Pas Rulimädchen. Srzöhlu ron Johann Wilda. exilSa LelhlkostN setzte da Glas hin nd nickte seiner Frau zu. ch c, die Geschichte vo dem nw 'wö'dch.n soll ich erzähl? Zum Lachen jft fie nicht, Kinder; aber meinetwegen ! denn sein.' Di, kleine Gesellschast saß bei wun. dnschönem Mondschein in Kapitän Dethlevsen'i Gartenhau am Elbufer. Da jenseitige Ufer lag in wunderbarem Dust, der breite Strom glitzerte, schweig' sam Segel glitten dahin, oder dann und an, da e, Hochwaffe war, ein rau. schmder, gelegentlich dumxfe Geheul stoßender Seedamxser. Der axilän legte sich in seinen iuhl zurück und begann: Ich ar damal noch n langer ÜRann von vinundzwanzig Jahren und fuhr al zweiter Steuermann auf der .Churutta', einem englischen Schiffe. Die .Churutta segelte unter spanischer lae zwischen Makao und Havanna. Si. war ein ansehnliche Bollschiff und n Bord hatte fle uli. Wie ihr wißt, nennt man Kuli die in Oftaflen, besondn in Oftindien und China von Europäern angeworbenen Tagelöhner. Man pflegte sie, nachdem England in seinen Kolonien den Skla, Handel verboten hatte, an Stelle der Neger auf den Zuckerplantagen, in den Bergwerken, beim Eisenbahnbau nd so weiter zu verwenden, und fle waren im Grunde nicht weiter al Sklaven, denn bei ihrer sogenannten kontraktlichen Anwerbung wurden Be trug, Tluschunq. Berauschung, kurz die verwnftichsten Mittel angewendet; selb? vor direktem Menschenraub scheute man nicht zurück. ei Wunder, daß man auf der Fahrt alle möglichen Vorsichtsmaßregeln tref, fra mußte, um sich gegen die lebende Fracht zu schützen. Wir hallen aio aus v mtt, von der ich rede, einige hundert chinesische uli ebft Weibern an Bord. Wie üblich, war de Zwischendeck durch ein krüstige Eifengitter abgeschlossen. Bor dem Gitter befand sich da sogenannte rsenal, da heißt der Raum, wo unsere Gewehre und Säbel hingen, und dabei stand fiel ein Matrose mit geladener Büchse Posten, um zur Hand zu fein, wenn drinnen im Zwischendeck einzelne vo unseren Leuten etwa zu schassen hatten. Die Reise ainq flott vorwört. Wir befanden un bereits mehrere Wochen in See und unsere Kulis befanden sich den Umständen nach ganz wohl. Wir währten den Leuten n frischer Lust, Nahrung und guter Behandlung, waS wir konnten. Sie fühlten sich auch, sobald eS gut Wettn war. scheinbar ganz wohl, trie den mit Gongmusik und Verkleidungen allerlei Scherze, so bah ia), trotz des kiaenthümlichen. ollen Europäern unan- genehmen Chinefengeruch gern unten " Vttweilte und ihnen zuschaute, oder mtt . ! . "c ' ..' c. . . r rt Den Gruppen, vie auy etm eroea tucoi Lust genossen, in mimische, durch eng lisch Brocken verständlicher gemachte Unterhaltung nat. Offen gestanden hatte die Sache für mich auch noch einen twctien eiz. Jedesmal, wenn ich mich in der Nahe der Leute befand, war ein Mädchen, ein noch junqe Ding, nicht fern. Die Kuli wciler sind ja meist häßlich, wenigstens für unseren Geschmack, dies Mädchen aber besaß ein Paar prachtvoll schwarze melancholische Augen, die mir unavlaifig zu folgen schienen. Ihr könnt Euch den ken. daß dieß schließlich Eindruck aus mich machte. Wenn man so ein junger, eitler Bursche, frei und ledig ist, da wird man eigenthümlich empfänglich auch für ausländische Schönheit., Ich begann also nach und nach die stille Neigung des KulimädchenS zu erwidern, und, obgleich ich ihre, sie meine Sprache nicht kannte, verständigten wir uns doch ganz gut. DaS Liebesalxhabet ist eben international. Run hatten wir emen Blankcnescr vorn im Logis, einen siren Kerl, aber rohen Patron; Sievert hieß er. Dieser gerieth eine Tage beim Deckmaschen mit einem der Kulis, der ihm nicht rechtzeitig aus dem Wege gegangen war, in Streik und schlug dem Armen brutal ein Auge aus. Der Aflate gehorcht leicht und willig der Autorität, wenn sie halbwegs mit Gmchiigkeit oehandhabt wird. Aber gegen große Ungerechtigkeit ist er sehr empfindlich und opfert bann selbst sein Leben, um sich zu rächen. Sievert'S rohe That sollte für unS Alle die bittersten Früchte tragen. Er hätte sich hinfort nicht mehr allein im Zwischendeck sehen lassen sollen; die ' Blicke glühendem HasteS von allen Sei ten lehrten ihm deutlich genug, was ihm bevoistand. Er kehrte sich aber nicht da, ran, und eine Tage?, als ich gerade den ersten Steuermann auf der Wacht ablösen wollte, hörten wir aus dem Zwischendeck ewen wüsten Lärm. - Ich stürzte hinunter, und was war gc schehen? Sievert war ohne jede Borstchis maßrege! in den Raum gegangen, gepackt worden, verschwunden, und die wuthent brannte Schaar weigerte sich, ihn wieder herauszugeben. Der Kapitän stand bereits mit dem Gewehr am Gitter. Da die Kerle sich plötzlich im Besitz von Messern zeigten, vie sie auf eine nie erklärte Weife durch zuschmuggeln verstanden hatten, so durf ten wir wenigen Leute durch ein Hinein dringen nicht unser Leben und damit das Schicksal des Schiffes auf's Spiel setzen. Zunächst wollte der Kapitän noch Blut, vergießen vermeiden. Er befahl, die Feuerspritze klar zu machen, und der Strahl knatterte bald zwischen das Übende Volk. Allein trotz der genial, tigen Ueberfchwemmung führte die kein ?!achgeien herbei. "No no, liirn kill! You kill! wie die all io petLerl" hüllte auf die wiedeihclle Saffordcrung, Gehvlsam zu leisten, zu rück. .Feuer!' kommandirte jetzt der Ka pitän, und wir mußlen in den Hausen hineinfeucrn. Ein entsetzliche Aagft, und Jammergeschrei folgte, und al cer Puloerdampf sich ein wenig verzog, sah man, vie die wirr üdereinanderstür zenden Mcnschenleiber sich im Dämmn de Raume vergeblich zu verkriechen suchten. .Vorwärts!' schrie der Kapitän, und unsner Sechs drangen bis an die Zähne bewaffnet hinein, während andne schuß bereit vor dem Gittn zurückblieben. Manche Messer blinkte och aus einn dunklen Ecke auf, und mancher Säbelhieb fauste al Antwort nach abwärt. Auch ich, blind vor Aufregung, schlug einmal zu. Ein gellend Schrei I Ich hatte ein weibliches Wesen getroffen, da ich gnade in dem Moment an mein Knie drängte, al ich den Männerarm, der da Messn gegen mich zückte, treffen wollte. Und die ich getroffen hatte, war mein Kulinädchen! Nach und nach gelang e unS, den Knäuel zu entwirren und truppweise zu entwaffnen. Sievert' Leiche fanden wir schrecklich verstümmelt in einer Ecke. Von den KuliS waren etwa zehn todt und ebensoviile verwundet. Unter den Vnmundelen befand sich mein arme Opfn. Ich war tief niedergeschlagen und athmete erst wieder auf, als sich her ausstellte, deß der abgeglittene Hieb nur ihre Stirnhaut gespalten hatte, ohne tiefer einzudringen. Bis auf den Kcpitän waren wir Alle unversehrt. Ihn hatte ein Messerstich in die Brust getroffen; doch der spanische Wundarzt an Bord erklärte die Ver lctzung sür Ungefährlich Sechs Kuli waren mit dem Messer in der Land aefanaen genommen vor' den, die Uebriaen hatten ihre Waffen rechtzeitig fortgeworfen, so deß man nicht mehr se,tzutellen vnmochte, wer sich einer solchen bedient hatte. Jene Sechs wurden in El en aeltcr. iuen Uebrigen geschah einstweilen Nicht, denn man mußte die .Waare- ichonen. un dingS wurde ihnen die Freiheit jetzt bis zum Aeußersien beschnitten, zudem fand eine zeitweilige Beschränkung dn Reis' und Waffer-Rationen statt. Am nächsten Morgen versenkten wir Sieont neblt den gefallene und tnzwt, fchen ihren Wunden ei legencn Kulis, im Gamen vlcrtthn reichen, m den ndt schen Ocean, und die Zeit steter Auf regung. die nun folgte, möchle ich nicht noch einmal durchmachen. Mein schwarzöuüiakö Mädchen sah ich kaum noch; die Leute kamen ja nicht wehr an Deck, und wir dursten e nicht mehr wagen, zu den wüihei kcn Menschen bineinmgehen. Ich duch'e ach, daß da Madchen mich jttz? hasse, und fand eö fklbstoerftSndlich, daß sie sich mUXt hielt. Acht Tage später, eS or eine Pracht. volle Mondnacht, wie heute, und wir näherten unS schon Kpiav: gwg ouk der Kampagne meine iiAJerse. Wegen Uebermüdling nach stürmischem Wetter schlief Alle. Der Mann am Ruder legte des Tiah nur selten ein wenig, um das Schiff gut vor dem Winde ni halten. In den hohen Segeln rauschte e, und der Schavm schoß zischend den Rumpf entlang, während ich an einer dn Stützen and 'nd träumte. Ich trSuaite von dn Heimath, ich dachte auch, offen gestanden, ein wenig an mein armes Kulimadaien. Mit einem Male kommt mir so ein herzlicher Geruch in die Nase. Fast n. schrocken fahre ich auö meinen Geöanken auf und ziehe tief Luft ein. Jn der Kom. düse (Schiffsküche) konnte doch jetzt kein Fett überlaufen. Ich witterte noch ein par Male. Der Geruch kam nicht wieder. Meine Nase hatte offenbar auch geträumt, das bezweifelte ich nicht mehr. ,Na endlich!" dachte ich, dse Backen ausblasend und müde die Arme streckend, als der erste Steuermann gemächlich die Kajütentreppe hinaufftopfte. Es wer schon ziemlich übn acht GlaS. das heißt nach Mitternacht, und ich sehnte mich nach meiner Koje. .Nichts Neues Y " srogte er. .Nichts Neues. KurS Südweft zu West', sagte ich. .Bei der Bande unten Alle ruhig ce wesen?' fragte n weiter, indem n eine Krpsbevegung in der Vordecksrichtung machte. .Mausestill', erwidnte ich. .Danke', sagte er, und ich stieg als Abgeiöfler die treppe hinunter. 5ndem ich eben in meine Kämmn gehen will, sällt mir ein, noch einmal am Gitter zu reoidiren. Jetzt stand da nämlich Tag und Nacht ein bewaffneter Mann. Ich mutzte, daß der eben aus gezogene Matrose,, ein sonst netter Kerl, der Schlassucht leicht unterlog. .Sollst ihm vorher noch 'mal in'ö Gewissen reden, damit er nicht mit dem ersten Steuermann in Konflikt kommt', sagte ich zu mir. Also ich ging nach vorn in'S Arsenal, Richtig sitzt mein Junge, ein treuherzi- gn Norweger, auch chon aus der Ge wehrkiste und schnarcht. Nun. ich gebe ihm eine kleine Aufmunterung und lehrte mich daraus an s Gitter und schaue in den von draußen schwach durch Laternen beleuchteten Raum hinein. Eine Stick luft, die nicht zu beschreiben ist, erfüllte ihn. Nachgerade genirte sie mich nicht mehr so arg, denn ich hatte mich daran gewöhnt. Die ganze Gesellschaft schien fest zu chlaten, und doch hatte ich den Eindruck, als ob eine leiS zitternde Bewegung darch die iurklen Massen ginge; etwa wie durch einen Erdhausen, un'er dem eben der Maulw:,rf sich zu regen U cron will ich mich wiever avrren den, da suhle ich einen lisen, schnell zurückgezogenen Tupf aus meine nieder hängende Hand. toiort blickte ich hinunter, lern un gewissen Licht sehe ich eine verbundene Stirn nd darunter glänzt etn Paar wohlbekannter Augen in selisimer Weife: Angst uno Liebe lese ich heraus. Mein ulimädchenl Blitzschnell solgte denn eine kurze Armbewegung, wobei ein winziger Ge instand mir zu tfußni sfilit, und fort ist e vom Eitler in'S unergründlichste Dunkel l Jnftinktmäßig empfand ich, daß meine, trotz de Säbelhiebe Getreue, einen Akt dn Warnung ausgeübt hakte. Einen Moment wartete ich noch, darauf bückte ich mich zusällig, schritt, den kleinen Ge genftand in der Hand, in den Kajüten, gang zurück und machte Licht in dn Kammer. Wag ich , mitbrachte, war ein rothn Zeugfetzen. Ich wickelte ihn auseinander und heraus fiel ein Schwefelholz. Ich . dachte, der Schlag sollte mich rühren ! Wo in alln Welt hatten die Kults das HünCmattnal her, und öS war im Werke?!' Zum Kapitän rennen, ihn wecken und ihm da Hölzchen zeigen, war ein. .Die Wchuste wollen das chiff in Brand stecken,' kreischte er, .wenn sie nur nicht bneitS damit' angefangen haben!' Nun nel mir der eigenthmltlt,e Ge, ruch ein, den ich en Deck verspürt zu haben glaubte. Kaum hatte ich dies er, wähnt, slS der Schiffe? 'mit einem Satz aus der Koje war. .Still, Steunmann. daß uns Nie, mand hört. Kommen Sie mit !' Wir glitten nach dem Vordeck. Unter der Back herrschte zweifellos ein brenz, sicher Dunst; daß er im Hintertheil des schiffe noch nicht gespürt wurde, lag an dn Windrichtung. Auch der Ausguck poften, der oben aus der Back, neben dn Ankervorrichtung, in frischn Luft stand, war ahnungslos. .Es brennt!' s!2sterte der Kapitän heiser. Und trotzdem ich dieS schon sel ber wußte, lief eS mir bei diesen Worten doch eiskalt über den Rücken. .Verdammt will ich sein, wenn sie nicht gleichzeitig einen Auöbruch machen ollen, um uns abzuschlachten und sich in den Booten zu retten I Wecken Sie leise im LogiS und dann alle Mann auf einmal hinunter in'S Arsenal I Jeder packt so schnell wie möglich seine Büchse und mach' sich schußferiig.' ES war nicht leicht, die Leute einig' maßen geräuschlos aus dem Logis her auszuholen und den Verstörten klar zu machen, um waS es sich handle. Der Kapitän hatte die Offijine in-. zwischen geweckt. Kaum standen wir hinten a Luk, als wir auch schon, bis uf die Wacke, auf Kommando hinunter, stürzten uno im Umdrehen hatten sich e'wa zwanzig Büchsenläufe durch das Gitter euf die Kulis gerichtet. .Licht her!' schrie der Kapitän, ur. von öden wurden Laternen gebracht. Wie Recht der Kapitän gehabt, beies die un gemachte Entdeckung, deß daL schwere Eiscnqilter aus dem Hdlzverbrand an Steuerbord gelöst war, so daß eS wohl nachgeben mußie, wenn sich eine Mcn schenmasse mit Wucht dagegen geworfen haben wurde. Die KuliS aber fühlten sich vollständig überrumpelt, da sie den Plan, un Alle durch das Feuer abzulenken, um dann, das Gitter niederbrechend, sich dn Was, fen zu bemächtigen, so unnmartet ver, ctkelt sahen. Zu dn Wuth gesellte sich jetzt die Furcht vor ihrem eigenen Werk. Ein Schreien und Toben, noch viel toller als bei dem ersten Aufruhr, erhob sich ; aber vor den Büchsenläufen blieb ein helln, leerer Halbkreis, in den Niemand sich vorzuschieben woge. Als der Kapitän sich als Herr der Lage fah, überließ er das Kommando unken dem ersten Steuermann und rannte mit mir nebst dem Zimmermann nach vorn. Bon Deck aus drangen wir durch eine Luke hinunter. Dn Brandgeruch ar hier bereits unernaalich oeworben. und als wir eine Schottwand nach dem Zreischendkö zu zertrümmert hatten, schlug uns eine so dicke Rauchwolke ent gegen, daß wir zurück mußten. Die .Churukka' brannte schon ärger, als wir es gedacht hatten I Die rachsüchtigen Kulis hatten vom Zwischendeck aus einen Durchbruch gerade nach dem Lastraum gemacht, in welchem Oel, Lampcndochte, Werg, Spiritus und Fässer mit Fett lagerten. - Nun wurden alle verfügbaren Kräfte zum Löschen herangezogen, euch einige KuliS herausgeholt, die mit helfen muß, ten, Sand aus der Sandlast herbeizu, schleppen und Seewasser heraufzuholen. Etn Glück, daß der Wind vo hinten wehte, so vermochten wir doch unter Segel zu bleiben und KurS zu halten, womit die Aussicht, anderen Schiffen zu begegnen, sich stündlich verbesserte. Aon mit dem Löschen würbe eö nichts. Das Feuer zeigte sich stärk als mir. zumal wir dem Herd von keiner Seite recht beuukommen vermochten. Jmmn schwärzn und undurchdringlich wälzte sich der Rauch heraus. Die Kulis waren ganz zabm geworden. Wie der Brand angelegt, und wer die Anstifter gewesen seien, verriethen sie nicht; auch mein Kulimädchen, unsere Retterin, setzte unsere Fragen eme voll ständige Vnftändnißlosigkeit entgegen. Stummen Munde? schaute sie mich mit ihren dunklen ernsten Augen fortwährend an, und nur, als ich ihr dankbar übn die Wange strich, leuchtete eS in ihnen einen Moment strahlend auf. Mii dies öffentlichen Auszeichnung schien ich ihr sonst freilich keinen (?esallcn geihan zu haben, ich beobachtete fortan, wie sie von ihren LandSleuken gemieden ivurdc. Dafür beschloß ich, für ihre Sichcrheiund Zukunft Sorge zu tragen, fall wir mit dem Leben devonkämen, den deß man die Verrälhnin nicht ungestraft lassen würde, war mir Zweifel lotZ. Wa deS Fennanlegen übrigen betraf, fo wurde es unS zur Gewißheit, daß die Zündhölzer einzig euS der Tasche dS gemordeten Sievert stammen konnten. Und die .Churukka' brannle weiter. Die Kulik waren nach hinten an Deck gebracht und wurden dort bewacht. Vorn über dem im Schiffsinnern wüthenden Feuer waren alle Luken dicht geschlossen, nur dn au den Fugen quellende Rauch, sowie zunehmende Hitze und Brandgeruch verkündeten die Fortschritt de verheeren den Element. Die Sonne ging auf, stieg zum Mit tag und neigte sich wieder. Die Men, schen an Bord waren Alle ganz still; selbst die Kuli. Mit rasendn Fahrt schössen wir vorwärts. Jedes Stück Linnen, das getragen werden konnte, ar beigesetzt. Al die Sonne unter den Westhorizont sank, züngelten auS der Vorluke die ersten Flammen empor. Inzwischen hatte der Kapitän sämmt, liche Boote klar machen lassen. Kom, mando und Besatzung waren vertheilt, Instrumente nebft Proviant, Alle war bereits darin verflaut. Wo aber sollten alle die Kuli blei. ben? .Ja, dieser Fall war bei unS so wenig wie bei irgend einem andern Schiffe vorgesehen, das Menschen al .Ladung' führt. Der Kapitän ließ sie selbst daran gehen, sich aus Fässern und Spieren Flöße zusammen zu binden, was sie aber nur lässig betrieben. In dieser Nacht schien der Mond nicht. ES war ganz lichtloS. Die See ging hoch. Die weißen Schaum, wellen sahen aus wie Gespenster.' Man dachte an die Haie, die unten im Finstern lauerten. Um zehn Uhr schlugen himmelhohe Flammen beim Fockmast empor, und eS daunte nicht lange, so brannte der ganze Mast mit nach vorn jagenden Flammen gleich einer Riesensackel. Durch die Hitze strömte die Luft noch heftiger hin zu; wenn die Taue durchgebrannt waren, stürzte ein Holz nach dem andern krochend auf Deck. ES wer ei:, großartiges und grauenhaftes Schauspiel. Da Schiff gehorchte dem Steuer nicht mehr ordentlich, und so ließ der Kapitän am Groß? und Kreuztop die Segel bergen und gab dann den Be fehl, die Boote und Flöße zu Wasser zu lassen. Da des Schiff jetzt keine Fahrt mehr machte, mußte man sich sehr beeilen, denn die bei dem unruhig auf und nieder stampfenden Rumpfe haltlos gewordenen Masten konnten jeden Augenblick nieder brechen. Trotzdem nun Alles Hals über Kopf ging, verlor doch Niemand die Vernunft, und keine dn Boote kenterte beim Nie dnlassen. ' DU Weiber der Kulis. waren mit aus die Boote oerthellt worden. Ich führte da? SteuerbordiScitenboot und wollte mein Kulimädchen mit hereinnehmen. Jedoch fand ich sie nicht und mußte mich mit dem Gedanken beruhigen, daß sie sich wahrscheinlich im großen Boot beim ersten Steuermann, welches bereits ab, gestoßen war, befinde. Die Mannn geberdeten sich wie toll, als sie merkten, daß sie thatsächlich nur aus di Flöße angewiesen seien und von den Weibern getrennt würden. Aber schließlich zwang sie die Gluth, auf die Flöße hinunter zu steigen. Mittler, weile hatten die Flammen euch den Großmast gepccki sie schlugen aus den Seitenluken heraus, und das Schiff mußte stark leck geworden sein, denn es legte sich ganz ttef mit der Nase in' Wasser. Eine riesige Rauchsäule qualmte zu den röthlich angestrahlten Wolken empor; weit herum um das Schiff färbte sich die See roth wie Blut, fo schien eö uns. Die zwei anderen Boote befanden sich schon weiter ab, nur der Kapitän und ich hielten uns mit unseren Booten noch in der Nähe. Er konnte sich noch nich: von der .Churukka' trennen und wollie auch wohl, wie ich, beobachten, wie eS mit den Flößen würde. Diese auf der rothen See umhntau mein zu sehen, gemährte ein ganz oben, teuerheS, statzenhastes Bild. Die roth beleuchteten Menschen rasten wild auf ihnen umher und fchPtelten drehend ihre Fäuste gegen unS. Hütten sie unsere Booie erreichen können, es wäre unser Verderben gewesen. Da prasselte e, deß eS mir durch Mark und Bein ging; der Stumpf des Fockmastes und gleichzeitig der Großmast, die Stange des Kreuzmastes mit sich reißend, waren gestürzt, und in dnunge heuren Lohe, welche emporfchlug, sah ich etwas, was mir das Blut in den Adern starren. ES wsren noch Menschen an Bord dn. Churukka I' .Rudert rudertl' schrie ich meinen Leuten zu und hielt wieder auf baS Heck des Schiffes zu. Ader als wir nun dicht heran waren, wollten meine Leute nicht weiln rudern, und ich mußte mich ihretwegen fügen, obgleich ich lieber in den See gesprungen wäre, um die herunter zu holen, die dork oben stand. Freilich, es wäre Wahnsinn gewesen, diese Unmöglichkeit zu versuchen. Ja. da oben, hinten am Heck, stand sie, und die Flammen leuchteten ihr in's Angesicht. Sie war nicht allein, ein paar teuflisch grinsende Kerle besandea sich neben ihr. Die Unholde hätten sie kaum so fest an de Armen zu halten brauchen, denn sie wehrte sich nicht, und ich oeimtinte in ihien dunklen tilgen den Ausdruck vorn roiberzchenten Tage ja sehen, ei ich ihr über die Wange strich. Ich schrie hinüber, ich weiß nicht mehr waS, und ein Klagelsut von droben antwortete mir. Was ich in meinem Schmerz uiidZorr noch vnzweiflangS voll begonnen haben würde, weiß ich nicht, aber in diesem Augenblick ki eilch ten die Weib in einem Boote auf, ein neun SchreckenSlaut entrang sich meinen Leuten. .Zurück!' Zurück!' schrien sie und ruderten mit alln Krast au dn Nähe de Schiffe. Kaum wrren wir außer dem Bereiche desselben, so sank zischend der Bug. wäh, rend sich hinten das Heck fast kerzengerade emporrichtete. Und dann schoß mit ei, nem plötzlichen Ruck, die .Churukka' abwärt, und die See schloß sich Ober ihr. Wir hasten Mühe, dem Strudel zu entkommen. Ich bestand darauf, daß wir noch eine Weile an dem Fleck suchten, an welchem die .Churukka' von der Tiefe verfchlnn, gen war. Nichts fanden wir, nur die dunklen Wogen hoben sich und stürzten brausend, wie überall. Dann trieb mich die Pflicht von der traurigen Stätte fort. Mühsam hielten wir unS zwei Tage bei einander; am dritten Tage wurden wir sämmtlich an Bord eines von Austra, lim nach Kapstadt fahrenden Dampfer geborgen. Auch von den KuliS auf den Flößen wurde eine Anzahl gerettet. ES waren aber ihrer nicht Viele mehr, die Meisten hatte die See von ihren gedrech liehen Fahrzeugen hinweggespult. DaS Seegnicht in Havanna sprach den Kapitän von aller Schuld frei. Ich nahm Heuer auf einem deutschen Schiffe, das nach Bremen ging. Aus einem Kulifahrer habe ich mich feit jener Katastrophe nie wieder verdingt, obwohl die Monatslöhne dort besonders hoch sind. Ich hatte genug an dem einen Male, und die Augen des armen Kuli, mädchenS, welches für mich gestorben war. folgten mir noch jabrelang in mei nen Träumen. Kapitän Dethleofen schwieg. Auch die Gesellschast schaute still aus die mono, beglönjte Elbe hinaus, als ob dort die .Churukka' mit dem Kulimädchen noch einmal zur Tiefe sinke. Frau Dethlevsea bn hatte deS Kaxi, tön Hand zwischen ihre Hände genom, men und strich zärtlich darüber hin. ZNutter. Von B. H e r w i. .Gönne mir Zeit, Erich, glaube mir nur, daß ich sie von ganzem Herzen liebe und daß eS mir unve chreiblich weh thut, ihr meine Empfindungen nicht so zeigen zu können, wie Du es gerne Iahen,. aber siehst Du, Erich.... sei mir nicht döse.' .Ich verstehe Dich nicht, Kir.b, Dein ganzes Sein und Denken liegt sonst klar vor meinem Auge, von dem Moment an, wo ich um Dich warb bis zum heutigen Tage jede Falte Deine? Innern glaubte ich zu kenneu und stehe nun einem Räthsel gegenüber. Ich kann Dir ja nicht den Vormurf machen, daß Tu un freundlich oder gar lieblos gegen meine Mutter bist, aber eS kränkt mich doch, daß Du ihr noch nicht einmal den theu, ren Mutternamen gegeben! Vielleicht weißt Du eS selbst kaum, meine Wanda, wie geschickt Du eS umgehst, Mutter zu dn geliebten alten Frau zu sagen: Nun weilt die Theure zum ersten Male seit unser Verheirathung bei un; sie freut sich meine, unsneS Glückes von Herzen, aber doch liegt ein Schatten auf unfe, rem Zusammensein. Innig hatte der junge Gatle die Hände seine Weibe ersaßt, das sich regt vom Stuhle erhob. .Schilr' mich nicht eigensinnig, Erich!' bat sie. .Du weißt, was ich Schwere duldet, ehe Du mich liebend an Dein Herz nahmst. ' .Du haft meine geliebte, th'ure Mut tn in dn langen Krankheit liebeld be handelt, mit mir sie treu gepflegt Du weißt, mit welch' ausopfnndn treuer Zärtlichkeit die Gute mich, ihr einziges Kind, geliebt, wie ihr Sein und Den ken nur meinem Wohle galt, wie ihr da! Scheiden aber auch erleichtert wurde, da fle mich in Dein Liebe geborgen wußte.' .Und al ich dann zusammenbrach nach drm schrecklichen Verlust o Erich, da waren es zwar Deine Arme, die mich hiel ten, ich mußte mich ja auch an den sürch terlichen Gedanken gewöhnen', mein Leben ohne dir Heißgeliebte, en der mein Herz mit taufen!, Fäden hing, weiter zu leben, das Glück kehrte mir ja auch an Dei ner Seite zurück, aber Erich ' hier brach die Stimme bn jungen Frau, und aufschluchzend, gleichsam um Verzeihung bittend, warf sie sich an seine Brust .Mutter' kann ich zu keinem lebenden Wesen mehr sagen; eS würde mir wie eine Vnsündigung erscheinen an meiner geliebten unvergeßlichen Dehinzegange. nen, ich kann nicht, Erich verzeih' mir, ich kann nicht. ' Tüstn starrte der junge Arzt vor sich hin, wußte er doch, daß seine Mutter bei all' ihrer Liebe für die junge Freu die sen Mangel kindlicher Zuneigung schmnz-. llch empfand. Tief ausalhmend strich n mit der Hand über die traurig blickenden Augen und murmelte leise: .Ich glaubte, mir zu Liebe würdest Du Dich überwinde; doch eS war wohl zu viel verlangt l ' Eine bange Pause entstand, still ward'S im treulichen Gemach, nur das Ticken dn Uhr hörte man und das Vög lein zwitscherte leise im Käsig. .Ich muß nun sort, nach meinen Kranken zu sehen!' unterbrach endlich der junge Arzt die unheimliche Stille, .hast Du irgend etwa sür dn Vormitiag vor. Wanda?' .Ja. li,der Er ch'. 'ich möchte mit in Kult eine 2psi'n fahrt Mir ken Part uicchtn die Lsk R so schön, da wird di aute -jtca r,qu cken!' .Du bist so in Gedanken', sagte wenige Stunden später benn ge. mein? amen 'I'!ittagömhle die alte ür dige Frau Psarrerin zu ihrem Sohne, .hast Du Sorge um schncre Kranke ob wa kelüinmkit Dich? Du bist bleich, die Augen ma!t, nnch hast Du keinen Bissen genossen, reiche Sie einmal die Schüssel. li:be Wana. von Jhin Hand wird n' gewiß nicht ausschlagen!' Bang schauten die Blicke der jungen Frau zu dem auch sie urückweisenden Gatten hinüber. ' ,shlt Dir etwa, Erich?' frsgte sie liebevoll. .Du bist nicht wohl, Du athmest schwer.' ,S wird vorübergehen, meine Lieben. die Hitze de Tage, viel Krankh.it in d Stadt, ich mag mich wohl etwa ange. strengt heben, wodurch ein hestiger Kops schmerz enlstand. sorgt nicht, e wird bald vorübergehen!' Aber eS ging nicht vorüber! Von Tag zu .'ag ward di, Befinden des jun gen Arzte, schlechter; e, stellten sich drohende Anzeichen schwerer Krankheit ein und bald konnten sichs die bcihen, ihm mit treucfi Liede anhängenden Frauen nicht mehr verhehlen, daß dem theuren Haupte schwere Gefahr drohe. Welch' tiefe Anaii bescklick ihr .fW. ttn, welche Qual erlitten sie. wenn in en iebe'vdantasien im R?K,n hm, heißen Munde entströmten, wenn dn alte Hausfreund und berühmte Arzt for. gend den Kcxf schüttelte, wenn kein er kennend Strahl aus den lieben Augen drang. .Erhalten Sie un da theure Leben, was sollten wir ansangen ohne unfern Erich!' bat die treue Mutter mit beben, den Lippen stumm, mit zuckendem Munde, mit flehenden Augen drück!, Wanda des alten Freunde; Hände. .Kann es denn möglich sein, aß Gott ihn mir nähme?' flüstert sie still sür sich in den schweren Nächten, die sie am Krankenbette de Theuren zubrachte, während sie in dn Pflege nur mit der treuen Mutter abwechselte; keine fremde Hand durfte den Theuren berühren, schon drohte die Krast zu erlahmen, da verhieß dn Arzt die Krisis für die kommende Nacht, va sollte e sich entscheiden, ob der pflichttreue Erich das Opfer fiineS Berufs dahingehen oder den sorgenden Seinen erhalten bleiben würde. Siuuim, mit schwerem, zagendem Herzen saßen die beiden Frauen am Lager. Liebevoll lehnte die Mutter den Kopf der jungen Frau an ihre Brust, sonst strich sie mit der welken Hand über die abgehärmten, bleichen Wangen. .Muth, Muth, mein lkb.S Kind.' flüsterte sie, .Erich scheint einzuschlasen, vielleicht schickt Gott die Genesung.' Thränen, schwere Thränen rannen Wanda übn die Wangen, leise führte sie die Hand d allen grau an ihre Lippen und küßte sie innig. Und immer stiller ward'S im Zimmer, kaum waren die Athemzüge de Kranken zu hören. .Ruhe, Ruhe," hatte der Arzt geboten, .nur Ruhe nd Schlaf können retten!' Und der Schlaf senkte sich auch auf die müden Augen der jungen Fraa, die seit dem Ausdmch der Krankheit sich keine Ruhe gegönnt ; fester umschlungen von den Armen der fle stützenden Ma trone wir fle eingeschlummert und bald kündeten tiefe Aihemzüge, daß sie für kurze Zeit ihren schweren Sorgen entrückt mit. Stunden gingen dahin, noch immer waltete heilige Ruhe im Krankenzimmer, da plötzlich regle sich der Kranke, tief, tief aufathmend schlug er die Augen auf und sah verwundnt um sich, sein Blick siel erkennend auf die stumme Gruppe an seinem Lager, ein glückliche Lächeln- spielte um feinen Mund, Waida, meine Wanda I ' kam es von seinen L pvcn. , Der Ruf erweckte die Schlafende, sie fuhr empor, sie glaubte noch zu träu men, sah sie doch di klar blickenden Au gen des geliebten Mannes auf sich in L-ede gerichtet! Zittnnd streckte ihr die abgemagerte Rechte entgegen, .mein W:ib" flüsterte er, .meine Mutter. Da iaucbrte Wanda aus. ThrSntn entströmten ihren Augen, sie warf sich laut schluchzend vor dem Bett in die Knie, dann umicklana sie die nur RSl, rung bebende Gestalt dn Pfarrerin, und 1- I (..tTsl . . wie ein uoetiiurm enirang es Nch kizrem Munde: .Mutter, geliebte Mutter, n ist ae. rettet!' Bersentt SedStze. f Als die Gothen unter Alarich Rom er oberten, gab e in der .ewigen Stadt' allein 1760 Familien, deren jede etwa 8 Millionen Mark jährliche Einkünfte von ihren kolossalen Vermöge hatten. ES henschte beispielloser Luruö und Ueppigkeit. Riesige Summen wurden in herrlichen Bildhauerarbeiten angelegt, Massen von Gold und Silber in Gesäße, Statuen, Dreifüße, Ornamente all Art umgeschmolzen. Die Gothen ent führten zwar einen Theil dies Schätze, soweit sie transportfähig waren, aber der größte Theil wurde in den Tiberftrom geworfen, und in diesem nassen Bett ruhen jene Kunstschätze und Masse von Edelmetallen noch heute. Oft wurde von Archäologen und anderen Gelehrten darauf hingewiesen, eS wurde auch früh danach gegraben, als ab das italienisch Prrlamknt in Gesetz armahm, wonach alle kostbaren Funde dem Staate gehören und die Finder nur den Arbeitslohn für das Allsgraben erhalten sollten, siel eS natürlich keinem Privatmann mehr ein, Nachsuchungen anzustellen. Neuerdings läßt die Regierung unter dem Borwand der Tibervertiefrmg im Flußbett nach solchen versteckten Schätzen suchen. V I