Die Brücke rcn San Isidoro. IuS km 9innmi-ytn int Eisenbahn Ingenieur. Von len Vier. Wir hatten im Iah 1676 Mich die vkruanlkckt AsldiÜkrtnbahk, vollendet, die von Mollendo über Aquipa bi f am ttticocofc geht ,nd die hl mit ,u den schwierigsten Stteckm gehört, welch jemal, in der Welt zedaut worden find. Von der Küste von Mollendo au beginnt die Sahn schon z steigen, aber sie geht noch dmch verhöltnthmLßig ebene Gelinde; dann beginnt aber der uffiir in die KordÄeren. und bei realliv. dem alten peruanischen Revo lntwnSveft, hat die Bahn schon die Höhe vo 3000 Metern erreicht. Sie steigt mtittr rnr fi8be von 4680 Metern und entt sich dann wieder herunter bil Puno, nachdem sie bei Lamxa eine Abzweigung ach Santa Rosa entsend 0,0.1. Rordamerikanifche Geld und Unter nehmnngSgeift hatten diese Bahn zu Stande gebracht. Unter den Ingenieuren hatte sich gewissermaßen die Intelligenz 1er Länder vereinigt. Eine Anzahl von Deutschen, ein paar Englinder und Rsrdamerikaner, zwei Franzosen und in Italiener als AbtheilungSchef, waren bei dem Ban beschäftigt. Die Strecke sollte laut Abkomme mit der Regierung so bald wie möglich in der Richtung zum venftrom weitergcsüyrl weroen, auberdem sollte nunmehr die Küftenbahn, welche vom südlichen Ende Peru'S bis zum nördlichen an der KSfte entlang fihren und sämmtliche Hafenstädte ver binden sollte, erbaut werden. Erst durch diese Küstenbahnen konnten die kleinen Rebenbahnen, die in die Kordilleren füdren. ine Bedeutung gewinnen. Leider ist aber da Projekt bis heule nnauöge, litbrt aeblieben. eil die daraus folgen den politischen Wirren in Peru und der Krieg mit Chile jede grlßere Unterneh, mun, verhinderten und die Finanzen deS Lande schädigten. Bei einer so schmierigen Bahn, wie unsere ochbabn nach dem Tttlcaca ee, an selb nach der Vollendung noch immerfort Berbefferungen nd allerlei Raeibilfen am Unterbau wie bei den Hochbauten anzubringen, und mir unter, nb M gante Gebiet der Bahn von requipa bi Puno, während der Theil, der ach der Küfte führte, einem Nord- mnikaner unterstellt war. In meinem Revier befand st eine Brücke, die ich wobl obne iede Uebertreibung al die erhällnikmSßig theuerste der Erde be Ächnen kann. Sie ist nur fünfzig Meter laus und bektbt au einem einzigen Dlelboaen von Eisenkonftmktion, der tint tis Schlucht überspannt, in welcher ein Bergflkßchen tobt. Der au oer Brücke hatte nicht weniger als drei Jahre ersvrdert, und der ranepori ver tien tbeil. die u Schiff vo England kamen und dann och von Mollendo bi zum -auplah gesch-sst werden mußten, hatte llei ei nrnitttt verschlungen. Der Bau der Brücke war außerordentlich ge. fährlich gewesen. Die peruanischen Ein geborenen verstanden einerseits nichts sm Brückenbau, andererseits waren fie iel , ängstlich, um in beständiger Le benSgcfshr zu arbeiten. ES hatten nord amerikanische Arbeiter beschafft werden müssen, weche gezen sehr hohen Lohn 'die Brücke unter ganz kolossalen Schwie rigkeiten errichtet hatten. Die Brücke vo Sa Jfidoro, die ist ihr Name, eil sich in ihrer Nähe ein kleine Ka pelle zu Ehren de heiligen Jfidoruö iesindtt, war der Slolz der Bahn beamicn. Ich sagt bereits im Eingang, daß! 'Nrequipa das alte peruanische Revo, ZutionSneft sei. Merkwürdigerweise sind 1 nämlich alle Revolutionen, bei denen e sich um Auflehnung gegen die Präsiden tev oder um softige Putsche und Kr, alle handelte, immer znft in Arequipa gebrochen. m 17. Juli 1877, dreiviertel Jahr ach Vollendung der Bahn, gab es in! requipa wieder einmal eine Revolu Hm, und ich muß sagen, ich kann mir keine vergügtere Revolution denken, wie ; diese. Sie wurde vo dem Präsekten 0 Arlaaipa regelrecht angesagt. Domenico Prado war seit einigen Monaten Präsident von Peru, und gegen ihn wollte sich der Präfekt auflehnen. Welche Gründe zur Veranstaltung der Revolution sonst vorlagen, kann ich nicht Zagen, für de Fremden sind die politi sche VHSltnisse in Peru in gewisser Beziehung meist vollständig unverftänd sich. ES verbreitete sich nur die Nach, richt in der Stadt, daß Nachmittags um Z Uhr die Revolution losgehen würde. Ich war erstaunt, nirgends Unruhe und Bestürzung zu sehen; die Kaufläden urde nicht geschlossen, nur nf der Straße standen mehr Leute in Gruppen zusammen., al sonst. Als ei 3 Uhr vom Kirchthurm schlug, erschienen auf kr Plattform derselben vier Männer, Welch terbrochen ihre Gewehr in die Luft abfeuerten. Der Thurm der Kirche war sehr niedrig und hatte keine ' Spitze, sondern ewe Plattform mit einer Baluftrade; an konnte daher die Leute deutlich sehen, und eZ machte einen äußerst komischen Eindruck, ie sie zur Feier der Revolution ihre Gewehre eifrig, aber v!llia weckloö. in die Luft abschössen. Bald fesselte aber unsere Aufmerksam seit ein sonderbarer Zug. Der Präfekt ritt langsam durch die Stadt, gefolgt von seinen Beamte und Anhängern, welche ebenfalls u P erde waren uv neu ttim. Zwei zu Zwei nebeneinander, auf feinem Ritt durch die Stadt angta)ictn halten. D Publikum grüßte den revolutioni senden Präfekten, der Präfekt daS Publi, kum, und nachdem die sonderbare und harmlose Kavalkade ungefähr eine Stund herumzeritte war und sorgföl ttg alle Straßen durchmessen hatte. rfliefl der Präfekt wieder vor seiner Wohnung ab und sendete nun au die nächste Behörden und Kollegen die telegraphische Mittheilung, daß er in Arequipa eine Revolution veranftallet hab. Da war da Ganz; eine un glaublich komische und drollige Sache. Die vier wilde Schütze auf de Kirch- thurm beruhigten sich auch, al der Um ritt de Prifekteu über ar, und Arequipa hatte wieder einmal ine Re volutio. Nach einer Stunde aber wurde ich doch etwa ruhig. E kamen nimlich vou Lamxa und Puno Depeschen an, welche besagte, daß die dortigen Prä, feklen sich der Revolution von Arequipa nicht anschließe wollte, sie hätten viel mehr eine Gegenrevolution veranstaltet, und wie ich später erfuhr, bestand diese darin, daß sie ebenfal einen Umritt in der Stadt hielten und daß, wenn auch nicht vom Thurm her, zwecklos Flinten in die Luft abgefchosse wurden. Der Präfekt von Arequipa schien aber erst jetzt ganz zufrieden zu sei mit seiner Unternehmung, nun hatte er Gegner. Gegen fünf Uhr Nachmittags erhielt ich von dem Stationsvorsteher in Lampa, einem Rordamerlkaner, eine Depesche. in der ich dringend ersucht wurde, hin- zukommen, gleichzeitig theilte er mir mit, daß Züge von Arequipa nicht mehr angenommen werde konnten. Die kleine Garnison von Lampa, etwa hun dert Manu und vier oder fünf Offiziere, hatte ftoz gegen den Präsekten von Are- quipa erklärt, sofort den Bahnhof besetzt und duldete keinen werteren ErsenbahN' verkehr mit Areauist. ovtel erfuhr ich eben noch, dann hörte mitten in einem Satz der Tele-graphen-Apparat zu arbeiten auf, und ich entdeckte bald, daß die telegraphische Verbindung mit Lampa unterbrochen war; hoch wahrscheinlich hatten die Gegenrevolutionäre die Tklegraxhen dröhte zerschnitten. ter that rascher Ent chluk noth. 3ch ordnet an, daß Züge von Arequipa nur noch nach Mollendo gehen dürften, und daß der Verkehr big auf Weiteres in die Kordilleren hinein unterbleiben müsse; ich selbst aber bestieg eine Lokomotive und fuhr nach Lampa hinauf, so rasch die bet der beständigen Steigung der Eifenbahnstrecke ging. Kurz vor der Station fielen mehrere Schüsse auf unsere Lokomotive, auf mel- cher außer mir sich nur der Lokomotio- sührer, ebenfalls ein Nordamerikaner Namen Thorndik, und der Heizer be fand. Wir machte sofort Ha.t und ließen mehrn Minuten lang die Damxfpseife ertönen, daraus kam uns endlich der StationS-Vorsteher von Lampa, begleitet von mindestens fünfzig Soldaten und zwei Offizieren, entgegen. und nachdem festgestellt war. daß stch auf der Lokomotive nicht die gesammte Garnison von Arequipa befand, erhielt ich die Erlaubniß, tn den Bahnhof ein zufahren. Ich war erstaunt über die Verwüstun gen die ich sah. Die Gele:fe waren aufgerissen, und Schwellen und schienen lagen zerstreut umher. Der Station- Vorsteher erklärte mir voll Anger und Zorn, die peruanifchen Ofstziere müßten den Verstand verlorcn haben. Man hatte gar nicht abgewartet, ob stch Puno an der Revolution von Arequipa beei ligen würde oder nicht, fondern sofort angenommen, daß man sich mit Puno im KrtegSzustand befinde. Deshalb hatte man die Geleise umgerissen, die Telegraphendröhte durchschniiten, die scn Lampa nach Puno und Arequipa führ ten, und außerdem die Absicht geäußett. noch in der Nacht die Brücke von Ssn Jfidoro zu sprengen, damit kein Zug mit Gegnern au? BnPripa tn die Berge ge langen könne. Ich war wie gelähmt. Die Brücke wollte man sprengen, die Brücke, welche so unsaglichlS Geld gekostet uns so vicl Mühe und Arbeit verursacht hatte! Wenn die Wahnsinnigen die Sprengung ausführten, dann war der Bahnbetrieb auf mindestens vier bis fünf Jahre un terbrochen, denn fo lange dauerte es, biß eine neue Brücke bestem, beschafft und aufgestellt werden konnte. Diese Brücke war mir gewiffermanen an das nz ge: wachsen; ich hatte ihren Bal Übermacht, ich hatte sie tuck sür tu entstehen sehen, ich kannte so zu sagen jeden Bol- H und jeden viiet, der darin neckte. und nun sollte diese mühsame und kost, fpiclige Werk zerstört werden um einer Kmderei willen I Der Btfehshaber von Lampa. der Major Don Nosendo Gutierez, mit dem ich wahrend de Bahndaueö sehr gut bekannt geworden war, ließ mich holen und sragte mich in Gegenwart der Osft ziere und einer ganzen Anzahl von Sol baten, die uns umgaben, in welcher Weife wohl die Brücke am besten zu sprengen sei. Ich beschloß, vorläufig keinen Auf fchluß zu geben und sagte, die Spren gung würde sich wohl schwer ausführen lassen, da, wie mir bikannt sei, die Garnison von Arequipa eine außer ordentlich starke Posten an der Brücke ausgestellt habe. Ich hätte, erklärte ich, als ich mit der Lokomotive nach Lampc. gefahren, große Schwierigkeiten gehabt, die Stelle zu passt, weil stch dort eine große Barrikade befände, welche von der Garnison von Arequipa besetzt sei. Ich war sehr erfreut über den Erfolg meiner Lüge, denn nun erschien die Er pedition ach der Brücke vo Jfidore den Helden von Lampa nicht ungefähr lich, und ich war überzeugt, man habe die verrückt Idee aufgegeben. Ich in, ftruirte den Lokomotivführer und den Heizer dahin, daß sie ebenfalls aussagen sollten, die Brücke von Jstdore sei bereits vou Arequipa aus besetzt, und begab mich vom Bahnhof i die Stadt, 0 ich ziemliche Aufregung vorfand. Diese entstand dadurch, daß man nicht wußte, wie die Nachbarschaft über die Reoolu tion dachte, und nun zeig! sich, wie groß di Dummheit gewesen war, die telegraphische Verbindung nach allen Richtungen durch Zerschneide der Drähte z unterbrechen. Erst von mir erfuhr der Präfekt vo Lamxa, da Puno stch nicht der Rcvolutio von Are quipa angeschlossen habe. Ich bat um di Erlaubniß, sofort di Streckt nach Puno wieder herstellen zu dürfen, nd machte dem Präsekten klar, daß dies nothwendig sei um eventuell Hilfe von Puno gegen Arequipa zu holen; das leuchtete dem Mann denn auch ein, und er gestattete mir wirklich sofort die Au besserung der Geleise, die man vor eini gen Stunden so übereilt zerstört hatte Ich muß gestehen, ich befand mich tn einem Zustand vou Ausregung und Aer ger, der jedoch mit einer eigenthümlichen Empfindung gemischt war; eS kam mir vor, als lebte ich nicht in der Wirklich, keit, fondern in einem HanSvurfttheater, Ich begann sehr ungünstige Schlüsse auf den Charakter der Peruaner aus dem Verhalten der Bewohnerschaft von Are quipa und Lampa zu ziehen, und bebau. erte aufrichtig die Besitzer der Bahn, die mit so viel Geld und Mühe die Strecke erbaut hatten, ohne zu ahnen, welchen Fahrlichkeuen bei den beständigen Revo lutione und Pulschen eine Eisenbahn ge eu chast in Peru auge etzt ist. Trotz der späten Abendstunde eS ar 8 Uhr und vollständig finster be, sorgte ich Arbeiter, und bei gackellicht wurde du Herstellung der Strecke ver sucht. Auf dem Bahnhofe sah eS sehr böse aus. Ich weiß nicht, ob Don Rotendo Gutierez und feine drei Offiziere, unter denen stch zwei Mischlinge bcsandm, glaubten, der Bahnhof fei ew strategisch besonders wichtiger Punkt, ich glaube aber, die Pulqueria, das heißt die SchSnke, in welcher Pulque (alkoholisches Getränk) verzapft wurde, übte die Haupt anziehungskraft aus. Diese Pulqueria bestand auS eincm großen Bretterschuxpen ohne Seitenwände, diente gleichzeitig, wenn es sei mußte, als Tanzboden, und schien jetzt das Hauptquartier de Don Rosevdo Gutier und seiner schäbigen und theilweise zerlumpten Soldaten zu fein. Sie hatten gemalliae Wachtfeuer vor dem Schuppen angezündet, lagerten schwatzend, rauchend und Pulque trin kend um diese Feuer und schienen stch für ausgemachte Helden zu halten. Die Geleisereparatur schritt außer ordentlich langsam vorwärts. Für meine Arbeiter war die Nähe der Pul quer! zu verführerisch, als daß sie nicht hin und wieder, wenn man einen Augen blick wegsah, sich dorthin geschlichen hät ten, um mit d;n Soldaten zusammen zu trinken. Die Cholo, d. b. di Misch ling von Weißen und Indianern sind dem Trunke außerordentlich ergeben, und da die Soldaten zum größte Theile au solchen Cholos bestanden, schleppten ste mir die Arbeiter direkt von der Arbeit fort, um sie zum Trinken zu ver leiten. Auch mich luden die Ofsiüere wieder holt ein, ich entschuldigte mich aber mit dem Hinweise auf meine Unabkömmlich- kett bei der dringenden Arbeit. Ich wollte den GeleiseBau bis z dem Mor gen vollenden, um die Verbindung mit Puno wieder aufnehmen zu können. Vs war bereits gegen zwei Uhr, und ich trieb meine Arbeiter ununterbrochen an, versprach ihnen auch reichlichen Lohn, wenn sie nur bis um Tagesanbruch aus hielten. An den Wachtfeuern lagen schla send berauschte Soldaten, ein Theil oder war noch immer wach und sang und lärmte. Ich rschrack, als ich um zwei Uhr Morgens das Geknatter von Flinten schössen horte; ich dachte, die Garnison 00 Arequipa habe unS überfallen. Aber es waren unsere eigenen Soldaten, welche diese Schüsse abgegeben hatten. Sie drängten sich um die Schänke, in elcher auf einem Stuhl der Major Don Ro sendo Gutierez stand und ei?.e Rede an die Versammelten hielt. Der Major schien ebenfalls stark angetrunken zu sein; sein Gesicht war feuerroth und beinahe wäre er während feiner Rede vom Stuhle gefallen. Zeitweise wurde er von wüthen, dem Beifallsgeschrei unterbrochen, und um ihrer Freude Ausdruck zu geben, feuerten dan die Soldaten ihre Ge wehre und die Offiziere ihre Revolver ab. ES sollt mir nur zu bald in sehr un angenehmer Weise klar werden, was diese Komödie bedeutete. Don Gutierez war des süßen Pulque voll und hatte stch in einen Zustand von Tapferkeit hineinge trunken, der jetzt nach Thaten drängte. Es bedankte ihn eine ganz besondere Hel denlhat, die Brücke von San Jstdoro in die Luft zu sprengen. Er harte in der Rede seine Soldaten begeistert, mit ihm die Erp:dition zu unternehmen und, falls die Garnison von Arequipa die Brücke noch besetzt haben sollte, ste mit Gemalt zu vertreiben. Einige Augenblicke später erhielt ich von Don Gutierez den Befehl, einen Zug zusammenzustellen, der ihn mit seinen hunSerl Mann i die Nähe der Brücke bringen sollte. Ich proteftirte vergeblich gegen da Unternehmen, indem ich mich darauf berief, daß die Brücke der nord amerikanischen Gesellschaft gehöre, wel ches die Eisenbahn erbaut hatte, und daß ste daher nicht von den peruanischen Truppen zerstört werden dürfe. Don Gutierez aber und seine Offiziere lachten mich au und sagten, man be fünde sich im KriegSzustande und habe das Recht, dem Feindt die VerdindungS Mittel abzuschneiden. Don Gutierez wurde zuletzt grob, und als ich ihm in schroffem Tone antwortete, erklärte er mir feierlichst, daß er mich auf der Stelle erschießen lassen würde, wenn ich noch weher zu widersprechen wagte. Vergeb lich berief ich mich auf meine Nationali tät al Deutscher, vergeblich drohte ich mit einer Klage bei dem deutsche Ge schäftströger in Lima. rrma und der deutsche Geschastktrager waren weil, und ich befand mich der Garnison von Lampa gegenüber ganz machtlo. Zähneknirschend mußte Ich endlich deu Befehl zum Zusammenstellen de Zuge geben. Ich ließ Thorndike wecken, da mit er al Lokomotivführer den Zug be gleite. Ich hätt weinen mögen, wenn ich daran dachte, daß ich selbst die Hand dazu bieten sollt, die Brücke zu zer stören, die doch der Stolz des Ingenieur? war. BIS zum Abgang deö Zuge konnten noch ungefähr zwei Stunden vergehen, da erst die Maschine angeheizt, dann aber auch da Herankommen de Morgens abgewartet werden mußte. In der Dun kelheit hätten die Helden e nicht gewagt, die Fahrt durch die Kordilleren und tn da feindliche Gebiet veu Arequipa zu unternehmen. Ich glaubte, die Offiziere und Mann fchaften würden die Wartezeit bis zum Abgange des Zuges benutzen, um zu schlafen und sich von ihrem Rausche zu ernüchtern, aber wahrscheinlich hatten sie schon lange keine Revolution gefeiert, denn sie tranken, lärmten, sangen, schössen unausgesetzt weiter. Inzwischen wurde auch Pulver auS der Stadt herbeige schafft, und man warf die Kisten, welche e enthielten, in leichtfertigster Weise in die Wagen. Ich hatte immer gehofft, das Pulver würde bei diesem Hin und Herwersen erpiodtren und die ganze Garnison von Lampa tn die Lust blasen Betrunkene und Kinder aber haben be, kanntlich besondere Schutzengel. Das zeigte sich auch hier. Es geschah nichts nicht der mindeste Unfall pafstrte, auch dann nicht, al die betrunkenen Soldaten in die Wagen kletterten. Don Gutierez, obwohl kaum noch femer Winne mächtig, jetzt, zeder Zoll ein Held, auf die Loko mot'.oe, befahl mir ebenfalls aufzu steigen, und bedrohte mich und Thorn dike mit dem Erschießen, wenn wir uns einfallen lasse sollten, unS seinen Be fehlen zu widersetzen. Er fuchtelte unS dabei mit seinem Revolver fo lange unter der Rase herum, biS derselbe plötzlich losatng, glücklicherweise ohne Jemand zu verletzen. Da r stch allem bei unS nicht wohl zu befinden schien, nahm er als Adutan ten noch einen feiner Offiziere viamenS Dazu mit; Beide ließen sich auf den sorgfältig aufgeschichteten Holzstücken nie der, die sich auf dem Tender befanden und zur Heizung der Maschine dienten Vkgen vier uor ucorgev ver räum m . t. em grauenden agc setzten wir un von Lampa nach Arequipa in Bewegung. Wir mußten vorsichtig fahren, denn eS ging bergab, und die Maschine durfte keine große Geschwindigkeit annehmen. Auch während der Fahrt schössen die Soldaten zunächst noch wahrscheinlich um ihren Muth zu bethätigen, aus den Wagenfenftern in die Luft; dann aber wurde eö stiller und stiller im Zuge. Die tapferen Helden, die da auszogen, um die Brücke von Jfidoro zu zerstöre und womöglich Arequipa im Sturme zu veh m:n, schiene Einer nach dem Andern einzuschlafen. Wir konnten dies am besten an Senor Gutierez und feinem Adjutanten sehen, welche ebenfalls auf ihren HoizftuSen sanst eingeschiafen wa ?n. Wir hatten bis zur Brücke anderthalb stunden zu fahren. Meine letzte Hoff nung war, daß irklich der Komman, dant von Arequipa fo klug gewesen sein möchte, die Brücke zu besetzen. ES kam dann zu einem Gefecht und vielleicht würde die Garnison von Lampa gefchla gen. Natürlich stand in eincm solchen Falle mein Leben und das dcS Lokomc tivführerS auf dem Spiele, aber ich glaube, auch Thorndike Lre zu dem Opfer bereit gewesen, die Erhaltung der Brücke mit seinem Leben zu erkaufen. Gutierez und Daz waren anfangs zeitweise noch aus ihrem Schlummer er wacht und hatten uns dann immer ihre Revolver gezeigt, aber die Müdigkeit und der Rausch überwältigten fie schließ lich, so daß sie ruhig dalagen und fest schliefen. Ich stand nebe Thorndike vor dem Wasserstandsglas und dem Manometer, und wir unterhielten un leise in eng lischer Sprache. Wir konnte uns jedoch nur abzebrochene Bemerkungen zuflüstern, denn mir mußten sorgfältig auf die Bahnstrecke achten, hin und wie der sogar anhalten und absteigen, weil wir nicht sicher waren, ob die Strecke vor unS in Ordnung sei. ES verkehrten gewöhnlich in der Rächt keine Züge auf derselben, und Bahnwärter gab S bis zur Brücke von San Jstdoro nur zwei. Sie waren nicht auf ihrem Posten, wie wir beim Vorüberfahren sahen. Sie hitten S wahrscheinlich vorgezogen, nach ver nächsten Schänke zu gehen und sich nach altem Revolutionsgebrauch zu be trinken. Wir hatten zweimal, bevor wir an die Brück kamen, gehalten, ohne daß unsere Herren auf der Lokomotiv erwacht waren. Gutierez und Daza schnarchten, und auch im Zuge schien Alles zu schlafen. Die Offiziere und Mannschaften verließen sich anscheinend auf ihren Kommandeur, der auf der Lokomotive saß. ES wurde mehr und mehr Tag, und wir kameu nun in di Nähe der Brücke. Wir fuhren sehr langsam und spähten vorsichtig auS, weil wir hofften, die Wachtfeuer der Garnison von Arequipa zusehen. Aber nicht war zu entdecken! Die Brücke war schutzlos der Zerstörung der betrunkenen Garnison preisgegeben. Jetzt fuhren wir über die Brücke hin weg! Niemand im Zuge regte sich. Thorndike und ich sahen unS an. UnS stieg ein Gedanke auf, ein gemeinsamer, und, wie sich späler herausstellte, seh? guter Gedanke. ' , BiS nach Arequipa hatten wir noch eine gut Stunde; aber wenn wir die Maschine twa schneller aehea lieben all bisher, konnten wir die Stadt schon in Dreiviertel stunden, allerdings au . n . k ... . .neu er icyervelk tu uge, er reichen. Wenn e un gelang, oach requipa zu lammen, bevor unsere Hel den erwachten, hatten wir die Brücke ge rettet. Wurde freilich unser Unterneh men vorher entdeckt, so scdok man un al Verräth ohne Weitere nieder; da war sicher. Aber gesetzt, wir entgingen oik,em wia ai und näherten un Are quipa, fo wurden wir jedenfalls von dort aus beschossen, den die Garnison von Arequipa mußte bei dem Herannahen eine Zuges von Lampa annehmen, daß S sich um einen feindlichen Uederfall yanvie. ES genügten ewige rasch gewechselte Worte mit Thorndike, um un darüber zu verständigen, ma zu geschehen habe, Dem Lieutenant Daza war sein Revol ver entfallen. Ich hob ihn auf und steckte ihn in meinen Gurt. Der Major GUlterez trug den Revolver an einer Schnur um den Hals. Wir schnitten die Schnur durch, und Thorndike nahm den evotoer. Er lächelte schadenfroh ai er ihn in ver Hand hatte und sagt, leise: .Wenn einer von den Kerlen jetzt noch erwacht, schieße ich ihm eine Kugel ourcy den ops I Auf der Lokomotive waren mir somit ziemlich sicher. Aber was geschah, wenn man tm juge entdeckte, daß w,r läng über die Brücke von San Jfidoro hin aus waren und uns mehr und mehr de freivdlichen Stadt näherten? Man konnte von dem Zuge aus auf uns schießen, und dann befanden wir un in einer fchlim men i!age, zumal der Maior und Da, noch ihre Säbel hatten und un mit die sen, wenn sie durch da Schießen erwach ten, arg zusetzen konnten. Wir über legten einen Augenblick, ob e nicht bes ser sei, die beiden Schlafenden von der Lokomotive herunterzuwersen, aber da wäre Mord gewesen. Wir gaben diesen Gedanken sofort auf. Nur unser Leben und unsere Brücke wollten wir, wenn es fein mußte, mit aller Entschlossenheit vertheidigen. Minute auf Minute verrann. Wir fuhren bergab auf Arequipa zu. Ich hatte die Uhr in der Hand und blickte bald aus diele, bald aus die beide Schla senden, denn Thorndike mußte seine ganze usmerksamkctt aus die Lokomotive ver wenden. Wenn ste nur nicht erwachten! Wenn man im Zuge nur nicht merkte! In sol, chen Augenblicken werden die Minute bekanntlich zu Ewigketteu. Eine Viertelstunde war oeraavaen und langsam, langsam schlich der Zeiger wei ter. Di zweite Viertelstunde verging. Die dritte Vieric!unde kam heran. Wir hatten beschlossen, uns bei der Au Näherung an die Station auf der Loko motioe niederzuwerfen, um uns nicht den Kugeln der Garnison 00 Arequipa au zusetzen. In der Nahe des Bahnhofes mutzten wir langsamer fahren und scharf Aus blick hallen. Mußten wir doch fürchten. daß hier ebenfalls die Geleise aufgerissen worden seien, der nichts war zu eyen, und ungehindert suhlen wir t den Bahn steig, um mir die überraschende Meldung m machen, da tn Arequipa aus tete, graphische Anordnung von Lima her die Revolution wieder beendet wäre. Es war noch in den Abendstunden deS veri gen Tage in Lima eine Gegenrevolution ausgebrochen; man hatte in Arequipa 10 fort deu Präfecten abgesetzt und einen neue erwahtk. t Avmvreoolution war ebenso unblutig verlaufen, wie die Revolution vom Nachmittag. Auch Lamva und Arequipa befanden sich nun nicht mehr in Feindschaft miteinander, und unsere in den Wagen und auf der Lokomitive bleischwer schlafenden Helden waren deshalb jetzt nicht die Feinde, sov der gute Bekannte der Bewohner von Arequipa, die einen freundschartlrchen Morgenbesuch machten. Selbstoerstanduch ver,cywS lcy mit dem Lokomotivführer mit großer Ge- schwindigkeit von der Lokomotive und eilte spornstreichs zu dem neuen PrSfek, ten und zum Kommandanten von Are- auiva. welche sehr erstaunt darüber waren, daß die ganre Garnison von Lampa ihrer Stadr plötzlich einen Besuch abstattete. Da die telegraphische Vcr bindung zw.sche Lampa nd Arequipa unterbrochen war, so hatte man die Nach, richt von den Vorfällen des Abends ich! auf telegraphische Wege nach Lampa ge. langen lassen können, sondern hatte sich begnügen müssen, einen Fußboten abzu enden, der mvetz vis zu un,ererAvsayrk, um 4 Uhr Mh von niqr engerror,en war. Ich kam mir vor wie ein Mrthandeln-. der in einer Karnevalskomödte. Ich hatte mit Thorndike Leib und Leben auf' Spiel gesetzt, um nicht, denn als eine tunde nach uu erer Anrunri m re quipa Senor Gutierez, Daza und endlich auch die andern Helden erwachten, waren fie zwar zuerst sehr erstaunt, als sie aben. wo fie sich befanden, dan aber chültelten sie deu Offizierea und Beim-. ten von Arequipa sreundlcyaslitcy die Hände und tranken mit ihnen so viel Pulque, als nöthig war, um den Katzen jammer deö nächtlichen GelageS zu ver cheuchen. Dann wurde eine andere Maschine vorgelegt, und die Helden von ampa uhren wieder heim. ne rucre von San Jfidoro ar gerettet, und ich der Held eines Narrer.sptelS. Ich schämte mich förmlich, alS der Stationsvorsteher mich beglückwünschte, daß ich durch meine Sntscbloffelibcit und Unerschrockenhcit die Brücke San Jfidoro gereitet hatte. Aucb die Direktion rechne mir m?in Verhalten hoch au und überwies mir ein Geldgeschenk. Ich ließ mich aber bald daraus verabschieden und ging nach den Vereinigten Staaten von Nordemnila, wo ich wieder eine Anstellung im Eisen bahndienste fand und von wo ich später nach Europa z irück.'khrte. Wm'ge Wochen nach meiner be'ühm ten Fahrt oonLainx.i nach A,Iq ipa brach der Krieg mit Chile an, u ,d btx tapfere Den Gui'erez war einer der txii Offi ziere, der in einem Ges.ch: si,l. n Krieg hat Peru vollständ g rninirt, aber die großartige Bahn von Mollent nach dem Titicacasee ist wenigsten erhalten, geblieben, wenn auch zeitweise ihr Be. trieb unterbrochen werden mußte. Die Smpfidg r Tcher ist bei den verschiedenen Völkern oerfchie den oder wird wenigstens in verschiede, nem Grade ertragen. Wie weit eine Abstumpfung dagegen gehen kann, dafür erzählt Vita Hass,, fo ffjBfm W,rke .Die Wahrheit über Fmin Pascha' (Berlin 1393. 1. Bd. S. 124) schla. gende Beispiele, welche sich auf die söge, nannten SudanAraber subier) be. ziehen. .Ein Mann in Chartum nimmt ,n meiner Gegenwart ein glühend Kohle, streckt sein Bein aus und legt mit unerschütterlichem Gleichmuih die Kohle auf eine Wunde. Ein weiizlicher Rauch steigt auf, ich höre das Knistern de ver brannten Fleisches, ich spü.e den starken Fettgeruch, der sich daor verbreitet. Ich beobachte den Mann, der unbeweglich bleibt; keine Muskel in feinem Geficht zuckt, auch nicht das geringste Anzeichen von Schmerz macht stch bemerkbar. Als er endlich dieses Brennmitkel ab nimmt, sagt er zu scineu, Beine: .Wenn Du iu drei Tagen nicht heil bist, schneide ich Dich al," wobei er seinen Dolch spie, len ließ. Ich weß nicht, ob das Bein diesen Rath beherzigt hat. da Ich de Mann nicht mehr gesehen habe. Ich bin aber fest überzeugt, daß er eS sich mit derselben Kaltblütigkeit abgeschnitten haben würde, wie er eS gesagt hatte. Ein andere Beispiel. Ein Kameel. treiber bittet eine Frau, die vor der Thür ihre Haufe sitzt, um Fever für feine Cigarette. Die Frau bringt ihm mit der bloßen Hand eine glühend Kohle. Er würde stch ihr gegenüber feige vorge. kommen fein, wenn er sie in der Gleich, giltigkeit gegenüber dem Schmerz nicht hätte überbieten können. Er fabt tlin die Kohle mit den Fingern, legt sie auf fein nacktes Bein, wirft feine fertisk Cigarettt auf die Erde, zieht feine Büchse heraus und dreht sich langsam und ge lassen eine neue, während sein Fleisch brannte. Wie er mit der Ciaarette kertia ist, nimmt r die Kohle mit den Fingern und zündet die Cigarette an. Daraus wirft er das Feuer zur Erde, macht der Frau feinen Salam und setzt seinen Wea fort. Es würde überflüsfla sein, diese Beispiele zu vermehren. ES ist allbe kannt, daß die Sudan-Araber bei ibren Belustigungen ihren Muth darin zu zei gen suchen, daß sie sich mit dem Dolche Arme, Beine und Brust zerhacken oder stch mit entblößtem Oberkörver von. Allen auf'S Heftigste mtt der Nilpferd, peitsche schlage lassen, ohne daß sie mit den Wimpern irucken. selbst wenn da Blut in Strömen herabrinnt und leisch. fetzen sich bisioeilen unter der Peitsche loslösen, den bei dem geringsten An eichen von Ungeduld oder Schmeri wer. de sie für feige gehalten und aus der Gesellschasl ausgestoßen." tne Wragelgschitt. Ein bisher nicht bekannt aemordeneö Geschichtchen vom Papa Wrangel er,Sblt H. von Boicke in seinem jüngst erschiene nen Buche .mit Prm, Friedrich Karl. Kriegs, und Jagdfahrten". Früher preußischer Kaoallerieossizier, dann im nordamerikanischen Bürgerkriege Oberst unter General Stuart, hatte Borcke aus die Nachricht vom bevorstehenden Aus. bruche des Krieges mit Oesterreich sich wieder zum Eintritt in das Leer aemel- der, und der ehemalige Generalinspekteur oer aoauerre von Blrgtnien wurde glücklich als Secoadelieutenant bei den neumärklschcn Dragonern eingestellt. Al er sich nuu vorschriftsmäßig auch beim Feldmarschall Wrangel in Berlin mel dete, ließ sich de alte Herr von BorckeS Reiterstückchen in Nordamerika berichte, hörte mit Behagen zu, unterbrach aber plötzlich den Erzähler: .Haft Du auch schon Pferde, mein Sohn?' Der Wahr, heit gemäß berichtete der Offizier, daß er ein Pferd bereits besitze und ein ,wer. teö ihm von feinem Vater, einem Guts, besitz in der Neumark, in Aussicht ge. stellt fei. .Schade, mein Sohn sagte Wraugel, .daß Du schon versorgt bist, ich wollte Dir eigentlich ein Pferd scheu sin." Gerülrt durch die gute Absicht ent, ernte sich Borck ; in seinem Horel aber and er ine Depesche seines Vater vor. welcher anzeigte, daß daheim kein Pferd mehr zu beschaffen fei. Nun ar guter Rath theuer, denn Borcke sollte zur Feld, arme aufbrechen, und nach schwerem inneren Kampfe begab er sich am anderen Tage abermals zu Wrangel, um sich da halb uud hilb versprochene Pferd uzu bitteu. Der Feldmarschali aber et. gegncte: .Thut mirschrletd mein Soln. da Pferd ist schon veraeben: warum. kommst Du zu spät! Mit dem Pferde der verhielt eS sich folgendermaßen. Ein patriotischer Berliner Kaufmann hatte dem Marschall einen prächtigen englischen Wallach mit der Bitte üder geben, das Thier einem verdienstvollen, Offizier zu überantworten. Gefesselt durch die Erzählungen Borcke hatte Wrangel in der Aufwallung kavallerifti- scheu Mitgefühls diesem das Thier ver ehren wollen, sich der bald eine Ande ren besonnen. Denn als bald nach BorckeS erstem Besuche der Kausuiann kam und sich nach der Verwendung deS Pferdes erkundigte, da entgegvete Wrao. gel: .Ja, ich habe Einen für duS Pferd gefunden, und weeßte, wer dcS rS? DsS bin ich!"