Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Oct. 19, 1893)
Der todte Reiter. Kachle oui dem v,rz Iihr hundert. SI gib tine Zeit, wi da uralte, von Kais arl dem Großen gegründete, m Viertel unterm Wen Walde, und zwar nahe n d Grenze von llagiru liegende schöne Psarrdorf P . . . .Archen em selbst, ständige Gut bildete, welche seinen adeligen Besitzer au, dem nloschene allen Hause der Herren von Poube. kircken n sehr angemeffenei Einkommen Pfff AflffiiC Ja diesem Orte galt zur Zeit, al sich die oi erzählt Begebenheit zutrug, der Orttrichker Walftam Grapselmann für de wohlhabendsten Mann, sein 19;ä riae Eozwester Cordula für da liebr. zendfte Mädchen und Beide zusammen tür die glücklichsten Bewohner de, gan zen, stark bewohnten Orte. Jungker Cordula ar ein schöne Mädchtn unc e konnt daher nicht seh in, baß um fl die Liebhader und Freier sich zu dutzendoeif herdeimachten. Zu diesen gehört vorzuglich der Forstmeister an EdelSlhal, einem schönen achkär lichen Dorfe in Ungarn, der eine sehr an rehmbare Partie gewesen wäre und wohl auch dU schöne Cordula al ehrenmerthe Braut heimgeführt HItt, Ire nickt H.r Grapselmann mit einem gutgemeinten Veto azmtschen getreten. Diesem war Smlich wohl bekannt, daß der Forft meifter dem Trunk sehr geben war und sein bischen Geld rein durch die Gurgel gejagt hatte. Man kann sich leicht denken, mit el chem Grollt der EdelSthaler Nimrod sein Edelwild zu P. . . .ktrchen fahren lasse mußt und welchen Ingrimm er gegen den vorsichtigen Bruder Cordula von Stund an in seinem Herzen nährte. Nach einem Jahre ändert sich jedoch d! ganze Lage der Ding in büfeffl sonst so friedlichen Orte. Die unter dem Na mea uruze oder KreuzeSbrSder 13 kannte ungarischen Raubhorden drangen in Oesterreich ein und verwüsteten wie ein gefräßiger Heuschreckenschwarm die blühenden Fluren, welche ihr Verderb licher Fuß betrat. P....kirche empfand die ganze Schwere dieser wilden und wiederholten Einfälle; im ganzen Dorf wurde aber Niemand osn diesen höllischen Gästen so sehr hergenommen, al der gute Richter Grapselmann. Von seinem bedeutenden Wohlstände war ihm nach dem ersten Einfalle der Kuruzen nur ein Schafstall mit zmeihun, dert Stück geblieben; hundert Stück da von rafsien di bösen Pocken weg und der anderen hundert bemächtigten sich die Herren Busch'lepper bet einem zweit n ungebetenen Besuche. Zu ihrer Belustigung verbrannten diese wahren Kreuzbrüder überdies auch de bedauernswerthen Richters Mühle, so daß Her Gcapselniunn ine Abends nach dem Nachtgebete sich ein Hrz nahm und feine Schwester mit blutendem Herzen und weinenden Augen eröffnete, daß er und sie zu Grunde gerichtet feien und Beide Hau und Hof verlassen müßten, wenn er nicht binnen wenigen Tagen 30u Gulde bekommen würde. Die Worte .mir sind zu Grunde ge richtet klangen die ganze Nacht wie ein Todtenglocke vor den Ohren der armen Cordula, die ihren Bruder zärtlich liebte und sich bisher mit Bewußtsein ge, schmeichelt hatte, eine? der wohl habendften Mädchen ihres Geburtsorte zu sein. Sie sah sich schon in Lumpen gekleidet nd die zarte Hand ausstreckend gegen die Frau des ersten Geschworenen, ihr ehe malige Freundin, die in Marderpelz ge kleidet und eine Goldkette tragend, schwerer als die Kinnkette eines Acker gauleS ihres BruderS, ihr mit spöttischer Verachtung ein Stück schwarzes Brod reichen ließ. Die Frühglocki, welche in der Pfarr kirche geläutet wurde, fand Cotduli noch in diesen traurigen Gedanken; sie stand auf und beschloß, Trost im Gebete zu suchen. Sie nahm ihren Mantel und ging in di Kirche. Dahin sah sie der Amtmann von P . . . . kirche Georg Wampenmcver gehen. Dieser gestrenge Herr, ein zwar schon etwas bejahrter, nichtsdestoweniger aber noch sehr munterer Patron und weit und breit al ein herz und gewissenloser Lebemann bekannt, war der hübschen Richter' schwefter feit langer Zeit hold, oh daß r bisher gewagt hatte, diesem tugendhaften und eingezogenen Mldchen seme Gefühle zu knrdeck:n. Herr Wamxenmeyer war ein leiden, schaftlicher Vnehrer des RebengotteS. Man behauptete allgemein, dieser Trink virtuo sei in einer Umgebung von 20 Meilen in der Runde dr einzige Mann, welcher sich ohn Großmäuligkett rühmen konnt, seit Kindesbeinen nicht einen Tropfen Wasser über die Lippen gelassen zu haben. Eine gleiche Antipathie, wie gegen da Wasser hegte er gegen die Pferd, diese edklst aller Thierarten. Manrzählk in P . . . . kirchen, Herr Wampenmever sei vor Jahren, als er noch in junger Springinsfeld gewesen ist und eineö Tage vor den Fenster einer nachbar lichen DorfDulc!nea mit ritterlicher Kühnheit sein Roß conrbettiren wollte, von dem Wildfange, den r riit, s un, sanft von dem Sattel in den Sttaßenkoih Seworfen worden, daß der ungeschickte weiter durch viele Monat auf inen Fuß hinken und die bitter Wahrheit des Sprichwortes erfahren mußte, daß Der jenige, der den Schaden habe, auch für den Spott nicht besorgt sein dürfe. Ein dritte Eigenschaft war endlich auch ein übermäßige Wohlbeleibtheit, die inen Umfang von sechs Schuh maß. a bei einer körperlichen Höhe von 4 Schuh ihm die Gestalt eines wohlpro, portionittcn Fasses gab. Die Ortifama wußte sog in ihrer ewigen Geschwätzigltit eine Art Prsphe. zeiung in Umlauf zu fegen, welch dem allqemem bekannte Wassers eint ein asse Grad, eine ewige Ruhestätte im Wasser und dem entschiedenen Anta gonisten der Pferde al Todtenträger emen kollerischea Wrldfang verhieß. Al di holde Jungfrau Cordula trau rig und träumend daherschletchea sah, schwoll ihm die Brust gewaltig und er nahm sich vor, ihre Rückkehr aizuwarte, um sich nach der Ursache ihre auffallen' den Trübsinn zu erkundigen. WaS macht diese schönen Augen wei neu?' fragte er al Jungfer Cordula auf dem H:imwege begriffen war, .Qualen ftnd nicht für Euch, sondern für Jee. welche Euch iamal eschen hake und nicht immer sehen können.- Ja diesem süßlichen Ton fuhr r noch ein Weile zu plaudern fort, ohne daß jedoch da bekümmerte Mädchen seinen Rede in'ge Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Die Gefrogie hegte inzwilchkn ganz ander Gedanken und wollt diese u fällig Zusammentreffen benutzen, den reichen Amtmann für thun Bruder um ein Darlehen von 300 Gulden anzu gehen. Mit zitternden Lipvea und ab gebrochenen Wonen bracht sie ihr Bit! vor. .WaS, Darlehen?" rief Wampen mever, al endlich Cordula ihr Anliegen vorgetragen hatt, ,wa?, drtihundrrt Guldtn? Hundert vollwichtige Dukaten und auch in Smaragdling dazu sollst Du haben, liebenswürdige Cordula, wen wir über die Bedingungen einig geworden fei erde.- E entspann sich nu in für Cordula höchst peinlich Unlerhandlung. indem der unfeine Herr Wampenmeuer darauf be stand, das erbetene Darlehen dem Mäd che in später Abendzeit persönlich in ihrer Behausung gegen dem u überbrin gen, daß ihn Cordula ohne Wissen ihres Bruders empfang und in ihr Zim mer mit einem Glase guten Weine be wirthe. Da Ende der unangenehm: Unter redung war, daß man um besagte Zeit eine ManneSgeftalt durch die hintere Gartenthür in Grapselmann'S HauS schlüpfen sah. ES war in der That der an körxer lichem Gehalte ebenso schwerfällige, als m geistiger Beziehung leichtfertige Herr Wampenmeyer. Als er in das Haus trat, faßte eine Hand, kalt wie das Seil des nahestehenden Brunnen im Hofe, die feivige, und das war Cordula! zit tcrnde Hand. ,Ei seht doch sprach t2 der böse Nachtgänger leise, .war mir doch, als ob ich statt Deiner lieblichen Haud das kalte Seil des Brunnens gefaßt hätte. - Sie betraten nun ein erleuchtetes Seitengemach wo ein gedeckter Tisch stand, woran sie Platz nahmen. Herr Wampenmeyer wagte es, Cor dulaS Arm zu erfassen, da er aber schon vorher tüchtig dem Glase zugesprochen hatte, so verfehlte er sein Ziel, stieß an den mit Zinngerälh und Flaschen besetz ten Tisch, welcher schwankte und mit großem Gepolter umfiel. Grapselmann, welcher in einem Ncbengemache sich zu Bette begeben hatte und ruhig schlief, war darüber erwacht, sprang au dem Bette, ergriff eine Holz axt und stürzte so bewaffnet dem Gepol tcr zu. Der über feine Erscheinung m Schrecken gebrachte Wampenmeyer lief ihm, nachdem er da zur Erde gefallene und dort noch spärlich fortbcennende Licht mit einem Fußtritt ganz ausgelöscht hatte, mit einem scharfen Messer, welches er vom umstürzenden Tische erfaßt halte, entgegen, wurde aber von CordulaS, durch die ganze ihm unerklärliche Be gebenheit betäubten Bruder fs Unglück lich getroffen, daß er todt zu Boden sank. AlS die ebenso bejammernswerthe als unabsichtliche That geschehe war, erfuhr der entsetzte Grapselmann den ganzen Zusammenhang der Dinge. Der Arm stand mit gesenktem Haupt eine Zeitlang da und dachte darüber nach, ; wie er die Leiche deS wider Willen Ge tödteten aus dem Haufe schaffen könne. .So w,hr ich die blutige That ohn Vor satz und Absicht verübt habe sprach er in sich hinein, .so sehr big ich meiner eige nen Sicherhett und der unbefleckten Ehre meiner unbesonnenen Schwester die Entfernung de Leichnam schuldig. Wampenmeyer kehre dahin zurück, von wo ihn der döse Feind herabgkschickt Hai. Und den Erschlagenen mit vieler Mühe auf seine Schultern ladend, ging Grap selmann dem Amtöhause zu und legte dort seine traurige Last z knirscht an der Ein gangsthür nieder. Kurze Zeit darauf, eS mochte kaum eine Viertelstunde vergangen fein, ging am AmtShaufe der Forstmeister von EdelS thal, CordulaS verschmähter Verehrer, der eben einen Streiszug macht, vorüber. An demverhängnißvollenOrt, wo Grap selmann den Getödtetea abgeladen hatte, erblick! der Forstmeister den Niedergeleg ten und erkannt in demselben beim hel len Lichte deeZMondschein den todten Amt mann. Der Forstmeister stand ein Weile un schlüssig über das, wa er mit diesem grauenvollen Fund anfangen sollte. Bald gab ihm in böser Dämon der Rache einen ruchlosen Einschlag, de er auch unoer eilt ausführte. Wie e Grapselmann gethan, so lud auch er sich die Leiche auf und trug sie an die Thür vor CordulaS Wohnung, denkend, jeder Vorübergehende werde Morgen rufen: .Da that Grapsel, mann, der erklärte Feind de Amtman neS! Inzwischen wälzte sich Wolfram Grap, selmann schlaflos auf feinem Sorgen lager, feine neben ihm sitzende jammernde Schwester mit Gottes unbegrenzter Barm Herzigkeit tröstend. Da vernahm er brau ßen vor den Fenstern feine Schlafzim i ,',,,. ,,i!AB5 mer ein Geräusch; er stand auf, begab sich zur Hulhür, öffnete fi und tau, rneli mchrr Schritte zurück, denn Wampenmeyer lag auf der Stell. Auf seinen SchreckcnSruf kam Cordula hnbeizestürzt. Bei dem Haulkhore ftal, pcrt sie übrr den Leichnam, fiel ,u Lo den und nu rsasit sie ein Hand, kalt wie da Seil de Brunrev. .Weh mir rief Wolfram, .der Er schlagen verfolgt seinen Mörder und for dert Blut sür Blut. Lebe für Leben.' Cordula sprach ihrem jammerden 8iu der Muih zu und forderte ia auf, den Todte in de m östlichen Ende de Dor fe liegenden Teich zu trigen. Mit oie lem Widerwillen belud Grapstlmann seine Schulter neuerding mit der schauerlichen Bürde und mit zitternden Schritten giq' dem Teiche entgegen. Auf dem W.'ge dahin, auf der Straße zezen Deutsch HaSla, kam der nächtliche Lastträger an einem großen Dänpjr Hauken vorbei, bei dessen Anblick ihm uu'ficl, r könne sich hier füglich seiner Sürde entledigen, und sie in dem Hausen onbergln. Ohe Verzögerung fing er an, in dem Haufe eine Grube zu machen, uad fand dabei einen Sack, den er hervorzag uad der zu Wolfram nicht giringem Erstaunen ein frisch geschlachte te Schwein in sich faßte. Grapselmann mär in schlechler Rich tcr wen ihm sein Verstand nicht gesagt hätte, diese Mastthier sei eine in Sicher heit gebrachte Beute einiger Burschen, die e hier versteckt hätten, um e zu einer gelegenen Zeit wieder zu holen. Er steckte seine Last daher in den Sack, vergrub sie in den Düngeihaufe und trug da Schwein nach Hause. Grapselmann'S Vermuthung traf rich, tig ein. Kurz nach Mitternacht kamen die lhben Leute, welch da Schwein, und zwar gerade dem Forstmeister EdelS thal während seiner nächtlichen Runde geraubt hatten, zu dem Düngerhaufen, gruben den Sack au und trugen ihn wohlgemuth und guter Dinge i ia ab seit gelegene Wirthshaus, welche da mal im Rufe stand, eine Diebs und Gaunerherberge zu fein. Hier angekommen, setzten sich die sau bereu Brüder zum Weinkruge, riefen die Wirtbsköchtn herbei und meldeten ihr, daß sie eine Braten gebracht hät ten, der sich wohlserwahrt im Sacke be fände. Die Jungfer Köchin erwikerte, in Stundenftist solle der vierfüßige Herr im Sacke die braune Küchenuniform an gezogen und dann die Ehre haben, sei nem Ueberbringer seine Ehrfurcht zu be zeugen. fahrend dieser Rede öffnete sie. er wartunzsooll den Sack; als sie damit zu Stande gekommen war, sprach sie an fang: .Bei meiner armen Seelel Das ist das erste Schwein, welches ich Stiefel tragen fehel" Den Sack aber vol Uno abstreifend, stieß sie im höchsten Schrecken einen lauten Schrei au und lief davon. Nicht kleiner war das Entsetzen der Buschklepper. Der Muthigste von ihnen erholte sich aber und beredete die Ande ren, den Todten in den nachbarlichen G.flügelhof deS Forstmeisters v. EdelS thal zu tragen, wo sie auch ihre auf so unbegreifliche Weise verschwundene Beute geholt hatten. Der Tag war angebrochen, und hell beschien die erste Morgenfonne den Schauplatz dieser traurig , komischen Nachtscene. Die Haushälterin deS Forst meisterS von EdelSthal machte dem Ge flügel ihren Besuch und würdigte den Schweineftall ihres Blicke. Aber als bald rief ihr lauteS Geschrei den Forst meister herbei, welcher die Hände zu fammenschlug und umsinken wollte, als er die ihm wohlbekannte Leiche Wampen meyerS dort erblickte. .Wir sind verloren, Trude, und wer den gehängt-, sagte er zitternd zu seiner Haushälterin. Tausend Gedanken tauch ten in seinem Kopfe auf, fieverfchwanden aber ebenso schnell wieder, und nur zwei derselben blieben zurück, nämlich: Wie Grapselmann ihm den Todten, den er ihm vor die Schwelle seines Häuft gelegt hatte, habe in den Schweineftall praktt ziren können, und wie er diesen ungebete en todten Gast sich unbemerkt wieder v-m Hllse schaffen könne. In diese Gedanken vertieft, erschien siinen Blicken auf der Wiese feines Nach, bar ein angebundene frisches Füllen, welches dieser vor Kurzem von Grapse! m nn gekauft hatte. .Nur huriig. liebe Trude-, sprach er nach kurzem Besinnen zu setner Hauöhäl terin, .binde das Füllen lo und bringe e her." Als dies geschehe war, setzt der Forstmeister den Todten auf daS Thier und befestigte ihn darauf. Dann erhielt daS wilde Süllen einige Peitschenhiebe und wurde auf den Weg nach P.... kirche foitzetrieben. Diese Straße war schon von mehreren Landleuteu belebt, welche den todten, daherjagenden Reiter erkannten, sich angstvoll bekreuzten, und dem galoppi renden Thiere mit offenen Mäuler nach sa'.,ea. Dieses lief, wie der Forstmeister es vermuthet hatte, schnurgerade nach dem Hause Grapselmann'S, der sich eben im Hofe befand und mit Cordula über die Absicht sprach, der Behörde von den Vor fallenheite der Nacht die gehörige An zeige zu machen. Als diese Beiden den todten Reiter in ihr Haus einsprengen sahen, stürzten sie mit einem Angftruf zu Boden. DaS durch di ungewohnte Last scheu geworden Thier erschrak durch diesen doppelte Fall noch mehr, S that inen gewaltigen Seitensprang und flog mit seinem Reiter in den offenen Brunnen hinab. Man behauptete damals in der ganzen Umgebung von P ktrchen, daß weder von dem Rcßlein noch von seinem Reiter je wieder eine Spur erfunden worden ei, so oft man auch in der Folge den Brunnen gereinigt und durchsucht habe. Da Sonderbarste dabei aber ar, daß auf diese abenteuerliche Art di be stehende Prophezeiung von Wampe, meqer nassem Grabe und von seinem vierbeinigen Trdtenzräder eiozetroffen war. Herr Wolfram Erapselmarn holte sich nach und ach von seinem Entsetzen, brachte da unglückliche Ereigniß zur kenntm'ß de Landgericht?, welche ih, nach geschehener Untersuchung freisprach, und lebte noch lange Jahre still, einsam und friedlich. Auch un'erließ er nicht, den unabsichtlich begangenen Todtschlag durch Werke der Buße und Mildthätig, keit zu sühnen. ! Cordula aber, welche sich den inneren Vorwurf machte, die unschuldige Ursache der ganzen Begebenheit gewesen zu fein, begab sich nach Wien und nahm im Non nenkloster der Lorenzinnen am alten Fleischmarkt den Schleier. Sibirische BärenjSger. Im Kanschen Kreise de Gouverne, menk Jeniset liegt daS kaum zwanzig Hütten zählende Dorf Usty Janscha hart am linken Ufer deS Kan, da. wo der Janscha in diese größeren Nebenfluß mündet. Wer nur von den starren und unwirthlichen Einöde Sibirien gehört hat, der wird für immer von seinem Irrthum befreit werden, wt'.n er eine Schilderung dieses Dörfchen mit seiner herrliche Umgebung lieft. Ä dem rechten Ufer des Kan ziehen sich bewaldet Berge hin, und hinter diesen erstrecken sich endlose Wälder, welche alle Arten von Pelzthiere in großer Fülle behex bergen, von dem sibirischen Eichhörnchen bis zum Bären, von dem gemeinen Wie, fel di zu dem theure Hermelin und Zobel uns dem kostbaren schwarzen und blauen Fuchs. In diesem Eldorado verbringen die Jäger jener Gegenden di ganze Zeit, welche ihnen die Feldarbeiten übrig lassen, und fast jedermann ist leidenschaftlicher Jäger; e ist sicherlich nicht zu viel be hauptet, wen wir sagen, .daß in diesem Landstrich auf zehn Bewohner deS flachen Landes wenigstens acht Jäger kommen. Der sibirische Bauer würde ein Kessel treiben oder jede andere Treidjagd für etwas Schmachvolles und Abscheuliches halten; allein, höchstens zu zweien, geht er auf die Jagd, fürchtet selbst den größten Bären nicht und hält die Erlegung eines solchen so wenig für ein besonderes Er, eigniß, daß er sich kaum merkt, wie viele er während feines Lebens erlegt hat. ES giebt alte Jäger, welche schon mehr als vierzig Fclle von selbftgetödteten Bären verkauften, alle gelangen ohne Ausnahme durch die Jagd zu erfreulichem Wohlstand. Der alte Bauer Uljanoff, jetzt sechzig Jahre alt, gilt weit und breit für den beherztesten Bärenjäger; fein fechsund dreißigjähriger Sohn ßedor erbt den Ruhm feines Vaters; beide zusammen haben den Bärenstand jener Wälder em pfindlich gelichtet, ohne jemals vorher Schaden gelitten zu haben. ES war an einem herrlichen Junimor gen. Die durch den Wohlgeruch stbiri scher Blumen erfüllte Luft uar warm und belebend; ganz klar schien die freudig begrüßte Sonne auf die herrliche Land schuft, munter sangen und schwirrten die Vögel durch das Laub der Waldwiesen; zu neuem Leben erwacht, tummelten sich die vierfüßige Thiere in ihrem unbe grenzten Reviere. Der alte Uljanoff und sein Sohn hielten eö bei so köstlichem Wetter nimmer im Hause aus; sie muß ten heute, da die Fleisch grrälhe auf die Neige gingen, einige wilde Ziegen schießen; denn zahme Hausthiere, Schafe oder Schweine, giebt der Sibirier nicht leicht her. Vater und Sohn warfen ihr Jagdflinten über die Schulter, fuhren nach dem rechten Ufer deS Kan hinüber und erstiegen die mald'g Höhe. Das Jagdglück schien ihnen heute nicht besonders günstig sein zu wollen; wenig stens marsch Irten sie bereits zwei volle Meilen, ohne auf frisch Spuren von wilden Ziegen zu stoßen. Da kam ihnen unversehens ein Haupt, bär entgegen, auf welchen Fedor ohne viel Besinnen Feuer gab. DaS sicher getroffene Thier kauerte einen Augenblick am Boden, richtete sich jedoch bald wieder auf, wandte sich zur Flucht, kam aber höchsten fünfzig Schritte weit und Zrach zusammen. Da ihnen die Beut nicht entgehen konnte und ste nun einmal Zie genfleisch nach Hause schassen wollten, begnügten sich die UljanoffS, de Platz, wo der Bär gefallen war, genau zu mer, keu, und zogen weiter. ES war schon nach Mittag, als Vater und Sohn, xder mit einem jungen Zie gendock belastet, an die Stelle zurück kamen, wo ste den Bären zurückgelassen hatten. Doch, wie erstaunt sie, als die Beute spurlos verschwunden war! Daß ander Jäger den Bären gefunden und heimgkschleppk hätten, war nicht an, ! zunehmen, weil dann deutliche Spure zerknickter Zweige und niedergetretenen GraseS sichtbar geworden wäre. Nach kurzer Berathung beschlossen die von ihrer ausgedehnten Wanderung erschöpf ten und hungrig gewordenen Jäger, nach Hause zu gehen und am folgenden Tage die Suche nach dem unzweifelhaft schwer verwundeten Thiere vorzunehmen. Da, heim erzählten sie auch ihren grauen nicht einmal, was ihnen begegnet, legten sich jedoch früher als gewöhnlich zur Ruhe. Kaum graute der nächste Morgen, fo machten sich Vater und Sohn wieder auf den Weg. Wohl in der Aufregung vcr gaß Fedor heute das für jede Bärenjagd fo nöthige Seiteilmeffer mitzunehmen, verfiel auch während des ganzen WegeZ nicht darauf, daß dcs Messer ihm fehle. Unermüdlich anlerten und kletterten Vater vd Sohn an den Bergen auf und ab, fanden endlich eine schwache, durch den Tau vermischte Spur, die ihn aber deutlich genug a,eigle, daß hier ei Bär entlang getrollt wäre. So qe'.ang en sie. d irurrtr teut licher sich aukprägenoe Spur folgend, an eine mit kleinen Scdhzeln bedeckte, nur mit wenigen Bäume bestandene Waldwiese, wo sich die Spur aber wieder verlor und trennten sich hier, um jeder für sich di Such fortzusetzen. Nach einer kleinen halben Stunde, al Fedor gerade auf ein paar von den Win terftürmen utwurlle Bäum zuschritt, gewahrte er hinter den Stämmen, nur oo!hdürf,ig versteckt, einen Bären und er kann nun in demselben sogleich da jenige Eremplar wieder, welche sie am Tage vorher für todt zurückgelassen hatten. Der junge Bauer halte sich noch nicht von der Überraschung erholt, al auch schon ein heiseres Biüilen ertönte und der verwuudcke Bär sich auf ihn warf, ehe Fedor roch dazu kommen konnte, feine Flinte abzulchicß'.n. Der qanz unerwartete Angriff, d grausige Nähe deS verwundeten, überaaS grimmige Feinde und dessen betäubendes Gediüll oerwirrten fast Fedor Sinne. Aber in dem nächsten Augenblick hatte er die so nöthige Fassung wieder gewonnen, nahm den Kolben au die Backe und gab geuer. Freilich siel der Bär mit zerschossener Schulter zu Loden, wälzte sich dort einige Sekunden, fi.l aber dann über den wehrlosen Jäger her, welcher nun erst fein Messer vermißte, und begann den Unglücklichen mit feinen gewaltigen Tatzen zu verwunden. Ein verzweifelter Angstschrei traf das Ohr deS Vater, welcher gleich bei dem Knall deS Gewehrs seinem Sohn nach geeilt und nur noch etwa hundert Schritte von jenem entfernt war. .Hilf mir, Viterchml' rief ihm der bedrängte Sohn entgegen. AIS der Greis näher kam und die fürchterliche Lage feines Sohne er, kannte, wußt er nicht, wie ihm geschah. Heftig pochte sein Herz, seine Hände ebten, sein Augen wurden unsicher. Da Geschrei des Sohnes war bereits verstummt, der Bär wälzte ihn ohne Un terlaß rund herum. Der Alte vermochte nicht zu zielen, weil feine Hände beinahe jeden Dienst versagten und er in dem waren Knäuel vor ihm vielleicht den Sohn zu treffen fürchten mußte. Aber jetzt, wahrscheinlich weil der Bär ihm eine neue Wunde geschlagen hatte, schrie Fedor so markerschütternd auf, daß der Bater mit einem Male seine ganz Gei, stesgegenmart wieder erhielt. Im Nu fuhr das spitze Messer aus der Scheide und grub sich bis an' Heft in die link Seite des Bären ein, welcher sich über stürzte und zunächst auch den Alten mit sich zu Boden riß. Doch gelang S dem GreiS, sich zu befreien. Ein zweiter Stoß traf das Herz des zottigen Feindes, der lautlos zusammenbrach, um nicht wieder aufzustehen. Die Wuuden, welche der junge Bauer an Kopf, Schultern, Armen und Beinen erhalten hatte,' sahen freilich angster regend aus, erwiesen sich aber in der Folge doch nicht als lebensgefährlich. Der Alte schleppte den Sohn bis ans Ufer de Flusses, wo andere Hilfe ur Hand war, wusch und verband feine Wunden und pflegte ihn während des ganzen Sommers. Als der kurze Herbst und mit ihm die Hauptjagdzeit ihren Anfang nahm, da waren auch die tief ste Wunden vollkommen geheilt und Vater und Sohn lagen wieder gemein sam den leidenschaftlich gesuchten Jagd sreuden ob. Werth der Oper. ES war In einem größeren Gasthgf; die tsdl ä'kot neigte sich zu Ende, als ich mich erkundigte, was heute im Thea ter gegeben würde. Ein dienstfertiger Kellner antwortete sofort: .Der Barbier von Sevilla !" .DaS ist keine ordentlich Oper! rief mir mein Tifchgegenüber zu, ein wohlgenährter Herr mit sehr rothem Gesichte. .Aber ich bitte-, wagte ich schüchtern zu äußern. .Sie werden doch Rossini ge! ten lassen?- .Nein!- sagte er entrüstet. .Jemand, der zweiaktige Opern schreibt, ist über Haupt kein Coniponiftl- .Wie, da mären ja Mozmt mit seine . Don Juan- und ebenso Beethoven auch keine Csmponiften l- entgegnete ich eini germaße erstaunt. .Sind sie auch nicht!.... Ich ver sicher Sie, eine Oper mit nur einem Zwischenakt ist einfach ein Unding! sagte hierauf der Dicke, dabei wüthend mit dem Messer einen Apfel in zwei Theile zerschneidend, worauf er ärgerlich di beiden Hälften, welche für ihn di zwei Akte .Fidelis"Z' vorstelle mochten, betrachtete. .Mein Herr-, fuhr er dabei fort, .ich kann das beurtheilen ich bin nämlich selbst beim Theater! Jede OxermComposttio von nur zwei Akten ertftirt für mich nicht! Sehen Sie Meyerbeer und Richard Wagner das nenne ich Compsniflenl Ich ha', daß Sie e wissen, feit zwanzig Jahren die Restauration des Opernhauses gepachtet und kenne alle Opern und deren Werth gründlich. Zum Beispiel, die .Afrika nerin- ist ein der besten Opern. DaS Publikum starrt fortwährend auf die Dekoration der Tropengegend und be kommt dadurch einen furchtbaren Durst. Während das Schiff aufgebaut wird, ist der Zwischenakt zudem entsetzlich lang; Alles stürzt 'sich in die Restauration, trinkt Ströme von Bier und verzehrt Hundert von Butterbröden. Ich habe übrigen! auch fchan .GötterdSmmerun gen' und .Hugenotten- erlebt, wobei wir 6 Schi.-.kin, 400 Würfle und 5 Schmeizerkäfe verschnitten habzn; dazu rechnen Sie gefälligst 6 Faß Bier und unzählige Seit. Ja. da nenn ich Opern ! Ei unveciilichkr Äbeird wird mir aber immer eine Meistersingrr'Vor kellunz mit Tenorjubiläum bleiben, wo S,S Butterdrod erlügt wurden Sehen Sie, so 'a eben mit teern Wort ine klassische Musik !' .llerdmq,' vnseg?e ich kleinlaut, .da haben Sie j recht k Nur gestalten Sie mir bei Ihrer unverkennbaren Com vetenz wohl noch eine Frage. Wie viel Butterbröde Hit denn eigentlich der .Par ftval?- ,Da kann ich Ihnen leider nicht sagen, denn dies Oper haben wir och nicht gehabt ! ' Damit rhob sich der Opernkenner nnd wünschte mir: .Gesegnete Mabl,'l L. Hn holi. Iittermochen. (Luf der Hinreise ) Sie: ,O, Arthur, der Kondukteur bat mir eben gesagt, die sei der längst Tunnel auf der ganze Strecke.- 3 Er: Da mag schon kein, liebe Herz, aber leider sind die Lampe ange fteckt. luf der Rückreise.) Sie: ,O, Anhiir, jetzt sind wir wieder in dem nt zückend langen Tunnel.' E.: .Ich möcht nur wissen, halb die infamen Dummköpfe die Lapen 'cht angesteckt haben l- 5chrckliche Sefahr. Ein Sachse, den man gehänselt hatte, wurde so wüthend, daß er mit geballte Fäusten auf seine Peiniger losfprang. Der Angriff muß furchtbar gewesen fein, denn er selbst berichtet darüber einem Freund Folgendes: .Siehst, mei kuter Freind, wenn ich ' Schutzmann und der Wirth daderzwi sche gesprungen wären und dn Gerl aus meinen Händen gerissen hätten, weeß Gott, r hätte mich er wrgt.- Merkmürdig. Ehemann zu seiner Frau: .Wie ri zend Du heute in Deinem Hute aussiehst, liebe Emilie l- Sie: .Hm! Merkwürdig! Jedesmal, wen ich ine neue Hut haben muß, findest Du, daß ich reizend aussehe!' Naiv. Hausfrau (u dem neuen Dienstmäd chen): .Da fängt j gut an! Schon am ersten Morgen drei Briefe 1- Dienstmldchen: ,O, das ist nur für heute. Die Herren kämmen später immer selbst!- . Lrmuthignng. Dame: .Sagen Sie, Herr Doctor, maS heißt eigentlich korribil dictu? Doctor: .Es ist schrecklich zu sagen. Dame: ,O, übersetzen Sie'S mir nur, ich bin nicht fo prüde!- Belohnung. Unteroffizier: .Weil heute Morjen Allen? so jut jeklappt hat, wolle wir jetzt die Freiübungen mit der Front noch der Wurstsabrik machen !- verrannt. Lehrer: '.Karl, nenne mir jetzt also die Nebenflüsse der Donau in Bayern.- Schüler: .Lech, Jser, Ammer, Re gen Lehrer: .Nun weiter! Auf Rege folgt-' Schüler: .Sonnenschein!' Guter Gcnd. A: .Wie ich höre, ist Gustav im Be griff, sich zu verheirathen?- B: .Ja.- A: .Ist er verliebt? B: .Nein, verschuldet. - Boshafte Antwort. Junge Frau: .Denke Dir, die Frau Director hat dumme Gans zu mir ge sagt. Oskar, daS ist zu viel! - Gatte: .Jawohl, denn das .dumme' hätte sie ruhig weglassen können. - Der poetische Feldwebel. Feldwebel (zum neuen Rekruten): ,Wie heißen Sie und wag sind Sie?' Rekrut : .Ich heiße Bauer und bin Brauer.' Feldwebel: .Sie gefallen mir, Sie lebendiges Gedicht I' Boshaft. Sonntagsjäger (den erlegten Hafen triumphirend in die Höhe hallend): .Der erste Hafe, den ich in dieser Saison er legt habe! Aus Freude darüber mZcht ich etwas Wohlthätiges ins Werk setzen. - Förster: .Gründen Sie doch in Krankenhaus für angeschossen Treiber.- Lin lieber Vnkel. Student (zu seinem Freunde) : Du, Dein Onkel ist wirklich in lieber erl den könnt' ich alle Augenblick' an pumpen. - Zerstreut. Lohndienkr im Hotel, der Morgen die Kleider reinigen will: .Sapperment, heul' hat der Professor statt der Stiefel wieder den Cylinder vor die Thür ge stellt!- Moderne Brautwerbung. Und als der Freier war gekommen, Hat er den Vater beim Arm genommen Uad ist geschritten auf Freier Füßen Mit ihm durch Felder, Gärten und Wie senz Und hat geworfen im stillen Glück In alle SlLlle verliebte Blicke ; Und hat gemustert die Küh' und Pferd, Die vollen Böden, die fette Heerde, Die schuckcn Gebäude, massiv erbaut, Die Hühner und Eänse und auch die Braut.