willems BrautfaKrt. Eine cfiji au den stcirilchen f frjfn. müden Schalte ftnft sich Ur Abend nieder, frühzeitig. plötzlich fast, Tenn wie die Sonne hinler da grünen Berge versunken war, da flammte e nur noch zum letzten Mal von drüben auf, blendend hell mit scharfem, flüssigem Gold durch die webende T-Ümmerung gleitend, ein zerfließender Purxurmantel. Und hoch begannen die grauschmarzen Riesen in die Höhe zu wachsen, felsige Colosse, die wie feingeschnittene Sil hvuetien vom tiefblauen Himmel sich ob hoben. Selbst die klare, ruhige Luft schien ermattet u sein: kein Hauch be. weote sie und alllt träufelnd, liebkosend über den Spiegel de weiten Allausseer See: das VlStschern der Rder war Icbon längst verstummt. itn denliche Bild, begann beern dernd ein fremder Städter, der auf der Terrasse des SeehotelS stand und zu fnmmenhöjtelnd in einen weiten scholll sie Plaid sich einwickelte. wund bar, wiederholte er, wie in Gedanken versunken, als wollte sein Auge daS an,e berrliche Panorama in sich auf! sauaen. Er wandte sich um und blickte zum Loser empor, der drohend und starr aus verschwommenem umergrunve sicy emvorbob. ein kabler Felsen inmitten einer Wenden Masse. Die nackten Kan ten schienen zu erzittern, denn Werber langten noch die schiesen ivtrahlenvünvel der versinkinden Sonne sie spielte da in zaubtrfüfzen Tonen, als wenn Ru, bine bluligroth scheinen neben grünlichen, leidenden Topasen. Ganz leicht nun, schleie, flüchtig zog ein feiner, glitzernder Nebel empor, iDunst noq Vpiun gewebe, in daö sich einzelne Pfeile der Tagverlünderin verfangen hatten, ohne entgleiten zu rönnen. , Der fremde Städter sprach kein Wort mehr. Er fühlte es, hter rönne man 1 nur stumm, mit der Seele bewundern ....wortlos, begeistert. Als wenn in aemaltiaer Sprache die Natur ihr kost ucbiies Lied singe? ihr heiligste. Er blickte um sich. Da stand neben ihm ein Bauer aus dem Thale. ein alter, zerlumpter Geselle, schlecht raflrt, mit müden, herabhängenden Müllen m, faltigen, oelvarmten Ge tcyl. Er hielt den breiten Strohhut in den . gefalteten Händen; seine Augen waren ' starr auf den Schnee gerichtet, während die welken, blutlosen Lippen sich zuckend zu bewegen schienen, als wenn der Alte bete. Unwillkürlich entblößte auch der Städter sein Haupt, vernahm er ii auch das helle, klingende Glöckletn des nahen KirchlburmS langge,ogene Töne, die von den Bergen zurück echoten klagend, in leisem Beben erstrebend. Der Alte hatte den Mitbeter bemerkt. VergeltS Gott, begann er leise, betenS mit mir um a arme Seel'. Der Städter deutete auf die See. Ja, ja fuhr der Alte fort, hter war's. Inmitten des Sees. Wir haben'S hier vom Ufer genau sehen können, ohne irgendwie helfen zu können. ES wär' ja ohnehin zu spät g'aest. Mem Einzi, ger! Ihr Sohn ist hier verunglückt? Verunglückt? Wann's so haben wol len, ah recht! VergeltS Gott, daß mit, bet' hab'n. Der Alte wandte sich um und schlürfte langsamen, schweren Schrit teS davon. Auch der 'Städter verließ seinen Be gbachtungSpunkt; eS war ohnehin schon empfindlich kühl geworden. Alle Gäste waren bereits auf der gedeckten Veranda, wo die Lichter flackerten und die gefrack ten Kellner geschäftig umherschoffen. dorthin wandte er sich. Er fand bald eben einigen Altausseern Honoratioren Platz, die hier ihre Pfeife rauchten und das braungelbe Bier tranken. Ein gottvoll schöner Abend, begann der Städter, seinen großkarrirten Regen mantel und den Plaid einem herbeigeeil ten Kellner übergebend, dieser tiefe Friede.... Diese trügerische Ruhe, lachte der Salinenarzt, Sie wissen ja, stille Wasser sind tief. Da gilt dem See? Gewiß. Da konnten ihm die Wellen so manche Geschichten erzählen.... O, da werden Sie ja wissen, wer die ser alte Bauer war, der neben mir ge standen und gebetet hat. . . . Der Arme! Dem ist ein große Unglück widerfahren. ES ist zwar nur eine alte Geschichte. Mit neuer Pointe? Auch daS nicht. Eine einfache, alte Geschichte. Na. ich will sie Ihnen er. zählen. Wir sitzen hier so gemüthlich. Die Gäste schoben zusammen, der Städter macht es sich bequem, trank vorher eine Schluck von seinem Bier, rauchte sich eine lange Havannah an und der Arzt begann: Vor Jahren noch, ich war erst hierher gekommen, war dieser Alte noch einer der angesehensten, reichsten Bauern von Alt auffee. Er hatte eine sehr hübsche Be sitzung, eine Alm, auf der etwa 40 Kühe weideten, ein recht niedliches, freund: liches Haus, war mit einem Worte einer der Bestbeneideten. Sein Unglück war nur, daß ihm fein Weib viel zu früh ge ftorben war und er sich feinem Einzigen, dem Willem, keinen rechten Rath zu fchaf, fen wußte. Wie es eben in solchen Kreis fen öfters vorzukommen pflegt, hätte der Willem weit über feinen Kreis hinaus sollen, etwa ein g'studirter Mann ein hochwürdiger Herr Pfarrer gar werden. Aber zum Studken war der Einzige vom reichsten Almbauer viel zu wenig aufge, legt. Ihm behagte eS viel besser und lieber, den ganzen lieben Tag in Nichts thun zu verbringen, deS Alten Geld zu verprassen und hinter jeder Schürze da herzulaufen ,er durfte es jr thun, der Slmbauer hatte in der Stadt genug Geld auf der Bank liege. Wie lange so etwa geht, können Sie sich ja leicht denken; bald hatte der Almbcuer nichl all eine Hpgihek aus seiner Besitzung, und Willem kinnte nichl als zum Militär gehen, um drei Jahre Vfnve zu putze. Diese Soldaten, ahre scheinen ihn gebelse-t zu haben. Denn wie er all Urlauber, al Dragoner korxoral nach Haus kam, da ließ er sich reqr gut an, und iqo verlpraco man sich, es werde leiden bald gelingen, da Snw:sen wieder in die Höhe, schuldenfrei legen. Mit doppeltem Elfer warf sich der Alt auf dieArbit;'Willem stand nicht nach. Da einmal Verpfusch aber, das o viele leichtsinnige Jahre langsam, stetig heruntergebracht, auf einmal wieder emporrichten, geht auch nicht. Mittlerweile begann man auch im Dorfe schon davon zu reden, Willem werde bald das Kreuzbaucrn Annerl hei rathen, die säuberst Dirn im ganzen Umkreis. Er war um dieses Mädchen zu beneiden. Ich sehe sie noch deutlich oor mir; rerngerave, wie eine lunge, frische Tanne, erblühend im ron gkm Leben. Ein runde S, volles Gesicht mit in Haar blauen, lachenden Augen. juS denen eine ganze Seele voll froher schatrhafligkett, lugendllchen Ueber Muths blickte. Immer hell and klar. frohgemuth, wie ein süßer Frühling in unseren Bergen, da hoch oben die (Itjcla men erblühen, in den konnendurcbstrabl, ten Himmel zu gucken. Schon um die ser Augen willen mußte sich Willem in sie veüieden. Der kleine Mund war voll, üppig, wie die rundlichen, ein wenig aufgeworfenen, kußsüchttgen Lip pen. Und in runden, wzrm weichen Linien war die halberblühle Büste ge zeichnet eine Knospe noch, die deS wärmenden SonnenkusseS wartet, um in aßen Schauern dustig zu erblühen. Wann wird Hochzeit gemacht? frug ich mal Willem, da ich ihn grade in der Schmiede traf, wo er seine Pensen schiel fen wollt. Er lachte mir mit vollem Munde ent gegen, glückstrahlend oor Freude. Hm! er kraute sich hinter den blon den, struppigen Haaren i beuch, big t von der nächsten Waffenubung ham kum! DaS war also eine ausgemachte That fache, daß wir im Orte recht bald eine solenne Hochzeit feiern würden. Ich freute mich darauf, denn die Ver schwägerung mit dem Kreuzbauer sollte kem Almbauer endlich die Möglichkeit bieten, die letzten kleinen Schulden aam zu tilgen, sollte ihn wieder, wie man es tu sagen pflegt, auf die rechten Füße stellen. Vorher hatte noch Willem seine Was fenübungen durchzumachen. Er hätte sich von derselben auch befreien können, aber er zog e vor, lieber jetzt als Lediger einzurücken und dafür dann mehrere Jahre frei zu sein, denn später als jung oerhetrtheter Mann, da feme Adwesen heit in der Wirthschaft sich stark fühlbar gemacht hätte. Am 1. Juli rückte er ab, am 16. sollte er schon zurück sein. Für den Teufel sind aber auch fünfzehn Tage Zeit genug, wenn er Unheil stiften will. Und olch in Unheil erschien in der Person eines Sommergastes, eines jungen Farit aus Wien, eines lang emporgeschossenen, blassen, verlebten Gesellen mit blau um ränderten Augen. Eine wahrhaft schlot lerige Gestalt, die bloß m einem letztmo dernen Anzüge stak, den, weiß Gott welcher englische Schneider componirt. Am dritten Tage nach seiner Ankunft sah man schon das Bürfchlein unter die Sauern sich mengen, den Dirnen nach. stellen, sie mit Geschenken überhäufen mit einem Worte, den flotten Geist spie len. Auch ließ er sich des Sonntags über den See nach der Seewiefe rudern, wo unsere Burschen' und Mädel beim Tanzen und Singen sich jauchzend ein Gütliches thun. Hier spielte er sich auf den gnädi, gen Herrn hinaus, beschenkte die Must kanten, tractirie die Burschen und kniff die Mädel in die Wangen. Kaum wurde er aber hier AnnerlS ansichtig, WillemS Braut, da ließ er die übrigen im Stich, machte sich nur an diese, und wußte bald ihren Bruder, mit dem sie hinausgekommen war, derart zu be choatzen und zu verau chen, da er sich um seine Schwester nicht mehr küm merte. Der Fremd wich nicht mehr von ihrer Seite. Was seine Geschenke nicht er mochten, feine Schwüre, seine Ver prechirngen, das reichte des Bmdere Zureden, der ganz in des Herrn Ge walt stand. Wiuem bat leine Braut mehr! Gleich bei setner uructtunst erfuhr er eS aus dem Munde seines Vaters. Der herbe Schlag traf den men Burschen tief, bis in die Seele, bis in Mark. Er brach nur fo zusammen, kraftlos, energielos, aU hätte ein wuch tiger, betäubender Keulenschlag ihn nu dergedonnert. .Verrathen! schrie er auf, zähneknirschend, zornbebend; es hätte nicht viel gefehlt, und er rothe fei nem Vater davongelaufen, den Grafen, sie und ihren Vater zu zermahlen. . Mit schwerer Mühe konnte ihn der Alte ein wenig beruhigen. Er lag auf einen Knieen vor dem zermalmten Sohn und beschwor ihn, sich zu sammeln. Sie ist deiner nicht werth; wag willst du von einer, die höh,r hinaus will? Willem, du weißt eS, - der Bauer soll nit über sein Stand hinauswollen .... DaS wirkte. Willem warf sich zurück in einen öden, dunklen Winkel der Stube und brütete trostlos vor sich hin. Er wußte, daß fein Leben ollen Halt ver loren, es hatte keinen Werth mehr. Ihn erfüllte jetzt nur ein wahnwitzig glühen des Verlangen nach Rache, ein unseliger urst na Rache erstickte tits anoere Gefühl in ihm. WaS soll ihm die welle, flöne. aroke Welt, wenn min daraus mit rohen, brutalen Händen seine Zu kunft gerissen, seine Hoffnungen mit Küken treten, benlos. Aber er wird sich räche, fürchterlich räche daß man in Lussee vom Willem sich och er lählea wird. Offenbar hatte daS armselige Bursch lein WlllemS Ankunft erfahr und un ter sich den Boden heiß erden gefühlt, er war plötzlich verschwunden, An nerl in ihrer Noth und ihrem Elend feige zurücklassend. Da trat jetzt Willem oor! AIS sei gar nicht! geschehen, kam er zur Annerl, seiner Braut, als wußte aar nicht. maS vorgefallen, brachte ihr feine Geschenke auS der Stadt, lau derte und lacht mit ihr, so sehr ihm da Herz aucd schwer sein und fo viel Mühe und Anftrenzung es ihm auch kosten mochte, seinen fürchterlichen Zorn m verbergen. Annerl ahnte gar nicht äe war lustig und guter Dinge , die kurzsichtige, falsche Dirn, die es doch sonst häll bemerken müssen, daß Willem an lbrem linken Mitteinnger emen ytau tenrinz sah. Warum fragte er sie nicht, ober sie ihn habe? Der erste Sonntag seit Willem Rück kehr war einer der schönsten Sommer- tage, die ich ,e hier verlebt. Ich werde ihn in meinem Leben nicht vergessen. Das ganze All strahlte nur in Licht und Wärme, über alles lag gebreitet ein schimmerndes Meer. In der süßen, lauenLu't strich ein harzr. ger Duft auS den Tannenwäldern, da zwischen den Geruch der Linden, deS Was, serS...., nichts als bezaubernder, wogender Glanz und wieder und wieder Licht. Auf dem See herrscht rege? Leben. Die Boote schössen nach allen Richtungen herum, meister.S zur Seewiese hm, wo wieder Muftr und Tanz war. Da Ufer voller Leute; Bauern, geputzte Burschen und Mädel, auch Sommergäste aus fernen Städten. Am Nachmittag erschien Willem mit seiner Braut. Er stak merkwürdiger weise in seiner MlIltärErtrallnlform, und man muß es ihm lassen, er sah als Dragoner-Coporal vom vierten Regiment sehr fesch und gut auS. Nur schien er mir sehr bleich und aufgeregt. Annerl dagegen war sehr aufgeräumt, lustig und uvermulytg wie immer. Wohin gehtS? fragte ich, da mir 2311, lern gar nicht gefiel. Zur wiese, rres er hinüber. Un sere letzte Brautfahrt, denn bald wird Hochzeit gemacht. Seine Worte beruhig ten mich, denn die Stimme klang klar und ruhig. Letzte Brautfahrt, wiederholten mecha r,isch meine Lippen. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er mit starkem Arm in den See hinauSrudert ust in die Mitte. DaS Boot schießt pfeilarade hin. . . ., die Braut deutet mit den Armen in die Luft umher, offenbar streiten st, sie winkt nach der Seewiese, aver retner von uns am User denkt an irgend übles. Di meisten übrigen Boote tnd welter drüben, das nächste braucht immerhin einige Minuten, um ihn zu erreichen. Plötzlich hebt Willem ein Ru, der in die Höhe, daß Wasser rieselt daran nieder wie zerfließendes Gold, und wir sehen, wie er eS mit Wucht weithin von sich schleudert. Schon schießen zwei lllen zu ihm bin. Doch zu spät.. sie sind ihm noch gut zwanzig Meter weit, da erhebt sich Willem, seine Ge stall zeichnet sich scharf vom grünen, dun len Hintergrunde ab, er wird von der Sonne beschienen, wahrhaft eine lichtum flossene Gestalt Annerl beugt sich vor, streckt flehend, in höchster Angst. - die Händ vor sich hin und schon fällt ein Schuß. Donnernd und krachend tönt das Echo von den Bergen zehnfach zurück, und schon fällt der zweite Schuß Willem dreht sich plötzlich um und sinkt über den Rand des Bootes in den See, daß eS umkippt. Er und Ännerl sind in den Tiefen versunken .... Am Ufer stand fein alter Vater und sah händeringend, in die Knie zusammen gebrochen, den Selbstmord mit an. Wir trugen ihn mit schwerer Mühe fort er wollte seinem Sohne folgen. Er ver siel gleich darauf in in döseS Fieber, doch gelang eS mir, ihn zu retten. Heute lebt er von der Gnade der Gemeinde. warum er kein Geld wollte Eine Autographen Eduard Geschichte. Lantz. Von Es war wenige Monate vor dem Tode deS großen Mimen. Alle die Verehrer und Freunde Talma's bangten um fein Leben; nur er wußte nicht, wie kritisch es um ihn stand. Wenn r auf den Brettern stand, die für ihn in des Worte verwegenster Bedeutung di Welt bedeu teten, dann suhlte er sich froh, gesund, glücklich! Er spielte mit einem hin reißenden Feuer. Seine Leistungen waren vielleicht nie fo großartig, so ab. gerundet, wie in der letzten Zeit seine Lebens. Wenn er auftrat, dann war das Auditorium hingerissen, um bei feinem Abgange dann jedesmal um so schmerzlicher an das nahe bevorstehende Ende des Künstlers erinnert zu werden. Der Schneider Talma's hate von diesem sechs auf die Theaterkasse lautende Quittungen erhalten, und schickte sich gerade an, das Geld dasür zu erheben, als die Thür zu feiner Wohnung aufging und ein Engländer mit Namen Lord Smith Clarke in's Zimmer trat. .Sie Habens begann dieser, .mehrere von Talma eigenhändig ausgeschriebene Anweisungen in Händen.- .So ist e.' .Ich bin bereit, Ihnen in gutes Auf, geld dafür zu geben, wenn Sie mir die Schriftstücke überlassen. Der Schneider wurde stutzig: Wenn der Engländer ihm schon jetzt, bei Leb zeiten Talma', einen solchen Verdienst bot, was mußten di Quittungen erst naCf dessen Tode werth fein; und sich höflich verbeugend, schlug er eS ab, das Angebot zu accepliren. Er wollte sein Kapital dadurch vergrößern, daß er m dem Verkauf der Papiere noch einige Zeit wartet. Aber, er hatte di Rechnung ohne Talma gemacht. Wenige Tage nach dieser eaebenbeit tdeilte deNen Sekretä ihm mit, daß sechs Quittungen wunder, barer Weis nicht ingelöft seien. Der Künstle? sah in seinen Bücher nach wem er die Anweisungen gegeben hall und beaustragt seine ekretar, zu dem Lchnelder zu gehen. Bald hatte dieser seinen Auftrag aus geführt und den Schneider aufgefordert, sein ihm zukommendes Geld bei der Theaterkasse zu erheben. Doch dieser fand sich durchaus nicht bereit. .Sehen sie antwortete der Schneider, .mir ist oor einigen Tagen in sehr guter Prosit sür die von Herrn Talma eigenhändig ausgeschriebenen Anweisungen geboten morden. Dieser Umstand hat mich jedoch veranlaßt, die Papiere so lange auszube. wahren, big nach Herrn Talma S Tode Ich würde Ihnen rächen, ebenso zu ver fahren: denn unzmeifelhaft sind Sie im Besitz verschiedener Gegenstände von der Hand deS großen Meisters, die nach dessen Tode einen nicht zu unterschätzenden Werth haben werden. Der Sekretär war von diesen Worten in hohem Grade unangenehm berührt. Nicht allein, daß man in so herzloser Weise auf den Tod seines Herrn speku lirte, hatte man noch den Muth, ihm ein ebensolches Thun anzuralhen. und sich kühl verbeugend, verließ er das Lokal. ' Am Nachmittag desselben TageS unter hielt sich Talma mit seinem Sekretär über die verschiedensten Dinge, bis er plötzlich nach der Erledigung der Angele genhett mit dem ischnetder fragte. , O, entgeanete der Sekretär scheinbar leichthin, .die Sache ist allerdings nicht erledigt, aber ich glaube trotzdem, daß Sie mit der Sachlage, wie sie jetzt ist, einverstanden sein werden. .Da bin ich neugierig; bitte, erzählen Eie." Der Schneider entgegnete mir auf mein Aufforderung, sein Geld etnzu kasstren, daß er dieses nicht thun werde, da das Geld, welches er von der Theater kasse auf eine Anweisung des großen Talma bekommen werd, sich durchaus nicht von anderem ' Geld unterscheide, dagegen die Schriftstücke von der Hand dieses Mannes sich ohne alle Frage sehr vorthellhast unterscheiden. Deßhalb werde er dieselben auch für sich und seine Angehörigen aufbewahren. Wayrenv vieler zvcittyeilunq war Talma unruhig im Zimmer auf und abgegangen: .Schreiben Sie dem Schnei der, bitte, daß mich seine Pietät sehr ehrt, dag ich ihn aber trotzdem bitten muß, seine Forderung an mich dadurch aufzuheben, daß er den Betrag dafür er hebt. Ich wünsche ihm durchaus Nichts chulvlg zu bleiben. Man ist so gern bereit, die Schauspie- ler, und zwar nicht mit Unrecht, schlechte Zahler zu nennen. Leider sind so viele meiner Kollegen eben nicht in der Lage. ihren Verpflichtungen nachzukommen; da cy aver nun ta ea:u m tande bin, so mochte ich unter alle Unutanden. daß meine Anmet ungen eingelöst werden. Am anderen Tage war der Schneider Mi Besitz eines BiitseS von der Hand des TekretarS, dessen Inhalt stcy mit den An gaben Talmas deckte. Zwei, drei Tage verstrichen, ohne daß eine Antwort erfolgte. Endlich schrieb Talma dem Schneider selbst inen Brief. Aber der Erfolg war gleich. ES kam keine Antwort. Ein zweiter Brief Tal mas hatte dasselbe Schicksal. Ganz nervös geworden, eilte der Kunst ler zu dem Gläubiger, der fo hartnäckig die Annahme des ihm zukommenden Geldes verweigerte, aber der Schneider ließ sich verleugnen. Empört über diese Behandlung eilte Talma nach Hause, wo er dem Schnei der einen Lrief schrieb, worin er energisch um Abnahme des Geldes auf orderte. Als der sonderbare Kauz den Brief er hielt, flog ein zufriedenes Lächeln über sein Gesicht: .Ah, jetzt habe ich den drit ten Brief; wenn eS mir nun gelingt, noch einig Schreiben zu erhalten, dann kann ich die Anweisungen auf Herrn Talma ruhig einlösen, da es mir dann möglich ist, seine Briefe statt der Ouit tungen zu verkaufen. Hiermit fetzte er sich hm und schrieb seinem Schuldner, daß er ihm noch erlauben möge, dessen Anweisungen uneingelöst für sich und seine Familie, wie er bereits den Sekre tär gebe en habe, aufzubewahren. W der schlaue Schneider vsrausge sehen, erhielt er hierauf einen Brief, worin lhm seine Bitte rundweg abge schlagen wurde. Im Gegentheil: Talma ordert ihn enera. ch aus, itch endlich das Geld auszahlen zu lassen. Aber dieser Gläubiger war ausdauernd in der Verweigerung der Annahme deS hm zukommenden Geldes. Noch zwei mal ließ r sich auffordern, endlich sein Geld zu erheben; nur der Umstand, daß das letzt Schreiben Talma's die Er klärung enthielt, ihn auf gerichtlichem Wege zur Annahme deS Geldes zu zmin aen, veranlaßte ihn. dem Spiel ein End zu machen, um der vielfachen Nufforde rung nachzukommen. ES waren ewige Wochen verstrlchev. nachdem der hartnäckige Schneider sein Geld erhalten hstte, da ging die Nach- tcht durch die Blatter, da talma schwer krank sei. Jetzt hielt der Schneider die Zeit für gekommen, dem Engländer, welcher ihm cmer Zeit das Angtvot sur oie von Talma's Hand ausgefertigten Schrift stück gemacht hatte, von seinem Besitz ter sechs eigenhändigen Briefe de Künstlers Kenntniß zu geben, und mit diesen in der lasche begab er sich zu dem Lord. Er traf ihn gerade zum Ausgehen bereit, Doch auf die Mittheilung, um was eS sich handele, wurde er sofort zum Da bleiben eingeladen. ,WaS verlangen Sie für die Brief sragi ver rorv. ,zq oill Vik, mir ein Angebot zu machen. .Ich gebe Ihnen für diese sechs Briefe itchssunveri grancs. Der Schneider schüttelte verneinend den Kopf. .Nein, Mvlord, dafür gebe ich die Briefe nicht fort. Bedenken Sie. die Schriftstücke sind au der jüngsten Zeit; und viele dürften bei der Krankheit deS Meisters nicht ein ähiillcheö Datum tra gen. Der Engländer bot noch 200 Francs, Aber der Schneider, wohl wissend, daß cr einen Schatz im Besitze habe, ließ sich . . r t i . e w mr . ' aus oie es je aiaj: nicht ein Und wieder waren einige Wochen ver uricoen. iuie arancoxye, v,e man so ränge gesurcyiel yalie. war eingetreten. Talma, der große herrliche Mime, war gestorben, und tiefe ausrichtige Trauer yaire seine ereyrer ersak. In banger Erwartung saß unser Schneider in seiner Werkstatt und spähte die 'Straße hinunter. ES war dumm von ihm gewesen, bis Gebot von 800 FrcS. seiner Zeit nicht angenommen xu naven. 5va nayce nq ver rord seinem Hause und aufalhmend begab sich der Meister von Nadel und Scheere an die Aroeir. Gleich darauf öffnete sich die Tbür und herein trat der Engländer, der dem scheinbar emsig arbeitenden Schneider plötzlicy mit der Frage gegenüber stand Wollen mir die Briefe für 1100 grcs. überla en ? Ja oder Nein V Und .Ja" kam S aus des Schneiders Munve. Still vergnügt legte der Schneider. nachdem der Lord gegangen war, daZ leicht verdiente Geld fort. Dann macht er sich auf den Weg. um sich zu Talmas Sekretär zu begeben. .Mein Herr " begann er. bei diesem angelangt; ,tch bin bereit, em gutes Ge chaft mit Ihnen zu machen. Ueber, lassen Sie mir sämmtliche entbehrlichen chrntstücke von der nand des verstor denen Talma, und ich gebe Ihnen ISO Srcs. oasur." Doch er war an den Falschen gekom, men. , Kaum hatte er ausgesprochen, als der Sekretär, empört über so viele Taktlosigkeit, aussprang, den Schneider an dem Kragen packte, und zur Thüre ymauswars. Schade sagte der Schneider, .sich den Rücken reibend, .der Engländer hätte noch mehr genommen. Tienstbotc iu Brasilien. In Folge der Aufhebung der Skla vere tn Brastlien herrscht dort Mangel an Dienstboten. Dieselben sind daher im istanbe, ihre Bedingungen zu stellen, ehe sie eine Stellung annehmen. Nicht ein Prozent der männlichen und weib lichen Dienstboten will im Haus der Herrschaft schlafen. Sie bestehen dar auf. das Haus des Abends spätestens um 7 llyr zu verlassen, und kehren am näch sten Morgen nicht vor 7 oder S Uhr zu rück. Eine Köchin findet es nicht ange messen, daß ihre Herrschaft ihr Dinner pater als S Uhr einnehme, sodaß sie die Küche in Ordnung bringen und rechtzei tig nach Hause gehen kann. Widersetzen sich die Herrschaften diesem Gebahren, o verlassen die Dienstboten sie sofort. Eine gesetzliche Bestimmung, die zum Bleiben zu zwingen, giebt es in Brasilien nicht. Ein Dienstmädchen erhält durch chnittlich 2 bis 3 Pfd. Sterl. monatlich, owie Zehrung. Diese Dienstboten sind alle Mulatten und fast alle befreite Sklaven. Trotzdem sie keine Engel sind. werden sie doch den weißen Dienern vor gezogen, die in Brasilien noch viel schlim mer sind. Einige italienische und deutsche Kolonisten befinden sich daselbst im Dienste; sie sind jedoch unabhängiger als die Schwarzen. Ein Grund für den Mangel an Dienstboten ist der Umstand, daß seit Kurzem Fabriken in großer An zahl enichtt worden sind, in denen bessere Löhne bezahlt werden und in denen die Arbeitsstunden kürzer sind als tn dem Haushalt. Etwa vom Pfau. Ueber diesen Schmuckoogel sind zum Theil ganz falsche Ansichten verbreitet. Fragt man irgend Jemand, was am Pfau das Schönste sei, so antwortet die er unfehlbar: .dessen Schweif'. Die Dichter huldigen bekanntlich derselben Anschauung. Was wir aber den Schweif deS Pfaues nennen, ist nicht der Schwanz. fondcrn die Federn, die wir zusammen als Pfauenfchweif bezeichnen; sie sind nur vom Rücken ausgehende sogenannte Schwanz-Deckfcdern, wie man solche, nur weit kleiner, bei jedem Vogel wiederfin det. Die wirklichen Schwanzfedern des Pfaues sind kurz und stark, und wenn der Vogel dies aufrichtet, nehmen sie die chanen Decksedern nur mecyamscy mit. SchneMg? des Tchwalbenflugö. Eine Schwalbe, die ihr Nest in der Nachbarschaft von Rubair halte, wurde gefangen, nach Paris gebracht und dort in Freiheit gesetzt. Vvsork reyrie sie, und zwar binnen y2 Stunde, nach hrem Neste zurück, und hatt damit di Entfernung von 161 englischen Meilen (Lusllinie) zurückgelegt, o. y. sie burct). ilte in einer cmuke oie irecre von ?ö Meter oder die englische Meile in noch nicht ganz 34 Sekunden. Die Schwalbe bewegte sich also um doS Dop pelle schneller als unsere Schnellzüge. Unangenehm. UnioersitZtprofe'ssor: .Meine Herren, ich bitte einige Minute um Ihre Nach sicht. Ich habe mein Manuskript zu Hause gelassen, aber mein kleiner Sohn wird e mir sogleich bringen! Der kleine Sohn (eintretend): .Mama konnte da Schriftstück nicht sinden; da, für schickt sie aber da Buch, au, dem Du' abgeschrieben haft!' Line neue clhakze. Rittmeister (einen ihm befreundeten Maler in der Kunstausstellung be grüßend): .Habe vorhin Ihr neues Bild gesehen! Wirklich großartige Leistung sind gewissermaßen zu einem Kameraden von mir avancirt! Maler: .Wieso? Rittmeister: ,Na, meine: Colorit meiste?!' Der f'rvenü. . , Hast Du gelesen, Elsa, wie sich hat ausgezeichnet unser Moritz in der Resi denz? Gezogen hat 'r an' armen Dienst boten heraus aus ter Donaul' .Phül War nir Feineres d'rinn?!' vorsichtig. Privatier (bei ter Abreise in'S Bad, zu seinen tret Töchtern): .Pauline, Du thust mir jeden Tag den Vogel füttern, Du, Rosa, erinnerst die Pauline daran, und Hermine sicht nach, ob der Vogel ae füttert ist!' u 5xlhbuben-LiteIkeit. Staa!Sanwalt(tei'mResume):,..Die Schlauheit, ich möchte fast sagen Jntelli genz, mit welcher der Einbruch, . ' Angeklagter (unterbrechend): .Sie. nicht wahr, das kommt doch hoffentlich in die Zeitung?' Ein Zeitkind. (Fritz liest eifrig in dem Buche: Krone deS häuslichen Glücks. Eine Anleitung zur guten Erziehung der Kin, der bis zum 3. Lebensjahre.') Mutter: .Ja. wie kommst denn Du dazu, in diesem Buch zu lesen?' rmqen: .Meldt Du. Mama, cb hab' nur sehen wollen, ob ich bis jetzt von Euch richtig erzogen worden bin!' Grob. Gast: .Herr Wirth. Ich habe .bnen doch ausdrücklich gesagt, Sie sollen mir ein mageres Schwei.nerneS bringen, und das da ist trotzdem ganz fett I ' Wirlki: .Wenn's bnen nicbt reckt st. brauchen Sie's ja nicht zu essen aber Sie können nicht verlangen, daß ich Ihretwegen meine SSu nach Marienbad sch ','!' ver umgekehrte Heine. In einer Gesellschaft wird über einen mosernen Dichter gesprochen, der kick durch lange sentimentale Gedichte hervor gethan. .Ich möchte ihn', bemerkt ein Kritiker, .den umgekehrten Hein nennen r .Wieso?' .Nun: aus seinen klonen Schmer, zen macht er die großin Lieder!' protzig. Collecteur: ...Und dann möchte ich noch um einen kleinen Beitrag für das neu zu erbauende Waisenhaus bitten!' Er: .Belaure. dafür gebe cd k e i. nn Pfennig!' Sie (.heimlich zu ihrem Manne : .Was red'st De? Unsereins kann doch höchstens geben keine Doppel tone!" ver falsche Wolf. Hänschen hat in der Schule vom Wolf gehört und erhält zu Hause, als er von der Mama noch mehr darüber wissen wollte, den entsprechenden Band des ConversationslerikonS zur Lektüre. Run', fragt sie nach längerer eit. da er noch immer lieft, .bist Du denn noch nicht fertig?' .Nein', sagt HanS, .ich bin erst da, wo er Gymnasialdirektor wird!' kzerzenswunsch. In der Volksschule ist der Nachmittag wegen großer Hitze freigegeben worden, dagegen haben die jungen Lateiner Unter, richt wie sonst. .Wetscht' sagt einer von ihnen auf dem Schulweg. ,mer soll ten halt au' an' dicke Direktor habe, der ordentli' schwitzt' thät' na' wär'S annerfch!' Motivirt. .Ader Lili, vor einer Stund hast Du doch erst den Brief von Eduard bekom men, und nun beantwortest Du ihn fcho wieder! Warum eilt denn das immer aar so sehr?' O, Emma, Du weißt eben nicht, wie leidenschaftlich er mich liebt! Er erschießt sich ja immer gleich, wenn ich ihm nicht sofort antworte!' Lelbftzwang. Süffel: .Aber hör' 'mal. Spund, gestern bist Du nun auch beim Löwen mirth hinausgeworfen worden! Du in Deinen hohen Semestern solltest doch nun endlich solider werden!' Spund: .O, das ist Alles nur Poli. tik von mir! Ich mache mich jctzt nach und nach in sämmtlichen Kneipen unmög lich. und dann sollst Du sehen, wag für ein feines Eramen ich nächstes Semester leiste!' Echter latsch. Erste Gevatterin: .Glauben Sie die schreckliche Geschichte, die man sich von Fräulein Schwarz erzählt?' Zweite Gevatterin: .Ganz entschie den!.... Was erzählt man denn von ihr?!'