Der Fischer. Von War ltst edt. Hold zog sie ihn, halt sank et bitt Und ma mal mkhr gcjrtj'n. oeihe ,SIchn'. Sr Kiek 3p4rt. Wa fiocäen war? Ein arm Teufel, der sich in einer Fabrik durch seiner fände Arbeit sei täglich Brod verdient, ümmttliib aenua war dieser Verdienst Jochen hatte kein Handwerk gelernt, eil r ein verwachsener, ungelenker Krüppel war, und so mußte er alle möglichen andlanaerdienft verrichten, für die sich kein Andern fand. Er that rt ohne Murren; ruhig, still und gemessen kam er taaSllber seinen Ö Ssttgungen na, und am Abend ging er nach Hause, setzte sich ruhig und schweigsam in sein Dach mmnchen uno iaz sin der That. Jochen USl Jede Woche, em Gamftag, erhielt er feinen spärlichen Lohn, gerade eben so viel, daß er nicht junger zu sterben brauchte; trotzdem aber brackle er tt fertig, hiervon noch einige Pfennige zurückzulegen. Diese bewahrt r sorgfältig in einer Ecke sei ntr alten. wurmstichigen Kommode auf. und wenn nach Ablauf mehrerer Wochen stiS den Kupferxfennigen ein paar blanke Silberlinge geworden waren, so nahm sie locken strahlendmAugeS heraus und ging zum Antiquar. Der kannte ihn schon, wußte ganz genau, daß der arme Krüppel sein regelmäßiger Kunde war, ein Kunde zwar, der ihm nur wenig in ifelne GeschäfiSkasse brachte, der aber mit einer egeimagigrett jtmen, o,e oewun dcrSmerlb war. Nun kauste Jochen Bücher; im Laufe der Zeit hatte er schon Einiges zusam 'mengebracht, und diese Bücher waren sein Heiligthum. Er gab sie nicht au den Händen, .Bücher und Regen schirme dürfe man nicht verleihen, denn Beide erhalte man nicht zurück meinte er nur er selbst las in tonen, las o lanae. bis er ihren Inhalt tast auSwen big kannte. Und dann theilte er ihn den Andern mit. die ihm wortlos zuhörten, und wenn er zu Ende war, sich zuflüster, ten: .Schad um den Jochen! Aus dem hätte in tüchtiger Kerl erden können, wenn die Natur ihn nicht körperlich gar so ebr oernachlässtgt hätte I' DaS hört natürlich Jochen nicht, und wenn r eS gehört hatte, ta giauve nicht, da er sich viel daraus gemachl haben würde. Gleichmäßig floß ihm ein Tag nach dem andern hin; mit vemletven gleichmüthigen Gesicht erschien er täglich bei der Arbeit, mit demselben gleichmü, thigen Gesicht ging er am Abend feinem Heim zu. Noch eine Leidenschaft neben der fü Bücher hatte Jochen. Er war nämlich ein. großer Freund von Funmanderunaen, und trotz seiner verkrüppelten Gestalt konnt: er tüchtige Wegstrecken zurückU: gen. Jeden Sonnlag in oller Frübi brach Jochen aus, wanderte hinaus in Wald und etve. uns kehrte erst am Abend heim. Und nie vergaß er dabei, ein Buch in seine Tasche zu stecken; sorg ältig wickelte er es in Papier em und orgfältig lieh eS in der Tasche ver, chwinden. sich jedesmal gewissenhast Sberieuaend. ' ob r eS auch nicht etwa daneben gestellt halle. Seit einiger Zeit hatte Ischen bei sei: en Wanderungen immer nur ein bestimm tes Ziel: Halte er früher Darin gewech seit, war er an dem einen Sonntag da bin. an dem andern dorthin gegangen, so führt ihn fein Weg jetzt regelmäßig zu einem träumerischen Heidesee. der ring? von dunklem Kieferwald umgeben, etwa zwei Stunden von dem Orte lag, wo Jochen wohnte und bettele. Man mußte JochenS Geschmack alle Anerkennung widersahren lassendes war schön, wunderschön hier an diesem Heide see. Ringsum herrschte feierliche Still keine Menschen Fuß verirrte sich hierhin. nur in den Abendstunden traten Hirsche und Rehe aus dem Dickicht, um in den gluthen ihren Durft zu löschen. Nur daS Hämmern des Spechtes war vernehm bar und der Ruf der Amsel, die von Ast zu Ast flog. Bunt Liebellen gaukelten über daS Wasser hin, auf Wasserrosen und Lilien wiegten sich Schmetterlinge, und leise zirpte die Vriu ihr ied. ES war in der That in Platz zum Traumen. ; Aber Jochen träumte nicht; mit off! tun, starren Augen vielmehr sah er hier m die Welt, wenn er im Grase dahinge sireckt lag, Nichts entging feinem Blick und so hatte er denn auch seit einigen Wochen berrrerkt, da die große Stille. die sonst hier herrschte, in der letzten Zeit durch Menschen gestört wurde. Regel, mäßig kamen an den Sonntagen, gegen Abend, wenn Jochen der scheidenden Sonne nachsah, eine Frau und zwei Kin der hierher. Woher sie kamen und wohin sie ginge, Jochen wußte es nicht. ES war ihm auch gleichgiltig, aber merk würdig, sobald er in der gern di ju belnden Kinderstimmen vernahm, wenn r die zarten frischen Gesichter des Kna den und deS Mädchens au dem Grün des Buschwerks auftauchen sah, so wandte er seinen Kopf dahin, starr wurden seine Augen und keinen Blick konnte er abmen den, wenn dann hinter den Kindern her ine schön Frau kam, die mit Wort und Geberde die kleinen Wildlinge lenkte und leitete. O, Jochen mußte es. daß sie schön war, diese Frau! Er hätte nicht so viel gelesen haben müssen, er hätte nicht den Jubel und die Klagen der Dichter um schöne Augen und um schönes Haar ken nen müssen, hätte er das nicht wissen sollen! Aber daS Eigenthümlichsu war, daß eS Jochen unwidelstehlich hierher zog, seit er zum rsien Mal diese Äuaen gesehen hatte! Und selbst, wenn er sich einmal vorgenommen hatte, sein Revier, y, ..i.,., ,..:(.; ijc,. t,:. Ver Jahrgang 14. Fuß doch nieder hierher und geduldig rraitete er, bjS sie kam, di er sehen wollte. Und bald schien es ihm. als fei sie gar nicht von Fleisch und Blut, al sei sie vielmehr eine? jener schönen Wesen, von denen seine Dichter sangen, daß sie Wald und See bevölkerten. Wie ine überir dische Erscheinung kam sie ihm vor, und jedesmal, wenn sie an ihm vorüberschritt und nicht im mindesten erschrack, wie S so Manche thaten, eiche vermuthet den häßlichen Krüppel erblickten, jede mal schoß ihm dünn eine heiße Blutwelle vom Herzen zum Gesicht, wenn er linkisch seine Kappt zog und sie ihm freundlich grüßend zunickte. Die Wa erseei" nasterte er dann wohl hinter ihr her und schlug in seinem Buche die Ballade vom Fi eher" aus Er konnte sich nicht sagen, warum gerade diese Ballade Goethe, die ihm früher me so recht verstandlich gewesen war, jetzt geradezu inen dämonischen Zauber aus ihn ausübte, da er nicht wieder los kam von oem ii: am geyeimmnvouen Sang und immer wieder und wieder vor sich htnmurmelte : .Halb zog sie ihn, halb sank er hin, Und ward nicht mehr geseh'a. Noch ruhiger, och stiller war Jochen geworden in dieser Zeit. Und wenn ihn seine Kameraden in der Fabrik darob hänselten, er kümmerte sich nicht darum. AIS aber mal Einer gefragt hatte: Jochen. Du bist wohl verliebt?' da hatte er den Frager mit einem so eigenen Blicke wortlos angeschaut, daß Jener keine Silbe mehr über seine Lippen brm, gen konnte und auf dex Stelle alle Spott! reden, die sich erhoben hatten, verstumm ten. Aber in seiner Brust hatte jenes Wort einen furchtbaren Sturm entfesselt. Ber liebt? Er Jochen, verliebt? Thorheit! Aber warum nur, warum würd ihm die Zeit so endlos lang bis zum nächsten Sonntag, warum schlug ihm das Herz o, als endlich an diesem Sonntagmorgen golden und klar die Sonn ausging, und er sich zu seinerWanderung rüstete? Wieder fleckte er, sorgsamg tn Papier gewickelt, Gocthe's Gedicht ein; er kannt den Fischer" längst auswendig, aber ihm hätte etwas gefehlt, hätte r dieses Buch nicht bei sich gehabt. Und so wanderte er denn hinaus durch Wald und Feld, bis er an die Ufer des stillen Sees ge kommen war. Und nun er staunte ! Da am Ufer rand lag etwas, was er hier noch nicht gesehen hatte: ein kleines, zierliches Ru derboot. Prüfend betrachtete er es von allen Seiten. Es war festgeschlossen, war braun gestrichen, schmal, ftachgehend. Jochen schüttelte verwundert den Kopf: ob es der Wasserfee gehörte? Scheu und schüchtern wurde er. als ihm dieser Gedanke durch den Kops schoß. Wenn dem wirklich so war, wenn das Boot der Wassernixe gehörte, was hatte dann er, das arme, verkrüppelte, verlassene Wen cheniiud dabei zu suchen Er eilte bestürzt weg. Es war ihm, als habe er mit prosanen Blicken ein Heiligthum entweiht. Zu seinem Lieb lingsplatz begab er sich, warf sich in das Gras nieder und lauschte dem Raufchen der Bäume. Wie herrlich das heute klang! So hatte er eS noch niemals g hört; so ernst, so hehr konnt nur Orgel klang sein, wenn seine Töne inen müden Wanderer auf dem Wege zum Grabe be gleiteten. Ihm war eigenthümlich um das Herz: er mußt jener Stund geden ke, wo man fein Mutter hinaustrug. die Einzige, die ihn geliebt hatte auf der Welt. Damals hatte auch in der kleinen Friedhokskapelle die Orgel getönt, und jetzt wollte ihm bedünken, als ob heut das Rauschen der Bäume ebenso klänge, wie damals jener Todtengesang. Er kam nicht los von dem Gedanken; hm war es, als tollte eS heute in rei chenfeier, werden, zu der auch er geladen wäre. Da aber fuhr er auf. Er hatte Kin, derstimmen gehört. Starr blickte fein Auge nach jener Richtung bin, woher er e vernommen hatte. Und da trat auL dem Buschwerk heraus feine Wasserfee und die Kinder; jede? von ihnen trug ei uder n der and. Er tolqte allen hren Bewegungen. Die schöne Frau legt die Ruder in daS Boot, die Kinder stiegen ein, sie lost die Keti, mit der es gefesselt war, dann stieg tu selbst em und mit einigen kräftigen Ruderschlägen trieb ste das Boot hinaus in den . Wie die Kinder lachten, und wie strahlte vor Freude das Gesicht deS fchö nen WeibeS. Jochen feuftte laut auf, so laut, daß er sich erschrrck: umschaute, ob ihn vielleicht Jemand gehört haben könnte. Aber Niemand war in der Nähe. und der Ruf der Amsel erschallte oben in den Wipfeln, und sie erzählte das, waS : geHort, nur hin und wieder einem lnntagttinde. Stöhnend barg er sein Gesicht im Gras. Er hörte das Plätschern der Ruder vom See .her, hörte einen leisen Gesang vom Boote, ihm wurde unsäglich weh uni daS Herz, krampfhaft umklam werte er Goethes Gedichte, die er in der ft , . 00 X-t(C -I5C -p" Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. .Halb zog sie ihn, halb sank n hin, Und ward nicht mehr geseh'n Da erschallte in furchtbarer Schrei om Wasser her. Erschrocken fuhr Jochen auf und im selbe Augenblick stieß auch er einen entsetzlichen Schrei aus. Kieloben trieb da Boot auf dem Wasser. Er stürzte auf da Ufer zu; in den Fluthen rangen drei Personen um ihr Leben auch die Wassers. Hilfe, Hilfe, schallte au ihrem Munde. Jochen konnte nicht schwimmen aber was schadet das? Jene mußt r rt tn hinein in daS Wasser sprang er, mitten hinein, wo Schlinggewächse wuchern und Wasserrosen emporsehen Zum lachenden Himmel. Um ihn rausch ten die Fluthen, er sah, er hö:t nicht? mehr er fühlte seine Fuß festgehalten, fühlte seine Brust umschlungen, noch ein mal sah r zum Licht auf, und dann glitt er hinab in die Arme der Wasser fee Die Wellen rauschen und murmeln. Mehrere Leute fahren über den See und suchen ihn mit Schleppnetzen und Stan gen ab. ,Gott sei Dank. sagt Emer von ihnen, daß die gnädige Frau und die Kinder gerettet sind! ES thut mir leid um den Andern!' Wer heißt ihn auch in daS Wasser gehen, wenn r nicht schwimmen kann ntgegnet der Zweite. Er sollte zu Haus bleiben der Narr!' Sie suchten weiter. Aber man fand seine Leiche nicht. Die Wellen spülten am nächsten Tage ein Buch an das Land; ein Lesezeichen lag darin und als man die Stelle nachsah, las man dort: Der Fischer von Goethe Rolhangestrichen war das Gedicht. Die Leute schüttelten den Kopf, als ste das sahen Das Goldstück. Von FrangoiS Eopper. AIS Lucien de Hem gesehen, wie sein letzter Hundert-FrancS-Schein durch den Banquier eingestrichen wurde, und als er sich vom Roulettetisch erhoben, wo er die Dümmer feines kleinen, für diese letzte Schlacht zusammengerafften Ver mögevs verloren, hatte er das Gefühl, daß AlleS über ihn zusammenstürze, und er glaubte, er müsse zu Boden sinken. Mit wüstem Kopf und wankenden Beinen warf er sich auf die breite, leder überzogene Bank, welche sich längs der Wände des SpielsaaleZ hinzog. Wie im Traume umfaßt er mit einem Blicke diese geheime Spielhöhle, wo er die schönsten Jahre seines Lebens vergeudet; er sah die wüsten Gesichter der Spieler, grell beleuchtet durch die drei großen Lampen, hörte da? leise Klingen deS Goldes auf dem grünen Tuche, dachte, daß er ruinirt, verloren war und erin nette sich, daß zu Hause in einer Schub lade, die alten Reiterpistolen seines Ba ters lagen, des Generals von Hem, die diesem, als er noch Rittmeister gewesen, bei dem Angriff auf Zaatscha so gute Dienste geleistet hatten. Dann versank Lucien, müd und gebrochen, in einen tiefen Schlaf. y Als er mit trockenem Halse erwachte. ersah er durch einen Blick aus die Uhr. da er kaum eine halbe tunde geschla fen, und er empfand das unbesiegbare erlangen, die trische Nachllu t zu ath men. Die Zeiger der Pendeluhr wiesen auf dreiviertel auf Zwölf. Während er sich erhob und di Arme streckte, erinnerte ftch Lucien, daß man vor dem WeihnachtS morgen stand, und durch em ironisches Spiel des Gedächtnisses sah er sich als kleines Kind wieder, voll freudiger Auf, regung erwartend, was ihm das Christ kindleM bescheeren wurde. H In diesem Augenblick näherte sich Lu cien der alte Dronkki eine Säule der Spielhölle, ter classische Pole mit dem mächtigen Schnurrbart und dem schmutz, gen Rocke und murmelte einige halb laute Worte. .Leihen Sie mir doch fünf Francs, mein Herr. Seit zwei Tagen bin ich nicht aus dem Cercle gewichen und feit zwei Tagen ist die Siebzehn' nicht heraus gekommen. Spotten Sie meiner, wenn Sie wollen, aber ich lasse mir die Hand abhauen, wenn die Nummer nicht mit dem Schlage Mitternacht erscheint.' Lucien de Hem zuckte die Achseln. Seine Taschen waren leer und er konnte nicht einmal die Steuer zahlen, welche die Habitues des Lokals die hundert Sous des Polen' nannten. Er trat in das Antichambre, legte den Pelz an, setzte den Hut auf und eilte die Treppe mit der Beweglichkeit der Leute hinab, welche das Fieber halten. Während der vier Stunden, die Lu cien in dem Tripot verbracht, war reich lich Schnee gefallen und die Straße eine Straße im Centrum von Paris, eng und mit hohen Häusern war ganz weiß. Der Himmel war nun wolkenlos und schimmerte in dunklem Blau mit kalten Sternen. yr ft"nrftwVh. Tjii.f .ff.rf unter seinem Pelzwerk und ging rasch vorwärts, Ihren er sich im Geiste mit verzweifelten Gedanken trug, die mehr al je zu den Pistolen in der Schublade zurückführten. Er hatt jedoch nur we ige Schritt gemacht, als er plötzlich stehen blieb, aufgehalten durch i r greifende Schauspiel. Auf einer steinernen Bank, di nach altem Braucht neben dem monumen talen Portal in, Paläste angebracht war, saß ein kleine Mädchen von sechs oder sieben Jahren, kaum bekleidet mit einem dünnen schwarzen Kleidchen in Lumpen, im Schnee. Sie war da trotz der grausamen Kälte eingeschlafen, ihre Haltung verrieth erschreckliche Müdigkeit und Erschöpfung, der arm kleine Kopf und die winzige Schulter waren wie hineingepreßt in eine Vertiefung der Mauer und ruhten auf dem eisigen Steine. Einer ihrer zerrissenen Schuhe war von dem bloßen Fuße geglitten und lag im Schnee. Mit einer mechanischen Bewegung griff Lucien de Hem in die Taschen. Er erinnert sich jedoch, daß er dort noch vor einem Augenblicke vergebens ein ver aesseneS Geldstück von zwanzig SouS ge sucht hatte und dem Diener im Cercle kein Trinkgeld geben konnte. Indessen näherte er sich, durch ein inftinctive Ge fühl deS Mitleids geleitet, dem kleinen Mädchen und schickt sich an, es in den Arm zu nehmen und nach Hause zu tra gen, um ihm für ine Nacht ein Asyl zu bieten. Plötzlich bemerkte er in dem heradgefallenen Schuh der Kleinen e:maS Glänzende?. Er beugte sich hinab. ES war ein Louisd'or. Eine mildthätige Person, ein Frau ohne Zweifel, war an dem WeihnachiS abend offenbar hier oorübergekominen und hatte mit discreler Hand in den zerrisse nen Schuh der armen Kleinen ein groß herziges Almosen gleiten lassen, damit die Verlasse?' doch an die Geschenke des ChristkindchenS glaube und trotz ihres Unglücks einiges Vertrauen unv einige Hoffnurg auf die Gü!e der Vorsehung bewahre. Ein LouiZ daS waren einige Tage der Ruhe und des Reichthums für die Bettlerin. Und Lucien wslll sie eben wecken, um eS ihr zu sagen, als er plötz lich nahe seinem Ohre wie durch eine Halluncination ine Stimm hörte die Stimme deS Polen mit seinem langge zogenen, satten Accmt die leise die Worte murmelte: Seit zwei Tagen bin ich nicht aus dem Cercle gewichen und seit zwei Tagen ist die Siebzehn' nicht herauZgeknm men. polten Wie meiner, wenn ie wollen, aber ich lasse mir die Hand ab hauen, wenn die Nummer nicht mit dem schlage Mitternacht erscheint. Und da faßte dieser junge Mann von dreiundzwanzig Jahren, der von einer Familie rechtschaffener Leute abstammte, der einen glänzenden militärischen Na men trug und niemals gegen die Ehre gesehlt halte, einen chrelkllchen Gedan ken; er wurde die Beute eines wahn sinnigen, ungeheuerlichen Verlangens. Mit einem Bli verstcherte er na), da er allein in der öden Gasse war ; dann beugte er ein Knie, streckte vorsichtig die Hand aus und stahl das Goldstück, das in den Schuh deZ Bettelkindes geworfen morden war. Hieraus lief er. wie er nur konnte, erreichte das Spielhaus, zprang die trepp m einigen isatzen hinauf, stieß die angelehnte Thür deS verfluchten Saales auf, trat in dem Augenblicke, an den Tisch, als die Uhr Zwölf schlug, legte das Goldstück auf das grüne h und jagte: Auf die Siebzehn.' Die Siebzehn' gewann Mit dem Rücken der Hand schob Lucien di sechsunddreißig Rouge. LouiS auf Rouge gewann. Er ließ die zmeiundsiebzig Louis auf derselben Farbe. Rouge gewann wieder. Er setzt dasselbe Spiel zwei, dreimal fort, immer mit demselben Glücke. Ein Haufe von Gold und Bankscheinen lag nun vor ihm, und er begann, in siebn haftn Weise das grüne Tuch zu belegen. DaS Dutzend', die Folonne', die Nummer, alle Combinationen glückten ihm. ES war ein unerhörtes, über natürliches Glück. Man hätte sagen mögen, daß die kleine Elfenbeinkugel, welche über die Felder der Roulette sprang und rollte, von dem Blicke des Spielers magnetisirt, fascinirt war und ihm gehorchte. Bald halte er die elen den paar tausend Francs, seine letzten Mittel, di er en dem Abend verloren, wieder gewonnen. N an pointirte er mit zwei und dreihundert Louis und war im Zuge, sein Vermögen wieder zu erobern, das ererbt Vermögen, daS er in wenige Jahren verschwendet. In feiner Haft, daS Spiel zu beginnen, hatte er den schweren Pelz nicht abgelegt; bereit hatte er alle Taschen desselben mit Gold, rollen und Bankscheinen vollgestopft; er wußte nicht mehr, wo feinen Gewinn unterzubringen, füllte die inneren und äußeren Taschen seines Rockes, jeirieS Beinkleids, die Täschchen seiner Weste, s',n Kiaarren-Etui, sein Sackiuch, Alle, No. 20. wa dazu diene konnte, mit Münzen und Pcrpingeld. Und er gewann immn und gewann immer lebn, wie in Wüthender, wie ein Betrunkener, und n warf mit vollen Händen die Louisd'or auf den Tisch, auf gut Glück, gedanken lo, mit einn Geberde der Sicherheit und Geringschätzung. Aber dabei war ihm, al stecke in glühend Eisen in seinem Herzen, und er dachte nur an die kleine eingeschlafen Bettlerin im Schnee, an da Kind, da er bestohlen. Sie ist noch auf demselben Platze! Gewiß, sie muß ja dort sein!.... So fort .... ja, wenn es ein Uhr schlägt gehe ich von hier fort, hole ste, trage sie schlafend zu mir, lege sie auf mein Bett.... Und ich werde sie erziehen, werde ste ausstatten, erde ste lieben wie meine Tochter und immer für ste sorgen, immn !....' Aber die Uhr schlug Ein, und ein Vintel, und zwei Viertel, und drei Viertel. . . . und Lucien saß noch immer an dem höllischen Tische. Endlich, eine Minute vor zwei Uhr, hob sich dn Chef dn Partie und sagte laut: ' Die Bank ist gesprengt, meine Her !(.... Genug für heute!' Mit einem Satz stand Lucien auf den Füßen. Di Spieler, die ihn umdräng ten und mit neidischer Bewunderung be trachteten, drängt r roh zurück, eilt davon, sprang über die Stufen der Treppe mit großen Sätzen und lief zu der steinernen Bank. Schon von Ferne sah er im Lichte einn Gaslaterne die Gestalt deS kleinen Mädchens. Gott fei gelobt !' rief er. .Sie ist noch da.' Er nähnt sich ihr und ergriff sie bei der Hand. O, wie kalt ihr ist! Arme Kleine!' Er nahm sie in die Arme und hob sie auf, um sie fortzutragen. DaS Haupt des KindeS fiel zurück, ohne daß eS er machte. Wie mag in diesem Alter schläft! Er drückte sie an seine Brust, um ste zu warmen, plötzlich der bemerkte n mit Entsetzen, daß die Augen deS KindeS halb geostnet waren verglaste, erftor bkne, unbewegliche Pupillen starrten ihm entgegen. Ein schrecklicher Verdacht durchzuckte sein Hirn. Er näherte seinen Mund dem Munde des Kindes. Er spürte keinen Hauch. Wahrend er mit dem Louis'bor, den er der Bettlerin gestohlen, in Vermö gen gewonnen hatte, war daS Kind ohne Obdach gestorben, erfroren in der Kälte. Dn fürchterlichst der Schrecken schnürte ihm die Kehle zusammen. Lucien wollte einen Schrei ausstoßen und bei dn Anstrengung, die er machte, erwachte er von seinem grauenhasten Traum au on Banr oes Cercles, wo er gegen Muternacht eingeschlafen war. uS Mitleid mit dem Ausgeplünderten hatte ihn der Diener, als er sich um fünf Uhr Morgens entfernte, in Ruhe dort ge lassen. Ein nebelhaftes Dezemberdämmern blaßte durch die Fenstn. Lucien ging aus, verpfändete feine Uhr, frühstückte und ging in's RekrutenaufnahmSbureau, wo er sich zum ersten Regiment der ChasseurS d'Äfrique einreihe ließ. Heute ist Lucien de Hem Lieutenant. Er hat nur seinen Sold zum Leben, aber n kommt damit aus, denn er ist ein ran girier Ofsijier und berührt niemals ine Karte. E scheint sogar, daß er noch Ersparnisse machen kann. Denn unlängst sah einer seiner Kamerade in Algier, als er nach ihm die bergige Gasse der Kasbs emporstieg, wie er einer kleinen Spanierin, welche unter einem Haus, thore eingeschlafen war, ein Almosen gab. Ja, dn Kamerad war sogar so indiscret, zu sehen, waS Lucien dir Aermsten gegeben, und war von der Großmuth deS Lieutenants sehr über rascht. Lucien de Hem hatte einen LouiSd or in die Hand des kleinen Mädchens ge legt.. Etubeuarrest. Zu den eigenartigsten Stiafen gehört dn Stubenarrest, der in gewissen Stän den verhängt wird und dessen Verbüßung darin besteht, daß die betreffende Per, sönlichkeit ihre Wohnung nicht verlassen und keine Besuche empfangen darf. Die Strafe kommt heute merkwürdigerweise nur noch bei Schülern, Offizieren, Be amten, Prinzen und Hosschauspielern vor, und die Gründe, aus denen sie ver hängt wird, sind sehr vnschieden. In Internaten werden die Schüler wegen UnfleißeS oder Vergehens gegen die B,S ziplin mit Stubenarrest bestraft und dürfen an den Spielen und ErholungS, stunden ihrer Mitschüler nicht thcilneh men. aS Milksr-sr:afge,etzvuq oa gegen schreibt, als ofsizielle Strafe kann der Stubenarrest die Dauer von vier zehn Tagen erreichen, und dadurch ver, schärft werden, daß er in einem besonde ren OfftiienArrestzimmn verbüßt werden muß. Eine solche Belschärsung ist indeg nur gegen Uknimeistn, Zupileme uno Subaltern Offiziere anwendbar. Die Prinzen der regierende Häuser könm vom Familienoberhaupt, dem betreffenden Regenten, ebenfalls mit Stubenarrest bestraft werden, und häufiger, al ma glaubt, wird feilst in Deutschland n diesem Sttafmitte! Gebrauch gemacht. Gar manch Unpäßlichkeit eine Prinzen, von der dn Hofbnicht meldet, ist uf Stubenarrest zurück zu führe, der o Xegente verfügt urd. Besonder streng mit der Verhängung oo Stube anest war in Preuße Friedrich Wil helm III., und mehr al einmal dek der geistvolle Kronprinz, spät König Friedrich Wilhelm IV.. dies Strafe, weil n seinen Witz nicht zurückhalte konnte. Zwei Vergehen von ihm, die ihm Stu benarrest einbrachten, habe sich al historisch Anekdoten erhalten. Dn erst spielte auf dem Wiener Kongresse. Bet in Hostasel, bet weichn d gut Wüthige, ab keineswegs geistvolle Kai ser Franz von Oesterreich den orfttz führte, urden Räthsel zählt; al aber die Reihe an den Kaiser kam, erklärte er: .Mir fallt halt nicht, ein.' l, die Reih de Räthselaufgeben an d Kronprinzen oo Preuße km, stellte er die Frage, wer dn größte Baumeist sei, und gab als Lösung: Kaiser Franz, den dem fällt nichts ein.' Di Beloh. nung für diesen Witz aaren drei Tage Stubenarrest, die Friedrich Wilhelm III. sofort üb seinen Sohn verhängte. I einem andern Falle gab e sogar acht Tage Stubenarrest, weil der Kronprinz sich eine Verspottung dn Paradesoldate erlaubt hatte. Zu den Paraden, di dar mal in Berlin Unter den Linden statt fanden, schienen die Soldaten so steif in Uniform, Gamaschen, Lederzeug und Gürtel eingezwängt, daß sie sich in der That nicht bücken konnte. D Krön priaz, der auf dn Parade vor Eintreffe des Königs erschienen war, legte et Goldstück neben den rechten Flügelmann und forderte ihn auf, dasselbe auf, heben. Dn Mann war nicht im Stande, sich in der Paradeadjuftirung zu bücke, und der Kronprinz bemerkte sehr sarka stisch: DaS sind preußisch Soldaten, und mit denen will man Schlacht schlagen!' Die Bemerkung würd dem Könige hinterbracht und kostete die oben erwähnte Strafe. Wenig bekannt ist e, daß alle königlichen Beamten, soweit sie bei Hofe beschäftigt sind, ebenso alle Hos schaufpieler und Hosopernsänger unter einem besonderen Gericht stehen, welche wegen Nachlässigkeit im Dienst, wegen Insubordination, Beleidigung von Vor gesetzten, Versäumniß und Verspätung ebenfalls Stubenarrest verhängen darf. In jeder Hauptstadt Deutschland findet man gewöhnlich ein besondere Arrest -lokal, welches für die Verbüßung dies Art Stubenarrest eingerichtet ist. Beethoven'Reliquie. Eine ebenso eigenartige als ergrei sende Reliquie wurde in neuerer Zeit durch Verfügung des deutschen Kaisn aus der königl. Bibliothek zu Berlin dem Beethooenhause in Bonn überwie fen: die vier Gehörmaschinen nämlich, welche der Hosmechaniker Mälzl, d berühmte Erfinder des Metronoms, in den Jahren 1313 bis 1314 für de schwerhörigen Beethoven anfertigte. E sind plumpe und wunderlich anzusehende Hörrohre, auS Messingblech zusammen gesetzt, und es befinden sich daran auch noch die Mesfingspannen und Seiden, bänder, mit welchen der unglückliche Meist sich diesen ungenügenden Gehör ersah am Haupte befestigte. DaS Ohrenleiden BeeihooenS, für ihn das furchtbarste aller Schicksale, begann sehr früh. Schon im Jahr 1304, also in seinem 34. Lebensjahre, berichtet der ihm befreundete Herr von Breuning an einen Dritten: Sie glauben nicht, wel chen unbeschreiblichen, ich möchte sagen schrecklichen Eindruck die Abnahme de GehörS auf ihn gemacht hat!' Beetho ven suchte trotzdem das unerbittliche Schicksal zu bekämpfen, so lange es an ging, r stand in der Oper ans Pros nium gelehnt, m noch die Tonempfta dung zu haben, er ließ sich ein starke Klavier bauen, das heute noch erhalten ist mit doppelten, weit hinauf mit vin. fachen Saiten umsonst 1 Die unftcht bare Mauer legte sich dichter und dicht um sein Gehör, und bald mußte tx zum letzten und traurigsten AuShülfSmtttel greifen, zu den gleichfalls noch erhaltenen KonoersatlonSheften , vermittelst dnen er sich mit seiner Umgebung verständigte. Selten wird wohl die Wehmuth übn ein tieftrsgischeg Schicksal stärk regt werden, als beim Anblick dieser Beet hovewRel'quien. , Ballgespräch. trffnrttt Qmff Herr wenn Sie wohl gn Bräu einmal heirathen, möchte ich iO"v bei Ihr Hochzeit sein!' Backfisch: Vielleicht., als tigam?' Selbftverrath. Schon wieder zur Jagd befohlen, Herr Baron?!' Da geht wohl heut' der ganze Hof mit?' Doch nicht, liebn Graf! Durch, laucht jagen diesmal nur mit 6 c schränkte Gefolge!' Sie kennt sich aus. Privat! Meier (zu sein Frau). Heute muß ich drei Hasen schießen: Einen für unsern Stammtisch beim Rößl, einen für den Schwager und den dritten für unil' Frau: O, liebn Hugo, schieß' doch ja den dritten zuerst!' Eiu tzösticher Stallknecht. Nun, wie geht eS den Pferdm, Johann?' Danke, gut und Ihnen, Hnr Baron?'