Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, September 21, 1893, Image 11

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Ein Künstler.
Von H e n r. i'oltat Schuhmacher.
Er war rin Wunderkind gewesen. Seit
da Geig'nspiel US achtjährigen Knaben
in einem WohllhZ:izkeitkonzerte llr
mendk Beifall und kfsentliche Antiken
nung gesunden hatte, sprachen seine
Eltern sein Dater, der Tanzlehrer,
und seine Mutter, die Theater'Gardk
rvbie? von nichts anderem mehr, all
von der glänzenden Zukunft, die vor ihm
liege, wenn er fleißig übe. Aber üben
müsst er!
Und er war ein flille, gehorsame
Kind, er übte.
Wenn die anderen Jungen draußen auf
den Strafen und Plätzen der Borstadt
spielten, ging er mit hastigen Schritten
drinnen in der dumpfigen, lichilosen
Wohnung auf und ab, Läufe, Triller,
Harpeggien über seine Geige jagend,
stundenlang, bis ihm der Schweiß von
der Stirn rann und die Kräfte er
lahmten.
Nachts schlief er einen qualvollen um
ruhigen Schlaf. Die Geige ließ ihm
keine Ruhe, sie verfolgte ihn bi in seine
Träume. Er sollte den großen Laus
spielen, den er schon so ost vergeben
versucht hatte, und er mar doch so müde,
so müde aber fein Vater stand hinter
ihm und hatte den schweren Stock er
hoben noch einmal! Noch einmall
Also
DaS war Heinrich Gerhardt'S Jugend
gewesen!
Dann kam daS Konservatorium mit
seinen erhöhten Anforderungen. Hein
rich Gesicht wurde täglich hagerer und
blaffer, seine Augen glühender, seine
Bewegungen hastiger, aber er setzt eS
durch. ES war eine ungewöhnliche
Willenskraft in ihm, die den ermatten
den Körper immer wieder emporriß.
Im SchlußprSfung Conzert war
Heinrichs Geigensxiel der Glanzpunkt
deS Abends, gerade wie damals bei jenem
WohlthätigkeitS-Conzerte. Nur waren
eS diese Mal nicht wie früher die Hände
von enthusiasmiiten Laien, die ihm Bei
fall klatschten, sondern von erprobten
Mustkkennern und selbst berühmten
Künstlern. Dennoch war damals ein
reineres und stärkeres Pflichtgefühl in
ihm gewesen, als nun. Inmitten des
glänzenden Triumphes, der ihn um
rauschte, beherrschte ihn jetzt der einzige
sehnsüchtige Gedanke: AuSruhen! End
lich einmal ausruhen!
Er konnte nichts Anderes mehr denken,
und so geschah eS auch wie im Traum,
daß er den Engagementsantrag für die
berühmte Kapelle eine? HoftheaterS, den
ihm der anwesende Intendant, selbst ein
gefeierter Künstler, gleich nach dem Con
zert machte, annahm. Erst als der
Meister ihm freundlich auf die Schulter
klopfte und sagte: Nun aber auch nicht
nachlassen, junger Freund !" da er
wachte er.
.Noch weiter?'
.Ja, mein Lieber, Künstler sein, heißt
endlos ringen I "
Er rang weiter, übte , . . .übte.
Der Arzt wollte ihm Schonung auf
erlegen. Heinrich hörte nicht aus ihn.
Er mußte das Vierteljahr ausnutzen bis
zum Antritt der neuen Stellung. Er
wußte, daß er noch viel zu lernen hatte,
viel! Darum, wenn auch ....
In der Nacht vor seiner Abreise nrnr
den feine HauSleute die Eltern waren
gestorben durch einen furchtbaren
Schrei erweckt. Sie fanden Heinrich
am Boden liegend, irre sprechend, die
Hände krampfhaft zusammengeballt, die
Geige unter ihm, zerbrochen. Das fol
gende Nervenfieber brachte ihn an den
Rand des Wahnsinns, feine jugendliche
Naiur rettele ihn noch einmal. Aber
er war ein Anderer geworden.
.Nie mehr wird er Geige spielen !
lautete das Urtheil des SpezialarzteS.
Seine Fingernerven waren in Folge
der Ueberanstrengung unheilbar erkrankt.
Bei jedem Bogenstriche empfand er einen
Schmerz, als wenn ihm ein glühendes
Eisen unter die Fingernägel getrieben
würde.
Er schrieb dem Intendanten ab, und
daS war Heinrich Gerhardt'S Künstler
laufbahn gewesen.
WaS nun?
Dieser Schlag schleuderte ihn nicht
nur in daS Nichts zurück, aus welchem
sich emporzuschwingen er eben im Begriff
gewesen war, er vernichtete auch das Kost
barste, was er hatte, feine Energie
Widerstandslos ließ er Alles über sich
ergehen, that nichte, sich das Leben neu
zu gestalten. Die treibende Kraft der
Maschine war zu srüh verbraucht und er
theilte dieses Schicksal fast aller Wunder
kinder.
Seine Lehrer verschafften .hm Unter
richtsstunden im Geigenspiel. Er gab sie
auf, seine Nerven ertrugen es nicht.
Man versuchte es mit ihm in allen
möglichen Dingen. Ueberall stellt sich
seine völlige Unbrauchbarkeit heraus, eine
Folge seiner einseitigen Erziehung.
DaS erschütternde war, daß er mit der
Fähigkeit selbständigen Handelns auch
die Empfindung deS Leidens verloren
hatte! Sein eigen' Los war ihm voll
ständig gleichgültig. Wenn er noch eine
Leidenschaft gehabt hätte, durch deren Er
regung man ihn aus seiner dumpfen Le
thargie hätte aufrütteln können! Aber
er liebte und haßte nichts, Alles war todt
in ihm.
Endlich schien man etwas für ihn ge
funK'n zu haben. Man benutzte das
wenige Klaoierspiel, welches er gelernt
hatte, ihm eine Stelle als Klavierspieler
in einem Cafe cfaantant zu verschaffen.
ES war ein elendes Stückchen Brod
für freies Essen und ein paar Mark Lohn
mußte er täglich S bis 6 Stunden arbei
ten! aber er war doch versorgt! Man
hatte ihn untergebracht, man brauchte
sich also nicht mehr um ihn zu kümmern.
Ich war auf dem Eonservaterium sein
Müschüler gewesen. Ich konnte se'.bsi
nich!S für ihn thun, aber e trieb mich
ihn zu besuchen. Ich stieg in den Killer
hinunter, in dem er .arbeitete'. Eine
Atmosphäre umpfing mich, verpeste!
durch den Qualm von schlechten Eigar
re, den eklen Geruch von abgestandenem
Bier, den auS staubigen Kleidern aufftei
geoden Moder.
E benahm mir für Inen Augenblick
den Athem, ich mußte mich gleich neben
der Thür niedersetzen. ES dauerte einige
Zeit, ehe meine Augen den Dunst zu
durchdringen vermochten.
Wüste, verlebt Gesichter, auf denen
alle Leidenschaften ihre Spuren zurück
lassen hatten, die Gesichter der Gäste.
Man begleitete die Vorträge der Sänge
rinnen mit schalen Witzen, Stampfen der
Füße, Aufschlagen der Biergläser auf die
schmutzigen Tische, dröhnendem Gejohle.
Die Sängerinnen selbst meist widerlich
keck in grellfarbigen, abgerissenen Koftü
men, die ihr Herftammen aus der Mas
kengarderobe nicht verleugnen konnten,
ihre Lieder mit bald klotzigen, bald
schrillen Stimmen absingend, ein ftereo
tvpeS, halb irres Lächeln um die welken
Lippen.
Und Heinrich Gerhardt ?
Er saß an einem alten, verstimmten
Klavier und leierte die Begleitung her
unter ohne eine Spur von Empfindung,
wie eine schlecht zusammengesetzte Ma
schine. Und ich hatte ihn Geige spielen
gehölt, spielen oh!
In den Pausen starr! er apathisch vor
sich hin. Es war klar, er sah und hörte
nichts von dem Lärm um ihn her. Sein
bleiches, edelzeformteS Gesicht war leer,
wie das eines TodZen.
Ich richtete mich auf, ihn zu begrüßen,
Sein Blick siel auf mich, glanzlos, trübe,
ohne eine Regung der Freude.
Er erkannte mich nicht!
Er reichte mir eine feuchte, kalte
Hand. Ich fragte, wi eS ihm gehe.
.Sehr gut!'
Dann begann wieder ein Vortrag, und
er beachtete mich nicht weiter. Ich ging
und ich hätte fast gemeint!
Ein halbe Jahr später. Ich halte
eben mein erste Oper vollendet, und
suchte einen verständigen Notenschreiber.
Heinrich Gebhardt siel mir ein. Wenn
nicht Alles in ihm zerrüttet war, mußte
er das können.
Im Keller glaubte ich eine Verände
rung zu bemerken. Die Luft schien mir
nicht so dumpfig, das Gebahren der
Gaste nicht so roh, das Aussehen der
Sängerinnen nicht so widerlich wie frü
her. Und Heinrich Gerhardt
Sobald er mich erblickte, sprang er auf
und streckte mir beide Hände entgegen mit
frischem, herzlichem Lachen. Und in
fernen Augen lag ein Ausdruck warmen,
strahlenden Glücks, wie nie zuvor.
Ich setzte mich neben das Klavier, u?,d
während er das Lied einer Sängerin be
gleitete, theilte ich ihm den Zweck meines
Kommens mit.
Er nahm sofort an, in freudiger Hast.
.Bringe nur recht viel. Freund, recht
viel!' rief er. .Und empfiehl mich wei
ter! Arbeit! Arbeit! Je mehr, um
so lieber!'
.Wirft Du's aber auch bewältigen
können!' fragte ich erstaunt und besorgt.
Ich hielt seine Regsamkeit für ein letztes
Ausflackern seines Geistes.
.Bewältigen? Gott! Ich würde die
ganze Welt überwinden, mein Junge,
wenn sie sich mir entgegenstellte!'
Kein Zweifel, er war genesen, er hatte
seine alte Energie wiedergefunden!
Aber wa! hatte diese Umwandlung her
vorgebracht, was diese todtgeglaubte
Seele auserstehen lassen?
Er lachte.
.Warte nur! Warte nur! Wirft's
gleich selbst sehen!' Und dann begann
er die Einleitung zu einem .... neuen
Liede. Mozarl'S : Ein Veilchen auf der
Wiese stand!
Und er leierte nicht mehr, er spielte,
. wie er früher Geige gespielt hatte, er
spielte seine Seele.
Aber was sollte das keusche, zarte Lied
in dieser Umgebung? Meine Frage
wurde durch ein stürmisches Beifalls
klatschen der Gäste unterbrochen.
Heinrich Gerhardt nickte mir mit
einem beinahe humoristischen Auzen
zwinkern zu, während er weiter spielte,
und deutete mit einer Bewegung seines
KopfeS nach der Bühne hin.
Ich konnte von meinem Platze aus
nicht sehen und so bog ich mich vor
und
Da wuß!e ich, waS Heinrich Ger
hardl's Seele zu neuem Leben erweck:
hatte.
Welch' ein süßeS, liebliches Geschöpf
sie war, wie sie so dastand in ihrem ge
schlosienen, züchtigen Kleidchen, mit den
großen, dunklen, fragenden Kinderaugen
und dem weichen, reizenden Kindermund!
Und wie sie daS Lied sang!
Ich war außer mir.
.Mensch.' schrie ich ihm zu. .Du
bringst es über Dich, diese Stimme hier
in dieser Hölle....?'
Er lächelte wie triumxhirend.
.Ihre Stimme ist mein, mein ganz
allein! DieS Kleinod soll nicht hinaus zu
Euch in die Welt! Ihr würdet es mir ja
doch nur verderben!'
.Aber man wird eS entdecken trotz
Dir, man wird es Dir stehlen!'
Wieder lächelte er.
,OHI Sie sollen nur kommen! Sie
ist mein Weib!'
Und dann lehnte er sich in seinen
Stuhl zurück und starrte aus glänzenden
Augen auf sie hin, und sie merkte eS und
lächelte ihm zu, und ich hörte ihn
flüstern:
.Mein Weib! Mein Weib l'
DaS mar Heinrich Gerhardt'S Ehe.. .
Später übernahm ich eine auswärtige
Iheaterkapelle und kam lange Jahre hin,
durch nicht nach der Hauptstadt. Hein
rich Gerhardt schrieb mir ein paar Mal,
und über seinen Mittheilungen lag eS
wie ein zarter Duft stillen Glücks. Dann
plötzlich blieb alle Nachricht von ihm
auS, und meine Briefe wurden IS unbe
stellbar zurückgesandt. Erst die erste
Aufführung eine meiner Werke am dor
tigen vornehmsten Kunstinstitut, die ich
persönlich leiten sollte, führte mich nach
der Hauptstadt zurück.
Schon auf dem Bahnhof wünschten
mir meine Bekannten, die mich empfin
gen, In enthusiastischen Ausdrücken Glück
zu einer solchen Vertreterin der Haupt
partie. Ebenso der Intendant, dem ich
meine Aufwartung machte, und die
Preffe. Lora Gerardi war die neue
Sonne am Kunsthimmel der Hauptstadt,
eine phänomenale Erscheinung, der alle
Welt huldigend zu Füßen lagen.
Sie war auS dem Volke heroorgegan,
gen; in reicher Kunstliebhaber hatte sie
in einer armseligen Spelunke entdeckt
und ihre Ausbildung in die Hand ge
nommen.'
AIS ich sie zum ersten Mal sah, war
ich ganz frappirt von ihrer Schönheit,
und doch eS war mir als habe ich sie
schon einmal gesehen! Und ihre
Stimme. . . .
Diese Stimme bracht am Abend der
Premiere das Publikum zu rasendem
Entzücken und meinem Werke einen vol
len Erfolg.
Nach der Aufführung sollte ein Soup.r
alle Mitwirkenden und einige Kunftfreude
vereinigen. Lora Gerardi bot mir einen
Platz in ihrem Wagen an.
An der kleinen Pforte deS Opernhauses
wurden mir von einer harrenden Menge
enthusiastisch begrüßt. ES fehlte nicht
viel, so hätte man un die Pferde ausge
spannt.
Im Moment der Abfahrt drängte sich
ein zerlumpter, augenscheinlich betrunke
ner Mensch an den Schlag unseres Wa
genS und sucht zu öffnen. Doch die
Pferd zogen an, und der Mensch wurde
eine Strecke mitgeschleppt.
Unter die nächst Laterne ließ er los
und brach taumelnd zusammen. DaS
Gaslicht fiel gerade auf sein Gesicht.
Dies Gesicht
Auch die Diva hatte S gesehen. Frö
sielnd zog sie den Pelz um ihreSchultern.
Sie soll an diesem Abend ußerge
wohnlich heiter gewesen sein. Ich war
trotz meines künstlerischen Triumphes
traurig, tief traurig.
Ich hatte gesehen Heinrich Ger
hardt'S Ende!
Der orb im Mtttelalter.
Einen Korb zu bekommen, soll zwar
auch heutigen TageS noch sehr unange,
nehm sein, doch war im Mittelalter die
Sache entschieden noch bösartiger. Wenn
eine Schöne von einem Verehrer nichts
missen wollte, so ließ st einfach den Korb
mittelst dessen derselbe sich zum Firste
hinausziehen lassen mußte, auS der Höhe
fallen, und der Anbeter hatte das Nach
sehen und womöglich ein paar gebrochene
Glieder, oder der Korb hatte einen so
leichren Boden, daß der darin Be
findliche von selbst durchbrechen mußte
und sich dann in diesem Falle als
einen abgewiesenen Liebhaber betrachten
konnte. Bei HanS Sachs finden wir
einen Schwank .Der jung Gesell fallet
durch den Korb', und in einem Volks
liede des 16. Jahrhunderts heißt es:
.Dem Schreiber gesiel der Korb nit wshl,
Er durft ihm nit getrauen wohl.
Der Schreiber wollt' gen Himmel fahr'n,
Da hat es weder Roß noch Wagen.
Sie zog ihn auf bis an das Dach.
Von dannen siel er wieder 'rab ! '
In Böhmen hat man noch heutigen
Tages für eiren abge ous nen Freier die
Redensart ekrze kos propadnouti"
(durch den Korb fallen): die Nieder
länder haben statt des KorbgebenS den
Ausdruck eene blaawe schien loopen"
(ein blaues Schienbein bekommen), und
in Holstein fragt man, wenn von einem
abgewiesenen Freier die Rede ist: .Sünd
en oe Scheenen ock blau?' (Sind ihm
d e Schienbeine auch blau?) Schon im
i7. und noch mehr im 18. Jahrhundert
war ter Gebrauch bereits so abgeschwächt,
daß der Abgewiesene einen Korb ohne
Boden erhielt; so heißt es in Schweden
,,fakorgen" (den Korb bekommen), in
Dänemark faae Kurven", in Böhmen
kosern odbyti" (mit einem Korbe ab
weise). So ist es gekommen, daß die
eigentliche Bedeutung des KorbeS in der
Erinnerung des Volkes sich mehr und
mehr verloren hat und nur noch einige
Gebiäuche daran erinnern. In der Eifel
z. B. muß noch heuligen TageS ein
Bursche, der sein Mädchen sitzen läßt,
oder ein Mädchen, das seinem Liebhaber
untreu wird, durch einen alten Korb ohne
Boden kriechen. In der Oberpfalz wird
den verlassenen Theile zum Spotte .ein
Korb gesteckt', das heißt ein Korb, in
welchem sich eine Strohfigur befindet,
wird irgendwo vor dem Hause befestigt.
Im Norden Deutschlands an der See ist
es üblich, einem zurückgewiesenen Freier
einen großen Korb auf den Schornstein
zu setzen, mag dann, wenn eS gelingt,
als große Schande angesehen wird. In
einigen niederdeutschen Gegenden wird
Kiepe für Korb gebraucht, so daß man
z. B. sagt: .Matz heft die Kiepe kregen,'
anstatt: May hat den Korb gekriegt.
Die Gewohnheit, daß man von einem
zurückgewiesenen Freier sagt, er habe von
der Geliebten inen Korb bekommen,
soll, wie Musäus erzählt, auS dem 8.
Jahrhundert stammen. Als nämlich die
Königin Libussa, die Gründerin Prags,
den Bauern PrzemuSl vom Pfluge weg
zu ihrem Gemahl erwählt halte, berief
sie ihn und ihre zwei verschmähten Freier
zu sich und gab ihnen ein Räthsel auf,
indem sie dieselben aufforderte, zu sagen,
wie viel Pflaumen sie in ihrem ArmkZrl
chen Hader Nur der Scharfsinn der
Przemnsl löste das Räthsel, und erhielt
dasür die größere Anzahl Pflaumen,
während die beiden Anderen sich in den
Rest und den Korb zu theilen hatten.
Zkiam.
Die jünziZen Ereignisse in Siam haben
die Ausmerksamkeit auf die großen Seen
zwischen Kambodscha und Siam, Toul
Sap und auf die zwei siamesischen Pro
vinzenAng-Kor und Battamiang. China,
gerichtet. Die Gegend liegt nördlich von
Eochin, zwischen Siam, dem Ocean und
dem unbekannte LaosGebiete. Ob
gleich jetzt nur dünn bevölkert, war die
selbe in früheren Zeiten der Wohnsitz
einer Race, welche unter den Völkern de
Ostens groß war und die Jahrhunderte
hindurch von einer Reihe berühmter Mo
narchen regiert wurde. Die große See
wird während der regnerischen Jahreszeit
durch einen der Arme deS Mekong ge
bildet und ist dann für große Schiffe
schiffbar. Die Schiff gehen nach Siem
seap, nahe den berühmten Ruinen von
AngKor, den großen Ueberresten der
.Khmer' Civilisation. Diese Ruinen
wurden von Portugiesen und Spaniern
1564 entdeckt und wurden zuerst in einem
Buche beschrieben, welches im folgenden
Jahrhundert in Barcelona veröffentlicht
worden. ES giebt auch chinesische Be
schreibungen früheren Datum? darüber;
eine derselben, die von einem Gesandten
in dem Kambodscha Hof im 13. Jahr
hundert verfaßt worden, wurde von Adel
Remusat bekannt gemacht. Sie schließt
Schilderungen der beiden berühmten
Tempel von Ang.Kor Wat und AngKor
Thom ein: diese stimmen mit den Ruinen,
wie sie heutzutage zu sehen sind, überein.
Ter Franzose Fournereau hat seitdem
darüber ein prächtig ausgestattetes Buch
herausgegeben. AngKorWat, die kgl.
Pagode, ist unter allen KhmerRuinen
am besten erhalten. Dieselbe ist nach
Mauhot, der sie 1862 besucht maje
ftätischer als irgend ein anderes Monu
ment aus dem Alterthum. Sie nimmt
einen rechtwinkligen Park ein, welcher
3600 Fuß lang und 2700 Fuß breit ist.
Die Illustrationen weisen zahlreiche
Thürme, große Terassen, verschiedene
Neben Tempel, unzählige fantastische,
mythologische Thiere, Galerien, Colon
naden. Seen, Brücken :c. auf. Die
Oberflächen der großen Steine, die zum
Baue der Gebäude verwandt orten,
find mit Bildern bedeckt. AngKor
Thom, welches sich einige Meilen davon
entfernt befindet, ist noch älter und in
seiner Nähe sind die Ruinen der alten
.Khmer' Hauptstadt Preathong. Die
Portikus und Säulen sind mit sehr wohl
erhaltenen Basrelief bedeckt, welche
nationale Sports, heilige Ceremonien
und Begebenheiten aus der Geschichte der
Khmers darstellen. Dieses sind die bei
den hauptsächlichsten KhmerMonumente.
Es giebt jedoch noch hundert andere, die
zerstreut aus einer großen Fläche de
Landes in einem Raume umherliegen,
welcher einem Urmalde gleicht.
Die Ehen in Birma.
AuS dem soeben veröffentlichten, sehr
interessanten CensusBericht heben wir
das Kapitel über Heirathen in Birma
hervor. Heirathen scheinen dort weniger
zahlreich als in Indien zu sein. Diese
Thatsache wird dadurch erklärt, daß unter
den Buddhisten und .Naturanbetern',
welche die Mehrheit der Bevölkerung bil
den, nicht wie in Indien, Heirathen unser
Kindern stattfinden. In Birma ist die
Liebe das Motiv zum Heirathen. Jedech
ist die Zahl der Heirathen dort größer
als in Europa. Die Verbindung kann
daselbst leichter geschlossen und leichter
aufgelöst werden. Die Armuth ist dort
fast unbekannt und die Bedürfnisse in
dem gemäßigten Klima können leichter
befriedigt werden, als im Norden Euro
pas. 'Ein junges Ehepaar kann seinen
Haushalt mit einem .Da' und einem
Kochtops anfangen. Das überall zu
findende Bambusrohr gewährt Material
zum Hausbau, zur Feuerung und mag
selbst zum Diner beitragen. Die Frau
nimmt gewöhnlich hier Antheil an dem
Unterhalt und hat sich so eine unabhän
gige Stellung erworben, deren sich die
verheirathete Frau nicht in Europa er
sreut.
Nach dem alten buddhistischen t
wohnheitsrecht kann der Ehemann nicht
ohne Einwilligung der Frau über Eigen
thum verfügen, welches nach der Verhei
rathung von beiden gemeinsam erworben
wurde. Gewöhnlich "finden die Heirathen
zwischen dem 15. und 25. Jahre statt.
Di meisten Birmesen haben nur eine,
wenige mehr als zwei Frauen. Die erste
Frau ist gewöhnlich die Wahl des Man
nes in seiner Jugend. Ha: sie aufgehört
zu gebähren, so hilft sie dem Manne sehr
oft in der Wahl einer zweiten Frau, die
ihr gehorchen muß. Die Leichtigkeit,
mit welcher die Ehescheidung dort von
Statten geht, ist eine der Ursachen,
warum die Polygamie so selten ist. Der
Theil, welcher die Ehescheidung wünscht,
nimmt seinen Antheil am Eigenthum und
nicht mehr; der andere Theil nimmt das
Ucbrige und die Kinder. Die öffentliche
Meinung ist gegen eine zu oft statt,
findende Ehescheidung deS Mannes: die
Selbstachtung, welche die Frauen besitzen,
verbietet ihnen, einen Mann zu heirathen,
welcher sich häufig von seinen Frauen hat
scheiden lassen.
TreiHttfngl.
In dem Tagebuche eines preußischen
Offiziers, welcher den Feldzügen der
Napoleonifchen Zeit von 18061815
beigewohnt hat, findet sich ein originelles
Beispiel von Samariterdienft, das wohl
erzählt zu werden verdient. In der
Schlacht bei Dennewitz 6. September
1813 wurde gedachter Offizier, la
mals Lieutenant im Regiment Wartens
leben, schwer am rechten Oberschenkel
vermundet. Auf einem mit Stroh be
legten Schubkarren wurde er am 8. Sep
tember nach Potsdam gebracht, und zwar
in daS Haus eines ConzertmeisterS, dessen
Töchter sich blefsirte Offiziere zur Ver
xflezung auSgebeten hatten. AI er am
nächsten Tage zum Bewußisein gekommen
war, fand er sein Beit von drei jungen
Damen umgeben, den ConzertmeisterS,
töchtern, von denen eine, in Ungewißheit
über da Schicksal ihre ebenfall bei der
Schlacht engagirt gewesenen Biäutigam
jammernd in Thränen zerfloß, während
die andere h Verwundeten sragte, ob
sie ihm etwas auf dem Klavier vorspielen
sollte? Die Dritte begann alsbald vom
Heirathen zu sprechen. Al nun den
Lieutenant, neben den Schmerzen der
Wunde, auch ein heftiger Anfall von
Wundfieber überkam und die leiseste Er
schütterung ihm unsägliche Qualen ver
ursachte, bat er die Damen, ihn in Ruhe
zu lassen, wobei er auch bemerkte, daß er
in seiner augenblicklichen Verfassung doch
unmöglich an's Heirathen denken könne.
DaS nahmen sbe, die drei .Hülssengel'
sehr übel, und alsbald würbe er unter
vielen, di Schmerzen enorm steigernden
Umständlichkeiten in'S NebenhauS ein
quartirt. Die Geschichte ist glücklicher,
eise schon hübsch alt, heutzutage
käme so etwas gar nicht mehr vor.
Vine nekdott von Lavouchere.
Als Labouchere Attache in Washington
war, kam ein ausdringlicher Besucher in
daS Hotel und verlangt kurz den Ge
sandten zu sprechen. Jean erwiderte
ihm, Se. Excellenz seien nicht zu Hause.
.Well, erklärte der Mann, welcher
offenbar argwöhnte, man wollte ihn
täuschen, .so werde ich warten, bis er
zurückkommt.'
.Gut,' entgcgnete der andere, .bitte,
nehmen Sie Play,' und fuhr hierauf fort
zu schreiben. Nach einer Stund deS
Wartens sragte der Gast ungeduldig und
ärgerlich, wann wohl der Gesandte wie,
der zurück sein würde. .DaS kann ich
Ihnen so genau nicht sagen,' lautete die
Antwort.
.Aber Sie erwarten ihn doch zurück?'
.Gewiß,' versicherte Labouchere und
schrieb ruhig weiter. Am Ende einer
zweiten Stunde sprang der Gast zornig
auf und verlangte zu wissen, was der
Gesandte um diese Zeit zu thun pflege.
.Wird er vielleicht in der nächsten
Stunde hier sein?'
.Das wohl nicht. ' versetzte Labouchere
höflich, .er ist am Mittwoch nach Europa
gereist und kann jetzt kaum in QueenS
town angekommen sein. Aber Sie woll
ten durchaus auf feine Rückkehr warten,
deshalb bot ich Ihnen einen Stuhl an."
Und Roß und Reiter fah man niemals
wieder.
ecit wann besteht die Zeitrechnung
'nach Minute und Sekunde?
Der griechische Philosoph Hipxarch
(160125 vor Christus), welcher als
Begründer der wissenschaftlichen Astro
nomie in Europa angesehen wird, ent
lehnte diese Zeitberechnung den alten Ba
byloniern. Diese theilten den Tag nach
dem Laufe der Sonne zur Zeit der Tag
und Nachtgleiche in 24 ParasangS und
jeden 24. Theil nach den Schritten, die
ein Mensch in dieser Zeit machen konnte,
in 60x60 Theile. Dann war eS KlesibuS
vott Alexandria, welcher die ungleichen
Stunden der Egypter durch Erfindung
der Wasseruhr ausglich, und der gelehrte
Araber Abu-Hassan (13. Jahrhundert n.
Ehr.) bildete das System der gleichen
Stunden weiter aus, während die Ein
lheimng in 60 Minuten und Sekunden
stets beibehalten wurde.
Die höchste Bahn.
Auf der Orezabahn in Peru hat die
Lokomotive kürzlich, nachdem der Bau
der Bahn vor 2 Jahren begonnen, im
Tunnel von Galera den höchsten Punkl
erklommen, den die Bahnen der Erde
bisher überhaupt erreichten. Der Tun
nel, dessen AbflutzwLsser auf der einen
Seite dem Rimac und damit dem Stillen
Ozean, auf der anderen Seite dem Quill
flusse deS AmazonenstromS und damit
dem Atlantischen Ozean zugesührt wer
den, liegt nämlich 4274 M. über dem
Meeresspiegel, noch um 300 M. höher,
als der höchste Punkt der Bahn Are
quipa-Puno, der bisher als unerreicht
galt. Der Scheitelpunkt dS Haupttun
nels der Gottbardbahn liegt, beiläufig
bemerkt, 1155 M. über dem Meere.
GoldkSrner.
Strebe nach dem Höchsten immer,
Streben bringt Dir Ehren ein,
Wolle aber nie nnd nimmer
Ein gemeiner Streber sein!
Der Tag hat seine Müh'; greif zu, sei
fest und wach I
Das Schwerste thu' am ersten, leicht
folgt daS Leichte nach.
Hab' viel Geduld mit Andern, mit Dir
hab' nie Geduld,
Die ungelhane Arbeit ist unbezahlte
Schuld.
Das Sonnenlicht und die Pflanzen'
Je mehr Licht, desto mehr Leben, daS
gilt besonders bei der Entwickelung der
Pflanzen. Einen deutlichen Beweis da
sür liefert die Thatsache, daß im nörd
lichen Schweden und Norwegen, wo es
mehr oder weniger lange im Sommer
gar keine Nachtfinsterniß giebt, die Gerste
bereits 9 Wochen nach der Einsaat ge
erntet wird.
Billiges Traucrkostüm.
In Sitka (Ostindien) herrscht die nicht
eben schöne aber sehr wenig Kosten ver
ursachende Sitte, daß eine Eingeborene,
wenn sie ihren Gatten durch den Tod
verliert, als einziges Zeichen der Trauer
die obere Hälfte ihres Gesichtes lies
schwarz anstreicht und mit dieser Halb
larve ein Jahr lanc, umherläust.
Diplomatisch.
?r: .Wird Deine Mutter denn auch
ihre Einwilligung zu unserer Verbindung
geben?'
Sie: .Dasür werd ich schon sorgen.
Ich werde Papa sagen, er solle dagegen
sein.'
Doppelsinnig.
Madame: .Du littest, daß der Herr
gestern Abend auf dem Flur Dich küßte?'
Hauimödchen: ,O bitte, ich litt
nicht das Geringste.'
Dom Regen in die Traufe.
Männe, .Wenn der Junge noch län
ger schreit, werd' ich rasend I '
Frauchen: .Wart' nur inen Auzen
blick, Männ, ich sing' ihn in den
Schlaf.'
Männ: .Du, Frauchen, weißt
Du, laß ihn lieber schreien.'
Guter Tausch.
Der Gatte: .Meine Frau dichtet nur
noch.'
Der Hausfreund: .Ein Glück, daß
sie daS Kochen aufgegeben hat.' '
Jung Amerika.
Fred: .Warf ihr Vater Dich hinaus?'
John: .Nein, sie selbst.'
Modern
.Herr .Kamerad', darf ich Ihnen eine
feine Cigarre anbieten?'
.Danke sehr, rauch' nicht!'
.Wie? Waren doch als Junggeselle
leidenschaftlicher Raucher?'
.Gewiß, mußte aber rauchlose Ehe
eingehen.'
Militärisches.
Offizier: .Gemeiner Schult), wenn
Sie drei Jahre tru gedient haben, was
sind Sie dann?'
Gemeiner (falutirend): .Drei Jahre
älter!'
Er kennt sie.
Frau: .Karl, eben habe ich etwas er
fahren, aber ich habe mein heiliges
Ehrenwort geben müssen, es Niemand
weiter zu erzählen.'
Mann: .So? Na, ich bin ganz Ohr!'
Im Restaurant.
Gast: .Kellner, wie lange bewahren
Sie diese Eier auf?'
Kellner: .Bis sie gegessen sind.' ,
Lrauenkogik.
Frau: .Hier ist das Silbergeld für
den Hundertmarkschein, den ch Dir
wechseln sollte!'
Mann: (nachiöhlend): .Aber das sind
ja nur neunzig Mark!'
Frau: .Ach ja, die Modistin unten im
Hause halte nicht mehr kleines Geld, da
habe ich mir für die zehn Mark einen
hübschen, neuen Hut gekauft!'
Junger fyxt:
.Wissen Sie also eine junge Dame
die sür mich paßt? Sie muß schön, jung,
reich und wohlerzogen sein."
HeirathSvermittler: .Mein werther
Herr, Sie verlangen vier Partien auf
einmall'
Lebensweisheit.
Lieutenant: .Donnerwetter, ich hätte
gar nicht geglaubt, daß die alte, dicke
Kommerzienräthin so famos links walzen
kann!'
Kapitän: .Das hätt' ich Ihnen vor,
her sagen können, Kamerad. Jede
Schraube dreht sich nach links, wenn sie
'mal loö ist!'
Man muß aLcs xrobiren.
.Was schüttest Du denn da für ein
Pulver in das Bettzeug Mann?'
.Cbloralhydrat, ein Mittel gegen
Schlaflosigkeit. Mir hat es nicht ge
halfen, jetzt probir' ich, ob's den Wanzen
hilft.'
Bosliaft
Romanschriftsteller:, Merkwürdig, daß
mir die Beine immer einschlafen.'
Verleger: .Wie können Sie sich dar
über wundern? Befinden sich ihre Beine
doch stets in Ihrer Gesellschaft!'
Ein großartiges Geschäft.
Reisender: ...Von der Ausdehnung
unseres Geschäftes können Sie sich gar
keine Vorstellung machen! Denken Sie
nur, bei der letzten Inventur bemerkten
wir erst, daß uns zwei Casfiere
fehlen!'
Nicht aus der Fassung zu bringen.
Reifender: ...Seien Sie versichert,
Sie werden nirgends so billig kaufen;
denn unser Hau ist das beste, bedeu
tendste und billigste!'
Kaufmann: .DaS höre ich jeden Tag.
Jeder Reisende, der herkommt, empfiehlt
sein HauS als das beste, bedeu
t end st und billigste!'
Reisender: .Da können Sie eben
sehen, wie alle anderen mit unse
rn Grundsätzen prunken!'
Immer Jurist.
Arzt (zu seinem Patienten): .Sind
Sie damit emoerstanden, daß ich nicht
um sie zu ängstigen, sondern zu meiner
eigenen Beruhigung, ein Paar Colleges
zum Consilium einlade?'
Richt: .Wenn Sie glauben, daß
hierin sür Sie ein mildernder Umstand
liegt, so bringen Sie nur her die
Mitschuldigen!'
Gut parirt.
Sie: .Aber Arthur, das wirst Tu
doch einsehen, daß unsere Gardinen
dieses Jahr unbedingt erneuen werden
müssen!'
Er: .A bah für Deine Predig
t e n sind sie noch lange gut genug!'