Saloino Pepsins. (hnc tSBt-or.f! Humoreske o'i (troa; b ft. i u 1 11 ( v. Niemals wohl hat cS ein so u,iai:6 stehlichen, mürrischen und nitfjoeianüglen Mn gegeben wie Salomo Pcxkinö; er war hart und gesZhllos vom Scheitel bis zur Sohle, Junggeselle (ant ich wohl kaum hätte hinzuzusetzen brauche,,) und Alle, was man von ihm in dkr Nachbar schaft wußte, war, daß er nicht einen ein zige Bekannten besaß und daß Bettler und Straher.musikanten, die ihn vor sei, nem Hause belästigten, von ihm zu Dutzenden der Polizei überliefert wurden. Eine schönen Tage ereignete sich etwas vor dem alten, viereckigen Hause Salomon Popkins', da in der ganzen Straße da hZchsit Interesse und die größte Neugier Hervorries. Bor der Thür nämlich hielt eine mit Giväck ie ladene Droschke, und au dieser Droschke sprang eine der frischesten, lieblichsten und vergnügtesten kleinen Mädchen, die jemals das Licht der Well erblickt, grau Johnson steckte ihren Kops aus der zwei ten Etage von No. 33 und bemerkte zu Frau Sierndq, welche ihren Kops aus der dritten Etage von No. 35 gesteckt: Nun hör! Alle auf,' und Bemerkungen aller Art ließen sich auch noch von verschiede nen anderen Fenstern vernehmen. Allein, verwundert oder nicht verwundert, wie die Nachbarschaft auch immer sein mochte, das Gepäck wurde abgeladen, auf de Kutschers Klingeln die Hausthür geöff net, und eine ältere weibliche Person erschien ans der Bildfläche; ste besaß nur ein Auge und trug eine Frisur aus fünf undzmanzig Locken bestehend, die in mili tärischer Ordnung arrangirt, lebhaft an fünfundzwanzig Pfroxfenzieher erinner ten. Ehe ich indessen in meiner Erzählung fortfahre, möchte es gut sein ein paar Worte, die kleine Fremde betreffend, hier einzuflechten. Sie war die Tochter von Salomo Popkins' jüngerem und einzi, gem Bruder und war Waise geworden, ehe sie noch ihr drittes Jahr zurückgelegt. Man hatte sie daraus einer alten, treuen Dienerin der Familie übergeben und Salomo Popkins sandte von Zeit zu Z:it eine kleine Summe Geldes, weiche den Unterhalt des Kindes zu decken bestimmt nar, dabei unterließ er jedoch niemals, fürchterlich zu raifonniren und sprach miederholt die Drohung aus, sich lerner nicht mehr um anderer Leute Bälger kümmern zu wollen. Jetzt abir war die alte Dienerin gestorben und Salomo hatte beschlossen, sich das verwaiste Mao ' chen erst mal anzusehen und dann zu überlegen, was er mit ihr machen könnte. Und so erblicken wir ste denn, wie sie so eben ihres gestrengen Herrn Onkels Schwelle überschreitet. Bist Du die?" fragte die Einäugige, Ja," antwortete das kleine Mädchen, indem ein unwiderstehliches Lächeln um ihren kleinen Mund spielte und sie die Alle neugierig sirirt. Ich bin die kleine Rose, und bin gerade angekommen. Aber wer bist Du denn? Du stehst 'mal recht komisch au." Barbara, Salomo' Haushälterin und Ableitn all' seiner schlechten Laune, war eine gutmüthige alte Frau, welche, so sonderbar es auch erscheinen mag, ihres Herrn Marotten bereits ein Vierteljahr hundert mit dem größten Gieichmuthe er tragen, ja sie halte dabei nicht einmal ihren guten Humor verloren. So fühlte sie sich denn auch jetzt nicht im Geringsten beleidigt durch die etwas persönliche Be merkung, sondern antwortete lächelnd: Ja, meinMäoelchen, ich bin nicht schön, aber verglichen mit ihm (dabei wies sie mit dem Finger nach dem Wohnzimmer Salomo's) bin ich noch eine Venus ! Er ist schauerlich häßlich und zankt den gan zeit Tag. Aber fürchten Sie stch nicht, kleines Fräulein, er wird sie ja nicht gleich fressen I" Bei dieser freundlichen Ermunterung schob Barbara ihre alte Schürze noch mehr auf die Seite (mit der vollen Ueberzeugung, daß ste gerade das Gegentheil that), öffnete eine Zimmer thür und steckte vorsichtig die Nase hin ein, augenscheinlich fürchtend, daß dieses etwas hervorragende Glied mit irgend einem unliebsamen, ihr nicht ganz unbe kannten Gegenstand in Berührung kom men könnte und meldete: Jetzt ist sie da !" Natürlich ist sie da, als ob ich das nicht gehört! Glauben sie eima, daß ich taub bin, haben Sie den Koffer nicht genug im Flur herumgeworfen und ist der durch die offene Thür kommende Zug mir nicht durch und durch gegangen? Ich fühle schon NheumaüSmuS in beiden Beinen." Und um dieser Bemerkung mehr Nachdruck zu geben, nahm Salomo, welcher in Pantoffeln und Schlasrock auf einem Großvaterstuhl beim Ofen saß, eine von seinen Fußbekleidungen und warf sie Barbara nach dem Kcpf. Diese aber sig den Pantoffel mit der größten Geschicklichkeit und einer Miene auf, a! hätte sie schon darauf gewartet und als erstände sich diese kleine Liebes bezeugung ihre Herrn ganz von selbst. Laß sie 'reinkrmmen," Brummte Sa lomo, worauf Barbara der Kleinen, welche unbefangen im Flur Herumtrip ,?lte und ihre neue Umgebung musterte, winkle, Rose hüpfte in' Zimmer und ehe sich Salomo auch nur besinnen konnte, war sie auf seinen Schoß geltet ttri und redete ihn als an: Du bist mein Onkel Salomo, und ich bin die klein Rose. Meine alte Lene hat im mer gesagt, daß Du ein sehr verdrieß licher alter Man bist, aber wir müßten da schon mit den Kauf nehmen, denn Du gibst un Geld. Warum bist Du denn immer so verdrießlich?' Salomo Poxkm'S Mund öffnete sich weit und immer eiler im stummen Erstaunen. TieS Kind, die kleine Bett lerin, sie, die ganz von seiner Gnad ab, hing ajl 4 eben erhob er den Zlnn, um die kleine Person unwirsch von sich iu stoßen, al sein Blick auf ihr sichtchen siel, auf die 'chuldsvollen großen blauen Augen, die ihn so furcht lo fragend anblickten und er stieß sie nicht herunter. Im selben Augenblick aber bemerkte er Barbara, die, starr vor Verwunderung, an der Thür stehen ge blieben, sich die seltsame Scene anschaute. Jnstinktmäßig griff Salomo nach einem in der Nähe liegenden Buch und hielte damit auf sein Opfer, a! Rose mit ihren kleinen Armen die erhobene Hand um klammerte und mit eller Kraft herunter zuzuziehen versuchte. 'Nein, nein, nein, Du unnützer On kel, das muß! Du nicht thun!" Unwill- kürlich ließ Salomo feinen Arm stnken und zum zweiten Mal jchante er, ganz lich aus der Fassung gebracht, auf das ihn jetzt fast ärgerlich anschauende kleine Mütchen. Während dessen verschwand Barbara und die Beilen, der qrgmliche, sauertöpfische Alte und das fröhliche, zu- trauliche Kino, Mieden allein. Hm, sie ist ganz wie ihr todter Bater, " dachte salomo, und Erinnerun gen stiegen in ihm auf die lange oer gessen nnd begraben gewesen; er dachte an die Jahre, wo er noch nicht so men schenfeiudlich und verdrossen sich gefühlt, an eine längst vergangene Zeit, wo er zusammen mit seinem Bruder fo fröhlich und glücklich gewesen! Aber nein! es mar Unsinn, alles Unstnn und mit einer energifchcn Bewegung suchte er diesen ihm so fremden Gedanken loszureißen, Ich muß sagen," begann er, zum ersten Mal das Kind ansprechend, Du besitzest eine außerordentliche Portion Dreistig keik, was hast Tu auf meinem Schooß zu suchen, he?" O, ich habe immer auf Lenen'S Schooß gesessen und sie sah viel netter und freundlicher aus als Du. Aber sie hat mir immer gesagt, wenn ich Dich mal sehen sollte, müßte ich sehr artig sein und versuchen. Dich gern zu haken; ich ver suche eö jetzt, aber ich glaube nicht, daß ich Dich sehr gern Habe. " Wirklich hin, Du glaubst, Du hast mich nicht sehr gern, und warum denn nicht, wenn ich fragen darf?" Weil Du so böse aussiehst, gerade so wie ich immer aussah, wenn Lene mich in die Ecke stellte, mit dem Gesicht gegen die Wand weißt Tu, weil Lene sagte, ich sehe dann immer so häßlich aus." Sa lomo hüstelte, rückte unruhig auf seinem Sessel hin und her und dann ereignete stch etwas Unerhörtes, Salomo Popkms lächelte. Und was kür ein Lächeln! Das Gesicht, welches seit fünfzehn Jech ren, drei Monaten, elf Tagen und einer Stunde nicht mehr diese Veränderung durchgemacht, verzog sich zu den wunder barsten Grimassen hinauf und hinunter, kreuz und quer, als spiegele es ein inneres Erdbeben wieder. Klein Röschen, ihres Onkels verzerrtes Antlitz bemerkend, be gann zu lachen und als Salomo fort fuhr, heiter dreinzuschauen, brach ihre Lachlust dermaßen aus, daß das ganze Zimmer on ihrem silberhellen Stimm chen widerhallte. Lachen ist nun aber, wie allgemein bekannt, sehr ansteckend, und Röschens herzliches Lachen befaß diese Eigenschaft in besonders hohem Grade. So geschah es denn auch, daß den Lippen Salomo PoxklnS plötzlich ein Laut entfuhr, als ob ein großes Bündel rostiger Schlüssel an einander fuhr, uiit anderen Worten, Sa lomo Popkins lachte! So, jetzt bist Du ein netter Onkel und wenn Du immer fo lachen willst, so will ich Dich auch lieb habcn sehr lieb haben, ganze lausend Met:r lang," Nun mar Salomo Popkins die Idee, daß ihn Je mand lieb haben wollte und noch dazu ganze Tausend Meter lang, so außer ordentlich nen und überraschend, daß er gänzlich verwirrt nicht wußte, was er daraus antworten sollte: augenscheinlich aber hatte ihm diese Versicherung aus dem Kindermunde wohlgethan, denn er lachte weiter, bis c ihm ganz plötzlich einfiel, daß sich ja garnicht um das leibliche WHI seines kleinen Gaste geküm mert. Hast Du seit heute Morgen auch etwas gegessen, Kind?" fragte er. Nein, gar nichts, und ich bin schreck lich hungrig," antwortete Rose. Natürlich mußt Du hungrig sein, ich dachte mir das;" und Salomo lief zur Klingel und riß so ungestüm daran, daß Barbara dachte, e wäre ein Unglück ge schehen und zitternd ror Schreck herbei gelaufen kam. Wer aber beschreibt ihr Staunen, als sie, in's Zimmer tretend, das so ungleiche Pärchen in giößter Har monie zusammen plauoern hörte, ja, ihre Pfroxfenzieher schienen unter dem Ein druck der Ueberralchung, Salomo Pop kin lächeln zu sehen, lang und immer länger zu werden. Hier," rief ihr der Letztere zu, hier i-i Geld, laufen Sie mal schnell zum Konditor und hlen Sie Taufend Meter Bulterbretzeln und für drei Pence Liebe, o nein! ich meine für fünf Schilling Bulterbretzeln und für drei Schilling BiScuits und bringen Sie auch etwas Fleisch und Pudding und Austern und Bratkartoffeln und wa Sie immer be kommen können, das arme Kind ist bei, nahe verhungert, wa Rose?" wandte er sich tu dieser. Ich bin sehr os! hungrig," erwiderte die kleine Dame, aber ich glaube nicht, daß ich all da; werde essen können, wa Du bestellt Hag; also bitte, sage der alten komischen Dame lieber, deß sie nicht fo iel bringt." Die Idee, Barbara eine alle komische Zarr.t zu nennen, brachte die rostigen Schlüssel wieder in volle Bewegung, Salomo lachte, bis ihm die Thräne in die Augen traten. Nun sieh mal Einer," rief Barbara, ich hebe immer geglaubt, daß mein Herr nicht lachen könnte!" Las?" unterbrach sie Salomo un willig, indem er verzweifelte Anstrengn- gen machte, feine gewohnte mürrische Miene wieder anzunehmen und verlan gc:id nach einem harten Gecienstand au schaute, welchen er Barbara an den Kopf werfen könnte, was will sie damit sagen, sie alte Here, ich habe gar nicht gelacht." Pfui, xsui, Onkel, so zu lügen," siel hier ganz entrüstet die kleine Rose ein, Lene hat mir immer gesagt, daß e sehr schlecht ist, die Unwahrheit zu sprechen, und Du bist doch viel älter alS ich." Hm hm," brummte Salomo mit einem Seitenblick aus das Kind, ich glaube mohl, ich bin etwas älter als Du, aber ich denke wirklich, ich bin jünger geworden, feit Du hier bist, Kleine. " Oh, da ist schön, Onkel, mach daß Du noch immer jünger wirst, bis Du so alt wirft wie ich, dann können mir zu summen kochen, oder mit den Puppen spielen, willst Du, Onkel?" Salomo Popkins kochen und Puppen spielen! mar es denn möglich? Fiel das alte grämliche HauS ich: zusammen bei diesem Unerhörten! Wunderbar ge nug, es blieb stehen und de: sauerköpsige alte Griesgram faß wieder in seinem Armstuhl, schaukelte das kleine Mädchen auf seinen Knieen und ließ sich Kon ihr in all die Geheimnisse des KochenS und Puppenspiels einweihen. Und dann kam Barbera, so beladen mit Packeten und Packchen, da es schwer hielt herauszu- finden, was Barbara und was Päckchen mar. Nachdem alle die herbeiaeschlepp ten Delicatessen aufgetischt, setzte Sa lomo seinen Gast mit eigener Hand an den Tisch und forderte ihn auf, tüchtig zuzulangen, er selbst wollte nichts an- rühren. Na hör', Onkel, wenn Du nicht essen milljt," plauderte RoSchen, so will ich Dir was sagen: wir wollen spielen, daß wir sehr feine Leute sind; ich bin die Gnädige Frau" und Du bist mein Bedienter . Wenn ich was haben will, werde ich auf den Tisch klopfen, und dann mußt -Cu sagen: ,,Zu Befehl, gnädige Frau!"" Salomo begann sich wundervoll über die Einfalle feiner klemm Nichte zu amüsiren, und ganz darauf eingebend lief er geschäftig hin und her, um all' die unzähligen Gegenilande heroeizu chasscn, welche seine anspruchsvolle gnädige Frau" verlangte. Ich weiß nicht, ob vornehme Damen im Allgemeinen fehr viel essen, kann aber bezeugen, da diese einen ganz außeror- dcntlichen Appetit entwickelte. Schließ- lich icdoch des ENensund kxielens über- drüssiz, begann die kleine Dame Zeichen von SchläsrigMt zu zeigen und sprach den Wunsch aus, dag die alte komisch Dame sie jetzt zu Bette bringen sollte. Weißt Bn. Onkel," flüsterte ste Salomo in's Ohr, als Barbara er schien, um ihres Herrn Nichte unter ihre Fittige zu nehmen, wenn ich im Bett bin, werde ich mit einmal furchtbar zu schreien anfangen und so thun, als ob die da (dabei zeigte ste auf die eben Ein getretene) der schwarze Mann wäre." -Damit küßte ste Onkel ivalomo und versicherte ihm, daß sie ihn jetzt für fünf tausend Schilling lieb habe, aas jeden- falls eine ganz anständige Summe mar und ebenso befriedigend als tausend We-. ter. Salomo setzte sich, als ihn Röschen verlassen, wieder auf einen Armstuhl, aber er war nicht mehr der übelgelaunte, menschenfeindliche Salomo; wie mit ei nein Zauberschlag schienen die harten, strengen Linien aus seinem Gesicht ver scheucht, ein sanfter, menschenfreundlicher Ausdruck zeigte sich auf demselben und wenn eS gestattet gewesen märe, in seinen Gedanken zu lesen, würde man da Fol gendeS vernommen haben: Oh, Salomo, alomo, da hast Du hier aeiessen Jahr für Jahr, Dir selbst und Andern eine Last, hast Deine Zeit verschwendet in unbefriedigtem Nichtsthun, in Einsam keil, in Menfchenhaß und Weltoerach tung. Niemals, bis dieses Kind es Dick qelebrt, hast Du gewußt, wie schön eS ist, vergnügt zu sein, und welchen Genuß es gemährt, sich Anderen aeaen- über freundlich rmd wohlwollend zu zei gen. Oh, Salomo, Salomo! Aber es ist noch nicht zu spät nein, nein, nicht zu spät! Und eS ivar mrrlich nicht z spät! Nach zwei Tagen schon hatte Salomo Popkin sich soweit bez-vungen, Barbara nicht mehr mit Pantoffeln und ähnlichen Gegenständen zu bomiardiren; eine schlechte Eigenschaft nach der andern nahm Abschied von ihm, urd eS dauerte nicht lange, fo mar salomo Popkins der populärste Mann in der Straße, allge mein geliebt und geachtet, und alles Dies hatte ein Kind, ein frisches, fröhliches Naturkind zu lande gebracht. kätitia Vonaxzrte. Seit vor Kurzem I Paris das um fangreiche Buch Larrev's über Lätitia Bonaxarte, geborene Ramolino, erschie nen ist, befaßt sich namentlich auch die deullchländifche Presse mit dieser grau, welche durch ihre erschütternden Ii agischcn Schicksale und durch die Weise, wie ste dieselben ertrug, und wie ste sich früher auf dem Gipfel des Glücks benahm, so wie durch ihre ganze Eigenart unter die merkwürdigste und achtungswerihe- sie weidilchen iSestalten In der Geschichte gehört. Von ihr hatte der gewaltige Sohn da antik klassische Gesicht, die eiserne Wil lenSkraft, den Heldennrath und den Ge nius; aber weife Selbstbefchränkung und einfaches Maßhalten wollte er nicht von ihr annehmen, üiaheiei lautet: Baron Larrei,, der Verfasser dei hoch- interessanten Buche über Napoleon'S Mutter, kennt Alle, wa in Memoiren und sonstigen Schriften über Lätitia er schienenist. Dazu gesellt er eine Fülle unveröffentlichter Bliese i8 Staats und Piivatarchioe, Briefe von ihr selbst, Briefe Napoleou's und aller Mit glieder seiner Familie, ei riesige Ma terial, das er zu dem überlebensgroßen Bilde dieser historischen Gestalt verarbei tet, von welcher ZZspoleon sagte: Der Kopf eine Mannes auf dem Körper einer grau. Ueber ihre Jugend und ihren Entmicke, lunvSganq erfahren wir aus dem Buche nicht viel, dasselbe setzt eigentlich mit der Geburt Napoleon's ein. Der Verfasser berichtet nur, daß Sjatilta Bonaparte aus Korsika gefeiert war wertn ihrer Schön heit und ihrer Tugend, die sie gegen mancherlei Angriffe siegreich vertheidigte. Zur Zeit der Geburt Napoleon's war Korsita ein Kriegslager. Die ganze Insel befand stch im Aufstande gegen das französische Königthum, das sie an die genuesische Oligarchie verschachern wollte. An diesem Unabhängigkeitskainpse" un ter Führung des bekannten Paoli bethei ligte sich auch der Vater Napoleon'S, der Advokat Carlo Bonaparte, Zu Beginn des Krieges verließ er mit den Seinigen das friedliche Haus t Ajaccio, und nun sehen mir seine kühne und todesmuthige Gatti, die ein Kind unter dem Herzen trug, überall an seiner Seite; durch Sturm und Kriegsgemitler, durch die aufreibenden Gebirgskämxfe auf uns glaublichen Märschen und unwegsamen HShcnpfeden ging sie mit, an dem ganzen Feldzugc nahm sie Theil, Napoleon war von ihren zahlreichen Kindern ihr Liebling, Vielleicht, weil er ihr ähnlich sah? Oder weil sein Wesen schon in früher Jugend Züge auswies, die ihn von anderen Kindern auffallend unterschiede,,? Trotz aller Strenge, mit welcher Lätitia ihn, wie alle ihre Kinder erzog, wandte sie ihm ihre besondere Liebe zu und verwöhnte ihn ein wenig. Durch das Fürwort des französischen Gouverneurs der Insel erhielt der kleine Napoleon in seinem zehnten Lebensjahre einen Frciplatz in der Kriegsschule von Brienne in Frankreich, wo er jedoch un endlich viel zu leiden hatte, weshalb er seine Eltern wiederholt in verzweifelten Briefen bat, man möge ihn aus der An stalt nehmen. Sein maßloser Lerneiser machte die übrigen Zöglinge zu Feinden, die ihn wegen semer italienischen Aus spräche, namentlich aber wegen seiner Armuth es gab dort außer ihm nur Kinder aus sehr reichen und vornehmen Häusern verspotteten und beschimpften. Einer der Lehrer hielt mit der Rotte und quälte den Knaben unsäglich. Einmal rief er ihm wegen eines leichten Fehlers zu: Auf die Kniee, de Bonaparte! Du hast heute auf den Knieen Dein Mahl einzunehmen!" DaS Kind war empört über die Ungerechtigkeit und das De müihigende der Strafe. Ich werde stehend essen, wenn es sein muß," sagt, der kleine Korse, aber in unserer ga milie kniet man nur vor Gott!" Der wüthende Lehrer stürzte sich nach dieser Antwort mit drohender Gebeide auf ihn. Der arme, ohnehin nervös erregte Kleine brach darauf mit ten Worten: Nicht wahr, Mama, nur vor Gott?" ohnmäch tig zusammen. AIS Lätitia diese rüh rende Anrufung mitgetheilt eihi'It, war ste bis zu Thränen ergriff!. Sie fühlte über die Behandlung ihres Kii.be Klage, jener Lehrer erhielt eine scharfe Rüge und die entwürdigende Strafe wurde in der Anstalt für immer abgeschasst. So blickte Napoleon in seiner Kindheit zu seiner Mutter wie zu einem höhere, Wesen empor, das ihm gar stolze Grundsätze und Lebensregeln in's Herz legte, Ernst wieg ste ihn aber zurecht und mahnte ihn an feine Psl'cht, wenn er wegen seiner be schämmden Armuth in Klagen ausbrach und ftq aus der nstatt weamun chte Sie sandte ihm, was sie hatte. Ihre Briefe aus jener Zeit ti agen das beste auromische tsepiaze. Zu Hause gingen die Dinze indessen nicht gut. DaS HauS war voll Kinder und die Einkünste waren gering. Ncch schlimmer gestalteten sich die Dinge, als der Äater ,m Jahre 1785 am Magen krebs starb. Der sechszehnjährlae 9ir poleon war damals in der Kriegsschule zu Paris, ratitia hatte nun die zerrüt teten Vermögenkoei hiltnisse in Ordnung zu dringen, Schmalhans war damals bei ihnen Küchenmeister und Lätitia h ,t!e sich, wie den größten Theil ihres Lebens, wieder als Sparaiächteiin zu bewöh,en Aber es wurde wieder ärer. Nach Ausbrnch der ftrniiiiVaVn Re volution im Jahre 176s, nl-J Napoleon ein junger französischer Artillerie - Ofsi zier war, wollte Paoli Korsika den Eng, (ändern in die Hände spielen, und bei dem großen persönlichen Anhang, den er auf der Insel besaß, ging Alle? mit ihm. Die BonaparteS aber hatten sich energisch für Frankreich erklärt. Sie mußten ftüchien und der Pöbel plünderte ihr Hau, um eS schließlich niederzubrennen. Einen Tag und eine Nrtcht irrte Lätitia mit ihren Kindern flüchtig an der Küste Korlika's umher, bis sie in einer versteck ten Bucht die Barke fand, in der sie Na- poleon auf ein franzksiicheS Schiff brachte. Bon allen ilssmllteln entvlout, kam die zahlreiche Familie in Marseille an. n tage des mend, die ste damals durchlebten, drückte schwer auf der Seele Napoleon'S und brachten ihn, der den seine n:cht hetten konnte, der Ver- zweiflung nahe. Zweiiral schon halte er zutotge einer Ueberangrenguvg in seinen Studien und die Beule iieS un besiegbare Trübsinn, seinem Leben dui ch Selbstmord ein Ende machen wol- len. Beide Male verhinderte die Mut ter die schreckliche That und rich'ete ihren Sohn durch ihr troiteSwort und du u,i igrrs oararier wieoer aus. DaS dritte Mal geschah es in Marseille. daß er feinem Leben selbst ein Ende machen wollte. Wie wahnsinnig rannte er an die Meeresküste, um sich iu die gluthen zu stürzen. Da siel ihm ein Matrose jubelnd un, den Hals. ES war ei alter Ariillerie-Kamcrad, der oe kleidet nach grankreich zurückkehite, um die Mutier wiederzusrhen. Er be-me-.ktc sofort da verstörte Wesen Na poleon'. WaS ist Dir?" rief er aus. Du freust Dich nicht mit mir? Du siehst aus wie ein Mensch, der etwas Fürchterliches thun will." Mit wenigen Worten schilderte ihm der junge Ojsizier seine Lage. Da öffnete der angebliche Matrose seinen Gürtel und nahm seinen Beutel heraus. Da sind zehntausend Francs", sagte er ; eS ist Alles, wag ich habe." Napoleon lief mit dem Gelde davon. Nach vielen Jahren, als da Kaiserlhum längst proklamirt war, ge lang eS, den DcsniariS so hieß der Mann zu entdecken. Er lebte irgendwo in Frankreich ärmlich al Mrlner. Mit Mühe war er zu bewegen, für das Geld, das er einst dem Freunde großmüthig vorgestreckt, 300, 000 Francs anzuneh men; Napoleon überhäufte ihn auch sonst mit Ehre und Würden, Mit jenem Gelde kam die Familie vorerst über alle göhilichkeüen hinweg. Der Ruhniesstern Napoleon's hob sich rasch und blendend. Die Mutter blickte stolz zu ihm empor, aber ste sah auch immer die Gefahr deS Sturzes. Aller dings verrieth äußerlich kein Zeichen ihre beständige Erregung; dafür sorgte ihre Kaltblütigkeit und Charakterstärke. An einem der stürmische Abende, welche unmittelbar dem achtzehnten Bru mairc (9. November 179s), welcher den aus Aeghpten zurückgekehrten General Bonaparte zum Diktator der französischen Republik machte, vorhergingen, saß Ma dame Laelitia mit ihrer Tochter Pauline, damals die Gattin des Generals Leclerc, und noch einigen Damen in einer Loge des Theaters Feyderau in Paris. Sie war den ganzen Tag aufgeregt und un ruhig gewesen, ging aber doch in's Thea ter, vielleicht um Einige über den Ernst der Di ige zu täuschen, die sich verbreite, ten. Immer wieder wandte sie aber die Blicke der Logenthüre zu, als erwartete ste Jemand. Der Vorhang ging empor. Ein kleines Stück wurde ruhig abge haspelt, als plötzlich der Regisseur aus der Bühne erschien, bis an die Rampe Heroortrat und nach einer Verbeugung laut die Worte sprach: Bürgtr! Der General Bonaparte in Saint'CIoud wäre von den Berrälhern des Vaterlandes bei nahe ermordet worden." Die Worte liefen großen Lärm hervor. Pauline stieß einen lauten Schrei aus und alle Blicke mandten stch nach der Loge der Damen. Laelitia war weiß wie eine Marmoigalue; aber sie beugte sich zu ihrer Tochter, ergriff ihre Hände und be ruhigte sie, indem sie in strengem Tone sagte: Pauline, wozu dieser Eclat? Schweige. Hast Du nicht gehört, daß Deinem Bruder nicht geschehen ist? Ruhig und komme! Wir müssen Nachrichten einholen," Mit ihrem Sohne Lucian widersetzte ste sich später der Errichtung des Naxo, leonischen Kaiserthrones auf das enlfchie. denste und heftigste. Sie wollte, daß Napoleon republikanischer Consul bleibe. Als der Kaiser seinen Bruder Lucian verbannte, folgte sie diesem freiwillig in' Eril. Später auf den Ruf des Kaisers an seinen Hof gekommen, bewahrte sie auch dem Allgewaltigen gegenüber ihre Mut terwürde und widersetzte stch den meisten seiner Maßregeln. Man that ihr Un recht, wenn man ste geizig nannte. Sie lebte einfach und ohne Aufwand, weil ste keine Neigung zu Prunk hatte. Ich häufe für die ungewisse Zukunft an," sagte sie, als Napoleon auf dem höchsten Gipfel der Macht stand; denn ihr nüch terner Scharfsinn sah bei der u, bezähm baren Ruhm- und EroberungS-Gier des Sohnes den Zusammenbruch voraus. Und es kam der Tag, wo Napoleon das brauchte, was die Mutter ange häuft" hatte. Die Gestalt Laetitia's wächst nach dendSlarze de Kaiserreichs großartig empor. Sie eilt zu Napoleon ach Elba und bringt ihm alle Geld, das ste erspart hatte, und das der Fami lienglieder, welches sie bekommen konnte. Sie verkauft ihren Schmuck, bas Letzte, was sie halle, um Alle für den Sohn zu Gold zu machen. In ihre Hände legt Napoleon die letzte Entscheidung, ob er nach grankreich zurückkehren soll Ihr Mutter herz erbebt, ste fleht den Sohn tausend neuen Gefahren entgeg, eilen, ste weint und begräot d:S Gesicht in den Händen. Dann sagt sie: Tu hast Recht. DaS kann nicht das Ente fein." Zugleich warn! sie ihn aber ahiu,'g?oo!I, Dem Abschied Laetitia'S von Napoleon nach seinem Unglück von Waterloo, als er in die zweite und letzte Verkannung ging, wohnte ein klassischer Zei ge bei, der Schauspieler Talma. DaS wariie schönste tragische Seine, die ich ziehen habe, " sagte er später zur Vorleserin der Königin Hortense, der Stieftochter Na poleon', Keines on Beiden vermochte ein Wort zu sprechen, Stolz und wie erstarrt in tragischer G'öße hielten sie sich die Hände. Ueber die Wangen Laeticia's flössen langsam zwei große Thränen herab. Tan sagte sie: Leb' wohl, mein Sohn!" Und er erwiderte: Leb' wohl, Mutter!" Sie küßten sich darauf und schieden Beide wußten e, für im mer. Später hoffte Laelitia, von Rom aus zu ihm nach !. Helena ziehen zu dür fen. Rexoleon aber wollte nichtsdavor. wisse. Wieder scharrte ste Alle zusam men, machte Alle zu Geld, ma eine letzte GlückSicil ihr gebracht hatte, und bot e dem Sohne an. Er wie e zu- rück. Jemand stellte ihr vor, daß sie dem Elend verfallen werde. Wa thut'.' sagte sie. Wenn ich nicht mehr habe, werde ich einen Stab n'hmen und um Almosen gehen für di Mutter V,in1,nn' Ilnermüdllck war st in Brikfen n di Potentaten Europa', da-! mit da Laos ihre großen Sohne auf 1 St, Helena gelindert meide; sie erhielt g ir keine Antwort und schrieb immer von Neuem. Nach Napoleon'S Tode wandte sich ihr ganzes Interesse seinem Sr.l,ne, dem H'izog von Reichftadt, zu. Aber auch dieser Hossnungkstern erlosch ihr. Um mehr als zwanzig Jahre überlebte sie den Imperator zwanzig Jahre, die sie im Gram verbrachte. Die Sturm, töne der französtschen Juli-Revolulion von 16:!0 schlugen noch on das Ohr der achtzigjährigen erblindeten Greisin. Sie erlebte e, daß die von de Bourbonen umgesiürzte Bendome-Säule mit dem Standbild deS Kaisers in Pari wieder aufgerichtet ward, Ich könnte es nicht mehr sehen," sagte sie, Wäre ich aber fähig, von Rom nach PanS zu reisen, so würd: mir Gott die Krast geben, die Säule zu erklimmin, und ich würde mich tastend Überzeugen, ob eS wahr ist, daß er wieder dort steht," Napoleon hat seineMutler ösler unter schätzt; aber aus St. Helena sprach er ihr den Werth zu, den sie besaß. Er rühmte ihren Geist und ihre antiken Tugenden. Was meine Mutter anbe langt," sagteer, so ist sie jeder Art von Verehrung wüldig," Diese Worte sind ihr bestes Denkmal. tue nekdot vom Herzog vo Danzig. Fran?ois Joseph Lesevre, der Sohn eine Mällers, französischer Marschall und Herzog von Danzig, wurde einst von einem Jugendfreunde in seinem Palaste zu Pari besucht. Dieser konnte gar nicht aufhören, die Pracht der Zimmer, die verschwenderische Fülle der Tafel, überhaupt den Reichthum, der aus Allem sprach, zu bewundern. Pah", meinte Lesevre, Ihr könnt alle diese Dinge Euch zu einem viel geringeren Preise verschaffen al ste mich gekostet haben. Kommt mit mir in den Garten, ich werde ans einer Entfernung von zwanzig Schritt zwanzigmal nach Euch schießen; treffe ich Euch nicht, so gehört dies Alles Euch." Der Jugendfreund trat er schrocken zurück nnd machte eine abmeh rende Bewegung, Wie, Ihr wollt nicht?" rief der Herzog. Bedenkt doch, daß ich mehr als taufend Mal habe nach mir schießen lassen müssen, ehe ich zu diesem on Euch so sehr bewunderten Reichthum? gelangte," Beobachtungsgabe. Der Dichter Karl Jmmermann, der Jahre hindurch in seiner Vaterstadt Magdeburg die Stelle eine Kriminal richters bekleidete, sah es einem Ange klagten aus den ersten Blick an, ob der selbe schuldig der schuldlos war. Er klopfte, wenn ihm die betreffende Person vorgeführt und er sie eine Weile betrach tet hatte, mit dem Zeigesinger auf den Tisch und murmelte schuldig", oder er schüttelte energisch den Kopf und sagtet Unschuldig". Es ist erwiesen, daß er sich nie getäuscht hat. Der französische Schriftsteller Balzar besaß eine ähnliche Gabe in so hohem Maße, daß er eine Unterhaltung, die in einer ihm fremden Sprache geführt, bis auf Einzelheiten getreu von den Gesichtern der Sprechen den ablag. Zeitbild. Spekulant: .Hab' Ich Pech! Wollt ich soeben machen die schönste Pleite bauz erb' ich 50,000 Mark!" Iriibe Stunden, Lehrerin: . .Ja, eS gibt im Leben auch trübe Stunden; selbst Ihr, liebe Kmder, habt gewiß, ein jedes in seiner Art, solche schon erlebt! Wer weiß mir ein Beispiel zu geben?" Marie: Die Geographie stun den!" Zmeiselhfte Liirgsibaft. Fremder (bei'm Adschiev): ..Ob ich nächsten Sommer bestimmt wiederkomm', Hubertauerin? Nun natürlich! schauen S', damit Sie darüber ruhig sein können, will ich Ihnen gleich cn der heurigen Rechnung 20 Mark schuldig bleiben dann muß ich ja nächstes Jahr wieder kommen und zahlen!" cvminös, Rekerender: Wollte mir trlaiim Herr Präsident, Ihnen meine Aufwar tung zu machen!" Vräiidenl lLorllkender irr Uriiiunni-. Commission): Freut mich aufrichtig, oerr ererenoar ,hn nayer velracytenc ...... rvt rti.six. , . -ii yin... oeiu)i romnii mir o Bf kann! vor find nicht Ihre beiden Herrn Biüder kürzlich bei mir lurchgckallen?!" vorsichtig. Er: Ich habe mich entschlossen, ge liebte Jima, bei Deinem Pater schrifi, lich um Deine Hand anzuhalten! Wie denkst Du, daß ich ihm am besten schreibe?" Sie (ängstlich): Ich glaube, lieber Gustav, eS wäre am besten, Tu schrieb st ihm an o n, in!" Sei' in lvort ge,icm,cn, Ist es auch wahr, mein Robert, deß Du mich so grenzenlos liebst?" O, mit D ir gehe ich bis an s Ende der Welt!" Nicht ar.hr, Robert, dann gehen wir im Sommer auch nach Ost ende!" Komische .srace, Waren Sie schon in Venedig" Wie käm' Ich dazu ich bin ;a n:ch noch ledig!" Nobel. A: Zagen Sie, Herr Commereien raih, ma halten Sie vom lichter RaNo?" Commercienrath: Wie deißt Ich hall' mer' sr mcie Diner!"