Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 19, 1893, Image 9
i r . V V ZNeine einzige Se?geschichte. ein Uz'üZ Glück brachte. Von B. S, Ei schwere Gewitter entlud sich 2b der nördlichsten Stadt Ostpreußen 5 mir von so anhaltenden Regengüsse begleitet, daß die Straßen überlchwemmt und die Weg außerhalb der Stadt un asstriar eemorden waren. I da kleine IhurmmZrtnhZuSchfN am Leuchtlhurm hatte sich eine Gesell schuft junger Leute, die die Absicht gehabt hatten, den arme Abend zu einem va,iergange durch den Wald zu le nutzen, geflüchtet. Aa in Heimkehren war bei dieser Finsterniß und bei diesem Regen nicht zu denken. Mfzhald ras bei sich Alle in ihr Schickssl und frag ten den diensthabenden ThurmsZrter, ob er sie wohl die Nicht hindurch beherber en und lh,:en ab und zu em Glas neu n Grog geben könnte. Nachdem sie aus diese ffrage eine befriedigende Ant oort erhalten hatten, suchten sie sich die Zeit damit zu vertreiben, daß sie einander Witze und Anekdoten zahlten, aus denen freilich mehr Galgenhumor als chtn Humor herosrklang. .annNie mang von Euch eine Seegeschichte zum Beste geben?' fragte einer der Gesell schaft. Sie würd in unserer Lage die geeignetste Unterhaltung fein. Hort man die See dsch augenblicklich lauter losen, als den prasieinden Stegen.' ju llge meinem Bedauern war Niemand im Stande, den Wunsch deS Frager zu er sullen. Gleichzeitig mit den jungen Leuten war ein hochzemaüsener, kcöstiger Mann mu hellblondem Bolldarte in das im mer, dessen niedrige Decke er fast mit dem Kopfe berührte, getreten. Er hatte sich abseits an einen kleinen Tisch gesetzt und schweigend ein Glas Grog getrunken Als er auS dem kleinen Kreise seiner Schicksalsgefährten da! Verlangen nach einer Seegeschichte laut werden horte, überflog ein Lachein sein schönes, mann licheS Gesicht. .Wenn es den Herren recht ist, will ich Ihnen eine Seegeschicht erzählen sagte er, die einzig aus meiner Erfahrung, die deS Erzählens werth ist. Mit ftchtltcher Freude wur den feine Worte begrüßt. Man bat den Fremden er war offenbar in Frem, der; in einer kleinen Stadt kennen die Einheimischen einander seinen Platz zu verlassen und sich den Junglingen, die all .den besser Ständen anzugehören schienen, zu gesellen. Ec gehorchte der Aufforderung, und nachdem der Thurm wart die Gläser aus'S Neue gefüllt hatte, begann der Fremde: .Man pflegt zu sagen, daß sich die Seegeschichten von den Jagd, und Kriegs enSblunaen nur dadurch unterseiden. daß diese rloqe und jene nicht wahr sind. Auch soll man Landbewohnern keine wahren Seegeschlchten erzählen, denn nur die erlogenen sind ihnen in teressant. Trotzdem will ich Ihnen, meine erren, eine eeae chichte zum Besten geben, an der Alles wahr ist und. die Ihnen vielleicht doch aumalta ein wenig Interesse abnöthigt. .Im Winter 1832 kreuzte die Merne ler Barke Marie, mit Holz beladen, bei Äcndweftfturm im Kattegat nordwärts auf. Das Feuer von Marstrand, der Bademsel von Gothendurg Karl X. errichtete daselbst ine Granitfeste als in Gibraltar gegen Norwegen, die noch jetzt ficht und aus ihren Bastionen das Leuchtfeuer trögt war eben aus Sicht gegangen, er schwere Seegang au dem Skagerack stellte sich ein. Das Schiff stampfte keuchend in die See und lag sehr nahe Lee geneigt. Es war Nachts um zwölf. Die Wache an Deck wurde abgelöst und dann sollte mit .alle Mann' dag Fock und Großsegel gerefft werden. Bte ee schlug spritzend von Luvert über die Decklast; der Schnee zagte über das Schiff und fetzte stch über, oll fest, jede Stelle an Deck und in der Takelage glatt und schlüpfrig für Haud und Fuiz machend. iDoa) der Ostsee mann ist an dergleichen eroöhnt. VLx gelenkiger zu sein, wirft er das Oclzeug as, unv in wenigen Minuten ist 0.18 von der Nässe schwere Großsegel gerifft. Die Refftalgen sind ausgerollt und wie Katzen klettern Matrosen und Jungen ach oben, um oas egci auszurenen, c. h. ,nn Theil an die Raa zu binden, um S zu verkleinern, chon schien dem Steuer, mann, der unten das nöthige Tauwerk klar legte, die Arbeit beendet, als öden in Schrei erscholl, dann jeneö Rascheln und Reiben sich höre lieg, das ein an Tauverk und Ketten entlang gleitender schmerer Körper oerurjacht. Hieraus gab S inen dumpfe Fall. Auf dem weißen Schnee, zwischen der Stapeldank und der Wmde, lag der fixeste der siren Schiffsjunge en Bord. Er war aus geglitten und von oben herabgefallen. Wenige Minuten später lag der Junge halb entkleidet auf einer Matratze in der Kajüte. Langsam kehrte ihm die Bestn r.llng zurück, zur großen Erleichterung de Kapitäns und teS Steuermanns, die sich bemühten, ihm das Blut vom Gesicht zu waschen und die Glieder des Knaben auf Knochenbrüche zu untersuchen. Ei stellte sich heraus, daß außer einigen Wunde am Kopfe und einer am Unter ktefer, die nicht gefährlich schienen der linke Unterarm und der rechte Ober Ichenkkl gebrochen waren. Der Kapitän erschloß, den Jungen, wenn irgend mög sich, zu landen, nachdem man ihn, so gut eS sich machen ließ, verbunden hatte. .Der Wind ging bis zum Morgen westlich, und man erreichte gegen Abend Uklixoona und inen Lootsenkutter von Arendal, der den Jungen an Bord ahm, um ihn am aikdern Morgen in'S Hospital zu liefern. Schmer wurde dem Knaben der Abschied vom Schiffe, und schnür den Schiffsleuten der Abschied von ihm, Jcder wollte dem armen Jungen noch etwas Liebe thun. Mancherlei Trosts orte und gute Wäsche werden ihm von Der Sonntagsgast Jahrgang 14. allen Seiten mitgegeben, die zwar rauh klangen denn rauh ist der Seemann nun einmal! aber doch von herzlicher Tbelioabme zeigte. .Dies Brief in sofort an den Lootfenkommandeur abzu geben , sagte de? Kapitän zum Ober loo!sen. .Und nun farewell, mein Junge! Halt Dich brav! Es wird Alle wieder gut. Setzt ab den Kutter los die Trese, braß hinten voll! Auf daS Ruder!' erscholl daS Kommando. Lang sam buqte di ,Mi' an dn Wind, während der Kutter vor dem Winde, den wogenumschaumtcn Klippe von Utclt, poona zuschoß. Zwei Stunden später landeten die Lootse bei Marro, der oaljen tation von Arendal. Als der OSerlootse dem Lootsenkommandeur den Brief übergab mit seinem mündlichen Brnchte dazu von dem zerschlagenen Schiffsjungen deS Memeler Schiffes Marie, der im Kutter liege, um nach Arendal in'S Hospital gebracht zu werden und in so blaNer, geduldiger Junge sei, da sah die Frau deS Lootsenromminoeurs ihren Gatten mit inem sprechenden Blicke an. Sie hatte ihren einigen Sohn zur Se oer loten und dieser Schmerz würd bei jedem Anlaß aus' Neue in ihr lebendig. Der Kommandeur verstand den Blick, der aus dem Herzen kam. .Nun, so sieh selber zu,' sagte er, reicht sein Frau vie Hand und schritt mit ihr über die Planke, welche den Kutter mit dem Land ver band. Die Dämmerung war herein gebrochen. Auf dem Decke stehend, beugten Beide sich über die Luke und sahen in die klein Kajüte hinab, in der mit Decken, Kissen uns Kltidersscke festgestaut, der Kranke lag. Di kleine Lamp erleuchtet den Raum genügend, um da blasse Gesicht sehen zu lassen, das ergreifend von seiner rauhen Umge bung abstach. .Wie heißest Du, armes Kind?' fragt di Frau in gebrochenem Deutsch, ,mo wohnen Deine Eltern?' Seine Augen, die sich bei ihren freund lichen Worten erhellt hatten, füllten sich mit Thränen. .Beide lange todt.' Ja, sie waren vor langen Jahren gestorben, als r noch ganz klein war, und dieses waren die ersten Thränen, die r sich be wußt war, um sein Eltern zu weinen. Seine körperliche Hilflosigkeit ließ ihn plötzlich sein Waisenthum schwer fühlen. AUly 015 ugrn kr njamz luuini jcuii W Y i. ' . M . c T , , C..X1 geworden. Si drück! tzres Mannes ngnd und (haute ihm bittend tn'S'Se tchk. .Ich habe ja den Brief des Kapitän der .Marie' noch nicht gelesen.' sagte er ausweichend und wandt sich an einin Loolsen. .Halten Sie die Lampe yochl" Be ihrem Schein begann er, vas Schreiben zu lesen, um sich gleich nach den ersten Worten zu unterbrechen. .Wie? Du heißest Robert Krüger?' rief er in ziemlich gutem Deutsch dem Kranken zu. .Ja." .Vein ater yle Friedrich Bernhard Krüger und fuhr die Selma?' .Ja.' Deine Mutter war eine geboren Wendn?' .Ja.' .Und Rdeder Wender in Memel i,t ein On- kel?' .I,.' .Maarlille,' sagte der Kommandeur gerührt zu seiner Frau, welch' ein seltener Zu all! Der Junge ist auf See geboren ich war mit dem Bater befreundet und habe i Cipftadt bei diesem Schlingel Pathe gestanden.' sie legte ihren Arm ,n den rzres hatten. .Nicht wahr.' flüsterte sie. .wir lassen ihn nicht in'S Hospital ziehe, wir be halten ihn bei unS und pflegen ihn, bis er gesund ist?' Er uickte ihr freundlich zu und sagte dann, stch dem Lootsen zu, wendend: .Nach Arendal braucht Ihr nicht heraus zu fahren. Dagegen sollen vier Mann in meiner Zoll zu Dr. Lasten hin: er möcht sofort mit Verbandszeug kommen. Schildert ihm, was dem Jungen fehlt.' Aber macht schnell! Mein Junge ' letzt richtete an Roort das Wort, .Du bleibst bei uns in Pflege. Dein Vater war mein guter Freund. Ich bin Dein Path. Leute, hebt den Zungen auf Deck, aber vorsichtig! So, jetzt legt ihn der Länge nach in die Decke und tragt ihn in einer angemalt in mein Comptoir. Schafft sein Sachen auch dorthin!' Mittlerweile hatte di Frau Komman- deur in einem, an daS Comptoir ihres Gatten grenzenden klein Zimmer m Bett aufstelle und Herrichten lassen. Di Thür zum Comptoir standen offen, da mit dessen Wärme in den kleinen daran stoßenden Raum hinüber zöge. Absicht ltch war di immer IS Autenlhalt für den Kranken von der Dame gewählt wor den; das Comptoir wurde Tag und Nacht geheizt, auch befand sich beständig in Wache daselbst. Die Wohnräume der Familie deS Kommandeurs grenzten an dieses Zimmer. Bald nachdem die Loot sen den Knaben auf ihren großen Händen heu in gebracht, ihn dann entkleidet und aus s Bett gelegt hatten, seilten ver Arzt. Er stellte fest, daß in der That der linke Unterschenkel und der rechte Oberarm gebrochen waren. Die kleineren Kopfwunden halten nicht auf sich. Die schienen wurden vorgenommen; Noverl itg Alles, was der Arzt sur nothmendig hielt, an sich vollziehen. Rben dem Bett saß die ffrau Kommandeur. Ein kleiner, chijähriger Lockiinkopf, ihr in zg?s Möchte lein, schrnugte ;sp an ne uns Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. sah mit mitleidsvollen Augen auf den .neuen Bruder,' wie di Mutter ihn be zeichnet hatte. .Nun wollen wir ihn allein lassen, liebes Kind,' sagte die Letztere, .Lars kann Acht auf ihn geben und melden, wen er twaS unche sollte. Morgen früh versuche, ob Du mit ihm sprechen und ihm in gut, freundliche, kleine Schwester sem kannst Der arm Jung hat weder Eltern noch Geschwister und wird 3 bis 4 Monate krank fein. Als der Kommandeur sp! ter mit seiner Familie fein Abendbrod ein, nahm, erzählte er feiner Gattin AlleS, was er über Roberts Vater wußt. Di Sttfreundfchaft, die auf gegenseitiges Wohlgesallen schnell im Ausland ge schlössen wird, hatte beide miteinander verbunden und bis zum Tode KcügerS nicht aufgehört. Der Kommandeur war in früheren Jahre häufig als Kapitän nach Memel gekommen und zu den Ver wanSteu feines Freundes in nähere Be, ziehungen getreten; ost hatte r ihre Gast freundschaft genossen. Seeleute schließen rasch Freundschast; sind st ja doch nur kurz Zeit beisammen. Warum sich da durch Sttishett das Leben erschweren? Je schneller man sich nah tritt, desto mehr hat man von einander, und da man stch bald wieder trennt, so ist die Gefahr nicht qro, da ein gewii plump Vertrau lichkeit zum Freibrief für Grobheiten ausarten konnte. Dazu kommt, daß fie oft einander lange per Renommee kennen und einsam in der Fremde als Fremde auf einander angewiesen sind. Lieft man dann später in den Schiffsberichten: .Schm so und so, Kapitän so und so ver schollen' oder dergleichen, so macht man m seinem Seeherzen ein Kreuz und damit hat die Freundschaft ihr Ende gesunden, .Roberts langes Krankenlager war durch die liebevollst Pflege der Frau Kommandeur und durch die zerstreuende Gesellschaft der kleinen Jngeborg er leichtert und verschönert. Das Kind lehrte den kranken Bruder norwegisch lesen und schreiben, und sah es, daß er große Schmerzen hatte, so küßte eS ihn unter thränen und sprach ihm n 1 zu. Bald hatten beide stch so aneinander ge wöhnt, als hätten sie stets zusammen ge hört. Nachdem der Knabe genesen war und in einem schonen skandinavischen Sommer seine volle Kraft m:edergesion nen hatte, so raß r sich wieder auf die See hinauswagen konnte, war de? Ab schied sowohl von seiner, als auch von JngeborgS Seite in sehr schmerzlicher. Auf Seefahrten hat man nicht viel Zeit zum Britsschreiben, namentlich nicht, solange man einer der Jüngsten auf dem Schiffe ist. Auch Robert konnt feiner kleinen Freundin sein Gedenken nicht durch Lebenszeichen beweisen. Er ver gaß das kleine Mädchen und dessen El lern nie; in welchem Welttheile er sich auch befand überall dachte er mit Dankbarkeit an die, die ihm Gutes er wiesen hatte. Einmal, nach Jahren, schickte er von New York auS ein Bibel mit Dore'schen Bildern in verkleinerten Karten an Jngeborg. Cr bildete sich ein, jcht, mit IS Jahren, müßte das junge Mädchen konfirmirt erden; daher sandte r ihr die Geschenk, izin kurzer Brief be, gleitete es. Er enthielt die Mittheilung, daß Robert in Hamburg das Steuer mannerame abgelegt unv in etwa zwei bis drei Jahren Kapitän zu sein hoffe. Jngeborg war zur Zeit ihrer Freund schaft mit Robert noch zu sehr Kind ge aesen, um nach so langer Trennung dem Jugendfreunde eine lebhaft Erinnerung bewahrt zu haben. Vergebens suchte ste in dem, dem Briefe beigefügten Bilde nach einem Zuge in dem kraftvollen, männliche Gesicht, der fie an den kra, ren .Bruder' mahnen konnte, trotzdem freute fie sich über das schön Geschenk und das an den Vater gerichtete Schrei be herzlich. Die jungen Mädchen an de Küsten Norwegens bleiben lange Kind. Darum hielten der Lootsencom mandeur und seine Frau so schwer ihnen die Trennung von ihrer einzigen Tochter fiel S für gerathen, die Letztere eine Zeitlang aus dem Eltru haus fortzugeben und fie in fremden Verhältnissen sich seldftständig ntwickeln zu lassen. Der Erzähler machte ine Paus. .Ich muß Sie um Verzeihung bitten, meine Herren,' sagte r dann. .Eine Skegeschtchte habe ich Ihn versprochen zum Schluß spielt dieselbe sich aber auf dem Lande ab. Die siebzehnjährige Jngeborg wurde in das Haus ihres Onkels, der norwegischer Konsul iu Me mel war, geschickt. Das schöne Mädchen erregte in der kleinen Stadt Aufsehen und wurde auf Bällen und in Gesell schaften über alle Maße gefeiert. Sie lernte Roberts Verwandte, die in ange sehener Stellung ia Memel lebte, ken nen, und da fie oft Roberts Erwähnung thun hörte, so erwacht unwillkürlich in ihrr Brust wieder das Interesse an ihm. Es berührte sie angenehm, zu vernehmen, daß er zum Winter in seiner Heimath r wartet würde, um daselbst die Kapitäns schule zu besuchen. .Eines Abends bemühten zwei arme Kinder sich, einen Schlitten mit Abfall, holzsv".nen an der Ecke der Lindenallee den erhöhte Seitenweg hinaufzuziehen. Vergeben; die Schlittenkufe graben sich tief in ki Erde und snereu va se t, so daß die Kleinen schließlich weinend von ihrer Bemühung abstehen. Eine Schaar junger Mädchen und junger Männer kommt eben vom Eiskorso zurück und bleibt plaudernd und lachend in der Allee stehe, um stch von einander zu verabschiede. Man bemerkt di Noth der Kinder und zwei Herren ersuchen alsbald, ihnen Hilfe zu leisten. Aber auch ste sind nicht im Stande, deu angefrorenen Schlitten von der Stelle zu rücken. Eben geht ei junger Mann, dessen feste Bewegungen man auf den ersten Blick den Seemann ansteht, vorüber. Rasch entschlösse legt er Hand an den Schlitten, zieht ihn mit einem kcaftoollea Ruck ia die Höhe und will di junge Mädchen mit inem flüchtigen Blicke streifend weiter eilen, IS er auf norwegische Worte hört: Den Zu erkenn' ich lobend an. icht Fruhjofs derStarke hätt's besser gethan.' Robert denn r war der Seemann erwiderte lachend: .Danke, schöne Jngeborg!' und ging seines Wege wet ter. Nun stürmt Alle auf die junge Norwegerin mit Fragen in, wer der Fremd sei und woher er ihren Namen wiss. Aber Jngeborg konnte die allae meine Neugier nicht befriedigen; ste kannte den jungen Mann nicht und .In geborg' hatt cr fie genannt, weil sie ihn .Fnihjos' angeredet hatt. Lang zedoch währte s nicht, da begegnete fie einan der im Hause ihre Onkel. Neun Jahre waren seit ihrer Trennung oer gange, aber doch war eZ beiden bei den ersten Worten, al hätten fie fich nie aus den Augen verloren und immer zu ein ander gehört. Bald laS fie au feine Blicken, wie sehr r ste likbte, und setzt fie daher nicht zu sehr ia Erstaunen, als er ach bestandenem Kapitäusexamen um ihre Hand warb. Wieder unterbrach der Ertähler fich In feiner Geschichte und bat den Thurm, wart, ihm zu sagen, was r für die ver zehrten drei Gläser Grog zu bezahlen habe. Dann erhob er sich, beglich seine Schuld und rüstete fich trotz des noch immer laut an di Scheiben klatschenden Regen zum Aufbruche. .Und wa ist aus den Beiden gewor den?' fragte einer der jungen Leute ihn voller Interesse. .Und ist die Geschichte wirklich wahr?' .Wahr von Anfang bis zu Ende mein Wort darauf! Was aus den Bei den geworden ist ? Ein glückliches Ehe paar! Er lebt jetzt als Lootfenkomman deur in einer preußischen Küstenstadt. Fünf gesunde, liebliche Kinder schmücken sern Haus. Momentan ist r, einer Erbschaftsangelezenheit wegen in seiner Vaterstadt Memel. Nun aber verzeihen Sie, meine Herren, wen ich weitere Fragen nicht beantworten kann. Ich muß trotz Regen und Sturm den Heimweg antreten. Fragen Si nur Ihre Elrern die werden sich der Ge schichte gar wohl erinnern Sie selber waren zu jener Zeit wohl kaum auf der Welt. Nochmals die Versicherung, daß jedes Wort an der Sache wahr ist. Habe ich ja Alles selber erlebt! Nicht wahr. Sie haben s längst errathen, daß ich modert Kruger. der Held metner Ge chtchte blni Nachdem ich die Ehre ge habt habe, mich Ihnen vorzustellen. wünsche ich Ihnen Allen gute Nacht und recht glückliche Heimkehr Lurch den aus, geweichten Wald!' Lin erster Ruß. Ion Victor Blüthgen. Er war KürassterLikutnant; hoch und breit, mit inem gute blühenden Gesicht. dem üblichen hübschen Schnurrbärlchen aus der Oberlippe und strahlenden blauen Augen, der Blick ausnahmsweise nichts Schneidiges hatte. Sie in Fräulern von So und so; in schlankes hübsches Mädchen, halb Landblume, so gesund und o einfach halb iDam, so vornehm ruhig von Haltung. Eö war gelegentlich eines Manövers. daß si sich kennen gelernt hatten.' Er stand am Biwakfeuer, dazu kommandirt, gerupfte Hühner zu braten. In Wahr, heit verstand er keinen Deut davon, that einfach in Huhn in die Pfanne und stellte eS über das Feuer, worauf es um gehend verbrannte, zum Ergötzen einiger jungen Damen, di in schicklicher Entfer nung zusahen. Die Damen lachten, er enSthete und schielte mit lachender Ver legenhkit hinüber. Da war ste es. die sich ein Herz faßt. .Erlauben Sie, Herr Lieutenant, fo wird's nichts, geben Sie mir, bitte, die Butter da.' .Ach. gnädiges Fräulein wollten di Güte haben darf ich mich vorstellen: Mein Name ist....' Die Bratfrage wurde glänzend zu Ende geführt, der Lieutenant erfuhr ihre Na men und machte andern gs Besuch auf PapaS' Gute, ulo ein halbes Dutzend Kameraden von der Infanterie schon iu paar Tage wie die Gölter gelebt hUten, Jetzt hat er Urlaub und ist wieder auf Papas' Gute, der Jagd halber für irt No. 22. paar Woche geladen die Hasenjagd :n - r. .1 - 1 l i. . ii.i T ii gropuriig von um rr angeviici) ein leidenschaftlicher Jäger. Er ist in Civil da, aber das schadet ihm nicht. Bai gnädige FrSuIeiu Ilse geht ihm offenbar nicht auS dem Weg. Er ist im Gegentheil überzeugt und zum Seußersten entschlossen.... er hat da freie Feld, keinen Nebenbuhler, ein vielbeschäftigte, derben, aber gemütb lichen Wirth, ine wohlwollend Tante di Mutter fehlt, ohne von Ihm ver migk zu werden. Natürlich ist da gnädige ffräulein ein zige Kind und Erbschafter, aber dieses qavel wiederum ihr nicht. Ein schöner, sonniger, Herbftnachmit tag; an den Garten schlickt ein kleiner. alter Park und unter den alten Bäumen spazieren er und sie. Der Kaffee ist eben eingenommen, Papa liegt halb schlafend auf seinem Ledersopha, jeden Augenblick m Gesahr, die Cigarre au dem Mund zu verlieren, die Tant nickt im Lehnstuhl Di Jugend braucht keine Nachmittag, ruhe. Oder doch? . Sind Sie schläfrig.Herr Lieutenant ?' flk o . : f f l . r irnv iinamseie worrrarg, nnoe ich.' .Im Gegentheil, gnädiges Fräulein', sagte r gezwungeu munter. .Wach' mit allen isinnen. Ich habe mich nur einen Augenblick aus'S Denken gelegt.' .Warum denke Sie nicht laut?' ' ES giebt Gedanken, die etwa Heim lichcs an stch haben. Scheuen gewisser magen vor dem Sonnenlichts .Zum Beispiel....? Aber ist da nicht ein Wagen Sie horcht, der Llu tenmt nicht. Sie stehen auf dem Kies wcge, i spielenden Sonnenlichtern. .Zum Beispiel: Weshalb bin ich hier? Um zu jagen? Nein, da ist eine Lüge: mache mir verdammt wenig au der Jaai Pmdon I Fräulein 51(1 e Wollen Sie wissen, warum ich hier bin? Um Si um Si ich denke nichts als Sie ich will nichts als Sie bin ein unglücklicher Mensch ohne Sie. ... ' Sie tt mit Blut übergössen lächelt, mit jenem geheimnikvollen Lächeln, das etwa Schmerzhaftes an fich hat fie stützt die Schirmfpitz in den Kies und die ganze schlanke, süße Person hebt stch.... .Ilse!' Er breitet die Arm aus. der kleine Kopf legt sich in den Nacken und verlangt mit den schwellenden Lippen. . . . Piotzlich steht er stramm wie vor der Front, mit einem Ruck: .Ach. der Herr Lieutenant mit Ilse. Guten Tag. Her Lieutenant, guten Tag mesn Schatz eine Stipsoistte, wir sind auf dem Wege nach Kremzow, um zu sehen, ob Mutter und Kind sich Wohlbefinden. Beeilt Such, Mädchm!' Eine älter Dame, zwei junge Mäd chen vom Nachbargut. Sie haben den Wagen am Park halten lassen und sind auSgesticgen, um zu überraschen. Er verbeugt stch kühl, ste hat keine Schwie, rigkeil, blaß zu werden; die Augen suchen nch. nur mit emem Blitz .... sie gehen durch den Garten in 8 Haus, hölflich, mit wechselnder Laune. Si Tante opfert den Lehnstuhl. . . . nur Papa wird nicht gestört. Dann und wann ein Seufzer, ein Blick, ine Be wegung der Ungeduld: das spielt stch auf der Gartenterrasse abwährend die beiden älteren Damen für fich sprechen, die jüngeren ausnehmend liebenswürdig zu der Freundin sind und den Lieutenant meinen. Endlich: .Himmil Ella, Magda, es ist höchst Zeit, da ist ja mehr als ine Stunde herum . . . . ' Nun, e ist wahr hastig Zeit. Der Wage fährt' ab, man winkt Grüße die drei kehren treppauf zurück. Die Tante geht oorau. Der Lieutenant hascht Ilse's Hand, neigt daS lachende, verlangend Jestcht hinüber. . . . ' .Um Gotteswillen,' haucht S mit einem strahlend, besorgten Seitenblick nach der Küche unten. .Nicht hier!' Di Tante sucht stch im Gartensalon eine Handarbeit. Ilse ist im Zimmer weiter gegangen, der Lieutenant ihr ach. Sie steht inmitten der Stube, ganz rosige Verwirrung .... noch ine Blick zurück nach der geschlossene Thüre und er brei tet die Arm aus Endlich, nikiu süße Ilse, meine. . . . Bum bum bum bum in Gepo!tr, so rasche, unheimlich dumpf Schläge gegen die nach dem Korridor führende Thür, daß die tödtlich Erschreckte leichenblaß mit einem unterdrückt Auf schrei aus de umschlingenden Armen bis zum Fenster hinfliegt. Bum vum vum.... .Waitn das?' Er zieht die Brauen zusammen und beißt stch auf die Lippen und geht festen Schrittes nach der Thür; ah, ein großer brauner Jagdhund liegt draußen in ver zweifeltem Kampfe mit de blutgierigen Feinden, die er am Busen nährt; seine heftigen Bewegungen haben die Thür mit jenem räthselhasten Bum Bum er schüttelt, nun drängt er sich arglos in das Zimmer. .Hier ist der Störenfried...' lacht belustigt ein wenig gezmun, gen der Offizier .er stört nicht zweimal. Und jetzt fol kein Macht der Erd....' .Liebe Ilse, wolltest Du nicht so gut sei, mir das Garn zu halten?' fragt die sanft Stimm der gütige Tant durch di knarrend Thür. Ich wollt r um den Stuhl legen und wickeln, aber s ist so envirrt.' .Heiliger Antoniu vo Padual' Der Lieutenant wirst mit einem dumpfe Seufz die Blick noch der Stube. decke.... .äh äh erlaubt gnädig Fräulein, habe da oft gemacht, hab ine bemerkenswerte Fertigkeit . . . . Er schüttelt noch war jammervoll den Kopf zu Ilse hinüber, alldann geht er zur Tant, um fich da Garn um die Arm lege u lasse. Sie bleibt zu rück, ihr fängt die Sache an verdrießlich zu werden; sie setzt fich, nimmt et Buch und beginnt zu blättern, während ihre Obre da Gespräch im Nebenzimmer zu haschen suchen. .Mag er sehe, wie er zu seinem Kur kommt!' St grollt innerlich mit ihm, al sei r schuld an seinem ihrem Mißgeschick. Cr wiegt drüben da Garn, redet mit Engelsgeduld, die Tante zupft und steckt durch, ist voll Dankbarkeit.... füuf, zehn, fünfzehn Minuten.... üblich geht' glatter; und jetzt: .So, nun darf ich mich wohl nach gnädigem FrLu lein umsehen. . . . scheint zu zürne, da ich fie treulos verlassen.' Er geht in da Nebenzimmer Jls ist fort. Er klingt di Thür zum nächsten immer auf, leiser als die vorige, denn noch ei Zimmer weiter, da schläft Papa. . . men er noch schläft? AVer da ist Ilse, di Brauen zusam mengezogeu, und winkt ab: .Papa kommt!' und schwebt doch aus den Zeh näher, leise, ganz leis knarrrn die Sri, felchen.... Er überlegt nicht, ihm brennt da Herz voll lodernder Unge, duld. zwei Schritt vor und er hat fie t den Armen und preßt ste fest, da kein Entwind möglich .... .Ein alte Weib auf der Thurmspitz saß' natürlich, versteht fich: da ist der dröhnend Baß vom Papa, zwei wuchtige Fußtritte und da steht r selber in der Thür, zunächst allerdings nur mit dem Rücke. .Friedrich. Du sollst mir die stinkende Hundetöl nicht in' Ha lassen....' Ilse windet sich och vergeblich in de umschlingenden Armen. Auf der Stirn des Lieutenant steht da Roth leid.. fchaftlicher Erbitterung und um de ge preßten Mund der feste Entschluß der Verzweiflung. Nun läßt ihr Widerstand nach, nun schließt sie die Augen und hält ergeben die süßen halb geöffneten Lippe hin ... . er küßte ste er bleibt dabei keine tausend Teufel hätten ihn jetzt von diesen Lippen fortgezogen. ' .Donnerwetter, sagt der Amtmann, mit großen Augen an der Gruppe auf, und niederfahrend. .Wa zum Geier machen Sie denn da, Herr Lieut, ant....? .Ich küsse, Herr Amtmann rlaub gütigst drei Mal ist mir da Gla vom Munde weggeschossen worden. . . .der Mensch kann viel aushalte. . . . ' .So Wie lange treiben Sie denn da Geschäft schon?' .i'arole d honneur, mein hoch ehrt Hr Amtmann war der erste. . . .und i gewissenhafter vrat. Zwei Nottinghamer Spitzenfabrikan, ten, Boviil: und Moore, führte im Jahre 1316 vor Gericht Prozeß gegen einander wegen angeblicher Patent letzung. Der Fabrikant Heathcoat in Tiverton, der fich die Uebzeugung ver chasft hatte, da die sogenannten .Erfindungen' beider Streitparteien nur Abänderungen der ihm selbst patentirte Bobbinetmaschine seien, engaairte nun einen jungen Rechtsgelehrten, Sir John Cowley lnachmals Lord Lyndhurft), um eine Mfinderrecht gerichtlich darzutbun und zu wahren. Der genial Advokat fand beim Durch lesen der Aktenstücke, daß er ohn Detail cenntnisse t d Maschinerie nicht tt oigretch platdtren könne. .Er reifte daher nach Nottingham, wo er als Lehrling am Bobbinktstuhl so lange recweilte. bi im Stande war, ein Stück Bobbinet mit eigenen Händen anzufertigen und alle Einzelheiten der Maschine gründlich zu verstehen. Am Terminstage ward die Heathcoat'sche Maschine vor die Juru ge orachk; str zoyn iüowley fetzt sich an dcn Webftuhl und zeigte ten Geschw renkn, indem er eigenhändig ein Stück Zeug anfertigte, wie Boville'S und Moo re'S Prltmstonen eigentlich nur Räch ahmungen de Heathcoat' schm Prinzip seien. Heathcoat gewann den Prozeß. Auf 10,000 Pfund Stnling (20,V00 Mark) beliefen fich die Prozeßkost Heathcoat' und auf 400 Pfund Sterling oder 80,000 Mark jene d beiden Gegen Parteien. Aber indem Heathcoat durch den Ausgang dei Prozesse berechtigt wurde, eine jährliche Rente von allen damals im Betriebe stehenden Maschine sein Art zu beziehen, wurde diese enorme Kosten auf das Reichlichst wird ingebracht, und der Klient de gewissen hafte Advokaten starb al Millionär. Auch in Vorstellung. Zunger Zahnarzt (fich in Dame auf dem Balle vorstellend) : .Mein Fräu, lein, wir sind uns nickt so an, und. sannt. Ich hatte erst gestern da V gnügen, Ihrem Herrn Vater zwei Zähne auszuziehen.' Furchtbare Vrshong. Hausherr (zu einem Bettler): .Machen Sie, daß Sie fortkommen, sonst Bettler: .Nun, sonst?' Hausherr: .Nun, sonst kriege' einen Brate u essen, den meine Frau selbst zubereitet hat.'