Die Sdniircrftkjd. mt i:-: an ioii:vtH. $Mt H, W . I t (. Sie ist modern m Deutschland, die Schusterkugel, und weil die Mode sich ihrer angenommen Hai und sie hervor geholt hat out der einfachen Werkstatt bei fleißigen Meisters, ist sie in die schönen, eleganten Schaufenster g,an derl und von da in die Behausung der eleganten Welt, und manche hochmoderne, stilvolle" Zimmereinrichtung ist berei ch.'rt mordin durch da kunstvoll bemalte Eremplar einer Schusterkugel, Anstatt auf die Arbeit deZ SchuhmacheimelsterS un feiner Gesellen zu schauen, trügt sie jetzt einzelne Stiele kostbarer Blumen und sieh! in ein lauschige Gemach, viel leicht einer schönen grau, die, ebenso lau nig wie ihr weißer Papagei, im Schau, keistuhl liegt und ihn,, Liebling mit Zucklistiichen füttert, In solche Raume kam die Schuster kilgel zuerst, al man sie nur in den SchauseiN'tein üppiger Blumenläden und In den Magazinen für Künstler" HZngen sah. Dann wanderte sie weiter in die Paxierlllden, ja selbst in die Stickerei geschSfte, von wo sie, mit allen erdenk lichen Beizieruigcn versehen, durch ihre größere Billigkeit auch in die Wohnungen der weniger Bemittelten Zutritt fand. Was ist da aus ihr geworden! Mit Netzen aus Gold und bunter Seide hat man sie behSkell, mit Abziehbildern be klebt oder gar mit Oblaten; wenn auch die oeischöncrnde Hand deS Künstlers fehlte, maS thut's, eS muh doch eine Schusterkugel gekauft werden. Ver schmun?en das Bild des reinen Tropfen, von Spiegelung der Sonne keine Spur, ein geschmackloses, häßliches Stück der Mode, das eben da sein muß, weil es die Mode so will, ist aus der Schusterkugel geworden, und die arme, verunstaltete würde gerne wieder zurückgehen in die bescheidene Werkstatt und ihr stilles Leuchtamt weiter versehen, ungeschmückt und unbeachtet, weil sie sich selbst nicht mehr gefällt. So viele hundert Menschen in der großen Stadt haben nun eine Schuster kugel, eine schöne oder häßliche, gleich viel, und wohl Keiner davon hat einmal daran gedacht, von wo die Modestück eigentlich so plötzlich hergekommen ist, wo und durch wen der Gedanke einer bemalten Schusterkugel entstanden ist. Auch der junge, elegante Herr mildem wohlgepstegten, blonden BSrtchen und den feinen Glacehandschuhen dachte nicht daran, daß er in einem große Blumen geschäft eine Schusterkugel aussuchte, um sie als Vielliebchen zu verschenken. Die junge Dame im Laden zeigte ihm eine, daraus war eine Wasserrose ge malt: Nein, Fräulein sagte er ab weisend; diese nicht; eine Wasserrose I Das ist ja eine Todtenblume." Die Schusterkugel wurde weggenommen und in S Schaufenster gehängt, und der junge Mann bestellte eine andere mit Hecken rofenzmeigen. Draußin war es Winter und bitter fall: der Schnee knirschte unter der. Füßen der Menschen und die klare Winter sonne spiegelte sich in der Schusterkugel, aus der die schöne, weiße Wasserrose ge, malt war; sie sah aus, wie ein flimmern der Stern, so rein und edel geformt, und der Llumenverkäuser hatte eine Wasserrose in di? Kugel hineingesetzt, die ihr bleiches Blumenhaupt wie thrä nenfchmer auf ihre gemalte Schwester niederbeugte. DaZ war die erste Schusterkugel, die genialt worden und in den Handel gekommen war. Viele Menschen blieben stehen und sahen das neue Schaustück an, das so künstlerisch schön geschmückt war, und mancherlei Bemerkungen wurden laut, beifällige und mißfällige, aber eine ganze Anzahl Schusterkugel wurde nachbestellt an die sem ersten Tage von einer Menge Min schen, die sich stolz und gehoben fühlten, eine .Neuheit" gleich zuerst erworben zu haben; das war der Vorgang, durch den die Schusterkugel modern wurde, und den ein Paar große dunkle Augen in einem blaffen, ernsten Mädchengesicht mit sie bernder Spannung beobachteten, an jenem kalte Winternachmittag. Die junge Tame war sehr einfach, in tiefe Schwarz gekleidet, augenscheinlich in Trauer, und ging schon seit langer Zeit vor dem Blumenladen auf und ab, mit ängstlicher Spannung all den Be merkungen lauschend, die von den Vor übergehenden über die Schusterkugel ge macht wurden. Da trat wieder eine Dame an den Laden heran; sie war noch jung und hatte ein liebeZ. freundliches Gesicht, da von der Kälte frisch und rosig aussah; sie trug einen kostbaren Pelz, der wohl daraus Ichließen ließ, daß sie reich sein müsse. Lange stand sie vor dem Schaufensicr und sah dai ftim mernde GlaS an mit den schönen, leuch tend weißm Blüthen; die Andere war neben sie getreten und sah die unoerholene Freude an dem kleinen Kunstwerk in ihren Augen leuchten, als die Fremde sich plötzlich zu ihr wendete: Wie schön," sagst sie, .Sehen Sie nur, diese herrliche Blume, dai hat eine Künftlcrhand gemalt," So, gefällt Ihnen die Schusterkugel?' fragte die Andere leise. .Ich finde sie ganz entzückend durch die köstliche Malerei; die Blätter scheu nen wie au weißem Sammet, und der Tropfen darauf sieht aul, al müsse er bei der ersten Berührung herabrollen; sie hat etwa melancholische, diese Blume, und der Wassertropfen erinnert mich an Thränen." ,Er ist auch eine Thräne," war die leise Entgegnung. .Ich habe du Blume gemalt, au 3 Verzweiflung." Sie haben sie gemalt? Ach, kommen Sie mit mir ein Stückchen Wege und erzählen sie mir, wie Sie dazu gekom- men sind, vielleicht kann ich Ihnen nütz, lich sein, ein solches Talent dars nicht verkümmern." Und so warm und herzlich war der Blick der schönen Augen,-s freundlich die Stimme, daß das blasse Mädchen mit; ging und erzählte, Ich bin neuniehn ahre alt und die Tochter eines Offiziers; mein Vater war ein blühender Mann in der vollen Kraft feiner schönsten Jahre; er wollte mein Maltalent ausbilden lassen, aber schon nach dem ersten Jahre meiner tuknen machte ein Herzschlag seinem Leben plötzlich ein t?nde. Ich blieb zurück mit meiner Mutter, die immer schwach und kränklich gewesen war, und die jetzt ganz elend darnieder lag; Ler mögen halten wir nicht, nur meiner Mutter klein Pension, ich mußte meine Studien aufgeben, und mit dem, was ich erlernt hatte, versuch,, Geld zu ermer den. E war das recht schwer sür ein stebenzehnjährige, schüchternes Mädchen; meine Arbeiten fanden keine Käufer, sie waren ja noch nicht künstlerisch vollendete Endlich beschäftigte ich mich mit dem Ausmalen von Photographien, was mir auch einiges einbrachte, aber es reichte doch nicht. Wir verkauften fast unsere ganze Wirthschaft und bezogen eine ganz kleine Wohnung, aber die Krankheit der Mutler kostete Geld, und die wenigen hundert Thaler, die wir noch besaßen, schwanden erschreckend schnell dahin, die ewige Angst und Sorge ließen die Mutler nicht genesen und ein böfeS, immer wieder kehrendes Fieber raffte sie langsam dahin. Ich konnte nicht h.l'en; ich malte und malte in zitternder Hast halbe Nächte lang, aber die Bilder kamen aus der Mode und mein Verdienst hörte auf. Jetzt vor einigen Tagen starb meine Mutter; ich mußte das Begräbniß be zahlen und hathe nichts mehr für die fällige Miethe. Mein Wirih kündigte mir an, ich müsse in vier Wochen die Wohnung räumen, wenn ich nicht zahlte. Wovon sollte ich zahlen? Da, in der größten Noth, sah ich, als ich durch die Straßen irrte, Erwerb zu suchen, eine Schusterkugel; ich kaufte sie für wenige Pfennige und trug sie nach HauS, und dort, am Sarge meiner Muller, malte ich die Wasserrose auf dem einzigen Kranz, den ich der Todten hatte geben können, malle sie aus Verzweiflung. Ich wußte keinen Ausweg mehr, all' mein Muth war zu Ende und ich dachte nur an das Wasser, immer nur an das Wasser; es flimmerte in der Glaskugel vor mir, der Gedanke an das Wasser war meine letzte Hilfe; es konnte ja so schrecklich nicht sem, und weiße Rosen blühten ja darauf; mich fesselte nichts mehr am Le den, eS würde mich Niemand beweinen, nur vor der Sünde des eigenmächtigen Tode graule mein Herz, und so wagte ich den letzten Versuch in der letzten großen Noth. Man hat mir die Schu sterkugel abgenommen: ein paar Mark haben sie mir dafür gegeben und das Versprechen, ich solle zu demselben Preis alle malen, die bestellt werden würden; und e sind heute schon viele bestellt wor den," setzte sie mit einem Seuszer der Erleichterung hinzu. Die Erzählerin schmiea. und die Andere reichte ihr stumm die Hand, während Thränen in ihren Augen glänzten. Ver- litten (&ie nicht las vertrauen aus Gottes helfende Liebe," sagte sie endlich. Was ich vermag, Ihnen nützlich zusein, ioll geschehen." Einige Wochen darauf war in einem großen, vornehmen Hause de westlichen Stadtviertels ein große, helles Zimmer zu einem Atelier eingerichtet worden. Dicke Teppiche bedeckten den Boden und kostbare Bilder schmückten die Wände, und vor dem hohen Fenster dehnte sich der Thiergarten aus, aus dessen beschnei ten Bäumen die Wintersonnt herrlich flimmerte. Else Ramin hatte die arme Malerin Magdalene Werner ulcht aus den Augen verloren. Sie hatte, als sie an jenem Nachmit tag nach Haufe kam, ihrer Mutter die Geschichte von der Entstehung der Schu sterkugel erzählt, und die alte Dame mit dem schlichten, grauen Scheitel und den klugen, liebevollen Augen war tief be wegt davon; auch Elfe' Bruder Hans, ein junger Offizier hatte der Erzählung zugehört, dann war er hingegangen und hatte die Schusterkugel mit der Wasser rose gekauft. Dann hatten sie gemeinsam beraihen, wie dem Mädchen zu helfen sei, und Else hatte vor allen Dingen be schlössen, zuerst zu ihr hinzugehen, um sie dann zu ihrer Mutter zu bringen, daß sie einen gemeinsamen Plan für ihre Zukunft machen könnten. Da halten sie denn erfahren, daß Magdalene eigentlich Portraitmalerin sei, und Else und ihre Mutter hatte beschlossen, sich von ihr malen zu lassen. Nun Tat Magdalene Werner schon seit einer Woche jeden Tag zu den Sitzungen in das HauS der Na min', und das waren dann schöne Stun- den in dem stillen Gemach. Else wurde zuertt gemalt, sie laß tn einem hochlehni- gen Sessel, das seine Köpfchen dem Lichte zugewendet. Frau Ramin saß am Fen fter mit einer Handarbeit, und der eifrig Malenden gegenüber faß Hau, der hübsche, schlanke Mann mit dem vollen dunklen Haar, und la den Damen mit wohltöninder Stimme etwa vor. Wenn dann die Sitzungen beendet waren, ließ Else Magdalene so bald nicht fort, son dein sie mußte noch bleiben und plaudern; denn gur bald hatten die Drei ihren reichen ?eift und ihr tiefe Gemüth er konnt und sie unwillkürlich lieb ge vonnen. So wurden die Bilder fertig, und Magdalene dachte mit heimlicher Trauer daran, daß nun die schöne Zeit de Beisammenfein, jene stille Nachmit tagsftunden mit ihrem Frieden bald vor, bei fein sollten. Die Bilder waren angenommen wor den für die Ausstellung, Mügtalenen i Name dadurch au dem Dunkel hervor- gezogen worden, und manch neuer Auf, trag knüpfte sich nun an diesen ersten, gelungenen Versuch. Ein Jahr war vergangen und Magda linen lachte das Glück, dai ihr so lange neidisch den Rücken gewendet hatte: sie malte jetzt wieder im Hause der Frau Ramin, und diesmal las Elfe vor dabei, d.'nn HanS war es jetzt, dessen liebe Züge Magdalene uf die Leinwand bannte. Und als das Bild fertig war, da bat er sie, es für sich zu behalten, und den großen Jungen, den es darstellte, dazu zu nehmen, dessen Herz sie nun doch ein mal schon lange vorher hinweggenommen habe. Da wanderte denn an ihre Hand der flimmernde Goldreif, der sie dem ge liebten Manne sür immer verband, und als sie an jenem Abend mit dankerfülltem Herzen in ihr Zimmer trat, fand sie darin die Schustirkugel, die sie zuerst gemalt hatte. Heute blühten Rosen darin ein Gruß von ihm. Das war die erste Schusterkugel; ge malt in den Stunden der Verzweiflung hatte sie ihr das Glück gebracht. Seltsame iigunz, Erzählung i)0i! ! h e o. Harte n. ES war im Monat- Mai deS JahreS 1886, als eine Dame, welche den Winter in Eairs verlebt hatte, eines AbmdS a,n protestantischen Kirchhos dieser Stadt vorsuhr und den arabischen Wächter deS selben hcrbeivinkte, damit er ibr helfe, die mitgebrachten Kränze und Blumen an die Gräber zu tragen für die sie be stimmt waren. Frau von S, wollte am andern Morgen über Suez nach Europa zurückkehren und dieS war ihr Abschieds besuch an der Stätte des Friedens. Ei glühender Khamstn-Wind hatte die letzten Tage über die egvptische Me tropole hingeweht und Menschen wie Thieren rings umher das Leben erschwert, nun aber hatte sich die Lust wieder ge klärt und vom Nil strich eine frische Brise herüber. Bei ihrem Ganz durch die Gräber Reihen beging Frau von S. einen Irr Ihum und befand sich plötzlich in einer aanz verkehrten Richtung, und zwar vor einem Grabmonument von BIut-GraniI,1 dessen eigenartige chonhett ihr ausftel. Die Inschrift sagte ihr, daß dort ein junger englischer Lieutenant liege, der vor länger als einem Jahre seinen im Sadan-Kriege erhsltenen Wunden erle gen war, und daß an diesem Tage sein Geburtstag sei. Im 23. Jahre ein Opfer de Krieges geworden ganz wie mein unvergeßlicher Richard" sagte sich Frau v. S. und als sie dann an das Grab ihres Sohnes dachte, das all' die langen Jahre hindurch er war bei Graoelotte gefallen! nie ohne reichen Blumenschmuck geblieben, da jam merte sie der einsame Schläfer, dem selbst an seinem Geburtstag keine noch so geringe Spende der Liede zu Theil ge worden war. Machmund", fragte sie den herantre tenden Wärter, ist dieses Grab immer ohne Blumen gewesen?" Ja, Madame!" erwiderte der Mann ohne Besinnen. ES war ein sehr großes Begräbniß, schöner, als es sonst für einen so jungen Offizier ist, (sie sag, ten, er wäre der Bravste im Gefecht ge- wesen) , auch hat ihm das Regiment dies schöne Denkmal setzen lassen aber Niemand ist je gekommen, der hier ge betet oder geweint und Blumen ge bracht hätte.:" Schnell entschlossen, legte nun Frau , S. alles Mitgebrachte auf den polirten Granit nieder und ordnete es in so ge schmackooller Weise, daß das Ganze schließlich einen überraschend schönen An blick darbot. Die gütige Geberin zog alsdann ihr Notizbuch aus der Tasche und entwarf in Eile eine kleine Skizze des Grabmals, die sie später auszusühren sich vornahm. ' Sie ging dann freilich mit leeren Hän den zu den beiden Gräbern, von denen Abschied zu nehmen sie gekommen war, doch bedeutete sie Machmund, einen pflichtgetreuen und intelligenten Mann, daß sie am salzenden Morjen andere Blumen schicken werde, die er dann zu ordnen habe, wie sie selbst eS sonst gethan. Mit einem reichlichen Trinkgeld an ihn, da ihr seine liebevolle Fürsorge sür den ihn anvertrauten Friedhof stets Wohlgefallen hatte verließ dann Frau von S. jene Stätte der Trauer, um sich nach der Stadt zurück zu begeben. Etwa 30 Stunden später stand sie am Quai von Suez, des KüstendamxferS wartend, der sie an Bord des HydasxeS" geleiten sollte, welcher in majestätischer Ruhe aus dem blinkenden Wasserspiegel der Bai lag und mit seinen Wimpeln und Flaggen einen reizenden Kontrast zu dem blendenden Weiß der steil aufstei genden arabischen Berge und zu dem leuchtenden Dunkelblau von Himmel, l Zustund Wasser bildete, ein wunderbar effektvolles, ganz eigenartiges Land- schaftsbild! Der Dampfer hatte viele von Indien i kommende Passagiere, die sich nach eng i lischer Art sehr zurückhaltend gegen Fremde hielten. Eine unge Engländerin in Trauer, deren innere Sorge deutlich i den oft durch Thränen verdunkelten Augen zu lesen war, erschien Frau , S. äußerst sympathisch, doch hatte man be reit, den Kanal durchsegelt und Port Said, sowie Damiette weil überschritten, ohn daß noch ei Wort zwischen de beiden Damen gewechselt worden wäre. Miß Angelina schien eben fest entschlos sen, ausschließlich ihrem Kummer leben und sich Niemand anschließen zu wollen. Ei war gegen Sonnenuntergang und der westliche Horizont fing an, sich i purpurne Lohen zu hüllen. Frau von S. saß mit einem Buche in ter Hant aus dem Verdeck, doch schweiften ihre Augen und Gedanken unaushörlich von der er wählten Lektüre ab und richlste sich auf die seitmärl sitzende Miß Angelina, die schroermüthig bald aus einige Phologra? phien in ihren Händen, bald auf das ferne egvptische Gestade hinüberblickte, ES war bereits zum ersten Mate gc läutet worden, so daß sämmtliche Passa giere verschwunden waren, um sich zum Diner anzukleiden; aber die junge Eng länderin schien die Glocke nicht beachtet zu haben, und sonderbar genug konnte sich eben jetzt Frau von S. von ihrem Anblick nicht lolmachen. Da feine, blasse Gesicht, von einer Fülle goldblonden HaareS umrahm!, war im Refler der himmlischen Gluthen wie mit rosigem Schimmer Übergossen und hob sich in vortheilhaftester Weise von dem Tiefschwarz des Trauer-GswandeS ab. Durch die augenblickliche Siille ertönte in diesem Moment von der Kom mando - Brücke herab der laute Ruf: Linie von Kairo!" Miß Angelina neigte sich nach vorn, bedeckte ihr Gesicht mit den Händen und begann bitterlich zu weinen, Sie mochte sich ganz allein wähnen, und grau von S, wollte sich leife zurückziehen, um nicht indiskret zu erscheinen. Als sie bereits ausgestanden war, fiel ihr Blick aus eine größere Photographie, die durch de Fräuleins plötzliche Bewegung zu Boden gefallen war und in äußerster Gefahr stand, ins Meer hinabzugleiten. Ohne zu zögern, bückte sich Frau v. S. und hob sie auf, um sie unbemerkt an einen sicheren Ort hinzulegen. Wer bischreibt ihr Erstaunen, als sie da Bild jenes Grabes vor sich sah, welches sie vor eini gen Tagen mit so liebevoller Sorgfalt bekränzt hatte, und dessen damals ftüch tig entworfene Umrisse sie mittlerweile in ihr Skizzenbuch übertragen und sauber ausgeführt hatte die Inschrift, der reiche Blumenschmuck, alles war deutlich zu sehen! Sie ging schnell in ihre Kajüte hinunter und holte das Buch, denn ihr verlangte nach sosortiger Lösung des Räthsels, Als sie zu rückzekehrt war, trat sie an die Fremde heran: Weinen sie nicht so herzbrechend, eS mag auch Trost für Ihren Kummer geben!" sagte sie mit sanfter Mah nung im Ton, indem sie sich zu Miß Angelina'S thränenüberströmtem Antlitz niederbeugte. Mein Bruder, mein armer, einsamer Bruder dort ! " flüsterte die Ageredete mit neu hervorbrechendem Schmerz und fuhr dann fort: Vor drei Tagen war sein Geburtstag und ich war ihm so nahe, aber ach, konnte nicht meines Her- zens Dränge folgen und zu ihm eilen, um ein Gebet an seinem Grabe zu sprechen und es mit Blumen zu schmücken! Aber vielleicht haben Andere es ge Ihan?" Wer würde denn das für ein ganz fremdes Grab thun? Meinem Bruder lebt dort kein Freund oder Bekannter ! Selbst sein Regiment hat seit Monaten schon Karr; verlassen I grau von S. legte statt jeder Ant wort dem Fräulein die Photographie und die Zeichnung vor und als Miß Angelina nicht gleich in der Sache sah, erzählte sie ihr, wie sich Alles zugetragen harte. Man kann sich vorstellen, welchen Ein druck diese Mittheilung aus die junge Engländerin machte. Sie fühlte sich von dieser Stunde an für'S Leben mit Frau v. S. in Freundschaft und Dank barkeit verbunden und war während der nachfolgenden zwölf Reisetage unablässig an ihrer Seite zu sehen. Miß Angelina war durch ein Tele gramm von Bombay weg an das Kran kenlager ihrer Mutter gerufen worden, Ihr Aufenthalt in Indien, wo sie zwei Jahre zur Pflege ihrer erkrankten Schwester verweilt hatte, war dadurch um mehrere Monate abgekürzt; auch war es ihr dann unmöglich geworden, auf der Durchreise das Grab des einzigen Bru, der zu besuchen, um dessen Verlust sie noch wie am ersten Tage trauerte. Frau von S,, die im Besitze eines großen Vermögens und gänzlich Herrin ihrer Zeit war, begleitete ihren Schütz ling nach London, wo Beiden jedoch eine sehr trübe Zeit bevorstand, da Angelina'S Mutter bereits zwei Tage vor ihrer Ankunft entschlafen war. Die arme Waise stand nun gänzlich vereinsamt da fall sie nicht etwa nach Indien zurück wollte, waS für ihre Gefundheil sehr wenig ralhsam schien. Wieder legte sich ihre ältere Freundin in'S Mittel, indem sie sie bewog, das alte Herrenhaus an der Rieder-Elbe als ihr NeueS und immerwährende Heim zu betrachten. Es war nicht allzuweit von ihrer Geburlsstadt entfernt; auch ver sprach ihr Frau von S., daß sie alljähr lich ein bis jajei Monate mit ihr in Lon don verleben würde. Die Nachtigallen sangen in dem Strauchwerk des Fried hoseS, als Angelina von dem Grabhügel der Mutter mit dem bangen Seufzer Abschied nahm: Ach, daß doch Geralli neben ihr ruhen könnte; Beide liegen einsam und so weit von einander getrennt," Frau v. S. wollte eine schnelle Bemerkung machen, besann sich jedoch und wandte sich mit bedeutungs vollem Lächeln zu- Seite. Da Leben auf dem einzeln gelegenen Rittergut in Holstein übte einen sehr wohllhätigen Einfluß auf Angelina, deren Wangen sich in der frischen Land luft bald mit den Rosen der Gesundheit bedeckten. An deutscher Sprache und deutscher Lrbensgeashnheit hatte sie von jeher großen Gefallen gesunden; sie be gann daher, al die Zeit der herbsten Trauer vorüber war, sich in der neuen Umgebung unendlich wohl zu fühlen. In ihrer gütigen Pflegerin sah sie sei: lange schon eine zweue Murter, schwerer rzard es ihr aber, deren Shn Ferdinand al einen Bruder zu betrcchien. doch wurde er ihr ein Freund und allmähl'g viel mehr, wenn sie.iZ sich auch nicht zu gestehen wagte. Als fast li Monate fei, der Abreise der grau , S, aus Eguplen veiflossen waren, bat dieselbe ihren Schützling, sich zur Reise nach London vorzrde reiten, Ei war am Vorabend v,?n ihre? Bru: derS GeburtSIaa, al das junge Mär chen die gewaltigen Dimensionen ihrer Heimathstadt vor ihre Ihränenumftorlen Augen auftauchen sah. Nun sich Ange, lina tem Grabe ihrer Mutter nahe mußte und der Bedentur g de kommenden Ta, geS gedachte, Sffneie sich die alten Wun den. Dennoch wünschte sie sogleich nach dem Kirchhos zu eilen, ward aber hieran zu ihrem großen Befremden durch Frau o, S. verhindert, welche vorgab, mit ihrem Sohne eine Menge geschäftlicher Besuche machen zu müssen, während mel cher Angelina einsam zurückblieb. Ein ausnahmsweise schöner Mailag zog am anderen Morgen über der nebele gewohnten Riesenstadt herauf und blauer Himmel, Sonnenschein und Blüthenduft, sowie heiterer Vogelgcsang verliehe selbst dem Kirchhof ein friedliches, fast freudiges Gepräge. Angeline, bemerkte schon von Weitem die herrliche Aus schmückunz des Grabes ihrer Mutter. Doch, was war denn da neben dcinsel- den? Es s?h ja sast aus wie Angelina überschattete ihre Augen, aber das sonderbare Etwa schien kein Traum, bild zu sein! Da eilte sie mit einem Aus' rus freudigen Schreckens, ihrer Begleiler vergessend, vorwärts, und diese sanden sie am Grabe Geralds, daß sie mit ihren Armen inbrünstig umschlossen hielt, auf den Knieen lieg,. Da Zuviel der traung-schöii! Freude beraubte sie ge, räume Zeit aller Worte! Zwischen dcn beiden blüthenbedeckten Gräbern stand eine weilästiae Tdiäiien weide und an ihrem Stamme lehnten mit dem Gefühl innerster Genugthuung Fer, dinand und seine Mutter. Sie hatten weder Kosten noch Mühe gescheut, als ei sich um die nur schwierig zu bewerkstel ligende Uebersührung des GraleZ von Kairo nach London gehandelt hatte! Aber Angelinas überströmende Dankbarkeit war ihnen nun ein reicher Lohn sür das Liebeswerk, Die Liebe thut Wun der!" rief Angelina wiederholt, als sie endlich zu sprechen vermochte. Minde sienS, liebes Kind", erwiderte Frau von S., ist es ihr schönes Vorrecht, das zu finden, waS ihrer bedarf! Sie ist wie ein Magnet, der das Trauernde und Klagende mit unwiderstehlicher Gewalt an ftch zieht!" Aber dieser Geburtstag des todten Bruders sollte noch eine besondere Weihe erhalten, denn zwischen den beiden Grä, bern sproßte nun eine liebliche Glücks blume hervor, urplötzlich und unvorher gesehen. Niemand wußte zu sagen, wie eS gekommen! Ais Angelina Ferdinand die Hand zum Danke gereicht hatte, da war in ihren sprechenden Augen ein un erklärliches Etwas gewesen, das den jun gen Mann zu einer leisen, bedeuiunqs vollen Frage übermächtig! hingerissen hatte. Und als dann die Hände Ange, lina nd Ferdinands sich fester in einan der schlössen und Frau von S. merkte, daß es fo für's ganze Leben der Beiden gemeint war, trat sie leise hinzu und zog die Glücklichen an ihr sreudig bewegtes Mutterherz, Von Blitzschlägen. Blitzschläge haben auch in diesem Sommer mannigsachen Schaden ange richtet, und deshalb wollen wir uns ein mal mit dem Einschlagen der Blitze in Folgendem beschäftigen. In den meisten Fällen fährt der Blitz von Wolke zu Wolke; zieht indeß die elektrische Wolke so tief, daß die Gegenstände an der Erd oberfläche in ihre Schlagweite kommen, so entladet sie sich dahin und man sagt dann: der Blitz hat eingeschlagen. Dar aus e, klärt es sich von selbst, daß alle Körper, welche sich weit über die Ebene erheben, dem Blitzschlage vorzugsweise ausgesetzt sind. Nicht immer jedoch schlägt der Blitz nach unten, sondern manchmal auS der Wolke nach oben. So hat man aus hohen Bergen beobachtet, wie aus Gewitterwolke?, welche unter dem Gipfel schweben, Blitze sich nach oben schIS?,geIten. Am liebsten folgt der Blitz den Metallen, nächiidem den seuch ten Körpern, daher zieht er feuchten Bo den bei weitem trockenem vor, und wenn er manchmal in anscheinend trockenen Boden einschlägt, so wird man unter der trockenen Oberschicht meistens wasser sührende Schichtn finden, die ihn sörm lich angelockt haben. Die Leitung, fähigkeit der Gegenstände spielt eine große Rolle bei dem Einschlagen des BlitzeS. Gebäude mit vielen Metall theilen werten mehr heimgesucht alS solche ohne dieselben; Baulichkeiten mit weicher Dachung sind wegen der größeren Feuchtigkeit in derselben dem Blitze mehr ausgesetzt, als solche mit harter; auS gleichem Grunde schlägt er gern in Bäume ein; aus seuchtem, wassersühren dem Boden stehende Gebäude find dem Blitze mehr zugänglich als die auf tiocke nem Boten sich erhebenden Körper, AuS den Statistiken ergiebt sich ferner ein für die Großstädter tröstender Gedanke: Man hat nämlich gefunden, daß im All gemeinen die Blitzgefahr um so geringer wird, je mehr Häuser zusammenliegen. So sind in Bayern die ländliche Ge bäude drppelt so gesährdet al die nldti, schen; nach der preußischen Brandstatistik beträgt sogar der Antheil der durch Blitzschlag verursachten Brände an der Gesammtheit der Biände bei städtischen Gebäuden .1A bei ländlichen 7., Pro zent: ;a in Berlin kommen nur 0,2 Pro. ient aller Brände au' Bl:''. den ländlichen Or!!cha':en rörartencurgs aber !,1 P:ent. SaS die B'.itzschläze an SPäarr.tn anbetn!, so find die be, zZzl'.je Seoichtuvzen. Miü'.rch über die Häufigkeit der Biitzschläge an einzelne Baumartei, sehr inleiissant. Schon die alten Deutsche,, hielte die Buche gegen den Blitz gefeit, sahe da, gegen in der Eiche den Sitz des Don ergottiS. lind die Statistiken bestäti gen die auS lausendjährigen Eifahruiige heroorgegiingenen Anschauungen, AI ein Baum, der besonders geeignet ist, den Blitz zu leiten, muß die indische Eoco?palie gelten. Auch in anderen Ländirn hat man Erhebungen über Blitzschläge und Blitzgefahr oorgenom rnen und dabei lurch sorgfältige Beob achiungen und Aufzeichnungen gefun, den, daß die Blitzschläge in Deutschland sich leider in beängstigender Weise meh- ,Humor im türkischen tcueramt. DaS britische Handelsamt hat soeben eine Warnung an britische Kaufleute erlassen, die ach der Türkei Waare ausführe, ES geh' daraus heivor, daß das türkische Steueianrl feine Ad Neigung gegen ausländische Importe unter 3 Klassen bringt; politische, medi zinische ud erplofloe. Das bekannte englische Wkik l!li:ulx'' Kncyvclo paedia" gehört zur ersten Rubrik und wurde sosort kor,siszirt. Eine Trommel hatte dasselbe Schicksal, Der Leser dürste mit Erstaunen fragen, zu welche der obigen drei Kategorie die Trommel gehöre. Dem Musik-Liebhaber, der dieses Instrument einführen wollte und der einen armenischen Namen hatte, wurde von den Behörden gesagt, da Trommeln Instrumente mililärischer Natur und daher linnölhig sür Civilisten seien. Ein Gesuiidheitsjpazierstock (V) wuide ebenfalls confiseirt. ES wurde erklärt, daß der Stock sür Leute von sitzender Lebensgewohnheit sei half Alle nicht, er wurdc für gejährlich be trachtet. Der Phonograph war den türkischen Beamten ein Räthsel er wurde als ein Jnstrunient oeidächliger Ziatur bezeichnet und natürlicherweise demgemäß behandelt. usrichtigkett. Bei Gelegenheil eines Besuches, den ler greise Voltaire während seines letzten Ausenthalles in Pari (1778) der ge feierten Schauspielerin Sophie Arnould abstattete, bemerkte er im Laufe des Ge sprächö: Ich bin jetzt vierundachtzig Jahre alt, Madame, und habe vierund achtzig Dummheiten begangen." Nicht der Rede werth," gab die Ac trice zurück, ich zähle erst oierundvierzig Jahre und hab schon mehr als tausend auf dem Gewissen," Lm Unicin. Sehen Sie", erzähl! der berühmte Schriftsteller Müller, als ich von New Jork nach Ehieago fuhr, bestürmte mich auf jeder Station, wo der Zug hielt, eine große Schaar von Leuten um ein Autogramm. In einer Station aber war die Ansammlung eine solch' riesige, daß wir weit außerhalb de Bahnhöfe hallen mußten. Sofort stürmte eine Menge von Menschen näher aber dies mal merkwürdiger Weise nicht aus mein Coupe, sondern auf den letzten Wagen los. Es war nämlich, wie man mir auf Nachfrage berichtete, von der letzten Station her telegraphisch mitgetheilt worden, daß in diesem Wagen ein Herr sei, der noch nie etwas von mir denken Sie, von mir gelesen habe! Nun wollte Alle sein Auto gramm als allergrößte Seltenheit!" pessimistisch. Du, Laura, so einen gewandten Ver lheidiger, wie Dein Bräutigam ist, möchte ich nicht zum Manne haben!" Ach, geh' doch!" Nun, pass' nur auf der d i v u tirt sich einmal Dir gegen über aus Allem heraus!" Nette A llKsicht. Braut, nach einer hesligen Scene mit ihrem Bräutigam: So, jetzt wird erst recht geheirathet!" Kurze Kritik. Director einer Aetienbrauerci: Na, Herr Malzler, Sie sind doch Bayer, a halten Sie von unserem selbügebrauten Münchener?" Malzler: Naß is's, kalt iz'S, braun iS'S aa aber kein Bier iS'S net!" Bcscheioene öittc. Sie: O, Karl, wie großartig ist doch die See! Ich höre das Rauschen, Brausen und Toden bei Ozeani unge, mein gern!" Er: Auch ich, liebe Martha! Drum sei 'mal sünf Minuten still, damit ich auch wa hören kann!" Das ändert die ?,iche, Anna: Aber Ellv. Du hattest doch, ehe Tu Dich mit Deinem Bräutigam verlobtest, recht schlecht von ihm ae sprachen!" Ellq: Ja, wie konnte ich denn da mal schon wissen, daß er sich mit mir wirklich verloben würde!" Macht der Tbränen, Den Stoff zum neuen Kleid hätt' ich! Nun muß ich mir blos noch den Besatz und dann den Macherlohn zusammen weinen! 5in Ocmfer. Lieutenant: AuS was besteht da PuloeiV Rekrut: AS Salpeter, Schwe'el und Kchle." Lieutenant: .Ws hat denn die Kchle für einen 4a. I f Re'iu:: .iaiiit fc:$ Pulrer in rrar,e garl, stiegt."