Diplomatische Dichtung. Nach einer wahren ?egkbei,bei erzählt von lbiiai chune. Et war zu Ansang der dreißiger Jahre unsere Jahrhunoeris. Der Kürst Talleurand, damals fron jSflscher Botschasler in London, saß in seinem rbiitSjimmer und schrieb an einem für die heimliche Regierung t. immten Berichle. Der unier der Em irkung der Pariser JulUReoolution gebrochene Ausstand der Belgier ge gen den KSnig der Niederlande verur- sichte den Glaalimannern unvipwma tkn der Großmächte viel Koxfzerbrechen, Eine Eonserenz zur sriedlichen Beilegung der belgischen Frage tagte in London, Die Engländer vermerkten eS eben jetzt sehr übel, daß der Prinz Leopold von Cvburg al neugrwähltcr Konig der Bel- gter um He rochier onig toui Pv, lixv, Königs der Franzosen, anhielt. Sie hofften, daß die festländischen Groß, möchte diese Heirath als übermäßige Steigerung des sranzn,a)cn inniine nicht zulassen würden. Talleyrand war beschäftigt, seiner Regierung zu emxseh, Zen. sie möae an dem HeiraihSpian um nitwegt sesthalien, denn der Einspruch izngianvcr yaoe inen .pinierynii an den übrigen Mächten, Ein leise? Klopfen unterbrach die Stille im Arbeitszimmer des Diploma len. Aus das .Herein" des Fürsten, trat ein Mann von etwa süntunviireißig ;iao ren in das Zimmer, ES war der Vor- fleher der sranzSsischen Gesandtschafts kamlei und kam aus dem Kanzleibureau, da mit dem Arbeitszimmer des Fürsten aus demselben Flur lag. ,Nun, mein lieber Bertin sagte Talleyrand, der gegen seine Untergede neu stets sehr gütig war, was bringen ie?" Durchlaucht ollen verzeihen, daß ich Sie störe antwortete der Angere krte, aber ich komme in einer Änge, leaenheit, die so wichtig ist, daß e Ihnen lieb sein wird, selbst davon Kenntniß zu nehmen." .Treten Sie näher, " sagte Talleyrand, Indem er seine Feder niederleqte und au einen Stuhl wie; setzen Sie sich und rzahlen sie, " Durchlaucht sandten mich gestern", leaann Herr Berlin, nachdem er bcschei- btn neben dem Schreibtisch de Fürsten Platz genommen, zur Rücksprache in einer Reklamationssache aus das Aus Lrtige Amt. Als Ich die Sache erledigt hatte, tagte er velresiende Beamte, (ein Chef, der Lord Sevmour, wünsche mich zu sprechen und erwarte mich aus seinem Zimmer. Der Lord Seymour," sagte Tallev rand, der die rechte Hand Lord Pal mnfton'S im Auswärtigen Amte ist?' Derselbe, Durchlaucht. Lord Sst) mour war allein, als ich zu ihm eintrat. Augenscheinlich wünschte er keine Zeugen skr das, was er mit mir erhandeln wollte; vielleicht wünschte er sich die Möglichkeit zu sichern, nachher Im Noth all alles abzuleugnen. Nachdem er nämlich über unsere Reklamation noch tiirige Psmerkungen gemacht hatte, die Hatij ilnnZ.'hig waren, kam er zur Haupt sache. Er erlangte, ich solle ihm die Abschrift der Briefe verschnffrn, die Sie, Durchlaucht, in den letzten sechs Wochen n preußische und russische Staatkmänner geschrieben häüen, und von den darauf eingelaufenen Antworten. Er wolle mir für jeden Brief 20 Pfund Sterling be zahlen. " Wie leichtsinnig gcht der Mensch mit dem Gelde um!" ars Talleyrand ein. Nun, was antworteten Sie?" Ich gestehe, Durchlaucht, daß ich am fang ganz sprachlos war. Räch einigem Rachdenken sagte ich mir, es werde bei Beste sein, den Loid zunächst hinzuhal ten, und so antwortete ich, ich müßte mir sein Anerbieten erst überlegen. Er entzegnete das möge ich thun, und wenn ich ihm dieser Tage die Abschriften bringen könnte, so werde er mich aus seinem Zimmer allein empfangen und mir das Geld sofort auszahlen. Ich komme nun zu Ihren, Durchlaucht, da mit Sie entscheiden können, aas gesche ien soll.' Da Talleyrand nicht gleich daS Woit ihm, setzte Berlin noch schüchtern hinzu : Müßten wir nicht über Lord Seymour in der Pnffe gehörig Lärm schlagen?' Sie gehören halb zur Diplomatie, mein lieber Bertin,' sagte Talleyrand ergnlzt, und Sie sprechen von Lärm schlagen? Ein Diplornat schlägt nie Lärm, e wäre denn, daß er damit eine Niederlage verdecken könnte. Aber im fiebrigen, Herr Bertin, warum vollen Sie denn da Geschäft mit Lord Sey mour nicht abschließen?' Mit erständnißlosem Staunen sah Herr Berlin aus seinen Ehef. Sie mei nen daß stammelte er. Sie meinen doch nicht daß ich ihm wirklich bschristen verkaufe?' Versteht sich, meine ich das, lieber Freund,' scgte dergüist ruhig, Kam mta Sie morgen ux diese Zil wieder. Ich bin dann auf einer Sxa;iersshrt begriffen, aber mein Zimmer und dieser Kukjug hier recht in c&ici Schreib tisch wild uiioeischlrffkN sein. Sie nehmen aus dem Auszug las Schrift stück, das Sie darin sinken weiden, schreiben es ab und tragen die Abschrift übermorgen zu Lord Seymour. Das Schiillstück axi fünf B.iese umfassen, nd Sie lassen sich also von Lord n nour 1000 Pfund Sterling ausiahlen. Sie haben ja bald Hochzeit mit unserer j qonen ranoeuiannin, oer rteajier tit franzäuschen Blumenhändler da drüben in drm freundlichen Lade gegenüber; da erden Ihnen und Ihrer jungen Frau die 1000 Psund für den neuen Hau ßaud sehr illkoiumen sein. Um muß nie einen Engländer hindern, sein Geld zu verschwenden.' Aber, Durchlaucht,' entgegnete Ber tin, das ist doch in mißlicher Handel. Ich bin seit zehn Jahren bei der Londoner Bolschast, und ich möchte nicht gern als bestechlicher Mann dastehen.' Beruhigen Sie sich, Herr Bertin,' sagte der Fürst; ich nehme alle Folgen aus mich, auch unserer heimischen Regie rung gegenüber. Solche Leute, wie Loid Seymour, muß man mit ihren eige nen Waffen schlagen. Sie haben doch verstanden und behalten, was Sie thun sollen?' Vollkommen, Durchlaucht.' Der Botschafter nahm seine Feder wieder auf. Herr Bertin erhob sich, verbeugte sich schweigend und verließ das Zimmer. Nachdem Talleyrand den Bericht, an dem er arbeitete, beendet hatte, nahm er einige zusammenzehestete leere Bogen, die vor ihm lagen, und schrieb mit großen, deutlich lesbaren Zügen auf die erste Seite: Geheimer Briesmechsel des Botschasters Fürsten Talleyrand mit dem Grasen Arnim, Königlich Preußi schem Minister de Auswärtigen. Streng u sekretiren.' Dann erfaßte er. auf der zweiten Seite beginnend und unter einem um sechs Wochen zurückliegenden Datum, eine Bries, wie ihn der prell ßische Minister damals hätte schreiben können, und zwar in einem gegen Frank reich sehr feindseligen Tone. Daraus folgte ein Brief, der zu dem ersten die Erwiderung des Fürsten bildete; Talley rand schrieb in seiner Eigenschaft als erster diplomatischer Berather König Louis Philipps und blieb dem preußi schert Minister an Schneidigkeit nichts schuldig, Hierauf kam ein zweiter Bries Arnim's und eine zweite Antwort Talleyrand' und ein dritter Brief Ar nim's schloß den Brieswechsel, der, ob wohl nur Prwaischreiben umsassend. doch ganz so gehalten war, wie Dixlo- malen Ihn zu führen pflegen, wenn der Abbruch der diplomatischen Beziehungen nahe benorsteht. Talleyrand legte das Schriftstück in die dem Kanzleibeamten bezeichnete Schublade, und damit war seine Arbeit für heute beendet. me, Tage spater trat Bertin wieder zu seinem Ches ins Zimmer. Burchlaucht, der Hanlel mit Lord Scymour ist abgeschlossen, ich habe das Geld', meldete er. Schön', sagte der Fürst. .Wenn Sie Kapital gut anlegen wollen, so rathe ich Ihnen zur neuen indischen Anleihe, die ist ganz sicher und bringt Ihnen fünf Procent.' Nachdem wiederum einige Tage er- flössen waren, berief Talleyrand seinen jüngsten Botschasts-Sekretör. den Gra fen Couronel, der zugleich als fein Privat sekrelSr fungirt hatte, in sein Zimmer. Mein lieber Gras" hob er an. nach- dem Herr von Couronel Platz genom men, Sie haben doch auch eine Einla dnng von Lord und Lady (geymctv be kommen, um die ersten Taae er nächsten Woche bei ihnen in Marlzhcusc yi verbringen?' Äwohl. Durchlaucht.' Wir reisen als zusammen nscb R:r- lyhouse, uud für die Zeit unseres Auf enthalts dort habe ich einen kleinen bis kreten Auftrag für Sie, " Der Fälst crichlte nun dem S:t!a. von den Verhandlungen Lord Sirir-ur mit Berlin, foaie von dem 5ijc::fs;it:ö Briefwechsels, und knüpfte ixr.i &m besondere Weisung für den jungen malen, die dieser lächelnd, doch aufbuk sam entgegennahm und pitnkfiich azu führen versprach. In Marlqlioiiie, dein Lcn'ntze deZ Seymour'schen Ehepaare, siaiix'lte sich eine glänzende Herrengesellschaft, die aus Diplomaten, anderen Fremden um 51 :r j, vornehmen englischen Gutsbeiikern, lamenISinitgliedcrn, hohen Beamten und Offizieren bestand. Eimqc von den Gästen fuhren am Tge ih'er Zliikunfl wieder ab, andere blieben mehrere Tage, Englischer Gepflogenheit entsprechend, verqnüzte sich Jeder, nie er konnte und wollt?, und zege.i Abend vereinigten sich Alle zum Diner dem Vorsitz der Lay Scymour. Am Mittwoch wollten die beiden fran zösischen Diplomaten, die sich am Mon tag in Warlyhouse einzefunden, ur.mit telbar ach dem Essen in die Hauptstadt zurückkehren. Lord Seymour war an diesem Tag: besonder? rücksichtsvoll gegen sie, A! er Vormittags den Fürsten Talleyrand im Park traf, legte er sei nen Arm in den seinen und sagte ihm, indem er ihn sührte: Sagen Sie mir, lieber Freund, mit der Offenheit, die unter Freunden Herr scheu muß. wie stehen Sie eigentlich zur Zeit mit Preußen?' Mit Preußen?' wiederholte der Fürst mit der zrößten Harmlosigkeit. ,O, mir stehen ausgezeichnet.' Im Ernst?' fragte der Lord weiter. Ganz im Ernst,' bestätigte Talley, rand; seit König Louis Philipp regiert, haben wir mit Preußen und übrigens auch mit Oesterreich und Rußland nie besser zestlinden, al eben jetzt.' Lord S?ymour machte dazu ein listige Gesicht, und Talleyrand, der da wohl bemerkte, ftZrte die stille Freude Lord Slymour'S nicht, der sichtlich überzeugt war, in Talleyrand' Karten gesehen zu haben und entschlossen schien, den so errungenen Vortheil diploaiatisch euSzu nutzen. Zch weiß das besser, mir machst Da nichi wei-Z; wir Engländer wollen Euch Zrcmiosen, die Ihr Euch nach leinen eigenen Briefen mit Preußen üdermorfen habt und rr.it einem Kriege der heiligen Allianz bedroht seid, die Heirath Eurer Königstochter mit dem neuen belgischen , Könige schau verleiden,' d:chle ioit' Stymiur. I Das Ende wird's auZoeisen,' dachte Fürst Talleyrand..' Unbesangen sing der alle sranösische Diplomat an, die Schönheit des Parke von Marlyhouse zu preisen; glücklich wie ein Mann, dem ein großer Wurs gelun gen ist, sührte Lord Seymour seinen Gastfreund weiter. Bei Tische hatte Fürst Tallyrand und Gras Couronel die Ehrenplätze nahe deö GasigeberxaareS. Lady Seymour machte die liebenswürdige Wirthin. Nachdem sie sich dann erhoben und die Gäste allein gelassen hatte, gab Couronel, der ihm von Tsllyrand srüher erlheil ten Weisung folgend, seinem Ge spräche mit Lord Seymour vermöge eines geschickien ueberganges eine be stimmte Richtung. Er kam nämlich auf die Dichtkunst zu sprechen, ein Thema, auf das der Lord, der gern als Kenner der Literatur glänzte, mit Vorliebe ein- gmg. Meinen Sie nicht, Mylord,' be merkte Couronel, nachdem Seymour das angeschlagene Thema bereitwillig ange nommen hatte, daß dichterische Be gabung und die Begabung säe einen praktischen Beruf im Grunde unoerein bar und thatsächlich auch nie vereinigt sind?" Verzeihung Herr Gras sagte Sey mour, aber das möchte ich doch nicht behaupten. Es fehlt nicht an Beispie len aus älterer und neuerer Zeit, daß praktisch bewährte Männer lcsenswerthe Dichtungen geschaffen haben und daß ausgezeichnete Dichter in einem kriege rischen oder staatsmännischen, wissen schastlichen oder gewerblichen Beruse lüch tig gewesen sind." Äh, Mylord," sagte Talleyrand, der aus die Aeußerung seymour s wie :usal: lig und doch mit großem Interesse ein gmg, ich muß Ihnen gegen den Grasen Couronel durchaus Recht geben. Man hört, daß Sie, Mylord, als Kenner sprechen. Kann eS doch mir, ein so pro- falscher Mensch ich auch bin, sogar be gegnen, daß ich trotz aller Berufs, acschäjtc einmal das Bedürfniß fühle, meinen Phantasien nicht bloß ncchzu hängen, sondern sie auch zu Pzpier zu bringen. " Dichtungen vom Fürsten Talleyrand! ries Lord Seymour, der nun seinem Gastfrcunde auch etwas Angenehmes sagen wollte, und überdies in der That neugierig war. Wollen Sie uns davon nicht einmal etaas mittheilen, ein lieber Für?' Die Gäste waren längst aufmerksam aemorden. Ah, der Fürst dichtet auch Ein Gedicht vom Fürsien Talley rand müßte sehr interessant sein." Durchlaucht lassen sich hoffentlich bit- ten" solche Aeußerungen schwirrten ourcyeinanoer. Talleyrand lächelte g'ück.ich vcrichamt. Wenn ich nicht sürchten müßte," be merkte er mit einer an ihm ungewohnten Schüchternheit, den aeehrten Anwesen: nen und namentlich einen Kenner wie Ihnen, Mylord, eine arge Enttäuschung zu bereiten, so würde ich Ihnen eine diplomatische Dichtung, die ich vor kurzer Zeit versaßt habe, vorlegen; ich habe sie oben in meinem Znnirnr." Mein lieber Fürst ! die müssen Sie uns hole! Keine Widerrede mehr!" rief Lord SeyAor. Talleyrand erhob sich. ?un, meine ;icirc:t, ich erfülle Ihren Wunsch. Aber eine Bü!e habe ich auSzusorcchen. Ich lese nich! gui vor; dirs ich Sie, Misiord, unsern gütigen Wirih, freundlich bitten, d4 Sie mein kleines Phmtasiefxiel mit Ihrer sonoren Stimme vorlesen?' Gern," sagte der Lerd; das soll kein Hinderniß sein." Während Teilleyraiid auf sein Ziemer ging, ließ Lord Seymeur von einem Diener im Sxeisesaal ein besonder be leuchtetes Tischchen mit einem Sessel da; neben ausstellen. Die Gäste mandlen ihre Stühle so, daß sie den Platz des Vorlesers bequem in's Auge fassen konnten. Talleyrand trat wilcr ein, überreichte deen Lord Seyinour ein Wa nuscript und nahm wieder Platz. Lord Seymour setzte sich an den kleinen Tisch, entsaltetete das Manuscrit und las: G: heimer Briesmechsel des Botschisters Fürsten Talleyrand mit dem Grafen Ainim, Königlich Preußischem Minister des Auswärtigen. Weiter kam er nicht. Tleech und sprachlos sank er dann in seinen Sessel zurück. Die GZsic saßen alle in stillem Stau n,, Warum lesen Sie denn nicht weiter, Mylord?" frag'.e Talleyrand unbefan gen. Der Lord richtete sich auf und sagte, indem er das Zimmer verließ: Fürst, Sie wissen sich zu röchen." Talleyrand nahm sein Manuscrixt wieder an sich; er und Couronel verbeug ten sich vor den Gästen, empfahlen sich der Lady Seymour allein, da ker Lord sich an diesem Tage nicht mehr sprechen ließ, und kehrten nach London zurück. Lord Seymour that cm anderen Tage das beste, wag er unter diesen Umiiänden thun konnte; er erzählte bei Tisch den noch anwesenden Giisien den Bestechung versuch bei Bertin und alle seine Folgen mit der größten Offenheit. Ja, meine Herren.' schloß er. der Fürst Talley rand hat mich gründlich in den Sand ge warfen. Soeben bekomme ich durch einen besonderen Boten ein Biie'chen von ihm, da ich Ihnen vorlebn w ;tl; es laut: Mylord! Sie als mein Freund sollen der erste sein, der Kenntniß daoen erhält, daß die Hochzeit König Leopold' von Belgien m,l unserer Priniessin am ooii- gen Montag gattge'unden hat. Auch da wird Sie interessiren, daß unser ge meinsamer Bekannter, der Ka.il,iooc stehe? Berlin, in den Stand der Eh: ge trete ist. Er meint, er habe zwar immer schon eine Frau ernähren können, aber jetzt könne er eS reichlich, denn e habe sich ihm eine Quelle diplomatischen RebenoerdiensteS eröffne!. Ganz der Ihrige, Talleyrand. Trösien Sie sich, Mylord," sagte seuszend der österreichische Botschafter Fürst Esterhazy; von Talleyrand um eine Nasenlänge geschlagen zu werden, das xissirt den beflenRennern der Diplo-matic." van Lsnen und das n?irths Hausschild. i-cn Albert Gerden. Der bekannte holländische Portrait maler van Eynen (geboren 174, gest. 1812), der durch seine Kunst dS Bild so mancher unberühmter Menschen be rühmt gemacht hatte, verbrachte einen großen Theil feiner Jugend in Italien, DaS Glück war ihm nicht hold; vielmehr er wußte eS Nicht zu sassen, denn bei sei nem unsteten Wandern durch die schönen Gesilde SüdsrankreichS und Italien vergaß er, aus seiner Kunst Vortheil zu ziehen und malte die Portrats sranzot scher und italienischer Bauern sür einen Spottpreis; während man heute Tau sende sür diese selben Bilder giebt. Er war ein lustiger Geselle, der malte, weil es ihm selber so unbändig viele Freude machte und dem eS ganz gleichgiltig war, ob eines seiner Bilder viel oder wenig einbrachte, wenn er nur, während er malte, genügend Wein und noch etwas Geld erhielt, womit er sich so lange wandernd über Wasser halten konnte, bis er wieder eine neue Bestellung bekam. Jahrelang trieb er es so. Sein schön heitstrunkener Blick konnte sich nicht los reißen von den herrlichen Ländern, die er durchstreifte, und immer, wenn er es sich auch noch so ost vorgenommen hatte, die Heimath aufzusuchen, trat irgend ein Ereigniß dazwischen, das er sich selbst gegenüber als Borwand benutzen konnte, seiner Wanderlust zu sröhncn. Er wußte sehr wohl, daß man keine Bilder in seiner Heimalhsstadt Amsterdam gern nach dem vollen Werthe derselben bezahlen würde, und dennoch wurde es ihm so überaus schwer, sich dort niederzulassen. Endlich aber siegte auch bei ihm die Vernunst über ieinen Hang zum Wan dein, und eines Tages, nachdem er in dem italienischen Städtchen Brescia seine Kasse gezählt und gesunden hatte, daß er für mehrere Wochen genug habe, machte er sich auf den Weg und mar schirte mit frohem Muthe seiner Hci math zu. Nach vielen Wochen langte er endlich in Zlmsterdam an, und seine erfte Frage war nach einer guten Schänke. Man wies ihm einen Gaflhos nach, der nicht allein gut, sondern auch billig war, und frohen Muthes kehrte er dort ein. Der Wirth, eine biedere Seele, kümmerte sich wenig um das magere Felleisen deS Zuge reisten, fondern richtete ihm, ohne viel zu ftazm, ein bescheidenes, aber sauberes Zimmer ein. Ban Eynen hatte keine Familie in Amsterdam, alle seine Vmdte zren entweder ausgewandert kd:r versterbe.!, und da er dher keine Besuche in der Itadi zu m:chenha!te, so setzte er sich, nachdem er sich auf seinem Zimmer e:maS restcurirt hatte, in die Gastiinde u,:d ließ sich eine Flasche Wein bringen. Es dauerte auch nicht lancie, da stard das Gewünschte vor ihm; ja noch mehr; ein ju?ge hübsche Mädchen mit blauen Augen, b!?udem Haar und ciem reiien den Mund, den ein Zug sanfter Milan cholie umspiel. Eer avisier irsr ul'errchf. Hr, der c? gewohnt Dir, italienische S stichel ten "zu sehen, lühlie Im Kontrast, den dieses Uoskt Mädchen herrerrief, desto stärker. Richt lange dauerte es, und er war mit der freundlichen Gatmirthstochter im lebhaften Gespräch begriffen, wobei er denn sehr bald ersuhr, daß die trau rige Stimmung derselben daher rühre, daß das eschäft ihre ?a:er so sehr schlecht gehe, und wenn reine Aenderung eintrete, sie ihr kleines Vermögen bald verloren hzben müssen. Aber das ist ja seh: schlimm," meinte van Eynen. Gewiß ist eS das," erwiderte das Mädchen. Jedenfalls muß etmis geichrben, um den Ruin von diesem Hause abzueocu! dcn." Wenn Ihr das könnte:!" Laßt nich nachdenken, ich hoffe etwas sinken zu können." Am andern Morgen kam van Eynen freudestrahlend zu dem Winh. Wollt Ihr mir das Schi:d, reelles über Eurer Thür gebracht ist, sür wenige Tage üderle:"er: ?" fragte er diesen Gewiß Van Eynen, der serglose, lustige Ge sell. süh'.le, daß er eine II,:gkschickiich, keit begangen hatte. Er war rnch! mehr in den, leichtlebigen Julien, wo ei aus seinen Wanderungen bald hier, bald dort ein Liebesabenleuer bestanden hatte. Diese Mädchen mix von einem ande ren Schlage, und er bedauerte tief, was er gelhzn. Nach einiger Zeit mar da Schild fer t,g, und jetzt bal er selbst seinen Wirih und dessen Tochter, eS in Augenschein zu nehmen. Die Ausführung war derart, daß die beiden Beschauer sich kein Urtheil darüber erlaubten. Sie sühlten wohl, daß ihnen da Verständniß dafür abging. Aber die Idee war so rein gemalt, daß e ihnen sofort einleuchten mußte, daß eS Aussehen erregen werde. Das Bild stellte einen Reiler dar, der die Züge des WiriheS trug, den einen Fuß im Sleigbügel haltend, sich er gcblich abmühte, kunstgerecht in den Sat !el zu kommen. Unter diesem Bilde standen die Worte: Help rnync Herren, ick iaii van i i'aerd. (Helfen Sie, meine Herren, ich falle vom Pferde,) Stumm reichie das junge Mädchen oem unitier die Hand, jie suhlte wohl, der Mann, der da vor ihr stand, halle seine Kunst in einen Dienst gestellt, für oem :e lym nicht genug danken konnte. Am andern Morgen war das Bild an dem Haufe angebracht, und wie der Maler vermuthet hatte, fo traf es ein, DaS Kunstmerk über der Thür der bis dahin ungesuchten Wirthschaft that seine Schuldigkeit. Man mar in dem kunst verständigen Anisterdam sofort daraus aufmerksam geworden und sehr bald füllte sich die Wirthsstab: mit Gästen, welche die Begierde, etwas Näheres über das Bild und seinen Schöpfer zu er fahren, hierher getrieben hatte. Dabei wurden die eigenthümlichsten Bermu thungen, den Maler des Bildes betref send laut. Die Einen schloffen aus die sen, die anderen auf jenen Künstler und da, wenn der Holländer sich einmal für eine Sache erwärmt, er dies mit befände rer Gründlichkeit thut, so bildeten sich bald in der bis dahin gemiedenen Wirth; schaff Gruppen eifrig Disputiiender, die fleißig dem Weine zusprachen. Nie vorher hatte der Wirth ein solches Geschäft gemacht, und er und seine Toch ter Hütten alle Hände voll zu thun, um die Gäste zu bedienen, Vater und Tochter waren glücklich, und dennoch fehlte der Letzteren etwas; sie wußte nur selbst nicht was. Nuh'g und freundlich bediente sie die Gäste, und dennoch sah es In ihaem In nen ander aus. Van Eynen Halle es ihr angethan und dennoch, so sehr sie den Man schätzte, der mit einem Schlaue das Geschäft ihres Vaters zu dessen Bor- :r,eil umgewandelt hatte, so sehr mußte si: ihm rci'derum zürnen, seiner Kühn- hiii vegen. Sie hatte, dessen war sie sicher, nichts getyan, was ihn ermuthigen konnte, einen Kuß von ihr zu vn langen. Es war also nur ein dreistes Wesen, was ihn zu diesem Vorgehen gegen sie er an!ag:e. Uud dennoch; sie konnte ihm nicht zürnen, Er war ein Muler, ein leichtes, lusiize Blut, das war Alles, Küntler sind eben Ausnahmemenschen und ma,r dars nicht so streng mit ihnen in' Gericht gehen. Wer sobald sie sich solchen G.dankcn i't-iti, zürnte sie wieder mit sich selbst, QU durste ein ehrbares, sittsam s Mao chen einem Menschen so leicht verzeihen, der sie so gekränkt ! Sie wußte selbst nicht rorrum; aber rlötzlich kam es über sie r.i! elementarer Gewalt und sie mußte weinen. Van Eynen, der seinem ausdrücklichen W,!.iche nach, nicht als der Maler des Bildes, welches so viel Aufseben machie genannt wurde, hatte inzwischen durch Empfehlung und nachdem er einige S!iz zen seine Könnens vorgelegt h,rlte, den Ä,is:raz erhalten, die Galtm eines rei chen Amsteidamer Kausherrn zu alen. Er war fleißig bei der Arbeit und als er nach einiger Zeit fertig war, da wurde er von feinem, ob der Lorzüzlichkeit sehr erstaunten Bestellers, mit einer sehr großen Summe Geldes bezahlt. Noch nie war van Eynen ein Bild auch nur annähernd so bezahlt worden, und überglücklich eilte er nach seiner Be Häufung. Die Erste, die er dort tra', war die Tochter seines Wirthes, der er in seiner übergroßen Feeud: sofort von seinem pekuniären Ersolg: erzählte, Aber," fuhr er fort, ich bin gar nicht gewöhnt, fo viel Geld zu besitzen und ich fürchte, daß ich nicht dumit z w.rlhschaklen ver stehe. Würdet Ihr mir nun einen sehr große Gefallen erweisen und das viele Gelde in Verwahrung nehmen?" DaS jung: Mädchen sah ihn mit ihren großen Augen treuherzig an, und denn reichte sie ihm dankend die Hand, cb ti sich über mei- Ihr seid so freundlich gegen meinen ner Thür besindet, oder im Schornstein, Vater und mich, Mrnher, daß ich g ist ja ganz gleich. Vsi lieht es ;a doch! nicht wei, wou.ik mir M3 oergeiien kein Mensch an. " sollen." Nun, da? soll andne werden. Rur ü:nn eizr ein wenig gut von mn wenige Tage Geduld, und ich rcr''v.'cche ' denker: wollt, dann bin ich reichlich be Euch, daß man niett nur Euer Schild! lohnt.' betrachten, sonkern auch Sure Stube be-! .tiS thu ich, Myuher, mein Wort suchen wird. daraui." Am anderen Tage hatte fich der Maler j Bei diesen Worten übcrqiß P,,rvur aus dem geräumigen Boden US Hause j röche ü,r Gciich! und schieelle Luufes ein Atelier eingerichtet uud r.:a,:c mit : eilte ":: in ihr Geuzch. großem gleiß cn dem Schild: Wirthe? Kar. Die Tochter desselben bit, ihr das zu zeigen, was er schaffe. Er aber verwei gerle ihr die Erfüllung dieser Bitte. Nur unter einer Teduiguug." Und die ':?" Wen hc n-.iriiii üßche gelt.' Ein langer, voiwurfsroller, trauriger Blick war die Antwort des sunzen Mäd chenS und s stumm diese Ankli? er, so tief war die Wirkur.g. Sz-A Zonen ußl wohl j.tzt. rroreiu er s.rr, reud .UM im Herzen cjincj auch wegen, sondern auch deshalb, weil sie ihm Verdienst brachten. Und jetzt, wo er Gewischeil halle, daß das Mädchen, ol,e biiß er es ahnte, diese Ummandlung in ihm heroorgeruscn Hütte, Neigung für i!i hatte, jetzt spornte eS ihn noch mehr an, fleißig z sei,,, um e auch in xekiiniüier Hinjicht zu elua zu bringen. Es wurde ihm diese leicht. Die Bilder, die er malle, brachten ihm sehr bald Ruhm und von den reichen Patri ziern Amsterdam klingenden Lohn, nd bald hatte er sich ein kleine Bermögen erspart. Wie viel er besaß, wußte er selbst nicht, denn die Verwaltung seine Kapi tat überließ er seiner Wirthstochter, die ihm schon sehr häusiz eine Aufstellung darüber geben wollte, was er jedoch jedes mal lachend abschlug. So hatte er ihr auch eines Tage wie, der eine größeren Betrag übergeben, als sie, nachdem st: das Geld einge strichen Halle, wieder davon begann, ihm eine Aufstellung über sein Vermögen geben zu wollen. Aber so laßt e doch nnr,' erwiderte oon Eynen. ich weist eS ctant aenau. daß es in sehr guten Händen ist, denn iZhr versteht weit besser mit Geld um,- gehen, als ich,' Und wen auch, " entgegncte dS junae Mädchen, ich weiß wirklich nicht, was ich für ein Nicht habe, Euer Vermögen zu verwalten," Nicht? Ueber van Eynen', Gesicht zuckle es eigenthümlich. Nun, wenn Zhr e nicht wißt, so laß, mich Euch dillen, mir elwas zu werden, aS Euch ganz entschieden das Nechl giebt: Werdet mein Weib!" Wie mit Blut überg,ssen stand jetzt das junge Mädchen vor ihm und Thrä nen traten ihm in die Auge. Dann aber hob sie den Kopf und zwei glückliche Menschen lagen sich in den Arme. AIS die jungen Leute nach einiger Zeit Hand in Hand vor den Bater des jungen Mädchens traten und ihn um seinen Segen baten, da wurde er gerne gegeben. Uud bald saßen die Drei glück lich bei einander, Aber daz Schild," begann nach einer Weile der Wirth, das Schild, das Ihr mir gemalt, möchte ich gern durch ein neue ersetzt haben. Es war nämlich ein Kunsthändler hier, der im Austrage eines Amerikaners den Preis von 10,000 Gul den dasür geboten hat. Ich sagte ihm, daß ich Each von diesem Gebot sagen wzide, und' wenn Ihr einverstanden seid, dann kann der Handel ja abgeschlossen werden." Selbstverständlich war van Eynen mit diesem Handel einverstanden; am andern Tage war das Schild in den Händen des menraners. Dafür aber malte er seinem Schwie geroater ein neues Schild, welches dem Dank desselben für seine Gäste Ausdruck verlieh: ES stellte einen im Sattel eine mulhi- gen Pscrdes sejj sitzenden Reiter dar, der, ebenso wie aus dem ersten Bild, die Züge des Wirthe trug. Darunter standen Ine warte: lelc fall ha!t Last! Dank myne Herren, mm eitt ik fast (jch war meinem Falle sehr nahe; Dank, meine Herren, min sitze ich sest,) Sine hädsche Ancksote aus dem Leben des Geh. Raths Pros. August Hirsch erzählt der Privatdozenl Dr, Vogel aus Anlaß des jüngst stattge habten fünfzigjährige,, DottorjubiläumS der berühmten Forschers. Derselbe sollte sich ursprünglich dem Kaufmanns stände widmen und trat als Lehrling in ein Berliner HanblungshauS ein. Sei nem wissenschaftlichen Sinn mochte es jeSoch wenig behzgen, merkantile In ie essen zu fordern, und so verließ er die Stellung nach zweijähriger erfolgloser Thätigkeit, Lange Jahre nachher, als Hiesch bereits in die ordentliche Professur berufen war und seine segensreiche Lehr lhätigkeit entfaltete, tras er hier zufällig auf der Straße feinen früheren Chef, der naturgemäß seinen ehemaligen Lehrling nicht mehr wiedererkannte. Professor Hirsch aber redete ihn an, indem er fragte: Wie gehl' Ihnen denn, Herr L,?" Der einstige Prinzipal sch-en über das Wiedei sehen gar nicht mal erbaut zu sein, und als er au des Professors Munde die inzwischen eingetretene Wand lung der Dinqe erfuhr, soll er die denk würdige Aeuße'.Ui'g geihan haben : Nun, das freut mich, dß au Ihnen doch noch wenigstens ein ordentlicher Mensch geworden ist!" L:e LevenöverdSItiiiffe der kleine euic sir,d in England wesentlich besser als in Deutschland, Nach einer vom Volks wohl" veröffentlichten Zusammenstellung der Lebensmillelxreise in London kostet daselbst um nnr einige? hervorzuheben das Pfund Reis I Pfennige, das Pfund Zucker 12 Pfennige, das Pfund Schinken 75 Pfennige. Sehr zn stalttN kommi den Engländern auch die Vorher e für Fsch, der fn'-elliast billig ist. Von den beliebten "riiaiee,", uroei Hemd: langen Fischen, eliiält man für 8 Pfen nigc drei Stück. Für ein Hans", das aus ein,! Küche, eii.em Wohn- und einem b sseicn Z-mmer, foroi: aus zwei Schlaf räumen besteht, betagt man fünf biZ sechs A.rk möchentliÄ, Die Kleidunz er aus Um Zimmer, um m rewao ; i't weht U:gr, oder auch nicht theurer zu xeäxrriren, da er wieder von einem als in Deut'ch'and, Dazezen brauch! reiche Asterdmer HideIZhen einen ' mau dort mehr für Lekiüte, nicht. weI Hlnftrag erhalten hatte. drs Bilduigimaletial theurer ist, als Er war wie nuigerriideit, der sorgen- bei ur.s, fonsetii weil in Enzleind auch lose, lu'lize ÄIer. der g ich: is-fjtt, , ttr klein Mann fein Virgrügen daran 2 es heißt, für später sorgen, war,hu, Bücher und Zeilunzen zu kaufen, jetzt vorsizrotich ge!de,i. Er stiebte! !fr citebt etwas rieht für die geistigen nach Cnre,5 und freute sich feiner Auf-1 Genüsse au und ilxii einiger "für t:e träge, nicht nur wie sonst der THZligkeik 'geistigen Lettänke.