Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 23, 1893, Image 3

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    NEBRASKA STAATS - ANZEIGER, Lincoln, Neb.
Scr Noßtrjagcr.
Cin Kochladkr,man ul kern dier
i . itWm Jahrhttnder.
Sutmi, ixftt.
.
(Fortsetzung,)
yerr chliiriciiiaiiii orogic oic (jaj
fung zu verlieren. Er bringt das Vf
lient briugt ti bringt es ?" Bla
end stemmte er die ivautte m die ,rmf
teil und kam ans Siiolsrat losaeldiolfett,
alt wollte er ilin iiber'it Hause reimen
Die der turinbock die Mauer, i&'cc
at Dich geheißen, das bedeut drin-
en? Wen Seine hochwiirdigsten
Gnaden, unser Herr Propst, die teilte
und himmlische Milde habe, zu sagen :
man sehe zu, ob dieser Wolsratu ein
Spieler ud Sauser ist und da bist
Du nicht, und ein tüchtiger Schasscr bist
Du auch, da beißt die Mau keinen Fa.
den ab. Golt straf' mich ! und wenn
ti wahr ist, sagen Seine Gestrengen,
Herr Heinrich von Jnzing, mein aller
äiiadigstcr Herr Propst, so soll diesem
Wolsratu für heuer da Geheul erlas
sen sein !" Herrn Schlultcrnan ging
der Athem an.
Da Verteilt erlassen sein !" stam
melte Wolsrat. Er war bis in die Kip
pen erbleicht und wankte, als hätte ihn
ein Schwindel befallen.
Und jetzt bringt er da Vehent
bringt ti bringt es !" Herr Schlittte
man rang Über diese Thatsache die
Hände, als hatte er den Untergang von
Jerusalem zu bejammern. Und wieder
zu Wolsrat sich wendend, schrie er ihn
an': .Ja woher hast Du denn das
Geld?",
Ich hab's geschafft, weil es her
mußte !" erwiderte Wolfrat, starr aus
gerichtet, mit heiserer stimme. Wo
her ich es hab', braucht Euch nicht zu
kümmern Ihr müßt es ja nicht heim
zahlen. Aber wen Euch schon die Z!eu
gier plagt : der Eggcbauer hat mir' ge
liehen !"
Der Eggcbauer? Geliehen ?
Ja. weil ich ihm in der Samstagnacht
seinen hölzernen Herrgott hinaufgetra
gen hab' auf seine Alm in der Roth'."
Vaiit und laiiaiarn iiirarti Wolsrat diese
,Worte.
VDen schweren Herrgott? In der
flacht ? Und deshalb hat er Dir das
Geld geliehen?"
Ja, und weil er vielleicht gemeint
i . nai, V(ir ivnniei iqm noen einen imiee
l tercn Nachbarn ans das Genick setzen,
wenn ich vom Lehen geagt würde."
Der Tcuscl jagt Dich vom Veljen,
aber ich nicht !" donnerte Herr Schlnltc
mann. Bin ich denn ein Wnnn, der
Feuer speit und Steine frißt ? Auf der
Stelle machst Du jetzt, daß Du heim
kommst zu Weib nd'Kind. Und die
scm Schmersack gibst D sein Geld zu
rück bei Heller und Pfennig ! Pack
Dich!"
Herr Schliittemann machte einen 33er
such, Wolsrat am rage zu nehmen,
um ihn zur Thür hiuauszudreheu.
Der Sudmann aber faßte mit eisernem
Griff den An dc Bogtes. Jetzt
hab' ich da Geld jetzt will ich anch
bezahlen I Ich will von einem was ge
schenkt und vom loster am aller
letzten." Er ging auf dc Tisch zu und
zahlte die acht diillinge oermeihe nach
aus die Platte, nd jedem gab er mit
.. ;..., 5.'. a kl,,.,.
"Mit l Ultimi! UlllU LIIIU, UUß I.V IIUIIl)
iid klirrte.
Ja, Hiniinclwctter och einmal, foll
ich denn in meiner Stube nimmer Herr
ein ?" schrie Herr chlutteinan. dein
en rothe siase vor Zorn bla anlief
wie stahl im (vener. .irft -t gleich
thun, was ich sage ! Wirst Du gleich
da Geld wieder einpacke! Wirst Du
mache, daß D weiter kommst !" Und
bei jedem .wirst Du" schlug er die Faust
aus die Tischplatte, daß die Sitbcrstücke
sprangen und hopsten wie die Dirnen
beim Osiertanz, Und wen der Egge
bauer schon sein Geld zum Fenster
hinausschmeißen will, so behalf es scl
der und laß' es Deinem kranken Äid
zu gut kommen da Kloster braucht
es nicht!"
Und mein Jiiudl auch nimmer!"
Dein Sind ist also wieder gesund?"
Wohl, wohl dein thut kein Fa
scrl nimmer weh. Der schwarze Ba
der hat ihm geholfen, der Arrnelent'ba
der und umsonst, Herr i'ogtgaiiz
umsonst ! Der hat allweil Zeit und hat
keinen Schlaf in der Nacht, wenn Eins
um ihn schreit ! Und wenn Ihr auch
aerad einmal Atit habt, Herr Logt.
nachher nehmt das Veut'buch aus dem
Kaste und machet einen dicken Strich,
wo meinem Rindl sein' Nam' steht
Polzer Mariele." Wolsrat wandte sich
ohne Gruß zur Thür.
Polzer! Um Herrgottswillen "
stottettt Herr Schliittemann. Polier!
He! Polzer!"
Aber Wolsrat hatte die Stube schon
ocrlassen. Por dem iilosterthor stand
r still und drückte die nauste vor die
birn. Da auch umsonst, da auch !
Niemand ander hat mir da ein-
I -nH nid fci TNriT ' ivr sfrefti
.eVebte Hand vor sich hin und svrach
sie an mit verbissenem rächen,: ?u
ast c nothwendig gehabt, da? -ud,
p getummelt Ufi selbig Mal!"
St "richtete sich auf und ein zorniger
Blick seiner heißen Äugen suchte die scr
n Höhen der Berge. .Äler wart
nur. Du jiiamp komm mir nur wie
der unter die Hand .
hl).. Tnh,nlir.l
4 JkUn )IIiy il. VUV 4.Vl'llUk'tlll 1IIVCT
Sindes zu hole.
AI er ictn vcücn erretate uno in f rn
Hausflur treten wollte, hone er vom
ag her einen leisen Pfiff. Tort drü
oen Itano rer ggevauer. ,otrai
svähie zuerst nach a.lcn Seiten, dann
litmte tr dos Tvdlendrcit on die Wand
in ging zum Hag.
Warst bei ihm ?" fragte der Egge-
uuer mit ftüneinder -stimme.
Woljrat uickie pnd fiarne vor sich
I ltVT-
yS notttli't (nieten ; bildlich. grS.
.n den aliweil vor Dick hin ? S
ed doch!" itotterte der Bauer, dem
tt heilloik Angst, die ib erfüllte, tat
tfcrtn Blick und jeder Miene sprach.
Red! Was ist denn viel zu
, eben ! Heut hat er noch allweil rndii
nncn könne. Und ich selber hab' ge.
kdet, wie uszemackt war Halt
nur Du fest bei der Slang', wenn die
Frag' einmal an Dich kommt!"
Der Eggesi,er machte zwei Fauste
mit eingezogene Daumen,
Wie steht den mit Deinem Weil) ?"
fragte Wolsrat. Hast e ihr schon ge
geben?" Er meinte da Herzkreuzl
dc Steiubock,
Der Eggebauer schüttelte trübselig
den Mops. ,?a Weib treibt's ärger
mit jeder Stund'. Was Füß' hat ini
Hau, Mensch und Hund nd atz'
alle wird von dem Weib uiiieiuauder
getrieben, daß einem der Schnaufer er
gehen möcht'! nd wenn ihr der Weh
dam ankoiiünt, nachher halt'S schon gar
kein Mensch .nimmer an mit ihr. Und
doch'. nd, doch ich trau' mich nicht,
daß ich ihr' gib! Wenn das Weib
gesunden that', sie könnt' das Maul
werk nicht hallen und alles müßt'
aufkommen."
E zuckte seltsam i Wolsrat Zügen.
Und am End' willst es ihr gar nimmer
geben, au lauter Angst, e könnt' ihr
helfen ?"
Der Baner nickte. Und daß mich
die Bersuchiing nicht ankommt, wen
mich das Weib grad' wieder einmal
plagt bis aus die Haut drum hab'
ich da ganze Tenselszeng' mitsanmit
dem BüchSI hinterm Hans vergraben !"
Jetzt lachte Wolsrat hell hinan.
Geh', Du Narrentensel, wa hast
denn?" brummte der Eggebauer, dem
gar nicht lustig zu Muth wurde bei ik
sein Gelächter. Mir scheint, Du
kommst aS der WirthSstub' aber
nicht vom Friedhof."
Aber geh, Baner, so lach' doch mit!
Den jetzt paßt alle z einander
mein Äindl hat nicht davon haben sol
le al wie den halben Schilling für die
ewige -.'iegerftatt und um fünf Heller
Färb' auf dein Brettl, und Dein Weib
soll nichts haben davon, und k heilt'
anch nicht sein müssen um'S Lehent !
Nur grad, daß ich die rothe Händ da
von hab' ! Alles umsonst, alles, alle !
Aber gelt ja, Bauer? E wird halt so
sein müssen ! Warm ? Da kannst
lang drum frage !"
So red' doch nicht daher wie ein
Unsinniger! In meinem Kopf schaut
e eh' schon an wie in einem Grillen--häl."
Da klang vorn Hanse her Zenzai
scharfe Stimme! .Vater!"
Ja, ja, ich komm' schon !" rief der
Eggcbancr zurück nd wandte sich wie
der zu Wolsrat. Mir graust, weil ich
nur wieder hinein muß i'S Haus! Ich
sag' Dir'. Polzer, mir graust vor
einer jedwede Stund'! Und wen
eins anfangt, kommt gleich alle über
einander. Ich mein', ich hatt' schon gc
ng an dem Weib, und jetzt fangt daS
Mädel auch och an und dreht den
Dänin' ans, weint in einem fort oder
schreit nnd haut alles kurz und klein, was
ihr in die Hand' kommt, als wär' feit
gestern eine Her' i sie hineingefahren.
Ich sag' Dir', Polzer, jede Stückt
Vieh iii ifieinem Stall hat' besser, al
ich. der Baner. Umeinander steh' ich
wie eine Sulz, a der alles zittert,
wenn einer mit dem Finger dra hin
rührt. Mir schmeckt kein Bissen mehr
und kein Trunk! Da schan her!" Und
der Eggebauer stieß die Faust hinter sei
neu ledernen H,rt. Da schau her
zwischen Gurt und Bauch fahrt mir
schon bald ein Wage durch ! Polzer.
Polzer ! E wird halt doch wahr sei
man soll die Hand' von allem lassen,
wa nicht richtig ist. Wa hast da
von ? Nichts, nichts, nicht als daß
Dir' den Schlas vertreibt und den
Magen bäht!"
Gelt ? Kommst auch schon drauf ?"
Und während Wolsrat lachte mit
bleichen Lippe, kugelte deni Eggebauer
zwei dicke Zähre über die schwammigen
Backen'. Der Bauer suhr sich mit dem
Aerniel über die Nase. WaS ist denn
ist die Dir' schon wieder heimge
komme ?"
Ich weiß nicht,"
Gelt ja, wen D wa hörst, wie'
droben ausschant, so komm' und sag'
mir' !"
Wolsrat ickle ; dann gingen sie au
einander. Al der Slidniaiin in seinem Hans
die Stnbe betrat, sprang ihm Lippcte
jubelnd entgegen ; der Bub' hatte dem
Bater eine große, große Neuigkeit zu
melden : in der -chenne begänne zwei
wutzikleine Boqerln" ihr Nest zu bauen.
So. so?" sagte Wolsrat und strich
mit zitternder Haud über den Kopf
feines Buben, Nachher geh' nur.
Vippelc, und schau ihnen zu und paß
recht aus weißt, nachher kannst Dir
auch einmal ein Nest bauen !" Er schob
den Knaben zur Thür hinan.
Kaum war der Bub verschwunden,
da richtete fich Zepha im Bette hastig
auf. Alle Angst ihre Herzen zitterte
in ihrer Stimme: Polzer! Hat Dich
schon einer drum angeredet ?"
Er schüttelte den Mops. Es kann
ja noch keiner drum wisieu." Als wären
ihm alle Glieder gebrochen, so sckilass
ließ cr sich auf den Rand des Beile
nieder. Sie faßten sich bei den Handen
und sahen sich siumm in die Äuge.
Wolsrat ließ den Kopf auf die Brust
sinken, und Sepba we,uic leise vor sich
hin.
Nach einer Weile fragte sie : Wo
liegt denn?"
Bei der Mauer im Eck '."
Und wiederum nach einer Weile:
.Hast ?u da Brettl mit beim ge
bracht ?"
Er nickte.'
Geh', laß mich' doch anschauen!"
Wozu denn ? Zchau. Zeph'. wa
hast kenn davon? Nur daß 5ich küm
mern mußt !"
Ich möcht ol'A sehen ! Mehr hab'
ich a eh' nimmer von ihm als wie dS
Brettl."
Er 8'r5 sind !?!'. da? Todlenbre.
Gelt, schon bat er gemacht ?"
iit wischte ich die drancn aus den
Zchweigeni hie sie da Breitlein vor
sich tun; um feinen Rand war ein
ränzlci -jcmall, welche bläuende
Zchneervie vorstelle sollte ; in der
Mitte stank, blau nnd roth, der Name :
und darunter ein schivaric reu. Ma
brennenden Augen siarne Tevka die
Zeichen an, die sie nicht lesen tonnte,
von denen sie nur mußte, tcni sie be
deute tollten. Manele! "Mariele!"
AusIuch,end bedeckte sie das Gesicht
wit liide Handen.
Aderma! verging eine lange, stumme
Veile. lann fraztc Wolirat: .Wie
nimmt' denn Der Bub' aus ? Hat v
schon einmal gefragt ach ihr ?
Sie schüttelte den Ropf. Mein
Gott ein Kind I Ich glaub', er spürt'
gar nicht, daß ein fehlt im Hau,"
Könnt' ein doch allweil ein Kind
bleiben ! Da ist jeder Tag wie ein ganz'
Vibtn ; nachher schlosst und sangst wie
der ein neu'S an !" Wolsrat erhob sich
und stieß die Kammerthür auf, und als
er den Rannt leer fand, fuhr ihm ein
Fluch über die Kippen.
Polzer, Polzer!" stammelte Seph'.
So sei doch sroh, daß die Dir' och
allweil nicht daheim ist. Ich mein',
da wär' ein gutes Zeichen ! Sie wird
ib lebig gesunde habe. Polzer, Pol
zer I Wen das wahr sei könnt', wen
er davonkam'! Wär' da ein Giiick!"
Schluchzend hob sie die Hände gegen
de Himmel. L Tu grundgntiger
Herrgott, schau, nur grad' das Einzige
thu' uns "
Ja, ja. nur grad das Einzige thu'
un I" siel Wolsrat mit heiserem Vachen
ein. Ja, scha doch, daß er wieder
auf sammt, daß er herstehen kann vor
mich nd den Arm ausstrecken nnd
sagen : ,Der da war's !' Wär' das ein
Glück ! Geh', Seph', geh', brauchst
Dich ja immer sorge, es wird schon
so konimen! Die Dir' wird schon
helse dazu und wenn sie ihn lebig
gesunden hat, wild sie ihn haschein und
bappel und wird reden siir ihn und
wird's halte mit ihm gegen nns I"
Polzer! Wie kannst D so von
Deiner Schwester reden!"
S.chwestcr ! Schwester !" lachte Wolf
rat zornig auf. Ich hätt' wohl ge
meint, sie wär' angewachsen an uns.
Aber Blut ist Blut ! Ja. ja sie
will halt hoch hinaus ! Hat sich aber
doch vergriffe ! Wenn er auch gleich
ei Fcderl aus der Kappen tragt und ein
Schießzeug sührt wie ein Herrischer er
ist halt doch nur ein Knecht !" Wieder
lachte er. Sie soll ihn haben! Und
wenn sie drinsitzt in seiner Keuschen
nachher sag' ich ihr's!"
' Sepha schaute ihn mit großen Augen
an ; sie verstand nicht, wa er redete.
Wa Polzer, was willst ihr sagen?"
Er wandte sich ab und that, als hatt'
er ihre Frage nicht gehört.
.Polzer?"
,'aß mich in Fried' mit der Dirn' !
Sie hat mein Brod gegessen nnd
schickt mir zum Bergeltsgott den Frei
mann über den Hai !"
Jesu !" schrie Sepha ans, griff mit
beide Händen zum Herze und siel er
blassend in die Kissen zurück.
Er stürzte erschrocken zu ihr. Seph',
um Gotteswillen, wa haft denn ?"
Völlig ltitgut ist mir 'worden!"
sagte sie mit matter Stimme und um
klammerte seine Hand.
Schau. Seph! thu' mir' zulieb,
nimm mir doch grad die Sorg' um
Deinetwegen von der Scel' schau,
der Krank in Dir wird ja ärger mit je
der tuiid' schau, wenn Dich über
winden könnt'st nnd that'st die Schweiß
blnh' nehmen,"
Und wcnn's nm mein ewiges Leben
wär', Polzer ich thu's nicht ! Lieber
soll's mit mir ein End' haben mit dem
nächsten Schnaufer I"
Er athmete tief und erhob sich.
Schau ach der Zeit, Polzer," sagte
sie, Du mußt in' Sudhaus. Und
das Brettl mußt auch och ausstellen."
Er nahm das Todteubrett, suchte
einen Hammer hervor und wollte die
Stube verlassen. Unter der Thür
wandte er sich wieder, löste einen hol
zernen Pflock ans der Vehmwand und
zog den Lederbentel mit der -chweiß-blnh'
an der Vertiefung hervor.
Was willst denn damit?" fragte
Sepha ängstlich,
Wegschaffen muß ich'S Ich kann'
doch nicht in der Mauer drin faulen
lassen,"
Nun ging er. Vor der Hausthür
blieb er stehen. Miez. Miez!" ries er.
Ans der Zchenne kam eine graue Katze
herbkigesprungen. Ihr wars er den
Inhalt deS Beutel vor. Für die
atz' ! Alle für die Katz' !"
Er stand nnd schaute dem Thiere zu,
wie es gierig über die Brocke herfiel ;
aber je hastiger e fraß, je besser ihm
das Gericht zu munden schien, desto
finsterer wurden Wolfrats Blicke, desto
mehr machte ihm ein heiß aufsteigender
Zorn die Adern an de Schläfen schwel
len. Und als die atze das letzte
Bröslein ans dem Sande leckie, schwang
Wolsrat jählings den Hammer:
Tollst du allein wa haben davon?"
Er wars den Hammer klagend machte
da getroffene Thier einen verzweifelten
Zprung nnd lag verendet ans der
Erde.
Da kam kippele um die Ecke gesprun
gen. Hastig grkss Wolsrat zu nnd ver
barg die todte Katze unter seiner Jacke ;
er hatte sie gerne wieder lebendig ge
macht ; daS ilncr war seine Buben
Liebling und Spielkamerad gewesen.
Mit raschen Schritten ging er dem Hag
zu und trat aus die Straße. Scheu
blickte er sich um und wars die Katze in
den vorbeirauschenden Sccbach.
Dann schlug er neben der Zaunthür
da Todtenbrett seines Kindes, die be
malte Seite gegen die Straße gewendet,
mit dem Hammer ausrecht in die
Erde, i TaS-eizen derTodtengiäder hat
sich in einzelnen Dörsern Bayerns alS ge
hciligter Brauch bis in die Gegenwart
,'rhaiten.) Es sollte jedem voruberman-
dernden Menschen sagen : Bef ein
Vaterunser, dier ist der Tod gewesen
und hat sich wieder ans deu Weg ge
macht nach einem anderen ,nau bet',
bei', vielleicht bist ?u der Nächste!"
A! Wolsrat den letzten Hammer
schlag gethan hatte, ging Zenza aus der
Ztiaße vorüber. Sie sah weder den
Zudmann noch da Breit, mil finsteren
Augen schaute sie nur immer vor sich
hin auf die Erde.
.Bet', bet'," ,'agte da Todtenbrett.
vielleicht bist Tu die Nächste!"
Wolsiak warf den Hammer über den
Hag ud wollte sich ans den Weg nach
dem -udhan machen. Die Plannen
mußten vorgebeizt werden, wenn der
Sud mit dem kommende Werktag wie
der in vollem Gang sein sollte. Ia ae
walinc er. daß er auf der Zeile, auf
elcher er die erschlagene ziatze getragen
batte, von der Brust bi zum nie mit
Blut deiropfk war. .Mensch oder
atz' es bleibt hau aüweil wa hän
gen an einem !" murmelte tr und stieg
zum liier der Albe k:mer. um sich zu
reinige. Er schöpfte cm paar Hau
oll Wiicr. und die Flecken waren ge
tilgt. .Ct" wohl für da ander' ca
ein A?aster gi? ?"
AI er wieder hinaufstieg zur Straße,
hörte er Httffchlag. Er wollte dem
Zug, der sich näherte, nicht begegnen
und sprang hinter ei Gebüsch. Mit
lautem Geplauder zogen sie vorüber :
voran Herr Heiniich von Jnziiig, der
Propst des Klosters, und Herr Schnute
mann, beide z Pferde ; hinter ihnen
Frater Severi z Fuß, mit geschürzter
Kutte, den Bergstock sührend; a seiner
Seite Walti mit vvllgepsropstein Ruck
sack; dann noch vier Klosieiknechte mit
schwer beladenen K raren.
Der Hahmo wird Augen machen,
wann er nS komme sieht !" sagte Fra
ter Severi, al er an dem Gebüsch vor
überschritt, hinter welchem Wolsrat
stand. Ich freu' mich schon aus ihn!
Weißt, Bub', ein Gärtner hat allweil
die Sonne gern' sie scheint so lieb und
warm in Hahmos Augen !"
Möcht' wissen, warum er gestern
gefehlt hat beim Osiertanz!" sagte
Walti. Ich hab' ihm eine Botschaft
sagen wollen und hab' gewartet "
Das Rauschen der Albe verschlang
die Worte de Weiterschreitenden. Wols
rat kam hinter dem Gebüsch hervor und
blickte den Verschwindenden ach.
Jetzt hebt sich der Hammer ans Über
der Katz' !" murmelte er und griff mit
beiden Händen nach feinem Kopf.
IZ. Kapitel.
Herr Heinrich von Jnzing fuhr zu
Berge, in den falzende Anerhah zu
jagen. Et hatte daö Kleid de Priesters
gegen ein ritterliche Jagdgewand er
tauscht, trug um die Hüfte da Waid
gehenk uud die Armbrust aus dem
Rücke. In gleicher Weise war Herr
Schliittemann bewaffnet; an seinen
rollenden Auge aber blickte kein Schim
mer froher Jagdlaune ; Fra Läeilia,
die ihn nothgezwungen für eine Woche
au ihrem Zaum entlasse mußte, hatte
ihm einen Abschied bereitet, der aus eine
für acht Tage voll ausreichende Wir
kuiig bemessen war.
Eine Probe dieser Wirkung bekamen
an der Seeland die beiden Fischknechte
zu spüren, welche mit einem weitbauchig
gezimmerten Kahn auf den Propst und
sein Gefolge warteten, Sie hatte ach
der Meinung des Vogtes den Boden
des Schiffes nicht genügend gesäubert,
und so snhr unter Herrn Schluttemanns
Schnauzbart hervor ei Donnerwetter
aus sie nieder, daß sie die Köpfe duckten
wie Hirschkälber, wenn ihnen der erste
Schnee ans die Luser" fällt.
Walti nnd die vier Knechte wurden
beordert, den Weg nach der Röth' über
die Almen zu nehmen. Frater Severin
wollte sich ihnen anschließen. Die
Leut' tragen kostbare Sachen ans dem
Buckel," meinte er, es muß einer dabei
sein, der ein Ang' auf sie hat !"
Nein, Bruder, komm' nur mit uns !"
lächelte Herr Heinrich, Die Leute
gehen zu laugsam für Dich. Tu mußt
wacker ausschreiten, damit Du Fett ver
lierst, sonst fällt Dir im Garten das
Bücken schwer !"
Frater Severi seuszte und ergab sich
in sei schweißtriefende Schicksal. Da
Boot stieß i den See, dessen schim
mernden Spiegel kein Lusthaach trübte.
Die Tropsen, welche von den plätschern
den Rudern sielen, glitzerken in der
Sonne wie Edelsteine ; alle Berge waren
von Dust nmwoben ; über die grauen,
hochgethUrmlen Felswände und durch
den immergrünen Bergwald zogen sich
die schäumenden Sturzbäche hernieder
gleich silbernen Adern.
Sagt, Herr Vogt," , und mit ge
nießenden Augen blickte Herr Heinrich
umher, wo i der Welt steht ein Klo
fter, dessen Fürst sich eines Münster
rühnie kann, wie ich es besitze: die
Säulen und Wände für die Ewigkeit
gebaut, die Fliesen ein einziger Sma
ragd, und als Dach der Himmel mit
Gottes leuchtendem Auge !"
Herr Schluttemann ließ ein Gebrumm
vernehmen,' welche seine Zustimmung
kundgeben sollte. Im Hintertheii des
Schiffes aber seuszte Frater Severin :
Gotte Auge hat einen heißen Blick
,Gotte Güte wäre kühler." Er lauchte
die Hand in da kalte Wasser und be
netzte seine Stirne.
Die Fischknechte wollten die Richtung
mitten durch den See nach der gischun
Icl) halten, von welcher au der kürzeste
Weg in die Röth' emporsührte. ' Herr
Heinrich aber besah! ihnen : Zur see
klause, wir nehmen den Aufstieg von
dort !"
Reverendissime, " wandte Herr
Schluttemann ein, da ist aber ein
teuflischer Umweg !"
") Name Der am Bist M Cbtrite gelegt,
rrn Alm, milche sich schon in Urkunden au
Dtra ansang M 14. Jahrhundert ermahi
findet.
De Umweg kenn' ich, doch ist mir'
in Teufel och nie auf ihm begegnet !"
fächelnd blickte Herr Heinrich zu Krater
severi zurück. Wir gehen den min
Zer steilen Weg Dir zu liebe. Du
sollst fänstiglich vom fleische fallen."
Seufzend legte der Frater die Hände
ihn fein Bauchlei,
Knirschend fuhr das Boot 'n sandig
verlausendes User, welches durchbrochen
ivar vom Bett eines schaumenden Baches.
crr Heinrich, der Vogt nd Fiater
, severi gingen an evano. nno oie iNien
! knechte stienen den Kahn in die See zu
! rück, um die Heimsahn anzutreten.
. steiget nur immer voran nnd wartet
meiner aus der Hohe," sagte Herr Hein
rich. Ter Vogt und Frater Severin über
schritten ans schwankendem Stege den
Wildbach und verschwanden aus dem
! jenseitige User im sanft ansteigenden
! Bergwald, Herr Heinrich ging den
I Wildbach entlang, bis er eine aus Stei
j nen erbaute, an eine holte Felswand an
! gelehnte Klause erreichte. Er viinctc
j die Thür, aber d,e Klause war leer.
. Dietwald !" rief er mit lauter
Stimme ; doch Niemand zeigte sich.
! Sollte er hinansgesabren sein zum
Hlichiang i och nein, der Etnbaum
lag ja an das User gezogen. Herr Hein
eich folgte einem schmalen Fußpfad.
Immer dichter trat die ragende Fels
wand an den Wildbach heran, cn der
anderen Seite na'aene sich der Berg
wald. so daß eine enge -chlucht gebildet
wurde, auf deren Grund die schäumen
den Waiier in tief zerrissenem Bett mit
hrbetaubendem rann hinwegranschte
über machtige Steinktotze und zerschmet
terte Banmiiamme, W die Schlucht
ein Ende nabm, stürzte der Bach ul
IcmvmcciiuuT .po.ie itameoer i et von
siedendem Schaum ersiilltes Becken, wel
che der i die Luft zerfprüheude Was
serstaub, von einem verlorene Sonne
strahl durchleuchtet, mit buiilsarbigem
Schimmer überwod. Nebe dem Was
sersall zeigte sich an der Felswand der
Eingang einer Hohle, vor welcher ein
hohe stetnerne Kren; errichtet war,
schon gra verwittert d halb über
zogen von gelblichem 'Moo.
Dem Kreuz zu Füßen, auf einem
FelSblock. faß Pater Desertu, der
Fischmeifter des Kloster. Er hielt den
einen An auf daö Knie gestützt und
da Haupt auf die Hand geneigt ; mit
der andere Hand nah, er von dem
dürren Astwerk, da der Wilddach an
da Ufer geschwemmt halte, immer wie
der einen Zweig nd wars ihn zurück in
da wirbelnde Waffer; mit starren
Augen, verloren in Gedanken, schaute
er zu, wie der Strudel den Zweig er
schlang, wie ihn die Wellen mit sich
sortrissen. Dann nickte er finster vor
sich hin und warf einen anderen
Zweig.
Er horte vor dem Rausche des Was
sers die nahenden Schritte nicht und
blickte betroffen auf, als er eine Hand
auf seiner Schulter fühlte. .Herr Heiu
rich!" Grüßend neigte er da Haupt
und erhob sich.
Wa treibst Du hier?" fragte la
chelnd der Propst.
Das Spiel meiner Tage."
Herr Heinrich betrachtete den Pater
mit ernsten Augen und schüttelte den
Kops. Dann sagteer: Komm, laß
nns zur Klause gehen, hier hört man ja
kaum den Klang des eigenen Worte,"
Er wanderte den Psad zurück und Pater
Desettus folgte. Vor der Klause lie
ßen sie sich ans die Steinbank nieder.
Warm schien die Sonne über ihnen;
da gemilderte Rauschen de Wildbach
tönte wie Musik, draußen lag der glatte
See, wie grüne Seide schimmernd, und
über die steilen Wände, die ihn urnzo
gen, hoben der Watzmann und die
sieben Watzmannkinder ihre weißen
Zinken in da reine Blau des Him
mels. Ein schöne Plätzchen !" sagte Herr
Heinrich. Hier bist Du wohl gerne ?"
Ja, denn ich lebe und störe auch die
Freude keine anderen Menschen. Aber
sagt, was sührt Euch zu mir?"
Muß ich nicht zu Dir kommen, da
Du mich z meiden scheinst?"
Ich thu' es um Euretwillen. Mein
Blick verjagt da Lächeln, und Ihr
lächelt gerne."
Ja, Dietwald, seit ich erkennen
lernte, daß Weinen zwecklos ist. Doch
lassen wir das. Ich bringe Dir einen
Gruß !"
Langsam hob Pater Desertu das
Haupt. So lebt noch ein Mensch,
der Ursache hätte, meiner zu denken?" i
Der Kaiser!"
Ueber daö bleiche Antlitz des Pater
flog eine heiße Rothe, nnd es zuckte'
durch seine Glieder, al stünde ein Roß
vor ihm, das es zu besteigen gälte, als
binge ein Schwert in der Lust, da er
fassen müßte. Doch rasch ging diese
Regung vorüber; er legte die Hand
aus das Kreuz an seiner Brust und
sagte mit versinkender Stimme : Ich
danke für den Gruß grüßet Herrn
Ludwig wieder!"
Er hat mir einen Brief geschrieben,
ach, von Sorgen schwer ! Der Papst
setzt ihm bitter u und schürt ihm Zwie
tracht an allen Ecken und Enden. Hätt'
unser Herr Kriegsmannen so viel wie
Sorgen, er hätt' ein Heer, wie e kein
Kaiser noch gesammelt! Und sieh,
Tietwald, in allen Sorgen denkt er
Dein und läßt Dich grüßen und fragt
nach Deinem Wohlergehen und hofft,
daß Dein Rummer sich gemildert hätte.
Er hat Dir den Tag von Ampfing
nicht vergessen! Tu hast ihm sein
Reich erfechten helse !"
Und habe um jene Tages willen
mein eigen Reich verloren!" brach es
in wildem Schmerze von de Pater
Lippen. ,,,AU meiner Güter bestes!
Ällen Werth uud 2lle S?u-? meine
jungen Leben, all mein Glück, all
meine Seligkeit !"
Dietwald!" mahnte Herr Heinrich
mit ernstem Worte, darf ein Priester
so sprechen ?"
Pater Desertu hörte nicht; e
loderte aus ihm hervor wie entfesselte
Feuer.
Ach, wie war ich so stolz an jenem
Tag, al ich vor Ludwig stand, ein Sie
gcr anker Siegern, mit stumpsgeschlage
nem chwert, der Glanz meiner Rü
stung erloschen im Blut der Feinde!
Wie ein Falk flog meine Seele, und
mein Herz wie eine sehnende Taubenach
ihrem Nest heimwärts, heimwärts !
Nenn Tage noch hält mich die Pflicht,
und jetzt jetzt geht es nach Hause,
wie im Sturm, Tag und Nacht im Sat
tel. Da Roß bricht unter mir
schon im Sturze greis' ich ach einem
anderen! Heim, heim, zu Weib und
Kind! So hell und freudig hat mein
Schlachtruf nie geklungen wie dieser
Jubelschrei meine Herzen. Bei
grauendem Morgen erreich' ich den
Bannwald meiner Burg. Jeder Baum,
der an mir vorüber fliegt, ist mir ein
Weiser zu meinem Glück! Nun ist ja
Friede, nun darf ich rüden ich sehe
schon die heimliche Stube mit dem sou
mgen Erker, ich sehe mich nizen, mir zur
Seite mein junge, holdselige Weib,
da von dunklem Gelock umtluthete
Kopschen an meine Schulter lehnend, zu
mir ausblickend mit leuchtenden Augen
nnd hier, auf meinem Knie, da
schaukelt mein Knabe, macht große
Augen und lauscht, den ich erzähle von,
Kaiser, von Fehde und Sieg nd iii
der Wiege schlummeN mein siißes
Mägdlein nnd träumt in sei werden
de Leben hinein wie eine noipe in den
sonnigen Tag ! Heim, beim, heim !
Tort ist schon die Hohe im Wald, von
in ich den Giebel meiner Burg erblicke
muß. Jetzt hab' ich sie erreicht ich
spade. spähe und spähe und sehe
nicht! Hat sich mein Hau verrückt?
Hat sich der Wald verwachsen? Ein
zitternde Ahnen be'allt mich, ich peitsche
mein Roß, ich reite, reite, reite dort
ist der Sannt des Walde jetzt bab'
ich ihn ! Ich bebe mich auf im Sattel
mein Blick fliegt über da Thal
und ich sehe sehe "
'Schaudernd schlug er die Hände vor
da Antlitz, und seine Stimme etiotch
in dvmpsem Stöhnen.
.Dietwald!' malmte Herr Heinrich
tietbeweat. kannst Du Deinem Her.cr
nicht geöieten, so gebiete Deiner Znng:,
Sie soll nicht nennen, wa hinter Dir
liegt, seit Du den Scheitel beugtest, um
Gotte Knecht zu werden,"
Pater Desertu hörte nicht. Er ließ
die Aniie sinken und starrte mit bre
nenden Auge in' Leere, lind da,
als stünde geisterhast ei Bild vor ihm,
dcutete er vor sich hin, Da? Da
ist mein Glück ? Ein Hansen Trümmer,
glühende Steine und rauchendes Ge
bälk ? Da war mein Hau ? Ja, ja
e steht da Thor noch mit dem Wap
pe darüber: der weiße Jslandsalk im
blauen Feld ? Und da ? Sind da die
Tauben, die im Thurm genistet ? Tau
ben, die wie Rabe krächze, wie h
gernde Geier schreien ? Sie wittern da
Futter schon wie die Aepsel um den
Baum, so liege die Leichen der dort
mit dem grauen Kopf nnd der gespal
leue Stirn, da ist Reinold, mein
Pförtner ! Er hat immer gern geschla
se! So wach' doch auf, Alter! Rede
doch ! Wo ist niein Weib, wo sind meine
Kinder? Soll ich Dir eine Handvoll
Asche zeigen ? Sieh doch her ! Ist da
mein süße Weib? Oder da? Und
hier, der verkohlte Knochen? Da ist
wohl mein schöner Knabe ? Oder gar
Dein Hund? Und dort, sieh' nur im
Schutt, dort glinunt es noch ! Da ist
die Wiege ? Ja?"
Dietwald! Erwache!" ries Herr
Heinrich und rüttelte ihn am Arm.
Er schaute aus mit verlorenem Blick,
Erwache l da war da erste Wort,
da ich hörte! Einen Tag, eine Nacht
und noch einen Tag wie ein Berg
mann nach Gold, so wühlte ich nach
verkohlten Gebeinen und schrie nur
immer : wer hat mir da gethan ? Ich
hatte doch keinen Nachbar, der mir
grollte, ich hatte keinen Feind I In mci
nem Jammer wußt' ich feiuen Weg
die Augen blind vom Weinen, bin ich
gegangen nd gegangen nd an der
Porte des Klosters fiel ich nieder. Sie
trugen mich in eine'Zelle und riefen:
.Erwache I Erwache !' Und ich blieb
und ließ geschehen, was geschah !"
Mit Schmerzen, Dietwald, hab' ich
e lang' erkennen müssen : es war für
Dich der rechte Weg nicht! Hättest Du
doch Trost gesucht in Kampf und That,
auf dem Schlachtfeld nicht in der
Zelle!"
Ich hoffte, ihn zu finden ! Durch
Tage nnd Nächte, Wochen nnd Jahre
lag ich in brünstigem Gebet und schrie
zu Gott au tiefster Seele: laß mich
vergessen ! Ich schlug mit der Geißel
meinen Rücken blutig, m durch die
Schmerzen meines Leibes die Qual de
Herzens zu betäuben es hals nicht,
half nicht I Ich konnte nicht vergessen,
konnte nicht hassen ! Wenn ich kämpste
um das Heil meiner reele, so träumte
ich den Kuß meines Weibe wenn ich
den Himmel suchte, fand ich ihn in mei
ner Kinder Augen, die mir entgegen
blickten au der Luft meiner Zelle, ans
jedem Blatt de heiligen Buche, an
tedcm Bildwerk in der Kirche, an je
dem Abbild des Erlöser !" '
Und fandest Du nicht Trost bei
Deinen Brüdern, von denen mancher
eine Welt von Schmerzen überwand,
da er sich Gott ergab ?"
Meine Brüder ? Sagt Ihr das im
Ernste, Herr Heinrich? Ich meine
doch, Ihr kennet Eure Ehorherren !"
Verdamme die Schwachen nicht!
Kleine Seelen haben kleine Wünsche.
Sieh diesen Weg an es treibt das
edle Wild nach seiner Höhe die zu
friedenen Hasen nisten hier unten im
niederen Gevllsch. Und sie beide sind
doch Geschöpse au? eine Schöpser
Haiti) !"
Meine Brüder? Hätt' ich unter
ihnen nur einen gesunde, der gewesen
märe, wie Ihr seid! Meine Brüder!
Sie freuten sich der Wälder und Felder,
die ich dem Kloster brachte und hat
ten für mich nur Worte : Gott hat es
gegeben, Gott hat es genommen ! Gott !
Gott! Gott!"
Wie sprichst Du diese Wort ! Diel
wald !" Und Herr Heinrich erhob sich.
Du glaubst nicht an Gott cm Prie
fter!" Mit tiefernsten Augen schaute Pater
Desertu zu ihm ans. Ich glaube an
Gott! Wer hätte diesen kein zu
meinen Füßen erschaffen wenn er
nicht ? Wer hätte diese ewigen Felsen
erbaut nnd über schwindelnd tiefe Gründe
diesen schönen See ergossen wenn er
nicht? Wer die Lust bevölkert, das
Wasser und den Wald wenn er nicht ?
Wer hätte diesem Baum die nährende
Wurzel gegeben, die treibende Krast des
Mark, und den Wohlverstand, mit
dem er seine Zweige nach der Sonne
breitet wenn er nicht ? Ans wessen
Hand wohl wäre der Liebreiz geflossen,
der mein Weib umschimmerle die
süße Unschuld in den Äugen meiner Ai
der wenn nicht ans seiner Hand ?
Wer hätte mich selbst erschaffet, und
mein Herz erfüllt mit jauchzender Freude
und seligem Glück wen er e nicht
gethan? Doch wer vernichtete mein
Giiick? Wer riß mir die Freude au
dem Herzen uud füllte meine Brust mit
Cual und Pein ? Wer ließ mein Weib
verbrennen und meiner Kinder holde
Leben erlöschen in Glnth nd Ranch?
Wer schickt den Blii'strabl über diesen
Baum, wer in fein Mark die Fänlniß ?
Wer schlägt mit Schmerzen und Tod
alles, wa athmet in Wasser, Lust un!
Wald ? Wer stürzt die Felsen vernich
tend über Thal nnd Hütten, nnd wer
emvört den See, daß er die Ufer über
schäumt und alles ringsumher verwüstet,
wa doch nur Werk ist aus Gottes
eigener Hand ? Wer ? Wer ': Wer ?
Und warum ?"
In Herrn Hein, ichs Augen leuchtete
ein herzlicher Blick, Wer thäte das
alle - wen,, er nicht ? Aber- warum ?
Ja. mein Sohn, da bi ich nbersraat !"
Vächelnd legte er die Hand auf deS PaierS
Schulter. .Zieh. Iietwald ich
konnte sagen : was Uedles kommt, ist
eine Strate oder eine Prüfung. Aber
das sag' ich nicht zu Tir nicht ! Gott
prust nicht er weiß doch, wie schwach
die Menschen sind! Und wer wie Gott
so groß ist in der riebe, ist im Zorne
nicht so kle,n so kleinlich, wie Tu
bist mit Teinem thörichten Waium!
Ja. ja. Tietwald!" Er setzte sich an
des Pater Seite und faßte teine Hand.
.Du in von zweiundrierzig Iahte!
Im schmerze kannst Du fragen:
warum?'
.Herr Heinrich!' fia:nn!e,e Pater
Trsertu?.
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