenden
Dolche ist vergiftet. Auf meine Bit
ten hatte Ellen schon vor Jahr und Tag
die gcsährliche Waffe bei eile gelcgk.
i'.m fo unangenehmer überrascht war
ich, als ich sie gestern uvennnthct ans
dcm Tische liegen sah. Ihr voriger
Widerspruch halte mich gereizt, nun gab
ein Wort das andere. Kurzum, wir
schieden verstimmt von einander.'
Nun, solche kleine Disscrcnzcn kom
wen zuwcilcn vor.' meinte der Unter
snchnngsrichter in seltsam zerstreutem
Tone, offenbar nur. um etwas zu sagen
und dadurch Zcit zu gcwiniic. die Ge
danken, die in wirrer Flucht sein Hirn
durchzogen, erst zu ersassen und in sich
aufzunehmen, ,0b Fräulein Ribbon
ebensalls nach Ihrem Ausbruche die
Wohnung verlassen hat. wissen Sie
natürlich nicht anzugeben?' frug er
dann nach kurzem Stillschweige und
erschrak sbst über die Bestürzung,
welche sich ,n dcn Gesichtözügeu des
StaatSanwalieS kundgab.
Sie fragen sonderbar,' murmelte
L:o Stein, .und noch mehr. Sie schet
neu mir eine ganz unheimliche Wij,en
Ichajt von den gestrigen Vorgängen zu
abeu' tx luht iittvieiit cüLfca and
iotr die ctirn. .Ich habe Ihnen schon
zu viel gejagt, um noch etwas vn schwel
gen zu kvuncn.' meinte er dann nach
sekun.ei.langcni Schweigen. .Ader
Ihre Frage bringt mir eine plötzliche
Ucbenaschunz. die mir gcstci Abend
zu Thcil wuidc, in die oriuncrunz
zurück.'
.Und die war?- frug Daumillcr be
gierig, wahrend seine Blicke verwand'
a dcn Lippen des jungen ManncS hin
gcn.
.Ich glaubte. Ellen in meinem Un
muthe lline.;,t gcthan zu haben, viel
leicht auch zu weit gegangen t fein.
Kürzn m. als ich einsam die traßen
durchschritt, statt, wie ich gehofft, meine
Braut mit mir zu suhrcn. da machte ich
mir vorwürfe. EilenS ausgelegtes
Wesen war ja bald erklärt. Die Sorge
um die kranke Schwester bedrückte sie.
dazu mochten noch mancherlei Berufs
Verdrießlichkeiten gekommen sein. Ich
beschloß, nerlmials umzukehren und ihr
zu sagen, daß mich mem Auswallen ge
reue. Gedacht, gethan, ich kehrte um.
Als ich nun wieder in die Nähe de
Hause kam. in dem Elle wohnt'
.Nun. da?' srug der Untersuchung,
richter in athcmloscr Spannung.
Wieder strich sich Leo Stein über die
Stirn, während ein unmuthiger Senf
jer seinen Lippen entglitt. Ich mochte
etwa noch zweihundert Schritte vom
Hause enksernt sein.' berichtete er. .da
sah ich. wie eine schlanke, in einen Pelz
mantel gehüllte Gestalt au dem Hause
meiner Braut kam und in einen auf dcr
Straße harrenden Wagen stieg. Ich
erschrak unwillkürlich, denn trotz der auf
der Straße herrschenden Dunkelheit
glaubte ich bei.it Scheine einer Gasla
lerne Ellen erkannt zu haben. Unwill
kürlich rief ich halblaut ihren Namen,
aber da zog der Wagen schon an und
rollte von bannen. Hastig eilte ich wei
ter; eben im Begriff, in da Han ein
zutreten, traf ich mit dem Diendmad
chen Ellen zusammen. ES schien mir,
al ob diese erschrak. Ich bat sie, mich
nochmals Ellen zu melden, aber sie
wollte durchaus nicht, sie erhob tausend
Schwierigkeiten, und. um es kurz zu
machcn. ich brachte endlich au ihr her
aus, daß Ellen, die vor Kopsschmerz
mich nicht zu meiner Mutier begleiten
zu können erklärt hatte, eben in dem
Wagen fortgefahren war. Sie können
sich denken, daß mich daS geschmerzt hat.
Ich habe eine unruhige Nacht verbracht
und kann nun den Augenblick nicht er
warten, bis Ellen mir Ausklärung über
ihr seltsames Gebühren gegeben hat.'
Während dcr letzten Worte hatte tiefer
Schmerz au den offenen Zügen seine
Gesichte gesprochen.
Auch Daumiller war ernst geworden,
seine Augenbrauen waren finster zusam
mcnaezogcn und ein schwerer Seufzer
hob scine Brust. Er stand von seinem
Stuhl auf. trat an Stein heran und
sagte, indem er diesem die Hand bcküm
wert auf die Schulter legte: Es ist
Ihnen gewiß bekannt, lieber Freund,
daß die Gräfin Korsakoff auch mit einem
Dolche erstochen worden ist?'
.Was hat das aber mit meiner Braut
zu thun ?' versetzte Leo Stein aufsah
rend und ihn fast entsetzt anstarrend.
Nichts nicht das Geringste, hoffe
ich,' entgcgnete Daumiller, indem er in
die Schreibtischschublade griff, in dcr er
da Futteral mit dem verhängnißvollen
Dolche verwahrt hatte. Mit großer
Sorgfalt öffnete er da Futteral und
nahm auch die Watteumhüllnng von
der blinkenden Waffe. Jetzt dieselbe
sorgfältig beim Knauf fassend, hob er
sie ein wenig in die Höhe und sagte :
Sehen Sie. lieber Herr Kollege, mit
diesem anscheinenden Kinderspiclzcnge
ist, rings umtobt von rauschender Lust,
der Mord begangen worden. Aber wa
ist Ihnen?' unterbrach er sich und
schaute mit geradezu angstvollem Mie
neuspicl in die starr gewordenen Ge
sichtözUge Leo Stein.
Dieser war von seinem Sessel empor
geschnellt und stand nun mit entgcister
ten Zügen fassungslos, unbeweglich Se
künden hindurch da. den starren Blick
auf die zierliche Mordwaffe gerichtet, in
deren elscnbeinbcsetztcm Knauf die durch
die hohcn Fcnstcrhcrcinfunkclnden Mit
tagssonnenstrahlen sich widerspiegelten.
Dieser Dolch mein Gott mein
Gott' schrie er dann plötzlich mit
heiser klingender Stimme auf, während
er unwillkürlich eine Schritt näher auf
dcn Untersuchungsrichter zutrat und
seine Rechte nach dcr Waffe ausstreckte.
.Um Gottes willen Borsicht die
Spitze ist vergiftet!' rief Daumiller.
dcm ebenfalls die furchtbare Ahnung,
was die nächsten Sekunden Schreckliches
bringen mußten, in dcn GcsichtSzügen
geschrieben stand.
.Unbesorgt,' meinte Leo Stein, ihm
mit einem verzerrten Lächeln die Waffe
au der Hand nehmend und sie mit
keinen Blicken fast verschlingend. Ich
kenne diese Waffe und ihr Geheimniß.
Und Sie Sie behaupten wirklich.'
stieß tr in fast drohend klingendem Tone,
an den Untersuchungsrichter dicht heran
tretend, hervor, daß mit dieser Waffe,
diesem Spielzeug, wie Sie sich auSzu
drücken beliebten, jene verbrecherische
Weib ermordet worden ist ?'
Ich sagte eS Ihnen ja schon : diese
Waffe Hot Kommissar Sauer heute
Nacht neben dem Leichnam der Gräsin
gefunden.'
Das ist nicht wahr ! Ncin, nein !'
stieß Leo Stein in maßloser Erregung
hervor. .Und auch Sie werden du
Ungeheuerliche Ihrer Behauptung so
fort einsehen, wenn ich Ihnen sage, daß
dieser Dolch noch gestern Abend in dcn
Händen meiner Braut gewesen ist.'
Dcr Untersuchungsrichter hatte dcn
Inhalt dcr letzten Worte des Staats
anwaltS vorausgeahnt, dessenungeachtet
erschien e ihm nun, al ob 'ihn ein
Schlag mi',ten aus' Haupt getroffen
babe. Er athmete beklommen auf und
starrte Sekunden lang in lautlosem
Schweigen dcn hochausgerichtet ihm ge
gcnübci stehenden Mann an.
Um GotleS willcn.' brachte er end
lich mit zitternden Lippen hervor, müh
rend er sich zugleich scheu umwendete,
wie um sich zu vergewissern, daß Nie
mand die schrecklichen Worte au dem
Munde dc jungen Staatöanwalte ge
hört hätte. .Wissen Sie auch, wa
Sie da sagen, verehrter Herr Kollege?
Wie tonnen Sie eine solchr Aeuße
rung thun? E gibt mehr solcher
Dolcke.'
(F,nsth,g solgt.)
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