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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Oct. 5, 1893)
Famos ! frne (?t(4itt vom Nutzen der Kochkunst, von Otto A e r g e r. Seit drei Monaten hatte die verwett rotte Frau Odertelcgraxhen Assistent Brand., einen bürgerlichen MittazStisch eingerichtet. Aber, wo hatte sie wäh rend diesn kurzen Zeit schon für onan. 5 nehme Ersahrungen machen müssen, ihr siebe Tischherrea waren ein schlimmer all der andere. Launisch, griesgrämige, alte Junggesellen und Wittmer, denen nicht, aber auch gar nicht recht zu machen war. Dem Einen a? da Fleisch nicht gut genug gebra ten, dem Anderen schmeckte die Suppe nicht, dem Dritten paßte diese nicht und dem Vierten war Jene nicht recht. Mit einem Worte: e war schrecklich! Ihre Kochkunst, worauf sich die Frau Ober, t.legrrpnasflstent flet so viel eingebil d;t haue und der ihr Seliger fiel alle S?ed)tigMt hatte angedeihen lassen, wurde von diksen entsetzlichen Menschen picht ollein nicht anerkannt, sondern wie sie au einzelnen versteckten Bemerk gen Uhr wohl herauSmerkte, sogar gering geachtet. Wenn sie da vorher genutzt hätte! In Leben hätte sie keinen MittazStisch ngcsangen! Irgend etwa Andere! Ein Bandaelchöft: oder wer weiß waS sonst; nur keinen MittazStisch, wo sieben samr kxsiZche MannSdlioer l.ag ,ur.ag Geleg'nh'tt suchten, ihre vergällte Laune z',m AirtDrQck zu drmzen. un? vavel y il'e sie e gar nicht mal nöthig. Ihr Seliger hatte sie Gott sei Dank sehr gut sitzen lassen und sie Hütte zur Noth auch ohne Geschäft leben können. Aber der Drang nach Beschäftigung hatte sie die se unglückselige Unternehmen anfassen lassen, und jetzt konnte sie nicht mehr zurück. Für ein halbe Jahr war sie mindesten gebunden; denn der eine ihrer Querulanten hatte sie so lange verpflicht tet. Dabei waren ihre Tischherren ganz unberechenbar. An einem Tage war da Essen wieder einmal ungenießbar, am anderen Tage machten ihr alle sieben in auffallendster Weise die skour. Nun ja, sie war mit ihren vierundzmanzig Jahren immerhin begehrenswerth; da mußte sie sehr wohl. Ader dann brauchte man sie doch nicht aus so unausstehliche Weise zu ärgern. Und wenn nur Einer unter ihnen ge, esen wäre, für den man sich hätte in terefsiren können. Aber nein: Alle hat ten auch durchaus gar nichts Anziehende an sich! Da änderte sich plötzlich die Situation. Als achter Tischherr meldete sich eines TagcS ein junger Arzt, der sich sehr vor theilhaft von den übrigen Herren aus zeichnete. Er hatte nie an dem Essen twaS auszusetzen, sondern fand Alle ?ut. Dabei war er von einer sich gleich leibenden Höflichkeit gegen die Dame deS HauseS, daß diese sich ungemein an genehm berührt fühlte. Zudem kam noch hinzu, daß Doktor Merker ein hübscher Mann war, dessen freie, offenes Ge sicht sofort, Vertrauen einflößte. Trotz seiner Jugend, denn höchstens konnte er, wie Frau Brandes schätzte, siebenund zwanzig Jahre zählen, übte er bald einen so wohlthuenden Einfluß aus die Tisch gesellichast au, daß man wenig oder gar kein mißliebigen Aeußerungen über das Essen zu hören bekam. Die viel älteren Herren hatten sämmtlich Respekt vor dem jungen Manne, der ein so ta lentvolles Benehmen zur Schau trug. D vermittaete grau Obertelegra, phenassistent athmet auf. Jetzt hatt sie Ruhe; und ihre einzigste Sorge war mx, d s ihr neue? Tifchherr sie verlassen könne. Um dieses zu vermeiden, achtete sie mit gespannter Aufmerksamkeit dar auf, daß dem juugen Arzt jeder Wunsch, so weit es in ihren Kräften stand, erfüllt würd. Aber eigenthümlich. Dessen Wünsche waren so gering, daß es beinahe ein Kunststück war, ihm ine besondere Aufmerksamkeit zu rweisen. Trotzdem sie wie in Luchs aus eine diesbezügliche Aeußerung auspaßte, gelang eS ihr lange nicht, in solche zu erHaschen; bis es der Zusall eine Tages fügte, daß der fo Umworbcne die Bemerkung machte, daß er sehr gern GSnseklein esse. Da war natürlich das Signal für die aufmcrk same Wirthin, die beliebte Speise am andern Tage auf den Tisch setzen zu lassen. Den ganzen Morgen hatt sie mit vor Aufregung und in Folge der dem Ofen entströmenden Hitze rothem Gesicht in der Küche zugebracht, um die Gerichte besonders gut herzustellen. Es schien wirklich AlleS gelungen, und befriedigt erließ sie die Küche, um sich umzukleiden, dem Mädchen den Auftrag gcbend, recht vorsichtig beim Anrichten der Speisen zu sein. Sie konnte kaum die Ankunft ihres LieblingsgasteS erwarten. Endlich, endlich kam er und mit ihm in kurzer Reihenfolge die übrigen Herren. Man sehte sich zu Tisch und bald war daS Gesprach im besten Gange. Merk, würdigerweise jedoch nahm Frau Bran, de fast gar keine Ä7.theil daran. Sie war zu erregt, zu gespannt auf das Ksm wende. Endlich wurde da GSnseklein aufgetragen, und als nun die Wirthin den Deckel von der Schüssel aufhob und mit gespannter Aufmerksamkeit in das Gesicht des ihr gegenüber sitzenden Dok torS sah, da empfand sie ein aufrichtige, herzliche Freude. Doktor Merker sah kaum, daß heule sein Leibgericht gekocht worden, als e auch schon wie eine Ler ' klärung über sein Gesicht zog. Seine Augen weideten sich; starr sah er auf die Schüssel und endlich kam es, fast andäch tig, von seinen L'Ppen: .Gänseklein'. ES war fast rührend anzusehen, wie dieser Mensch mit dem großen blonden Lollkart sich wie ein Kind auf seine Lieb lingSspeise freute. Frau BrandeS traten vor Rührung die Thränen in die Augen, und eine große, große Portron lag gleich darauf auf dem Teile? de vor ihr sitzend gr ße Kinde. War da ein Freud, diesen Menschen essen zu sehen! Sie konnt sich gar nicht davon lokreißen, und beinahe hätt sie vergessen, die Schüssel auch den übrige Herren zu reichen. Aber sonderbar; kaum hatte diese einen Bissen gethan, l sie s tesremd liche Gesichter machte. Sie Prüften, legten Messe? und Gabel hin, prüfte wieder und wieder, um dann endlich Einer nach dem Ladern ihr Teller weit vos sich zu schieb. . Frau Brand konnt sich diese Le nehme gar nicht erkläre. Während Doktor MerKr da Gänsekiel mit dem größten Appetit verzehrte, schoben di anderen Herren zurück. Da war sonderbar. Sie prüft daher selbst. Doch kaum hatt sie den ersten Bissen gethan, all sie ebenfalls den Teller weit von sich schob. Dt Speis war total versalze! ) Thränen traten ihr ia die Augen. Diese ents.tzliche Blamage! Sie. die im Ge ubl ihrer ochkuvst stet die Ouänae, leien der Tischgäste ignortrt hatte, erfuhr eine solche Blamage! Da Gänseklein war aus fürchterliche Weise von dem Dienstmädchen versalzen worden! Und dabei aß dieser Doktor Merk mit mah rer Leidenschaft seine Portion auf. Da konnte fle nicht begreifen! Sollt das am End gar Hohn sein? Wollte er sich über st lustig machen? Aber nein. nein; da that dieser Mensch nicht! Nur unbegreiflich war ihr sein Benehme. Sie sah fast starren Auge nach ihm hin. Dann aber hielt es sie nicht länger, und mit vibrirender Stimme sag! sie: .Herr Doktor, schmeckt Ihnen daS Gänfeklein denn wirklich .Farno!" war die Antwort. FamoS sage Sie? Aber, mein Gott, Hen Doktor, das Gänsekiel ist total versalzen I" . .Versalzen?- ' .Ja, natürlich. Total versalzen! .DaS habe ich aber gar nicht bc merkt.' .Aber wenn Sie so gern Gänfeklein essen, dann werden Sie 3 doch vorher schon öster in besserem Zustande vorge fetzt erhalten haben, nicht wahr?' .Nein, niemals.' .Niemals? Immer in diesem Zu stände?' .Ja, meine Wirthin, bei der ich als Student wohnt, kochte immer auf diese Art. Sie mochte wohl gesalzene Spei sen besonders lieben, und da habe ich mich denn fo daran gewöhnt, daß ich, als Sie mir heute das nach Ihren Be griffen versalzen Gänseklem vorsetzten, nicht allein meine Lieblingsspeise, son dern diese auch auf die mir zusagendste Art zubereitet, vorfand. Wie gesagt, mir schmeckte daS Ganlekletn ausaezeich- net, ganz famos I' Ein allgemeines Gelächter, in welche selbst Frau Brande einstimmte, folgte dieser AuSeinandersetzurg. Das sah diesem gutmüthigen Doktor Merker ähn lich! Er hatte sich im Laufe der Jahre so seh, an die verdorbene Küche feiner früheren Wirthin gewöhnt, daß er sogar Vorzüge darin zu entdecken wußte. Die gut raune war wieder hergestellt, und der kleine Unfall, elcher der Wir thi mit dem GSnseklein passirt war, bald von den Uebrigen vergessen. Nur sie konnte eS nicht vei gessen. Als die Herren fort waren, zog st sich in ihr Zimmer zurück und dachte über den unangenehmen Zmischenfall nach. Aber sonderbar; so sehr sie sich auch an fangS fiter da ihr widerfahrene Malheur ärgerte, fo wurde dieses Gefühl von dem Bewußtsein absorblrt, vag Dotlor Mer ker doch ein Mensch sei, der wirklich einzig dastehe. Diese Gutmüthig' t, mit welcher er sich an die versaizenen Speisen seiner früheren Wirthin gewöhnt hatte, war geradezu rührend. Der gute Mensch war wahrscycinlrch in semer Ju gend nicht gar zu sehr verwöhnt worden. Denn sonst hatte er ja eine solche Kur garnicht durchmachen können. Aber er sollte jcht dafür ntschädigi werden. Sie wollte ihn kräftig pflegen, wenigstens so weit e in ihrer Macht lag. Aller. Dings war dies Macht nicht sehr groß; waS sie aber thun konnt, das sollte ge, schehen. Der Zufall war ihr auch dieses Mal günstig. Sie hatt sich kaum umge kleidet, um bei einer befreundeten Dame einen Besuch zu machen, als das Dienst mädchen den Doktor Merker meldete, der sie sehr gernzu sprechen wünsche. .Doktor Merker?' fragt sie erstaunt. .Ja.' .34 lasse bitten.' Gleich darauf stand der Gemeldete vor ihr. .Gnädige Frau,' begann er, nachdem r auf einem Stuhle Platz genommen hatte, .ich komme mit einer großen Bitte zu Ihnen. Man hat mir nämlich soeben meine Wohnung gekündigt; und da ich nun gezwungen bin, mir eine andere Wohnung zu suchen, so komme ich zu Ihnen, um Sie zu dittten, mich bei sich aufzunehmen. Ich habe für diese Bitte zwei wichtige Gründe. Ersten habe ich bei Ihnen einen Mittagstisch gefunden, wie ich ihn bis jetzt noch nicht in meinem Leben kennm gelernt habe, so daß ich an, nehmen zu dürfen glaube, wenn Sie mich bei sich aufnehmen, vorzüglich unter ge bracht zu sein, zweiten aber muß ich in der Nähe meiner früheren Wohnung bleiben, da ich meine mühsam erworbene Kundschaft zu verlieren fürchte.' Nach dieser langen Rede holte Dr. Merker tief Alhem und sah grau Brandes fast Lngst, lich fragend an. Diese aber schüttelte verneinend den Kopf. Sie konnte diesen Wunsch mit dem besten Willen nicht füllen. .Sehen Sie, Herr Doktor,' begann sie, .ich würde mit großem Vergnügen Ihrem Verlangen nachkommen, wenn eS mir möglich wäre. Aber es geht nicht. Ich kan Si bei dem beste Wille nicht unterbringen. Si müssen mindesten drei Zimmer habe, in Wartezimmer, ein Cxrech, immer und in Schlaf, im, mer; und die hebe ich nicht zur Lr fügung Doktor Merke? sah di Sprechende erschrocken an. .Aber Sie haben doch, so viel ich weiß, zwei Lorderzimme?, di Si gar nicht benutzen.' .Da stimmt; aber da dritteZimm?, Ihr Schlafzimvier, wo soll wir da hernehmen?' .Da können wir ja da Speisezimmer zu einrichten.' .Aber wo soll ich denn mit de Tisch Herren bleiben?' Ja, wo sollte st mit te Tischherren bleibe? Doktor Merker wußte keinen Auöweg. Er blickte starr auf da Tep pichmufter zu seinen Füßen. Da von dort aber keine Hilfe kam, so stand r seufzend von seinem Stuhl aus und ent Uxvtt sich. Frau LrandcS sah ihm lange nach. Sie hätte ihm so gerne geholfen. Aber ging doch nicht! Freilich, sie hätte schon in Ausweg gewußt. Aber errölhend verzagt st den Gedanken und macht sich etwas zu thun. Dann ging sie fort, um ihre Freundin zu be- suchen. Als sie wieder nach Haus kam, über reicht ihr das Mädchen inen Brief. Er war von Doktor Merke? und lautete folgendermißen: .Hochverehrte qnädige Frau! Nachdem ich nun ein und eine halbe Stunde, nachdem ich Sie verlassen, durch die Straßen gewandert bin, komme ich zu dem Entschluß, Sie nochmals um Au , nähme, trotz Ihrer erstmaligen aischlä gigen Antwort, zu bitten. Sie werden mein Ersuche allerdings wohl etwas zudringlich finden; aber ich kann nicht anders l Hörm Sie daher, bitte, meine Motive. Seitdem ich täglich in Ihrem Hause speise (es sind jetzt gerade zwei Monate), ist ein so eigenthümliche, zu friedeveS Gefühl über mich gekommen, daß ich mich, als man mir heute meine Wohnung kündigte, sofort entschloß, zu Ihnen zu ziehen. Ihr freundliches, liebenswürdiges Wesen mir, dem wahr lich nicht vom Schicksal Verwöhnten gegenüber mochte es wohl veranlaßt haben, daß ich S als selbstverständlich betrachtete, daß Sie meine Bitte erfüllen werden. Leider hatte ich mich getäuscht. sie waren nicht in der Lage, mich autzu nehmen! Diese? schmerzte mich so sehr, deß ich geradezu untröstlich wurde, und schließlich zu der Ueberzeugung gekommen bm, daß ich. im Falle ie stch nicht meiner annehmen, geradezu hilflos da- stehen werde. Ich bin namitch auch zu der Ueberzeugung gekommen, daß nur sie und keine Andere mir die Häuslich keit, überhaupt das Leben glücklich ge stalten können; mit einem Worte, daß ich sie liebe! Deshalb frage ich hiermit nochmals an: wollen Sie mich aufneh men? Aber nicht nur in Ihr HauS, son dern auch in Ihr Herz? Ich bitte diese Zeilen so bald wie mög lich zu beantworten und verharr in Un geduld Ihr getruer Otto Merker.' Frau Brande? glaubte ihren Augen nicht trauen zu dürfen. Der ruhige, schüchterne Doktor Merker hielt um ihre Hand an. ES beschlich sie eigenartig. Dieser unbegreifliche Mensch, der auch nicht durch das Geringste verrathen hatte, daß er sie liebe! Aber war eS denn bei ihr nicht ebenso? Hatte S ihr nicht unge mein leid gethan, als sie ihm heute mor gen den abschlägigen Bescheid geben mußte, und war sie nicht voller Unruhe gewesen, daß sie diesen lieben Menschen, dieses große Kind mit dem großen Bart, bei fremden Leuten seinem chlcksal über lassen mußte? Sie sann und sann; und schließlich kam st zu der festen Ueberzeugung, daß sie Otto unmöglich zum zweiten Male eine abschlägige Antwort geben könne. Sie setzte stch daher an chren Schreib tisch, und mährend ein schelmisches Lächeln ihr hübsches Gesicht verklärte, beantwortet sie den mhaltsschweren Brief. , WaS sie schrieb, will ich nicht ver rathen; nur das will ich hinzufüge, daß nach etwa drei Monaten im Tageblatt die Anzeige stand: AIS Vermahlte empfehlen stch Dr. med. Otto Wirker, Emma Brandes, geb. Land. Gute Kameraden. ' Won D. D. FmnuS. !0 Minuten nach 7 Uhr Abends. Die Aufseher verließen nacheinander daZ Ge fängniß und wechselten mit dem kastei lan im Vorbeigehen noch ein paar Worte. Er war ein stattlicher Mann, der Herr Kastellan und Gefangenaufseher Dop, pelle, wie er so dastand, breit und selbst bemußt, und unter dem halbgeöffneten Uniformrocke rundete es sich für einen Kerkermeister recht bedenklich. Aber um waS diese Rundung den Eindruck de Finstern beeinträchtigte, da ersetzten reichlich die düfter zusammengezogenen Brauen und der martialisch Schnurr bart. Selbst jetzt, als der Inspektor beim Nachhauseweg die Rost lobte, die Herr Doppelke gezogen, verlor sein Ge ficht nicht feinen düsteren Ausdruck, und sein Mund verzog sich zu einem Etwas, das ein Lächeln vielleicht fein sollte, aber aussah, wie eine fürchterliche Grimasse. Als aber der Herr Inspektor aus dem Thor hinaus war, strich Herr Doppelke doch der gelobten Rose zärtlich über die Blätter. Und dann setzte er sich auf die Bank in seinem Gärtchen im Gefängniß außenhofe und rauchte auS seiner kurzen Pfeife. AuS der Wachtftub kam der Fährer der MilitSrwache, die für die Nacht im GesZngmsse aufzog. Schon fettig?' fragte Doppelk. .Die Posten stehe. Schöner Abend beut,' sagt der Wachthabende und setzte sich ohn Wertere eben Doppelte au di Bank. O ja' rwiderte Doppelk ge dehnt. Der Unterossizier hatte den Knops nicht, und? Doppelk war Sergeant gewesen. Bl zum Feldwebel hatt auch sein militärische Begabung tcht gelangt. Abi? um fo mehr gab er aus den ergeantenknops. Der Uaterossijier zog ein Cigarre heraus. .Kindernarrheit !' murrt Dop pklkt und sog ingrimmig an sein? ku? , Pfeift. .Der Unteroffizier hatte wohl nicht verstanden, denn er sagt Harm- lo: Herr Doppelke, sind Sie so gut und geben mir Feuer?' Deppelke zog die Brauen in die Höhe und schaut zornig aus den Frage? : .Herr Doppelke? Herr Doppelke? Herr Kastellan Doppelke, wenn ich bit te darf, Herr Unteroffizier l Da haben Li Feuer, Herr Uaterosstzier.' .Danke schön, Herr Kastellan,' sagte der unterminier leichmulhlg. Doxxelke hatte genug. Er stend aus und ging in da Gefängniß hinein. Im JnspektionSzimmer saß der Auf seher, der die Nachtwache hatte. .Da ist auch in grüner Junge! sagte Doppelke ingrimmig. Der Gefangen Aufseher erhob den Kopf. Er hatte ein hagere, blasse Geflcht und einen großen, schwarzen Vollbart. AuS dem Gesichte blickten ein Paar müde, traurige Augen. .Wen meinst Du, Doppelke?' ,Na, wen sonst, al den jungen Ben gel von der Wache. Hat kaum die Tressen und sagt Doppelke za mir. Esel! Der Andere rwiderte nicht, fondern sah still in das Rapportbuch hinein, da vor ihm aufgeschlagen lag. DaS schweigen ärgerte Doppeire. .Hättest Du daS auch gethan, Schild, meyer? Hättest Du Doppelke zu einem Sergeanten gesagt, wenn Du eben die Tressen gekriegt hättest?' .Nein!' sagte Schitdmever. .Na, also. Fatzke!' Er paffte in starken Stößen. .Warum antwort'ste denn nicht, Schildmeyer?' brummte er endlich. .Ich antworte ja.' .Nee, aber nicht ordentlich.' Der Andere schwieg. .Du willst wohl nicht antworten, willst mich wohl auch ärgern, wi der grüne Junge draußen' .Angern will ich Dich nicht, Doppel, aber es ist mir nicht zu thun um's Sprechen.' .Warum denn mcht? Du bist doch Feldwebel gewesen.' Schlldmeuer schwieg wieder. Endlich hob er den Kopf und sagte: .Mir in 3 nicht zu Muthe zum Reden.' Doppelke blieb vor seinem Kameraden flehen. .WaS sehlt Dir, Schildmeyer? Ist Dir nicht recht zu Sinne?' Der usseher seufzte tief aus. .Du kannst mir doch nicht helfen. Doppelke,' sagte er traurig. Warum denn nicht Das mochte ich wohl man sehen?' Aber er erhielt keine Antwort. .Na, denn nicht!' sagte er dann etwas sehr brummig und paffte vor sich hm. i Der Aufseher starrte in das Rapport buch und sagte nun nach einer kleinen Weile: .Ich will's Dir nur sagen, Dop, pelle, Denn übermorgen erfährst Du es doch. Und wir gehören doch so zu sagen eigentlich mehr zusammen wie die Anderen, weil wir von einer Brigade sind." .Versteht sich,' knurrte dann Dop- pelke. Ja, das u schon von Dir gewesen. daß Du immer darauf gehalten hast. Hör nun man zu. Weißt Du, von der Zeit her, als ich Bote-von der Gerichts fasse war, hatte ich 'ne Eaution zu fiel len. Neunhundert Mark. Ich hatte si nicht und lieh sie mir. AIS ich dann an daS Gefängniß kam, kriegt ich fi wieder ausbezahlt. Da hätte ich sie ja wohl gleich wieder zurückbezahlen sollen. Aber ich hatte damals viel Krankheit mit meiner Frau, und denn die drei Kinder und bei achthundertfünfzig Mark das Jahr ich lhal'S also nicht, und daS Geld ging hin, und ich bracht'S nicht wieder zusammen. Nun hat mich der Mann verklagt und auch sein Recht gekriegt. Ich bin garnicht hin gegangen zu dem Herr Rath, als es verhandelt wurde. Und vor drei Wochen hat er pfänden lassen, und übermorgen übermorgen soll'S verkaust werden.' Der Mann schwieg und legte seine Hand vor die Augen. Doppelke paffte mächtig. .I da soll ja das Donnerwetter drein schlagen,' sagte er, .so'n Lümmel. Den sollten wir mal hier haben. Na, r kommt wohl noch 'mall' .Ach nein, Doppelke, den Mann trifft's nicht. Der hat gewartet, so lange er konnte. Aber mich triff. Ja, ja, mich trifft's sehr. Denn heute war ich beim Herrn Rath. Der sagte, er hätte mich zum Oberausseher vorgeschlagen, und es würde wohl werden. Aber erst müßte ich die Geschichte glatt machen. Und daS kann ich und kann ich nicht. Und übermorgen sitze ich mit Frau und Kind in den nackten Wänden, und dann ist eS auS.' Dopxelke hatte die Pfeife ausgehen lassen und schwieg. Dem Andern aber ar daS Reden, nachdem einmal da Schweigen gebrochen, eine Fileichterung. nd ? fuhr fort: .Ja vor Allem die Kinder, da ist'S, wa einem weh thut. Du verstehst da nicht. Du hast keine' Hier ließ Dopvelke in sehr vernehm bare Knurren hören .und weiht nicht, wie da ist, wenn die Kinde? hungern und frieren. Du hast' besser gehabt. Dopxelke. und hast gut geheirathet. Du weißt gar nicht, wie unser inn, zu Muth ist.' .Hm,' sagt Doppelke. .Willst Du mal meinen Knaster pro biren?' fragte ? nach einer kleinen Pause. .Danke. Da! Rauchen hab ich mir schon lang abgewöhnt. Und denn habe ich auch kein Pfeife.' .Ja. denn ist daS doch nichts,' sagte nun Doxpelke und dann nach einer Pause: Wir wollen doch mal 'a Kor trin ken.' Er stand auf und holte au seiner Woh nung die Flasche. .Alter Korn, Schildmi??!' sagt r bedeutungsvoll. .Danke. Dopxclkel Ja, r ist sehr gut,' erwiderte Schildmeyer. .Wollen noch einen trinken,' meinte Doxpelke. Sie tranken dann sogleich noch einen. .So, sagt Doppelke, einen schenk ich Dir noch ei für die Nacht. Bring mir aver oa, las iray genug wieder, sag ver nsperto? e hte? nicht findet, Und dann gute Nacht. Schildmeuer, Und dann Kopf oben! Die elfte Brigade verzagt nicht! ' Ehe Doppel zu Bette aina. hatte e? noch eine Unterredung mit feiner Frau. E ging auch ziemlich geräuschvoll dabei her, aber einig wurden sie trotzdem nicht. Aber an dem folgenden Tage waren sie veive ganz anderer Meinung geaor den. Du hast recht gehabt. Olle.' sagte Doppelte. Allein das geht nicht Das schämt ihn. Und da soll eS nicht.' .I, Doppel sagt sein Frau. Du haft aber auch recht gehabt. Die arme Frau dauert einen und die Kinder. Und wenn er Oberausseher wird, dann rann er eS wohl bei Kleinem wieder geben.' Kann vielleicht sein, glaub eS aber nicht, meinte Doppelke, er hat drei Kin- der.' Als der Inspektor am Vormittag beim Vorsteher zum Tagesrapport war, fragte ihn der: .sagen Sie mal, wie steht S denn uyanuu uui ujitvmkyer k . : - .y : j- : i n u .Ja. Her? Rath.' sagte der Jnspec tor, .davon wollt'' ich ja auch gehorsamst melden. Da hat der Doxpelke ja auch was recht Vernünftiges gethan. Er hat dem Schildmeyer das Geld geben wollen. Er kann es ia, weil er die reiche Frau hat. Aber damit das dem Schildmeoer nicht gentrlich wird, daß er von ihm das Geld allein kriegt, hat er eS so gemacht.' Und der Jnspector zog in, Zettel heraus und las: Zusammengesammelt sur Schild- mever. err zn pector oret Mart; e- der Aufseher außer Kastellan Doxpelke eine Mark, sind sieben Mark; Kastellan Doppelke den Rest; macht in Summa 900 Mark.' Und dann fuhr er fort: Nun will Doxpelke, ich soll dem Schildmeuer das Geld geben und ihm dabei sagen, wir hätten's allesammt zu Wege gebracht. Wahr st das a, aber wie! Und ich wollt den Herrn Rath ragen, ob ich das wohl dars e' Der Herr Rath hielt den Zettel vor die kurzsichtigen Augen und sagte lang- am: .Ja dieser Doppclke! Ja Herr In spector, daS dürfen Sie wohl. Dieser Doppclke, wer hätte das dem alten Jse grimm zugetraut!' Gutes GtdSchtnib. Der persische König CvruS wußte den Namen eines jeden seiner Soldaten auswendig. Dasselbe wird von Scipio erzählt. CineaS, der Gesandte des Königs PyrrhuS von EpiruS, nannte die römi chen Senatoren und Ritter, nachdem er si nur inmal gesehen hatte, bei ihren Namen. Der römische Geschichtschreiber Salluft konnte sämmtliche Reden deS De mostheneS, der arabische Philosoph Avi cenna die ganze Metaphysik deS Aristo- tcles auswendig. Seneca berichtet von stch selbst, daß er auf einmal 2.000 Wörter und 200 Verse, die ihm vorge lesen worden seien, vor, und rückwärts wiederholen habe können. Ein Schü ler des Plato, Theodektes, konnt in beliebige Anzahl Verse, wenn er sie in mal gehört hatte, wieder hersagen. Cäsar lag, schrieb, diktiite vier Briefe und gab noch dazu Audienz, alles gleich zeitig, ja, wenn er nicht selbst schrieb, so sagte er sieben Briefe zu gleicher Htit seinen Schreibern in die Feder. Horten stuS arbeitete alle seine Reden im Kopfe auS und konnte, wenn er einer Auktion beiwohnte, alle dabei vorgekommenen Sachen nebst dem darauf gefallenen Ge böte und ihre Käufer der Reihe nach her sagen. Solche Beispiele eine auSge zeichneten Gedächtnisses sind in unserer Zeit seltener geworden.. Magliaiecchi, der Bibliothekar deS Großherzogs von Toscana, schrieb ein Manuscripk daS er gelesen hatte und ihm verloren gegangen war, wörtlich auS dem Gedächtnisse nie, der, ohne ein Wort ausgelassen oder die Orthographie verändert zu haben. Der Freiherr Friedrich von der Trenck konnte binnen b Minuten 50 Soldatennamen, die ihm vorgelegt morden waren, aus wendig hersagen und inen lateinischen Brief diktiren. während er einen franzö fischen schrieb. Jffland lernte seine Rollen, da ihm seine Direktorialgefchäfte wenig Zeit übrig ließen, dadurch, daß er sie sich von emem eusiauen sacy eeto nend Iheattk'Jnspektor vorlesen lieg. Auch für da, Gegentheil, ein auffallend GedächkniischmZche für gewisse Dinge, gibt e, Beispiele. Pliniu rzählt von dem Redner Messala Eorvinu, daß ? sich inmal nicht auf seinen eigenen N men habe besinnen können. De? Pro fessor Neande? in Berlin vergaß, , ? wohntk, und mußte einen vorübergehen den Studenten nach seiner eigene Woh nung frage. 3 bös Gewissen. Kellner: .E ist eine Damt draußen, die sagt, ihr Gatt hätt ihr vkrfproch, heut Abend frühzeitig nach Haus zu kommen. .1' Sämmtliche Stammgäste (aufspriv gend): .Ach, Sie entschuldige inen Augenblick!' Schlaue Spekulation. Zigeuner (au der Hand einer alte Kokette wahlsageiik): .Leide? muß ich dem gnädigen Fräulein sagen, daß Sie in Ihrem zwanzigste Iah? eine heftige Krankheit treffen wird!' Fräulein: .O Himmel!' (seufzt und gibt tem Zigeuner einen Thaler). Unglaublich! .Sieh', Karola, da kommt ei Haupt mann!' .Schäme Dich. Paula bist scbo zehn Jahre alt und kannst noch nicht ein mal einen P ? e m t erlieutenant von einem Hauptmann unter, scheiden!' Unkegroissich. Nach Mitternacht begegnen sich auf. dem Marktplatz zwei Studenten. .Wohin?' fragt der Eine. .Heim!' antwortet der Andere. .Aber. Mensch', ruft der Erste, .aa, willst Du denn den ganz, A b n d allein zu Hause ansangen?- Ilassisication. Münchner Droschkenkutscher (während der Kunstausstellung): .Jetzt hamm me? halt hier drei Klassen von Fremde: die erst' nimmt sich an' Fiaker, die zweit' fahrt Trambahn, und die driti' fragt halt an' Dienstmann, wo ' Hofbräu hauSiS!' Großmüthiger Ersah. .Nun, Adolf, machst Du Heuer mit Deiner Frau eine Reise nach Venedig?' .Nein, aber dafür hab' ich ihr einen Bädeker von ganz Italien ge, kauft!' , ' Verfehlt. Sie: .Gestern hab' ich mich auf dem Ball famoS unterhalten. . !' Er (phlegmatisch): .So, schön!' Sie: .No, wenn Du nicht eifer süchtig wirst, erzähl' ich nicht weiter!' Entschuldigung. Bettler (der regelmäßig jede Woche in einem Hause eine Gabe erhält, nach mehrwöchenllichem Fernbleiben): ,Neh men Sie's nur n i ch t ü b e I , daß ich drei Wochen nicht da war ich bin krank gewesen!' Sah und Kehrsah. ...Sehen Sie. meine Verse mache mir gar keine Mühe!' ,ES ist aber auch gar nicht der Mühe werth, daß Sie Verse machen! ' vor dem Richter. .WaS sind Sie?' .Schriftsteller!' .Benehmen Sie sich anständig!.. Hier macht man keine Witze !' .Bitte sehr ich bin G algenbu moristl' Moderne Dienstboten. Kochin: .Was. Du willst Deinen Dienst verlassen, wo Du jeden Nachmit tag geradezu nichts zu thun haft?!' Stubenmädchen: .Jawobl! Ich bab deS Herrn Bibliothek aukgelesen und alle Noten des Fräuleins durchgespielt da brauche ich wjeder neue Zerstreuungen!' di Weib! Junger Ar,t: .WaS saast D. liebe Kind? Ich habe heute meine ersten Patienten bekommen!' Sie: .Großartig! Was für eine Toi leite kaufst Du mir zu ihm?' Lin SchwkrenSther. .Fräulein Käthchen. Sie sollten beute Buße thun, weil Sie mich gestern s schlecht behandelt haben!' .Ach, so arg war S ja nicht, Herr Lieutenant!' .Na, danit thut'S in Busserl!' Dgenrirt. .Ach', seufzt ein verarmter Aristokrat. der seit Jahren vom Verkaufe seiner Ahnenbilder lebt, .für die Vorfahre aus den frühesten Zeiten löste ich horrend Summen aber j näh? sie mi? kommen, dsto mnig? sino sie werth! Zweifelhafte Belohnung. Bankier (zum Heiratsvermittler): Wenn Se von meine' sechs Töchter drei anbringe', krieze' Se als Honorar es älteste! tfannt. ....Und so wage ich es. Herr Com, merzienrath, Sie um die Hand Ihrer Tochter zu bitten!' .Na. hören Sie. so ein junger, fräs tiger Mensch, wi Sie, kann aber doch noch arbeiten!' VHibx als das. Ist das Pierd auch fromm?' Berliner Händler: .Ville mehr! M kann schon sagen .btjott' Herr Baron!"