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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (March 23, 1893)
Die wunderbaren Hosenträger, Novelle von valhkgu. E lässt sich gar nicht sagen, von milch' sichern Wirkung eine Anzeige in der Zei, tung ist, wen sie nur oft genug wieder, halt wird. So eine Anzeige, die der Leier jede zweiten der dritten rag an derselben Stelle in seinem Leibblatt fin det, wirkt zuletzt wie der berühmte stete Tropfen, der einen Stein aushöhlt oder um einen weniger poetische Vergleich ,u gebrauchen, wie ein beständige Kitzeln an einer gewissen Körperfülle. Schließ lich fährt man mit der Hand hin, man man mag wollen oder nicht. So erging es dem Herrn Gymnasial Oberlehrer Dr. Friedlich Rothselder mit der Anzeige der .unübertresflichen amen konischen Patcn!c5olunibui,Jubiläum Hosenträger". Als er diese wunderbaren HosentrSger zum ersten Male in der Zei tung angezeigt sand, die er jeden Morgen im Gasthaus zum Nachtisch geistig zu ge Hießen pflegte, laS er einfach darüber weg und so noch einige Male. Dann sing er an, sich über den Miß brauch des Namen ColumbuZ, wie er e nannte, zu ärgern. Durch den Aerger wuchs fein Interesse so weit, daß er beim achten Male die Beschreibung der wunderbaren Hosenträger und ihrer hygienischen Vortheile la. Er lachte darüber. Aber beim zwölften Male konnte er nicht umhin, über die Stelle in der Anzeige: .Jeder Herr von Geschmack trägt nurdiese nachzudenken, und fand, daß seine altsränkischen deutschen Hosen träger wirklich sehr altswnkisch seien; und nachdem er die Anzeige zum fünf zehnten Male gelesen, ging er Nachmit, tagz von der Schule nicht sogleich nach Hause, sondern in einen Kurzwaaren laden und verlangte mit etwas wegser sender Betonung ein Paar ColumtuZ JbiläumHosenträger. Der Herr GymnastalOberlehrer galt in gewissen Kreisen als ein wenig xedan tisch ungeschickt, und in der That hatte Berus und hartnäckige Junggesellen, thum sein Wesen etwas ernst und würde, oll gestaltet. Es stand ihm aber gar nicht schlecht. Im Ganzen war er eine stattliche, echt männliche Erscheinung mit hübschen, offenen Zügen, Kleidung und Ausdrucksweise erriethen einen Mann von guten Verhältnissen und gediegener Herkunst, und wie er so im Dämmer des frühen Herbstabend vor dem Ladentisch stand, machte er einen entschieden soliden Eindruck. Die BerkZuserin, an welche Herr Dr, Rothselder sich gewandt hatte, eilte so gleich, das Gewünschte herbeizuholen. Dabei bemerkte er, daß die Dame unge. mein hübsch gewachsen war. wag zu ihrer ihm sehr angenehm klingenden Stimme paßte. Theils um von dieser Stimme noch mehr zu hören, theil weil ihm die Construktion der Wunder-Hosentröger wirklich ein ollkommenes Räthsel war, bat er sie etwa verlegen um ine münd liche Gebrauchsanweisung. Sie begann, diese auch ohne Ziererei zu ertheilen. Dabei mußte sich aber der kurzstchtige Philologe so tief über das BerkausSobjekt und über die hübsche weiße Hand, die es hielt beugen, daß die junge Dame vorschlug, Licht an zuzllnden. Dabei hielt er ihr daS Lei terchen, und als nun da Gla zischend ausblinkte, sah er gerade vor sich ihr Ge sichlchen, welche ihm da! lieblichste Mädchengesicht schien, da er je gesehen habe. Unter solchen Umständen ist eS erklär lich, daß der Herr Doctor on der Ge brauchsanweisung nur äußerst wenig be. hielt. Denn al er zu Hause angelangt, sogleich Rock und Weste abgeworfen und sich anschickte, die sorgsam und zierlich zusammengelegten Hosenträger in ihren Dienst einzusühren, gerieth er nur immer tiefer in ein Gewirre von Riemen, Riem chen, Schnallen, Oesen und Klammern, auS welchem sich viel eher der gordische knoten al ein paar Hosenträger machen ließ. Er wurde zornig und zerrte bald hier, bald da; dadurch wurde da Ding nur noch schlimmer. Zuletzt versiel er in eine solch Wuth, daß er den ganzen Knäuel zum Fenster hinaus in den Gar ten warf, mit einem Kernfluche, dessen die hübsche junge Verkäuferin einen so gebildet und höflich austretenden Herrn gewiß nicht für fähig gehalten hätte. Mit dem freiwillige Opser dir nichtsnutzigen Bandage" halte sich der Zorn de Doctor in etwas besänstizt. Aus einem Abendsvazicrgang durch die halbenlblälterten Gänge des Stadtgar tenS vergaß er die Dinger alsbald ganz, dafür aber ärgerte er sich über die Maßen, der jungen Dame weder seinen Namen genannt zu haben, noch den ihri gen zu aiffen, auch war eS ihm un erfindlich, wie er den letzteren ersahren sollte, da er sich vor Erkundigungen bei spottsüchligen verheiralheten Eollegen fast eben so sehr scheute, wie vor solchen bei seiner neugierigen Wirthin. Er blieb den ganz: Abend in einer zer streuten und einsilbigen Stimmung, wai natürlich der Wirthin ledhasl aus, siel. Jedenfalls hatte ihm der Thee mit Aufschnitt in seiner einschichtige Woh nung noch nie so reizlos geschmeckt und war ihm überhaupt da Junggesellen leb, noch nie so verwerflich orgekom min, wie ein diesem Herbstabend. Die Wirthin sann hin und her. Sie war sich keiner schuld bewußt, durch welche sich daj ungewöhnliche Verhallen ihres sonst so höflichen und offenen Zimmerher re klären ließ. Da sie 5 L,ebe und Beliebtheit seit dem ier,igien Jahre ihre junzräulicheg Daseins rundiälilich ich! rr.tir wissen wollte. so kam sie aus den Gedanke, den Herr Doetor müsse irgend Etwa aus dem Gewissen drücken. Am folgende Abend wen Doctor Rothselder wornöglich ncch zerstreuter Der Jahrgang 13. Beilage zum Nebraska Ttaats-Anzeigcr. No. 44. und wortkarger. Es war auch kein Wunder. In der Nacht hatte er on der hübschen Verkäuferin getäumt, wie sie auf einer großen Leiter vor ihm immer hoher kletterte und alle seine Bitten, ihm doch wenigstens ihren Na men zu nennen, mit der grausamen Aus fordeiung zurückwies, erst daS Geheim iß der EolumbuS-JllbilSumS-Hosen- lraqer zu ergrunden, L)en Morgen Uöer halle er i der Schule während der Schulprllfungm, die an diesem Tage stattfanden, unablässig an die junge Dame denken müssen und in Folge dessen eine Unaufmerksamkeit an den ing ge legt, welche die seiner faulsten Schüler in den Schalten stellte und von dem Herr Schulrath mißliebig bemerkt wurde. Sein verstörtes und ausaereates Wesen mußte der neugierigen grau Wirthin auffallen. Auf ihre lebhaste Erzählung von einem Einbrüche, der in der vergan gcnen Nacht bei einer im Nebenhause wohnenden allen Giheimrathswittwe verübt worden war, hatte er nur ganz kooslose und verwirrte Antworten. Schließlich faßte er sich ein Herz und fragte die auf' Höchste erstaunte Frau, ob sie in dem und dem Laden eine sehr hübsche Verkäuferin kenne. Leider wußte die Wirthin, die sonst das lebendige Adreßbuch vorstellte, nur den Rufnamen der Unvergleichlichen: Gretchen. An lire ziemlich knappe Auekunst chloß ie eine Menge sondirender Bemerkungen, welche den Doktor nur noch mehr ver irrten und zu überaus ungeschickten Fragen veralaßten, z. B, ob die junge Dame redlichen Gemüths sei. Die Ant- mort der Wirthin, sie glaube nicht, daß das Mädchen schon etwas gestohlen habe, ließ ihn vor Zorn hestig erröthen. Dr. Rothselder gerieth nun aus das ganz und gor zu leiner 'verieyier Würde nicht passende Mittel, daß er allabendlich vor dem Laden Fenster xarade machte wie ein verliebter Pri maner. Es gelang ihm aber nicht, die Holde zu erblicken, so ost er auch das Zauberwort Gretchen unhörbar vor sich hin murmelte. Möglich, daß sie aus dem sicheren Schutze ihres Ladens ihn wahrte; anderen Leuten stet er ,eden alls auf. umal er seine Augen zu viel nach dem Laden wandle und in Folge dessen mehrmals mit eilige Fußgängern zusammenstieß. Eine kurze Reise in mililärdienstltchen Angelegenheiten zwang ihn, am fünften Tag seiner revensqual den un aus oierundzwanziz Stunden zu verlassen. Als er zurückgekehrt war, trieb ihn sein liebesieches Herz gleich vom Bahnhof an den Ort seiner Sehnsucht. Diesmal sah er sie ! es schien sogar, daß sie bei feinem Anblick in ziemliche Erregung gerieth. Aber o Himmel ! Stand da nicht hinter ihr ein Mann etwa in seinen Jahren, mit dem sie lebhaft zu tuscheln schien? Kein Zmeisel! Er, der Doktor, war zu spät gekommen, wie konnte auch solch reizendes Maschen noch unumworvcn sein! Von Enttäuschung und Eisersucht ge- trieben, irrte der Aermsie eine gute Weile in den Straßen umher. Es entging ihm, daß der Mann aus dem Laden diesen sogleich nach seinem Weggang verlassen hatte und ihm nun überall hin wie sein Schalten folgte. Als Dr. Rothselder endlich seine Wohnung erreicht hatte, be trat auch der Mann aus dem Laden das HauS und hatte eine wichtige Unterredung mit der Wirthin. Diese blieb sür den Doktor den Rest des Tage unsichtbar, sie mied ihn förmlich. Am solgenden Morgen aber er chien der Mann aus dem Laden bei Dr. Rothselder selbst, stellte ch dem aänilich Ueberra chten als n- minalschutzmann vor und bedeutete ihm, dah er sogleich vor dem Untersuchunas- Richter Müller zu erscheinen habe. Aus ! ter fragte kalt weiter. Sie erkennen also Ihr Eigenthum?' Freilich !" antwortete der Doktor. Herr Müller winkte dem Schutzmann. .Wenn die Zeugin Pfeil noch draußen sein sollte, lassen Sie dieselbe ein treten." Der Schutzmann verschwand, und nach wenigen Augenblicken erschien er wieder mit Gretchen. Bei diesem Anblick vergaß Dr. Rath selber alles Andere. Er empfand nur noch eine schier unbezmingliche Sehnsucht, daS keineswegs zu solchen Handlungen einladende Ge,ich!Zvureau zum i&ajau platze einer glühenden Liebeserklärung zu machen. Der Unters uchungsriazter aver, oer die Erregung des Oberlehrer wohl be merkte, fragte jetzt die Zeugin Pfeil": Fräulein Gretchen Pfeil, erkennen Sie diesen Herrn bestimmt wieder als den, welchem Sie am Abend de 14. September gegen 5,$- Uhr ein Paar Co-lumbus-Jubiläums-Hosenträger verkauft haben?" Beiderseitiges Ausblicken des Paares, heiße Verehrung in den Blicken de Doktor, äußerste Verwirrung und Scham in den hübschen Zügen des Mädchens: rasch schlug sie die Augen nieder und flüsterte: Ja!" Die Thatsache wird ja auch dadurch bestätigt," versetzte der Untersuchungs richter befriedigt, daß laut Aussage Ihrer Prinzixalin diese allein hierorts solche Hosenträger in Verkaus hat und bis jetzt infolge der äußerst complicirten Ein. richtung der Tiäger und ihres hohen Preises der Absatz sich aus diese eine Paar beschränkt." Ich danke Ihnen, Fräulein Gretchen Pseil." Verwirrt und zitternd eilte das Mäd chen hinaus: im Vorübergehen warf sie auf den Dokior einen Bück, in wel, chcm sich Schreck, Enttäuschung und Liebe mischten. Aber bitte, Herr UntersuchunzZrich: ter, was bedeutet lies Alles?" fragte Dr. Rolhfedcr. Wollen Sie mir, bitte, sagen," fragte der Richter dagegen, was sie mit diesen Hosenträgern angefangen ha- denk Zum Fenster hinausgeworfen hab' ich sie," erklärte der !Lo!lor zornig, Wo?" In meiner Wohnung," Wann?" Zwei Stunden nach ihrem Ankauf!" Warum?" Weil das Zeug nicht zu gebrauchen war," Als Hosenträger ist es da in der That mohl kaum," bemerkte der Richter, dagegen dürfte das starke Riemcnwerk gerade in dieser scheinbar sinnlosen Lerknotiguna, wie wir es hier vor uns sehen, ein vorzügliches Hilfsmittel zum Klettern und Steigen sein, z, B. bei Einbrüchen." Aber wenn ich von dem allen nur ein Wort verstände, Herr Bitte," machte der Jurist mit immer gleicher kühler Gelassenheit. Besitzen Sie ein Paar Stiesel, wovon der Linke einen etwas vorstehenden Flicken in der Sohle rechts vorn tragt Die habe ich gehabt. Ich hatte mir die Sohlen beim Zzeuerauktreten versengt. Weil der Flicken mich aber beim Auftreten belästiqle, habe ich die Stiesel einem Schnorrer geschenkt." Wann soll dies gewesen sein? Ihre Frau Wirthin hat die Stiefel noch am 13. September Nachmittags um die kaffeezeit bei Ihnen gesehen." Das kann stimmen," gab der Doklo zu, bald nachdem die Frau ausgegangen war, Km der chrorrer. So, so, hm, hm," machte der Richter, Nun hören Sie, Herr Dr. Rothseder: alle tragen antwortete er ausweichend i In rer Nach! vom 14, aus den id. ep- und ermabnte sein Opfer nur. in seinem , tember Hu,us" ist in dem Jyrcr Woh eigenen Jnteresic alles Aus ehen zu ver-1 nurig oenaqcaner. yauie oer verminn.'!- .. j " .... r. ... m i. .: .t ,- i : meiden, Ter Untersuchungsrichter Müller em- xsing den Oberlehrer, der übrigens den erst kürzlich in diese Stadt versetzten Juristen nicht kannte, ganz höflich und theilte sogar anfcheinend feine tieverzeu gung, daß eS sich jedensallS um einen ten Frau Gelicimrath Münch ewige brachen erden. Der Einbrecher hat vom Garten aus die erste Etage des Hauses erklettert und, da er bei der Arbeit gestört wurde, auf demselben Weg das HauS wieder verlassen. Unter halb des Fensters im Garten der Frau Irrthum handle. Dann aber trat der Geheimraiz tanden sich diese Hosentra- Gestrenge pidtzliq an einen mit rien j gcr und zahllosen Tintenflecken bedeckten! . Sie werden eber: dorthin geslogen sein, tü&. bob von einem auf demselben! c,!S ich sie hinausvars," liegenden Gegenstände ras verhüllende '-oute im veicaen cccer. re? Tuch rasch weg und fragte, indem er da. ' Gartens findet sich die Spur der Stiefel bei Dr. Rothselder scharf in'S Gesicht , des Einbrechers. Es sind Ihre Stie. blickte: Kennen Sie dies, Herr Dok-j fe! " tot? Herr Richter!" fuhr der Doktor Freilich kannte der Doktor eZ. Was j jetzt mit vor Zorn dunkeirothern Gesichte da vor ihm lag, war unoerkenrbar sein ' auf. Paar ColumbuS-Jubiläunis-Hosentrö ! Bitte!" antwortete der grausen ger, allerdings in einem sehr ahschrecken- j Inquisitor wieder ganz kalt, Sie haben den Zustand, voll Schmutz und Lehm, uns ja erzählt, wie Sie Jbrer S:M und ganz so zum scheußlichen Wirrwarr! ledig geworden feien. Ihre F, au Wirthin verzerrt, wie sie aus ken Händen des : ni;f nichts djcon; es ist auch in keinem zornigen Pädagogen gekommen wcren. Wanderen Hauie der Straße etwas vcz Die verAuchien Hokenlräzer!" rief tr.em angeblichen Schnorrer bekannt, er verwundert und uqleich etaas erregt Wie sah derselbe a::S?" durch Erinnerungen früherer Att, die sich Zerlumpt und versoffen sonst weiß für ihn an den Ankauf tiefer Dinger ich nich'i mehr von ihm," knürslen. Sehr bedauerlich," demeikte der Rich. Der anwesende Polizei-Schutzmann ! ter lächelnd, grinste erfreut. Der UntersuchunaZnch-1 Laut Aussage Ihrer Wirthin sind Sie in der Nacht vom 14. aus dem 15, September noch spät im Zimmer herum gegangen. Sie hat dabei das Fen. ster mehrmals öffnen und schließe ge hört....' Ach ja. Ich war sehr erregt und konnte schlecht schlafen in jener Nacht," seuszte der Dokior. Wodurch?" forschte der Richter. DaS will ich nicht sagen," antwortete der Doktor. Ueberhaupt bitte ich Sie, Herr Seichter, dieser lächerlichen Scene ein Ende zu machen. Es scheint, daß Sie mich wahrhastig im Verdachte ha den, bei meiner mir übrigens gänzlich unbekannten Nachbarin eingebrochen zu haben " O bitte," meinte der Richter sast ge mülhlich, ich habe ja gar nichts von einem solchen Verdachte geäußert! Es ist psycho logisch interessant " Was für Herrn Untersuchungsrichter Müller !o psychologisch interessant war, blieb leider unausgesprochen; denn in die scm Augenblick ereignete sich etwas durch aus Unvorhergesehenes. Ein Schutz mann trat ein und machte dem Richter mit leiser Stimme eine Meldung, die diesem aus's Aeußerste zu überraschen schien. Er sann einen Augenblick nach, dann sagte er kurz: Lassen Sie die Leute eintreten," Und alsbald erschien in der Thüre ein höchst merkwürdiges Kleeblatt: Fräulein Gretchen Pfeil, ein überaus verlumpt aussehender Strolch, in scheuß lichcs Grau gekleidet, mit einem Pflaster auf dem linken Auge und einem schmutzt gen Verband um die linke Hand, und ein Schutzmann. Der verliebte Doktor starrte die Gruppe fassungslos an. Das schöne Gretchen aber wandte sich mit einer flehenden Geberde an den Richter und rief : O Bitte, bitte, Herr Justizrath, lassen Sie den armen Doktor fr, icd habe ihn!" Herr Müller bedeutete sie trotz der ihm aus Gretchens Munde widersahre nen Rangerhöhung ziemlich ungnädig, die Ruhe zu bewahren, und fragte dann streng: Wen glaubeu Sie zu haben?" Den wahren Einbrecher. Hier dieser Mensch ist ." Das istder scheele Aujusi, Herr Untersuchungsrichter," bemerkte der Cri minal Schutzmann. Erst vor sechs Monaten entlassen." Det stimmt!" bemerkte der Strolch, indem er dem Beamten gemüthlich zu nickte. Ruhe!" donnerte der Richter. Frau lein Gretchen Pseil, woraus begründen Sie Ihre Aussage gegen diesen Mann, in der Nacht vom 14. aus den IS. Scp tember den Einbruch im Hause Viktoria straßeNo. 37 verübt zu haben?" Der Ach, der Herr Sergeant," be gann Gretchen, indem sie auf den etwas verlegen werdenden Kriminal - Schutz mann deutete, hat mir ja heute Mor gen das mit dem Stiefel-Abdruck erklärt, und wie ich nun vor einer halben Stunde hier wegging, da war ich so traurig wegen der Anklage gegen den Herrn Doktor " Gretchen!" rief hier die Stimme des Herrn DokiorS, was ihrem Besitzer einen scharfen Verweis des Richter zuzog. , und da," berichtete die Zeugin weiter, da mußte ich immer auf den Boden sehen , . . . Und da sah ich aus der weichen Erde, aus dem Karlsplatz, wissen Sie, Herr Justizrath, der ist nicht gepflastert vor mir aus einmal immer eine Spur mit so einen, Eindruck am linken Fuße, genau wie der Herr Ser geant mir erklärt hatte. Und die war von dein Kerl hier, der ging vor mir her. Da habe ich ten Herrn Schutz mann gerufen, und der hat den Kerl fest genommen." Det stimmt. So is e! gegangen," bestätigt! der Strolch wieder höchst be haglich, Det Mädchen hat oat IoS, die i nich von schlechter Eltern." Hieraus entstand eine kurze Pause all, gemeinen Schmiigens. Der Untersuchungsrichter stard im Ge'ste trauernd vor den Trümmern sei ver Kombination. Da kam ihm ein Gedanke. Zeugin Pfeil," fragte er, sind Sie mit dem Herrn Dr, Rothfeder bekannt?" O nein, Herr Justizrath," f.äctte Gleich: enöihend. Was veranlaßte Sie denn, so warm in seinem Interesse zu handeln?" Aber Herr Justizrath " stammelte sie, indem von neuem eine heiße Blut welle ihr Gesichtchen übergoß. .Na, Herr JerichtShos," ließ sich da plötzlich d,e Stimme de scheelen Auust" vernehn:en, thun Sie doch man nich so Tel sieht ja en blinder Maulvurf, bat t ie Zwei m einander verliebt sind. Ra," fuhr er in mildem Gönnertone fort, ick will Ihnen die Sache leicht maclien, Herr Ierichtshof. Det Mächen mit die sldeenen blauen Ocgen hier hat j,i lo :iicht. Ick bin'l jcveien un hier" dcbei iirecfie er dem bestürzten Ziichter den in'tn Fuß bis dicht unter die 'Jafe tet is der veihänzn.xoolle Stiebet, . Wist'N Sie, et mir jchor.st ganz Recht, lai i man wieder er,: Zelt lang in en juteS Loschi us Staatskosten komme, denn et wird doch schonst recht kiehle det Nachts, und wat der rothe Ede is, der hat mir jestern in die Kneipe die la Mäng hier nich schlecht erstochen, da muß ick den Herrn Gesängnißarzt mal konsul tiren." Also, gestehen Sie," fragte Herr Müller, den Einbruch im Hause Vik toriastraße " Nummer so un so viel, un so weiter verübt zu haben, ja woll, Herr Gerichts hos, det haben wir, et is aber nischt dabei rauSgekommen. Aha, da habe Sie ja ooch det nette Riemenzeug, wat ick dunnemals in'n Garten gefunden habe, ick sage Ihnen, Herr Kriminal, det is wat sür uns Fachleute!" Dabei wies er aus die Kolumbus-JlibilSums-Hosenträger. ES war daS Schicksal dieser wunder baren amerikanischen Erfindung, daß ihre wahre Bestimmung als menschliches Hilss-Kieidungsstück von keinem aner kannt wurde, der sie braucht. Dasür erwiesen sie sich aber als brauchbar zu den wichtigsten anderen Dingen, Denn nachdem bereits Richter, .Polizei und Einbrecher die ersolgreiche Anwendung dieser Träger zum Die-Wand-hinaus- klettern anerkannt hatten, ersolgte in dem Gespräch, welches Herr Dr. Nothfeder sogleich nach seiner Entlassung mit der Zeugin Gretchen Pfeil hatte, auch ihre Anerkennung als Bindemittel in noch viel diskreteren und höheren Fragen, Und kein Reklame-Jnserat hat jemals das Verdienst der Eolumbus-Ausstet-lunzs-Hosenträger so glänzend erwiesen, wie die kleine Anzeige, welche ein paar Tage darauf in den Zeitungen der Stadt erschien : Gretchen Pfeil. Dr. Friedrich Rothfeder, Gymn. Oberlehrer, Verlobte. zum Tode erurtheilt und bereit am m r, nnr k,m ialas Wbitehall zu London öffentlich hingerichtet, Nach den ciiiyeiiunge umv ms'"? ha fönrnrrfet. welcbe sich band schriftlich im StaatSarchi de Tomer 1. . . .. . ' n.r.- r.ilAi.. befinden, spielten oe, mc, P,g ,m; , tntüMnr gmiscbensäll mit. ein Akt düsteren HasseS und ein ergebender .VN l k Kitt ttimtl twft kleinem vr V",,. v"" oi;s SmiiA und war einer der vornehmsten Lords, hatte sich die Er laubniß zu erwirken gewußt, da Amt des Henker zu übernehme und dem ungtUclt,cye on,g e,gr,uv,j, nm Minle in trenne. Er that es, indem er vor der versammelten Botfsmenge sein se,iqi y r" meinte nvbam die er nur einen Moment vor dem tödtlichen Schwertstreich vor sei nem Opser lüftete, vye inven ver ',n.s,,.r,i, träni.i dirs tu übeistebe halle, siel ein leichter Sonnenstrahl tn die letzte tnide tunoe , eines rcri. Ein junges schönes Mädchen on etwa 17 Jahren war es, die dem König, während er unter den Verwünschungen k ,,k,,l,..,l Rn)rV in 5kui den vw ..sgvv -w." o j v Weg nach dem Blutgerüste ging, nach , , . . .. e.:r.i. fcT.nf... roigie, innern ie eint itu) civiuyic mptdf Wni IN npr .niinD trug. EI drängte sich durch die Menge und e ge. lang ihr kurz vor oem lyairor vc König einzuholen. Vergeblich aber war ihr elireoen, ein Wvri uoer ir ,p pen zu bringen, die Sprache versagte ihr und so konnte sie nur dem Könige die Rose reichen, die sie für ihn bestimmt hatte. Karl I. nahm sie, dankte ihr mit feuchten Blicken uud drückte die Blume bedeutsam an seine Lippen. Selbst die Piibprnen mnren nnn dieser einsamen. UN erwarteten Huldigung so gerührt, daß sie zurücktraten uno vag imaoqen ungern, dert gewähren ließen. Der König be trat da Schaffst und während er seine letzte Anrede an das versammelte Volk hielt, drückte er die Rose wiederholt voll Zärtlichkeit an seine Lippen. Darans legte er ohne Zögern sein Haupt auf den Block, ein Streich, und er hatte ollen det. Das Volk aber, das noch kurz vorher sich in Verwünschungen über den König ergangen hatte, konnte jetzt nur durch Waffengemalt zurückgehalten wer den, daß es nicht den Vollstrecker de Urtheil ermordete. Der Name des jungen Mädchens ist nie bekannt ge worden. Des Gatten Niickkeyr. In vorgerückter Dämmerstunde sitzt Elinda Rensberger, die junge Frau eines Kaufmanns, der erst vor drei Wo chen ihr liebes Männchen geworden auf dem Sopha und harrt sehnsüchtig der Heimkehr des Galten, welcher durch dringende Geschäfte zu einer mehrtägigen Abwesenheit gezwungen worden ist. Wer die "fflitlermochen je gekostet. dem wird es bekannt sein, wie so sehr unangenehm eine mehrlagige Unters brechung derselben ist und mit welcher sehn ucht stunden und Minuten is zum Wiedersehen gezählt werden. Er vermag aber dann auch die Unruhe zu erstehen, in welcher Elinda sich bennvet, denn schon ist die Stunde da, für welche der Gatte gestern brieflich seine Rückkehr angekündigt hat. Da plötzlich wird die Klingel gezo- gen, so rasch und so kräsiig, wie ihr Gatte zu thu pflegte. Er ist es!" jubelt das junge Weib chen und vom Sopha ausbringend, stürzt sie den Korridor entlang mit dem Ruse: Mar, mein lieber Mar!" reißt Ire die Thür aus und fallt dem stattlichen, bärtigen Mann um den Hals, der ihr mit rcqendurchteucdletem mocr im isiun- kel de nicht erleuchteten Trexxenflurs die Hand entgegenstreckt. Die glückliche, selige Elinda aber be. merkt seine Hand nichl, sie hängt ansei nem Halse, zieht ihn fest an den wogen den Busen und bedeckt seinen Mund mit heißen Küssen. Aber sonderbar, der Undankbare, der Kaltherzige, er erwidert ihre Liebkosun- gen nicht, er sträubt sich sogar dagegen dieses Ungeheuer! und stammelt einige unverständliche Worte. Das ist für das arme Frauchen zu viel. Sie zieht ihn in den Corridor hinein, den das Mädchen von der Küche aus soeben mit der rampe velrilk. Entsetzlich!" schreit Elinda, es ist ja der Postbote!" Ja, dieser war eS. Er steht ganz verdutzt vor ihr, mit einem Erprcßbrief in der Hand. Sie deckt die Hände vor fni schamrothe Gesicht und stürzt zurück in ihr Zimmer. Der Briefträger händigt dem lächeln den Mädchen feinen Brief aus und ent fern! sich eilig, aber auf der Treppe hätt man ihn murmeln: Ich kann nir dasor! Warum zün den auch die Hausbesitzer die Treppen lampen nit zu rechter Zeit an! Ah, haben die KIss' 'mal süß g'schmeckt!" arl I. aus em letzte Wege. Unter den gekrönten Häuptern Eng landS, welche den Weg vom Throne nach dem Schaffst gehen mußten, ist wohl König Karl I, am becauernsweilhelte,,. Obwohl nicht frei von Leichtsinn, Hart, näckizkei! und Willkür, war er doch ein rühriger, geistvoller, gütiger, unbeschol teuer und liebensmüidigcr Fürst, Aber er hitte sich erbitterte ge'nde zugezogen und diese bereiteten ihm den Tod, Nm iö. Januar 1649 wurde er, dsitou vi'r seiner ehemaligen Minister, Richmerd, Hersoid, Linlisy und Southauiplon, ihre Häupter sür die Eihalturg seines Leben opfern wollte, als Voräther. Mörder, Tyrann ud Lcndsslir,d" I Menschenyaut gebunden. DaS städtische Museum zu Pari (Car navalet) hat einen in Menschenhaut ge bundenen Abdruck der 1793er Verfassung Frankreichs erworben. ES ist ein klei nes, feines Bändchen mit Goldschnitt und wurde 1793 in Dijon von Eauffe gedruckt. Man würde den Einband für Kalbleder halten, nur fühlt er sich zarter, feiner an. Dieses Menfchenleder ist dünn, aber sehr dicht. Einer der frühe ren Besitzer, Turgut de Villeneuve, hat eine Bemerkung eingeschrieben, über den Ursprung des Einbandes, den sonst Nie mand errathen würde. Gegenwärtig wird hier auch viel von einem neuen Ein band in Menschenhaut geredet, den Fla, marion besitzt. Dieser machte einst auf einem Abeiidscst die Bekanntschaft einer liebenswürdigen Gräsin, deren schöne Schultern er ganz besonders bewunderte. Vor einiger Zeit erhielt er ein kleine Päckchen zugesandt mit einem Schreiben, dahin lautend: Die Gräfin ist gestorben und vermacht dem Gelehrten die Haut der von ihm bewunderten Schultern, um damit ein Buch einzubinden, worin die Sternenwelt behandelt wird. Diese Stück Menschenhaut ist denn auch zum Einband des Werkes Flammarions ,Him mel und Erde" verwandt worken. Ebenso gab es im Mglborough-House, in Eng land, einst zwei Bücher, die mit der Haut der zu Anfang diese Jahrhundert wegen Mordes hingerichteten Here Marzz Natmann (aus gorkshire) eingebunden waren. Ein Londoner Buchbinder band den Holbein'schen Todlentanz in Men, schcnhaul. Es wird erzählt, während der Kommune habe ein Engländer ganz Paris abgelaufen, um die Haut einer er fchossenen grau zu erlangen, ward aber selbst erschossen. Andre Leroy erbat sich zwei Stücke der Haut des Dichters De lille, als er dessen Einbalsamirung bei wohnte. Er ließ sie auf den Deckeln einez BandeS der Georgica anbringen. Der Dichter Alfred de Musset und ein belgischer Minister Veyd besaßen in Menschenhaut gebundene Bücher der phi losophischen Werke des Akademiker Suard. Im physikalischen Saal de Lyceums zu Versailles befindet sich die Haut einer Frau, die von deren Gatten, einem Gerber gegerbt worden ist. Die oielsach wiederholte Erzählung, in Meu don habe während der Revolution ein Gerberei bestanden, die Menschenleder sür die Hosen der Schreckensmänner (Robespierre, Eollol d'HerboiS, Billaud Varennes, Barre u. s. w.) lieferte, ist längst ,u das Reich der Fabeln erwiese worden. Es sind unter der Reoolulio nur vereinzelte, wenn euch Verhältniß mäßig zahlreiche Fälle on Vrnvendung der Menscheiihaut vorgekommen. Lelbftgesühl. Baronin (neu geadelt): Gott, wo würde sagen Dein Vater wenn er Dich jetzt säh, MoseS!?" Baron: WaS würd' er sagen?,.. Herr Baron, würd' er sagen!" Zwecklos. Richter: Warum gaben Sie das ge sunteiit Portemonnaie nicht sosort auf der Polizei ab?" Angeklagter: Es war schon spät beiidsl" Richter: Und am nächsten Morgen?" Angeklagter: Herr JrichtShgf, d wüt bereits, nischt mehr '!" t