Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, November 09, 1893, Image 11

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    Die Krähe.
Ion Jtael Pul it.
Lang gestreckt urd in mchlidjen Auf
flieg dringt sich der letzte Garten deS
Srklsche Dörfchen! an den Forst hinan.
Unier der Last halbreif Flüchte neigte
sich der mächtige Birnbaum über da
morsche Lattenmerk de Zaune, und seine
Zweige berührten sich schon mit den ge
dengtea Aefte und Nadeln de erste
gebeugte Waldriesen. ? wr ein
schlanke Kies, die da al orgeschoiever
Posten in der volle Dichtigkeit ihrer
Zweige stand. Nur der Wipfel mar etwa
S dichtet, und eben aus seiner äußerste
Spitze sah eine räche. Ad und zu hob
sie die kräftigen Flügel und schrie miß
tävig über den Garten hinweg.
Er sah sie von der Veranda seine
Häulchen u und griff ach dem
Teschio, da in einer Ecke lehnte. Seine
Augen leuchteten, l er e schnell und
vorsichtig lud. Halb gebückt schlich er
sich dann vorvärt, den Mittelgang de
Garten hinunter, vorbei an den Strlu
chern und Stauden, die über den halben
Weg schwankten. Er hatte nur Augen
für den großen schwärzlichen Fleck dort
den aus dem Wipfel.
Jetzt ward der Begel plötzlich still und
sah sich scharf um. Unten hob sich lang,
sam der matt glänzende Laus. Bann
schrie da scheue Thier noch einmal und
spannte die Flügel. Aber in demselben
Augenblicke krachte auch schon der Schuh,
und mit einem feinen sausenden Pfeifen
durchschnitt die Kugel di, Luft. Schmer,
fällig, die einzelnen Zmeige im Sturze
beugend, schlug der KSi pcr deS Vogels
uf den Waidboden.
Mit einem Satz sprang der glückliche
Schütze über den Zaun und stand vor
seiner Beute. Die Krähe lag zuckend
da. Unaufhörlich zitterten die kleinen
Augen in einem seltsam bösen Glänze,
dann kam etwa Weihe hinein und da
ward größer und größer, die sonderbaren
grauen Lider schoben sich allmählich vor,
noch ein starke Zucken und dann war
alle vorbei.
,Wa hat Ihnen denn da arme
Thier gethan?" fragte plötzlich eine
Stimme neben ihm, und lag in ihr
wie leise Mitleid und verhaltene Ent
rüstung.
Erstaunt sah er auf. Vor ihm stand
ein junge Mädchen, dessen Nahen er
in seinem Jagdsieber gar nicht bemerkt
hatte. Und nun blickte immerfort
mit den großen Augen bald auf ihn,
bald auf den todten Vogels so daß er im
erste Augenblick gar nicht mußte, a
er sage sollte und sogar ein klein wenig
roth ward.
Wa er mir gethan hat? Ja, wissen
Sie denn nicht, daß gerade die Krähen
un die ganzen jungen Singvögel au
dem Reste holen? Da ist ihr Mitleid
schlecht angebracht! "
So? sagt sie und schwieg ein paar
Sekunden. .Aber schade ist e doch!
Machen Sie sich denn gar kein Gewissen
darau, so mir nicht dir nicht ein lusti
ge Thier zu tödten?
Jetzt amüsirte er sich königlich und lo
trachtete sie in aller Seelenruhe etwa
genauer. E war ein junge, reizende
Ding von sechzehn, siebzehn Jahren. Die
gelbe Sommerschuhe guckten kokett unter
dem weißen Kleidchen hervor, und in dem
LiebeSgürtel, der die schmal Taille um
schloß, stak einsam verblühend ein rothe
Burgunderröschen.
Wie er so dastand in der kleidsamen
Jägerjoppe, den ineu Arm auf den Lauf
de Teschio gestützt, und sie so fortmäh
rend ansah mit dem luftigen Lächeln
steaeSgewisser Ueberlegenheit, kam S
plötzlich über sie. daß sie ganz roth ward.
Dann aber sagte sie fast zornig: Wie
hartherzig Sie auch sind!- und beugte
sich zu dem verendeten Vogel nieder,
dessen Gefieder sie scheu und sacht schrei,
chelte.
Da -lacht er laut und ungezwungen
auf.
Wa da Krähenschießen anbelangt,
mag ich allerdings ei recht harte Herz
haben," neckte er, aber Sie kennen
wohl da all Lied , und dennoch hat
die hart Herz die Liebe auch ge.
fühlt I Nämlich sofort, al ich Sie vor,
hin ansah "
Sie schielte von ihrer knicendeg Stel
lung zu ihm empor mit einem zürnenden
Blick, der scharf an den Wimpern entlang
glitt. Aber sie konnte e nun einmal
doch nicht hindern, daß dann ihre Lippen
zuckten und in Lächeln über ihr Antlitz
zog.
Weiß Gott. Sie sind auch so ein
so ein luftiger Vogel, den man eigentlich
odtschießen mühte! Na ja,' bekrös.
tigte sie einen Augenblick später, so ist e
doch."
Nicht nur ein luftiger, sondern sogar
ein recht loser Bogel, der Sie aber
Herzlich bittet, ihn nzufangen und zu
zähmen."
Sie sprang auf, bog da Köpfchen
zur linken Schulter hinüber daß es ine
gavz schiefe Stellung bekam, und sagte
mit einem Achselzucke und einem koket
Un Blick: Wie soll ich denn das kön.
?!'
Sehr einfach! Mit inem einzigen
Ihrer wunderschönen Blondhaare, die
so lockend über dem niedlichen Ohr
spielen wie ....
Doch der kleine Schrei, den st aus
stieß, ließ ihn gar nicht zu End reden,
denn schon hatt der böse Mensch ihr den
Hut vom Kopfe genommen und wollte
gerade über ihren blonde Scheitel
streichen, al sie noch rechtzeitig zur
Seite sprang. Natürlich durft sie sich
da nicht gefallen lassen.
Aber mein Herr !" empörte sie sich,
während sie nach ihrem entwendeten Be
fitzthum griff.
Was erlauben Sie sich denn igent
lich," fuhr er mit möglichster Entrüstung
fort, indem er ihren Ton ganz genau
koxirte. 1
Ob sie wollte oder nicht da mußte
sie halt wieder lachen.
Nun gebe Sie mir aber den Hut
zurück," sagte sie denn, .ich muß nun
gehen."
Erst wttden Sie mir zwei Fragen
beantworten." lächelte er mit lieben
würdiger Ablehnung ihrer Litte ja?"
Fällt wir nicht ei'."
Dann bedaure ich "
Sie stand ein Weile zögernd da und
trat vervö mit dem Fuße auf.
So geh ich eben ohne Hut."
Bitte," antwortet er noch lieben,
würdiger.
Richtig ging sie auch fünf Schritte
ganz energisch weiter; dann sah sie sich
um. Al sie bemerkte, daß sie doch noch
nicht zum Ziele kam, rief sie, während
sie langsam zurückfchritt:
Was a sind denn das für Fra.
gen?"
Ganz unbedeutende." tröstete er.
Ersten: wie kommen Sie hierher?"
All ob man im Sramen ist," sagte
sie ärgerlich. Ich will jetzt der Gesell,
schaft nach, denn wir sind all von Berlin
'rübergekommen und spielen drüben in der
kleinen Schonung. Ich mußte fllrMama'n
nur daß Tuch hier von unserm Dampfer
holen."
Danke. Und nun zweiten: Wann
darf ich Sie wietersehev?"
.Wa hätt denn da für einen Zweck?
Bitte, jetzt krieg' ich doch meinen Hut!'
Also nicht wahr?" sagte r, Mitt,
woch um sieben Uhr. Meritzplatz, Nor
maluhr. Aber pünktlich k"
Na, Si kön auch so bleiben, wie
Sie find," entgegnete sie schnippisch. So
spät habe ich überhaupt niemals Zeit."
Gut, sagen mir also um Fünf,"
drängte er.
Sie besann sich einen Augenblick.
Aber geben Sie mir jetzt auch meinen
Hut her, Sie Vogelniörder Sie!"
Mit der heiteren Sonnigkeit seine
Wesen hatte er sich bald in ihr Mädchen,
hnz hineingestohlen. E war bei ihm
alle so klar und so sicher, so vornehm
und so überlege, daß sie garnicht ander
konnte und ihm nch dem erste heim
tückisch geraubte Kusse ihr MLulche
zum zweiten Mal ganz von selbst in
zitternder Verwirrung entgegenstreckt.
Ach, wa skr glückliche Wochen dann
folgten! Tagtäglich steckte ihr blonde
Köpfchen voll süßer, seliger Träume und
all dirs Träum drehten sich nur um
ihn, und auch er war angesteckt und be,
rauscht von d köstlichen Ursprünglichkeit
und Reinheit ihre Gefühl. Alle die
kleinen Geheimnisse, die sie jetzt vor den
Eltern hatt, all' die große, große Sehn
sucht in dn Stunden, wo sie mit sich
allein war, all' di klingenden, früh
lingSstngenden HossnungSglöckchen, die
nun immer tönten und miederhaLten in
ihrem wachgeküßte Herzen das war
so neu, so wunderbar, daß sie sich gar
nicht mehr zurechtfand in der Welt. Sie
liebt ja auch zum erstenmal und sie
wußt noch nicht, daß di ersten und
schönste Blüthen immer sterben müssen.
Und di Blüthen starben schnell. Der
Augaog war sogar ganz gewöhnlich:
ihm wurde di Sache allmählich lang,
weilig und eine Tage schriet r ihr
einen Abschiedsbrief einen Brief mit
drei Citaten darin und viele wunder
schönen und gewählten Worten. Sie
saß lang davor und konnte gar nicht
begreife. Roch Tage und Wochen nach,
her schlich da arme Ding, dessen Herz
so ganz voll war von Leid und Liebe, mit
krankem Gefichtchen umher und oftmals
des Nachts stöhnte sie tief unter der
Decke in hilflosem Elend vor sich hin.
Mechanisch sagte sie sich dann wieder
einen L'ederveiS vor, den st in inem
schön gebundene Buche gefunden halte.
Er hieß:
Und wimmert auch einmal das Herz,
Stoß' an und laß e klingen !
Wir wissen'S doch, ein rechtes Herz
Ist gar nicht umzubringen.
Aber auch der konnte sie nicht trösten.
Da war e ja eben: da arme Herz
konnte nicht sterben, e mußte sich immer
weiter und weit jiälen, durch die
graue Oede aller zukünftig?? Jahre hin
durch. Und wenn sie so wieder einmal
gesessen hatte, im Sonnenschein und mit
verschlungene Händen, und sich die
Verse hergesagt ohne Trost und Hoff
nung dann stand sie leise auf und
kühlte ihre brennenden Augen an den
kühlen lindernden Fensterscheiben.
ES ist ein Wintertog. Oben grauer
Himmel, unten weiß Schncemafsen.
In der Fern muh der Blick an dunklen
Wäldern umkehren und sich zurückmen
den zu der einförmigen Oede des er
hüllten Flachlandes. Hier und dort, an
den Wegen entlang, hohe mürrische
Bäume, verschneite Meilenzeiger, vor.
wärtSeilende Wagenspuren. Manchmal
hocken beleibt Sperlinge regungslos j
auf de Telegraphenstange der unter!
bricht ein schwärzliche Feldkurche da
ewige todte Einerlei. Wenn der
Wind die längst adgelaubte Aefte schul,
telt, stöbern auch hin und wieder ein paar
Flockenfternchen hinab.
Ein zierlicher Schlitten gleitet jetzt
die Straße nilang. Sichtbar verfluch
tigt sich der dampfende Athem de Pser
de, da in dem einmal eingeschlagenen
ruhigen Trabe bleibt. Die bunten
Decken im Innern de Schlitten liegen
über dem Schooße einer jungen Frau,
deren feine blaffe Gesicht munter und
etwa erstaunt in die winterliche Land
schaft hinaussieht. Der Gatte eben
ihr wirft ab und zu einen ernsten liebe
vollen Blick auf sie. Dann lächelt sie
ihn freundlich an und erzählt ihm wohl
auch zum hundertsten Male, wie sonder
bar ihr da alle vorkomme, wo sie doch
fast ihr ganze Leben zeit allein im großen
Bnlm verbracht hab.
Man hätte in ihr auch heute noch da
junge Mädchen von damals erkannt,
so wenig hatte sie sich geändert, trotz der
vier Jahre und darüber, die inzwischen
vei flösse waren. Vor Kurzem hatt sie
geheirathet, einen ernste gereiften Man,
der an ihr hing mit alle Fasern seiner
Seele. Und al st' sah. wie er wortlos
in jedem Augenblicke um ihr Herz warb,
da kam S auch über sie mit sachten wie
eine stille tiefe Liebe und sie ward seine
gute Genossin, die Schulter a Schulter
mit ihm stand und kämpfte. De kur
ze Roma ihrer Jugend, die paar son,
nige Monate jauchzenden Glücke, die
wilden Schmerzen und Thräne nachher,
hatte sie längst vergessen. Ruhig und
heimlich war e in ihr, klar und still,
wie di Welt ist an einem milden
Frllhherifttage....
So suhnn sie weiter vnd weiter. Ihr
Wangen rötheten sich leicht und si legte
ihr Köpfchen lächelnd an seine Schulter.
Nirgend verrieth sich jetzt mehr draußen
irgend ei Leben. ES war nur ein
große Oede und ein große Schweigen.
Plötzlich aber tönte in lauter, krei.
schender Ruf. Gell und mißtövig ging
er über die nstorbemn Felder, daß die
junge Frau erschrocken den Kopf hob.
Sie hätte e sich leicht denke könne :
e war eine Krähe, die nicht weit von
ihr und dem Schlitten auf der äußersten
Spitze eine BaumeS hockte. Wie
gebannt blieben ihre Blicke daran haf
ten. Sie sah den schwarzen Fleck in all
dem ungeheuren Weiß ring umher, sah,
wie der Vogel scharf ausäugte, wie er
manchmal die kräftigen Flügel hob und
wie er dann das Gesieder spannte und
kreischend davonflog.
E ward ihr ganz sonderbar zu
Muthe dabei; längst lag ihr Kepf nicht
mehr an der Schulter ihre Gatten,
ihr Herz klopfte und schlug so merk,
würdig laut, sie athmete schwer, einmal
und noch einmal und immer schneller.
Ihre Zähne gruben sich dabei in di
Unterlippe und dann plötzlich neigt sie
da Haupt und fing an bitterlich zu
schluchzen.
Bestürzt bog sich ihr Gatte zu ihr
hinüber. Sein Gesicht war bleich und
er bat und drängte sie darum, wa ihr
fehle. Si aber schüttelt nur immer
den Kops, sie mußt ja selbst nicht,
woher all die verirrten Töne kamen, die
losen Bilder, die fernen Töne. ES war
ihr nur unsäglich weh zu Muthe, und
ganz weit, da tauchte eS auf wie
entschwundene Glück und eS zog hin
wie eine versunkene Sonne, wir in
verklungene Stimme, wie verlorene
Jugend. Und sie beugte da Haupt noch
tiefer und weinte weinte wild und
ohne Aufhören.
Ganz, ganz fern schrie noch ein
mal di Kräh und wiegte sich langsam,
mit ausgespannten Flügeln, herab auf
die Erde.
onderXr Wirkung des stur
es.
Zu de überraschendsten Wirkungen
d,r Wirbelftürme gehören ti wohloer
bürgten Thatsachen, daß man nach ihrem
Aufhöre Vögel fand, die aller Federn
beraubt, und Menschen, den alle Klei,
der vom Leibe gerissen waren. Auf die
Gewalt des Winde konnten diese Erschei,
nungen nicht zurückgeführt den, da ja
Vögel und Menschen in solchen Fällen
al Gesammtmass vom Wind hätten
fortbewegt werden müssen.
Eine Fülle ähnlicher Vorkommnisse
wurde bei den Tornado? beobachtet, die
vor drei Jahren in Frankreich wütheten
und über die nach und nach ausführliche
Berichte gesammelt and gesichtet wurden.
Danach wurden aus der ganzen betroffe.
nen Strecke Bäume zerrissen, und zwar
in einer Art, welche nicht der Wirkung
des Winde zugeschrieben werden kann.
Die zerstörten Bäume lassen sich auf drei
Grundformen zurückführen: 1) Eichen,
d! in einer Länge von 7 bis 8 m von
oben nach unten entzwei gespalten wur
den. 2) Pappeln und Buchen, die in
einer Länge von 1,6 bi 8,5 rn in grad,
linige regelmäßig Ruthen on gleicher
Dicke zerstückelt wurden. Eine Buche
on 0, 4 m Durchmesser wurde z. B. tn
mehr al 600 Ruthen zerfetzt, die 1 crn
dick, 2 cm breit und 3,5 cm lang waren.
8) Fichten und andere Harzbäume, deren
Stämme quer durchgeschnitten waren,
mit fast ebener Bruchfläche.
Diese Erscheinungen, sowie viele öhn.
liche lassen sich nur als Wirkung der
Ellktricität verstehen; denn wie ander
foll man sich z. B. den Fall erklären,
daß von zwei dicht nebeneinander stehen
den Fässern öS eine g, füllt vollständig
oelnichtet wurde (ixplodirte), wSH,er,t
das andere leere unbeschädigt stehen
blieb?
In der Zeitschrift DaS Wetter' wird
über eine ganze Reihe ähnlicher Vorgänge
berichtet, die sich auch auf die bei jenen
TornaceS beobachteten Kugelblitzerschei,
nungen beziehen. Ein Bau wird mit
seinem Vieh auf dem Wege nach Hause
vom Orkan überrascht und sieht eine
Feuerkugel, die mit rasender Gefchwindig,
keit herabstürzt. Von Schreck ergriffen,
wirst er sich sofort zur Erde. Die leuch
tende Kugel schlägt auf den Boden, zer,
springt mit einem Krach und bedeckt den
Mann mit Staub. In SaintElaude
haben viele Personen, welche beim Aus,
bruch des Orkan gegen den Winddruck
kämpften, um ihre Fenster zu schließen,
Feuerkugeln von der Größe einer Billard
kugel wahrgenommen, die in der Dreh,
ungSrtchtung de Wirbelwindes mit Ge
walt fortgerissen wurden. Eine groß
Zahl anderer hat durch di Schornsteine
oder Ofenthüren in ihre Wohnungen
Feuerkugeln eindringen sehen, welche sich
langsam in deu Zimmern fortbewegten
uvd einen leuchtenden, leicht ia Spiralen
gkwundenen Streifen hinterließen. Zu
Reinon bemerkte eine Frau, al sie ihr
auf der nahen Wiese weidenden Kühe
hole wollte, wie plötzlich viilette Flam.
men eu dem Boden hervorbrachen ur.d
sie ring -gaben; si waren so hoch,
daß die Frau au Furcht, ihr Augen
könnten Schaden leiden, du Gesicht mit
ihrem Taschentuch bedeckte. Eine Augen
blick- später stürzte der Wind alle um.
Ei Pächter und seine Kvechte erkannten
deutlich, wie die Blitze vor dem Herein,
breche de Sturme über de Boden
striche. E war, al ob alle im
Feuer ausgelöst sei, dabei roch e nach
Pulverdamxs.
Menschenleben find diesen sonderbaren
Blitzformen, soweit die Erkundigungen
reichen, nicht zum Opfer gefalle.
Alle diese Thatsachen lassen die An
nähme berechtigt erscheinen, daß die Eies,
triciiöt keineswegs nur eine Begleiter
scheinung der Wirbelflürme, sonder weit
eher ein ihr Ursache sei.
zutt,rr.
Muttermäler, jeue klewere oder
größeren gelben bi schwarzbraune an
geborenen Flecken, die sich bei manchen
Menschen in zahlloser Menge über die
ganze KSrxeroberfllche zerstreut finden,
gellen, wen sie vereinzelt auftreten,
wohl auch al Schönheitifleckchen, die
einem netten Gesicht noch besonderem
Reiz zu verleihen vermögen, und haden
deshalb zeitweise schon di alberne Mode
der sogenannten SchLuheilSpflösterchen
hervorgebracht. Ebenso verhaßt sind sie
aber such ihren Trägerinnen, wen sie
al icke Warzen über die Hautoberfläche
sich emxordrSngen und mit ihrem üxpi
gen Haarwuchs an unpassender Stell
einen Bart bilden und stark an ein Stück
chea Affen, oder Mausesell erinnern.
Dies Thierfell ähnlichen Bildungen kön
nen nun in seltenen Fällen eine AuSdeh
nung erreichen, so daß sie einen großen
Theil der KörperoberflZche bedecken.
Mehrfach sind in der medizinischen Liter,
tur solche ausgedehnt Muttermale beob
achtet; so veröffentlichte vor längerer
Zeit Dr. M. Joseph in Berlin inen
Fall, bi dem ein Muttermal schwimm,
hosenartig den Körper umgürtete.
In der gegenwärtigen Nummer der
Deutschen Medizinischen Wochenschrift"
bildet Oberstabsarzt Dr. Röhring in
Erlangen einen Soldaten ab, der mit
einem Muttermal bedeckt ist, dessen
krause schwarzbraune Haare etwa von
der Mitte der Oberschenkel vorn bis zu
den Rippenbögen und hinten zwischen die
Schulterblätter hinaufreichen. Streicht
man darüber hin, so sühlt sich die Stelle
an wie eine rauhhaarige Pferdedecke.
Auch sonst finden sich über den ganzen
Körper, namentlich im Geficht, inselartig
zerstreut noch eine ganze Menge kleiner
Flecken. Der Mann ist im Uebrigen
ganz gesund und hat auch von seiner son
derbaren Behaarung keine nevnenSwerthe
Belästigung. Hinsichtlich seiner Ent
ftehungSursache bildit nun dieser Fall
eine interessanten Beitrag zu einem noch
ganz dunklen Gebiet in der Medizin.
Da nämlich weder bei den Familienange,
hörigen, noch sonstig: Verwandten in
irgendwie auffälliger Größe jemals der
artige Bildungen beobachtet wurden so
erscheint eine erbliche Beeinflussung aus
geschlossen. Dagegen führt die Mutter
di Entstehung dieses HautleidenS auf
einen Schreck zurück, welchen sie beim
Anblick einer Ratte' erlebt habe.
Es sind allerdings derartige Angaben
hinsichtlich der seelische Einwirkung
außerordentlich zahlreich in der medizini
schen Literatur verbreitet und spielen in
der Anschauung des Volke unter der
Bezeichnung Versehen" ein große
Rolle ; der medizinischen Wissenschaft ist
es bisher jedoch noch nicht gelungen,
diese Streitfrage, wie so manch andere
ähnlicher Art, zu erledigen und einen
Zusammenhang zwischen seelischen Ein
drücken und körperlicher Entwickelung
auf dem Wege der Nervenleitung nachzu
weisen.
ine angenehme nftevung.
Wie da schon vorzukommen pflegt, so
erzählt ein Wiener Blatt, wurden m
einem Milch und Kaffeegarten Im Prater
zwei einsame Gäste mit einander bekannt.
Ein Herr sprach eine ziemlich vergnügt
aussehend Dome von unbestimmbaren
Alter, die trotz ihrer einfachen Klei
dung, doch jenes Etwa an sich hatte,
was die nähere Bekanntschaft mit der
Bühne verräth, freundlich an: Sie
kommen jeden Tag hierher, mein Fräu
lein?"
Fast alle Tage, mein Herr."
Und Nachmittags sehe ich Sie oft hier
im Prater spazieren gehen und Abends
sitzen Sie beim Kreuz'. Das Nämliche
thueich. Sie leben wohl, so wie ich,
nur Ihrem Vergnügen, sind wohl Haus
befttzerin?"
Nein, nur Hütlknbcfttzerin."
Ah! Wo steht denn Ihr Hütte?"
fragte der Herr, welcher s mit der Eigen
ihümerin einer Praterbude zu thun zu
haben glaubte.
Meine Hütte ist wezgenommen wor
den. Ich bin delogkt."
Das sagen Sie in so glelclmülhiaem
Tone?"
Gewiß, ich freue mich ja darüber."
Besitzen Sie denn Kapital?'
Nein, ich bin mit Gage angestellt,
aber ich habe Nicht zu thun."
Gage für das Nichtsthun? DaS ver
wirrt mich! Wer wird denn Jemanden
für da Spazierengehen Geld zahlen?!'
O, man bezahlt mich gerne und fetzt
sogar eine Ehr, d'rein, daß man meiner
nicht bedarf l" sagte die Dame lächelnd.
Der Herr wurde immer erstaunter.
Sind Sie denn eine Person, deren
Gegenwart Andere lästig sällt? Sie
sehen doch nicht so auö."
O, unter anderen Umständen k!am
mert ftch die ganze Gesellschaft wie eint
Schaar Ertrinkende? n mich und Ent
setzen entsteht, wenn ich nieße."
,Da begreif, wer kann!"
Ja. man spricht mir sogar jedes Wort
nach, lai ich jage," fitzte die Geheimnch
volle hinzu.
Der Interviewer schlug die Hände
über'm Kopf zusammen und rief auk:
Hören Si l Hültenbesitzeri sind Sie
die Hütt würd abgetragen!....
Man entbehrt sie gerne vnd bezahlt
Ihnen Gage!. . . . Dabei behaupten Sie.
daß Ihnen tine ganze Gesellschaft Alle
nachspricht, wa Sie sage? Wer find
Sie den eigentlich?!"
Die Souffleuse de Wiener Volks,
theater, tn welchem die Reise um die
Wett" schon seit Wochen ohne Sousfleur,
kaften und ohn meine Wenigkeit gespielt
wird."
Wt, sah eethpve au 1
Wen man dies Frage stellt, steht
wohl Jeder sofort da unvergeßliche
Antlitz vor sich, dessen Abbild in zahl,
lose Reproduktionen über die ganze
Welt verbreitet ist. E scheint aber,
daß diese Züge denen Beethoven' in
Wirklichkeit geglichen haben. In einem
Buche, da längst verschölle und ver
gessen ist den Memoiren" von Lud,
mig Rellftab schildert der Versasser
unter Anderem auch einen Besuch bei
Beethoven, und dabei kommt r auch aus
da Aeußere de Meister zu sprechen.
So saß ich den neben dem schmermüthi,
gen Dulder", heißt e da. .Da sast
durchweg graue Haar erhob sich buschig,
ungeordnet auf seinem Scheitel, nicht
glatt, nicht krau, nicht starr, in Ge
misch von Allem. Die Züge erschienen
aus den ersten Blick wenig bedeutend, da
Gesicht mar viel kleiner, al ich mir
nach den in eine gewaltsam geniale Wild
heit gezwängten Bildnissen vorgestellt
hatte. Nicht drückte jene Schroffheit,
jene stürmische Fessellostgkeit au, die
man seiner Physiognomie geliehen, um
sie in Uebereinstimmung mit seinen Werken
zu bringen. Die Nas schmal, scharf,
der Mund wohlwollend, das Auge klein,
blaß.grau. doch sprechend. Wehmuth,
Leiden, Güte la man auf seinem Ange
ficht, doch ich wiederhole nicht
ein Zug der Härte, nicht wer der mäch
tigen Kühnheit, die den Schwung seines
Geistes bezeichnet, war auch nur vor
übergehend zu bemerken.
1000 Mark für einen uft.
Dieser Tage saßen, wie das Wurzerner
Tageblatt berichtet, in einer Restauration
des Dorfe P, bei Brandig mehrere
Radfahrer aus Leipzig mit dem schmucken
WirthSlöchterlein in lustiger Stimmung
beisammen. Unter den fidelen Spoitö
genossen befand sich auch ein Leipziger
RechtSanwalt. dem eS das hübsche neun,
zehnjährige Mädchen so angethan hatte,
daß er ihr 1000 Mark bot, wenn sie ihm
eine Kuh geben und sein liebeS Weib
chen werten wollt. Eingedenk des
Sprichwort: Einen Kuß i Ehren
kann Niemand verwehren", besann sich
die holde Maid nicht lang und spendete
de verlangten Kuh, worauf denn auch
der glückliche Empfänger desselben seiner
Verpflichtung nachkam und ihr mit den
Worten: Da Geld ist Dein und Du
bist auf ewig mein" 1000 Mark in Pa.
xiergeld i da zart Händchen drückt.
Beide umarmte sich nun und bei dem
eine Kusse ist e natürlich nicht geblte
be. Die Verlobung ist geschloffen und
nächstens wird fröhliche Hochzeit fein.
m .
er beste Titel.
Auf das Gesuch eine Dr. Jccmin in
Rheinsberg um den HofrathSlitel er
theilte Friedrich der Große folgende Ant
wort: ,S. Majestät der König hat aus
der unterthönigste Vorstellung des Dr.
Jacmin vom 18. d. ersehen, daß derselbe
trotz seine vorgerückten Aller noch den
Titel eine Hofraths zu erhalten wünscht.
Da diese Prädikat zu nicht nütz',
empfiehlt Se. Majestät dem Doktor, sich
da eine? rechtschaffenen Menschen zu er
halten, da alle übrigen Titel an Werth
übertrifft. Potsdam, den 23. Juni
1753. Friedrich."
Reiche Auswahl.
Was habe Sie zu essen!"
Wiener Würsteln mit Kraut I" ,
Sonst nicht?"
O ja Sie können such Würsteln
ohne Kraut haben!"
Gerechte Scheu.
Redacteur: Nun, kommen Sie doch
näher!"
Junger Dichter (mit einem scheuen
Blick auf den Papie, korb): Bitte, thun
Sie erst das Ding da weg l"
Merkwürdige tzyxerbel.
Gast (zum Wirth, nach dem erste
Trunke): .Herrgott, das Bier ist ja so
kalt, al wär' ein Eisbär d'rin ge
sotten worden!"
Berubigend.
Zechpreller (im Restaurant): .Kell
nerin, Sie brauchen mich nicht immer so
ängstlich im Auge zu behalten! Ich
brenne Ihnen nicht durch ich zahle
morgen!"
Zarter wink.
Er: Aber, süßer Engel, warum
zweifelst Du an meiner Liebe zu Dir?"
Sie: Ich glaube nur, sie ist nicht
anhaltend!"
Leemannslatein.
Ein alter Kapitän erzählt von feiner
letzten großen Fahrt : Als wir im
Stillen Ocean kreuzten, trafen mir auf
eine Insel, die von Krebsen buchstäblich
ganz roth aussah."
.Aber, lieber Kapitän," warf ein
Tischgenosse ein, Krebse sehen doch erst
roth aus, wenn sie gekocht sind."
Ganz richtig," gestand die Theer
jacke; da war aber dort eine ulka
nische Insel mit lauter siedend heißen
Quellen."
praktisch.
Der Ant hat mir empfohlen, ich solle
Mineialvasscr trinken!"
So, und wa trinken Sie den da?"
Danziger Golewasser."
wohlmeinende Ermahnung.
Sie sind wegen Raubmorte zum
Tode durch den Strang oerurlheilt. Da
möge Ihn sür die Zukunft eine War
ung sein."
Kleiner InUm.
Professor: Wa macht denn elgent
lich jetzt der Dr. Müller, liebt Nichte?"
Nichte: .Aber Onkel, der ist doch
schon seit einem Monat mei Mann!"
Professor: .Nein, diese Zerstreutheit !
Habe ich immer gedacht, Dein Man
wäre unverheirathktl"
Schlagfertig.
Lieutenant: Aeh, wohin denn nä
dlgste?"
Dame: Immer der Rase nach?"
Lieutenant: Ah. also Bergpartie?"
UedernAmpst.
Reichmann: AIS ich nach Berlin
kam, hatte ich nicht einen Pfennig in
meiner Tasche."
Silberstein: Und al ich nach Berlin
kam, hatt ich nicht einmal eine Tasche."
Reichmann (oeraundert): Wieso?"
Silberstein:, Ich bin in Berlin ge
boren."
Berechnend.
Dame (rur Köchin): Ich fahre nun
in' Bad.'Marie. Sie können öfter zu
spät vom Markt kommen, und lassen Sie
öfter die Milch anbrennen.
Sie zuweilen nur da, wa Jhnktr
Fleischhauer gerade giebt, und ist e zu
zähe, so lassen Sie den Herrn nur seus
zen, er stellt sich sonst sein Freiheit zu
rosig vor."
Mitgift.
Braut (unmittelbar nach der Trauung):
Du wolltest mir gleich nach der Trau,
ung in große Ubrraschung bereiten.
Wa ist es?"
Bräut g?m (ein Wittmcr): Ich habe
sich Ktucer, liebe Herz lauter
Buben."
Braut: Wie reizend, mein Lieber!
Ich habe vier Töchter. Werden wir
nicht sehr glücklich mu einander fein?"
Ein Argloser.
Sie: Haben Sie nicht auch schon
daran gedacht, sich einen eigenen Herd zu
gründen?"
Er: .Ab Fräulein! Wer wird denn
immer an's Essen denken!"
Immer nobel.
Kunstfreund: .Haben Sieben schon
die Kunftgalerie besucht, gnädige Fr,u?"
Frau Huber: Nein! Wir besuchen
überhaupt nie die Galerie, sondern mer
geh'n immer nur in der Log l"
Mißverstanden.
Richter: Aber Michel, Ihr seid und
bleibt doch ein unverbesserlicher Vaga
bund! Wißt Ihr, wa Ihr mit Eur
Herumstreicheret verdient habt?"
Michel: Ach, Herr Richter, Sie find
sehr gütig; ich verlang aber nicht
dafür."
Besonderer Standpunkt.
Maurerpolier (angesichts einer alte
Burgruine am Rheme): DaS heißt,
abgeputzt könnte das Ding auch 'mal
wieder wcrden!"
Gute Lreundinne.
Nun, was fugst Du dazu, daß der
Zlssessor um wem Hand angehakte
hat?"
.Hab' mir'S gleich gedacht! AIS ich
ihn abblitzen ließ, schmor er, sich ein Leid
anzuthun!"
Indirecte Zustimmung.
Herr (die Weinrechnung prüfend):
Donnerwetter, so viel Wein habe
ich gebraucht?!" Da müßt' ich ja eigent
lich jeden Tag betrunken gewesen fein,
Jean!"
Diener (bescheiden): Einer von un
Beiden war'S aber auch immer, anS'
Herr!"
Kindlich.
Mutter: Sag' Deinem ArWerlein,
eö soll vom Wasser weggehen es ,
kältet fich sonst I"
Junge (schreit): .Geh' weg, Tu
Esel!"
Mutter: Adolfchen, so sagt man ab
nicht ! '
Junge: .Wie sagt man nachher, wen
Einer ein Esel ist?'
Eigenthümlich Abhilfe
Dame: Wie Sie dies sckauderhafte
Muftk nur aushalten können!'
Hausfrau: Wag bleibt mir ander
übrig l Täglich wurde ich gequält, da
Talent meiner Kinder ausbilden zu las
sen jetzt lasse ich eben Jedem eine
Instrument lrnn, damit ich
min Ruh' hab'!"
Unangenehm Wendung.
Baron: ,Jch bin der Baron Tajo.
mein Sohn läßt bei Ihnen arbeiten, und
da möchte ich "
Schneider: .Bitte, Herr Baron, kerne
Umstände. ES presftrt durchaus nicht
mit d Bezahlung.."
Baron: .Da weiß ichs Mein Sohn
hat mir geschrieben, daß Sie ihm schon
drei Jahre creditirt haben. Ich habe
daher die Absicht "
Schneider: ,O litte, bitte, Herr
Baron.."
Baron: .Ich habe dah die Absicht,
da mein Schneider nicht gern creditirt,
von nun an auch bei Ihnen arbeiten z
lassen !'