Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, May 11, 1893, Image 12

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    Falsche Diamanten.
ourtlciir uun Off ip SBati.
Mariette versuchte ihr neues Ball'
kleid. Es stand ihr allerliebst; was
aber h'iite auch der jungen grau nicht
gut gestanden? Ihr hübsches, rosige
Kindtrgestcht vertrug jede Farbe, und
ihre Gestalt halte vohl selbst in der
plumpen Tracht einer Grönländerin die
Anmuth eines Tanligra-FigürchenS be,
wahrt.
Nach Mariellen Ansicht gebührte
jedoch die Palm allein dem Schneider,
der mit chic" aus zart lila gaille,
Flieder und Spitzen ein so reizoolles
Ganze geschaffen hatte.
.Frau Doktorin, Ihre Toilette wird
aus dem Opernballe Furore machen,"
sagte, sich scherzhaft vor dem Spiegel
verneigend, die junge Frau; dann
huschte ste zu der aus ihrem Boudoir
in da Arbeitszimmer ihre Manne
führenden Thür, schob die Portiere bei
Seite, auckle durch tat scyiu euocy,
und als sie sah, daß ihr Mann beim
Schreibtische faß, trat ie ganz leise ein
Der Doktor, ein Mann von etwa
acktunddreißig Jahren, mit einem geist
reichen und gründlichen Gesicht, las so
eifrig in irgend einem Werke über ver
gleichende Anatomie, daß er MariettenS
Eintritt nicht bemerkte. Lautlos glitt
nun diese die Schleppe vorsichtig
hebend über den Texpich, stellte sich
dicht hinter ihren Mann und zupfte ihn
beim Ohr.
Der Doktor wandte sich um. Wie,
um halb zehn Uhr Morgens schon en
grande toilette?" sagte er, von seinem
Schrelbfeffel aufstehend. Ja, was hat
denn das u bedeutend
Viktor, wie gefall' ich Dir?" fragte
Mariette. ihre schleppe ent allend,
Wie Du mir gefällst?" meinte ihr
Mann, indem er sie von oben bis unten
betrachtete und dabei bei ihm ein
Zeichen der Befriedigung die Hände in
feine Rocktaschen steckte. .Nun, Du ge
fällst mir so gut, daß wenn Du jetzt von
mir verlangtest, ich solle Dir irgend einen
Stern vom Himmel herab holen, ich
närrisch genug wäre, es Dir nicht ab,
schlagen zu können."
Du sprichst ein großes Wort qe,
lassen aus. Wie roenn ich aber wirklich
einen Stern verlangte, würden der Herr
Doktor dann nicht wortbrüchig wer
den?"
Gewiß nicht, gnädige Frau! Ich
bitte nur zu gebieten, ob sie den Castor
der Pollur, den Sirius oder Aldebaran
wünschen.
Hm, keinen von Allen, lieber Victor,
doch " in den schmutzen Augen der
jungen Frau sprühte es aus, einen Stern
von Brillanten."
Der Doktor prallte zurück. So also
war'S gemeint, Du kleine Here!"
Ja, mein gute Männchen. Das ist
ein jahrelanger Wunsch on mir; mein
höchster, mein heißester Wunsch. Und
heute Abend auf dem Opern-Ball
Victor, stelle Dir vor, in meinem
blonden Haar einen Stern von Diaman
te,i, wäre das nicht wunderbar hübsch?"
Schaut euch nur das eitle Ding an,"
meinte der Doktor. Doch ich will Dich
nicht verdammen. Die Eitelkeit, sagt
Sterne, macht die Männer tapser, die
Frauen tugendhaft, Aber, sag mir,
können es nicht iiirrcs de Strass fein?"
Falsche Diamanten," rief Mariette
ganz empört ; falsche Diamanten,"
wiederholte sie lächelnd, die mögen die
Frauen tragen, die sich mit falschem Haar
und falschen Zähnen schmucken. An mir
ist Alles echt."
Ja, das ist wahr. Auch D:in t
rnstth kennt keine Falschheit, und des
halb"
Wie, Du willst mir wirklich diese
große Freude machen?" jubelte Mariette,
als sie ihren Mann seiner neben dem
Schreibtische stehenden Cassa zuschreiten
sah. Victor, Du bist wahrlich der frei
gebigste aller Ehemänner! Aber Du
kannst e auch sein. Der berühmte Arzt,
zu dem täglich eine Schaar von Patienten
strömt, welche sich aus der Aristokratie
der Geburt und des Geldes rekrutirt,
erhält so viele inhaltschwere Briefchen,
daß er selbst die unbescheidensten Wünsche
seiner Frau ersüllen kann. "
Und wie hoch beziffert sich denn dieser
unbescheidenste aller Wünsche?" fragte
der Doktor, indem er das kunstvolle
Schloß der Cassa öffnete.
Aus". Mariette stellte sich auf
die Fußspitzen und flüsterte ihrem Manne
die Summe in das Ohr.
Donner und Doiia," fluchte dieser.
Dann zählte er etwas kleinlaut den ge
ünschien Betrag in die so gern n.ch:
mende Hd der kleinen grau und rief :
Schau, daß Da sortkommst, kleine
Here!"
Rein, ich muß Dich zuerst nach Her
zenslust küssen," ervioerte Mariette.
O, wie danke ich Dir, mein liebster,
bester Victor;" und dabei umarmte sie
stürmisch den Gatten und sprang und
klatschte in die Hände, ihn wieder und
wieder mit Lob überschüttend.
Mariette, Tu bist trotz Deiner zwan
zig Jahren irklich ein Kind," sagte ihr
Mann, indem er sich lachend ihre Zärt
lichkeit abwehrte. Laß mich jetzt in
Ruh, milde Hummel, Tu weißt, ich habe
in den Zeltungen annoncirt, daß ich von
heute an jeden Morgen unentgeltlich
ordinire. Ei ist gleich zehn Uhr, die
Leute meiden in da Wartezimmer kem
men. Wa würden sie sagen, menn sie
den Spektakel holten?"
I Run, sie würden hören, wie unser,
gleichlich gut Tu bist." sagte Mariette,
und indem sie ihren Mann noch einmal
umarmte, kehrte sie in ihr Zimmer zu,
rück.
Sie würden aber auch hören, wie
ergleichlich schwach ich bin," dachte
der Doktor. Da legt man sich das
Geld zu irgend einem humane Zweck.
zurecht, um es sich gleich darauf von
dem Lächeln einer grau bethört für
eitlen Tand abschwindeln zu lassen.
Ja, ja, der Weg zur Hölle ist mit guten
Vorsätzen gepflastert!" Er vertiefte
sich wieder in seine vergleichende Ana,
tomie.
Indeß hatte seine Frau eine jener
dunklen, englischen Tuchkleider ange,
legt, deren lururiöse Einfachheit so
vornehm kleidet, und eine? jener Eapote,
Hütchen aufgesetzt, welche selbst dem
jüngsten, kindlichsten Gesichte eine ge
wisse frauenhafte Würde verleihen. Ein
Liedchen vor sich hinsummend, machte sie
sich fröhlich auf den Weg, den Gegenstand
der ihr so begehrenSmerth erschien
zu kaufen. DaS Leben kam ihr heute so
lustig vor, so hübsch und lustig, und nur
dazu da, um genossen zu werden.
Aus der Treppe begegnete ihr eine
junge, in ärmliche Trauer gekleidete
grau. Sie sah kränklich aus, und auf
ihrem Gesichte lag ein Zug tiefer Weh-
muth. Sie führte ein Madchen von
ungefähr fünf Jahren an der Hand, ein
zartes, aber blühendes Geschöpf mit dem
seinen Gestchlchen seiner ivcutter. Bas
Kind schritt zögernd auswärts, eS tapple
mit der freien Hand vorsichtig an der
Wand, und seine Augen Mariette
durchrie elte em Gefühl des Grauens
und Erbarmens: Das Kind war blind.
Als Mariette in das Vestibüle trat,
sah sie, daß vom Himmel ein Heer toller
Flocken herniederschwtrrte. Es sah
wirklich wunderhübsch aus, dieses Schnee
gestöber. Die Bäume des gegenüber
liegenden Parks waren ganz weiß, wie
mit Staubzucker bestreut. Die junge
Frau blieb einen Moment im Hausthor
stehen und betrachtete die Scenerie. Wie
munter die Leute hin und her liefen, wie
'sie lachend den zudringlichen Schnee ab,
schüttelten oder von den Kleidern bliesen!
Die Schuljungen bewarsen sich johlend
mit Ballen, und die alten Leute schauten
ihnen zu, schmunzelten und gedachten
ihrer eigenen Jugendstreiche. Ja, die
Kindheit ist doch schön. Aber das arme,
blinde Mädchen dort oben?
Ein Miethswagen suhr im Schritt
vorüber. Der Kutscher grüßte Mariette
und machte eine fragende Bewegung, ob
sie nicht einsteigen wolle. Mariette stieg
nicht ein; sie trat in einen nahen Kondi,
torladen, kaufte Bonbons und Konsituren
und kehrte dann in ihre Wohnung zurück.
Sie suchte das Wartezimmer ihre Man,
neS auf. Sie fand hier eine Anzahl
von Patienten, welche durch ihre ärmliche
Kleidung mit den sonst hier wartenden
scharf contrastirten; denn die Habitue
dieser Räume bestanden zumeist au
" dainty like" gekleideten Herren, aus
Damen, deren Toiletten allen Kapricen
der Mode Rechnung trugen. Man con
fultirte den berühmten Arzt nur, um
über die Nerven zu klagen oder um seinen
Rath zu erbitten, ob man im Frühjahr
die Rioiera oder Abbazia, im Sommer
die Nordsee oder die Alpen -aussuchen
solle. Hier und da kam mohl auch ein
wiiklich Kranker; aber solche bleiche,
kummeroolle Mienen, Zuge, aus denen
Verzweiflung lag, sah Mariette heute
zum ersten Male in diesen mit heiterem
Eleganz ausgestatteten Räumen. Ja,
es ar überhaupt das erste Mal, daß
das menschliche Elend sich in seiner gan-
zen Größe dem jungen, in Lurus er
blühenden Wesen offenbarte. Auf der
Straße, da begegnet man der Armuth
allerdings auf Schritt und Tritt, aber
man bemerkt, man beachtet sie nicht mehr.
Man wirst dem Bettler wohl ein paar
Münzen in den Hut, doch man fragt
nicht, wieso er zum Bettler geworden.
ES würde sich für eine wohlerzogene
junge Dame am Ende auch nicht schicken,
zu fragen. Aber hier in ihrem eigenen
Hause, hier konnte, hier mußte ste
sprechen. Mariette vergaß das und wes
halb sie usaehen wollte. Sie fühlte in
diesem Momente nur das eine Bedürfniß:
die Unglücklichen zu trösten.
Sie trat zuerst aus die grau in Trauer
zu, die ihr oryin aus er treppe de
gegnet war und die wie Mariette rich,
tig vermuthet hatte auch gekommen
war, den ärztlichen Rath ihres ManneS
zu erbitten. Mariette reichte dem Kinde
die gekauften Näschereien, streichelte sein
hellblondes Köpschen und begann mit der
Mutter etn Gespräch. Diese war bei.
nahe ebenso jung und vor Kurzem bei,
nahe ebenso glücklich wie Mariette, da
starb ihr Mann, ein Bahnaufseher, die
Wittwe mußte die hübsche Raturalwoh,
nung räumen, um von nun an in einer
dunklen, dumpfen Lellerwobnung ein
kärgliches Dasein zu sristen. DaS unter,
grub ihre Gesundheit, beraubte ihr Kind
deS Augenlichts. Sie erzählte den Her
gang in einem so schlichen und ergreifen
Den Tone: wie sie zuerst mit Lust und
Eifer gearbeitet hatte, wie ste gehofft, sie
und daS Kind müßten gefunden, und wie
der Augenkatarrh immer schlimmer und
schlimmer geworden und wie das Kind
dann endlich erblindet sei. Mariette
fühlte eine feuchte Trübung in den Au
gen, dann heiße Thränen. Sie wischte
sie ab und blickte um sich, auf den hüb.
fchen, aber so lungenkrank aussehenden
Burschen da drüben, der die Stütze des
neben ihm stehenden greisen BaterS sein
sollte, aus das dürftig und doch so sauber
gekleidete Mütterchen und aus all' die
Leute, die so ängstlich, so tieslraurig zu
ihr aufblickten. ES war nicht das Elend
in Lumpen, daS sich unserem Mitleid mit
Gewalt aufdrängen will, eS war jenes
meist um so größere und unverschuldetere
Elend, das sich am liebsten der ganzen
Welt verbergen möchte und doch der Well
Achtung, die Achtung vor dem Unglück,
abringen sollte. Die Uhr aus dem Ka-
mm schlug zehn,
Ja, wag willst dennDu hier?" fragte
der Doktor.
Mariette trat ganz nahe zu ihm heran
und sagte! Ich bringe Dir das Geld zu,
rück, Victor. Ich will keinen solchen
Luru mehr, seit ich daS Elend kennen
lernte; nein, ich will nicht ! Verwende das
Geld zu einem edleren Zwecke. Mildere
die Noth Deiner Kranken."
Der Arzt blickte sie erstaunt an.
Dann küßte er sein junges Weib auf die
Stirn.
Abends, aus dem Opernball, trug
Mariette falsche Diamanten.
feldmarschmäßig zu melden.
Humoreske crn! dem Militärleben von
Martin Fließ.
Zu dem Jäaerbataillon, welches in
der alten Stadt G. in Garnison liegt,
stellen die soliden und flotten iviusen,
söhne der dortigen Universität eine recht
stattliche Anzahl Freiwilliger, so daß
dasselbe scherzweise da klassische Ba
taillon" genannt wurde. Die Einjährig,
Freiwilligen, welche sich der Sympathie
ihrer Vorgesetzten sonst wenig erfreuen,
sind gerade in G, ein im Bataillon gern
gesehenes Element und durch ihre enge
Verbindung mit der Universität besteht
zwischen dieser und dem Ossizierkreise
eine ausgezeichnete Harmonie. Der be
lebende Hauch, welcher von den Lehr
stöhlen der Wissenschaften, mehr aber
noch von damit verbundenen Familien
ausgeht, knüpft dort zwischen Bürger
schaft und Offizieren einen innigeren
Verkehr, als in vielen anderen kleinen
Städten, und davon prositiren mehr
ooer weniger auch die bösen Einjährig,
Freiwilligen.
Die Xtt Compagnie des Bataillons
ererzirte. Am Rande des weiten Platzes
blickte einiges Publikum aus das mtli
tärische Schauspiel. Zu den dabei am
meisten Jnteressirten gehörte eine
Gruppe junger, herziger Geschöpfe,
welche der Spötter zur Gattung Back
fische" rechnet. Ihre Blicke folgten auf
merkjam denjenigen Kriegern, welche
außer schwarz , weißen Achselschnüren,
von Quarten und Terzen beschriebene
Gesichter hatten, aber auch die jüngeren
Ossiziere fanden oerständnihvolle Be,
achtunz. Es waren indeß Gefühle Irü
der Art, von denen die Gemüther der
hübschen Dämchen bestürmt wurden, als
sie Die, welche einst gestiefelt und ge,
spornt, in den Farben ihrer Corps ein,
berstolzirten, nun unter der drastischen
Kritik ihrer Vorgesetzten beim Ererziren
gleich den veradicheunoswuidiq ten Ertrn,
plaren der Gattung Menschen" traklirt
sahen.
Fast mochte ich weinen, linse ,
sprach Lottchen Schulze zu ihrer Freun-
bin, wenn ich meinen Karl so herab
gewürdigt! sehe 0, wie unbarmherzig!"
Der bldauernswerttje art war em
bildhübscher Einjähriger, der, aus einen
Augenblick nach den beiden Freundinnen
hinsehend, die Hand verstohlen auf
das Herz legte. Es war nur ein Blitz
moment, aber der Falkenblick seines
Hauptmanns hatte die Geberde bemerkt
und rasch trug ihn sein Pferd vor den
Sünder.
Glaube gar, Einjähriger Müller,
Sie liebäugeln im königlichen Dienst
,,,,wie? Halten Sie die Tatzen ge
fälligst an der Hosennaht statt aus der
Herzgegend. Feldwebel, notiren Sie:
Der Einjährige Müller hat sich heute
Abend um 8 Uhr seldmarschmäßig bei
mir zu meldin!"
Dann wendete der Hauptmann sein
Roß so gelassen, als häite er die größte
Liebenswürdigkeit verübt.
Wären die Blicke, welche die Äugender
Damen ihm nachsandten, Dolche gewesen,
so hätte er seine Seele im Moment aus
hauchen müssen.
,eai vernommen, Eule, wie
er ihn angeschnauzt hat?" zürnte
Lottchen.
Andere Freundinnen, welche den
Vorfall beobachtet hatten, traten hinzu
Sie alle empfanden die tiesste En!
rüstung.
Der Einjährige Müller, ein alter
philologischer Studio, war nämlich das
Ideal LottchenS und außerdem die Seele
aller LesekränzchenS, Liebhabertheater
und anderer schöngeistiger Unternehmun
gen, an denen es in G. nicht mangelte.
Ei Kränzchen oder eine Theatervorstel
lung ohne daS LebenSelement deS AdoniS
Müller gewährte den Damen nur halbes
Vergnügen; er allein wußte alles zu
ebnen und zu durchfeuein, er allein ver,
stand eS, die weiblichen Rollen ohne
Verletzung der Eigenliebe zu vertheilen.
Die Fama munkelte, daß Müller wem,
ger aus Interesse für bezeichnete Genüsse
die Herrfchaft auf diesen Gebieten aus
übe, IS durch die Anziehungskraft des
ewig Weiblichen dazu bewogen meide,
um daS letztere geschickt zu beherrschen.
Ader der anscheinend unbesiegbare Held
wurde von Amor! Pfeil doch getroffen,
wobei der unberechenbare Gott so ge,
fällig war, an dai Herz deS Herrn
Müller daS reizend Lottchen, Tochter
deS Geheimen Kommerzienraths Schul,e,
zu fesseln. Der vernünftige Schwieger
unter in hatte geäußert, mit der
Wahl seines einzigen Kindes einverstan
den zu sein, sobald Studiosus Müller
berechtigte Hoffnung habe, eine eigene
flandekrcurdige Eriflenz
heute Abend ein Kränzchen stattsinden,
welches ohne die Hauptperson, nämlich
Müller, nicht denkbar war. Wenn e in
Folge der seldmarschmäßigen Meldung
desselben seinen besten Reiz einbüßte,
nein, es war ein gräßlicher Gedanke!, , ,
Elise, Du mußt helfen! Du hast
die Verpflichtung, es zu thun,... Der
Hauptmann ist Dein zukünftiger Schwa,
ger, wie kann man nur einen so schreck,
iichen Schwager haben!" schwirrte eS
durcheinander,
Elise lachte. Wenn meine Schwester
hören würde, wie ihr Bräutigam von
Euch behandelt wird, müßte das Kränz,
chen sicher in seinem Entstehen zerflückt
werden. Aber ich werde sorgen. Jede
Störung des Abends soll und muß un
terbleiben,..."
Schön von Dir, Elise! O, Du
Liebste!" jubelte die Schaar.
Ihr werdet also pünktlich erschei,
nen...."
Aber wenn Herr Müller nicht da
wäre "
Rar still! Er wird kommen "
Aber er gehört mir , . , . mir ganz
allem!" rief Lottchen Schulze blitzenden
Auges.
Keine Rebellion, Lotte," entgegnete
die übermüthige Elise, Dir gehört sein
Herz, dem Kranzchen seine ganze Person,
und seinem Hauptmann der seid-
marschmäßiae Soldat!"
Hauplmann Reinhold war in der That
mit der Tochter Des reichen zroraus
manns Lehmann verlobt und pflegte, so
weit eS der Dienst gestattete, die Nach-
Mittage und Abende im Hause der zu
künftigen Schwiegereltern bei feiner
Braut zu verbringen. So kam er aucl
am Nachmittag vor dem besagten Kränz
chen. Um der durch die Vorbereitung
hervorgerufenen Unruhe zu entgehen,
hatte sich das Brautpaar in ein enfernteö
Zimmer zurückgezogen, um ungestörter
plaudern zu können, als die Thür heftig
geöffnet wurde und Elise erregt auf der
'Schwelle erschien.
Wie kann man so stören!" wandle die
Braut sich an die Schwester.
Jawohl, wie kann man so stören
rief der öauptmarm scherzhaft.
Finden eie das, Herr Haupt-
mann?" erwiderte litt e schnippisch
Aber seiner Schwägerin das unjdjul:
diae Vergnügen iu Hören das kann
man!"
Hauptmann Reinhold blickte die nied-
liche Kleine fragend an.
Wie soll ich nies natysei losen"
Ganz einfach ! Du hast den Einjäh-
rigen Müller von der feldmarschmäßi.
gen Metvung zu oeireien over unser
Kränzchen ist aus das Empfindlichste ge,
stört."
Oho!"
Ja so ist es! Müller ist uns unent,
behrlich,"
Also meiner kleinen Schwägerin galt
heut' die Hand auf dem Herzen meines
EiniahriaenV' w e, ich achte,
daß Lottchen Schulze "
Weiter kam der Redende nicht.
Ich bedaure, nicht zum Scherz auf.
gelegt zu sein," unterbrach ihn Elise,
ßu will I meine Bitte atso mqt er-
füllen?"
Unmöglich! versichere Br aber,
daß ich den Kränzchendireklor heute zu,
Meldung nicht befohlen haben würde,
wenn ich eine Ahnung von der wirklichen
Sachlage gehabt hülle. Geschehenes läßt
sich nicht ändern Müller wird heute
dienstlich verwendet werden. " BerHaupt
mann bemühte sich, ein möglichst strenges
Gesicht zu machen.
,chon! lautete die kurze, von hetti-
gem Zuwerfen der Thür begleitete Ent
gegnung des jungen Mädchens.
Ich mußte doch das Dekorum wah
ren," raunte der Hauxtmann seinerBraut
zu, als ihre Schwester sich entfernt hatte,
Im Uebrigen will ich Gnade für Recht
ergehen lassen und den Müller gleich frei,
geben, dann kann er die Gesellschaft
durch fein Erscheinen überraschen, bis
wird den jungen Herrschaften einen Haupt,
spaß geben."
Er zog die Uhr. ES war einige Mi:
nuten nach s leben.
Sonderbar," sagte seine Braut,
die jungen Leute sollten doch erst nach
acht Uhr kommen, und ich höre an dem
großen Geräusch, daß sie sich bereits ein
stellen."
Die haben eS eilig," scherzte der
Hauptmann. Ich werde nun gleicl
gehen, damit ich zur Zeit in meiner Woh
nuna bin."
Aber Du kommst zum Abendessen
wieder fragte die Braut.
Selbstverständlich," versetzte er,
Ich würde gar nicht gegangen sein,
wenn mich heute srüh der dienstliche Zorn
nicht zu dieser Geschichte mit dem Em
jährigen vermocht hätte."
Während er noch sprach, öffneten sich
die Flügelthüren und eine Fluth von
Licht ergoß sich über das bestürzt to
stehende Paar. Herein schritt, seid,
marschmäßig ausgerüstet, der Einjährige
Müller und marschirte mit angefaßtem
Gewehr bis vor feinen Hauptmann.
Hinter ihm, an der Schwelle des Zim,
merS, gruppirte Nch ein rietzernves l)e
folge junger Damen und j rnger Herren,
die sich mit Mühe refervirt hielten.
Tiefe Stille, als der Soldat zu reden
anfing:
Einjährig-Freiwilliger Müller meldet
sich feldmarschmäßig zur Stelle."
Das Gesicht des Hauxtmanns zeigte
in diesem Augenblick Ueberraschunz und
Das Kommando wurde ausgeführt.
dann machte Müller abermals ginnt vor
seinem Koip,rgi',ikch,f,
Herr Haupt,,,,,, es ist bereits fünf'
zehn Minuten ach acht ll'jr!" rief her,
vortretend Lottch.'n Schulze.
U,...ifl, Herr Hauptmann, sie
irren!" rief man im Ehor.
Jetzt nahm Elise das Wort, Da
sämmtliche Uhren bei un um eine Stunde
Zeit von mir vorgestellt sind," ries ste
sroyttch, so habe ich das Gleiche auch
Deiner Uhr angethan, Herr Schwager,
Du wirst Dich erinnern, daß ich beut'
Mitlag einige Augenblicke mit Deiner
Uhr teile."
Des Hauptmanns Blicke hefteten sich
streng auf Müller.
Einjähriger, Sie befinden sich also
im Komplott gegen Ihren Kompagnie-
fflesf-
Ncin, Herr Hauptmann! Nachdem
mir mitgetheilt worden war, daß Herr
Hauptmann sich hier befänden, habe ich
mich punkt acht Uhr hierher verfügt, da
eS meine Pflicht war, dem Befehl zu ge
horchen, mich um acht Uhr pünktlich bei
Herrn Hauptmann zu meiden,"
Der Hauptmann überblickte mit for
kastischem Lächeln die Scene, er sah, daß
er im Nachtheil mar und machte gute
Miene zum bösen Spiel.
Einjähriger Müller, der Strafbe-
sehl wird hiermit zurückgenommen!"
sagte er.
Zu Besehl, Herr Hauptmann!"
Jener wandte sich an seine Schmäge
nn: yhnen, jjraulein Lehmann, sei
die Strafe geschenkt, welche Sie treffen
müßte, da sie gegen die Ausführungen
und Beseyle der bewaffneten Macht
opxonirten."
Zu Befehl, Herr Hauptann!"
ries das übermüthige Wäschen militä
rijch stramm, worauf sie mit den Fi
gern komische Bewegungen machte, als
wenn sie sich den Schnunbirt zwirbelte.
Dann schnarrte sie mit möglichst ver
tiester Stimme den glückseligen Mül,
ler an :
Einjähriger Müller, Sie werden
jetzt nach Hause marschiren und binnen
einer halben Stunde sich hier als Ver,
gnügungsdirektor zur Stelle melden.
RechtSum, marsch!"
Unter großem Jubel der übermüthi
gen Gesellschaft verschwand der Ein
jährige. Er hat sich aber nachher im
Dienst doppelt vor Verstößen in Acht ge,
nommen.
ine sonderbar Hochzeit.
Im Monat Oktober 178 t ward im
Elsaß eine sonderbare Hochzeit gefeiert.
Der Prinz von Nassau , Saarbrücken
vermählte seinen zwölfjährigen Sohn
mit dem achtzehnjährigen Fräulein .
Montbai). Die Dame sollte nach der
Trauung zu ihren Eltern zurückkehren
und dort bleiben, bis der Prinz erwach,
sen sei, Glänzende Festlichkeiten wur-
den bei dieser Vermählung abgehalten.
Die ganze Umgegend, und vor Allem die
benachbarten Hose, wurden dazu ein-
geladen. Die Jagden, Luftfahrten und
Schmausereien dauerten drei Tage, Der
zwölfjährige Junge weinte von Morgen
bis Abend und mar wüthend der Gegm
stand der allgemeinen Aufmerksamkeit
und Neugierde zu sein. Er flüchtete sich
vor seiner Braut und stieß sie von sich,
wenn sie sich ihm näherte. Aus dem
Balle wollte dir junge Vermählte nicht
mit seiner Gemahlin tanzin. Man
mußte ihm mit Prügel drohen, wenn er
sorlsuhre zu chreien, und ihm Bonbons
versprechen, damit der Vermählte seiner
Gemahlin die Hatn zum Menuett
reichte. Der Vater unternahm es, ihn
z trösten, indem er ihm ein großes
Bilderbuch zeigte. Darin befand sich
auch ein Hochzeitszug. Als der Prinz
diesen erblickte, schlug erdaS Buch zu
und ries zornig: Ich will nichts von
Hochzeiten wissen, sie sind gar zu lang
weilig, und hier die Braut mit der lan
gen Nase sieht gerade so aus wie die
meinige,"
HauSregeln für Vhefraue,
Dein Wille, Weibchen, merk eS sein,
Muh nur des Gatten Wille sein !
Sprich nicht : Wir Weiber sind zu schwach,
Da schmächre giebt am leichsten nach.
Hat'S Männchen oft den Kopf so voll,
Mach ihn durch Widerspruch nicht toll.
Geh' ihm liebkosend um den Bart,
Nur schmeichle nicht nach Katzenarl.
Ein freundlich Wort zu rechter Zeit
Hat manchen Unmulh oft zerstreut.
Ein Händedruck, ein Kuß, ein Blick,
Bringt frohe Launen oft zurück.
Auf Klatschereien höre nie,
Denn nichts als Eh'zmist stiftet sie.
Dein Zimmer, Putz und ganzes HauS,
Sieh' allzeit nett und reinlich aus.
Dein schönster Schmuck sei Sittsamkeit,
Dein größter Ruhm: Wirthschafllichkeit.
Hast du Kinder: liebe sie,
Allein verzärtele ste nie.
Gemüthlich,
Erster Gerichtsvollzieher: Du kommst
wohl von den beiden Studenten? Was
hast Du denn ausgerichtet?"
Zweiter Gerichtsvollzieher: .5 Mark
50 Pfennige hab' ich im Skat an ste ver
loren!"
Zweierlei.
Dame (um neuen Dienstmädchen):
Ich bitte Sie, mir nur immer die
Wahrheit zu sagen!"
Bienstmadchen: Und Ich, gnädige
isiau, bitte, mir nur a niemals die
Wahrheit zu sagen!"
Uebertrumpft,
.So etwas gibt's bei Euch doch nicht!"
sagt ein Deutscher zu einem Amerikaner.
Wir haben eine Kirche gebaut, die so
lang ist, daß man vom Portal bis zur
Kanzel eine halbe Stunde braucht!"
Das ist noch gar nichts!" entaeanet
der Amerikaner, wir haben eine Kirche,
da wird der Knabe durch das Ostportal
zur Taufe getragen und beim Westportal
kommt er als Minister mit seiner zweiten
Frau heraus!"
Maliiiös,
.Lieber Onkel, was sagst Du zu dem
neuen Roman, den ich geschrieben?"
,Aber, meine Liebe, wie kannst Du
denn Bücher schreiben, die Du selbst noch
gar nicht lesen darfst? I"
Gute Anlage.
,Ach, Herr Mitzerl, Sie geben einmal
einen prächtigen Familienvater ab!"
Ich-? Warum"
Wie famoS Sie die Ciaaretten
wickeln! Wie werden Sie erst einmal
Ihre Kleinen wickeln können!"
Immer höflich,
Dame: Ich kaufe nichts. Ich wollte
Ihnen nur sagen, daß Sie mir gestern
einen recht schlechten Stoff aufgehängt
yaoenf
Kaufmann: Aber, gnädige grau, sich
deßhalb herzubemühsn!"
asernbofbiüike.
Unteroffizier: Einjähriger, hier wer
den keine langen Gelehrtenreden gehal
ten! Bedienen Sie sich der Kürze des
Laokoon!"
nachiuweifen.
Nun batte Müller alle Aussicht, am Entrüstung.
Gymnasium der Stadt fein Piobejahri Wo und wann hatten Sie sich zu
zu leisten. Während der UebergangZzeit ' melden, Einjähriger?" fragte er streng,
aai er sich bie rößte Mühe, feiner iu- ! Zu Befehl beim Herrn Hauxt-
Der Diener öffnete künltiaen Braut mit Eleaan, den Hof in mann, um acht Uhr!'
die ;ur zu oem .roinalionszimmer. machen.
Der zuerst gekomnene Patient wollte Man wird den Schmerz würdigen
eintreten, da bat Mariette: .Erlauben welcber da frn LcttienS nci dem Be
Sie. das, ich voiber ein vaar Worte I fehle del 5:ui!manr!i cremn. Alle awtall um ach! Uhr oemelre! hat. ein, ihm' alles! G!r. in te Auz'a
mit meinem Manne mechs!:," und trat ! Freundinnen wurden in Mitleidenschaft 1 Tag, in Summ drei Zcy iittelcneft : So je", sagt ttt '-'Kgl. $:! m'
Carlo Je.
In den Kämpfen zwischen Venedig
unv Genua, oie in ayre lang wahr.
ten und zu Gunsten Venedigs ausschlu
gen, spielte auch dieser tapfere venetia,
rn die omirat eine Rolle. Trotz zweier
Wunden, der einen am Auge, der andren
am Fuße, die noch nicht völlig geheilt
waren, übernahm er bei gewaltigem
Sturme die Vertheidigung des Postens
von Brandolo, eines der Allsgänge der
Lagunen, mit drei Galeeren. Mitten
im Gefecht erhielt er einen Pfeilschuß
durch den Hai!. In der Hast zerbrach
er den Pfeil, ließ das Eisen in der
Wunde stecken und suhr fort, Belehle
nach allen Seiten auszutheilen. Wäh
rend der Dunkelheit stürzte er durch eine
Oeffnung in den unteren Theil feines
Schiffei. Ein Matrose rettete ihn und
zog das Eisen aas der Wunde. DaS
Blut quoll in Strömen hervor. Um
nicht zu ersticken, legte sich der tapfere
Admiral auf den Bauch, Die Wunt-
ärzte betrachteten ihn als ein Kind des
letti und verlangen, er solle sich ans
Land bringen lassen. Er aber beharrte
daraus, wenn eS fein mußte, aus dem
Schiffe zu sterben. Seine starke Natur
siegte, bald befand er sich wieder im Be
silze seiner früheren Kräfte und kämpfte
veiter für fein Vaterland, das ihn we
nig, Jahre später auf die Anklage, vier
hundert Dukaten von der Republik Pa
dua angenommen zu haben, aller seiner
Aemter entsetzte und ihn zu zweiiähiigem
Gefängniß verundeilte.
Bedenkliche Gründlichkeit.
Büreauchef ((um Vater, der für seinen
Sohn eine Lehrstelle sucht): , , ,Also nur
Serta und Quinta hat der junge Mann
durchgemacht?"
Vater: Aber sehr gründlich!
In der Quinta ist er allein-drei Jahre
gewesen!"
Nur deutsch!
Jagdgast (erzählend): , , . . . UnS be
fiel ein panischer Schreck "
Oberförster (ihn unterbrechend): Ein
damischer wollen S' sagen ! "
pwg,z,
Arzt: So, von dieser Medizin gebt
Ihr Eurem Mann alle vier Stunden
einen Eßlöffel oll ein!"
Bäuerin: O, Herr Doktor, ich kann
ihm alle halbe Stund' einen Eßlöffel voll
geben! Wir sind, Gott sei Tank, so gut
g'stellt, daß wir an der Medizin nicht zu
sparen brauchen!"
Empffiidlich,
Sie: Sieh' nur, lieber Moriz, wie
der Epheu dort an der Burgmauer s
herrlich wuchert!"
Er: Bitte, Clse, sprich mir nisch,
von's Geschäft!"
Gutes j?eiifiel.
Vater ,u seinem Sohn): Sei nicht
ein solcher Verschwender; man findet daS
Geld nicht nur so aus der Straße da
muß ent mühsam zusammenaepumxt
werden!"
vornchtig.
Diener deS jungen AriteS: .fittr
Doktor, kommen Sie schnell nach Haus
eS ist ein Patient da! (Leise).
Ich habe das Wartezimmer derweil abae
schlössen, daß er nicht wieder 'raus kann!"
Baron
lern?"
Jagdgehilfe: O ja
?Mk!S!Ntij,
Sind Sie denn auch nüch-
auch!"
5er iniöbriae Müller erbält. weil! 3?jucrmr:
er sich nicht in meiner Bchautung gerne!-! Du", frag! der Na, ,z!gen was.
det. wei Tage, und da er sich um neben, i iii'n dern fe noiliqei: ;ur,a Stadt- s
krien ?.rnie.
A: Der Vetter ist sehr schwer krank!"
! B: Wirk.ich! Woher wissen Sie
!das?"
A: Q, er bek.w.t sch?n die Arz
enei, die immer nicht mehr
!hilf !!"
j gezogen, denn bei Elise L!hrnar:7! sollte ... .Kehrt!"
rum ? t nft e t i !"
Hagku. Z-i Landralh d.S Land
kreneS Hazen wu:d, von d,n Kreiidexu
tirten der b:Zher'.ge landräthlich, fionu