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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Sept. 21, 1893)
Der refuttens5cl&t3t. Nach fieitn Uefctrlu'auniifn ff-äit von i. X. Rv'tZgtt. Dn ÄrongrafenW , welch' ein fürneh. nur Kamel Die RrongrafcnisUtoe, mW sbere, Weib! D. Ären. Mf.tu, welch' schlimme, Ge Laß! Doch nicht für seinen sürriehmen Rnen und nicht für sein saubere Bluerin zahlte der Hos Steuer vielmehr Kr den todten Krongrafenhvser. Der Tod kostet nicht Uoi da, Leben, er kostet ch Geld. Sterb, und Erbsteuer sollte die Wittwe zahlen, e, war schor, der dritte blau. Brief da. Im ersten war gefordert worden: Hundertvlerzlg Gul. den ConventionSmünze zahlen! Jrn .weiten ist unter Androhung der Erecu. tion die Forderung wiederholt worden. Im dritten wurde die Belagerung anze. kündet. Die junge Bäuerin hatte alle Kisten und Winkel und Taschen und Säcke mit großer Sorgfalt durchsucht, der Selige hatte ihr wohl seinen Gegen hinterlassen, aber kein Gelv. -von Hau und Grund und den Fährnissen liefi sich zur Reit nicht, hcrabzmicken; d ornwar nicht entbehrlich, da, Dich hatte keinen Werth; ein paar Kohlen, meiler konnten retten, allem die Bäume standen noch kerzengrade aufrecht im Walde, und in ihren Wipfeln nisteten die Finken und die Amseln. Im Hofe fehlte e, an Knechten. Wa nicht beim Mlli. lär war, da, hatte bei einer großen Wildbachoerbauung im Anderthal Ar. beit. So wußte die Krongrafenbäunin fich schon ganz und gar nicht zu helfen. Erekution kriegt sie. WaS ist denn da,, Srekution? Sie war erst vierundzmanzig Jahre alt und zwei Jahre Bäuerin, also wußte sie nicht, wo, Erekution ist. Belagert wird sie, da, ist schon gar zum Lachen. Ihr Lachen wurde frühzeitig heiser. Denn eine. Tage, stand er da. Er war so lang und so stramm wie der Brunnen, ftänder und auch fast so hölzern, und war bewaffnet wie ein RSuberhauptmann. Da, war die Erekution und die Be lagerung, und dieser kaiserliche Soldat zeigte seinen schriftlichen Befehl, daß er s lange im Krongrafenhof Einquarli. rung haben müsse, bis die Scheu aus Putz und Stingel bezahlt wäre. Dawal, war e, so. Konnte der Bauer die Steuer nicht bezahlen, so wurde ihm ein Soldat in', Hau, gestellt, manchmal auch mehrere, und diese heischten gar gute Verpflegung! Sie arbeiteten nicht,, sondern wollten immer nur gut essen und trinken und sich also entschädigen für die Härte eines vierzehnjährigen Soldaten. leben. Je anspruchsvoller so ein ErekutionS-Soldat im Bauernhaufe fich ab. desio lieber war e, der Behörde. ''denn desto eher trachtet der Bauer die Gelder aufzubringen. Daher wurden ftet, die widerlichsten und rohesten Kerle zur Ereku tcn abgeordnet, und jeder, den e, traf, im Bauernhause die Geißel Gottes zu spielen, war insgeheim gar vergnügt über das ihm zufallende Schlaraffenleben. Abcr auch hier schied die Natur, wie überall, die Ueber, schvenglichkeiten au, und beförderte da, Gleichgewicht. Wir der Sol'at zu strenge und an. spruchsvoll, so kürzte er damit sein Wohl, Üben ab, weil der Bauer alle, aufbot, um zahlen und den Mann wieder in seine ttaftxm schicken ,u können. Bei einiger Bescheidenheit und Gemütlichkeit dauerte e, länger, und so kam es wohl vor, oog so ein Bursche in veraerne uno vor ven ehörden schauderhaft die Zähne fletschte, wenn von Bauern die Rede, als wollte er sie gleich fressen mit Haut und Haar, im Bauernhofe nachher aber der gut, müthigge Junge war. Am liebsten schickte man in's deutsche Alpenbauernhaus einen Böhmen oder Ungarn oder Croaten. da mit schon auch sprachlich jede Gemeinsam seit ausgeschlossen sei. Allein essen und schlafen und ein freundliches Auge und bisweilen sogar ei willfährige Hand, das sind internationale Dinge. Im Sie, ge:hof hatten sie einmal einen kästen braunen Croaten so lange, bis er deutsch rerftand und die Stallmagd croatisch. Nun, und wie erging eL der armen schutzlosen Krongrafenhoferin? Als der Feind die Ordre vorgewiesen hatte, hub er an, seine Sachen abzulegen: da, lange Gewehr mit dem Spieß, den Tornister, den Gürtel mit der Bajonettscheide, die Patrontasche, den schweren grauen Man, tel und zu allerletzt die Mütze. Und jetzt stand er da, fast genau einem Men schen ähnlich, nur daß er schöner gewach: sen war als die Bauern in der Gegend. Roch hing das schwarze Haar etwas klebrig über die Stirne herab, noch vorfiele fich der kohlrabenschwarze Schnauzer nach allen Seiten aus, als Zedoch die Hand mehrmals schlichtend darüber hinstrich. nahmen auch diese Dinge eine weniger unheimliche Gestalt an. Die schwarzen Augen schauien frei, lich noch gar manialijch auf die Bäuerin hin, als er nun einen Krug Wasser be gehrte. Dienstwillig und vor Freude darüber, daß er wenigstens deutsch sprach, ant, ortete sie: Master so viel er wolle: sie habe aber auch eine wohlgekühlte saure Milch. .Gut ist'S. Bäuerin! entgeznete der Soldat, Milch ist mir freilich lieber. Milch thu' ich Dir schon gar nit ver achten. Al sie sah, daß er gar so durstig war, kam ihr der Gedanke, er könnte auch hungrig sein und buk ihm schnell einen Eierkuchen. Als er diesen verzehrt, und da, restliche Fett noch mit einer Brod, schnitte au, der Pfanne getunkt hatte, bedeutete ihm die Bäuerin : wenn er sich ausrasten wolle vom weiten Marsch, in der Zeugkammer draußen fei das Bett. 0, vergelt Dir'S Gott, Bäuerin, närrische Bäuerin! rief er. .Ein ge sunder Mensch mitten im helllichten Tag in, Bett, wa, glaubst denn! Jetzt hab' ich brav gegessen, jetzt kann ich wa, thun, wenn Du etwa Arbeit hast. Hast keine, s such' ich mir selber ei. Und ging hinau, aus de, Nachbar, Wiese zu den Heuern. Dieser ErekutionS.Soldat, dachte nun die Kroigrafenbäuerin, schaut ja gar nit s arg au, als er ist. Der Teure! wird halt tiefer stecken. Am besten wird', wohl sein, wenn man im Guten mit ihm auikommt; denn der, wie der stark ist, wenn er will, schmeißt mir den ganzen Hof über und über wie ein Korn garbenschöberl. Aber daß er bei mir ißt und beim Nachbarn Heu machen hilft, da steht mir schon gar nit an. Morgen soll er den Gartenzaun aufstellen, den letzten, der Sturmwind hat umgelegt. Wird aber die Schneid zum Arbeiten bald verlieren, fürcht' ich, jetzt ist's ihm noch seltsam und leckerig. Abend, kam da, Gesinde zusammen, halberwachsenes Jungzeug und etliche alte Mägde darunter. Der Soldat sah bei Tische mit ihnen wie ein Lärchbaum zwischen Strubmnk. . Am nächsten Morgen hatte der bäum starke Erekuteur eine große Angst. So köstlich hatte er geschlafen auf kühlem Stroh, so heimathstraut kam es ihm vor in diesem Hause. Und gleich wird die Bäuerin ihm das Steucrgeld auf die Hand legen: Da haft den Bettel und jetzt marsch von der Hütten! Die Krongrafenhoferin legte ihm nichts auf die Hand, er konnte mit aller Be. haglichkeit den Gartenzaun aufstellen, und am übernächsten Tag mit den Mäh. dern ausgehen, auf der Achsel bie Sense, welche ihm die Bäuerin guckte durch's Küchenfenster hinaus schier noch bes ser stand wie das Gewehr mit dem Spieß. Und am drillen Tage kam der Krön, grafenhoferin der große Gedanke: Der ErekutionS-Soldat soll mir da, Geld erst verdienen helfen, um das er da ist! .Herr Soldat fragte steihn, kannst Du die Holzarbeit?' .Ich dent schon!" antwortete der Soldat. Am folgenden Tage schickte sie ihn mit der alten Mirl hinau, in den Wald, um Bäume zu fällen. Nun fand jedoch der Kaiserliche, daß die Mirl sür so schwere Arbeit ,em Etchtl z g rtng" wäre und er selbst dachte : WaS soll ich mich denn plagen für zwei, wo ich', nit einmal für eins noth hab'! Die Bäuerin merkte diese Stimmung recht wohl, also sagte sie an einem näch sten Tage: .Alte Mirl, jetzt will ich Dir eins sagen, wenn ich nit zwei sag'. Bleib Du daheim haushüten, und ich geh' statt Deiner mit ihm in's Holz. Und die wisch' Waberl soll mitgehen und Neste klauben. Das war nun recht. Sie gingen in den Wald und huben an, die ältesten und größten Bäume zu allen. Bie te- risch' (schwerhöiige) Waberl, das war eine kleine ältliche Magd, hatte drei wichtige Ausgaben, ie mußte die av gehauenen Aeste sammeln und kleinhacken eins : sie mußte Acht geben, daß sie von keinem sauenden Baume erjchtagen werde zwei: und sie mußte in Hilf bereitschaft sein, falls der Soldat gegen die Bäuerin plötzlich seine kriegerische Seite hervorkehren sollte drei. Der Soldat jedoch that nichts, ali fleißig Hol schneiden. Zusammen mit der Bäuerin zog cr die lange Blatlsöge im Stamme langsam hin und her. Zog er an,' so gab sie nach, und zog tu an, so gab er nach, und die Tägeftäe rie, selten an beiden Seiten sachte aus dem Einschnitt. So recht schön glatt und lind ging da Zeug und keines schien sich anzustrengen. Der Soldat schlug den Keil ein. Dann flatterte das Gevögel auf, der Wipfel hoch oben begann zu zucken, zu schwanken, sich zu neigen, mehr und mehr, und tu weiten Bogen strich der Fichlenbaum rauschend durct die Luft und siel dröhnend zu Boden Die terisch' Waberl hatie gut Acht ge geben, war weithin seitlings gestanden, und freu! sich nun kindisch, daß sie nicht erschlagen worden sei Die Holzschneider machten hch an den liegenden Stamm, um ihn zu Blöcken zu zerschneiden. Auf einmal sagte die Bäuc, rin: .Das Holzschneiden kannst gut, Kaiserlicher. .Wär' nit dllecht, wenn tch's How schneiden nit that können! antwortete er. .Bin eh ein Bauernsohn. .Hab mir's gleich gedacht, meinte sie. Bist gewiß ein Tiroler, gell? .Hast nit schlecht gerathen. .Weil Du mit der Zung' so ratschen thust. Ich hab einen Pechölbrenner ge. kannt. der ist auch ein Tiroler gewesen und der hat auch mit der Zung' so ge ratscht. Sie meinte das scharfe Betonen des r; bei ihr war's gerade umgekehrt, sie konnte gar kein r aukspreozen, sie sprach nur von einem Bechölbenna, von einem Tiahola, von einem Hgatschen mit der Zung. AIS eS yatver Ävenv war, setzten sie sich auf Rcistg und aßen Brot. Die Waberl hockte ein bischen abseits und wurde nicht wenig erregt, al der Sol, dat daS Taschenmesser hervorzog. Er that' aber nur, um fich damit von sei- ncm Brotstücke die Mundspalten zierlich herabzuschneiden. . Weil er das Brot lobte, so fragte ihn die Bäuerin: .Wie lange muß denn du noch Kommisbrot essen? .Einmal sieben hab ich'S schon und einmal sieben muß ich'S noch, war sein Bescheid. .Bist gern Soldat?' .Geh, hör' mir auf, wer wird denn gern Soldat sein!' .Dein Vater hätt' Dich halt auskaufen sollen.' .Ja, mit Holzschaten (Holzspänen) leicht! DaS Hetmathshaus hat mein Llte rer Bruder übernommen, wie' schon geht. Und wer kein Bauernhau, hat, der muh in die Montur, weißt eh. .Wenn mit Goltekhils' kein Krieg kommt, wird', ja noch auszuhalten sein,' meinle die Krongrafenhoferin. Er kaute lange an dem Brolftück, daß er sich eben in den Mund gesteckt hatte. .Wär' wohl jedem, sagte er dann, .ein geldzug zehnmal lieber, wie so ein Sol datenleben in FriedenSzeit. Glauben thust e, nit. Bäuerin, wa, da der Mann muß ausstehen. Ist ja eine reine Gnad' Gottes, wenn einen einmal so ein ErecutionSdienst trifft. Lieber Tag und Nacht arbeiten in der BSuerei, Da, Kasernenltben hab' ich schon bis da heraus satt. Er zeigte mit dem Messer, da, er gerade in der Hand hatte, an den Hai,. ,Sa, Marie Josef! kreischte die terisch' Waberl aus, denn sie meinte, er wolle sich sich die Gurgel abschneiden. Die Bäuerin achtete auf daS Geschrei der Alten nicht, fondern sagte zum tool baten: .Wenn'S Dir lieber ist auf der Bäuerei, ich will mich gewiß nit eilen mit dem Sleuerzahlen. Einen besseren und wohlfeileren Knecht sind t man nit leicht. .Wird halt nit viel nutzen, antwor tete der Kaiserliche, .alle vierzehn Tag wird ausgewechselt, kommt statt meiner ein anderer. .Leicht gar ein Crowat? .Sein mag'S wohl. .Der nur fressen und faulenzen thut?' .Giebt ihrer solche. .Und vor dem kein Mensch sicher geht? .Kommt wohl vor. immer einmal. .Aber um GotteS Christi Willen rief die Krongrafenhoferin, .bis in vierzehn Tagen hab' ich ja'S Geld noch nit! Heut' schneiden wir erst daS Holz, bis eS in die Kohlstatt kommt, und die Kohlen in i Eisenwerk, vergehen acht Wochen. Was heb' ich denn an? Es ist ja Sach' da auf dem Hos, mir stehen nit schlecht, nur mit dem Geld klemmt'S. .Derowegen nur fleißig Holz schnei, den, sagte der Soldat und stand auf, um sich wieder an die Arbeit zu machen. AIS die zwei Leute am Feierabend nach Hause gingen, und die terilch' Waberl . . u ! iri-ir.- t.i.. li.f. .!.. atmen orein waiiqene, saue oiee ein dreifach schönes Bewußtsein: Sie hatte brav Aeste gehackt, sie war von keinem Laume erschlagen morden und sie hatte die Bäuerin vor militärischem Anfalle geschützt. So gingen sie Tag für Tag in's Holz, arbeiteten und plauderten. Sie erzähl, ten einander mancherlei; er von seinem Heimathshöfel in Tirol, von seinen Ju gendfuunden und Soldatenleiden; sie dioon, daß sie eine arme Magd gerne sen, bis der Krongrafenhoser sie ge nommen habe, daß sie seit seinem Tode Alleö allein zu leiten habe und manch mal wohl nicht wisse, wo ihr der Kops stehe. Dazwischen seufzten sie manch mal ein wenig, und dann griffen sie wieder frisch Art oder Säge an. Und endlich nahte die Zeit, da der eine Ere kutionssoldat gegen einen anderen aus gewechselt merken sollte. Der Bäuerin verging schon alle Lustigkeit und dem Tiroler war auch nicht wohl unter'm Soldatenrock. Manchmal so ganz heim. lich guckte er da junge srr che Weid an, aber wenn sie herschaute, dann floh sein schwer Blick an ihrer Wange vorbei aus den Holzilock oder in's Gebüsch. Der Gcdcn?e, daß nach ihm möglicherweise auch der andere die HolzarbeU verstehen könnte, peinigte ihn zum Rasendwerden. Äber merken ließ er sich nichts ; nur daß fein Haar und fein Auge fast noch schwärzer war als früher. Wie ein Men!ch nur. gar so schwarz mag fein dachte sich die Bäuerin, denn auch sie guckte manchmal ein wenig verstohlen aus ihn, und wenn er auf einmal herschaute, floh auch ihr Blick in's Dickicht wie ein IchcmS Reh, das erst noch Kohlpflanzen hatte fressen wollen. Und als sie wieder einmal auf dem Reisig saßen zu halber Abend und Brot aßen, fragte der Soldat plötzlich fo ganz leicht vor sich hin: .Hundertundoierzig Gulden wär's?' .Die Steuer meinst?' fragte sie ent gegen. Darauf schwieg er lange, machte in seinem Stück Brot der Reihe nach Ein, schnilte, um nachher die Bissen schön viereckig in den Mund stecken zu können. .Etwas ein bissel hätt' ich was,' sagte er dann. Sie hatte gerade in Gedanken so vor sich in'S Moos gestarrt, jetzt suhr sie aus und fragte: .Haft was gesagt?' .Mein Bruder zahlt mir VaterSfach' aus, wann ich will, sagte er. äußerlich gottlos ruhig, innerlich voller Angst. .Wenn', auch nit viel ist, aber auslagen lhäl'S. Solltest Stecken blieb er. Nach einem Weilchen setzte er neuer, dingsein: .Solltest Dich gar arg fürch ten vor dem Crowaten, Bäuerin. Bei Dir ist mein Geld just so sicher, wie bei meinem Bruder. . . . Jetzt war'S los. In ihrem Busen hub es an zu zittern, rasch stand sie auf und kchrle sich ab. um ein Miederhift, lein einzuhäkeln. daS aufgesprungen war. Dann gingen sie wieder an'S Holzschnei, ccn. Schon mehr als zwanzig schöne hohe Fichtenbäume hatten sie gefällt und zcr. blockt bis zu jenem Tage, als das Ab. rufungsdckret kam. Der .Gemeine Pankraz Mittersteininger hat sich bei seinem Regtmente einzustellen, hingegen werden in den Krongrafenhof, wenn er .nicht an diesem Datum pünktlich die i llckstSndige Steuer bezahlt, zwei andere Erekuteure gelegt. Zwei andere! Zwei andere! Die Bäuerin kam an solchem Tage nicht aus ihrer Küche hervor, sie machte sogar die Thüre zu, daß der Rauch nicht abziehen konnte. Natürlich biß er ihr in die Augen. Als der Soldat zu ihr ging, um Abschied zu nehmen, schmorte sie schon an einem Pfannensterz sür ihn zur Wanderjause. Er setzte sich zum Tische, hub an, legte aber bald den Löffel weg. .Willst mir auch noch zu guter Letzt das Essen verschmähen? fragte sie vom Herde auS gegen den Tisch hin. .Hunger hab' ich keinen, entgeznete der Soldat, .und Du hast mir a auch meinen guten Raih verschmäht. Hätt' Dir', recht gern zum Aufheben gegeben, mein Bissel Geld.' .Was nutzt mir' Geld! rief sie un. wir ich aus. Al er schon aufgepackt hatte: seinen schweren grauen Mantel, seinen Tor oister, sein Gewehr, sein Bajonett, als er schon feine Hand soldatisch grüßend an die Holzmütze legte, kam die Bäuerin ganz an ihn, schob ihn mit flacher Hand an die Wandbank zurück: .Setz' Dich noch ein bissel. Pankraz. Und als sie dort zwischen den zwei Fenstern nebeneinander saßen, fragte sie: ,Wa ist'S? Wenn Du jetzt ein Bauern gut hättest, thätest auch noch müssen ein, rücken zum Regiment? .Nachher nit, antwortete er. Sie wartete, ob er sonst auch noch etwas sagen würde, aber er sagte nichts. So fuhr sie fort: Was meinst denn zum Krongrafenhof? WaS meinst denn? .Ja, der thäl'S freilich! lachte er überlaut auf. Jetzt hatte sie ihn schon bei der Hand: .Pankraz, wenn Du mir Dein Geld willst geben zum Aufheben, fo kann ich Dir auch einem Hof geben. Und als Draufgab', wenn's Dir gut genug wär' Sie hielt ihm die rechte Hand hin. Anstatt daß er sich nun ihr zugekehrt hätte, wendete er sich noch mehr von ihr ab und murmelte zum Fenster hinaus: .So eine Draufgab'I die wollt' mir wohl keine Draufgab' sein. Die wollt' mir roohl die Hauptsach' sein. Nun sah sie eS auch, wie in seinem Gesichte jede Muskel zuckte. Da sprang sie auf und rief: .So wären wir auf gleich und Du ruck nit mehr ein ! Wart ein bissel. in fünf Minuten bin ich fertig, leg' nur mein Feiertagsgemand an. Wir geben zum Amtmann. Du bist Besitzer auf dem Krongrafenhof und verlangst Deinem Abschied. Auf Kommando zu gehorchen, daS ist der Soldat gewohnt. Aber so von Her. zen gern hatte er noch nie gehorcht, als diesmal. Der Amtmann war auf ein paar Tage in die Kreisstadt gereist, sein .Substi tut war ein willfähriger alter Mann, er machte die Schrift, schickte sie sofort ab und beglückwünschte das Paar, worauf er von der Bäuerin einen Silberzwanzi ger bekam. Dann gingen die ?mei gleich zum Pfarrer. Am nächken Sonntag, war da erste Aufgebot. Das ist ein an dere Aufgebot, als wenn die Landes söhne vor den Feind gerufen werden ! Um diese Zeit war auch die Steueranzelegen heit theilweise geschlichtet, so daß die zwei Croaten nicht mehr gefürchtet zu werden brauchten. Sobald vom Regi ment der Bescheid kommt, kann die Trau ung sein. Auch daS letzte Aufgebot war gemacht, keinerlei Einwand gegen die Heirath war vorhanden. Der Neid, den ein paar Bauernburschen der Gegend still in sich herumschleppten, kam als Glückwunsch heraus. Der Wirth .zum goldenen Reisen balte schon einen Ochsen, zwei Kälber und drei Schweine geschlachtet und der Schulmeister geigte und blies sich schon in neue Hochzeitswalzer ein. Da kam vom Regiment der Bescheid: Mit dem Abschied ist's nichts. Der Ge meine Pankraz Mittersteininger hat sich unverzüglich bei seinem Regiment zu stellen, widrigenfalls er als Deserteur behandelt wird! Da haben ir'ö. Der Soldat und die Bäuerin schauten sich anfangs eine Weile nur so an verblüffte, völlig dumme Gesichter machten sie. Anstatt daß die Bäuerin nun aber in ein Geheul aus' gebrochen wäre, kehrte sie das Resche hervor. .WaS sind das wieder für Ge schichten!' sagte sie. .Wenn einer Haus und Hof hat, so braucht er nit Soldat sein. Das ist Gesetz, sagt'S auch der oiotar. Was Gesetz ist, ist Gesetz, und meine sach' laß ich mir nit nehmen. Der goldene Greif soll einspannen, ge schwind soll er einspannen. Ich fahr' mit dem Pankraz in die Stadt zum Re giment. Das wollen wir doch einmal sehen. Am nächsten Tage fuhren sie in die Na ferne ein. Dem Pankraz wurde schier übel, als er wieder die mürfelnde kam mißlust roch zwischen den kahlen Mauern, Da sie nachher vor dem Hauptmann ftan den, war die Krongrafenhoferin aller. dingS wesentlich milder als daheim. In gar ergebener und treuherziger Weife that sie dar, daß der Gemeine Pankraz Mittersteininger Besitzer deS Bauerngu teS, genannt der Krongrafenhof, fei, daß er in der Wirthschafk ganz und gar un entbehrlich wäre und daß sie deshalb un terthänigst bitten müsse um seinen Ab. schied vom Militärdienst. Der Hauptmann zuckte die Achseln, Soldat wäre dieser Bauernkrüppel ohne hin keiner. Bauernkrüppel? Da hätte die Krongrafenhoferin dem Herrn Haupt mann bald was gesagt! Dachte aber: gut, wenn er ihm nit gefällt, mir gefällt er. Der Hauxtmann machte mit de? Hand einen Deuter: Da könne er nicht! machen! und schickte die zwei Leute zum Obersten. .Das ist schsn der richtige Weg vom Pontius zum PilatuS, bemerkte der Pankraz mit Unmuth. .Der Oberst wird uns zum General schicken und der General zum Kaiser. Und der Franz! wird ander reden. Der wird sagen: Ich misch' mich nit drein, wenn meine Armee den Gemeinen Mittersteininger halt nit g'rathen (entrathen) kann, fo soll sie ihn behalten. ! .Dem Kaiser sag' ich'! antwortete die Krongrafenhoferin. .Wa giebt er Gesetze? herau?, wenn sie nachher nit gelten! Dem sag' ich ,! Der Oberst, ein untersetzter Herr mit braunem Gesichte und einem schnee weißen Schnurrbärtlein drin, war gerade in guter Laune. Er hatte an diesem loge sein Töchlerlein verlobt. Er H8: also die Schmerzen de Paare geduld an, ja lud die junge Bäuerin sogar ein, fich niederzusetzen. Der Gemeine mußte freilich stehen bleiben. Und wa, war der Bescheid? Ein Bauerngut befreit den Rekruten, aber nicht den Soldaten. Wer einmal Soldat ist, der hat' zu bleib rn, bi, die Zeit au ist. Und für fo eine Antwort hat sie fich niedersetzen müssen? Wie von e,ner Tarantel gestochen, schnellte die Bäuerin empor! Doch der Oberst fügte bei, er volle einmal sehen, wa, fich in diesem Falle ausnahmsweise machen lasse und sie sollten am Nachmittage in seine Wohnung kommen. Der Pankraz war ganz erstaunt dar über, daß er nicht sofort zum Dienste beo-dert wurde und sein Mittagmahl noch mit der Bäuerin im Wirthshause einnehmen konnte. .Wenn sie' lieber bei der Rekrutirung gesehen hätten, daß ich ein schlechter Krüppel bin!' murmelte der Pankraz in die Suppenschale. .Geh', kränk' Dich nit.' versetzte die Bäuerin, .das ist der Fuchs, dem die Trauben zu sauer sind, weil er Dich nit mehr kriegt! Der Hauptmann ist ein Krüppel, der Hauplmann ist einer! .Ich bitt' Dich, fei still! beschwor er stk, .all' Zwei werden wir krummge schlössen, wenn'S aufkommt, was Du jetzt gesagt haft. .AIS krummgeschlossen bist Du noch gerader, wie der Hauptmann, daS sag' ich! eiferte die Bäuerin. .Und jetzt wol lcn wir einmal wag essen. AIS sie sich hernach wieder beim Obersten erfanden, nahm er den Pan. kraz vor: .Wie lange ist Er auf dem Hofe ge wesen? .Melde gehorsamst, zwei Wochen und einen Tag.' .Als Erekutions-Soldat? .Zu Befehl, Herr Oberst. .Und hat sich in die Bäuerin ver. liebt?' .Zu Befehl, Herr Oberst.' .Und will sie jetzt heirathen?' .Zu Befehl, Herr Oberst.' .Und auf dem Hofe sitzen bleiben?' .Bitt' unterihänigft Herr Oberst.' Der alte Offizier wandte sich an die Bäuerin: .Werdet Ihr von jetzt an die Steuern regelmäßig und zu rechter Zil zayienl- .Gott ja, wir wollen gewiß Alles fleißig und pünktlich zahlen Dann kann ich Euch nicht helfen. brummte der Oberst. Mit strenger Miene schritt er ein paarmal über den knarrende Fußboden aus und ab. .Uebrigenö', sagte er plötzlich und blieb stehen, .ich höre, daß die Krongrafen, hoferin noch immer einen steuerrückstand aus sich hat. Einen älteren, glaube ich Das habt Ihr mit dem Steueramt aus. zumachen. Ich sage Euch nur das!' Mit erhobener Stimme: Krongrafen hoferin! So lange Ihr die rückständige Steuer nicht ganz und gar bezahlt habt, kann ich Euch vom Erekutions.Iolbaten nicht befreien. Der Gemeine Mitter. steininger bleibt so lange auf dem Krön- grasenhos, bis j:be teuer beglichen ist Verstanden? Der Pankraz war begrisssstütziger als die Bäuerin. Sie stürzte nur so auf den Obersten hin, um ihm die Hand zu küffcn. Dieser schlug dem Pankraz die Hand aus die Ach el: .AI o mit Gott, Mit tersteininger! Halte Er sich brav. Es soll dafür gesorgt werden, daß Er nicht ausgewechselt wird durch einen anderen Mann. .Bitt' gehorsamst. Herr Oberst.' .Meinen Glückwunich. Adieu!' Die beiden sind nach Hause gefahren und haben qeheira'het. Weil die Krön grafenhoferin genau wie jeder andere Besitzer stets eine rückständige Steuer hatte, so ist sie von dem Erekutions Soldaten nie mehr befreit, sondern be lagert morden sieben Jahre lang Dann bekam der Mittersteininger seinen Abschied. Rost uns Host. Humoristische Berliner Skizze. Wovon er eigentlich lebte, wußte in ganz Berlin kein Mensch. Aber, da er immer nobel und elegant auttrat und nie einem Menschen mit der Miene eineö .schuldbewußten' PumpgemeS auswlch, so glaubte man überall, daß Herr Fntz Balkcnberger geheime Reoenuen und Hilfkquellen haben mußte. So war es auch; Balkenbieger gehörte zu den LebenSkünftlern ersten Ranges, d. h. zu den Leuten, die die chwere Kunst ver stehen, sich daS Leben möglichst bequem und billig einzurichten. Er kannte die wohlfe lsten Bezugsquellen für alle Bedürfnisse des gesellschaftlichen Lebens; was minder rsayrene dtrert mit chme. rem Gelde bezahlen mußten, verschaffte ec sich aus Umwegen für ein Duuceur. Balkenbieger war ein großer Busen, freund, Sommer und Winter sah man in seinem Knopfloch die Blume der Saison und mit der Versendung von Bouquets an befreundete Damen trieb er einen geradezu verschwenderischen LuruS. .Sie müssen ja ein Vermögen für Blumen ausgeben! sagten ihm manch mal seine Bekannten. Damit sagte er die Wahrheit, denn er hatte wirklich mit einem Händler ein Abkommen über seinen Blumenbeda:f ge, troffen. ES war allerdings kein Kunst, oder Handelsgartner, sondern ein Blumenjunge von der Friedrichstraße, mit dem Balkenbieger in so reger Ge schäftSoerlindung stand. Er hatte sich mit dem jugendlichen Händler dahin geeinigt, daß er ihm täg. Ich feinen Bedarf an Blumen und Slräuhchen lieferte, als Entgelt schenkte ihm Balkenbieger seine abgetragenen Anzüge. So war Beiden geholfen: Balkenlie, ger war der galanteste Kavalier in Ber lin W. und August Stibbeae der ele gantefte Blumenjunge auf der Friedrich, straße. Diese Tauschverhältniß hztte schon ein halbe Jahr gewährt, al Balken, bieger plötzlich mit erhöhten Ansorde rungen an seinen Geschäftsfreund heran trat. .Morgen muß ich einen großen Strauß Marechal Niel.Rosen haben!' erklärte er. al ihm der Bursche die übliche Knopflochs Garnitur überbrachte. ,Det könnte wohl fein!' versetz? Stibbecke verschwitzt. .Wie iS et aber mit der jroßcanirte, jelbe Hose, die ick immer schon kriejen sollte? .Wenn mir der Strauß gefällt, be. kommen Sie die Hose, obgleich sie noch viel zu gut sür Sie ist, versprach Bal. kenbieger. ,Na, wenn det man Ihr Ernst is?' meinte Stibbecke etwas mißtrauisch. Aber am folgenden Morgen traf der bestellte Strauß pünktlich ein und Bal, kenbieger sandte ihn sofort an Fräulein Röschen Birke, deren Vater als doxpel, ter Hausbesitzer in der Bülowstraße resi, dirte. Am Mittag aber zog er sich ein Paar spitze Lackstiefel über die Freier? süße und begab sich zu seinem Tchwieger papi in 8jje. Zu feinem Erstaunen empfing ihn der ehemalige Bierbrauer nicht mit der sonstigen Freundlichkeit und Gemüthlich, keit. .Sie schicken den Damen BouqnetS?' fragte er gravitätisch. .ES ist nicht daS erste Mal, daß Ich mir diese Freiheit Ihrer Tochter gegen, über gestatte!' vertheidigte sich Balken, bieger. .Allein Sie bringen darin kleine Bil letchen an!' .Ich? Billetchen? Ich weiß kein Wort davon!' .Das ist doch stark!' rief Herr Birke entrüstet. .Röschen komm' herein er leugnet noch!' Sichtlich verstimmt trat das doppelte HauSbesitzerstöchterlein in daS Zimmer. In der Hand hielt sie einen zusammen gefalteten Zettel. .Da sehen Sie, wollen Sie jetzt noch leugnen?' rief der Alte und hielt ihm das Papier vor das Gesicht. .Hier steht es schwarz auf weiß!' .Vergessen Sie nich die alte Hose, die Sie mir für das Büket versprochen ha bml Buchdruck in China. Ueber die Druckerei.Einrichtungen in China entnehmen mir der .Papier.Zei, tung folgende Mittheilungen: Vielfach wird in China noch dciS Holztafeldruck verfahren angewendet. Bei diesem wird das zu vervielsältigende Schriftstück mit dem Pinsel auf Papier ausgeführt, wo, rauf .man die Vorlage mit der Schrift nach unten auf die Holzplatte klebt. Die Platte ist auf beiden Seiten geglättet, damit sie zweimal benutzt werden kann. DaS Papier wird etwas angefeuchtet, wo, rauf man es, in der Weise wie Abziehiil der, vorsichtig ablöst, so daß nur die Schrift stehen bleibt. Sodann werden die freigebliebenen Stellen vom Holz, schneider vertieft. Der Druck erfolgt in der Art, wie zuweilen noch Prüfungö, abzüge hergestellt werden, d. h. mit der Bürste. Der Drucker schwärzt die Platte mit einer Farbbürste ein, legt den Druckbogen und zwei Blatt Maculatur aus und bewirkt den Abzug durch Klopfen und Reiben mit einer anderen Bürste. Das Papier wird bei diesem Verfahren stets nur einseitig bedruckt. Die Blätter werden schließlich derart zusammengebun den, daß die Ueberschrift hinten, der Schluß aber vorn steht. Daneben wird auch der Druck mit beweglichen Typen geübt. Diesen soll ein chinesischer Schmied, Namens Pi Shing, erfunden haben, welcher um das Jahr 100 n. Chr. gelebt hat. Die Typen Pi Shing's wurden aus Thon hergestellt. Der Satz erfolgte in einem eisernen Rah. men, die Befestigung der Typen durch einen Cement aus Wachs, Harz und Leim. Der Druck wurde ebenfalls mit der Bürste bewirkt. Gegenwärtig find fim Theil nach europäischem Verfahren hergestellte Typen auch in China in Ge, brauch. Die Anfertigung derselben ist wegen der erforderlichen großen Zahl umständlich und theuer. Wegen der Mannigfaltigkeit der Zeichen sind die Schriftkasten sehr groß und eS ist nicht leicht, sich in denselben zurechtzufinden. Für den Druck bedient man sich vielfach der Cylinder, und Tiegeldruckpresse,-. Die neuerdings entstandenen Lichtdruck, anstalten machen den Buchdruckereien em xsindlichen Wettbewerb. Die Anrven, dunz deS Lichtdrucks ist namentlich in Shanghai stark verbreitet. Eine Anstalt daselbst besitzt sieben groß Cameras, dreizehn Umdruckpressen und neun Stein drvckschnellpressen. Die chinesischen Kaufleute in Shanzhai bedienen sich mit Vorliebe der Lichtdruckanstalten zu ihren Lerriclsältigungen. DaS Lichtdruckver, fahren wird auch zur Herstellung neuer Ausgaben von alten werthoollen Holz, tafelwerken mit Erfolg angewendet. Zweifeldaftcr Rubesiand. fierr- 1?,IN kr Mann mill lich'sein Geschäft aufgeben? Frau: .Ja, er hat sich lange genug geplagt, und weil er gerade ein städtisches Äemtchen haben kann, so will eS jetzt zur Ruhe setzen und Nachtwächter werden!