Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, July 27, 1893, Image 12

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    wie Kapitän Silberschundt um
seine UrMt fjrn.
iM'iililui'ü uoh .Vfltirnrli Diii';.
(yvv"i!i!n so!! ich euch, rtwuni ich nicht
gei)fi:alijtt h'be, ta;r.i! itir D n.iaj
lachen f Stint V Na, ich bin fein Spulen
dki bcr und gönnt ich das Aachen. Im
(runde genommen bin ich froh, mir fei
Haut kreuz aufßclobtn zu haben, und
lache cm meisten von euch Allen,'
Es war der (iapiläti Silberschmidl.
der iso in unserem heiteren reise sich
äußerte. In seiner behäbigen Figur
mch,e er sich an dn Tische mehr bre,
alS ff:x- eine Person vielleicht nöthig roar,
aber wir gönnten ihm den llalj, uns
sahen jetzt erwartungsvoll aus ihn, uie
er feine dicken, breiten Lippen in da
da!ip!ide Grogglas tauchte und sich
dann ipöttisch umdücke. In der linken
oiand hielt er seine Mecrfchaumpseife
e war ein p-,SchttgkS Ding, diese Pseise,
und wunderbar schön angeraucht und
so sah er un mit seinen halb zugekis
fenen Augen an.
,!lieuziettg seid ihr doch, wie die
Stinte. Ihr erdet mir wohl erlauben,
daß ,ch mich zu der Geschichte erst ein
meiiia üärke, Also mir wracken vom
."itiraiüm. Warum tch nicht gehei
ruiljel habe, darüber will ich mich weiter
gar nicht uslassen. Zehntausend
Gründe könnte tch euch hier aufführen!
genug, daß tch sroh bin, nicht geheiratet
zu haben.
Der das ist kein tüchtiges Schiff, das
nicht einmal einen tüchtigen Seesturm
durchgemacht hat, Wenn es heil dabei
wegkommt, ist es erst recht tüchtig, 2Bo
mit ich lagen will, daß jeder Mann ein
mal i die Gefahr geräth, feine Selbste
ständigkei! aufzugeben und sich mit einem
Weide einzulassen. Um so bester der
Mann, der ohne Schaden für feinen
freien Wille aus dieser Gefahr wieder
herankommt."
(Sin spöttisches Lächeln der Tafelrunde
begrüßte diesen Auöspruch eher zugleich
seemännischen und junggefcllenhasten
Lebensauffassung,
Silberschmidl ließ sich jedoch nicht im
Geringsten irre machen, sonoern fuhr
wichtig oit: ,Na In dieser Geellchast
bin al: auch ich gemesen, ES sind aller,
dingS schon fünfzehn Iah her, ich war
damals funfunMiieijjij, und noch nicht
ganz in so out!nBcrhS,t,iisfen, iraS rnei e
förderliche Schönheit angeht, wie heute,
Damais war ich Kapitän auf der
,5Jiartlia", die zwischen Lübick und Riza
und audereu Ostseehäfen ihre Fahrten
machte.
Ich kann euch nun nicht verrathen, wo
sie wohnte, die meine arme Seele damals
in die Brandung brachte. Genug, es
war eine Wittwe, eine muntere, hübsche
Wittwe, mit einem runden, freundlichen
Geficht und imei Auge, die wie Signals
licht leucht, ',! i, Ihr Man wer
feit einigen Zähren todt; er war ein Be
amter oder so etwas gewesen, und allge-.
mein hieß es, sie -hätten Beide ein unge
mein glückliche Eheleben geführt.
Damit machte man mir nun den Mund
wässerig. Es gab einige gute Freunde,
die uns zusammen brachten. In einer
Kansmannsfamilie lernte ich sie kennen.
O, sie gefiel mir überaus gut; sie hatte
eine so eigene, sanfte Art, einen Mann
zu nehmen, und wir erzählten uns denn
auch eine itege lustiger Dinge, AIS sie
endlich ausbrach, um nach Hause zu
gehen, that eS mir wirklich leid, und ga
laut, wie ich auch einmal war, geleitete
ich sie bis zu ihrer Wohnung, Und da
beim Zlbschiednehmen sagte ich ihr, daß
wir,, uns sehr gut unterhalten hätten.
Die Sxitzblbtn lachte und meinte, dafür
sönne sie mir nur dankbar sein.
Das nächste Mal, als ich wieder mit
ihr zulammentraf, fragte ich sie denn so
obenhin, ob eine Bark nicht eine schöne
Sache fei. Sie entgegnele mir, das
wüßte sie nicht, da sie noch nie an Bord
einer Bars gewesen wäre, aber im Zlllgei
meinen wäre ihr ein Dampfer lieber.
Hm, das verschnupfte mich nun etwas,
da ich mein Leblag einen Qualmkasten
nicht habe leiden lönncn, allein sie machte
ti wieder gut, indem sie davon schwärmte,
wie gern fte einmal fremde Länder sehen
möchte. So lud ich sie denn ein, doch
mit den Anderen zusammen meiner
,Maitha' einen Besuch abzustatten.
Na, das war ein Besuch, den meine
Jungen an Bord nicht so leicht weiden
ergeffen haben. Drei Tage vorher
sing das Schelfern und Schrubben und
Waschen auf ih er Seite und auf meiner
das Fluchen und Wettern an, bis das
Dick und die Kajüten spiegelblank wa
ren. Den schlimmsten Stand halte mein
Koch, der seine Meisterkunststücke zeigen
sollte. Kr that d,nn auch wirklich feine
Schuldigkeit,
Nun hatte ich damals einen Kapitän
PhilipvS kennen gelernt, der auf einem
Oualmkaiien fuhr. Der Mensch war
mir unladlii mit feinem Fuhrmanns
hart, aber weil ich gegen ihn eine 3jer
xg,ch,ung hatte, so hatte ich ihn auch
eingeladen. Er kam denn in einem fun
felnagelncuen schvarzen Rock und mit
einer Halsbinde wie ein Stutzer. Das
hätte ich ihm vergeben, aber daß er ge,
gen meine schöne Wittwe fortwährend
den Galau herausbiß, da! vergab ich
ihm nicht.
Sie sah denn bald, aus welcher Rich
tunq bei mir der Wind blies, daß ich
furchtbar ei'eisüchlig geworden sei - -ja,
so närrisch bin ich wirklich einmal geme
sen, lacht nur - - und war darum freund
licher und netter als je zu ml-, und da
mich. Ich war toll und voll von Bor
deaur und Liede, stand au! und verkün
dete der ehrinverthcn Gesellschaft unsere
Verlobung. Das war ein Jubel,
Der Stkwaid, der uns bediente, lief
sofort und theilte eS gleich meinen Jun-,
genS mit, die daran! Hmrah schrien und
zu ?h,en der Begebenheit die eichSfahne
hißten.
So war ich denn glücklicher Biäuti
gam. Lange warten wollten wir nicht,
im Herbst sollte unsere Hochzeit sein.
Ich machte noch ein paar Fahrten und
kam dann, um Alles, was zu unserer
tsinrichturg nothwendig sei, zu besorgen.
DaS war nicht viel, denn meine Viaut
hatte eine sehr schön eingerichtete Wirth
schuft. Sie Ij::tte auch noch eine gute
Eigenschaft, sie kochte famos, und einen
Gulasch veistar.d sie zu bereiten einen
Gutaich '
Hier hielt nun der Erzähler inne und
stieß einen kurzen und Iiockenen Husten
aus, den wir uns Alle als einen weh
mülhigrn Seufzer der Erinnerung an
den Gulasch der einstige Braut deu
teten,
Um es gleich zu sagen: dieser Gulasch
,! an Allem schuld gewisen, was t)t
kam, das heißt, er hat mich gerettet.
Am Tge vor Der Hochzeit saßen wir
Beide zusammen und aßen einen Gu
lasch. Er war pikanter, als je; ihre
Liede zu mir hatte ihr mehr als reichlich
Pfeffer und alz in die Hand gegeben,
kurz, als Ich mich am Abend von ihr
verabschiedete, hatte ich einen Heiden
durst.
Einen Durst, den ich nie vergessen
werde; ich spüre ihn noch immer aus der
Zunge und im Halte" unser guter
Freund nahm einen kräftigen Schluck
und ließ ein neues Glas kommen
einen Durst, wie man ihn nur bekam
men kann, wenn einer Schiffbruch gelitten
hat und treibt nun tagelang auf dem
Saliwaffir ui'.her. Genug, wenn de
Durst mich nicht umbringen sollte, mußte
ich ihn umbringen.
Ich aina dann in ein mir bekanntes
Wirthshaus und wie ich dahineinkomme,
sitzt da mein einstiger Nebenbuhler,
Kapitän Philipps, an dem Tisch bei
einem Schoppen, Er sieht mich kühl an
und grüßt kühl. Mich aber hat der Teufe'
beim Nacken, und es treib! mich, den
Menschen auch einmal die Eisersucht
kosten zu lasse, die er mir eingegeben.
Ich setze mich zu ihm und bestelle Bier,
und dann fange ich an zu rcnommiren
von meinem Glück und von der Trauung,
die morgen Vormittag um elf Uhr statt
finden soll. Dabei denke ich: ärgere
D:ch, bis Du schwarz wirst!
Er verzieh! zuerst seine Miene; aber
als ich ein G.laS Bier nach dem andern
trinke, um dem entsetzlichen Durst ein
Ende zu machen, und dabei immer aus
geräumter werde, wird auch er gemüih-
iicher und gesprächiger. Es rührte mich !
ordentlich, wie iheilnahmsvoll er sich
zeigte; zuletzt bestand er daraus, mit
mir aus das Wohl von Braut unc
Bräutigam anzustoßen, und bestellte
Wein.
lila, das konnte ich mir nun doch unter
keinen Umständen gefallen lassen, daß er
mich traktirte, und so traklirte ich ihn
wieder. Wir tranken eine Flusche nach der
andern, und da mein Durst gar nicht
mich, meine Stimmung aber immer glück
seliger wurde, so gingen wir zum schwc
dischen Punsch über.
Schwedischer Punsch das ist die
schwere Artillerie beim Zechen. Donner
schlag, dabei gerieth ich in eine gehörige
Brandung! Ich weiß nicht mehr viel
von dem, was wir fprachm, ich glaube,
wir haben Brüderschaft getrunken und
uns umarmt und geküßt, und dann hatte
ich noch die Ansicht, als wäre ich in mei
ner Kabine an Bord meiner .Martha"
und zöge mich aus, während das Schiff
wie ein Kreisel sich unaufhörlich um sich
selbst drehte.
Als ich aufmache, fühle ich, daß meine
Glieder schwer wie Blei sind. Um mich
herum ein Bullern und Dröhnen, ein
Stumpfen und Stoßen, daß die Kabine
zittert. Es ist noch dunkel um mich
und ich habe eine solche chlafsucht, daß
ich wieder eindufele. So begegnet es
mir einige Male immer ist eS noch
Nacht und immer dies Dröhnen und
Rollen! Ich wundere mich, daß der Tag
gar nicht anbrechen will. Endlich packt
mich die Unruhe, was es denn eigentlich
mit diesem merkwürdigen Spektakel auf
sich habe. Ich tappe nich meinen Klei,
dein, finde sie glücklich, ziehe mich im
Dunkeln nothdürftig an und eile auf
Deck, wobei ich merkwüidigerweife mich
auf meinem Schiff gar nicht zurecht
finde.
Wie ich auf Dick komme, glaube ich
behirt zu fein. Rings um mich das weile
Haff im hellen Licht ich stehe nicht auf
den Planken meiner .Martha', fondern
eines erwünschten Dampfers, der wie
ein Ausreißer durch die Wellen arbeitet.
Jetzt ist mir auch das Geräusch, das mich
so verdrossen hat, verständlich. Es ist
das Stampfen der Maschine.
,Halloh!' rufe ich einen Kerl an, der
sich an die Regeling lehnt und mich grin
send ansieht, was itl das?"
Guten Morgen, Kav'tän," sagt er
und macht sich aus dem Staube.
Da legt mir Einer die Hand aus die
Schulter : .Gut geschlafen, Silber
schiridtZ" Wer war's? Der Schurke Pbi
livxS. Auf meine Fragen erzählte er
mir ganz gelassen, daß er mich an Bord
seine Dampfers habe bringen lasten, da
ich am Abend schon zu beacht gewesen
fei, um iraeud welche uskunst über den
takle ick Mutb. und als mir Alle schon Ankerplatz der .MartbZ' geben zu fön.
ein wenig von dem Bo'.deaur ngeheitert nen. Um sechs Uhr Morgens hätte her 1
waren, raunte ich ihr zu, ob es ihr nicht ' Dampfer in See gehen müssen zu einer
gefallen tönn e, Frau Schiffs-Kapitänin , kleine Fahrt, die mir hoffentlich als;
r .Nariha' zu erden, Katerixazierfahrt gut bekommen würde.
Sie wurde roch wie es die Weiber j Z!un aber erst fallen mir meine Braut
immer so mache, wandte sich ab und , und die Trairung ein. Na, der Schreien, ,
nickte tarn verschämt. Das genügte für der mir in dem Augenblick in die Glied '
gefahren ist! Ich halte dem Menschen
vor, daß ich gleich wieder zurück müsse,
daß die Braul, die Trauzeugen, der
Pastor und Rüster sonst aus mich warten.
Um elf Uhr fände das große Eieigniß
statt.
.Morgen?' fragt er.
.Heute!" fchieie ich zurück.
Da zieht er kaltblütig feine Uhr her
vrr und zeigt mir, daß der Zeiger auf
vier steht, Bier Uhr Morgens kann eS
doch nich! erst sein, denke ich mir.
Heute wird eS mohl schon z spät
sein," meint er gleichzeitig, ES ist ja
schon Nachmittag,"
Pier Uhr Nachmittags! Ich hätte ihn
in meinem thörichten Eiser erwürgen
können. Wag wird meine Braut, was
meiden die Anieen von mir denken,
daß ich sie so im Stich geiasien? Ich
tobe und flache, aber meir; Toben und
Fluchen hilft mir nichts. Der Mensch
behauptet mit dreister Stirn, daß er
nichts von ei'.'.er Trauung gesüßt und
daß ich ihm nnch am Abend vorher kein
Woit davon geagt hätte. Und dann
rief er ein paai von feinen Kerlen zu sich,
und als ich noch lange w:iter lamentirte
ich glaube, daß ich ihm uiit der Faust
in'i Gesicht fahren wollte sperrten sie
mich in die Kabine ein.
Da faß ich glücklicher Bräutigam!
Ich machte noch die Entdeckung, daß die
Gucklöcher der Kabine verhängt waren
natürlich, damit tch nicht den Tag hatte
merken sollen, aber auch diese Entdeckung
brachte mich nicht zu der Braut. In der
Einsamkeit faß ich und brütete erst
Rachegkdanken, dann trommelte ich mit
den Fäusten gegen die Wände und oer
langte zu essen und zu trinken, was sie
mir reichlich brachten, und nachdem ich
gegessen und getrunken hatte, kamen mir
ganz, ganz andere Gedanken. Was fall
ich Ihnen sagen? Zuletzt war ich froh,
daß ich noch nicht geheirathet hatte. Und
als ich am enoeren -morgen wieder an
Bord meiner Martha" kam und in
einem dort abgegebenen Brief den Ring
meiner Braut fand, da steckte ich ihr,
schweigend in die Tasche. Den Brief
jedoch hütete ich mich sehr wohl zu lesen;
nur eine Menge Rechnungen wegen der
versäumten Trauung hatte ich noch zu
b zahlen,"
O Gemein war es doch von dem Phi--lipS!"
sagte nach der allgemeinen Hei
terkeit Einer von uns.
,,Hat feine Strafe weggekriegt!"
schmunzelte Freund Silberschmidt, ,,Er
ist so dumm gewesen, nachher die hübsche
Wittwe zu heiralhen, und die hat als
Fiau ihm ein paar schöne Krallen ge-
,e,gt.
wer zuletzt zischt!
izine Napoleonr:iiiicn,,!g von (Z, Ros,'i.
Jofesine schmollte ! Die schöne Kaise,
rin veranstaltete mit Vorliebe kleine Lieb
hadertheateroorstelluiigen ; ihr kunstver
ständiger Gatte aber, der Verehrer eines
Talma und einer George, fand indeß
wenig Gefallen an diesem Dilettantismus
bei Hof, obgleich er gegen denselben
keinen Wahrfpruch erhob. Wenn aber
schon das Lustspiel an sich wenig auf ihn
wirkte, so langweilten ihn diese unkünst
krischen Leistungen im Vaudeville be
sonders, und als die Kaiserin ih eines
TageS srug, ob eS ihn vielleicht interes--siren
würce, wenn sie im Lustspiel:
Jeaunettons Schäfchen" die Rolle der
schönen Schäferin selbst übernehmen
werde, lachte er ihr geradezu ins Gesicht:
Nein, nein, Jofesine, begnüge Dich mit
der Rolle einer Kaiserin auf den Thron
im Welttheater und mit der Nymphen
rolle in meinen Armen aber Du hast
gar fein Talent, absolut fein Talent für
die Bühne und ich sage Dir, wenn
Du dennoch, gegen meine Warnung, Dich
lächerlich zu machen, ein Debüt versuchen
solltest, so werde ich als der Einzige, der
ehrlich fein sann und darf, Dich ohne
Gnade auszischen!"
Nun schmollte sie sollte sie ihren
Lieblingsvunfch ausgeben oder sich aus
sein Ausfischen gefaßt machen? Sie
wußte, daß er dcsien fähig war ; zu fing,
um ihm offenen Widerstand zu leisten,
sprach sie nicht mehr von ihrem Vorsatz,
studine aber mit Bertond im Geheimen
die Jeaunetton", deren Rolle neben
naiver Plauderei Tanz und Gesang ver
langt, desto eifriger ; an irgend einem
Abend, an welchem der Kaiser nicht an
wefen dfein würde, wollte man die Auf
führung veranstalten.
Napoleon schien von nichts zu wissen,
man sprach also nicht mehr von dem Lieb
hibertheater. Trotzdem siel gerade in dieser Zeit dem
Kaiser ein, wie sehr er stets das Theater
geliebt, und wie er nach der Erobe
rung von Toulon, wo er ohne Mittel und
in unfreiwilliger Geschäftslosigkeit in
Paris lebte angeregt durch den Per
sehr mit einigen Schauspielern des
Theure franvais, auf den Gedanken
gekommen, sich durch dramatische Schrist
stelleiei eine Hilfsquelle zu eröffnen.
Schon als Jüngling hatte er den Um
riß einer Tragödie Hekior entworfen,
ein Trouerx,el in Älerandrien ehe
aber die Bollendung möglich, wurde er
zu euer militärischer Thätigkeit berufen
und das Drama ruhte unter den kriegeii
schen Lorbeeren deS Kaisers vergraben.
Jetzt aber suchte er dies ihm liibzewor
dene Stück hervor und übergab eZ dem
Dichter Luce de Lan-eval, Ber'asser der
Achilleibe, der hin und wieder bei Eugen
undHortense als Vorleser fungirte. Es ;
war jedoch zwischen Navoleon Und dem j
Dichter tiefes Geheimniß, denn der Kai- j
(er wollte das S:ück auf der Bühne zum
Liien erstehen sehen, sich aber vor jeder j
Kritik schützen. j
.Mein tnn, der so sehr aus Prak-
lisches aerichiet ist", schreibt er u. A, an
Lancevel, .kann in dir Scheinwelt nur
durch das Grcßartiae rnd Erhaben, be-;
tried'z! werden, und diese versage ich !
zu keiner Zeit meine Bewunderung.
Vorzüglich liebe ich die Tragödie, sie
erwärmt die Seele, erhebt das Herz und
kann m.d muß Heide erzeugen. Die
höhere Tragödie war stets die Schule
großer Männer: es ist die Pfticht der
bürsten, Dichter dazu zu ermuntern, ihre
Werke zu verbreiten, Frankreich ha!
vielleicht Eorneille einen Theil seines
Ruhmes zu danken ! Auch Racine muß ich
lobe, aber Voltaire schätze ich nicht
er ist voll Schwulst und salschem glitter-
staat. er kennt weder die Welt noch die
Menschen, weder die Wahrheit noch die
Große der nie schlichen !-.'e,denIchas!en,
im Mahomed z, B. hat er sich gleich
schwer an der Geschichte, wie am mensch
lichcii Herzen vei gange'. Er bestich!
den Leser nur sür den Augenblick durch
äußere Kunst, deshalb, iwin i:,er
Laneeoal, lassen Sie meinen H'ktor
Entwurf bestehen und füllen Sie nur die
Form! Keine Umarbeitung, nur eine
lledeiaibütuna!"
Diesen Brief fand Jofesine in einem
Eremplar des Eid, daß der voilefende
Dichter, zerstreut und unvorsichtig ge
nug, im Nebenzimmer liegen gelassen, sie
wußte nun, daß der Kaiser ein Stück
Hekior" geschrieben, und sie brütete aus
Rache und Genugthuung, denn inzroi
sehen war Jeaunetton," das heitere i'ie
verspiel, für sie wirklich zur Tragödie ge-
worden.
Kurz vorher war Napoleon nämlich
aus drei Tage verreist sofort war
Probe am ersten Tag, Generalprobe am
zweiten nnd Hofoorstellung zum dritten
Abend angesagt. Die sonst so anmuthige
grau aber war, wie Napoleon mehr ehr
lich als galant behauptete, wirklich sehr
talentlos sür die Buhne, und ihr Gang,
ihre Sprache, ihr Tanz und Gesang ein
solches Gemisch von Unnatur und ral-
scher Betonung, daß nur der gewaltige
Respekt und die große Falschheit der
Hofleute einen Eklat verhüteten. Die
unterdrückte Heiterkeit der Spötter durfte
sich in Beisalllachen und Klatschen evt
lacen, und jede Tirade, jede Szene rief
den brausenden Applaus des servilen Au
ditvriums hervor.
Besonders nach Fallen des Borhangs
am Schluß! Da ertönte plötzlich ein
gellender Pfiff und in die schnell eintre
tkiide Stille des Entsetzens ein anhalten
des Zischen. Unwilliges Rufen wurde
laut, man suchte nach dem Urheber dieses
unerhörten Skandals, da flog die
Gaid ne der kleinin kaiserlichen Ee
tenloge zuiück, die fv lange dunkel und,
wie man glaubte, unbesetzt gewesen, und
.der Kaiser, der Kaiser" tönte es durch
das Auditorium, welches nun vor Schreck
völlig verstummte.
Ja, es war der Kaiser, dir, von Allem
unterrichtet, heimlich zurückgekehrt war.
Nun richtete er sich noch einmal voll auf,
zischte in die lautlose Stille noch ein paar
Sekunden kräftig hinein und verschwand
dann, indem er sehr deutlich accentuirt zu
einigen Ossizieren in der Nebenloge
sagte: Man mufj gestehen, daß dies
eine kaiserliche sehr schlechte reisiung
war.
Die schöne kaiserliche Schauspielerin
war innerlich sehr erbost, äußerlich aber
lachte sie. Auch dann, als der Kaiser
ihr später unter vier Augen sagte: .Wenn
man sich aufs Theater wagt, muß man
es sich gefallen lassen, kritisirt zu werden,
und wenn die Ka, enn oniod'e pult,
so darf der Kaiser sich anch wohl eilau-
den, ihr Kritiker zu werden und sie aus-zuzifchcn."
Noch mehr aber lachte sie, als sie nun
das Schreiben ihres Gatten an Lancival
las. Also auch er hatte oane Talent"
für die Bühne, Lust, sich auf die Bretter
zu wagen? Sie war wenigstens ehrlich
genug gewesen, sich in Person zu kompro-
mitliren, ihr Bonaparte aber erstickte
sich hinter den Namen eines bereits be-
rühmten Dichters,
.Warte nur," lächelte sie, als sie den
Brtes heimlich wieder in den tUd barg
.wer zuletzt zischt I"
Ihre Ansicht, daß das iuck trotz
LancevalS glänzender Ueberarbeilung
nichts tauge, wuide durch die Thatsache
befestigt, daß die Direktoren des '1'd.eaire
fransais, die den alternden Dichter, der
auS der Mode gekommen, für den Ber-
fasser hielten, daS Stück als ungeeignet
zurückiandten, Auervmgz ging ihnen
ein Licht der Wahrheit auf, als sie das
Manuskript sogleich mit dem Kabinets
befehl zurückgesandt erhielten:
Die Schauspieler des Tlnair lrau -cjais
werden von heute ad in einem Mo
nat diese Tragödie, die man die Dumm
heit gehabt hat, zurückzusenden, aufsüh
ren. Napoleon."
So fam der Premieren-Abend des
.Hekior" heran, daS Theater war von
dem destinguirtesten Publikum gesüllt,
in der Hofloge saß Napoleon mit Jolestne
und ihren beiden Kindern, Das :ück,
dessen Urheberschas! die Direktion richtig
mulhmaßte, war brillant einstudirl und
wurde so vorzüglich gespielt, daß ein
wirklicher Erfolg stattsand, nur daß man
das Spiel mit dem Inhalt verwechselte;
das Drama war im Äu'bau, trotz der
blendenden Verse Lancevais, sehr schwach.
AIs man nun aber den Verfasser rief
und der greise Poet, schüchtern ob des
fremden BesitzrcchieS, auf der Bühne er-
schien und sich vor der kaiserlichen Log,
verneigte, erhob sich plötzlich die Kaiserin
in ihrer vollen Höhe und stieß einen an
haltenden Zischlaut auS.
.Madame waSthun Sie?" rief der
Imperator verletz!. Joeniu aber deckte
ihr Schelmknlacheln mit dem zarten
Sxitzeniuch und flüsterte in spöttischer
Travestie jenes Momentes: Es kommt
nur darauf an, Ma;estät, wer zuletzt
zischt! Wenn man sich auf's Theater
wagt, muß man eS sich gefallen lassen,
knii'irt zu erden, und wenn der Kalter
kmödic fchreibi. so darf d:e Kaiserin
es sich auch 'HI erlauben, sein Kritiker
zu werden und ihn au-U!,!chen!"
.So war's gemeint?!" lächelte Napo
!eo, .Du hast ein gntcZ Gedächtniß
also nur EilelkeitSiache! Aber der Er,
folg ist doch wahr und echt, trotzdem das
Publikum in Lanceoal den Dichter steh!
und nicht dem Kaiser den salsche Beifall
spendet. ES komm! also, wie Du siehst,
nicht darauf an, wer zuiez! zisch!, t::
dein wer es ist, der zuletzt zischt."
?kreije grauen.
Unter der Regierung Friedrichs II
von Pieuße wir in ce, Stadt vieoe
zwischen den Gattinnen det! Regierung,
und KammerprSsideiilen ein Stielt dar,
über auLgebrochen, welch', von den bei
den Dawei iit Vo.rang vor der anderen
gebühre. Keine der beide ehrgeizigen
Miauen mollte nachgebin, nd so viel
Mühe sich auch die kr,resi,'i,den Ehcheire,,
gab., eine Billigung he,k..izusühk, efc
blieb beim Alten. Da verfiel die Re
gierunzspiäsidenli,, aus die Joee, den
König lii dieser Heikim Angelegenheit als
Schiedsrichter anzurufen. Der Kammei
Präsidentin gefiel der Borschlag, und so
fort wurde ein daraus b'iüglicheS Ichrisi
stück ausgesetzt und zu Hä'.-kn des Mo
narchen nach Potsdam adzeiandi. Frühe,
als man geglaubt, traf d,e Antwort ein.
Das Schreiben kam lrn-vi luauu mit
dem wenig schmeichelhaften Vermerk zu
rück: Die größte Närrin geht voran,"
Welche von den beiden hoben Beamten
frauen nun noch den Vortritt vor der
anderen begehrte, ist nicht gesagt.
Zur Ver,,t!,g M Niesen.
Unter manchen Verhältnissen kann der
heftige Reiz zum Niesen, das man unter
drücken möchie, bekanntlich recht peinlich
werden. Das sell man nun abwenden
können, wenn man die Oberlippe kräslig
drückt, weil hierdurch ein gewisser Zweig
des fünfte Gehirnneroes beeinflußt
wird. Das Nien ist aber die Reflex
Wirkung eincS oft geringen Reizes eben
dieses NeroeS, und es kann nicht zu
Stande konimen, wenn derselbe gelähmt
ist, obwohl vielleicht der Geruchnnn noch
ungeschmälert fortbesteht.
Brs,cl,tie Leute.
Paris ha! eine LebenSversicherungS
Gesellschaf!, die statutarisch keinePerfonen
aufnimmt, welche sich die Haare zu fär
ben pflegen. Man fürchtet, daß Leute,
die sich bemühen, jünger zu erscheinen,
auch leicht unvorsichtig genug sein wer
den, etwas ,, mitzumachen", waS ihrem
Aller nicht mehr ziemt und ihre Lebens
dauer verkürzen könnte.
ZprüchwSrter,
Ein Sckimähmort kann mehr auf sich
haben als ei Streich,
Mit Worten totchlaze ist auch ge-
mordet.
Es geh! dich auch au wenn des Nach
bars HauS brennt.
Ein sanft Gemüth, gleicht einem star
ken Fels im Meer an dem, obwohl er
selber ruhig bleibt, doch alle wilde
Wogen sich blechen.
Hart gegen hart nimmer gut wird.
Allzu gerecht thut Unrecht.
Die Liebe kommt der Bitte zuvor.
Wer antwortet auf böseS Gespei
Der macht aus Einem Unglück zwei.
Man muß
schlagen.
nicht nach jeder Mücke
Wer alle Dinge verfechte will, darf
immer sein Schwert einsteck:.
Man
lösche.
kann nicht Fcuer mit Feuer
Gute Aniwo-.t bricht den Zorn.
Ein gutes War! richtet mehr auS, als
ein Fähnlein LandeSknechten.
Geld kann viel, Liebe kann Alles.
Wo Zwei mit
beide Unrecht.
einander zanken haben
Ungerechter Frieden ist besser alS ge
rechter Krieg,
Wer Freude hat am Prozessiren
Wird statt gewinnen am End verlieren.
Ein maacrer Vergleich ist besser alS
ein setler Prozeß.
Vergleichen und Verlragin
Frommt mehr als Zanken und Klage.
Gedulden, Schweigen, Lachen,
Hilft oft in schlimmen Sachen.
Nachgeben stillt den Krieg,
Besser wenig mit F:ieien, als viel mit
itriii.
Tat ,e, rittst ie Mtt,k
sang.
r)üij einem enjliicljtn Moi,v,
Ein alieS Lied, ein schlichieg Lied,
Sin Töne sanft und mild,
DaS os! durch meine Seele zieht
Und deren Stürme stillt :
Sin Echo ist es nur, ein Hauch
lind doch, welch' voller Klang I
..ü ist ei wundersames Lied,
Das einst die Mutter sang,
Und wars auch einfach nur und schlicht
Za Wort und Melodie,
Äie dieser Ton, ich weiß eS ich!,
Ergiiff ein Lied mich ,e.
Der Mutter Seele lag darin,
Und das gab ihm den Klang;
War'S doch das aite Wiegenlied,
DaS einst die Mutier sang.
Ich seh' ihr liebe treue Aug',
B,t einer Welt voll Glück;
ch fühle ih,cs AlhemS Hauch
Die Kindheit kehr! zurück,
5aS Herz erwürmt sich wunderbar
Zn Stunden trüb' und bang:
Hör' ich im Geist da traute Lied,
DaS einst die Mutter sang.
Und doch, wie lange ist'S schon her,
Daß ich es nicht vernahm I
Dann zog ich sort, weit über' Meer
,ch weiß nicht, wie es fam :
Doch hörte ich im WogenbrauS
Den wundeisüßen Klang,
lind lauschte jenem alten Lied
DaS einst die Mutter fang.
O töne fort, Du Lied so süß,
AuS m,incr Kindheit Glück I
giebst du mir doch da Paradies,
DaS ich verlor, zuiück.
Du Lied so mild, du Ton so warm,
Der mich zur Andacht zieht
Das Lied, das einst dle" Mutter fang,
Ist meiner Seele Lied.
S. F l o d a.
verrechnet,
Bettler: .Bitte um eine kleine Unter
Nutzung, lieber Herr; ich habe zu Hause
fünf unerzogene Kinder lauter
Zwillinge!"
Aus einem Roman,
Die Hände auf den Rücken gelegt,
ging der Graf im Garten spazieren und
las die Zeitung,
fatales ?rtgefiil'I.
Möchten Sie n,ir wohl aus einige
Tage fünfzig Mark borgen?"
Was füllt Ihnen ein? Wenn Sie
nicht Wort halte würden, könnte unsere
FlenndschasI einen Riß bekommen und
mir ist Ihre greundschafi laufendmal
mehr wenh, als lumpige fünfzig Mars!"
Immer geplagt.
.sag', Nazi, friegst Du fleißig Prü
gel von Deinem Meister?"
.Gar keine. Wenn er arbeitet,
ha! er dozu keine Zeit, und wenn er
nicht arbeitet, Hai er dazu auch
feine Zeit weil ihn da die Meisten
xrügeli!"
Xltne -.Zeichnung.
In einer Gesellschaft frag! eine Dame
einen Künstler, was er eigentlich male.
Hierauf erwidert der junge Mann:
Thiere!"
Ah", bemerkt die Dame, .Sie sind
aüo Veterinär maler!
Scherzfrage.
Welche Ähnlichkeit ist zwischen einem
Kanonier und einem Rentier?
,'uztzaaltjno" uzuugi Zlzizg
Unter Backfischen,
Lina: .Warum ist denn die Verlobung
Deiner Schwester wieder zurückgegan
gen?" Paula (welche immer die abgelegten
Kleider der älteren Schwester bekommt):
Der Bräutigam hat meiner Schwester
nicht recht gepaßt jedenfalls wird er
wieder für mich aufgehoben!"
Gegenseitige k,!benslväröizkcitcn.
Dame larrogant : . , , , Sie sind a l t
geworden, guter Freund? Das müssen
Sie zugebe! , , , Da habe Ich mich schon
besser eonservirt!"
Herr: .Gnädige grau haben eS eben
immer verstanden, mit Wenigem
hauszuhalten!"
Eurer Anfang,
Oberst: Herr Lieutenant, die vier
zehn Tage, die ich Ihnen ei! gab, sind
jetzt vorüber; was haben Sie gethan,
um Ihre Verhältnisse zu rangiren?"
Lieutenant: .Herr Oberst, ich habe
bereits dreimal in die kleine Lotterie ge-setzt!"
Ad c
Herr: ..Was. Sie sind schon 32
Jahre all?! Sie könnten leicht für 10
Jahre jünger gehalten werden . , , "
Dame: sie schmeicheln!"
Herr : Denn es gibt viele 22jährige,
!ne um 10 Jahre filier aussehen!"
WaS einige Leute
ist nichts als Geiz.
:paisamkeit nennen
Genius mag schnell sein, aber Beharr
lichkeit hat die sichersten Füße,
tli c:r.b:iHn:bc.
leirweii'.: .2;, Maier, Sie steh n
x li ci ," amecl, das nur auf den
irreren H:ck,r aratt't, um ein Gira zu
Lcrcckiigies OTfjlr.inen,
Frau A: Mein Arit räth mir, ich
solle eine sechsmonatliche Reise antreten,
:ber ich traue ihm richt lechl !" j
,rau B: .Warum flenn nichi'i"
Frau tL: Weil mein Aiir gleichzeitig
mein Zchweger!ch ist!"
k'emit'e-eit'l!.
Garielieuienant in einer Bürgerkneixe
iin'retend: .ellner. bringen Sie mir
einen Eance und ein Glas belle Bier;
will 'mal o thun, als ob ich Spieß bür
ot- rür'!"
3ürc?t: fe, Kellner! Eine Flasche
SzW. nkie.ken la",n! Will 'mal so
:!r:r", c'e ob ich Jaike-Lieutinan! wäre!"