Die neue Bonne. Roveletie " W,lhelm Berber, Akhn Jahre waten !r verheiratet, Ottilie und ich glücklich verheirathct, wie ich 11,0hl sagen darf. Doch eine Bab?-Auieuer hatten mir noch nicht zu beschaffen nöthig gehab,. Natürlich dachten wir schon lange nicht mehr an so etwa. Und da mußten mir doch noch Raum machen neben unZ für ein unbe kannte Kind, das unS zur Erziehung übergeben werden sollte. ES war frei lich da unselige, aber darum mußte eS noch lange kein Engel sein. Wir hatten Beide unsere Fehler, haben sie noch. Wenn nun in den Charakter dieses kom wenden Kindes gerade diese Untugenden sSmmtlich hineingeralhen wären! ES könnte doch sein. Wir horten und lasen so viel von Vererbung, das, mir unm,u kürlich das Schlimmste befürchteten. Das war das eine. Und dann : die Sache paßte un nicht mehr, Ganz und gar nicht. Vor fünf Jahren hatte ich ein allerliebstes Häuschen in der Vater ftadt gekauft. Und seitdem war unser Hauptzeitoertreib gewesen, dieses eigene Heim von unten bis oben auszuputzen und mit allem möglichen ßomfort aus zustatten.. Dieses Steckenpferd ritten wir mit einer Ausdauer, die hinter in serem Rücken gevif, weidlich bespöttelt wurde. Keine Woche verging, ohne daß wir die Magazine durchmusterten, ob nicht irgend ein Gegenstand neu tinge gangen sei, der unseren Haushalt noch vollkommener machen würde. Kein neues Geräth für Zimmer oder Küche, da in einem Schaufenster erschien, ent ging unseren Blicken. Jede technische Errungenschaft auf diesem Gebiete muß Jen mir besitzen. Und wenn dies noch Alles gewesen wäre ! Aber auch auf die Fußböden, Wände und Decken erstreckte sich unsere Verschönerungssucht. Wir begannen damit, im Salon und im Wohnzimmer ein Parkett legen zu lassen. Denn da, rin kamen wir überein, daß nur auf Parkettböden ein mcnschenmürdiges D sein zu führen sei. Nachdem Meta, unsere Magd, die gleich nach unserer Hochzeit srisch vom Lande zu uns g? kommen war, die Kunst deö Bohnen glücklich gelernt hatte, im nächsten Jahre also schritten wir zur Neueirn richtung unseres minzigcn Eßzimmers Wir hatten zwar unsere Noth, uns an die scharfen Kanten der modernen Möbel z gewöhnen, und lange Zeit die Em psindung, al ob der rundlaufende Sims mit seiner schweren Garnitur von Kan nen, Krügen und Tellern uns erdrücken , ollte; aber hübsch war's doch, wie wir nnS gegenseitig versicherten, Das nächste ar bie Dekornung von Ottilien? Bois- toir im jaxaneflschen Grsjmack. Und zuletzt ließen wir unser Schlafzimmer mit blaugemustertem Kattun ausschlagen sodann die Motel, owett lyunuch, in faltenreiche Umhüllungen von dem selben Stoff stecken. Es war fast zu stilvoll. Endlich: man kann sich denken, mit welcher Menge von Ziermöbeln, bedeckt mit Erzeugnissen der Kunstindustrie, mir die kleinen Räume des Salons und Wohnzimmer übersüUt hatten. Wenn man einmal in das Sammeln von Zim: m erschmuck hineinkommt, dann ist das Maßhallen außerordentlich schwer, und ehe man sichs verfleht, weiß man den Ueberfluß nicht recht zu bergen. So war es auch uns ergangen: in der Menge er stickte das einzelne, und dcch hätten wir kein Stück missen mögen. Und in dieses Heim hinein, an das wir unser Herz gehängt hatten, sollte nun ein Kind geboren werden, möglicherweise so gar männlichen Geschlechts, unbändig und zerftörungssüchtig! Und wirklich: es war ei Knabe ein strammer Bengel, der sogleich nach seiner Ankunft gleichsam blindlings Greifoersuche machte, IS ob er eine Ahnung von den schönen Dingen hätte, die um ihn her ausgehäust lagen. Als wir Eltern zum ersten Mal wie, der allein miteinander waren und zusam men die permanente Einquartirung bt trachteten, womit unser Häuslein belegt worden war, sagte ich seufzend: Ich mag nicht daran denken, waS der unS noch Alles ruiniren wird!" Ottilie antwortete nicht gleich. Ihre' Augen sie hat sehr liebe blaue Augen unter dunklen Brauen und Wimpern verweilten sinnend auf dem runde (He, sichtchen. Und endlich ermiderte sie mit himmlischer Ergebung: l'aß ihn nur!" Ich glaube, fle hätte damals unsere chinesischen Mundtassen, eine nach der anderen, in kleine Stücke zerschlagen, wenn sie gewiß gewesen wäre, daß sie damit Babu eine Freude machen würde. Daß es so nicht bleiben würde, sah ich orauS. Einstweilig sreilich war Babo in seiner Hilflosigkeit gan, ungefährlich. Doch dauerte vieS nicht' lange. Das blaue Zimmer litt bei den täglichen Waschungen; die Dekoration war nicht zuhalten. Auch Oilie sah eS endlich in, Sie mußte entfernt werden. Zuerst schonten wir noch die Decke, an dessen fternartiz verlaufender FZttelung der Tapezierer ,wei Tage gearbeitet halte. Aber daZ Zimmer sah scheußlich au, wie geplündert. Da fiel auch sie. Ich wußte, daß Ottilie das Herz blutete. Aber sie enthielt sich de Kl, en. Da bewunderte ich sie und sibw iea auch. Mittlerweile lag tcr eigentliche Un Heber dieser Thal der Verwüstung in seiner Mutter japanischem Bkudoir und schaute, wenn er wach war, aufmerksam um sich. Nach meiner Meinung zrü belte er darüber ich, wie er sich diese Stube erobern konnte, deren Bunt heik einen geocltice Eindruck auf ih machte. " Uad er brachte 13 wirklich fertig. Srst j wäret Otto Gast in dem farbigen Wun- derland. In feinem Slühlchen faß er in der Nähe seiner handarbeitenden Mutter, gaffte vergnügt umher und beschäftigte sich dann wieder eifrig mit der Demo Irrung seiner Spielsachen, Die erste Strohrassel war bereit mehrfach durch, löchert, die erste gestrickte Puppe zer zupft. Er lernte seine Hände als Werk, zeuge gebrauchen. Das sei der natur gemäße Ansang aller Kultur, entschul digte ich sein Thun bei der Ottilie. Dann, wieder eine Weile später, ergriff ihn die Wanderlust. Schwankend von Stuhl zu Stuhl tappend, erforschte er das japanische Reich, Bei seiner ersten Reise schlich er sich an den fremdartigen Gegenständen, die er antras, mit scheuer Achtung vorüber. Schon nach einigen Tagen sedoch riß er einen Ofenschirm um, der mit nmöglichenThieren bemalt war, und machte sich daran, mit einer Feuer zange die Dauerhaftigkeit des Lacks zu untersuchen. Mittag erklärte mir Ottilie, daß sie sich genöthigt sähe, ihr japanische Para dies in eine ganz ordinäi e Kinderstube um zugestalten. Dabei meinte sie beinahe. Es ist furchtbar hart!" rief sie schmerz lich aus. Nie in meinem, Leben wird Otto die Opser, die mir ihm bringen, wieder gut machen können!" Opfer! Deren waren in der That k,in Ende. Früher, in der alten, schönen, linder losen Zeit pflegte Ottilie mich Abends von meinem Comptoir abzuholen. Dann lag die Nacht frei vor uns. Auf keinen Menschen brauchten wir Rücksicht zu neh men. Was die totadl an Vergnügungen bot, konnten wir genießen. Jetzt dagegen " Ottilie war die Sclavin unseres Soh ncs. Ein zweites Mädchen ins Haus nehmen wollte sie nicht. Ihre Verant wortlichkeit al Mutter bliebe doch die selbe, meinte sie; sie würde nur noch eine Person beaussichtigen müssen. Da über nahm sie lieber Ottos Wartung selber. Ich mußte ihr recht geben: was aber hatte ich noch von ihr? Wahrlich blut wenig. Woher sollte Abends die Ge müthlichkeit kommen, wenn Ottilie im mer das eine Ohr nach der Schlasftube h n gerichtet hielt? Wir langweilten uns, es war keine Fi age. Allgemeine Interessen hatten wir nie gehabt; unsere Liebhabereien konnten wir nicht mehr befriedigen. Es war ein elender Zustand. Gewiß hatten mir hin und wieder unseren Spaß an dem Klei nen; ber für das Wunder des Wachsens und Werdens, das sich unter unseren Augen vollzog, halten wir keinen Sinn, kein Verständniß. Immer noch blickten mir auf die ersten zehn Jahre unserer Ehe zurück als aus die schöne, unmiederbring, lich vergangene Zeit, da uns der Himmel auf Erden bereitet war. Da ereignete es sich, daß der Chef des Geschäfts, worin ich eine einträgliche Stelle bekleidete, plötzlich starb. Sein einziger Sohn, seit einigen,Jahren Theil Haler, erklärte, daß er nur dem Vater zu liete Kaufmann geworden sei und nicht die mindeste Lust' verspüre, den Betrieb selbstfländiz weiterzuführen. Er ließ die Firma in Liquidation treten. Dieses Ereignitz Iras mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Ich hatte ange nominen, daß ich auf Lebenszeit besten? versorg! sei: nichts ans Erden schien mir so sicher, als die materielle Grundlage meiner Eristenz. Demgemäg hatte ich auch gewirlhschaftet. Unb:denkiich oer brauchte ich mein Salair bi? zum letzten Pfennig. Jetzt sah ich mit Schrecken ein, wie unbedachtsam, wie thöricht ich gemesep war. Nichts besaß ich, als ein hoch mit Hypotheken belastetes HauS und dessen kostspielige Einrichtung, Frtuna'S Seid schwand mir aus den Händen; auch mir droite der Kampf um das Dasein, dem ich bis dahin, ein Glücklicher unter Hun derten, entgangen war, ohne mir meiner bevorzugten Stellung befugt zu weiden Geaen Ottilie that Ich unbekümmert. Ich sagte ihr, daß ich ja Zeit genug hätte, mich nach anderer Bischästigung umzusehen, da die Liquidation voraus- Nchttich mindestens ein beides ahr dauern werde; ich prahlte, eine andere teile, vielleicht besser noch als die etze, würde sich mit Leichtigkeit finden. Sie aber glaubte mrr nicht; der plotz- liche Schlag hatte sie in' Mark getrof fen. Vollständig hoffnungslos sah sie in die Zukunft. Im Geiste erblickte fle uns bereits gänzlich verarmt und lang sam dem Hungertode zutreibend. Doch während sie die Hände rang und mit reichlichen Thränen ihr jammervolles Schicksal beklagte, dachte sie seltsamer weise keinen Augenblick daran, das so sorlige Einschränkung dringend geboten sei Alle ließ sie in bisheriger Weise weiterschnurren, als ob unsere Gebens Haltung ein für allemal unverrückbar feststände. Und mir fehlte der Muth, sie zu belehren. Ich ließ sie gewähren, Sorge und Angst im Herzen. Doch brach:e mich ihr rathielha tes Benehmen zum Nachdenken. Es wurde mir klar: wir halten uns verzogen, in jeder Beziehung. Ein Mensch, der sich im Glück gehen läßt, verweichlicht sich und rjchlaist. Mehr noch die Frau als der Mann. Im Manne steckt immer noch etwas von dem alten Titanentrotz, der sich cmporbäumt, wenn unoerschul bete SchicksalSschläze aus ihn niederreg um. Dann beißl er die Zähne ausein- an)r, ballt die Fäuste und nimmt seine Kräfie zusammen, um sich da zu behaup ten. wo er steht. Solche Stimmung arbeitete sich in mir durch und verlieh mir Spannkraft. Wenn ich nur Ottilie davon hätte mit theilen können! Ader Kampf war ihre Sache nicht. Sie blieb weinerlich und schwelgte m ihrem Unglück. Glelchzül tig, mechanisch veriah sie die Geschähe des Tages, Aui ihrem Munde kam! nichlS als Kiezen, Wir wurden einan-' der fremd und fremder; eS war, als ob sie von mir zurückweiche, seit ich ihr nichts mehr bieten kernte, als Hoffnung. Schmerzliche Erfahrung! Zum ersten Mal in unserer langen Ehe fragte ich mich, ob Ottilie'S Liebe zu mir auch von der richtigen Art fei oder nur eine Son nenscheinblüthe, die bei dunklem Wetter die Kelchblätter schließ,. Echte Liebe erträgt alles, duldet alles und überain- bei alle. Mir kam in den Sinn, was Simon Dach von stch und seinem Kenn- chen von Tharau gesungen hat : Kommt ailis Wetter gleich aus uns zu schlahn. wir sind gesinnt, beieinander zu stahn." Das war die Empsindung, die ich bei Ottilie suchte und nicht fand. Da, in dem Gefühl der Verein, samung, das in mir wuchs, neigte sich mein Herz meinem Kinde zu. Ich hatte gemeint, noch lange warten zu müssen, ehe es mir etwas sein konnte. Jetzt öff neten sich mir die Augen, Die geheim- nißvolle Triebkraft, die uns alle zur Vernunft leitet wie lange war sie nicht schon in Otto thätig gewesen! Beständig war sein Geist an der Arb,it, sich der Welt zu bemächtigen, täglich um sein Schatz von Borstellungen, von Be- griffen. In seiner drolligen Sprache zeigte stch ein unaulhorliches Bilden und Gestalten. Und ein Unikum war auch er, wie jeder Mensch. Angeborene Eigenheiten tra ten immer deutlicher hervor. Er ward ordnungsliebend biS zur Pedanterie, Alles mußte sür ihn am gewohnten Orte stehen; nur aus seinem Teller, seinem Becher, seinem üoel lieg er sich Nah rung reichen. Wurde ihm etwas besah len, daS ihm nicht paßte, dann that er, als ob er'S nicht hörte. Strase litt er mit der Miene eines Unrecht Duldenden, Nie war er dahin zu bringen, daß er reuig um Verzeihung bat. AI ich anfing, mich mit Otto zu be schäftigen, nahm er mich mit Herab lassung als Spielkamerad an. Allmäh lich wurden wir intimer. Er entdeckte allerlei schätzenswerthe Eigenschaften an seinem Vater. Ich verlangte nicht von ihm, daß er Pferd sein sollte, wenn er Lust hatte, Kutscher zu sein. Ich baute ihm zwanzigmal ein Haus aus Domino- steinen, damit er es zwanzigmal zerstören konnte. Da meine Arbeiten immer mehr abnahmen, ging ich viel mit ihm spa zieren. Wir schwatzten unterwegs mit einander wie Alten. Mein blaues Wun der hatte ich über manche seiner Fragen, seiner Bemerkungen. Es war die erste unbewußte Geistesbluthe, reizvoller, dus. tiger wie irgend eine spätere Zeit. Was wäre wohl aus mir geworden, wenn ich diesen herzerquickenden Zeitver- treib nicht gehabt halte! Denn keine.Stellk bot sich mir dar; nie mand konnte mich gebrauchen. Wo eine Vakanz eintrat, gab eS Vettern oder ohne guter Freunde, die bevorzugt wurden. Dabei beliebte es Ottilie jetzt, unsere gemeinsame Verschwendung als mein ausschließliches Werk darzustellen und mir vorzuwerfen, ich, bei meinem Mangel an Voraussicht, hatte niemals eine Familie gründen sollen! Wäre Otto nicht gewesen nun, zum flennen- den alten Weibe wurde ich nie geworden sein, wohl aber drohte mir die Gefahr lahmender Verbitterung. l;to erhielt mich geduldig, erhielt mich frisch und mulhooll. Er war der Stern, der mir in meinem Haufe aufging, als alles andere dunkel wurde. Dunkel und immer dunklet. Die Li quidalion war beende!; ich zog den Rest meines Salairs, und noch winkte mir nicht die geringste Aussicht zu neuem Verdienst zu kommen. Eine Krone nach der anderen verflog; dann trug ich heim lich Kunstgegenstände zum Trödler und schlug sie dort los, hoffend, Ottilie wurde es nicht merken, daß unsere überflüssige Habe sich verringerte. Endlich sing auch diese Einnahmequelle an, zu versiegen. Da mußte ich Ottilie mit unserer Lage bekannt machen, damit sie sich schicke. Ich that es mit Zittern und Zagen, einen hesligin Ausbruch der Verzweiflung er. wartend. Was aber antwortete sie mir mi! küh lcr Fassung? Daß ich ihr nichts Neues sagte daß sie längst beobachtet habe, wie unsere Bronzestatuetten und chinesi schen Vasen stch in Brod verwandelt hätten. ES sei ihr vollständig klar, daß ich außer Stande sei, sie seiner zu er nähren; sie sehe ein, daß sie mir nur eine Last sei. Deshalb habe sie bereits an ihre Tante Wachholder um Aufnahme geschrieben; ohne sie könnte ich mich ein richten, wie ich wollie. Ich mußte mich an den Kops fassen, um mich zu überzeugen, daß ich nicht träumte. War es denn mözlich? Nach so vielen Jahren der Liebe und Treue wandte sie sich kaltblütig von mir, weil es nicht mehr Manna aus mich regnete? Und was, dachtest du dir, sollte aus Otto werden?" sragle ich bitter. ! Otto wird kei dir bleiben müssen," ersetzte Ottilie. Du wirst einsehen, daß ich Tante Wachholder nicht zumuthen kann, auch noch ein Kind bei sich aufzu nehmen ihr, der pedantischen, iiaistä:it lichen alten Jungfer." Ottilie' Gelassenheit reizte mich. Die Trennung von Mann und Kind schein! dir kein Herzeleid zu verursachen," sagte ich. Wer so ieichi scheidet wie du, verdient keine Heimath." Sie zuckte die Achseln. Sei nicht überschwänglich ! Jnsem ich für mich , selbst sorge, erleichtere ich dir dein Fort-1 kommen. Ich dachte, du würdest so ver- j nünslig sein, dies zu begreisen. j .Ich danke dir für die gute Meinung, ' die du von mir hafl. Und wie lange I willst du von der Barmheriigklil deiner I Lunte leben 1 ,Ta muß sich finden. ' j Sehr wohl. Nur ist das Gehen leichter, als das Wiederkommen sein wird. Scheidest du dich jetzt von mir, dann t-h-st . du eS aus die Gefahr hin, von mir und I deinem Kinde lebenslang getrennt zu bleiben. Denn ich, Ottilie das schwöre ich dir ich nehme dich ich! wieder aus, und wenn die Schätze Indien in meine Truhe flössen," D,S ha! gute Wege," erwiderte sie geringschätzig, Regen wir unS über kommende Möglichkeiten nicht aus. So lange die Eristenz in Frage steht, muß das Kesühl schwelgen." Gefühl!" rief ich au. .Du hast keinS. Weder Frau noch Mutter bist du. Nur die Selbstsucht bestimmt dich. Daß ich jemals an deine Liebe glauben konnte, war der größte Irrthum meines Lebens!" Ich rannte davon, ins Freie. Mit dem Entschlüsse kam ich zurück, Eis gegen Ei zu setzen. Mochte Ottilie ihren selbst gewählten Weg gehen; mit keiner Silbe wollte ich sie zu halten versuchen. Es wäre meiner unwürdig gewesen, Noch besaß ich meinen Stolz, wenn ich in Ottilie's Augen auch nur ein armer Teu sel war, mit dem man nicht viele Um stände zu machen brauchte. Tanie Wachholder antwortete lako nisch: Dein Besuch soll mir willkommen sein." Sie war vorsichtig und verpflich tete sich zu nichts. Ottilie aber schien sich nunmehr sür geborgen zu halten; sie packte ihre persönliche Habe bis zur letz ten Stecknadel zusammen, mi! einer Hast, als ob es gälte, vor einem drohen den Erdbeben zu entweichen. Mit Be fremden beobachtete ich ihr Gebähten; immer noch halle ich im Stillen erwartet, daß sie, vor die Entscheidung gestellt, sich besinnen würde. Aber nein: sie blieb hart bis zum letzten Augenblick. Unbe greifliches Weib! Desekte Natu,! Gab es noch mehrere ihrer unheiinlichen Art, oder war sie die einzige, die es fertig brachte, ohne Gewissesf!rup:l heilige Verpflichtungen von sich abzu schütteln? Darin hatte Ottilie allerdings recht gehabt, daß ich, der Rücksicht auf sie überhoben, mich weit leichter den verän derten Verhältnissen anpassen konnte. Ich ließ dies nunmehr meine erste und vornehmste Sorge sein. ES fand sich ein Liebhaber für mein Haus, der willens war, auch die darin vorgenommenen Ber besserungen angemessen zu bezahlen. Ich oerkaufle sämmtliche entbehrliche Möbel und zog mit Otto und Meta aus eine kleine Etage. Als alle geordnet war, fand ich, daß ich ein halbes Jahr bequem zu leben hatte. Dies war ein großer, handgreiflicher Gemimt. Ferner aber lernte ich bei den Einschränkungen, zu denen ich gezwungen wurde, was eigentlich alles entbehrlich ist in der konventionellen Welt des Scheins, worin wir, einer dem anderen nachahmend, leben. Ich hörte aus, mein Glück in äußeren Dingen zu suchen. Die Noth öffnete mir die Augen für das We fentliche; sie erzog mich zum Manne. Spät, es ist wahr, aber Gott sei Dank, doch noch srüh genug. Nur Arbeit sehlte mir, um ein neues, nützlicheres Leben zu beginnen. Ich bot mich kleineren Geschäften als Buch Halter an, Es sand sich gleich eine Stelle, bald daraus eine zweite, bann die dritte. Noch aber blieb mir immer noch eine Menge freie Zeit, und mein Duist nach Thätiqkeit wurde immer größer. Ich reoidirte die Kenntnisse, die ich mir in meinem Fach erworben hatte, und wurde inne, daß ich ein guter Schüler der Praris geazefrn war. Eine HanSelSfrage stand gerade zur öffentlichen Discufston, Auf beiden Seiten wurde viel Falsches vorgebracht. DaS reizte mich. Ich schrieb, aus meiner Erfahrung heraus, einen aufklärenden Artikel. Er fand sofort Annahme in der leitenden tägli chen Zeitung. Weitere Beiträge wurden erbeten. Während des Schreibens wuchs mein Interesse, wuchs meine Krast der Darstellung. Ich war gezwungen zu lesen, zu studiren. Ehe ich mich's versah, war ich mitten in einer Thätigkeit, di' mich vollauf in Anspruch nahm und wobei ich eine Befriedigung empfand, wie ich sie nie genossen. Ottilie galt al verreist zu einer alleinstehenden Tante, die ihrer Pflege bedür tia sei. Otto hatte bald ausge hört, sich nach ihr zu erkundigen. Aus den Augen, auS dem Sinn das gilt bei Kindern saii uneingeschränkt. Meta war dem Knaben eine liebevolle Pflegerin. ie genügte auch, so lang ich Muße hatte, mich mit ihm zu beschäftigen; dann als ich mehr und mehr mich schristitelle rischer Arbeit zuwandte, dominiite ihr Einslak ,n einer Weise, o,e mich st- unruhigte. Das Mädchen war gut und treu, aber ungebildet und etwa roh. Otto siug an, Ausdrücke und Redemen düngen zu gebrauchen, die un:er ländlichen Arbeitern urs haben. Wie ec,r ,ym die leise bildende Gesellschaft der Mutter fehlte jetzt bemerk! ich es zu meinem Schrecken. Was wurde aus ihm werden, wenn daZ so veiter ging? Ich hätte ihn schon von mir geben müssen. Da zu aber würde ich mir me entschlossen haben. Meine Gedanken wandten sich langkam Ottilie wieder zu. Wie mochte es ihr ergehen bei jener wunderlichen Tante, unter derenFIuget nt itcy genuqtet hattet Fräulein Ulrike Wachholder war vvr etwa zehn Jahren einmal bei un zum Besuch gewesen. Wir hatten un da mals durchaus nicht verstanden, sie und ich. Ihre Annchlen und die mnnigen waren grundverschieden. Sie sah überall Söwäcbe, Irrthum und Verderbnis,; ich dagegen glaubte mich in der betten aller ! Welten zu veinren. ,r ,e, even e,nc alte Junger und deshalb versauert und verbittert, dachte ich und trat ihr mit mitllidZocller Ueberlegenheit enigegen. So war denn zrvilchin uns keine Freund schafi entstanden, während Ottilie im Hinblick auf das Feimegin der Tanle, d'as sie einü zu erben entarte, bemüh! war, mi! ihr auf gutem Fuß zu bleibe Leicht war ihr dies schon damals nicht geworden; ich durste aunrhmen, daß sie jetzt, wo Fügsamkeit eine Lebenssrage für sie geworden war, eist recht nicht aiif Rosen wandelte. Doch darüber erfuhr ich nichts; Ottilie war sür mich ver schollen; sie wurde nur, wie verabudet, regelmäßig über Otto'S Wohlsein unter richtet. Und darin kannte ich sie genug sam: den ersten Schritt des Entgegen, kommen that sie niemals, Lieder würde sie die ärgste Sklaverei etdulde, als, ach dem Vorgefallenen, mir ein gutes Wort gönnen. Inzwischen war reichlich ein halbe? Jahr vei flössen. Da wurde mir von dem Verlage jener Zeitung, die meine ersten Aufsätze verössenllichl halte, die Redaktion ihres handelspolitischen Theils angeboten. Wiederum hatte ich Stellung und Auskommen. Das aber war mir jetzt nicht mehr die Hauptsache, Meine Wirksamkeit als solche fesselte mich; mein Standpunkt war ein höherer geworden. Mit Kopfschütteln blickte ich aus das Leben zurück, da ich so lange geführt hatte. Wie enz, wie kleinlich, wie phi listcrhaft war es gewesen! Merkwürdig: über Ottilies Verhalten urtheilte ich jetzt weit milder. Aus den Verhältnissen heraus gesehen, ließ es sich begreisen. Ich selbst hatte sie zu derje nigen oberflächlichen Auffassung des Lebens erziehen helsen, die in der Krisis bestimmend aus sie wirkte. An der er folgten Trennung trug auch ich einen Theil der Schuld. Und hatte ich Alles versucht, ihr Herz zu rühren? Auch das nicht einmal. Nachdem ich solchermaßen mit mir in' Gericht gegangen war, schrieb ich eines Tages an Tante Wachholder und bat sie, meiner Frau mitzutheilen, daß ich, von neuen Berusspflichlen Tags über in An sprnch genommen, nicht länger im Stande sei, Otto zu beaufsichtig. Der Junge, den die Magd nicht von der Straße fern zuhalten vermöge, geriethe aus Rand und Band. Schon hätte ich drei Fenster scheiden bezahlen müssen, die der Wild fang eingeworfen, und zweimal wäre er verloren gewesen und in entfernten Stadt theilen von Schutzleuten aufgegriffen. Das könne so nicht weiter gehen. Um weiterem, ernsthafterem Unheil vorzubeu gen, sei ich gesonnen, sür Otto eine Stiefmutter zu suchen. Ich hegte halb und halb die Hoffnung, daß auf diesen Schreckschuß hin Ottilie umgehend wieder bei mir einrücken wüide. Doch darin täuschte ich mich. Es kam nur ein Brief on Tante Wachholder ein Brief, der mich nicht wenig in Verle genheil setzte. Sie schrieb: WaS du uns on der Verwilderung Ottos meldest, lieber Neffe, ist höchst bedauerlich. Wir finden, daß dieser Zustand nicht so lange dauern dars, bis die Stiefmutter von der du sprichst, ihren Einzug in deine Wohnung hallen kann. Otlo muß sofort unter angemessene Aufsicht. Wir haben mit einander überlegt, daß du, als Herr, bei der Auswahl einer Bonne schwerlich mit der erforderlichen Umsicht verfahren wür best. Zum Glück ist uni gleich eine paffende Person hier im Orle eingefal len, mit der ich schon längere Zeit be kann! bin. Dieselbe hat sich dann auch bereit erklärt, speciell die Sorge für Otto zu übernehmen, und wird in eini gen Tagen bei dir einlriffen. Die Ord- nung der Salairfrage haben wir dir selbstverständlich überlassen, " Das war eine schöne Geschichte! An- statt selbst zu kommen, sandle Ottilie mir eine paffende Person" auf den Hals! Mein erster Impuls war, ihr zu tele, graphiren, sie möchte mich mit unerbete ner Zusendung lebender Wesen verscho nen. Doch besann ich mich eines Beste rcn; ich durste doch nicht merken lassen, daß meine Schilderung von Otto'S Un thaten ein tendenziöses Phantastegemälde war. Und dann konnte ich mir die passende Person" ja auch einmal an, sehen. Vielleicht war sie ein nette Mädchen und verschaffte mir etwas Un terhaltung: Am zweiten Abend daraus, als ich, o?n der Redaktion kommend, mit dem Drücker die Thür zu meiner Wohnung öffnete, stünte mir Me!a entgegen: Sie ,st da!" Ich dachte gerade an die litztjährige Handelsbilanz Frankreichs. Wer?" fragte ich verdutzt, Meta antwortete mir nicht, Sie drehte sich kurz irt und lief zur Wohnzimmer thür. Hier ist sie drin," sagte sie mit wichtigem Kopfnicken. Jetzt ging mir ein Licht auf, Sie meinte OtS neue Bonne, Was für eine Art von Menschenkind ist sie denn, Meta?" warf ich hin. Aber Meta, immer auf die Thür z,i acnd und nickend wie eme Blödsinnae, zog sich eiligst in ihr Revier zurück. Ofiendar getraute ,te na) nicht, ihre Piioalmeinuug zu äußern. Tante Wichholder wird eine schöne Vogelscheuche ausgesucht haben! dachte ich knurrend, als ich eintrat. Da Zimmer war dunkel. Meta!" rief ich wüthend zuiück, die dumme Gans verwünschend, die es um die Fremde hatte dunkel werken lassen. Meta Donnerwetter l'icht!" Ta umsinaen mich zwei weiche Arme und ein Schauer von Küssen regnete mir auf Wangen und Mtnd Zugleich erhob sich jubelnd Otto Stimme: ,.tn haben wir zu! angeführt was, Mama?" Dieser svectloke Beugel! Das waren die Früch'e von Metes stellvertre tender Erziehung! Ottilie, immer noch an meinem Halse, üsterie: Ich mußte dich kissi, ich sonnte mir nicht dei'tn ich freue mich io uidändig, daß ich wieder bei euch bin, , , , O. cs war schlecht von mir, daß ich ging: tcbcn lange begriff ich nicht mehr, da ich' konnte; ein .rank heit kam es i,ber mich , , . , " Jetzt nahn, sie meine Hände, beugte sich nieder und kiißtr sie, Kannst Du mir verzeihen, liebster Mann? O, ich habe viel gelernt bei der wunderlichen Tante, zu der ich eigen, willig g, flohen bin, , , Wie die Menschen im Glück verwöhnt weiden und an die nichtigsten Dinge ihr Heiz hänge unser Fall, Alsied bis ein Sturm kommt und die leichte Waare himvegsegt wie dann die Augen sich össiicn sür das Werthoolle, das' Bleibende sür die Süßigkeit der Mühen, des Sorgens, des Dienen " Nun umhalste sie mich wieder; mein Gesicht netzte sie mit ihren Thräne, Das Kind kam ich war blind, Der Veidienst winde Dir genommen noch immer blieb eS dunkel um mich her. Dann fern von Euch, dämmerte es lang sam, , , , Nur schämte ich mich noch; daS schwere Wort: Ich habe geirrt, wollte mir nicht über die Lippen. Bis Dein Bries kam. Dein lieber, nö rischer Brief. Da war es entschieden: jetzt oder nie! Und da bin ich wieder, erfüllt von neuer Liebe, bereit, Euch zu dienen in Geduld und Treue, bis an mein Lebensende Dir und unserem Kinde, welchem ich jetzt eist Mutter geworden bin." Otto war gleich am Ansänge dieser leisen Geständnisse davongelaufen, um Meta die Geschichte der gelungenen Ueberiaschung zu erzählen. Jetzt kam er zuiückgeflü,,!,!, langsam gesolg! von Meta, welche die Lampe brachte. Wir mußten unsere Augen abwenden. Wie lange bleibst du jetzt bei uns, Mama? sragte Otto. Da zog sie ihn an sich, leid, n'ch istlich wie nie zuvor. Und mir die Hand rci chend, sagte sie: Immer, bis Gott uns scheidet!" Meta betrachtete uns wohlgefällig, Mit einer Rührung, welche ihr alle Ehre machte, faltete sie die Hände und weihte die Stimmung mit einem inbrünstigen: Amen!" Der Hut, W,jse!chasiich populärer Preisaussal, dcö ObersertanerS Mor,r, Ein Hut ist der über dem haarigen Gedankenglobus siizig emporstrebende Gedankendeckel" oder wenn man keinen hat, thut's auch eine Mühe". Er ist die gangbarste Waare von allen, denn er hat die meisten Abnehmer. Hutmacher und Putzmacherin verserligen Hüte, welch' letztere daher auch allgemein unter dem Namen Hutschachtel" bekannt ist. Da zur Herstellung der Hüte in der Hauptsache die Haare eines überaus furchtsamen Thieres, des Hasen, benutzt werden, so nennt man jene röhrenlörmige Abart des Hute Angftröhre", die bis weilen zum fortgesetzlen hohlen Raume' wird. Die berühmtsten Hüle sind der viel besungene Büchnerhut und der Tells hu! on Aliorf. Wenn manche höhere Tochter" vor dem prächtigen Hutladen ihre einzige Stelle aus Tcll" citirt: Ei, Vater, sieh' den Hut dor! auf der Skange," so spricht der Alte schmunzelnd m t dem Vater Tell: Was kümmert uns der Hut ! Komm', laß uns geh'n!" In der mathematischen Geograxhii gilt der Hut als Ursache von Mondsin sternissen", während er in der phystkali, schen als Gipfel vom Glaher und Lau styer Gebirge" bekannt ist. Die kleinsten Hüte sind die Zier bcngelhüle, die indeß trotz ihrer Kleinheit dem Zwecke völlig entsprechen, da sie nicht viel zu bedecken haben. Ist der Hut nicht mehr gut bei Fut, ter" und gar mit einer partiellen Nega tion einer relativen Totalität", d. h, mit einem Loche versehen, so wird er gleich seinem Vorfahren zu Allorf auf eine Slanze gebracht, damit er sich unter dem Namen Vogelscheuche" von srechen Spatzen Referenz beweisen lasse. Mit gleichem Namen bezeichnet man auch eine gewisse Art von Damenhüten, die bisweilen nichts anderes sind als ein großer Kirchhof kleiner Vzgelleichen; koosschüttelnd ruft man aus bei solchem Anblick,: Ja, ja. der Geschmack ist verschieden, d, h. verstorben," Aranröstst, Zai,,ea. Ji den 18 17 rschieneuen Memoiren eine G.aken Henckei on Donersma:k wird der foljjeaZe Vorfall erzählt. Der Graf hatte im Jahre 181 alS Flügel adjutant des Königs von Preußen den Auftrag erhalten, im Gefolge des Mai schalls alckreuth nach Pa iS u reisen, um Napoleon zu seiner Vermählung mit Marie Luise zu beglückwünschen. Bei eiem Hoff.ge in Neuilly beneikle der Kaser, daß der Gras nicht tanzte, und fragte um die Ursache. Harmlos erwi fern Donnersmaik: Sire je r.c uiii pa accoutuiue a In lanse sran Saisc" (ich bin nicht gewöhn!, französisch zu tanzen), Napoieoi aber faßle diese Worte weniger harmlos aus und im nächsten Augenblicke spuckte er vor dem Grafen aus, wandte ihm den Rücken und ging fort. Hätte nicht der mecklenbur gische Ge'andte v. Lüyow, der daneben 'taiin, seine Landsmann, der außer sich war, am Arm gefaßt und weggesührt, so hätte dieser sich wie et in den erwähn, ten Memoiren erzähl! m einer Thal von unberechenbaren Folgen hinreißen lasse,!. Zlnzüy.cs. kermiether: So, bitte, b,er ist die Ltub:, welche ich zu vermiethen hätte; sie rst fein meudlir!. nur fehlt da Bet! ich lasse es Ihnen aber noch heute hereinnellen'" Studiosus: Bet! brauchen sich gar nich' ;:: reichen, ganz nnöthtg! . .. tr:in r, r,!i' ich selten zum Schlafen nach .;:;(( and zweiten wenn ich ik.ich .'.'ad: nach Hause komme finde ich das Bc" hnrh:-: n chl mehr!"