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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Sept. 28, 1893)
V JJL y Heldercherne. Sin Karl P i I l . .Die Item Safe ift auch da!" ließ flch ,in, halh weinerlickik Kinderstimme am 64nonn bi bollunderumduschten BoS eii(t vernehmen, welche da junge Ar als stille Zufluchliort ge wöhlt hatte, tai Grün war in den letzten läge schon ss dicht geworbe, daß man sich dahinter verstecken kennte, und di rftililthen dusteten W. .Euse, bot dir hat man nirgends uhe rief ärgerlich die hscherrSthete Rn, die ftch ra$ vem nn int jun je OIßzier, ihre könfttgen Gemahls, wunden hatte. .Kannst du nicht dno im Garten dich herumtreibe oder mit deinen Schulmädchen spielen? 8Jc laus du immer den Großen naq, Di klsjShrigk, zierliche Suse stampfte zornig mit dem in gelbem Lederschuh steckenden Fuße und ries lebhast: .Da, ift häßlich von dir, daß du mich immer kgschickft. Und meinen liebsten Spiel kameraden, den Fredi,- hast du mir auch ggenommen. Seit er auf den turn me, Einfall gekommen, sich mit dir zu rloben. will er nicht mehr von mir wissen. OI ihr beide thut unrecht, sehr nrechil- .Hat man schon ein so aufdringliches Ätnd gesehen!' siel in etwas schrillem T, Anna dazwischen. .Marsch, fort I' der der schmucke Lieutenant in der Hsarn.Uniform. mit dem aufwärt Sedrehten Schnurrblrtchen, trat auf da lein Mädchen zu, dessen schwarze, Ge. locke halb über das Gesicht hing und dtffen Lixpea vor Aufregung zitterten. ,ber Suse, sei doch klug. Brautleute müssen sich von anderen etwas zurück ziehen, denn sie habe sich viele zu sagen,' Und mit schalkhaftem Augen blinzeln setzte er hinzu: .Auch übe ich jetzt die Pflicht, Anna jeden Tage eine bestimmte Anzahl Küsse auszubezahlen.' Doch die Kleine beruhigt nq nutzt. Ei schlug sogar die Hand zurück, mit elcher der Lieutenannt sie unter das Äinn fassen wollt, ihre Blicke funkelten und sie sprach mit überstürzender Haft: ,S, früher konntest du auch mich küssen und mit mir herumtollen und mir Bonbon schenken. Das bleibt schließ lich eine Belohnung dafür) daß ich der nm r r 1 m . if JL Ci. MC Anna aueriei geyeime uver, brachte, von der ich nie etwas der Mut tn verrieth. Ja, fein haft du S einge fädelt und mir jetzt da Nachsehen ge lassen. Schäme dich, da thut kein rech t MannI Sie war wirklich allerliebst in ihrer Entrüstung, wobei sich da schmächtige Figürchen auf die Fußspitzen erhob und die Aermchen in der Luft herumfuchtel ten. Der Lieutenant lachte unbändig, schaut die Anklägerin mit luftftrahlen den Augen an und wandte sich dann bald wieder zu Anna, welche ihr schimpf tuch zerknitterte und mit einem unschwe fterlichen Entschlüsse rang. Dann sagte vw mit mudtm pott: .Nun, die Tu! "tantt gut werde, wen die t!nmal einen Man bekommt, den wird sie schön mit Eifersucht quälen. Mein unbekannter künftiger Schwager ist im Voraus zu bentidkn.' , -' Der Suse stürzten jetzt die Thränen u den Augen, die ,ste mit dem Hand, ' rücken wegzuwischen suchte. Und mit einem ungekünstelten Ausdruck kindlicher Herzenst,auer entrangen sich ihr die Worte: .Du hättest warten können, Fredi, bis ich erwacksen bin. Zum Hkirathen wärst du bann noch immer nicht zu alt gewesen. Ich würde auch Geduld gehabt haben bis dahin. Und so gern wie ich hat dich die Anna doch nicht.' Der junge Offizier machte zu dem underllchkn Bekenntniß ein etwaS ver legenes Gesicht. Der Anna war nun die Geduld gerissen und sie polterte heraus: .So etwaS Freche ift mir bei einem Schulkinde noch nicht begegnet. Diesmal erzähle ich alle? der Mutter, damit du endlich die verdiente Strafe zugetheilt erhältst. Der KnirpS gebär dkt sich als meine Nebenbuhlerini' .Dir wäre jeder Mann recht gewesen, der sich durch deine Scheinheiligkeit be trügen ließe, du Falsche. Haft du nicht vor etma einem halben Jahr über den jungen GutSnlchbarn gesagt, daß er dir gut gefalle? Ich weih es. du machst den x Fredi doch noch unglücklich I l Suse drehte sich rasch um, so daß die ; Röcke und die wirren Haare flogen, und lies dann spornstreichs davon. Man hörte noch, wie sie im Forteilen schluchzte. Anna war ganz blaß geworden und hatte die Rechte an den Busen gepreßt, ls wenn ihr dort zu eng würde. Klang los stieß sie heraus: .Die infame Lüg nerinl' Der Bräutigam ergriff diese Hand und zog sie leise und mit einem warmen Drucke hinweg: .Du glaubst doch nicht, daß ich auf Kindergeschmätz etwaS gebe. Aber ein TeufelSmädel bleibt die Suse. Sie hat mich beinahe aus der Haltung gebracht. Was ein so frühreifes Frauen zimmerchen für ein scrdrehies Köpfchen hat. Doch komm, Vielgeliebte, wir wollen jetzt zum Adendbrod gehen. Die Sonne versteckt sich schon hinter dem Hause.' Anna folgte ihm nun ganz mechanisch. Nach einer längeren Pause sagte sie: ,DaS Kind wird von Vater und Mutter rzogen; es ift ihr Nesthäkchen. Des, halb glaubt das jeder unzeitigen Laune zugängliche Geschöpf, sich alles erlauben zu dürfen. Aber heute will ich den Eltern doch reinen Wein einschenken dar über, was sie mit ihrer Schwäche und Nachsicht herbeigeführt haben. Ich muß . dS schon im Interesse Susen'S thun.' .Nein, Anna, wir wollen nicht klat, schen,' bemerkte der Lieutenant. .Junge Fällen mache die komischsten selten fprfinge, ohne daß man die Peitsche gegk sie gebraucht. Sie wird sich noch I waqien unv du Dummheiten von seiest lasse. Di Geschichte ist ja zu lächerlich und wir wurden un nur II. mtren, wen wir davon Aufheben mach ten.' .Du bist auch so ein Verzärtln,' er. widerte schmollend Anna, .und dein Läppereien habe die Sust verdorben, so daß sie heute gescheut unl einen verdrießlichen Skandal bereitet. Haft du nicht immer die Suse wie ein liebe Spielzeug behandelt und jede Thorheit mitgemacht, die sie angegeben? Durste fte dich nicht bei den Ausritten auf dem Pony begleiten, obwohl die Mutter au Angst veriina weaen de wilden Kin, de? Da haft du nun deine Beschee. runa!' .Gott, ich nehme die Sache nicht so tragisch und wenn ich schon zur Verzär telung geneigt bin, nun, dann verzärtele mich weiter. So, noch einen oromtli, chen Kuß unter vier Augen, bevor wir uns angesichts der Eltern wieder sittsam bezeugen müssen. Komm her, Annchenl' Doch diese entzog sich ihm nun nach Weiberart. welche für alle Unange nehme eines unschuldige Sündenbockes bedarf. .Für heute ift es genug!' .Nun dann. Korttekuna moraen" sagte mit erkünsteltem Gleichmuth der Lieutenant, der ein unangenehmes Rache gefühl verspürte. Der Gartensalon ist erleuchtet. Wir speisen daS erstemal darin. ES gibt eine gute Bowlk, die ich selbst bereitet, und eine sternhelle Nacht!' AIS die Beiden sich einigt Schritte von den Stufen des Gartenhause befan den, faßte Anna den Arm ihres BrSuti gamS, den er ihr willig überließ, und glättete ihr Gesicht, so daß fi mit hei. terer Stirn vor den bereits an der Ta fel sitzenden Familienhäuptern erscheinen konnte. Der Lederwaaren-Fabrikant Schau mann, ver ftch di yadsche tu mit Garten in der Umgebung Wien zum angenehmen RückzugSort für die ge! fchäftSfreien Abendstunden erwählt, hatt die Brille aufgefetzt, las in einer Zeitung und strich mit der Handfläche manchmal sinnend über die Stellen, wo sich einst Haare befanden. Die etwas breitspurige Frau mit der gesunden Ge stchtsfarbe und den mildfreundlichen Auge beschäftigte sich mit einer über flüssigen Häkelei. Die Tafel war be reit gedeckt, in Diener i der Ecke des Saales wartete auf das Zeichen zum Seviren. Suse fehlte noch. Der Fabrikherr blickte auf, begrüßte den an ihn herangetretenen Lieutenant mit einem Händedruck und mit .guten Abend fügte aber gleich hin,u: Daß ich es nicht vergesse. Fredi. es ist ein Dienst schreibe des RegimentS-CommandoS an den Herrn Lieutenant Ruter Ferbinanb von Kroner, Hochwohlgcooren, einge troffen. Ich habe S neben Ihren Tel ler hingelegt Hoffentlich nichts Wich tigeSl .Ja, waS soll eS denn sein?' et wortete überrascht der Lieutenant. .Mein Honig-Urlaub ift ja noch nicht zu End.' Rasch schrm er zu stlnem ge, wohnte Platz und öffnete den Brief, während Anna mit der Mutter ein Ge spräch über häusliche Angelegenheiten röffnet hatte. Plötzlich hörten die Anwsstnde der lauten Ausruf KronerS: .Der Teufcl, das ist ja die Mobilmachungs-Ordre! Es geht loS gegen Sardinien und Fiank reich!' Schaumann horchte erstaunt auf. Das ift ja nicht möglich. Vor einigen Tagen war ja nach den Zeitungen aU& in schönster Ordnung, Napoleon völlig beschwichtigt.' Mutter Schaumann und Anna zeigten tief bestürzte Gesichter. Und doch ist es o," wiederhol' e o?r Lieutenant, .da steht e ja Schwarz aus Weiß. Ich muß bereits morgen mich m meiner Garnison melden und sogleich weitergehen, um einen Remontelranspori zu übernehmen. Das kam schnell. Vor einem halben Jahre hätte ich noch aufge jauchzt vor freudiger Kriegslust. Jetzt ift mir doch etwas banze, von meiner Anna fortzugehen.' Diese war bereits in einen Stuhl ge fallen, halte das Gesicht vorgebeugt und meinte, als märe ihr der Fredi für immer verloren. Die Mutter bemühte sich, die Fassungslose in verständiger Weise zu trösten. Ab es verfing nichts. Der Vater blickte ernst vor sich hin. Der Lieutenant begab sich, nachdem er die Order in seiner Brufttasche geborgen und den Diener beauftragt, er möge sei. nem Burschen sagen, daß morgen früh Alle zur Abfahrt bereit fein müsse, zu Anna hin. Er schob die Mutter sachte fort und flüsterte der weinenden Braut in'S Ohr: .Ich glaube, ich bekomme doch schon heute einen Kuß.' Anna sprang auf, warf sich leiden fchaftlich an seine Brust und bedeckte fein Antlitz deS ihr bald Entrückten mit Küf. sen und Thränen. Sie konnte sich nicht genugthun in dieser schmerzlichen Wol lust, bis der gerührt zublickeude Vater endlich sagte: .Nun genug. Kinder, wir dürfen auch in dieser schicksalsvollen Stunde nicht gänzlich unser Leibliches ergessen. Setzen wir uns noch einmal treulich hin, und Johann, tragen Sie auf! Komm, Alte!' Er führte mit freundlicher Sorgfalt die stark ergriffene Gattin zu Tische, welche still vor sich hin brütete, indeß Anna die Hand ihres Verlobte kaum eine Augenblick frei ließ. Als der wenig berührte erste Gang abgeräumt wurde, erschien auch Suse. Das Mädchen sah förmlich entstellt aus. Die Augen lagen tief in den Höhlen und die kindlichen Wangen schienen sich ge furcht zu haben. Um den Mund schwebte ein herber Zug. Die Andern waren mit sich selbst beschäftigt und beachteten diese Zkichk ebensowenig ie das Zufpät, kommen Susen, die ohn Schelte da vonkam. Diese war darüber nicht er wundert: sie wußt! bereits durch den Burschen, den sie beim Pferdeall be, geanet war, um aa S sich handle. Jh kleine Herz zuckte nuu in doppeltem Weh, dem flch ein dumpfer Groll bei mischte. Sie mischte sich nicht in das ein tonlge Gespräch, da gefuhrt wurde Dann nahm der Hausherr da mit Bowle gefüllte Wkingla, erhob sich und stammelte: .Aus den leg der ofterrei, chischea Fahne und auf die glücklich Wiederkehr unsere Fredll Anna blieb sitzen und ließ die Thränen in daS vorstehend GlaS uiedernnnen, die Mutter stützte sich schwerfällig auf die Tischkante. Mit den zwei Männern stieß nur Suse, und zwar so heftig und gewaltsam an, daß ihr GlaS in Stücke sprang und der Wem aus das Tischtuch sich ergoß. Si würd dann todtenbleich und kehrte sich ab. Schaumann sagt. ruhig: .Kind, das zerbrochene Gla ift ein geringer Schaden, nicht der Rede werth. ES wird in der nächsten Zeit viel Menschenaluck zerbrochen werden Und wie ein unheimliche Ahnung durch schauerte ei alle.- S0 endete das AbichtedSmahI. TaS Brautpaar blieb noch lange über Mitter nacht beisammen, während di Eltern AnnaS und Suse ihr schlummerloseS La- gcr aussuchten. Mit dem frühesten Mor gen nahm der Lieutenant schweren Ab schied von den mit noch schwereren Her zen Zuruadleivendkn und fuhr tn chau mannS Wagen zur nächsten Bahnstation. Nach dem Abgänge KronerS wurde eS recht ttW tn der freundlichen Villa. Bleischwer lastete die bange Stimmung aus ver ganzen cyaumann chen Familie Selbst Suse war still geworden und trieb flch unstat herum, ohne daß die andern sich viel um sie bekümmerten. Sie nahm den Diener, der die Zeitungen in früher Morgenstunde von der Bahnhofpofl holte, diese zuerst ab, a, sie ging ihm manchmal entgegen. Dann las fte eifrig dt acvnatk vom Kriegs aauvlad. Vom Frühstück blieb sie jetzt oft weg oder naym oa elve gleich l der Küche ein. Die gewohnt Ordnung dS HaufeS löste sich auf. der Vater kam oft später aus seiner Wiener Fabrik nach dem crn, merhause und die Mutter hatte den gan, zen Tag damit zu thun, die völlig halt lost Anna zu trösten und zu beschwich, tigern Al Schaumann, dem der Rückgang 'eines yauptiachltch dem rurus dienen den Geschäftes immer mehr Sorgen machte, eine Abends wieder bei den Seinen eintraf, fand er dieselben in größ ter Auflegung. Suse war nicht beim Mittagstisch erschienen. AIS man dann nach ihr suchte, konnte sie nirgend gefun den werden. Zugleich standen tn den BISt, ter die Verluste der Schlacht von Ma, genta. Unter de Schwerverwundeten war verzeichnet: Lieutenant Ferdinand von Kroner. Anna lag auf dem Sofa. grub ihr Gesicht in das Ruhepolster ein und stöhnte: .Ich wußte cS, daß ich ihn verlieren wurde." .ES find schon viel Schwerverwundete w:eveluergestellt worden.' sagte Schau mann, indem er feine bebende Hand auf daS goldblonde Haar AnnaS legte. Aber er glaubte selbst nicht an die Hoffnung. die kr vorspiegelte. Das Glück schien von seinem Hause gewichen zu sein. Und nun machte er sich auch auf, um nach Suse zu fahnden, warb Bauern und dienfreie Bahnanaestellte, denen er für das Au'finbe der rathselhaft Entschwun denen eine große Belohnung versprach. ES blieb vergebens. Desgleichen die folgenden Tage, so daß die Furcht sich zur Gewißheit steigerte, daß Suse irgend wie verunglückt sei. Schaumann, dessen Herz besonders an diesem bald zärtlichen, bald launischen Kinde hing und der ie ein chatten yerumwandeue, ließ nun auch seine Fabrik im Stiche. Anna war derart angegriffen, daß sie das Bett hüten mußte. Nach zwanzig Tagen, als der Unglück liche Vater in der Veranda dahinbrütete und der herrlichste Sommertaq keinen Eingang in sein Gemüth fand, spürte er plötzlich eine leichte Hand auf seiner Schulter. Er schreck aus seinen finsteren Träumen empor und rieb sich die müden Augen. War das Spuk oder was war es? Susa stand vor ihm, aber wie ver wandelt! Das schwarze Haar fiel noch wirrer über ihre Schläfen herab, das gänzlich abgemagerte Antlitz war sonnen verbrannt und die fieberhaft glänzenden Auge schauten aus tikfei Höhlen h?r vor. Das Kleid und der dünne Regen mantel zeigten sich zerrissen und be schmutzt. In der Hand hielt sie ein klei neS Bündel. Bevor Schaumann sich zu einer Frage aufraffen konnte, sagte Suse schon: .Ich bringe Euch Frcdis letzten Gruß und kleine Angedenken von ihm. Er liegt nun auf dem Garnisonskirch Hofe von Verona.' Eine Thräne rann aus die eingefallene Wange herab. .Ja, was soll daS Alles? Erkläre mir daS Unbegreifliche', sprach mit gewaltiger Anstrengung der mühsam Athem holende Vater. .Du warst doch nicht in Italien, wo sich jetzt die Menschen gegenfettig ab schlachten?' Ja, ich komme direct von dort her', antwortete ruhig und bestimmt Suse. Es ließ mich nicht ruhe und ich konnte den Ferdinand nicht allein sterben lassen. Da nahm ich an dem Tage, an dem die ?.eituna gemeldet, daß unser Lieutenant schwer verwundet worden, die paar Gul den aus meiner Sparbüchse, fuhr nach Wie und sogleich zum Südbahnhof. Dort wartete ich auf den Abgang des nächsten Militärzuges. Ich sagte dem Zugführer, daß mein Bruder schwer ver, wundet worden und daß die gelähmte Mutter mich beauftragt habe, ihm wenig, ßenS als Pflegerin beizuflehen. Ich bet. telte so lange, bis ich den guten Mann erweichte und er mich in seinem Dinstcou r pee mitnahm, ja sogar seinen Bissen mit mir theilte. Der Zug ging recht lang sam. und da laute Johlen der Solda, ten, da bei der Abfahrt darau tönte, wurde mit der Zeit immer stiller. Schöne Berge blickten zum Fenster herein; aber ich gab nicht acht darauf, denn ich dachte fortwährend an den armen Fredi. In Nabrestna mußten wir aussteigen. Ich sah mir die Osficier an und wandte mich an einen dicken, freundlichen Hauxtmann mit dem Ansuchen, mich mitzunehmen dls zum Schlachtfelde, indem ich wiederum meine Geschichte erzählte. Er sah mich erst mißtrauisch an. Doch schließlich ging er darauf ein. Ich marschirte mu der ungarische Compagnie durch Senne und Staub auf den langen Landstraßen mit den Pappelalleen weiter. Wen wir Nachtquartier nahmen, wurde ich i einem Winkelchcn de Hau se vom Burschen Johann untergebracht, der mich recht freundlich behandelte und dem ich bald mein Geheimniß entdeckte. Der Johann versprach mir auch, Erkun digungen anzustellen, wohin sie den Fredi gebracht hätten. Als wir in der Stadt Verona mit den vielen Thürmen und dem alten Riesentheater anlangten, kam der Bursche, nachdem er die kleinen Einkäufe für seinen Herrn besorgt, mit freudigem Gesicht zu mir und berichtete: Er wisse e nun, der Lieutenant Kroner sei vor zwei Tagen aus dem Feldlazareth in daS Garnisonspital hierhergebracht worden. Ich wollte dem Johann den Reftmeiner Spargroschen geben, doch er wehrte e ab, nahm mich bei der Hand und führte mich vor das große, traurige HauS, in dem unser Fredi nun Schmerze leiden mußte. Der Johann sprach mit dem Posten, der mich pasflren ließ, und mit einem Krankenwärter, der mich bis zur Thür des Zimmers führte, i dem der Lieutenant von Kroner mit anderen ver wundeten Offizieren sich befand. Mir schlug das Herz laut, doch ich überwand es und öffnete die Thür. Mein erster Blick fiel auf den Armen. Sein Kopf war verbunden und er lag still und bleich, mit halb geschlossene Augen da fast schon ie ein Todter. Daneben war Einer schon wirklich todt und ei Anderer wimmerte noch. Eine barmheniae Schwester reinigte einen blutigen Ver band in der Waschschüssel. Ich gab der frommen Schwester einen Wink, still zu sein, schlich mich zum Bett FrediS heran, hob mich auf den Zehen und nahm mir vor, nicht zu weinen, recht ruhig zu fein. Dann frug ich: .Fredi, lieber Fredi, wie geht es dir?' ES durchschüttelte ihn, als er meine Stimme hörte, er suchte sich auf inem Arm zu erheben und blickte mich verwundert an. Dann sagte er: Träume ich, oder wache ich? Bist du eö denn, Suse? Wie kommst du hier her?' Ich trat nun dicht an ihn heran, drückte Fredi sanft auf' Bett nieder und gab ihm die Auskunft, daß ich es nicht ertragen konnte, ihn allein und hülftos zu issen. Deshalb fei ich gekommen, ohne Bater und Mutter etwas zu sagen Er schaute mich nun so eine Augenblick dato staunend, halb innig dankbar o und flüsterte: .Da Kind hat mich doch am liebsten qehadt.' Und er ließ es flch gefallen, da ich bet ihm blieb, bat auch die barmherzige Schwester, die recht freundlich war, mich zu dulden. Ich wollte wissen, wo Fredi verwundet worden. Er aber jeufzte. .Mein ganzer Kör per ift wie ein Sieb: die französischen Mitrailleusen habe mich arg zugerichtet, o der arme Gaul hat l semer Angst, als ich herabsank. mir noch einen Huf chlaa auf den Kopf gegeben. Ein Bein haben sie mir schon abgenommen, doch eö wird nichts nützen. Ich habe mit der Welt abgeschlossen und meine letzte Freude ist. daß ich dich noch sehe. Dann faßte er meine Hand und preßte sie lange, recht lange. Ich half nun der Schwester, welche mich bedeutete, daß Fredi nicht zu lange sprechen dürfe, und verscheuchte damit die traurigen Gedanken. Der Arzt, kam, untersuchte den Fredi, der die Zähne zusammenpreßte, und chüttelte mit dem Kopfe. Er war nicht ehr ei baut von meiner Gegenwart. Doch jagte er mich nicht fort. Die Schwester onfxrach mir. ein kleines Nachtlager in der Zimmerccke zu bereiten aber es war nicht nöthig. Als es gegen Abend ging, rief mich Fredi zu flch und sprach: .Es geht mit mir zu Ende, treue Suse. Da nimm aus dem Kästchen mein Geld und meine Uhr. Das erstere brauchst du, um recht bald wieder zu den Eltern zuräckzu kehren, die tn großer Angst fein werben. Das gestickte Täschchen daneben hat mir Anna geschenkt und ich habe ihre Briefe darin aufbewahrt. Gieb es und die Uhr deiner Schwester zur Erinnerung an den Mann, der so früh vom Glück und Leben Heiden mußte, iie hat mich ja auch recht lieb gehabt. Doch du, tapferes Herz, bist mir jetzt noch theurer ich will an dich denken drüben in der Ewigkeit. So, nun 'geh aber fort, denn es soll ein chlimmer Anblick sein, Jemand sterben zu sehen. Selbst Große meiden solches Schauspiel. iD bist nur. ..." er rtocr;, :trn, tu bist kein KMd mehr, äli da? gethan, ist kein Kind,' hauch! er noch leiser. Ich bezwäng wieder meine Thrä nen und aas: .Nem, ,m geye n.chii Wenn es sein muh, schließe ich dir die Augen!' Ueber sein Gesicht glitt eS wie Himmelsglanz und etwas lauter sprach Fredi: .Ihr Heldenaugen, 10 sou ttch denn in euch meine rasch erlöschende Sehnsucht nach Liebesalück und kriegeri schem Ruhm verlieren. ES ist mir wenig stens ein schöner Avscyled,' on?! ?agie er nicht mehr denn plötzlich erfaßte einen Körper ein convulftol ches gucken, die Zähne klapperten aneinander, er warf sich noch einmal auf die Seite und fein Athem ging aus. Ich sah alles deutlich und das Herz wollte mir springen. Als er sich nicht mehr rührte, Mund und Kinn schlaff hing und alles wie zerfallen war, da warf ich mich über den geflorbe nen arme Fredi hin und weinte schier ohne Ende. Die barmherzige Schwester sucht mich ndlich milde bei Seile zu schlkbei, und bemerk:: .Ich muß ihm jetzt die Auge schließen.' Ich sprang auf und rief: .Diese Pflicht habe ich übernommen!' Und wie man die Voael. chen streichelt, zog ich die Lider auf feine schöne blaue Luge herab. Nur daß ich beim Waschen und Ankleiden der Leiche half, wollte die Barmherzige nicht dulden, sondern brach! mich in da Wartezimmer der andn Schwestern. Dort schlief ich auch tief rmüdet in. Al ich früh rwacht. gaben mir die Schwestern und Aerzte allerlei Rath, nach p"ie zurucrzutehr. Ich bat dieselben .Behaltet mich noch bis moraen bier, Jemand von nserer Familie muß doch beim LeichcnbegSngniß anwksend sein. Sie widerspräche mir nicht mehr urü am Dienstag ging ich im Geleite einer chwener vor dem commandirenden Hauptmann, der den Leichenzug führte einher, warf nach dem Feldcaplan die Schollt tn FrediS Grab und hörte, wie die Gemehrfaloen den Tapfern ehrten, den wir alle lieb gehabt haben. Mittwoch früh fuhr ich, wieder mit einer Barm herzigen Schwester, die sich in ihr Mut terhauS zurückbegab, da sie selbst kränk, lich geworden, nach Wien zurück. Und von da bi ich gleich zu euch gekommen aoe ,ch recht gehandelt. Bater?' Schaumann war mit einer immer größeren Spannung und Rührung der Erzählung eine TdterIe,nS gefolgt zetzl stand er auf, umarmte fl und sagt wehmüthig: .u host mir viel Kummer bereitet. Doch du falztest dem Dränge deines Herzen, indem du die schwersten Stunden emem gemildert, den wir alle beweinen erden. Gehe und ruhe dich aus. Alles komm! wieder in die alte Ordnung. Die unglückliche Anna, welch. nicht deinen festen und zähen Sinn be sitzt, muß ich vorbereiten auf deine Bot fchaft und dann sie wohl trösten. Hof fentllch überwindet sie auch diesen schlag." Nach zwei Jahre ging Anna mit einem höhere Beamten ,um Altar Auch Suse schloß zehn Jahre später den Cheound mit einem jüngeren, in wissen fchaftlichen Kreisen geachteten Professor, einen Wuns, der flch ruhig und harmo, nisch gestaltete. Fröhliche Kinder spie, len um die noch immer schöne Frau und eryeuen ihr daS i!eben. Den längsten der etwas von dem feurigen Jugend, temxeramet SufeoS geerbt zu haben scheint, zähmt sie durch Erzählen von Geschtchten. Und fic selbst träumt dabe noch heute 00 einem sterbenden Manne. der einst gepriesen ihr Helden-Augen. Allein geblieben. .Vater, söhnen?' willst Du Dich nicht v,r .Nein!' .Ift daS Deia letztes Wort?' .Mein letzte!' .Auch wenn ich Dir sage, daß Tu micy elend machst!' Bittend sah die junge Frau auf den alten Mann hernieder, der im Lehnstuhl saß und de Kopf mit der flachen Hand stutzte. Sie war eine zarte, elfenartige Ge statt, mit einem durch et paar ver. führerische Grübchen gezierten Kinder gcfichtchen; der sonnige Glanz der großen dunklen Augen blendete, so daß nur der aufmerksamste Beobachter d:e tiefe Weh, muth darin entdecken konnte, ihre kleinen, wie im Krampfe gefalteten Hände bebten, und sie fanr fchluchzeno dem usatn zu Fußen. .Bertha. mein geliebtes Kind!' Er streichelte liebkosend ihren welligen Schei, tel und neigte sich zu ihr. .Dein Kind bin ich wohl, aber nicht Dein geliebtes Kind, sonst könntest Du nicht hart und unversöhnlich bleiben, sie ift krank und nicht mehr jung. .Wäre sie noch junz, mein Kind, sie hätte kein Verlangen nach emer Ver. söhnung mit mir.' .Vater, sie ift im fremden Lande, un, ter fremden Menschen, die nichts für sie fühlen, arm und n größten Elende!' .Unterstütze sie, ich will gern entbeh, ren, gieb ihr so viel, daß mehrere Fa, milicn davon leben können, und sie wird bei ihren Ansprüche und ihrer Lebens, weise doch in Noth sein!' .Bater. wirft Du dann noch fest ble: den, wenn Ich Dir sage, daß ich nie glück lich gewesen bin, ja. sieh mich nicht so erstaunt an, kennst Du mich auch nur mit lachendem Munde, spiegelt sich auf meinem ausdruckslosen Kindergesichte auch niemals mein inneres Weh, ich täuschte Dich, die ganze Welt, man wußte nicht, daß ich mit meinem heiteren Gexlauder, mit allen Witzen und Scher zen, mit welchen ich oft über schwer wie, gende Sachen leicht hinweg ging, mein übergroßes Herzeleid übertönen wollte. Als Ihr das zehnjährige Mädchen zwi schen die Wahl stelltet, ob eS dem Vater oder der Mutter angehöre wollte, litt es schon unsagbar, denn ich liebte Dich und die Mutter gleich innig und zärtlich Meine Kindheit ward treuIiioS und ich erschien mir mit vierzehn Jahre bereits alt und lebensmüde. Mit siebzehn Jahren vermählte ich mich mit einem Manne, den ich räum rannte, er war gut. wie die Menschcn sagten, ich selbst gab mir keine Mühe, diese Güte zu entdccken. denn ich oerheirathete mich, um ein Haus zu haben, wo ich Euch beide empfangen konnte. Bor einigen paaren park, mem Gatte, ohne daß ich ihm Thränen nach meinen konnte, denn er war meinem Empfinden und Denken stets fremd ge. blieben. Jetzt konnte ich mich abwech felnd Euch beiden w!dm,r, 0 welche über reiche Fülle von Liebe und Güte brachte sie mir entgegen! Ich versuchte damals schon eine Versöhnung, jedoch vergeblich! Du wolltest nicht, und fl ging dermal fort, diesmal nicht in eine andere Stadt, sondern in ein fern., Land, da Meer lag zwischen un. und jede Hoffnung starb in mir. jeder Schimmer von Glück. Und heute. Vater, wo sie elend und krank ist. 0 sie nichl mehr verdienen kann, ihr Stern im Erbleichen, wo sie mit bluten, dem reuigen Herzen noch ihren Lieben ruft, willst Du ihr Drin Hau, nicht öffnen? Bater. erbarme Dich!' Der all Mann hatte sich erhoben und ging in tiefer innerer Erregung mit muchkigen Schritten im halddunklen Zimmer auf und ab. Die Augen der Tochter blickten ihm bange nach. End, l,ch blieb er stehen und begann nach einem tiefen Athemzuge mit verschleierter stimme. .Ich kann nicht verzeihen. Um Dir jedoch weniger hart zu erscheinen und Dem Liebe, den einzigen Sonnenstrahl meine, Leben, nicht zu verlieren, will ich Dir sagen, daß vor Jahren, al. Du noch im Pensionat arfl, Dein Bruder Lothar hier vor mir stand und mich be. schwor, die Mutter zurückzurufen. L thar war damals eben Offizier gewor. den und war mein Stolz und mein Freude. Ich folgt in weicher Stirn, mutig seinen Bitten und gab nach, ich vergaß mich soweit Deiner Matter zu schreiben, daß Alles vergessen und ver geben fei, sie möge zurückkehren. Wa, geschah? Sie lachte, als sie meinen Brief gelesen hatte, laut auf und reiste, ohne mir eine Antwort zu geben, thar''' 'tntm a6tnb ?0' Die letzten Worte kamen schwer und mühsam über des alten Manne Lippen, und erschreckt hatte Bertha des Vater HSnd ergriffen. .Er erschoß flch eil fl b reiste?' Quälende Angst sprach auS der Frage. .Ja! Aber sie reiste nicht allein ! ' Ein erschütternder Schrei folgte die. ser mehr geflüsterten Antwort und Ber th warf sich an die Brust deS tiefge, kränkten Mannes. Lange hielten sie sich umschlossen. Endlich löste sich Bertha sanft au de Armen de, Vater,, küßte ihn mit über strömender Zärtlichkeit und sagte mit thränenerstickter Stimme: .Leb' wohl.' .Wohin gehst Du. mein Kind?' .Zur Mutter! Sie ist krank, sie bedarf der Pflege und ruft nach mir!' , Bertha! ' .Vatnl' loch" ine Umarmung, in langer Kvß. .Geh' mit Gott!' Wie in Schatten alitt 5R-t&a ,r Thüre hinaus, die sich geräuschlos hinter iyi Itog. Der alte Mann blieb regungslos. wie versteinert in feinem Schmerze stehen. Kein Laut, kein Sckluck,, wurde hörbar. Nur das ffeuer im Kamin kniff-,. luftig, und die alte englische Stehuhr luß ihr eintöniges Ticktack ertöne. Einige Monate fväter krackt, h Zeitungen die Nachricht, daß di einst 0 berühmte Künstlerin W. krank über' Meer nach der Heimath zurückgekehrt und ihren qualvollen Leiden erlesen lei. Ihre einzige Tochter, ihre aufopfernde Pflegerin, sei ihr freiwillig in den Tod gefolgt. Bertha wollte die Mutter nickt allein den Weg in jene unbekannte Land gehen lassen, an den einsamen Vater dachte sie nicht. Armer, alter Mann! rodgknuß vkschier Völker. .Um zu erkennen ob einer ein Kran, zose fei', sagt Granier de Eassagnac. braucht man blos ,u scbe. wie viel Brod er beim Essen ver,ebrt. Kr nimmt wenigstens zweimal mehr als der Deutsche und oieimal mehr als der Engländer. In Holland reicht man Brodschnittche herum, nicht dicker als Schinkenschnitte, in England Brosamenwürfel, nicht dicker als ein Fingerhut, und ich mußte, wenn ich in Holland oder Engand speiste, auf die Gefahr hin, Aergerniß zu erregen, endlich n?ch den Brodlaib selbst vertan, gen, um mir, nach der Sitt meines GaS cogner Vaterlandes, ein tüchtiges Stück abzuschneiden. Ueberhaupt wird das Brod nicht allgemein für so unentbebrlick gehalten, als nach frazzösifchen Begrif, en. Russen. Türken und Grieche essen faft gar kein Brod; die Deutsche magkg; die Holländer. Belgier, Eng, länder so gut wie gar nicht. Die wah ren Brodesser sind die Spanier, Jtalie, ner und vor allem die Franzosen. In Asten ift das Brod unbekannt, in Afrika und Amerika wurde eS durch die Euro päer, die sich dort ansiedelten, bekannt.' " Ob alle diese Angaben richtiz sind, bleibe dahingestellt. Ter glückdringend Sack. Der berüchtigte Spieler d'Estioal, dr de dreißiger Jabren in Var's icfctc in hatt eines Abends 400, 000 Frank, n verloren, und Niemand in der Gtiell'chakt zweifelte daran, daß er vollständig rutnirt fei. Er selbst verzog jedoch keine Miene, blieb ruhig auf feinem Vlake fiben und rief seinem Bedienten zu: .Rasch, fahr' nach xjmt und bringe mir de großen aai- DaS Wort wirkte auberbaft: man glaubte, daß dieser Sack eine weit größn umme noch, als die verlorene enibalte. und beeilte sich, dem unglücklichen Sxn. ler Geld zum Weiterfxielen anzubieten. Er nahm eS an, gewann feinen Verluft zurück und 180, voo Franken dazu. Wie er geraoe laqeins ftinen GewMn rn strich, erschien fein Bedienter mit dem Sack, der aber nichts weiter als ein Fußsack war. in welchen d'Eftiva! seine gichtische Fücke fleckte. A , (