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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (April 13, 1893)
T A k Ein Abeiitcner auf dcm Lrie See. i'on S'lit l' illo. i'itbiSi ornane des wirklichen und täg lichen l'ebens beqtntien sehr häufig in der Küche. So mancher angehende junge Schlächter, Bäcker oder Gärlner, den sein Hauslrzeschäft mi! Fleisch, Semmeln und Gemüsen in die Küchen sührt, hisst dort beim lodernden Herd' seuer eine fleißige junge Küchenfee und verlieb, sich in sie, ffr ha, ja gleich zeitig die beste Gelegenheit. m,l Hilfe seiner Nase zu xrüsen, ob sie gut kochen und braten kann, 5lst dieS der all, denkt er : Diese oder Keine ! Und menn'S ihr recht ist, so hat der zukünftige Meister die zukünstige Frau 'Meisterin gesunden. So leicht lvmde cS nun sreiiich dem armen leide Reanard nicht, einem fünfte Canadier von sraniöstscher Ab- stammung, Srst eine sonderbare Ber kettung von merkwürdigen Umständen brachte ihn an daS Ziel einer heiß ersehnten Wünsche. Er war ein armer Fischer, der nach dem Tode seiner Eltern ganz allein in der Welt stand und nichts weiter bisa, als ein Hüttchen am Strande, ein ziemlich gutes Boot und einiges Fischcreigerälh. Zuweilen zog er mit anderen Fischern aus den Fang aus, dann wieder allein. Immer aber war se,n Verdienst ein ankerst geringer, den die Fische, eben weil im Uebcrfluß vorbanden, standen in Port Tcu&tU, einem Städtchen am canadischen Ufer des Eriesees, nicht hoch im Preise. In der Nähe dieses Städtchens wohnte er in einem armseligen Stranddorse. In der Küche hatte er die schöne Louison kennen gelert, die achtzehnjährige Tochter des wackeren, und strebsamen Sreisemirlhes Etienne Joubert in Port Talbol. Sie war so freundlich, heiter und gutherzig ; sie feilschte auch nie allzu lang um die wiche, die er brachte. 51, er brachte ihr ja stets die besten, und er hatte sie ihr gern um jeden Preis, den ste eben wollte, überlasse ja, er hätte sie ihr gern geschenkt und selbst gehungert. ')ex arme lilaude war eben bis zum Sterben verliebt in die Schöne. Auch sie hatte ihn gerne ; sie lachte und scherzte vergnügt, wen er zu ihr in die Küche kam, wo ste munter und geschäftig valtete. Als er einst wieder dort erschien, traf es ihn wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel, als ste zu ihm sagte : Nächste Woche verlaffen mir Port Taibot, Mein Vater ha! sein xei ehau verkauft.' Und wohin ziehen ste dann, Fräu- lein?" fragte er mit zitternder Stimme, .Vielleicht weit, weit weg von hier?" O nein, mein lieber Claude, nur über den See nach Ohio versetzte sie, Mein Vater will Bürger der Vereinigten Staaten werden. Er hat von einem Franzosen, der sich zur Ruhe setzen will, in sehr seines Restaurant übernommen in Cleveland, wo es sehr angenehm und schön sein soll," Ja, Eleoeland ist eine schöne und reiche Stadt. Aber ach, nun verliere ich ja Ihre Kundschaft!' .Das kann leider nicht anders sein." Und Sie verliere ich auch, Fräulein Louison!' Sie lachte. Dann fragte sie sehet misch : Fische über den See zu bringen, ist wohl gar zu weitläufig?" Bei gutem Wetter macht das keine Schwierigkeiten, denn die Entfernung betrögt ja nur fünfundzwanzig englische Meilen. Bei schlechten, Wetter aller ding? ift's für ein kleine Fischerboot nicht ungesährlich. Aber was das Schlimmste ist, die Ohiosischer auf der anderen Seite des Sees werden es nicht dulden, daß ich als Canadier' ihnen in Cleveland Konkurrenz mache.' ,Ja, das thut mir wirklich von gan, znn Herzen leid, mein guter Claudel' Betrübt veiließ er sie und ging mit seinem leeren Fischkorb nach dem Hasen, stieg in sein Boot, setzte das Segel und steuerte mit günstigem Winde nach seiner Hütte am Strande. Unablässig grübelte er über da grau samt Verhängnis) nach, welches Louissn ihm entführte. Sollte er denn wirklich nach einigen Tagen zum letzten Male sie sehen, zum letzten Male ihre liebe Stimme hören? Er vermochte den Ge danken nicht zu ertragen. Endlich blitzte in seinem (Säht eine gute Idee aus. Die Sache ist doch wirklich recht einsach!' murmelte er. Ich kann ja doch ebenso gut nach Ohio übersiedeln und dort Bürger werden, als Herr Joubert. Die dortigen Fischer werden mich gewiß gerne in ihie Genoss sevschast aufnehmen, denn ich bin ein ehrlicher und anständiger Bursche. Dann kann ich wieder, so oft ich will, Fräu lein Louison besuchen und ihr die aller schönste Fische, die ich sänge, bringen. ' Die'ir Plan schien ihm herrlich zu sein. Doch saate er davon kein Woit, IS er da nächste Mal in Port Taibot die Küche de! Jouberi'schen Speise hauski besuchte, wo man schon mit den Vorbereitungen zur Abreise beschäftigt ar. Nein, er wollte in Eleveland durch sein Erscheinen Louison über raschen, und sie würde gewiß darin einen rechten Beweis seiner Liebe erkennen. Dieser Gedanke entzückte den armen Claude. Doch die Honnungen de guten Jun gen erwiesen sich zunächst leider als trü, gerisch. Er war nach dem Ohiouser überge fiedelt. Die dortige Fischer, an welche er sich andte, wollten aber nichll von dem Findrirzlinz wissen; ja, sie behan bellen ihn gerade, seindselig. Da baute er mit vieler Mühe seine kleine Bretter hätte, die er stückweise in mebrere Fahr, tat herübergebracht, einige Weilen von Elcieland an einer eirsamm, wüsten und ftciirnim Stelle am Strande aus. Da hinter stieg das Land zu steilen Hüqeln an, die mit Gestrüpp und chujijtiniu gcbüsch bewachsen waren. Die ihm feindlich gesinnten Fischer verhöhnten ihn ans jede Weise, wenn sie mit ihm aus dem Wasser zusammen trafen, und spielten ihm manchen bösen Schabernack. Doch gelang es ihm bald, einen schönen Fang zu machen, womit er fröhlich nach Eleveland segelte. Dort angelangt, fragte er sich nach Jouberi's Rcstamant hin. Es war ein sehr elegant eingerichtetes Etablissement, daS gewaltig abstach gegen das bescheidene Speisehaus in Port Tnibot. Diese Pracht bedrückie das Gemüth des jungen Eanaoiers, der ganz schüchtern eintrat und sich nach der Küche erkundigte. Herr Joubert selbst trat ihm vüide voll entgegen. Siehe da, Claude Reg naid!" empfing er ihn, Ihr hier in Eleoeland?' Ja, ich bin auch nach C& übeigcsie del,.' Und wollt hier Fische verkaufen?" Wunderschöne Fischc! Sehen sie doch! Fräulein Louison wird gewiß da mit zufrieden sein!" Louison hat in der Küche jetzt nichts mehr zu thun; sie ist im Restaurant und Kafe beschäftigt; sie muß am Zahltisch sitzen und hat die Kasse in Obhut,' Ach, denn werde ich sie vielleicht gar nicht sehen heute!" Mir scheint, guter Claude, Ihr lauft meiner Tochter nach," Herr Joubert ich " Ich habe schon drüben in Port Talbot das zu bemerken glaubt. Setzt Euch doch keine Grillen in den Kovs, Elaude! Ein armer Teufel, wie Ihr, sollte nicht auf solche tolle Gedanken ae rathen!' Der junge Fischn ließ traurig dcn Kops hängen, Seht, Claude,' suhr der Rcstaura teur gemüthlich zu reden fort, wenn Ihr Kapital hättet, wenn Ihr zum Bei spiel .ein wohlfftuiiter Filchhäiidler märet, auch mit Konserven und Tit likatessen handeltet ein solches Ge schäft fehlt nämlich noch in dieser fre quenten Straße und würde sicherlich höchst einträglich sein dann ließe sich Eure sonderbare Schwärmerei erklären, ja, es würde sich vernünftig darüber sprechen lassen. Aber so ist natürlich gar nicht daran zu denken! Nun, ich meine es ja geni!ß nicht unfreundlich. Eure Fische will ich gerne kausen. Folgt mir!' Niedergeschlagen folgte ihm Claude, Er verkaufte wohl seine Fische, hatte aber nicht das Glück, mit Louison zu sprechen, Wohl erblickte er sie einen Augenblick durch die Glasthür. Ach sie trug nicht mehr ein bescheidenes, ein faches Hanskleid, fondern prangte in Seide und Atlaß wie eine vornehme Dame!' dachte der junge Mann. Ein paar Stutzer standen bei ihr am Zahl tifch und sagten ihr Schmeicheleien, Mit gepießtem Hexzen schritt Claude weiter uird verließ das Haus. Es war g?gen elf Uhr Vormittags und ein sonniger Herbsttag. Der junge Mann beschloß, die Straßen der Stadt zu durchwandern, um die Schönheiten ClevclarnYS näher zu besehen und da durch vielleicht sein Gemüth ein wenig zu heitern. Er bemerkte eine auffallende Aus regung bei vielen Leuten auf der Straße, Manche schienen von schweren Sorgen gepeinigt zu werden, Gruppen von 8t schäftsmännern standen hier und da bei einander, eifrig sprechend und gestikuli. rend. WaS mag denn eigentlich loS sein?' fragte er einen Mann, der müßig bei sei nem Schubkarren stand. Claude ar, wie die meisten französt schen Canadier, auch der englischen Sprache völlig mächtig. Ein großartige Räuberei ist ausge führt worden,' versetzte der Karrenschie ber. Da ist'S doch wirklich gut, daß UnsereinS kein Geld in der Bank hat! Die Union Commercial Bank ist letzte Nacht durch verwegene und äußerst ge schickte Einbrecher beraubt worden um dreiviertel Millionen Dollar in Gold und Greenbacks (Banknoten). Habt Ihr nicht die großen Zettel an den Straßenecken gesehen?" Nein, ich habe nicht darauf geachtet,' Zehntausend Dollars Belohnung sind von den Bankcirektoren ausgesetzt sür den, der die Räuber sängt und ihnen den Raub abjagt. Ein hübsches Iümm chen, wahrhaftig wenn man eS ver dienen könnte! Aber das dürfte lebens gefährlich sein, denn eS sind verwegene Burschen, die jedensallS Revolver L,,b Messer bei sich sühren." Weiß man denn, wer die Einbrecher sind?' Einen glauot man sicher zu kennen. Ich hörte darüber allerlei von einem be- freundeten Kcnstabler. Seil fünf Tagen hausten hier in einem rvardinghaus drei verdächtige Menschen, die feit gestern Abend spurlos, ohne Abschied zu neh men, verschwunden sind. So viel hat man heraus, daß der Eme davon, der Beschreibung nach, höchst wahrscheinlich der berüchtigte Bankräuber Bill Rom, niv ist, der schon in New Zloik und an dermörtS ähnliche Streiche ausgefährt hat. Man sagt, daß er die knifflichgen Kunstschlösser zu öffnen ersteht, denn er soll von HauS aus Schlosser und Mecha nikn sein. Ich glaube auch, daß ich ihn or einige Tagen mit seinen beiden Kumpanen aus der Straße gesehen habe; irre ich mich nicht, so ist Romnea ein kleiner untersetzter Wann mit blauer B:ille und grauem Bart. Die beiden Andren sind jünger und wohl nur ganz gewöhnliche Spitzbuben. Er ist jeden falls das Haupt der Einbrechbande, UibrigenS waren alle Drei recht nobel! gekleidet, wie richtige sentlemen. Das ist ja gewöhnlich bei solchen Millionen räubern der Fall. Ja, ja, Fischer, mit der Spitzbüberei bring! man es heutzu !l:ze viel weiter in Amerika, als mit der (shilichkeit. Ich Hab'S mit all' meiner Ehrlichkeil nur bis zum Karreufchirber gebracht." Die Polizei wird doch gewiß eisrig hinter d,e Räubern her sein?" Viele Detektives nnd Polizisten sind eisrig auf der Suche. An alle Eisen-bahn- und Dampsschiffssialioneiist tele gioxhirt worden. Aber Bill Romney soll ein alter schlauer Fuchs und nicht leicht zu sangen sein. Wahrscheinlich entwischt er doch mit seinen Genossen nach Europa, wo sie dann alle Drei als große Herren leben können." Nachdem er diese Mittheilungen em psangen, schritt Claude weiter und ge langte in eine breite Haupistraße, wo er daS massive stattliche Gebäude der Union Commercialbank sah. Hausenweise dräng tcn sich dort die Leute, um hineinzukoiii men, wahrscheinlich, um nach ihren De posilen zu fragen. Auch Telegraphen boten drängten sich hastig ans und ein. Der enorme Ve!ust, dcn die Bank durch den nächtliche Einbruch erlitten, hatte offenbar die Geschäftswelt Elevelands in große Aufregung ersetzt. Die Diiek loren der Bank mochten woh! in nicht geringer Verlegenheit und Besorgniß sein. Nachdem er sich mährend einiger Stunden müde gelaufen und viel Schcnswcrtbes betrachtet hatte, begab er sich in eine Schänke am Hafen und ließ sich ein srugales Mahl geben. Dann suchte er sein Boot auf, segle das Segel und steuerte seiner einsamen Hütte am Strande zu. ES war gegen sieben Uhr Abends, als er dort ankam. Die Sonne war unter gegangen, die Luft wurde kühl, und weiße Herbstnebel wallten über dcn Eriesec. Er stieg aus feimm Boot und wollte dasselbe gerade mittelst eines Hänge schlosses an der eisernen Kramp: eines am User eingerammten starken Pfostens sicher befestigen, denn er hatte einigen Bruno zu der Be!orgm, laß man ihm während der Nacht das kleine Fahrzeug wegstehlen konnte, welches doch sein werthvollstes Besitztum war. So beschäftigt, vernahm er plötzlich eine rauhe Stimme, die ihn anrief: Halloh, Fischer!" Er blickte aus und sah einen anständig gekleideten Mann, der ein in ein rothes baumwollenes Tch gehüllüs Bündel unter dem Arm trug, Was soll's, Sir? Ihr wohnt hiev so ganz allein am milden Strande?" Jawohl, Sir," Könnte ich wohl Eiter Boot miett);:, sür eine kleine Spazierfahrt?" Gewiß, Sir! Wohin wollen Sie?" Nun, 0 ein bischen ncch Canada hinüber. ' Das kann geschehen," Ich nehme an, daß keine Gefahr da bei ist mit einem so kleinen Fahrzeug?" Seid unbesorgt, Sir! Das Weiter ist gut, der Wind recht günstig. Ich habe die Uebersahrt oft gemacht, denn der Eriesee ist sozusagen meine Heimath." Vortrefflich! Ader es wird stark nebeln nachher, und die Nach! wird recht dunkel sein.' Ich finde auch im Nebel meinen Weg aus dcm See. Und übrigens wird nach einer Stunde der Vollmond ausgehen und den Nebel durchdringen." Im Nebel könnten wir aber vielleicht von einem den See xassirenden Damxser unversehens in den Grund gebohrt wer- Btnt" Dafür leiste ich Gewähr, daß das nicht geschieht, denn ich werde schen gut auspassen.' Ganz schön: So wollen mir uns denn Euch anvertrauen.' Sie find nicht der einzige Passagier, Sir?' Nein, Fischer; ich habe da hinten im Gebüsch noch zwei Gekährten.' Er wandte sich um und rief: Kommt nur heraus! ES ist Alles sicher!" Darauf traten zwei Männer aus dem Schwarzdorngcbüsch am Hügelhang und schritten hastig dem User zu. Der Eine wer schon bejahrt, mi! grauem Barte, und trug eine blae Brille; in der rechten Hand hielt er einen zierlichen kleinen Lede..'offer. Der Andere, noch ziemlich jung, trug eine Reüelasche, Wie ein Blitz durchzuckte den jungen Canadier der Gedenk,: Tag sind die drei flüchtigen Bankräuber!" In der That, da konnte wohl kein Zwiiftl sein. Jedenfalls httten ste es nicht gewagt, em Damxsdos: oder die Eiiendabn für ihre Fluch! ,u benutzen. Als gewiegte, überlegende Spitzbuben wußten sie wohl, daß der elektrische Telegraph schneller sei als die treibende Kraft des DamxscS. Anstatt weit zu flüchten, hatten sie sich den Tag über im unwegsamen Gestrüpp und Gebüsch sorglich verborgen gehaltn. Wirklich musste eS für sie das Einfachste fein, mit einem Fischerboot über den Eriesee nach llnara zu ,egei. Claude hatte, indem er diese Geben ken spann, das Aussehen eine lies nach sinnenden Menschen. Nun, was denkt Ihr vcn uns?' fragte lauernd der Tiarm mn dem rothen Bündel. Ihr steht j, da lo wunderlich wie ein gewisser berühmter Gedankenleser im Sxezialilätentheater.' Es kommt mir sonderbar rcr, des: Sie, meine Herren, so heimlich und un aewöbnlick über den ?tt !.?, fc; Nachtzeit. Aber rn:ch geht'S je freilich ! nichts an.' Wohl gesprochen, Fischer! Ihr schein: ein recht vernünftiger Mensch tu sein, ' I Ich denke nur taiübenach welche! Preis ich kür die Fahrt verlange fell."! Fordert dcch!" j Hm, mir scheint, hundert DolZarS könnten die Herren woh! zahle,' .Nn.'erschäm!!' schrie der kleine Zllte mit bei blauen Stille. In Anbetracht der außeremöhnlichen Umstände meine ich doch nicht, daß es zu viel ist,' widersprach Elaude, Ein ar nicr Fisch:r will doch auch gerne 'mal sein Glück machen.' Die Drei flüsterten eine Minute lang leise miteinander. Der kleine Alte lachte einmal aus häßliche, hämische Art. Dann wandte der Mann mit dem rothe Bün del sich wieder an dcn junge Fischer: Wohl, Ihr erhZltet die verlangten hun der! Dollars, sobald Ihr uns wohlbehal tcn über den See gebrach! habt.' Steigen Sie gefälligst in'S Bovt, meine Herren!" rief Claude. Sie stiegen alle ein, und cr sehte daS Segel. Dann steuerte er hinaus in den Nebel. Nach welchem Hasen am Nordnser wüuschei Sie gebracht zu werden?" siegle er, Hm, wie weit ist'S bi zum nächsten Punkt?" sragte der Alte mit der blauen Brille, Reichlich sechzig englische Meilen," Wie lange dauert die Fahrt?" Be! diesem Winde e!ma acht Stunden, vielleicht auch etwas länger," Dann werden mir ungefähr um vier Uhr Morgens ankommen. " J." Nun, es liegt uns nichts daran, in einem Hafen zu landen; aus gewissen Ursachen und Gründen wär's unS lieber, an einer recht einsamen Stelle an der Küste an's Land zu sieigen, von wo man dann bald ans irgend eie Landstraße ge- langen innle, Des läßt sich leicht machen, Sir, " sagte mit pfiffigem Lächeln Elaude, in dessen Geist nun ein guter Gedanke aufdämmerte. Ich kenne eine stille Bucht, dort können Sie ganz unbe merkt landen. Wenn Sie dann einige hundeit Schritte den Strand hinauf gehen, fo erreichen Sie die Landstraße NZch Ainhcrstburg, " Das ist ganz paffend ! ' rief der Alte eifrig. Je, so soll eS gemacht werden,' Die beiden Anderen nickten zustim mend. Resch glitt das Fischerboot durch die Flulhen des Eriejces. Die Drei fpra chen viel miteinander, aber immer im leisesten Flüstertöne. Der junge Cena dier dachte an Louison. Endlich hatte er nach seiner Meinung doch die allerschön sten Aussichten. Dieser Gedanke stimmte ihn so fröhlich, daß er ein heiteres fran zöstiches Liedchen zu singen begann. ,,..r iniattspinlet ntmi nichts von unseren Geschäften." flüstert? zufrieden der Alte mit der blauen Brille seiner beide Kumpanen zu. Nach einer stunde schimmerte Mond- schein durch den nächtlichen Nebel, sah nun ganz freundlich und friedlich aus auf dem Eriesee. Einmal hörte sie in der Ferne das Rumoren der Maschine eines DainxserS; aber unbeirrt verfolgte Claude den ncidlichen Kurs, So ergingen reichlich acht Stunden, sjer Reoei lichtere sich altmalig ein wenig. Das Tageslicht begann am öst liche Horizonte fchmach hcraufzudäm- mern. Sind wir nun bald am Ziel?" sragte der !e. Nach wenigen Minuten erreichen mir die Bucht, " verletzte der Fischer, Gleich darauf zog er rasch das Segel ein und ließ das Boot auf den Ufersand lauten. Hier ist die stille Bucht!" Man sah ein sandiges Ufer, ansteigend zu einem niedrigen, mit Gras und Ge büsch bewachsenen Hügelkamme, und die Drei stiegen an s Land. Dars ich bitten um die vereinbarten hundert Tollars ! ' sagte Elende höflich Einen Strick um Deine:, Hals, Du junger canadischer Hund!' schrie der Alte mit der blauen Brille giftig. Glaubst Du, daß wir unS beschwindeln lassen? Ein Dollar sür die Person ist reichlich genug Paisegegeld. Hier sind drei Dol larsl" Der Fischer nahm schweigend die drei SiltierdottsrS und fchod rann fein Boo! vom Ufer ab. Als er zwanzig Meter weit draußen war, hielt er an und schrie: Meine Herren, aus ei Wort!' Die Drei nandien sich um. Was wollt Ihr noch?" fragte der Atte. Da habt Ihr Eure drei lumpigen Dollars wieder!" fchne Cl::de. Und er warf die drei Münzen, eine nach der anderen, hinüber auf den Strand, wo der Alte sie lachend aufhob und in die Taiche steckte. . Ihr seid ein Narr, Fischer!' ries er, Glaubt Ihr das. alter Sünder?' schrie der alte Mann, Haha! Wer zuletzt lacht, lacht an, beste! Ihr habt mich betrogen; ich habe Euch überlistet! Steigt nur ei bischen den Hügel hin aus. dann werde! Jhr'S schon sehen!' Er trieb sein Boot noch eine kleine Strecke weiter hinaus und hielt dann abermals an. Unterdessen hatten die Drei, lebhaft beunruhigt, rasch den Hügclkamm erftie ge. Da gewehrten sie zu ihrem groß !e Entsetzen, daß sie sich nicht am cana bische Ufer befanden, sondern aus einer kleinen, halbmondförmigen Sand- und Grasinsel mitten im Eriekee. Sozieich lieft sie zurück. Komm! zurück mil dem Boot! Ihr sollt die hundert Dollars haben!' Ich siege nichts mehr darnach!" Zweihundert Dollars!" .Rein!" Tausend TellerS!" Nein!" Aebmausend Tollars!' Claik: stieß ein Hchngelächter aus. Die z!hn:cusend Dollarn verdiene ich mir durch Eure Fang!' I Fünsziglaxsend Dollar!' Statt aller Antwort segelte Claude, agen den Wind anstreifend, in dcn Nebel hinein nach westlicher Richtung, indem er murmelte : Ich will lieber tausend Dollars i Ehren verdienen, al sünszigtanscnd in Unehren! Auch würden die Schufte, wenn ich aus ihre Bitte einginge, mich sicherlich doch wie der betrüge und mich vielleicht sogar umbringe,' Der junge Tag brach herrlich an, und der Nebel wich vor dem Strahlenglanze der Sonne, Nach etwa zehn Stunden kam der Ohiostrand in Sicht, und kni z darauf landete Claude in Cleveland. Er ließ sein Boot an einem Anlegcplatz und ging sofort, so müde er war, nach der Union Conimercialbank, Dort trat er ein und verlangte die Direktoren zu spre- chen. iuerlt wollte man ibn abweise. Als cr aber sagte: Ich bringe Nochricht von den Bankräuber!' da wurde er schleunigst eingelührt in dasAllerheiligstc der Bank, wo die Direklore Mit soraen vollen Mienen bei einander am arünen Beralhunasiische saßen. Bisher halte trotz aller Anstrengungen noch nicht die geringste pur von den tzinbiechetn n- nilttell werden komicn. Meine Herren," sagte Clnndc, wer von Ihnen ist der erste Direktor?" Ich bin s," versetzte ein alter, ebr. widrdiger Heer; mein Name ist Ha milto, ' Dcr Fischer vcrneiate sich und sagte, wer er sei. Nun, was bringt Ihr denn?" Ich will Ihnen nur mittheilen, daß ich weiß, mo die drei Bankräuber sind Erhalte ich richtig die ausgesetzte Beloh- nunq von zeyntaiilend Dollars, wenn ich Ihnen die Spitzbuben mi! ihrem Maube ausliefere k Das versteh! sich, pinger Mann!" Ich habe nämlich die Drei einacfan- gen mit ihrem Gepäck, " Ihr ganz allem r Ar, Sir,' Das iö doch aber kaum glaublich!" sagte M. Hamilion zweifelnd und köpf- Ichültetnd. Ganz gewiß, Sir! Ich halte die Drei in sicherem Gemahl sam, ans einem wüsten Sandmsclchen im Eriesee, von wo sie nicht sortkönne, denn Schisse passircn dor! nur äußeist selten vorbei, und Fisch sind da jetzt auch nicht be schästigt," Und nun erzählte er aussührlich sein nächtliches Abenteuer, Die Direktoren betrachteten ihn mit dem höchsten Erstaunen, und Mr. Ha milton rics: Junger Mann, enn das Alles richtig ist, ban seid Ihr ja ein merkwürdig pfiffiger Kerl!' Claude lachte. Dann sagte er: Es ist also nur nöthig, die Schelme Polizei lich von der Insel abholen zu lassen. Doch wär's am besten, enn das mit List geschähe. Denn so klein das Eiland ili, so könnten doch vielleicht die Drei ihren Schatz so gu! veistecken, daß er in vielen Jahren nicht gesunden würde. Also mil List ! Das Dampsschiff muß nicht gerade auf die Insel zusteuern, sondern von Westen her, als ob von Detroit und anscheinend achtlos vorbei dampfen wollen. Dann werden die Spitzbuben jedenfalls selbst den Dampfer anrufen und vertrauensvoll mit ihrem Gepäck an Bord kommen,' Sehr richtig!' rief Mr. Hamilton zustimmend. Dem entsprechend wurde das Nöthige rasch besorgt. Unterdessen stärkte Claude sich durch Speise und Trank und ruhte ein wenig aus. Eine kalbe Stunde später verließ ein kleiner Raddampfer mit angehängtem Boote den Hafen und steuerte zuerst westwärts. An Bord befanden sich sechs verkleidete Polizisten und ein gewandter Detektiv, dann auch Claude Regnard und der Bankdirektor Hamilton. Es war Abend geworden. Auf der Insel hatten die drei Bank räuber den ganzen Tag in der quälend sten Besorgniß zugebracht. Wohin sie ringsum blickten, nirgends war Land zu sehen. Kein Fahrzeug, kein Boot hat ten sie bemerkt. Dabei peinigte sie immersort die Angst, daß ein Dampser von Süden kommen werde, um sie ge wallsam abzuholen. Deshalb hatten sie vorsorglich aus recht schlaue Art den ge raubten Schatz verborgen. Wurden sie dann gefangen, so konnten sie doch noch hoffen, ans dem Kerker aus zubrechen, um darnach bei guter Gelegen hcit ihren verborgenen Reichthum abu holen, ! Die Sonne war dcm Untergange nhe, ! Da rief Einer: Ein Dampser!" ' j Wo!' fragte der Alte mit der blaucn Brille. Im Westen!" Also nicht oo Cleveland, sondern von Detroit wahrscheinlich! Man könnte ja freilich dorthin lelegraphrrt haben. Wir müssen's abwarten, ob der Dampfer auf die Insel zusteuert.' Das geschah aber nicht, wovon ne sich bald überzeugten. -t)a sprach der Sitte erfreut: a geh! ja wirklich sehr gut! Wir haben viel Gtück! Die braven Leute missen nichts von uS. Grab! geschwind unser G pack aus. Ich will den Dampser an- rose!" Er lief zum Strand, schwenkte seinen Hut nd schrie: Halloh!" Auf dem Raddamxser wurde die Ma- schine gestoppt. Ein Detektive und ein anderer Man stiegen in'i Boot und ru- derten der Insel zu. aber die volle Passage von Detroit aS bezahlcn, ' Dazu sind mir gern erliöiig,' Wie sind Sie eigentlich cnf diese ver lassene Insel g?ralhi?" Wir wollten hier Sccvögel schießen, und unser Boot trieb weg," DaS ciiiic ich Pech! Wo habe Sie denn ihre Jzgdflinte?' Die sind mit unserem Boote leider weggetrieben.' Nun, zum Glück haben Sie doch Ihr sonstiges Gepäck gerettet, w,c ich sehe, Bitte, steigen Sie rasch ein, Gentlemen! Wir dürscn uns hier nicht o lenge auf- kalten, denn wir müssen rechtteilig in Port Talbol eintreffen.' Die beiden andere Räuber kainrn an mit dem Ledetkoffer, der Reisetasche und dem totheil Bündel, Alle Drei stiegen in'S Boot und wiiiden nach dem Dampfer gebracht. Kau, aber waren ste aus Deck, so arsen die Polizisten sich aus die über raschtcn Berbiecher und fesselten sie in einem Augenblick, Mr. Hamilton untersuchte das Gepäck der Gcsangenen und sand darin noch vollständig d,e aus der Union - l,r,mmer ci,ilbank gerauht Summe. Die drei Banlräuber vci siele der ge setzlichen Strase, Claude Regnard aber empfing die wohlverdiente Belohnung von zchnlausend Dollars. Mit diesem Kapital etabliite cr eine Fisch-, Konserven- undDelikaleffenhand lung, welche bald guten Zusprilch hatte, denn der heitire und liebenswürdige Ca nadier machte sich überall bclicbt. Jetzt durste e,'S wohl wage, um Louifon'S Hand anzuhalten. In dcr That wurde die Heißgeliebte sein und damit war er am Ziel seiner Wünsche. Noch heute Icbt er als gcach teter Mann in der guten Stadt Elcoe land im schönen Staate Ohi. Beim ckiinksischen Vardler. I dem bunten Gedränge welches die Siraßcn einer chinesischen Siadt ans weisen, sindel sich kaum eine Persönlich seit, die größeres Interesse sür dcn Aus ländcr besitzt, als der herumstreichende Barbier. Irgend eine Siroßenecke oder ein kleiner freier Platz genügt dem be zopfien Figaro, um dort zei!m ilig feinen Beiuf zu erfüllen. Seine Hanvwerks g:rä!he bestehen aus einem Bambus Unlerjatz, etwa drei Fuß hoch, aus wel chem ein hölzerner Raps steht, und der eine Schublade mit Rasinnessern und kleinen Handtiichkn, enthält. Ferner hat er einen kleinen dreibeinigen Schemel, aus welchem er seine Kunden einladet, sich zu der Operation niederzusetzen. Die Rasnmcher der chinesischen Bar biere sind ganz eigenthümlicher Machart: sie bestehen aus einem sehr kleinen hol zernen Griffe und einer dicke,, eisernen Klinge, die etwa 2 bis 3 Zoll lang und U Zoll breit ist; in diese Klinge ist eine stählerne Schneide eingelegt. Ungleich seinem westlichen BcrusSgenossen, ge, braucht der chinesische Barbier zum Ra flren keine Seise, sondern nur Wasser, er macht den Kops seines Kunden einfach naß und rasirt fo lange, bis sein Messer stumps wird. Dieses Alles thut er aus offener Straße, fortwährend dein Ge dränge der Menge ausgesetzt, und doch ereignet es nch nur selten, da er seine Kunden schneidet. Freilich gehört ein starkes Nervensystem dazu, in dem Ge triebe das moderne Schwert des Da moklcs" mit völliger Gemüthzruhe auf sich herumkratzen zu lassen. Nachdem der Patient raflrt ist, macht sich der Haarkünstler zunächst daran, den Zopf feines Kunden aufzuflechten und auszu- lammen. Dann nimmt er aus seiner Hand- werkstasche eine Anzahl von eigenthüm lich geformten kleinen Sonden und Schaufelchcn, und mit diesen reinigt er die Ohren seines Klienten. Hieraus nimmt er eine Art von kleinem eiserne Reibeisen, mit welchem er d:e Augenlider abschrapt, nachdem er diese zu dem Zwecke ein wenig umgedreht hat. Sodann wird das Haar des Paiienien getrocknet, der Zopf geflochten, und der Kunde kann seiner Wege gehen, nachdem er ungefähr eine Stunde bei seiner VerschZneruna verloren und dem Barbier sein Honorar 3 Kupserstücke, etwa 10 Mennige, ausgezahlt hat. Ein auSgstrbek Herrscher schlecht. Das Aussterben dcr Askanier in achscusWiltenbcrq war mit eioenthüm- lichcn Umständen verknüpft. Kursürst Rudolf III, Halle zwei Söbne, Wen, es lauS und Sigismund. Dieselbe schlie scn mit ihrem Erzieher und sechs Edel- knadcn im Thurm des chlosieS Lochau, dcm jetzigen Annaburg. Eines RachiS stürzte der Thurm ein und begrub ste sämmtlich unter seine Trümmern. Ru dolf selbst, ihr Vater, zog 141 in de Husitenkrieg und starb in Böhmen, ver muthlich an Gift. Nun war von dem ganzen Geschlechte der Askanier nur noch Rudolf's Bruder, der kinderlose Albrecht übrig. Derselbe ging mit seiner Ge mahlin Euxhemia, einer Tochter des Fürsten Konrad vo Oels, auf die Jagd und ahm ein Nachtquartier auf einem Bauerngut. Da brach in der Nacht Feuer aus und ahm so schnell über Hand, daß der Kurfürst sich nur mit Mühe sammt de Seimge retten kannte. Aber in golae des gehabten Zchrecks verfiel er in eine Krankheit, dte ,hn bin nen wenige Tagen dahinraffte, Lo siel Sachsen-Wittendnii und die Kurwürde ,WS wollen Sie, Sir?" fregte der ' en Friedn den Streitsren, den ersten verkleidete Detektive. ! Hioz und ursurst von achien we:- .Wohin sährl dcr Tampier?' gegen-' '"Ichen !cn,rne4. sragte der Alte. - Zuerst nach Pst! Talbot und da-n kulternc,?. nach Bussalo." ! KttaZ.nst: m53 e-: Tar.-l Wir wünschen mitzufahren.' a:ich be, der K:zallcr, dienen t" Das kann geschehe. Sie müssen! Infanterist: Ja, aber alz PSct'." 3r