ver Vistanzritt vor zweilzuiidttt fahren. G,Ich,ch,che tfrjählung von Siebend March, Da Tanztest, da! General an der Behlen am Abende de II. Februar 1003 in den Räumen seine am Kärnt, erlhore zu Wien gelegenen Hauses gab, war in vollem Gange. Die zahlreichen Zste unteihiellen sich auf' Beste. Die Heiteren saßen Iheil an den Sxiel tischen, theil in den Speisezimmern an wohlbesetzten Tafeln, die junge Welt aber tummelte sich bei den Klängen einer ausezeichneten Musik lustig im Tanz saale. t? maren herrliche Gestalten, die da im Springtanz oder Reigen, dem Ahn Herrn des Walter, bunt duichrinander wogten. Mit Vergnllgen ruhte da Auge aus ihnen und würde wirklich in Ber legenheit gerathen kein, einer davon den Prei der Echtheit zuzuerkennen, hätte e nicht schon längst sestgestanden, das, derselbe Charlotte van der Vehle, der Tochter de Hause, und dem Grafen Hermann Otto v. Limpurg-Sturum ge bühre. Und in der That war ein schönere Paar kaum denkbar. Sie eine schlanke, zarte Blondine mit blauen Augen, in dem frischen rostgen Gestcht. er eine hohe Erscheinung mit scharf geschnittenen, ge, bräunten Zügen und sprechenden dun kein Augen, Dam kam noch die schnee weifte, goldoerbrämte Uniform eine StabSosfizier der bayreutischen Dra goner, die der Graf trug. Sie hob da 'Ebenmaß seiner Glieder und brachte leine echt kriegerische Schönheit zur vollsten Geltung. Jetzt war der Tanz zu Ende, und Charlotte schritt am Arme ihre Kava, lier einem Nebenzimmer zu. ,Jch will hier eintreten, Hermann sagte sie, Du aber wirst mir einen 9lit terdienst erweisen, nicht wahr?" O mit tausend Freuden! Wa soll ich thun, um die Königin meine Herzens zu erfreuen?" .Sich nur den Vater an," fuhr Ebar lotte, das Kompliment nicht beachtend, fort. Er ist eihitzt, und Lord Kcnil worth, dieser fatale Mensch, lächelt so verbissen. Ach, Hermann, mir ist'S im mer, als ob mir der Engländer noch Unheil bringen sollte. Wenn Du mich liebst, ersorsche, was er mit dem Vater bt stifte Frieden!" Graf Slyrum küßte feurig die kleine weiße Hand seiner Verlobten, und eilte, während ste in dem Nebenzimmer oer? schwand, der Stelle zu, wo die beiden, vermeintlich in Streit gerathenen Herren standen. Der ältere von ihnen, General Willem van der Behlen, eine martialische Er scheinuvg in dem schlichten dunklen St-. wände der reichsdeutschen Heerführer jener Zeit, streckte dem jungen Offizier beide Hände entgegen. Gut, daß Du kommst, mein Junge sagte er dabei. Wir, Mylord und ich, find da in einen Streit gerathen, in den Du al NitterSmann ein gewichtiges Wort mit drein z reden hast. Also höre, um wa e sich handelt, Lord Ke nilworth behauptet, die englische Reiterei sei die erste und beste in der Welt. Nun, was sagst Du dazu?" ,M?lord hat da Recht, die Reiter seiner Nation so hoch zu schätzen," sprach n dann. Ich halte es mit den meinen ebenso!" Ah, ein neuer Gegner!" meinte Lord Kenilmorth, britischer Gesandte am Hofe de deutschen Kaiser Leopold I. ver bindlichst lächelnd. Ich freue mich wirklich außerordentlich, auch mit Ihnen, Herr Graf, streiten zu können, Begin, nen Sie denn! Sagen Sie Alle, wa Sie von der deutschen Reiterei Gute wissen. Ich werde Ihnen dann noch Bessere von der unseren erzählen, und wenn Sie gerecht sind, erden Sie sich geschlagen geben müssen!" .Niemal, Mvlord!" versetzte St, rum. Ich bin vielmehr gewiß, daß im Redekamxse Sie unterliegen wür den. Bedenken Sie doch Zei gegen Einen!" Also wa soll geschehen, um die schme bende Frage zu entscheiden?" fragte van der Vehlen seinen zukünftigen Schau, gersohn. Wie willst Du die Ehre Dci ne Stande wahren?" Durch die That!" erwiderte Styrum ruhig. ,Ma!ord gründet seine Behaup, tuug, die englische Reiterei sei die beste der Welt, wahrscheinlich darauf, daß jeder Mann und jede Plerd den größten An ftrengungen gewachsen ist und an Schnei, iigkeit in der Erreichung entsernter Ziele unübertroffen dasteht, ' So ist e, Herr Gras, so ist e!" Nun gut," fuhr Slunim fort, da wir darüber einig find, so hündell e ffch mir noch darum, zu erfahren, welche Reiterleistuvg Mylord in jeder Beziehung für die bedeutendste hält." Kenilmorth dachte einen Moment nach. Dann sagte er: Bei mir zu Hause ist John Harri auf einem gewöhnlichen Pferde vierunt zwanzig englische Meilen in zwei Stunden geritten und in gutem Zustande an' Ziel gelangt, Ta nt.acht ihm, lenke ich, kein Deutscher nach!" Oho!" rief Stvrum, Ich weide John Harris übertreffen!" So? Da wollen Sie?" Allen Ernste. Mvlard. Ich will skchsundimanziz englische Meile in sieben Viertelstunden reiten!" Bravo!" rief der General hoch er freut dem Grasen zu, enilworlaber schüttelte bedenklich den Sopk. Sie verleibe, daß ich da Gelingen Ihre Voihaben be,weMe," sagte er. John Harr, hat entschledea da Höchste geleistet." .Ich werde ihn schlagen." Unmöglich!" Wa gilt die Wette?" .Wa Sie wollen, Herr Giaf!" tausend Dukaten also!" Angenommen!" Und noch Ein, Mylord! Wenn ich siege, erden Sie öffentlich anerkennen, daß Ihr Urtheil über die deutsche Reite, rei ein voreilige war." Diese Bedingung ist hart, aber ich erde sie erfüllen. Und Sie, Herr Graf, a bieten Sie mir dagegen im Falle ihrer Niederlage?" Fordern Sie, wa Sie wollen. Ich acc'ptire Alles." Ein hämische Lächeln glitt über Kenilmorth' übrigens nicht unange nehme Züge. Ei große Wort, Herr Gras," sagte er. Sie nehmen e viel leicht zmück " Das thut ein Stvrum nie. Ihre letzte Vedingiinq denn!" Wohlan," sagte der Engländer mit gewohnter Gelaffenheit, Sie bleiben die nächsten zehn Jahre unoermählt, wenn sie ute, liegen ! " Die Wirkung dieser Worte war eine tiefgehende. Van der Behlen und die Herren, die sich inzwischen zu ihm gesellt halten, waren sprachlos vor Erstaunen. Selbst Slyrum schien betroffen zu sein, allein schon im nächsten Augenblicke hatte er steh gesaßt und erklärte mit ruhiger Bestimmtheit, auch diese Bedingung am nehmen zu wollen. Die Wette stand also fest und wurde sosort eingehend besprochen. Da Re sultat war, daß Gras Styrum den Welt-, ritt auf dem Rappen, den er gewöhnlich zu reiten pflegte, am 13. Februar 1693 unter allen Umständen, das heißt ohne Rücksicht auf Wind und Wetter zu unters nehmen habe. Als Distanz wurde die ungefähr sechsundzanzig englische Mei len lange Strecke zwischen Wien und WienerNeustadt in der Weise bestimmt, daß letzterer Ort der Ausgangspunkt, der Platz vor dem Stexhansdome aber das Endziel sein sollte. Ferner wurde festgesetzt, daß der Graf daselbst nur aus dem Pfeide ankommen dürfe, auf dem er Neustadt verlaffen, und daß dieses Pferd, sowie nicht minder der Reiter zu eiteren Leistungen tauglich, also, wie man heute sagen würde, in guter Kondition" sein mäste, Denn nur dann könnte ein solcher Ritt für die Trefflichkeit von Pferd und Reiter gen, nur dann irgend einen höheren Werth beanspruchen, wenn weder die Kräfte des Thieres noch seine Herrn erschöpft würden. ES zeichnete sich also dieser historische Distanzritt sehr ortheilhast vor gewissen modernen aus. , Auch Kampsrichter wurden ernaant, die am Ausgangs? und Endpunkt des RitteS ihre Amte walten sollten. kurz, es fehlte keine der Aeußerlichkeiten, welche kei den Distanzritten beobachtet zu werden pflegen, nur daß die Stunde des Abrittes im Voraus festgesetzt wurde. Darnach durste Graf Styrum Wiener Neustadt nicht früher und nicht später als um 9 Uhr Morgens verlaffen und hatte am Stephanslome nicht später als um zehn Uhr sünfundoierzig Minu ten einzutreffen, widrigenfalls er, ohne Rücksicht auf alle ihm etwa unterwegs zustoßenden bösen Zusälle, die Wette er loren haben sollte. Diese Uebereinkommen wurde im Saale natürlich bald bekannt und ver schiedeartig beurtheilt. Hier gab man dem Grasen vollkommen Recht, daß er für die Ehre der deutschen Reiterei so mannhast eingetreten war und feierte ihn bereits als Sieger, dort aber wagte man e, ihn leise zu tadeln. Da lln ternehmen war denn doch sehr schmierig. Man stand sozusagen mitten im Winter, und eine nicht eben leichte Schneedecke lag auf der zu xasflrenden, keineswegs guten Heerstraße. Zu dem noch, daß gerade gegen Ende der Distanz der Wie neiberg, eine ziemlich steil ansteigende Höhe, zu bezwingen war und daß, wenn schon nicht dem Reiter, so doch dem Pserde leicht ein Unsall zustoßen konnte. Wie, wenn e strauchelte, stürzte und sich verletzte? ,Drc Styrum", wie der Gras allgemein genannt wurde, hätte also, meinte man, doch nicht Alles auf's Spiel setzen sollen, Tausend Dukaten und noch mehr konnte und durste er der deutschen Ehre wegen allerdings wagen, aber das Mädchen seiner Wahl, die ge liebte und liebende Braut, Charlotte von der Vehlen, nimmermehr! Selbstverständlich gab es unter Veh len' Gästen auch solche, die nicht blos mit der Möglichkeit, sondern mit der Gewißheit de Verlustes der Wette rech eten. Ihrer Ansicht nach war es eben einfach unmöglich, eine solche Strecke in sieben Viertelstunden zu durchreiten. Der Engländer hatte somit gewonnenes Spiel. Hört, wa ich euch sage", sprach der junge Graf Leiningen zu seinen Freun den. Der Styrum ist ei! verlorener Mann. Und seine Braut merkt üx denn nicht, daß e bei der ganzen Ge schichte eigentlich nur auf sie abgesehen ist? Der Engländer hit sich um sie it müht, aber einen Korb erhalten de Slyrum wegen. Das trug er ihm nach und darum stellte er seine Bedingung. Und wa gilt'S, er sührt die schöne Char lotte noch heim!" Das darf kein Deutscher dulden!" rief der Prinz Liechtenstein und rückte mit dem Vorschlage heraus, eine Liga zu bilden, deren einziger Zweck e sein sollte, Charlotte dem Engländer streitig zu macheu. Jeder L'gist sollte sich er pflichten, den Engländer unter irgend einem Vormande zum Duell herauszu fordern, und Einer mußte ihm doch den Varau machen. Dieser Vorschlag wurde begeistert angenommen, und Lord Kenilmorlh hätte daher am besten daran gethan, nach Hause zu gehe und sein Testament zu machen. Allein er blieb und vergnügt sich, als ob kein Wölkchen de Himmel seine Lebeu trübie. Auch Styrum gab sich nach Erledi gung des Zwischensall wieder ganz der Lust und Freude hin. War er doch sei neö SiegcS gewiß, und dann hatte ja auch Charlotte sein Handeln gebilligt. Wider alles Erwarten war kein Wort mehr von jener Furcht über ihre Lippen gekommen, die ihr der Engländer einge flößt. Auch ichien ste von dem Gelingen des Vorhaben Styrum überzeugt zu sein, denn sie stellte ihm einen ganz che, sonder schönen SiegcSprei in sichere Aussicht. Styrum war auf feine Braut stolzer denn je. Tausend Andere an ihrer Stelle hätten sich in Thränen und Kla gen erschöpft und da Schlimmste be sürchtet, sie aber vertraute seiner Kraft, ihr siel es gar nicht ein an seinem Er folge zu zweifeln. O, wie stark war ihre Liebe! Und der Graf täuschte sich wahrlich nicht. Charlottens Liebe war wirklich so stark, daß sie selbst den Schrecken be meistert hatte, der sie ergriff, als ste von der Wette Kenntniß erhielt. Es darf nicht stattfinden, dieses frevle Spiel I" hätte ste rufen mögen, allein sie war ein Soldatenkind, sie kannte die Art und Denkungswkise jener Kreise und ließ Niemand merken, daß sie bange und bebe um ihr Glück. Der Gedanke, daß Hermann die Wette verlieren, daß ste noch zehn Jahre aus die Erfüllung ihres Glückes harren, wohl gar den Geliebten ganz aufgeben 'müsse, erpreßte ihr bittere Thränen. Zu dem kam noch die Ueberzeugung, daß sie selbst dem Engländer das Opser gelie fert hatte. Würde sie Hermann nicht zum Vater geschickt haben, dann wäre dessen Meinungsverschiedenheit mit dem Engländer gewiß in ganz anderer Weise beigelegt worden. Warum war sie über Haupt so sehr erschrocken, als ste den General mit dem Gesandten erregt spre chen sah? Sie konnte sich darüber keine Rechen schast geben und ar sehr geneigt, sich für ein Opser des Verhängnisses zu hol ten. Infolge dessen sand sie keine Ruhe in ihrem Kämmerlein, und mährend sich Styrum srisch und munter von seinem Lager erhob, stand sie müde und ma?t tieftraurig auf. Eine Ewigkeit dünkte ihr der nächste Tag und doch hätte sie ihn festhalten mögen, denn so lange er nicht verstrichen ar, gehörte der Geliebte noch ihr. Morgen aber er konnte wissen, wie die Würfel sielen? Dies sagten auch viele der Kavaliere, eiche Styrum nach Wiener-Neustadt das Geleite gaben, denn der Weg ar viel schlechter, als man zu fürchten ge wagt hatte. Nicht einen Fuß, sondern fast doppelt so hoch lag der Schnee und stellenweise war die südwärts, durch eine nach Osten zu offene Ebene lausende Straße so vollständig erweht, daß die Kavalkade wiederholt davon abkam und erst nach nahezu vierstündigem Ritte an ihrem Bestimmungsorte eintraf. Das waren schlechte Aussichten, allein Graf Slyrum schien dadurch nicht im Geringsten entmuthigt zu sein. Er blieb dabei, daß ihm sein Rappe zum Siege tragen werde. Ich hätte sicherlich nicht gewettet, wenn die Leistung, um die es sich handelt, unmöglich wäre," tröstete er seine besorg ten Freunde. Seid froh auf, ich komme zur rechten Zeit ans Ziel, und der Eng länder wird der deutschen Reiterei ein Loblied flngen, das ganz Europa durch hallen soll." Indeß schien das Schicksal dem Unter nehmen nicht hold zu sein. Die ganze Nacht zum 13. Februar siel dichter Schnee und trüb und kalt erwachte der Morgen dieses Tages. Zudem erhob sich bald nach Sonnenaufgang ein scharser Ostwind und fegte mit wachsender Ge walt über das Gesilde. In dichten Wolken floh der Schnee vor dem wilden Gesellen einher. Die Kampfrichter erschienen mit be sorgten Mienen auf dem Marktplatze, und Graf Slyrum schwang sich in den Sattel. Ungeduldig scharrte der Rappe den schneebedeckten Boden. Es war in schönes, ungewöhnlich hohes und starkes Thier, nachweislich deutscher Abkunst. Seine Haut glänzte wie Sammet, das große Auge sprühte Lebenskraft und der stolz erhobene schöne Kops mit der stern förmigen Blässe aus der Stirne verrieth deutlich, daß Pluto", so hieß der Rappe, vor dem Ostwind, den so Viele für ein unbesigbares Hinderniß des Rittes er klärten, nicht die mindeste Furcht em xsinde. Muhig schäumte er in die Zügel. Styrum halte Mühe, ihn fest zuhalten, bi die neunte Stunde schlug. Kaum aber war deren letzter Schlag verhallt, und kaum hatte sich auf der Kampfrichterbühne eine rothe Fahne ge senkt, da ließ der Gras die Zügel fahren. Das war genug, Pluto wußte, was er zu thun habe. Er jagte von bannen, hinein in Schnee und Wind. Im näch. sten Momente schon war er den Blicken der aus dem Marktplatz versammelten Menschenmenge entschwunden. Slyrum jagle auf dem kürzesten Wege der Landstraße zu, denn er hatte wahrlich nicht viel Zeit zu verlieren. Ehre und Lebensglück Hinzen an der flüchtigen Mi nute. Styrum wußte es, denn er halte sich wahrlich nicht leichtsinnig in dielen Kampf begeben. Nein, sein Pluto hatte schon wiederholt Leistungen vollbracht, die an'S Unglaubliche grenzten. Freilich nicht bei solchem Wetter. Indeß r kämpfte wacker gegen den immer stärker werdenden Sturm, der ihn in der rechte Flanke faßte und von feinem Wege abzudrängen suchte. Toch vergebens. Pluto trotzte dem wüihenden Anpralle des Sturme und nahm spielend die mächtigen Schneewehen, die quer über der Straße lagen. Bald, in nicht ganz einer Viertel stund, war die erste Meile bezwungen, und dreizehn Minuten später lag auch die zweite also etwa der dritte Theil des Weges hinter dem Reiter. Di i war viel mehr al der Reiter erwartet , hatte. t Und sort ging e in gleich tollen, Ja- gen. Pluto bedürfte hierzu gar keiner - Aufmunterung. Er schien zu wissen, , was von seiner Schnellfllßigkeit abhing, , und übertraf stch selbst. Anstatt in zweiundsünszig, hatte er die Hälfte der r Entfernung in vierundvierzig Minuten bezwungen, r Jetzt verschnaufte er sich ein wenig, ; dann aber setzte er sich gleich wieder in Galopp und hatte sich fünf Minuten vor zehn Uhr Wien bereit? bis auf zwei , Meilen genähert. Der Reiter triumxhirte. Jetzt erst, i wo der größte Theil des WegeS hinter ihm und das Ziel erreichbar nahe lag, ) gestand er sich's, daß ihm denn doch ei wenig bange geworden war, als er srüh Morgens in den stürmischen Tag hinein , geblickl hatte. Der Gedanke an Char, s loltenS leicht möglichen Verlust hatte ' ihn erfaßt, aber das war nun vorüber, i Zmei Meilen in dreiviertel Stunden, das war ein Kinderspiel für Denjenigen, I der ein Roß wie Pluto unter stch hatte, Noch war'S so frisch wie beim Beginn des RitleS. Seine Sicherheit und Schnellig- keil ließ nichts zu wünschen übrig, und nur die eine Gefahr drohte dem Reiter, , daß er irgendwo am Wege von Freunden und Bekannten erwartet und durch Be- gleitung in seinem weiteren Fortkommen i gehindert erden konnte. Und diese Befürchtung, die ihn so t plötzlich erfaßte, schien sich zum Theile ! wenigstens erfüllen zu sollen, denn kaum hatte er die vieler Mordthaten wegen ! berüchtigte TeuselSmühlc, ein noch heute bestehendes Straßenwirthshaus, pafsirt, , als er einen Reiter aus sich zusxrengen - sah- An ein Ausweichen war nicht zu den- ken. Styrum entschloß sich daher, an I dem Berittenen einfach vorbei zu jagen, i Und das that er denn auch. Aber t entrann dadurch nicht der befürchteten I Gefahr, denn alsbald war ihm Jener i dicht zur Seite. Styrum kannte den Reiter. Es war der Marchese Cypriani, ein in der da- ! maligen Gesellschaft nicht eben angesehe , ncr Manu. Viele wollten in ihm einen , Abenteurer wittern und in diesem Lichte , war er auch dem Grafen erschienen. Er : machte daher glicht sehr viele Umstände mit ihm. J Bleibt zurück!" herrschte er ihn an. t Ich kann wahrlich kein Geleite brau : chen," Das glaube ich wohl," schrie der Marchese. Was Ihr braucht, ist ein , frisches Pserd. Das Eure ist ja bereits : todtmüde und soll noch die Höhe da" ', er meinte den Wienerberg erklimmen. : Es wird nicht gehen, sage ich Euch! ) Ihr kommt zu spät an's Ziel. Ich habe i das vorausgesehen und mich mit einem Rappen eingestellt, den kein Teufel von ; Eurem Pluto zu unterscheiden vermag, l Nehmt ihn denn, und wir theilen den Gewinn!" Graf Styrum war durch diese schänd- liche Zumuthung auf's Höchste empört. Mit einem derben Fluche griff er nach seinem Schcite, um dem srechen Ge sellen die gebührende Antvort zu er- lheilin, allein da machte Pluto, infolge eines Hiebes, den ihm der Marchese ver setzt hatte, einen Seitensprung und jagte mit seinem Reiter nicht nordwärts gegen Wien, sondern querfeldein gegen Osten von bannen. Styrum erkannte sosort die Gefahr, in der er schwebte und bemühte sich, das durch die ungewohnte Behandlung scheu gewordene Roß zu zügeln. Indeß ver gebens. Der Rappe war nicht zu bän digen. Wie rasend galoppirte er in der dem Ziele völlig entgegengesetzten Rich lung, und Ehre und Lebensglück, Alles war verloren, wenn es nicht in der nach sten Minute gelang, seinen Lauf zu lenken. Slyrum gab sich darüber keiner Täu schung hin. Er setzte alle seine Kräfte ein, um Pluto's doch noch Herr zu wer den und den Erfolg zu erringen, den ihm ein erbärmlicher Schurke mißgönnte. Würde es ihm gelingen? Cypiani mochte daran zweifeln, denn et lochte schadenfroh aus vollem Halse, So kommts immer! Wenn Einer Alle einsacken will, kriegt er schließlich gar nichts!" sprach er vor sich hin und sprengte in der Richtung gegen Wien von bannen, vielleicht um aus dem allem An schein nach verunglückten Wettritt Kapi tal zu schlagen. Die Kunde von der Wette Slyrums und Lord Kenilworth'S hatte sich in der alten, schon damals sehr lebenS- und schaulustigen Kaiserstadt rasch verbreitet und in allen Kreisen der Beoölkerung das größte Interesse erregt. Seit vier undzwanzig Stunden sprach man von nich:S Anderem als dem Weltrille, und sah der Entscheidung mit größter Span nung entgegen. Seit frühem Morgen schon war die vom Kämtnerthore auf den Stexhansplatz führende Slraße von Menschen dicht besetzt, und auch außer halb der Stadtmauer sah man zu beiden Seilen de WegeZ, auf dem Slyrum kommen mußte, viel Volk versammelt. Die Mehrzahl zweifelte n dem Siege des Grafen, Slyrum hätte sich zwei und eine halbe Stunde bedingen fallen, dan wäre fein Sieg wahrscheinlich, meinten sie und harrten in größter Spannung dem Schlage der erhängnißoollen Stunde entgegen, der über Sieg der Züederlage des Grafen entscheiden mußte, Jniwischcn weilten von der Vehlen und die arme Ehailotte in den Ge mächern ihres Palastes. Beide befan den sich in sehr gedrückter Stimmung, La der Vehlen jedoch nur de Siurmes wegen, der seit frühestem Morgen über die T icher der Stadt dahinbrauste und draußen im freien Feld gewiß eine Ee- walt hatte, die dem Grafen da Reiten sehr erschwerten und dem Engländer zum Siege verhelsen wülde. Der alte Haudegen war merklich weich geworden. Er dachte zur Stunde wahr lich nicht an die deutsch Reiterei, deren Ruhm Styrum wahren sollte, son dern nur daran, daß sein theure einzige Kind den Geliebten ihie Herzen viel leicht verlieren oder als Braut erblühen müßte. Wie bleich war sie, wa mußte ste leiden! Mein arme Mädchen," sagte er, und seine Hand suhr dabei liebkosend über ihren Scheitel, ich mache mir die bittersten Vorwürfe, gegen des Eng länder harte Bedingung nichts einge wendet zu haben. Ach, ich schwieg dazu im Vertrauen aus Hermann's Reitkunst und die Schnelligkeit seine PserdeS, Doch hätte ich dieses entsetzliche Wetter ahnen könne, ich würde die Welle nie malS zugegeben haben." Charlolte seufzte nur und preßte die Hand auf das Herz. Eine innere Stimme flüsterte ihr unaufhörlich zu, Hermann habe sie ohne Noth, leichtsinnig aus'S Spiel gesetzt, er liebe sie also nicht so sehr, wie er oft geschworen; allein sie wollte dieser Stimme kein Ge hör geben, sie entschuldigte ihn, indem sie sagte, daß der Stolz des Mannes auch vor dem höchsten Einsätze nicht zurück schrecken darf, wenigstens in ihren Ge sellschaflskreisen nicht, wo die ritterliche Ehre Alles gilt. Aber ach, aS war das für eine Welt, wo beständig Liebe und Glück auf dem Spiele steht, dem Trugbild eines äußeren Ehrbegriffes ge opfert zu werden. Der General schien die Gefühle seines Kindes zu ahmn, und beschloß daher einen Schritt zu thun, der seiner Ansicht nach nicht ohne Folgen bleiben konnte. Er wollte bei den Kampsrichtern mit Hinweis auf den ganz ungewöhnlich hefti gen Sturm, mit dem Styrum zu kämpfen hatte, gegen die Giftigkeit der Wette xrotestiren, falls dieselbe nichtoch och zu Gunsten des Grasen entschieden wer den sollte. Es war jetzt zehn Uhr. Binnen einer halben Stunde mußten die von der Spin nenn am Kreuz, einer altehrwürdigen Denksäule aus der Höhe des Wiener beiges, bis in die Stadt in gemessenen Entfernungen aufgestellten Trompeter das verabredete Zeichen geben, daß der Graf nahe. Gaben ste's nicht, dann hatte er die Wette verloren, und der General mußte handeln. Mit Bangen verfolgte er den Zeiger der auf dem Ka minstmS stehenden Uhr. Er rückte, wie immer, gemessen voran. Was kümmer. ten ihn die Hoffnungen und Befürchtung gen der Menschen! Er ließ sich weder beflügeln noch zu einer langsameren Gangart bestimmen. Gewissenhast wies er die Flucht der Augenblicke, die sich zu Minuten, Stunden, Tagin, Wochen, Monaten, Jahren und Jahrhunderten reihen. Nun war es schon fünfzehn Minuten nach zehn Uhr. Der General bebte innerlich. Er hatte in mancher Schlacht gestanden, allein nie war ihm ängstlich zu Muthe gewesen, denn er hatte mit kämpfen können, jetzt aber, wo es sich um das Glück feines KindeS handelte, waren ihm die Hände gebunden. Diese Lage war ihm neu, schier unerträglich. Er stürzte aus dem Gemache. Char lotte war allein. Eine unendliche Bangigkeit erfaßte sie. Hörbar pochte ihr Herz, und ein Schmerz wühlte darin, ein Schmerz, wie sie ihn damals empfunden, alö sie an dem offenen Grabe stand, in das sie die geliebte Mutter senkten. Er kommt nicht vei loren, AlleS verloi en! Das Mädchen sank in die Kniee und ihr Haupt fiel schwer aus die Kante des Seflel. Tiefe Stille. Minutenlang rührte sich nicht. Doch da plötzlich ein dumpfer, verhak lender Ton. Wa war da? Ein Trompetenstoß?! Charlolte sprang em por und eilte an' Fenster. Hurrah I" schlug an ihr Ohr, und sie sah das Volk in hastiger Bewegung, Alle blickte gegen Süden und dort, schon nahe dem Thore, sauste ein Reiter daher. Weiß war sein Mantel, schwarz sein Roß, wie Karfunkel blitzen seine Augen, Er ist e, er ist es! Unendliche Seligkeit erwachte in Char, lotten' Herzen. Unter Thränen lächelnd stand sie am Feister regungslos. Das Volk aber wogte durcheinander, und be täubendes Jubelgeschrei hallte dem in Karriere heransausenden Reiter entgegen, DaS Schicksal hat stch ihm günstig er wiesen, Gras Hermann , Limpurg Styrum sprengt durch das Kärntnerthal, er hat da unmöglich Scheinende voll bracht, er ist dem Ziele nahe, er erreicht e zur rechten Zeit. Charlotte wirst einen Blick auf die Uhr. Dreiviertel auf Elf! Ein todt licher Schreck fährt durch tcö Mädchens Glieder. Zu spät, zu spät, nur um zwei Minuten, aber doch zu spät! Charlolte ist wie entgeistert, sie vermag den Gruß des an ihrem Fenster orbeijagenden Reiters nicht zu erwidern. Ohnmächtig bricht sie zusammen. Graf Slyrum aber fliegt auf seinem schaumbedeckten Plulo weilcr durch die menschenbesäele Slraße DS Volk ju belt, er aber achlel dessen nicht, er hat nur sein Ziel im Auge. Nur noch eine Minute, und er ist dort, da entsteht dicht vor ihm eine Bewegung, Da Volk schiebt, stößt und drängt sich um den Reiter besser sehen zu können, und jetzt taumelt aus dem Spalte eine Frauengestalt mitten auf die Straße. Ein Aufschrei d,S Entsetzens hallt durch die Lüste, kie Unglückliche ist verloren. Slyrum s Roß muß ste zcrlrelcn. Doch nein! In zewaliigem Sprunge setzt da edle Thier über das Ikbeirdige Hinderniß hinweg, ohne eS auch nur zu berühren, und jaust weiter auf den StephanSplatz, an den rothbehaugenen, mit Tausende von Menschen besetzten Tribünen vorüber, bi in die Rothen thurmstraße. Dann wirst' der Reiter herum und trabt gemächlich zu der Bühne vor dem Riesenthore des allehrwürdigen Dome. Dort werden Fahnen geschwenkt und Fanfaren geblasen und mit ihren be seuerndcn klängen mischt sich das Jubel geschrei de Volke. Gesiegt, gewonnen! Hurrah!" tönt' zu den sturmgepeilschten Wolken empor, au denen jetzt die Sonne bricht und das seltene Schauspiel überstrahlt mit golde nem Glänze, Nur Einer steht in gedrückter Stim mung da und lächelt veibisse. Und dieser Eine ist Lord Kenilmorth, der größte Zweifler an Styrum's Erfolge, Derjenige, der noch vor zehn Minuten erklärte, überzeugt zu sein, des Grasen maßloser Ehrgeiz und seine zeilige Ueberhebung werde und müsse diesmal durch eine entschiedene Niederlage ge dämpft werden. Und nun ist's ei ent schieden und entscheidender Sieg, denn die Thurmuhr bei St. Stephan, die maßgebende in diesem Falle, zeigt ge nau fünf Minuten nach halb elf Uhr. Styrum hat also den Ritt trotz Sturm und Schnee und menschlicher Bosheit in fünsundneunzig Minuten vollbracht. Und dabei ist, wie die Kampfrichter er klären, Mann und Roß im besten Zu stände. Pluto könnte gut noch einige Meilen galoxxiren. Gegen diesen AuSspruch war keine Einsendung möglich, und Lord Kenil, worth erhob auch keine, sondern gab zu, daß die deutsche Reiterei die cngliiche geschlagen habe nnd zahlte dem Grafen den Preis von tausend Dukaten sosort aus. Dieser aber widmete den Gewinn ungesäumt de Armen der Stadt yir augenblicklichen Vertheilung. Der Jubel des Volkes war unbe schreiblich. Graf Styrum wurde nun nicht blos als steggekrönter Wahrer der deutschen Rilterehre", sondern auch als Wohlthäter geseiert. Sein Ritt zum Hause des Generals von der Vehlen, wohin ihn sein Herz zog, glich einem Triumphzuge. Nur schrittweise kam er vorwärts. Endlich schlössen stch die Thore des Gebäudes, das sein Liebstes beherbergte, hinler ihm und dem treuen Pferde, end lich war dieses wohl versorgt, und der Gras konnte sich in das Gemach begeben, wo der General und Charlotte seiner harrten. Mit welchen Gefühlen da Mädchen dem Verlobten entgegentrat, läßt sich denken. Sie hatte ihn ja, zuletzt auf Grund einer, wie nun klar zu Tage lag, unrichtig gehenden Uhr, schon verloren gegeben und nun gehörte er wieder ihr, und kein Ungefähr konnte ihn ihr wie der rauben. Voll Wonne und Selig keil, unter Thrönen lächelnd, reichte sie ihm hierauf den versprochenen Sieges preis, einen Kranz aus Lorbeer und weißen Rosen. Ja, der Sieg ar errungen, aber wie surchlbar , nahe hatte der Verlust ge droht! Charlotte schauderte zusammen, als ihr Styrum von dem Schurken streich Cypriani's erzählte, und wie eS ihm nur mit dem Aufgebot jener Kraft, eiche die Verzweiflung verleiht, gelun gen fei, das scheue Roß von seinem Fluge gegen Osten nach Norden abzu lenken und so doch rechtzeitig an's Ziel zu gelangen. Und als er gestand, ent schlössen gewesen zu sein, seine Nieder läge nicht zu überleben, da preßte sie ihn inniger an sich, und AlleS, was sich noch kurz vorher in ihrem Herzen Tadelndes gegen ihn geregt hatte, war vergessen. Slyrum war der Held des Tage?, und der wackere Pluto wurde allgemein an gestaunt. Man nannte ihn nicht an ders als das geflügelte Roß", die Leistung aber, die Styrum auf dem Rücken des Pferdes erzielte, hi,ß der Wunderritt" uud wurde die Sitte der damaligen Zeit gemäß auf Flugblättern in Wort und Bild, in Prosa und Versen gefeirt. Von Cypriani's Schurkenstreiche ist indeß nirgends die Rede. Wahrfchein lich, weil Slyrum großmüthig darüber schwieg, die Heimzahlung dem Schick sale überlassend. Und diese ist denn auch später erfolgt, denn der Marchese wurde im Jahre 19'J in Berlin ver schiedener Verbrechen egen aufgeknüpst, Graf Hermann von Limpurg-Slyrum aber sast um dieselbe Zeit zum geldmar schall besördert. Er hat als solcher die deutsche Reite rei wiederholt zu Sieg und Ruhm ge-führt. Hoteldiener in airo. In einigen Hotels in Kairo, Aezyx ten, giebt es keine Stubenmädchen. Eine Dame erzählt ,. B,, daß die Person, die in ihrem Zimmer die Aussartung versah und allen Obliegenheiten eines Stuben Mädchens genau nachkam, ein Franzose war, der wie zur Tasel angekleidet' in weißer Weste und Frack erschien und Älles in Allem einen feingebildelen Mann habe erkenne lassen. Eine audere Dame klingelte bald nach der likunf, in einem solchen Hole! nach dem Stubenmädchen, und wieder erschien daraus ein seingekteidetcr Herr. Die Fremde glaubte du, Besitzer de Haules vor sich zu fthen und saoie mit einer Entschuldigung, daß sie' ihn vielleicht belästigt ha,: Jth wünschte da Stubenmädchen! ' Madame", erwiderte Jener höflich tag Siuben mätchen bin ich!" S,nn,g. KommiS (einem Mädchen einige ?üie hinreichkndjl So, gräulein '.'lu,',une, was haben Sie noch aus Jhreü: iaxun Herrchen?" , Auguste- E,n haibes Pfund schmalz!"