Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, May 11, 1893, Image 11
)hr Zimmerherr. Von Lopl, t 0011 Jttjuinberg,. AI ich den k. u. k. MajoriAlldilor in Pknsion, SUfreb Meyer, zum ersten male sah, konnte ich mich eine heimlichen Lachen nicht erwehren. E var in dem überfüllten Restaurant einer österreichi schen Stadt, nach Schluß der lheater. Au Platzmangel oecupirten wir den Stammtisch des alt, Herrn, der etwas verbiafit hinter seiner runden Hornbrille auf die fremden Eindringlinge starrte, sich aber bald beruhigte und mir zwischen Kalbsbraten Giardinetto allerlei aus seinem einfachen Leben mittheilte. Er war da echte Prvtoliip eine klei nen österreichischen Staatsbeamten der alten Schule. Er betonte den Mangel seiner besseren Hülste mit einem gewissen Stolz, alS ob damit seine totale Unab hängigkeit und Freiheit andeuten wollte. Ja, missen Sie," sagte er mit einem leichten Ansluge n Dialekt, da ist man halt so gar nicht genirt, hat keinen Aeraer. keine ffamiliensorgen, ich wohn' bei einer Wittme, seit ich hier bin, also schon acht Sabxt lang! Kruber hab ich in Linz gelebt, Sie, da ist auch eine schöne Stadt I" Von Wien hatte er nicht bie beste Mei, nung, auch die Kunst beunruhigte den guten Mann nicht, Nur die HKit tk, diese barmherzige Schwester unter den Musen, neigte sich auch ihm ein wenig liebevoll zu und verschämt gestand er mir den Besitz eines allen Flügels, der war nicht modern gestutzt und etwas aus gespielt war, aber der ihm dennoch seit Jahren ein lieber Kamerad sei ! Ja, ja mein Clavier," wiederholte er immer wieder, von dein möcht ti mich nicht mehr trennen 1 II nb meine Zimmerfrau, na fle hat sonst aller- lei unangenehme Eigenschasten, aber da ist wahr, mein Klavier re,peciirt sie, als ob's ihr eigenes wäre ! So oft ich nach Lau e komme, steht der Flügel offen, ganz ordentlich abgestaubt, und neulich hat ste ihn sogar stimmen lasten, ob wohl das gar nicht nöthig gewesen wäre für mein Geklimper, aber die Frau Schneditz hat halt eine Schwäche dafür ia, ich bin eigentlich recht zufrucen dort, habe mein separirteS Zimmer, kann gehen und kommen wann ich will und brauche nie mehr auszuziehen, als bis ich einmal sterbe,... Ihre Kinder, die damals klein waren, find letzt versorgt, der Sohn ist Kaufmann und die Tochter geht zur Oper " Mitten in seinem Geplauder erschrak der alte Herr nicht wenig, als er plötzlich bemerkte, daß e Mitternacht sei, und ich mußte lächend denken, daß daS separirte Zimmer immer- hin einer gewissen Controlle untermorsen sei. Als er sich empsahl und ich seine ovi ginelle Gestalt mit ängstlicher Eil dem Ausgang zustreben sah, dachte ich nicht, daß ich in den nächsten Monaten folgen- des tragikomische Histörchen über ihn hören wurde. Der k. u. k. Major-Auditor Alfred Meyer kam eines Mittags, etwas unbe friedigt von dem genossenen Kalbsbraten, aus seinem Restaurant, ging in das gegenüberliegende Cafe, trank einen kleinen Schwarzen und ließ sich mit einem Bekannten, dem penstonirten SteueramIS Controlle Wandruschick in ein sinniges Gespräch über das Kleinwerden der Koisersemmeln ein Plötzlich sagte der Controlleur: Ich höre ja, daß Ihre Quartiersrau über siedelt, da heiß! es also wieder Woh nung suchen, nicht wahr, Herr Auditor? " .Gott bewahre, eS war wohl einmal flüchtig die Rede davon, daß ihr Bruder ste bet stch haben wolle, ich glaube in Görz, aber das ist längst wieder ein geschlafen! Nein, nein, ich rühre mich nicht mehr auS meinem Zimmer, bis ste mich zum griedhos abholen! " Dann trat der alte Herr den Heimweg an, zündete sich eine srischgckaufte Cuba an und erstand ein Veilchensträußchen um zehn Kreuzer, das er seiner Zimmerfrau auf den Jausentisch legen wollte. Die Frühlingssonne wärmte ihm durch den dicken Paletot hindurch das erstarrte Herz und er dachte im Weiterschleudern, daß er eigentlich ein recht ruhiges, sorgen freie Leben habe und freute sich auf diesen langen, stillen Nachmittag vor seinem alten Flügel. Er hat die Alleen durchwandert und biegt in die kleine Seitenstraße ein; noch sechs Schritte und er ist zu Hause. Ah, ma ist denn das? Bor dem Thore steht ein großer Möbelmagen und vier Männer schleppten sich gerade an einer riesigen taaierkifle di treppe hinunter, Jieu; gierig wendet er sich an einen seitwärts stehenden Träger, der sich den Schmeiß von der Stirne wischte: Ich bitt' Sie, wer übersiedelt denn da?" ,Vom zwei ten Stock, " ist die kurze Antwort. So so, denkt dei Auditor, also unsere Nach, barn, die sind doch erst eingezogen, son derbar. .Herrgott, die Schwere von dem alten Klimperkastens rust einer der Minner. Gehört das Klavier auch dazu," fragt der alte Herr und blickt be dauernd aus das hölzerne Ungethüm, das die Männer keuchend niederstellten. Na türlich, das gehört ja dem Zimmerherrn, dem Auditor -Diener" Der alte Herr ist nahe daran umzu, sinken, Stock und Beilchenftrauß sallen zu seinen Füßen herab und auf dem Kopse, der einen plötzlich Ruck macht, aber dennoch von dem hohen Stehkragen festgehalten wird, balancirt der ßvlindcr ängstlich über der rolhbraunen Perücke. Die Männer springen ihm bei und der alle Herr, der offenbar etwa über den Durst getrunken hat, hat sich nach einer Weile soweit erholt, daß er die Stufen lang' am, mit etwas zitternden Knieen! hinaufsteigen kann. Die Thür des Rentier Klobig war geizig, seine Ehe Hälfte indeß noch viel geiziger. Wo die Beiden einen Pfennig ersparen, bhan dein, abdrängen und abbetteln konnten, da geschah es gewiß und schmunzelnd strichen siediePfennig-Lermehrung ihrer irdischen Guter ein. Natürlich halten Klobios keine Kinder. Andere Frauen trauern über solchen Manqel, Frau Klobig freute sich natur. lich darüber. Denn wenn die Nachbarin darüber klagte, daß ihr Junge schon wie der ein paar neue Schuhe brauche und die Nachbarin zur Rechten eine halvjtunbigc Jammerrrede darüber hielt, wie sündhaft theuer das Schulgeld sei, dann zog die alte Frau Harbagon zm ein trübes 3e sicht, deß sie das Alle gern bezahlen wolle, wenn sie nur einen Sohn oder me nigsten eine Tochter hätte, allein im stillen frohlockte sie: Ncc Biest Ko sten! Da sind mir doch glücklicher daran, mir können 3 sparen I" Und sie sxarien'S am Allernothmendiq sten. Zuerst natürlich am theuren Fleische, daS fast gar nicht auf ihren Tisch kam. Dafür rächte sich das Geschick, in- dem es ihnen viel Fleisch in die Wohnung sandte, Fleisch, das auf vier Beinchen recht lebhast herumyuschle unk tonst eigentlich nur in Katzenkreisen als leckerer Braken geschätzt mird. Kurz Mäuse hatten sich in der KlobiH'schen Wohnung eingesunden und diese waren bald so zahl reich, daß etwas gegen sie gethan weiden mußte. Denn diesen Mäusen war nicht hei leg vom Klobig schen Gute. Sie nagten die alten Brotrinden a und von denen wollte die geizige Frau doch morgen noch eine leckere Brodsupxe kochen, feie hat ten sich sogar an ihren wollenen Unter rock und an den dreißig Jahre allen Schlafrock deS Herrn Klobig nagend a wagt und das nagte an den Herzen der Beiden. .Wir müssen eine Katze anschaffen! sagte Frau Kolbig eines ToaeS mit einem eufzer, als sei baS em Voeu von Tau senden von Mark. Der Mann sah die Sprechende so ver blüfft an, als hätte sie ihm ein Zwei: Pfennigstück für einen armen Bettler ab gesordert. Bist Du verrück!?' .Aber die Mäuse! Die Katze soll sie doch fressen! .Die nascht Dir die Milch und Gott weiß sonst was und eine alle gewöhnt sich nicht her und eine junge, die erst auffüttern, bis sie Mäuse fangen kann, Du millst uns mit Gemalt an den Bettelstab bringen ! Aber die Mäuse es muß etma geschehen! Ich werde den Kammerjäger kommen lasse!' Nun war die Reihe, verblüfft d'rein zu schauen, an der Frau. Das viele Geld willsi Du daran wagen?' .Geld' knurrte der Alte .ich höre immer Geld! Du thust meinen Ohren weh, venn Tu von GelbauS gaben redest!' Aber umsonst vertreibt uns der die Mäuse nicht!' Wenn er sie unS nur eist vertrieben hat. da andere werden wir leben' sexarrrien Zimmer steht weit offen und j schloß ihr würdiger Gatte das Gespräch, der Entsetzt sieht auf ein Ehaot von ze- Aber eS vergingen noch Wochen, he. packten Koffern. Kten, Pap,erfetzen, Heu und Tiägrrgurlen. Die WSnve nnv leer, em einziger Sessel steht noch an der Wand, wo sein Klavier eine neue Ohnmacht droht dem armen Allen. Aber da ist auch schon di sürsorgliche Frau Schneditz zur Hand und lndem te den IfrzUrnlen, m ungs losen gemallsam in ihr Zimmer zerrt und aus das schon in weiße Tücher gewickelte Soxha niederzwingt, hält sie ihm eine seierliche Rede voll überzeugender Sorg fält, die in den unsterblichen Worten aivielle: .Wissen Sie, Herr Major- Auditor, ich hab' mir gedacht, wenn ich Sie sraa',. so sagen'S nein, und d'rum hab' ich ste lieber nicht gefragt, denn mir stnd schon so lang beisammen, daß mir unS wegen dem bissel Ueberstedeln nicht zu trennen brauchen! Ob's in Triest mahnen, oder hier, daS bleibt sich ja gleich, bei mir sind Sie wenigstens gut aufgehoben und wenigstens bleiben mir beisammen, denn sehen Sie, Herr von Meyer ohne sie konnt ich gar nich mehr leben!' Frau Schneditz war trotz ihrer drei undfünszig Jahre noch immer eine ganz frische, nette grau, und resolut war ste auch, das war unleugbar; als blieb dem alten Herrn nichts anderes übrig, als mit sauer ußer Miene sllr die e we,l gehendste Sorgfalt und Unabhängigkeit zu danken, für welche Erkenntniß er zur Belohnung Mutter und Tochter Abends in das Restaurant führen durste, da man daheim nichts mehr kochen konnte. Bei dem zweiten Glas Bier entsiel der an, gehenden Opernsängcrin das unvorsich, tiae Geständniß: Gott, jetzt kann id acht Tage lang nicht Claoier spielen ' " Da dämmerte in dcm alten Herrn eine flüchtige Ahnung auf, daß man sich von seinem Flügel nicht trennen wolle, aber er verschluckte die unangenehme Erkennt niß, schließlich braucht er ja in Triest nicht zu bleiben, wenn s ihm nicht e fällt, r hat noch Kraft genug zum Rel sen, und sein kleine Kapital reicht auch noch 3, Thatsächlich soll eS ihm in Triest recht gut gefallen haben, denn er kam nicht wieder zurück, Wenn die Fama nicht lügt, so hat di sürsorgliche, resolute Wittwe Schneditz ihren guten alten Zimmerherrn sogar zu dem späten und etwas fraglichen Glücke gezwungen, ihr zweiter und letzter Gatte zu werden. , Die Rache. Eine ,,gemauste" Geschichte, Klobig sich wirklich dazu entschließen konnte, den langgehegten Plan zur vius sührung zu bringen, Wochen, in denen die Mäuse in der .lobig'schen Wohnung über Tische und Stühle sprangen. Das ite man ihnen noch hingehen lassen. Aber als eines Tage ein paar Mäuse ihm sogar in seinem Bette ihren Be uch abstatteten, war seine Geduld völlig er schöpft und er schickte einen Straßen- Hingen zum Kammerager Meyer, dem einzigen concesstoniiten Mäuse-, Ratten-, Schwaben- u, s. w. Vertilger der kleinen tadt. Andern TaaeS kam denn auch Meyer mit seiner Tasche, m der er in allerhand Blechkapseln, die vergisteten Weizenkör ner u, s, w. trug, mit denen er dem Un geziefer den Garaus zu machen pflegte, Frau Klobig sah mit wachsendem Er staunen, wie ihr Gatte dem Kammer- jäger den Austrag gab, die Mäuse zu vertilgen, ohne m ihm zuvor einen ge hörig heruntergeschraubten Preis verein bart zu haben. Nur fiel eS ihr ans, daß Klobig so nebenbei sagte: .Und ich kann mich doch darauf ver lassen, daß keine MauS zurückbleibt? Die werden mir schon gründlich auS rotten, sprach der Kammerjäger und qina an die Arbeit. Der Mann erstand seine Sache, An den folgenden Tagen lagen überall todte Mäuse herum. Gegen achtzig Mäuse sammelte der Kammerjäger aus und mahnte dann bescheiden den Geizhalz an den ihm zukommenden Lohn. .Kommen Sie morgen mieder, ich habe augenblicklich kein Kleingeld! .Schön, Herr Klobig! Der Kammerjäger ging und stellte sich pünktlich am Morgen zur Empsangnahme des Geldes ein. Aber hier ward dem ehrlichen Kerl ein ganz absonderlicher Empfang. Klobig wetterte und schimpfte das sei keine Art, Mäuse zu vertilgen, denn die zurückgebliebenen und nicht ver, gifteten trieben es ärger denn je. Der Kammerjäger stutzte: Na, dar.n lege ich meine Pillen noch einmal!" sagte er gutmüthig, aber Klobig fuhr ihm in die Rede: .Nichtsda ich hab' einge sehen, daß das Alles nichts hilst. Ich verzichte also aus Ihre Dienste," Hm ja! Na, wie Sie wollen, Aber, nun bitte, geben Sie mir mein Geld!" Klobig starrte den Fordernden mit meit aufgerissenen Augen an. 33 mollenSie? .Mein Geld! .Sie haben die Mäuse nicht vertilgt, ich bin Ihnen nichts schuldig. Und dabei blieb Klobig, und Meyer mußte sich damit begnügen er erhielt nichts. Wuthenv schritt er davon, mah rcnd Klobig und seine Ehehälste trium- pyirten. Tage vergingen der Mäusevertilger ließ nicht von sich hören. Klobig war selig. Seine Mäuse mar er los, ohne einen Psennig dabei eingebüßt zu haben Er spann schon den Gedanken auS, ob diese neue PrariS sich nicht noch aus andere Gebiete verpflanzen laste. Da kam eines Morgens der Postmann mit einer großen Kilte. Wenn's nicht eine Kiste gewesen märe, dann hätte der Geizhals ste des geringen NickelstückeS AVIragegelds wegen nicht genommen Aber in der Kiste mußte doch etwas sein und dies etwas trug man ihm in' Haus. Er studirte seuszend den Cou pon: .AuS Pfissigshausen. Mit noch chwererem Seufzen suchte er fünf Mi nuten lang nach dem günfpsennigstück und der Postmann trollte ab. Aus PsisfigsHausen, dem Dorfe, das in der Nahe des Ortes lag Dort hat ten die Klobigs einen armen Ber- wandten. Wenn der ihnen die Kiste geschickt hätte! Frau Klobig sprach schon von Eiern, Butter und Wurst und das Wasser lies Beiden im Munde zw sammen. Endlich öffnete Klobig die Kiste. Hui! Ssssssst. Wie zu Stein erstarrt standen Klobig und seine Ehehälste, Wie in ununter brochenem Strome kam es aus der Kiste heraus Mäuse, Mäuse und wieder Mäuse, schier hundert an der Zahl, die flch sofort in der Wohnung verbreiteten, Unten aber auf dem Boden der Kiste lag ein Zettel: .Sie haben mein VertilgungSmiltel als unwiiksam beieichnet. Sie hatten Recht die achtzig todten Mäuse stnd wieder lebendig geworden. Da sie Ihr Eigenthum stnd, so beeilte ich mich, sie Ihnen wieder zuzustellen. Ergeben,, Meyer, Kammerjäger. .Dieser Meyer! stöhnte Klobig, im tiefsten Herzen erschrocken und grau Klobig sank einer Ohnmacht nahe aus einen Sluhl. Einen vollen Monat noch kämpfte das geizige Ehepaar mit der Mäuseplage, dang kapilulirle es. Meyer wurde wie der geholl und vertilgte gegen doppellen Lohn seine Sendlinge diesmal wirk-sam. Pflicht! Lon ikrn Hers et d. Die Logen deS Cirkus maren llber- süllt; eben sollte bie Vorstellung begin- nen. Und nun wechselten in bunter Reihenfolge die Darbietungen der ewzel nen Künstler ab, welche alle Interesse in Anspruch nahmen; den halebrecheri schen Pieeen der Akrobaten und Gymna ftiker folgten die eleganten Kunststückchen der anmuthigen Seiltänierin, und dann zeugten eine Reihe vierfüßiger Künstler, die man sonst wohl banal al .Hunde bezeichnet, von der Emxsünglichkeit einer großartigen Dressur, deren ihr Geschlecht fällig sei. Eine neue, programmmäßig i folgende Pause sollte durch tolle Späße! und Capricen eines i'lown ausgefüllt werden. Schon neigte die der Pause voran gehende Ausführung ihrem Ende zu, dem Spaßmacher den Wirkungskreis zu über lassen, doch war von dein Elomn noch keine Spur zu sehen. Unmuthig schon lies der Direktor den Koulisseii ent lang vergeblich! Jetzt mußte die Pause beginnen und doch Wie konnte sich der Elown nur so vergessen! Jetzt hielt eS den Direktor nicht län ger; wüthend eilte er in die für da Per fonal bestimmte Räumlichkeit. Erbost, wollte er den Pflichtoergefsenen an seine S t uldigkeit gemahnen; aus eine derartig unverschämIe'Nachlässtgkeit gehörte doch eine ganz exemplarische Slrase. Am Eingang des Raumes angelangt, prallte er jedoch starr zuiück; es bot sich ihm eine geradezu herzbrechende Scene dar! Auf ärmlichem Lager ruhte eine kranke, sieche Frauengestalt, den Stempel deS Todes auf der bleichen Stirn: die Mut ter des Elown. Vor dem Bette lag der Letztere auf den auf den Knieen, die melke Hand seiner einzig geliebten Mutter mit Thränen benetzend. .Bruno, stehle die Sterbenskranke, nur dieses Mal bleibe bei mir, bleib' hier in meiner letzten Stunde! .Mutter, die Pflicht, die Pflicht! Sieh, draußen marlen Hunderte, meine Späße zu belachen," Während Deine Mutter im Sterben liegt! Bruno, Bruno, habe Erbarmen! Laß jene alberne Pflicht!" Du hast mir gegenüber auch Pflichten! Der Sohn schwankte. Mutter, wie gerne, ach, wie gerne möchte ich, aber " Nun, wird eS bald?" ertönte da hart und rauh die Iimme des Direktors, Ihn ließ diese erschütternde Scene voll- ständig kall; sein Publikum verlangte Belustigung, und dazu brauchte er einen spaßigen Clown, nicht aber einen meiner- lieben GemüthSmenschen. Soll ich noch lange anhalten, fuhr er gebieterisch fort, bis Sie Ihrer Pflicht nachkommen, mährend ich jeden Tag neue Besetzung Ihres Postens haben rannf Das war eine nur zu deutliche praqe; erjchreil! jchnellte der unge Mann aus. Ein Verlieren seiner Stelle, wie ge ring, wie lacherlich, ja abstoßend wider lich dieselbe auch war, bedeutete für ihn nichts Geringeres, als mitsammt seiner leidenden Mutier dem Untergang preis gegeben zu sein! Nein, das unter keinen Umständen! Lieber eine bittere Thräne hinunterge schluckt, ein Schluchzen krampfhaft unter- oruaii Er wandte sich zum Gehen. Mutter, einen Augenblick, eine kurze yaioe lunoe nur!' .Erbarmen, Herr Direktor, Erbarmen, Bruno," schluchzte die Sterbende. Doch kein Erbarmen kannte der hart herzige Direktor, jeder weicheren Ge- sühlsregung unzugänglich. Mit Ge malt führte er den schmerzgequälten, halb widerstrebenden sohn dem Ausaange zu, Erdarmen, ich sterbe! gellte es noch einmal schneidend jäh durch den Raum. Aber schon war Bruno draußen auf der Bühne, hingerissen in den lauten Strudel, in die egoistische Menge, welche den Clown unruhig schon ermartete, um sich an seinen täppischen Späßen zu er- gogen. Und er spaßte, lachte, scherzte, machte rohe Witze, die in dem ganzen Hause einen frenetischen Jubel entfesielten, daß die Wände dröhnten. Er that seine Pflicht, seine Pflicht! Lauter, anhaltender murde das Ge lächter, und mieder, immer wieder mußte er spaßen! Das Herz drohte ihm zu zerschel len! Und et ging nicht mehr! Ihm flimmerte eS vor den Augen; trotz der bunten Pracht sah er immer mieder in daS bleiche, stehende Antlitz seiner Mutter, welches ihm gleichsam Erbarmen!" zurief, und aus dem rohen Gelächter, dem wilden Jubel heraus er nahm er nichts als den qualvoll grausigen Aufschrei des schmerzzeriffenen Mutter Herzens, Erbarmen, ich sterbe! Und ohnmächtig drohte er zusammen zubrechen. Endlich, endlich war eS vorbei er durfte gehen. Mit der letzten Aufbietung seiner Kiäste schleppte er sich dem Ausgange zu. Seine Mutter! lebte ste noch oder Allmächtiger Himmel! Er maqte eS nicht zu ahnen! ' Athemlos stürzte er herein. .Mutter, lebst Du noch?' entrang eS stch keuchend seiner wehgexlagten Brust. .Mutter!' Noch einmal öffneten sich schwer die Lider der starr Daliegenden; eine letzte Thräne qaoll hervor, nie segnend wollte ste noch einmal die Hände breiten; matt versagten dieselben ihren Dienst. Noch einmal, zum ewig letzten Male bewegten sich die melken Lippen; ersterbend liSpel- len sie: .Lebe wohl, Bruno, ich sterbe " Sttll, lodtenstill war e in dem kleinen Raume. Und mit einem qualvoll wilden Auf- schrei, welcher das Haus erzittern machte, fank der Sohn nieder. Pflicht! jedem Jäger. Es eignete sich für alle Arten der Jagd, mit Ausnahme der ton Hasen, welche eS gar nicht zu beachlen schien. Obgleich es stch sehr gut mit den Hunden vertrug, waren diese doch so ärgerlich über solchen Jagdgenossen, das, ste ihre Dienste zu thun verweigerten, wenn daS Schwein irgend ein Wild vor ihnen aufgespürt hatte, und schließlich konnte man die Hunde gar nicht mehr mitnehmen, sondein mußte den Sind allein gebrauchen. Seine Nase war so sein, daß er einen Vogel schon in einer Entfernung von vierzig Ellen wahrnahm. Wenn derselbe sich erhob und wegflog, ging eS gewöhnlich zu dem Platze, wo er gesessen hatte, und wühlte dort die Erde aus, um den Jägern diesen Ort gehörig anzuzeigen. Lief aber der Vogel weg, ohne sich zu erheben, so solgte ihm Sind langsam nach und stellte ihn, ganz nach Art eines guien Vorstehhundes. Man gebrauche Sind mehrere Jahre, mußte das Schwein aber zuletzt tödten, weil eS die Schafe nicht leiden konnte und unter den Heerden viel Schrecken vernr sachle. Sonderbar ist die Thatsache, daß die Schweine einen großen Abscheu gegen Hunde zeigen. Wilde und zahme Schweine machen sich kein Gewissen dar ans, unter Umständen Aas zu fressen, niemals aber gehen sie Hundefleisch an, .In dem bei Koburg gelegenen Saugar ten", sagt Lenz, .werden den Wild schweinen oft todte Pferde vorgeworfen, welche sie ohne Umstände gieiiz aus sressen, wird aber ein todter Hund hinge legt, so genießen fle keinen Bissen davon. Viele ungaiische Schmeineheeiden wer den ohne Hunde von den Hirten gelenkt und zerreißen jeden Hund, der unier ste kommt. Im Jahre 1343 hatte einer meiner Verwandten aus der dem Baron Sina gehörigen Pusta Also Besuhö bei Erezin einen Hund, den er lcs sein, aber nicht gern selbst todten wollte. Da er bot sich der Schweinehirt, die Hinrichtung zu übernehmen, band den Hund an einen Slrick fest und führte ihn zu seiner Heerdc. Diese üverflel ihn sogleich mit lautem und grimmigem Grunzen, riß und biß ihn nieder, bearbeitete ihn, bis er wie eine Wurst aussah, sraß aber keinen Bissen davon. Nun wurden die Schweine weggetrieben, als sie aber nach einer Stunde wiederkamen, sielen sie nochmals mit gleicher Wuth über den Hund her, fraßen jedoch wieder nie von ihm." Die Schlacht bet Pyramiden. Von dem kürzlich verstorbenen Wer, er Eimens wird in der Zentral Zei- tung für Optik' folgende Anekdote be richtet, wie er selbst sie erzählt hat. Aus der Cheops, Pyramide bei Kairo be obachicle Siemens di elektrischen Eigen schalten des Wüstenwindes. Beim Er- heben eines ausgestreckten Fingers über den Kopf entstand ein scharfer singender Ton un ein prickelnde Gesuhl im rnn ger; als Siemens au einer Weinflasche trinken wollte, erhielt er einen gelinden elektrischen Schlag. Mit seiner scharfen Beobachtungsgabe erkannte er sofort den Grund der seltsamen Erscheinung. Durch Umhüllung von feuchtem Papier ver wandelle er ein gefüllte Flasche mit metallisch belegtem Kopfe in eine Leybe ner Flasche, die sofort geladen wurde, wenn man ste hoch über den Kopf hielt. Dies bestätigten die großen Funken, welche man aus ihr sodann ziehen konnte. Den die Gesellschasl führenden Arabern erschien dies Experiment als Zauberii und als Schädigung ihrer Erwerbsquelle der Pyramide, Mit Gewalt suchten sie daher die gefährlichen Zauberer von der Pyramide herabzudröngen. Siemens hatte jedoch die Geistesgegenwart, eine Weinflasche auf die oben erwähnte Weise rasch zu laden und dem Araber-Scheik an die Nase zu halten, worauf dieser von einem heftigen Schlage getroffen zu Boden stürzte. Mit lautem Geschrei flohen die Araber und die Schlacht bei den Pyramiden' war entschieden. Zar Ralur, schichte de Hau,, schwein. Taß die HauZfchweine gelehrige Thiere sind, ist in neuerer Zeit durch iffeniliche Vorstellungen abgerichteter Schweine gezeigt worden. Nach einer Aiüheilung in Wood'S Naturaeschichle hallen einige Engländer ein Schwein ,ur Jagd abgerichtel, und eS leistete Vorzug iichis. Slud, wie das Thier genannt wurde, nar ein großer Freund von der Jagd und gesellte sich augenblicklich zu tZIcklrische Licht. Bereil vor so Jahren hatte Karsten in Berlin bemerkt, daß, wenn man ein Geldstück auf eine Glasplatte legt und durch da Geldstück einen elektrischen Strom leitet, ein Abbild des Gepräges de Geldstücks entstiht, welches jedoch nur sichtbar ist, wenn man das Glas anhaucht. Diese Versuche wurden soeben von einem englischen Physiker Namens Croft var der Londoner physikalischen Gesellschasl mit vollem Elsolge wieder- holt. Nach vollendetem Versuche gewählt man auf dem Glase keinerlei Verände runa, auch nicht mit dem Mikroskop, Haucht man dagegen die Vorder- oder Rückseite der Platte an, so erscheint das Gepräge de Geldstückes, wie durch Zauber, mit einer solchen Deutlichkeit, daß man sogar das Zeichen deS Siechers erkennt. Das Bild erhält sich lange, wenn man die Giasplatte vor Staub und Berührung schützt. Noch bissere Bilder erlangt man mit Ouari: oder Metallplatten. Erost sührt die Erschei nung aus einen lekirolytischen Nieder schlag oder eine chemische Veränderung der Fläche zurück. vcsser reiwendet, .Sakra!' ruft der Michel, wie er einen ölrafbefehl wegen grobe IlnsugS erhält, wegen dem'Bißl Bier, dös'i' dem Haiiöl i'S G'stcht 'schütt', hab', soll i' iatzt steben Maik duisi'g Pfenning zahl'n ! Wann döS i' und da Hansl z'ei st g'rousjt häll'n, hütt'n ma d?S schöne Geld liada milananda versoss'n!" versohlte Schmeichelei, Neffe: .Mein lieber Onkel, wie wohl Du wieder aussiehst ! Wirklich iQ Jahre jüngei ! " Onkel: Darum pumpe ich ?ii aber doch nichlS!" cin Spaßoeioerber, Was ist denn da IoS?,,,. Kinder, Ihr macht ja einen fürchterlichen Lärm!" .Ja, Mama, wir spielen Ostasiika Reisender und da will stch der Walter nun nicht s r e s s n lassen!" Zeitiingsperle. Sie haben da wirklich zwei enl zückende Kinder, gnädige grau!" Gabriele lächelte glückselig und lispelte, Fortsetzung folgt,) ventlich, Alter Freier: Der Wagen ist voige fahren, meine Gnadige, Fräulein Fanny ist doch auch bereit, , , , ?" Reiche Willme: HirrTallmbach, Sie interesflren sich in letzter Zeit etwas auf fallend für meine Tochter, ich will hoffen, daß dies väterliche Besorgniß ist." Auch cine Bernskrci,ik,g, Präsident: Angeklagter, Sie können hitMi iVitifinirfiÄYiifhflslM nilfit nllpirt ausgeführt haben. (Angik:ag!er fchaitigt.) Nun, Ihr Gemiffen scheint sich zu rühren unv sie meinen iiey woyi ki)i zur en nung Ihres Genossen bequemen. Angeklagter: Nee, Herr Präsident, mich wurmt'S man bloß, det Sie mir so menig zutrauen!" Unüberlegt, Geflügel effe ich sür mein Leben gern, Fräulein Rosaiie, vor allem liebe ich junge Gänse. Rosalie sschmärmerisch): Ach, Herr Günther, dann wären Sie ein Mann sllr mich." Richtig, .Was ist der erste Schritt, den man thun muß, um geschieden zu werden? fragte ein Klient seinen Rechtsbeistand. Heirathen.' U, schreib,,, ig, Frau (zu ihrem Dienstmädchen, die so eben ihre Liebesbriefe verbrennt): ,Wa verbrennen Sie denn da, Auguste?" Auguste: Meine MiliiSrpapiere. Alter der ksaien, Sagen Ste 'mal, Herr Obe.sörster, wie alt mird denn mohl ein Hase?" Ja, das kommt ganz daraus an, wann er geschossen wird!' Treffende ZIntwcrt. Fürst: Sagen Sie, mein lieber Schulze, wie kommt es, daß hier so viele Kinder barfuß umherlaufen?" Schulze: Ja Durchlaucht, so kommen sie bii uns aus die Welt!" Ausrede. I. Student: Entschließe Dich nur und verlasse Dein Bett!" i. Student: So'n Kaier soll ich auf die Slraße schlixxen!? TaS mär' ja Tkieiqälerei!" vergleich, Arzt: Also die Kranke hat xhantasirt diese Nacht? Mutter: Entsetzlich, als ob ste am Klavier gesessen hätte I Zur Hachsolge empfohlen. In Straßburg (Eis,) haben zahl, reiche junge Mädchen nun schon seit H-84 Unterricht im Ausbessern von KleidunzS stücken erhalten; da Material dazu w,id nn der Stadt aeliesert. n Unter- richl n iheilenLkhrerinrien von Elementar' schulen onntagS unentgeltlich, 4 u Zahl der Schülerinnen ist uor. 20 au' lud gewachsen, wobei sich die Ilnkoilen dc ladt doch dafür nur au :! 00 Maik de. lausen. In emem Jahre wurden von 0,jü Mädchin 000 Kleidungsstücke unter sach, ständiger Leitung ausgebessert. Verleumdung, Lehrerin: Wag ist Verleumdung. Marie?" Marie: .Verleumdung ist das ist wenn einer nichts thut und Jemand hingeht und erzählt's!" Recht sinnig. Sie: Hier, lieber Mann, schenke ich Dir auch ein Hausschlüsselfutteral!" Er: Ein Hausschlüssel Sie: Futteral! ganz recht! Da kannst Du Deine Bulle und Kleinigkeiten hinein thun!" sonstige Gesänrliche Auskunft. Söhnchen: Papa, wer war Sokrates? Vater (horchend): Still bis nachher. Da kommt Mama! ?er izanxlpiinkl Fräulein Fromme: .Ehe wir ein Paar werden, Fritz, muß ich Tir sagen, daß ich es ganz abscheulich finde, wenii Jemand Flüche oder Verwünschungen ausstößt. Ihr Verlobter: .Tarüber brauist Tu Dir keine Sorge zu machen, mein Kind, vorausgesetzt, daß Tu kochen kannst. Abrrei'r. R,chier: .Leugrien Sie doch nich:, An geklagter, man fand ja im harten ganz genau den Abdruck Ihres aunallend klei nen Fuße." Angeklagter: Erlauben Tie, mit Lchmeichelei'n kriegen T:e mich nicht, Herr Richter!" 32,,i,. Mabel: .Ein 'Mann rrachie neftern den Versuch, mich an der 3:a!e ölree! in fjsien. Ich !:.! ihi :'.-:! ncxli'-- Ela: Ea4 äCiIn tai fi !gt doch auf der H:nf, dcg tf: arme Rt:'. wahnsinnig rrar!"