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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Aug. 17, 1893)
Seine ItotManisfahrt. Humoreske von vSnto. i'itlöot. Dir Buchhändler Thoma Meißner, der eist seil einem Jahr ein selbstflän, digei GeschZst in den, Sittichen Sprem, berg etoblirt hitle, war ein leidenschajl-. liier Nordlandladrer. Er war zwar noch nie m Leben weiter al bis nach Leipzig zur Buchhändler. messe und nach Magdevurg vei stiegen heit einer großen Vieh'AaSstelliing ge, komm:, aber er Halle da SJorblonbä siebet. Sein Freund und getreuer Pqlade, der minie llknnachcr Franz Wepps, mußte ein Liedchen dazon zu singen, und für ihn hatte die Sehnsucht ich den Bieitcqraden der Mitternachtssonne etmaS Erhabenes, obgleich er sie nicht theilte, Ez war ja eine kaiserliche Pa sion und es gehöile Schneid, wie eine ge mifie kiiiine Genialität dazu, an immer- währenden Heimweh nach dem rauhen Norden, der voch im Allgemeinen tut ge möhnlichk Stttbliche wenig Änzieh'.ndeS Kalte, ui niii'en. Besonders wenn man noch als Lohn eines Güsters in piem!g geboren war. Franz WeppZ, der schmächtig gebaut und sehr kurzsichtig war, strengte sich oer geblich an, em Veiständniß siir diese Lei denschast zu gewinnen. Aber wenn Meißner mit glühendem Verlangen von Seefahrten, von Robben und Walsischsanz sprach, wenn er von den öden, unwirthlichen Felsenklippen deS nördlichsten Norwegens schwärmte, von Wanderungen durch einsame, zer klüstete Steinwüsten, wo der Adler über dem Nebel der Abgrunde schwebt, und wenn er eS sich s herrlich dachte m Strande, in irgend einem stillen Fjord von den Vikingern, von dem Götterge schlecht der Äsen und von Walhall zu träumen, dann lauschte er mit heimlicher Bewunderung, und der Freund gewann in seinen Augen selbst den Nimbus eines nordischen Recken. .Aber weißt Du, Tom, das Wasser hat keine Balken, pflegte Wexxs die Reiscphzntasieen Meißner etwas klein, muthig zu beantworten, wenn sie nach gethaner Tagesarbeit beim Glase Bier im .Gasthof zum Rauienkranz" beisam men saßen. .Adler und Walsische sind mir am liebste, ausgestopft, denn sonst kann man sich ja die Biester doch nicht in Ruhe ansehen. Für steile Klippen und Steinwüsten habe ich nun auch keine be sondere Leidenschaft, und ich dächte, in meinem allen Großoaterstuhl träuml es sich mit einer guten Zigarre viel nage nehmer, als auf einer schfenFeIskante. Im Allgemeinen wäre mir doch eine Fahrt ach KottbuS zum Jahrmärkte oder nach MuSkau zum Gartenkonzert lieber. Alter Freund pflegte Thomas Meißner, der sich mil Borliebe Tom nennen ließ, zu antworten, .Du bist ein kreuzbraver Kerl, aber ein schrecklicher Philister. Dir sehlt eben der Esprit des Geistes!' .Was ist denn das Esprit des Geistes?' .Das ist nun, das ist eben der höhere Funken, daS Äußergesöhnliche im Menschen. WeppS suhlte sich zwar etwiS be schwer! über diesen Mangel, aber um so größer war sein Slolz, einen so außer gewöhnlichen Freund mit dem .Eschprit des Ge.stes" zu besitzen, und er wartete gläubig auf den Augenblick, wo dieser höhere Funke in hellen Flammen empor lodern und hervorbrechen würde. .Wenn ich nur lausend Mark bauten Neberschuß hätte, dann hieße es morgen ade du mein lieb Vaterland" und ohne Besinnen ginge es hinaus in die dräuende See !' seufzte Tom gewöhnlich am Schluß seiner Jeremiaden über die un (tägliche Misere seines Schicksals, das ihn hinter dem Ladentisch und an das Pflaster der Kleinstadt gefesselt hielt. Der Kleinhandel mil Schulbüchern, die in dem guten Städtchen Spremberg am meisten Absatz fanden, und mit den stark zerlesenen allen Scharteken seiner Leih bibliolhek, war wenig nach seinem Ge schmück. Fühlte er sich doch selbst zum Dichter geboren, hatte aber, nachdem einst fein sünfakliges Trauerspiel .Der Nord landsfahrer' vom Leipziger Sladltheater IS .unbrauchbar' zurückkam, grollend sei Licht rniUr den Scheffel gestellt. Es wir klar, unter dem eisernen Druck dci Alltagslebens konnte sein Genius nicht gedeihen, in der rhrbenen oildromanti scheu Einsamkeit jener nördlichen Regiv! nen, nach denen seine Sehnsucht stand, würde er ganz anders seine Schwingen enlsalten. Aber die tausend Mark Ueberschuß waren nicht vorhanden und blieben für' Erste ein frommer Wunsch. So be gnugte sich denn Tom mit dem Nimbus eines an Ketten liegenden, kühnen Aben teurerS, dem min nur die Fessel zu neh men brauchte, um ihn zum wildverwege neu Nordlandsfahrer zu machen. Mit nie zu stillendem Heißhunger oer schlang er alle Resebeschreidunaen, alle Seeromane, die mit dem hoher, Norden zu thun halten und lies, a in Druckerschwärze über die Iommerreisen des Kaisers nach dem Norden an die Oeffintlichkeit kam. Die Eifersucht schien ihn zu verzehren, daß ein Kaiser ihm zuvorkam und die Romantik deS Rordlandfahrcri erschöpsend für sich in Anspruch nahm. Daß er erst durch Zuggestion dieses kaiserlichen Rivalen daS NordlandSsieber bekommt hatte, vergaß er vollständig. Sein Prioatbehausung zeigte ine sonderbar Zufammenft-Uung von beul, schem Hautralh und allerlei auSIändi, schm Kuriositälev. Da war ein Renn- lhierfell über da alte Roßhaarsoxha gebreitet, da Jagd, und Fischerei geräth nordischer Völkerschaften als Wanddekoralion zwischen ehrbaren Weiß ner'schen Familienpholograxliren, Da gab es getrocknete Algen und Seetang. da einen unausstehlich mufsigen Geruch erbereiteie, der nur von dem penetranten Uoeur einer aus stellten Tbemacke über, boten wurde. Da gab es Muscheln und allerlei Gebilde des Meeresgrunde kxU scheu großen vergoldeten Kaffeetassen, 9oqzeege,a,enren er alten grau ivielß ner, im Glasschrank. Aber die Perle dieser Sammlung x war ein Eisbärenfell, das Tom einst von bei Leipziger Messe wie ein Trium phator nach Hause brachte, all, hatte er den Eisbären selbst erlegt. Seine gute Mutter nahm dafür ein halbes Jahr lang täglich until zwanzig Bounen we Niger in den Kaffee, um die Verschwen bring wieder gut zu machen. Auf diesem EiSdarenfell, mit der Theer,acke beklei det, träumte feine kühnsten Tee fahreriräume. Sei Freunde und Be kannten, die ihn so sahen, standen halb und halb unter der Einbildung, einen wirklichen Ersorscher fremder Wellen und Meere vor stch zu haben, der alles 0a3, was feine Phinlasie ihnen vor spiegelte, erlebt hatie. Sprach er "doch aoa Norwegen, von app;n und Finnen als hatte er bei innen zu Ti ch gesessen. von Robben- und Walstjchfaug, als märe er ern erfahrener Jäger der Polarmeere. Da geschah eines Tages das Uner wartete, fast Unglaubliche ! Thomas Meißner erbte zehntausend Mark von einem alten, ganz verschölle nen und vergessenen Onkel im dritten Grad. Als er sofort zu seinem Freund Franz SBeppS stürzte, um ihm die überwältigende Kunde zu bringen, siel ihm dieser mit einem Jubelschrei um den Hals. .Mensch Tom Glückspilz ! Da haft Du ja Deine Nordlandsrcise ! Bringt Dich die Freude auch nicht vo innen? Nun, mann geht die Reise los? Morgen schon?' Tom wurde einen Augenblick nach denklich und sah ganz erstaunt aus. Seltsam I hatte er noch gar nicht daran gedacht? Natürlich, erwiderte er etwas ruhiger geworden, natürlich reise ich so ba!v als möglich. Es müssen nur erst allerlei Geschäste abgewickelt werden.' Bie Abwickelung dieser Geschäfte schien viel Zeit in Anspruch zu nehmen ; denn bereits waren vier Wochen vergangen und die Stunde der Abreise war immer noch nicht festgesetzt. Dom war wirklich zu bedauern, wie viel Hindernisse sich ihm in den Weg stellten, dachte Franz WeppS. Tom seufzte wieder ein Mal unter dem Druck der Verhältnisse und konnte seine Sehnsucht kaum noch zügeln Warum mußte auch gerade sein Schwa ger Kindtause haben, wobei er Gevatter stehen sollte I Warum mußte grade der Verein Concordia feine alljährliche Land partie mit den Damen machen, wobei er jetzt als Held des Tages unmöglich fehlen durfte, ohne ganz Spremberg vor den Kopf zu stoßen! iOi Zeit der Miltenrachtslonne nahte und Franz WeppS wurde unruhig. Tvml chlage alle Hinterm 1e nieder, opfere Dich nicht für Andere ! Folge Deinem inneren Srang und reise I" Alter Freund,' seufzte Tom meh- müthig, .wer ist Herr seines Schicksals? Die großen Naturen haben immer am meisten unter dem Zwang kleiner Wer- haltmsse zu leiden. Da kann nun der Tapezierer, der mein Zimmer neu taxe- zieren soll und mein altes Sopha auf polstern, grade nur nächste Woche kam men. Ich kann unmöalich ihm und seinen Kleistertöpseu die Schätze meines Museums preisgeben! Mutter hat nächste Woche große Wäsche, da ist meine persönliche Aufsicht bet den Handwerkern unerläßlich.' Eines Tags kam Wepxs ganz ver stimmt und bedrück! zu Meißner. .Tom, sie lachen Dich aus in der ladt. Ich habe mich gestern Abend mit Kaufmann Schmidt und Apotheker Gadebusch Deinetwegen überwarfen. Sie sagen, jetzt sei es klar, was sie sich längst gedacht hätten, Deine ganze Nord-lands-Reisepasston sei KomZoie gewesen und Großsprecherei. Jetzt, mo Dir nichts mehr im Wege läge, dächtest Du nicht im Ernst daran, sondern fändest allerlei nichtige Vorwände die Reise zu verschieben,' Tom wurde autzenb über viele Mit therlung und zunächst sehr grob gegen den armen Franz fceppS, als sei dieser selbst sein LerlSumder. Aber nun erlschloß er sich doch zu reisen mit dem tröstlichen Versprechen gegen Franz WeppS, daß er alles Un heil und alle schlimmen Konsequenzen, die dieser plötzlichen Abreise entsprängen, ihm zur Last legen würde. Die Reise Vorbereitungen nahmen acht weitere Tage in Anspruch, aber endlich erlebt WeppS den Triumph, den angebeteten Freund feierlich zur Lahn geleiten zu dürfen und ihn vor zahlreich erschienenen Augenzeu gen abdampfen zu sehen. Es war ein großer Tag und der kühne Nordlandi fahrer, der sich noch in Berlin für die Reise cq lipiren mollie, war längere Zeit in Spremberg da; Gespräch de Tage, Franz WeppS schwelgte ordentlick in seiner Berühmtheit und ei erging keine Stunde am Tage, in der er nicht den Reisenden in Gedanke verfolg!. Vier Woche vergingen, ohrre daß Kund von dem Seefahrer kam. WeppS entschuldigte diese Nachlässigkeit seines Freundes. Dort oben, im hohen Nor den gab e ja keine genügenden Postver, bindunze und im ersten Rausch der Abreise war da! Versäumniß rtrjeihlia) gewesen. Nach vier Wochen unternahm Wevxs einen kleinen Aueflug nach dem nahen Lad Hülditia, th Vergnügen, das er sich ein vier zweimal im Sommer gönnte. Er pflegte dort den Schloß park zu besuchen und Nachmittag dem Gartenkonzert der Badekapelle beizuwoh nen. Eden hatte er den Konzertgarten be treten, sich ein schattiges Plätzchen ge sucht, ein GlaS Helles bestellt, das Kon zertprogramm eifrig studirt. mit Beha gen die Ouvertüre und die Blume seines Hellen genossen und sich mit lebhastem Interesse daS Badepublikum angesehen, als seine Aufmerksamkeit jäh und aus schließlich durch ein Menschenpaar geses seit wurde, das nicht wett von ihm, in der Menge saß, wie alle Andern, an einem weißlakirten Gartentischchen, Die Dame, die ihm das Geflchi zu, wandt', war eine reife Schöne, mit großstädtischem Chic gekleidet. WippZ erschien sie sehr vornehm. Der Herr -nern, wie war nur eine solche Aehnlich keit möglich sah von hinten genau so aus, wie Tom, wenn auch ganz aiivers, wie ein großer Herr g-kii?et. Sein hellgrauer llcrrcher und die kalfee- braune Hose uuieii großartig, was Sitz und moderne slegaiiz delraf. Das Paar schien kein Ehepaar zusein denn die Däne spendete ihrem Partner ab und zu honigsüße Blicke und er hatte nur sur sie Auge und Vtjt. ES war kaum zu glauben wie er, von rückwärts gesehen, an Tom erinnerte! WeppS wurde ganz wehmüthig zu Sinn: er bekam heftige Sehnsucht nach dem theuren Freund, der jetzt im Lande der Mitternachtssonne weilte, unter rauhen Bergvölkern und MeereSungeheuern. Ach, wer weiß ob er nicht seiner er- habenen Leidenschaft zum Opfer fallen wird, ob er je die Heimath wiedersehen wird! Ja diesem Augenblick wandte der Herr im stausgrauen Uederzreher, mit den kaffeebraunen Hosen, das Gesicht um und fast hätte WepS laul aufgeschrieen. Tom! wahrhasl'ger Golt, das war Tom! Mensch! bist Du es oder ist es Dein Geist?' Tom sprang ebenfalls auf und wurde erst blaß und dann roth vor Schreck, Mach doch hier keine Scene! Willst Du vielleicht, daß wir morgen im Blatt chen stehen?" .Ja aber die Ueberraschung die Freude verzeih also bist Du wirk lich schon wohlbehalten heimgekehrt?' Tom flüsterte der Dame, seiner Be- gleiterin, die Wepps ganz vergessen hatte, elmas zu, dann nahm er Wepps am Arm und zog ihn mit stch, außer Seh- und Hörweite des Knzert-Pubirkums, ,i die einsameren Partien des Gartens. Vor allen Dingen qratulire mir, mein Freund, ich habe mich nämlich oer-lobt.' Wepps war sprachlos. Verlob!?' platzte er endlich heraus, .da oben bei Walstichen? Ist sie eine Lappin oder aus Norwegen?' .DummeS Zeug, eine Berlinerin, Eine liebenswürdige und nicht unver mögende Wittwe.' .Traft Ihr Euch etwa in einem stillen Fjord oder auf dem Schiff?" .Nein, aus der Cifendahn. .In welchem Lande?" Na, zwischen Drebkau und KotlbuS.' Ach und da reiste sie mit Dir," Nein, sie reiste nach MuSkau zu einer Badekur. Sie wollte Moorbäder neh-men.' ,Und-Du ?" .Ich fuhr mit ihr und ihm Moor- bäder. Sehr gut für das Reißen, das ich letzten Winter sc arg im linken Arm halle." .Und und die Nordlandssahri?" Lieber Freund, sprich nichl davon. Berühr nicht die frische Wunde eines furchtbaren SeelcnkampfcS. Ich muß Dir gestehen, ich liebte Emeline auf den ersten Blick, mit jener elementaren Leiden fchaft, deren nur groß angelegte Naturen fähig sind. Ich befand mich in dem ent fetzlichen Konflikt zwischen meiner Liebe und meiner Sehnsucht nach dem Norden wählen zu müssen. Sie sprach zu mir: Tom, wenn Du mich jetzt verlassen kannst, in dem Augenblick, da sich unsere Herzen gesunden haben, um Dein Leben tollkühn auss Spiel zu setzen, dann liebst Du mich nicht wahrhaftig, und eS ist besser, wir scheiden für immer. Ach, Franz, Du ahnst nicht, welche Kämpfe meine Seele durchfühlten! Wie beneide ich Euch, Philister, daß Euch solche Kon ftikte erspart bleiben! Wieder mußte ich mich unter den eisernen Zwang des Schicksals beugen! Durfte ich ein liebe glühendes Frauenherz mit Füßen treten? Durfte ich sie der Verzweiflung, vielleicht dem Selbstmord zum Opfer fallen sehen? Nein, ich konnte es nicht verantworten, Ich lieble sie und blieb! Das Selbst- gifühl meine großen Opfers allein trsstele Mich!' Na, da qratulire ich ja recht schön,' sagte Frani WeppS merkwürdig kiemlaut, willst Du mich nicht Deiner Emmeiine vorltellene Acht Tage nachdem die Kunde von der gescheiterten Nordlandsfahrt und der Verlobung TomS sich in Svremberg er breitet hatte, ging Franz WexoS nicht au dem Hause, unter dem Vorwand eines heiligen Unwohl'em, Er schämte sich wie in Pudel vor den Leuten, als wäre er es, dem ihr Gelach (er galt und er konnte dieses Gelächter nicht hören. TomS junge Frau säuberte seine Woh nung bald vom Thran- und Theeaeruch, sie brachte eine neumodische Einrichtung mit, und wen je Tom wieder Szmplome von ausdrechendem NordlandSsieber zeiz'e, lachte sie ihn gründlich aus. Uiüiare Oerznügen. Elster Droschkenkutscher (rirm zwei, ten): Geh', Scxperl, machen wir 5S heute ernei guten Tag und sag,' mir zu e,rnder Eur Gnad!' Starker Tabak. Der alte Caxilän Hcnnkson stützte seine Elbogen aus den Tisch und de aann : .Also (int Reisezeschichte wollt ihr hören i 'Zrqeiid ein eil ames Aben teuer? Kann euch dienen damit. Um so gewisser kann ich's, als ich, wie ihr mich da seht, einst bei lebendigem Leibe gefressen wurde. Wir blickten einander erstaunt an. So groß unsere Achtung uns Weithschätzung für Capitän Henrikson war, so hatten wir doch nie geglaubt, einem solch' außer, ordentlichen Menschen gegenüber zu sitzen einem Menschen, der gesressen wrnden war! Wir blickten einander nochmals an, drückten unsere Achtung in bewun derndem Schweigen aus und ließen den Capitän weiter erzählen, Ich hatte mein Schiff, meiner Pflicht gemäß, als Letzter verlassen. Schon wcllie ich meinen Fuß in da , Retlrings bozt setzen, als ich instinkiio in meine Tasche griff und gcmahr wurde, daß ich in meiner Cabine meine Tabaksdose ver gessen hatte. Teufel, Jrnzens, ich versichere euch, daß ich in ene,n Augenblicke, wenn ich auch mein Lebtag den Muth nicht veilo ren, dennoch einen Augenblick zögerte. ES war auch keine Kleinigkeit. Während der Olaf' chue Mast und Segel, ein hinfälliges Wrack, im Sinken war, in die Cabine hinabzugehen, um die Schnupftabaksdose zu suchen! Es war ein wenig gewagt, trotz alle dem jedoch klettere ich an dem Tau empor, eile hinab und hinauf und ge lange glücklich wieder in das Boot ge rade in dem Augenblick, wo das schöne Schiff mein guter, lieber Olas", unter' sinkt und uns in die Wirbel hrnabju reiße? dio'il. Nette Spazierfahrt das, Junzens, über den Ocean, eine Spazierfahrt das, die ich weiß Gott Keinem von euch wünsche, obwohl ich, wie ihr seht, das Vergnügen habe, davon zurückge kehrt zu sein um euch davon erzählen zu können. Ein Boot, dreißig Fuß lang, wenn'S hoch kommt, wenige Pfund Zwieback, einige Gallonen Wasser, drei glaschen Brandy und zehn Personen mit dem ge jegnetsten Appetit, den nur die Seeluft zeitigen kann. Dazu ein Meer, das uns auf- und nie derschaukeltwie verrückt Alles zur He bunq des Appetits. Wer Hunger hat, muß essen. Wir waren Zehn, nicht war? Nun gut, drei Tage später waren wir nur mehr sieben, dann fünf, und endlich am fünfzehnten Tage drei, Alles in Allem, mich inbe griffen. Und glaubt nicht etwa, daß wir in Saus und Braus und Vollere! gelebt, weil wir nur Wenige waren. Nein, Kinder, 's war nichts mehr zum Theilen da, nicht einmal die Sohlen an meinen Stieseln, die ich zernagt und hinabge schluckt hatte, nur um Zähne und Magen nicht aus der Uebung zu bringen. Es war also am oierzehnlcn oder fünf zehnten Tage, das Meer halte sich be ruhig!, es war vollständige Windstille eingetreten. Aber darin lag kein Trost, ganz im Gegentheile, dadurch schwand die Hoffnung, ein Segel zu sehen. Ich lag im Hinterschiff des Bootes lang ausgestreckt, die Hände in den Ta schen und die Augen geschlossen. Man hätte daraus geschworen, daß ich schlafe. Allein ich schlief nicht, ich dachte nach. Ich dachte daran, wie gut es ge wesen wäre, wenn ich vor meiner Reise mein Testament gemacht hätte, um mei nem geliebten Erden die Erbstreitigkeiten und di Spesen für den Advokaten zu ersparen und dann dachte ich daran, daß es doch bester gewesen wäre, meinem V' ter zu folgen und nicht zur Jee zu gehen, wie ich gewollt, sonoern ein behäbiger Tuchhändler zu werden. Und während ich so sann und dachte, halte ich Gelegenheit, ein reiiendeS Ge fpräch meiner Gefährten zu belauschen, das mich zum Gegenstand hatte, Hm', flüsterte der Eine, .der Caxi tän schläft!' Ja, der Glückliche!' ,'Zr iii noch ganz wohl eonservirt, er steht noch ganz frisch und gut auS " .Teusel, wie sollt' er'S nicht, hat! duch immer di besten Bissen auf dem .01,." .Wie wär'S, wenn wir ihm hm wenn wir ihm den Hals umdrehten?' .Unmöglich dem Capitän!' .Ja freilich, Hunger thut weh und ich sterbe vor Hunger!' .Ich auch!" Und ich hörte förmlich vier Canniba-len-Kinnladen auf einander knirschen. Ich blieb ruhig liegen, neugierig, zu erfahren, ob meine liebenswürdigen Ka meraden so weit gehen würden, mich wirklich alS ein,' guten Bissen zu be trachten. Und im Grunde konnte ich ihnen gar nicht Unrecht geben. Ich sei der halte den niederträchtig'len Hunger, den ihr euch nur denken könnt, zumal meine letzte Speise ein gelheerteS Strick , Ende seine Wirkung nicht verfehlt halte. Ja, dieses Pech! Äl ich jedoch hörte, daß die Beiden stch mir näherlen, als ich ihren Athem über mir spürte, ta hielt ich es für oer nünftig, aufzuwachen. Ich sah sie an, sie wichen scheu zurück, ich merkl' es wohl die Sache war für diesmal aufzeichoben. Trotz alledem lastete ich instinil an mir herum, ob kein S.'ück vcn mir fehlte. Und diese Betasten brachte mich aus eine herrliche Jte. Ich halte etwas gefunden, meine Ta daksdose. Ich zoq sie hervor u?.d drehte sie in meinen Fingern. .Kinder,' sagte ich zu den Mrtro t-., .hier haben w r die letzt Ze!!: tu hab' ich mir ausgespart bis ganz zuletzl, jetzt glaub' ich, ist die Zeit dazu gekom-men. Ich weiß eS aus Erfahrung, daß eine gute Prise zur rechten Zeit den ganzen uicecoanrsmug stärkt, ben Hunger stillt, den Durst lindert I Mit dielen Worlen öffnete ick den Tia, sendeckel und vier gingerspitzen griffen na? oem .,u,u, Nehmt nur genug, Kinder,' mun, terte ich sie auf, und gebe G itt, daß eS euch helfe!' Sie stopflen die R ,senlöchr voll da mit, ich wartete und sah mich nicht ge, täuscht. Aus einmal ging ein Niesen loS, wie ich's noch nicht oft gehört. Das ganze B.'ot fchnrnkie hin und her, den Beiden jedoch stürzten die Thränen ström weife aus den Auain, Ja, Kinde-, meine Prise auf leerem rbkagen hatie grr!e Wirkung, das oer stchere ich euch, denn meine Kannibale,, wenigstens waen j.tz! ganz in meiiier Gewalt. Sauft nahm ich sie beim Kragen, be hutsain hob ich sie über Bord und tauchte sie sorgsam in'S W,rsser. Nicht einmal einen Fluch konnten sie ausstoßen, nicfcnd glngcn sie unter. Ich war aber gerettet. War daS ich; starker Tabak? ein schreckliche Telegramm. Unter den Sommergästen eines an der Westbahn gelegenen Ortes, so berichtet man aus Wien, zirkulirt acaenwärtia ein lustiges Histörchen. In einer von niehreren Parteien bewohnten Villa wohnt auch ein junger Doktor. Der selbe murle zum Obu,ai:n eines Vergnü gungSkomiteö gewählt und hatte die Äuf- gäbe, für amüsante Abendunterhaltungen zu sorgen. C,eZ schonen ormillags der Doktor war bereits nach Wien ge fahren kam das Stubenmädchen einer anderen Familie, milchcs auch vaS -Zirm mer des jungen Gurgvn aufzuräumen haue, mit verstörte,, Zügen zu threr Herrin und zeigle dieser ein an den Dok kor gerichtetes Telegramm, welches lau tete: Raub möglich Mord nicht , Fritz.' Die sämmtlichen Nachbarinnen waren außer sich, und daS Gezische! ging den ganzen Tag fort. Mein Himmel, in der heutigen Zeit, wo man so viel Xin glaubliches erleb!,' rief eine Matrone auS, kaun man sich selbst in einem so braven Manne, wie der Doktor bisher zu sein schien, täuschen!' Diese Mei nung fand bei den Dsmen Anklang, und man war nah' daran, den Doktor als den Spießgesellen eines BerbrechirS, wenn nicht gar als den Häuptling einer Mörderblinde aniuseben. Und als dcr Schreckliche Abends heimkam und wie immer freundlich grüßte, da wurde ihm ängstlich ausgewichen. DaS Stuben manchen ergriff sogar vor ihm die Flucht, Die sämmtlichen Parteren in der V:lla pflegten an einer im Freien aufgestellten Tafel in lziiirtrach! und Frohlich'eil zu soupiren, und der Doktor war sietS ein gern gesehener Gast. An dem betreffen den Tage zogen stch alle Abends in ihre Zimmer zurück und der Doktor wandelte wie ein Einsiedler im Garten umher. Er ärgerte stch endlich, da er sich keiner Schuld bewußt war, wodurch er sich diee allgemeine Abneigung zugezogen hatte. Endlich ging er direkt in baö Zimmer einer Familie und verlangte Aufklärung, Die Dame deS Hauses fragte ihn katt und streng: Haben Sie dieses Tele gramm in Jbrem Z'mmer liegen ge- lassen, llnzorstchirgerI' Ber oklor antwortete zum Erstaune der Versam melten lachend: Gewiß, ich beauftragte meinen Freund, mir die Bücher und Rollen zu den Theaterstücken: Der Raub der Sabinerwnen' und Der Mord in der Kohlmessergasse' zu besor- gen, und er Iclegi-aphiite mir, daß eS ihm möglich sei, den Raub zu besorgen, denMord jedoch nicht.' Tableau! Den nächst wird von den Dilettanten ein Theatersbenl! veranstaltet werven, und der Doklor wird der Negifseur sein. inollchet Bedauern. Am jüngsten Sonntag so erzählt tiiiem Berlirrer Blalte eine Leserin wcckle mich mein fürifjährigeS Söhnchen Konrad schon um sechs Uhr Morgens mil der mir ganz rätselhaften Frage, was für Wetter wir hätten, und quälte mich so lange, bis ich mich erhob und nachsah Meine Mittheilung, daß der Himmel bewölkt sei, schien ihn nachdenklich zu machen. J't daS gütig oder schlechtes Wetter?' sorschte er nach einer Weile. Schiechtes,' antwortete ich. Das schiin ihn außerordentlich heiler zu stim men, er sprang aus dem Bette und li,f in's Nebenzimmer. Nach einigen M nuten hörte ich von dort einen äußerst lebhaften Wortwechsel zwischen unserer Anna, die aufräumte, und dem klein, Konrad, der sehr aufgeregt zu sein schien. Da er sonst mit dim Dienstmädcden in Freundschaft lebt urd den Ehrgeiz besitzt, sehr höflich gegen sie zu sein, so fiel mir der Zank auf, um so mehr, als ich hörte, daß Konrad d;m Mädchen ein- über daö anderemal Ire Lügner, a!' zurief. Ich ließ ihn sofort k.'rr,mcn und stellte ihn zur Rede, voraus er mir mit blitzenden Augen und tief entrüste! erzählte: Die Anna hat gesagt, wenn am Sonntag schlechtes Weiter ist und sie mit ihrem Bräulizarn nicht sriazieren gehen kann. dann härrgl sie sich auf und nun w il I sie sich nicht aufhän ge!' Iie SSciderSingttt. In manjen G.'gnden Schwbe,i hct sich ein erg'tz'.rchet Brauch, fcin man d,e W.'iberdirze'e nen-,l, erhallen, w:lcher meisteiilheilZ am Ige St. J.'hanniS zur ieliung lr.t.t Jeder g:rrü:HI:ch: iZherran führt stire biedere l?Seljä:it 23 Abend in ein 'tiavs!! Vastha-Z, ß.'ySeS b-;r '-'! '-: vermag. Jeder Nachbar rede! bei einem Glase Bier oder Wein seinen Bek,en oder Dutzbruder freudestrahlend an: Wil Du Deine Alte au wieder uff a Johr dingen?" Die Antwort lautet ebenso heiler: Ja, Bruder, unll'i wie der Probiren mit meiner Allen!' Alle ist munier und vergnügt, und gerade die älteren Eheleute entfallen den prächtig sten Humor. Unter dem Gesang Heike, rer Lieder vergeht den harmlos Zechenden schnell die Zeil, doch sobald die Miller nachlsstunde herangekommen, brechen alle auf, und nun hat, nach uraltem Brauch, die Frau di Zeche zu bezahlen, was sie auch gern thut. Japaneflsck, Taufuamen. Eine Kalender mit Namen vo Hei ligen für jeden Tag, auZ dem stch Namen für Neugeborene wählen lassen könnten, besitzen die Japanesen nicht, bei ihnen henjcht dasür die nicht viel kspfzer, brechende Sitte, das Kind nach de:, Gegenstande zu nennen, als den, nach dessen Geburt der Blick des Bater zuerst fällt, wodurch natürlich auch die llutcr scheidung zwischen Knab:,,, und Mädchen namen wegfällt. So ist es nicht iige wöhnlich, ein Kind in Japan Lilie,' ,Rhrstuhl, Bratpfaniie" . s, w. rufen zu hören. Auch in Schwede,, kom men, nebenbei bemerkt, häiisiz unseren Ohren recht auffällige Rusnamen vor, z, B, Lingoaris' (Preiß!lideerkraul, Linr,äa' (nach den, Botaniker Linne) u, s, w. Snne Pflanze sehe? Darwin bejaht das bezüglich einzelner Arten, und e,n indischer Bala,k,r be richtet einige merkmüröige Erfahrungen, nie das gleichsalls zu bestätigen scheinen. Zo beobachlete er eines Morgens, daß sich die Rauken einer Conioloulusar! sWiirde) auf seiner Veranda über und um feinen Schenkel gelegt hatte,,, als er daselbst Siesta hielt. Daraufhin brachte er in der Nähe der Pfla;e eine lange tanze so an, daß jene sich vom Lichte abwenden mußte, um diese zu erreichen. Dann fand er, daß die Ranken deut lich der Stange zustrebten und diese in wenigen Stunden fest umwunden halten. Ein eifriger Astronom, 55 rar, : Aber. Gustav, Du kcmmsi in schon wieder erst um ein Uhr nach Hauiei' Mann: .Allerdings, liebe l?rgu aber Du weißt ja, daß wir heute Sitzung im astronomischen Verein hatten, und da wollten wir einen Stern beobachten, der erst so spat sichtbar wird!' Frau: Mir scheint, daß Du dabei etwas zu tief i n ' s GlaS g e guck! hast!" Lenchtia!!g, Herr: ..Sie sind demHe'drndaistel ler Wolf sehr ähnlich! ' Schauspieler: Bitte, er ist mir ähnlich das Original bin Ich!' Ein Störenfried, Büreaubeamter (zu seinen Collegen): , Unser neuer Chef ist ein sirenger Pa lron; der hat uns schon manchen schlaf losen Tag bereitet!' l?erschnzxxt, grau Doctor A: , , .Nach der Sprich stunde ist mein Mann müde da will er ruhen!' Frau Doctor B: Der Meinige im Gegentheil; de' will sich nach der Sprechstunde immer Bewegung machen und Menschen sehen!' Ieitaemäß. Principal: Mit Ihren Zeugnissen bin ich zusrieden; ich acceplire Sie unler der Bedingung, daß Ihr Müller nie kiank wird, keine Großmutter stirbt, kein Onkel eine Erbschaft h nleriüßl und Ihre Cousine nicht zu Besuch kommt!" Fatale Schmeichelei. Gast lur Kellnerin: Marm &rin gen Sie denn cgnskqrient gerade immer mir von dem Bier, daS auf die letzt eige gehl?" Kellnerin: Das kann Ihnen nur schmeicheln! Einem robin, ordinären Menschen trauet' ich mich's gewiß nicht zu bringen!' Kleines Mißverständniß, Hast Du den Sänger Krähhahn g, Hz?' Er fang nlzückend Am Bmnnen vor dem Thore'!' Werden sich da die D i e n st m l d. ch e n gefreut haben!' vielversprechender Ansang. Patient: Darf ich nun wieder ein Glas Bier trinken?' Arzt: Voiläusig wenigstens Was, s e r aus einem B i e r g la S ! " Umgekcbit. A: .,. Ihr Mann soll ja auch unter dem Druck dr Verhältnisf sehr zu leiden haben?' grau deS Dichters: Mehr unter den Verhältnissen dts N ch tdruck e ! Die l?a, Sprüche, Graf (i,u einem Marm, der sich all Rutscher bei ihm bewirb,): Ver, stehe Sie stch aber auch zu! auf Pferde?' Mar.n: Das nicht aber ich heiße Johann!' ll:r.':":'i aeNZI, F'au: .Ji'stjit Au, Ec-.l, tut mir heule geliäurr,! h::t D lu mir einen ntuut, (iö.:.n .-u: ?tUzH afi'.' Wann: .Z:iti;C, ! 4 ! Dir r l tzl iriumea: wo ,ch iii rjeid für den