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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (March 9, 1893)
Der Strumpf. Von N u g u st e tSi r a n t r. ff r mär ein Subalternbeamter. i Subaltern wird zu deutsch mit HntergeorDiut" Uderkyk, Der aus gut deutsch heißt .dürftig.' Theophil Helmer war in jeder Be siehung dürftig, in Bezug auf seine Lebensführung sowohl, als in Bezug auf sein Aeußere. Nur seine Ideen waren hochfliegend, seine Wünsche üppig, so meinte er, weil er in träumerischen Stunden an Avancement dichte, weil er zuweilen Sehnsucht nach einem eleganten Anzug, nach dem Besuch de Theater in sich sxllrte. Er kam zu Beiden nie, mal. Er hatte ja auch für ine Frau zu sorgen. Helmer hatte überdies die Schmlche, in seiner kleinen Wohnung etwas von Poesie sehen zu wollen. Weil niemals aus das Land kam, hielt er sich Bögel und Blumen; weil Theater und Konzert zu theuer waren, abonnlrte er sich in einer Leihbibliothek und lieh Noten von seinen Kollegen aus, die er nett koxirte und unermüdlich auf dem sehr überspielten Klavier, da ihm eine Tante geschenkt, übte. Er besah ein Buch mi, Goldschnitt, in das er selbst, verfertigte Gedichte mit außerordentlich schöner Rondeschrift schrieb; auch hatte immer irgend eine kleine Schwärme, rei. Einmal war e ine Trasikantin, dS anderem! eine Postbeamtin, ja, er hatte auch schon für eine Prima-Balle, rina, freilich nur im Bilde, heiß em psunden und wurde, wenn er der Gattin seine Generaldirektors begegnete, roth bis hinter die Ohren, denn er hatte dr schöne grau vor Jahren einmal anonum ein Sonett geschickt Da war Theophil Hclmer der Schöngeist. Und seine grau? Von der ist, wie von den meisten guten grauen, nicht viel zu sagen. Sie kochte sparsam und doch gut, wußte mit Hülse einer Dienerin ihre Wirthschaft in bestem Stande zu halten, war eine leiden schaftliche Feindin von Schmutz und Löchern, fertigte sich aus billigsten Stof fen stilvolle Toiletten und hatte in ihrer winzigkn Kaff niemals ganz Ebbe. AI Besonderheit muß man von ihr ermäh nen, daß sie mit einer gewissen Wuth Strümpfe strickte und daß ein komplizir te .Strumpfrünflein" anzuf?rttgen ihr hohe Wonne war. Seliger Mann, der solch Weib zu Ende de neunzehnten Jahrhundert sein eigen nennt ! Denn wie viel Sin nigkeit und Gemuthsruhe, wie viel Sanflmuth und gesunder Wirthschaft sinn gehören zum Stricke von Strüm pfen. Seit die Mädchen ihre Strümpfe beim Wirkwaarenhändler holen, wird weniger geheirathet. Seit die Zeit oor über ist, in der noch blühveißeS Linnen in Truhen und Schränken laoendelduf tend erglänzte, ist überhaupt bei M!n, nern und Frauen der hausliche Sinn rstorben; der ist ans Linnen gebunden und an die handgestrickten Strümpfe. Jetzt regieren die farbige Wäsche und der Chiffon, sie stehen im Zeichen der Eh loflgkeit. Männer, die Ihr auf Brautschau geht, laßt Euch den Wäscheschrank öffnen und zeigen sich nicht Dutzende von der Hand Eurer Erwählten gestrickte Strümpfe drinnen dann nun dann macht Each auf die Strümpfe. Wenn ein Frau sagt, daß ihr feiner Fuß nur gewirkte Strümpfe ertrage und doch nächtelang tanzt und in engem Schuhwerk auf der Promenade zu finden ft und die Zartheit ihre Fuße auch den Eissport vertragen kann, dann mögt Ihr wissen, daß zu diesen überzarten Füßen faul Hände gehören, und wenn Euch die Jnhaberwueu selbiger Hände weiß machen wollen, daß Ihnen die Handhabung der fünf leichten Nadeln an der Lunge schade, dann laßt sie nicht stricken, gut; aber nehmt ihnen auch das Mieder weg und laßt sie nicht stunden, lang Klavier trommeln oder im stick stoffreichen Ballsaal tanzen, denn so überaus zarte Jndiuidualiläten kommen Krüppeln gleich und Krüppel haben im Ballsaal und vor dem Klavier nichts zu thun. Ach, könnten unsere Urgroßmütter den Wirkstrumpf Schwindel mit ansehen! Sie, di Kinderreichen, die Rothoan, gigen, die bis in Alter Jugendlichen, die sür Kind und Kindeskinder die Nadeln regten, bis zierliche, blütheuweiße Berge ,oa meichwolligeu Strümpfen die Schränke füllten ste müßten bitter flachen darüber, daß ihre jämmerlich heruntergekommenen Enkelinnen nimmer schaffenkonnen, was ihnen Erholung in freien stunde war. Ein gewirkter Strumpf ist der Pro siituirte unter den Strümpfen er ist uflich und schlecht. So hatten unsere Großmütter empfunden, so empfand auch Marie, Theophir grau, die mit so viel Miller Freude sür ihren wenig praktischen Man sorgte. Er fühlte e nicht, daß t di größte Bequemlichkeit genoß, er hält es aber erniulhlich sofort ge merkt, wenn sie ihm einmal irgendwo ge fehlt hätte. Es ist so gut, alle Knopfe zu haben, nirgends Flecken und Kransen zu ntdeckcn, bei spiegelnden Scheiden hinauszuschaaen, vor einem tadellos ge deckte lisch zu fitze und die Hand immer nur auszuiirecken bianchen nach k, ,kian! Aber wer schädl da, so lange er hat? Wer denk, auch nur daran 5skil auvte nicht, a für ein Prächtige g.auchcn er besaß. Eine lagt gav 9 ioigt:ujc o"'- . mts.-fi.n hlivit. Er gereizt mit dem Aügenauffchlag ine isolierten): Ur.r!l du denn le se entsetzliche Stricken tiitf als fein las fen? Stuckt der. überhaupt btuliulflge ,h Jemand? Was find den ,e Maschinen da? Äer W Jahrgang 13. Beilage zum Nebraska Staats Anzeiger. No. 42. Sie ilSchelnd,: ur UnterMduna der Weibersaulheit, denn wenn ein Weib nicht sür ihr Wirthschaft die Hände regt, dann tratscht S oder begehrt ein andere mehr oder minder kostspielige Vergnügen, falls es nicht genug Talent und guten Wille hat, die viele freie Zeit geistig erwerbend zu verwerthen. Er : Da wäre mir noch lieber, du schriebst ein Buch. Diese Stricken macht mich nervös. Ei : Zcrriffene Socken mache auch nervös. Er : Du thust, als ob alle Leute, die gewirkte Strümpfe tragen, auf Lumpen gingen. ton : Vas thun ne auch, oder ste gehen auf Hühneraugen erzeugenden Stopfwulsten, falls sie nicht immer die Hände in der Börse haben. r tdartnacktgii Aer mir dein ewige Kneifeln zuwider. 5 betler): Mich unterhält S. Ich hab nie so angenehme Gedanken, als wenn ich stricke. Ein Strickerei ist Haschisch für eine richtige Hausfrau. Er : fco kaufe dir memqftin eine Strickmaschine, das wird's ja noch tragen. Sie : Bann könnt ich für Hundert von Menschen Strümpfe stricken und wir sind doch nur unser zwei I Du hörst doch, solche Maschinen find die Erzeuger der Frauen-Emanzipation denn zum Nichtsthun find wir viel zu gescheidt darum wird ein Weib, das nimmer näht und strickt, weil es die Maschine viel rascher, wenn auch schlich- ter macht, entweder liederlich, der emanzipirt, d. h. eine geistig Arbeitende, was euch natürlich auch nervös macht. Er: Du verdammst wohl gar das enie der Erfinder! Sie : Ich beuqe meine Kniee davor aber hätte ich die Macht, ich zerbräche alle Maschinen, die sie für uns erfanden denn ste haben uns damit unmoralisch gemacht, und ste haben uns überdies von dem einen Platz verdrängt, auf den wir gehören und eS ist so schwer, sich einen anderen Platz und neue Rechte zu er-ringen. Er pötti ch): Ich glaube, du äßest am liebsten vor dem Spinnrade. Vor dem Spinnraoe ," saute fit mit schwärmerischem Augenaufblick und ließ die fleißigen Hände ein wenig ruhen, denn' sie war wie in Anbetung ver sunken vor der Zeit, in der man noch spann. Wir sehen, Marie war auch me Schwärmerin aber eine praktische. Eines TaaeS war es qan, still in dem nach Wohnlichkeit duftenden Zimmer deS Ehepaares. Es klapperten keine Ätrlcknadeln, eS sangen nicht einmal die Bögel, die saßen mit aufgebauschtem Gefieder aus den lvladchen und schauten traurig in die leeren Näpfe und daneben welkte die Blumen ; die Hände, welche sonst so viel Behagen zu schaffen wußten, waren erkaltet, lagen steif in einander verschränkt über der nimmer athmenden Brust ihrer Eignerin. Marie war einer raschen Krankheit erlegen. Theophil wußte erst jetzt so recht, wie herzlich lieb er fie gehabt und was sie für ihn gewesen, und eben weil sie ihn so verwöhnt hatte, eben weil ihre Liebe, ihr kcht frauenba ter istnn niemals muoe geworden waren, für ihn zu sorgen, sinden wir ihn nach einem Jahre wieder verheirathet denn seine erste Frau hatte ihm einen sehr guten Begriff von ihrem Geschlechte beigebracht. Hermine, seine zweit, war eines reichen Bürger Toch ter, sein erzogen, elegant, lebhaft und er war eS zufrieden in bedeutend größerem Stile angelegt als die stille, bescheidene Marie. Wie pante to recht in die elegante Wohnung, in die st ihn mit hinüber nahm. .Heim" konnte man s nicht nennen, denn ersten hat man nur dort ein im, wo man osr weilt, und zwei tenS nur dort, wo man sich auch wirklich .Daheim fühlt. Zu Haufe aber waren HelmerS fast nie und .daheim' konnte sich der an die gemüthliche Ruhe, an die peinlichste Ordnung gewöhnte Theophil in feinem neuen Hauszatte nicht lUhten Wir wissen auS diesen beiden Bemeikun-. gen, wie es darin aussah. Der Kunst sinn und die Kunstübunge HerminenS wurden Helmer bald recht unangenehm, denn alle andere besorgten uabeaufsich tigte Mägde nach ihrer Weise. Zuweilen, wenn Gesellschaft da war und Helmer stch als der letzte in seinem Hause hihlie, setzte er sich bescheiden in einen Winkel und oeifiel in trübe Sinnen. Er seufze verstohlen, und der Abdruck de Lau fchen trat in sein Gesicht vielleicht lausch! r dem Geklapper von Strick nadeln. Es war ihm zu einem ie mehr gehörten liebe Tönen geworden, nach welchem er sich sehnte, weit mehr sehnte, l einii nach den elegante Anzügen, die er jetzt so reichlich belaß. Eine Abend blieb er allein er war zu unwohl, alt daß ex hätte seine Siau ins Theater begleiten können. Bir finden ihn redst in einem Winkel: er flücht sich jet so gerne tn Winkel Er muß in di Perqanaenhe aevachl haben, den au sein, Auge schaut die Sehnsucht. Jetzt erhebt r sich er geht leise zu einem Schrank, den er öffnet. ES ist ein altmodischer, kleiner Schrank, den er öffnet. E ist ein alt modischer, kleiner Schrank, der eigentlich nicht in da pompöse Herrenzimmer ge hört, darin sich Theophil stilgemäß a.,s zuhalten hat, wenn er raucht, was er eben vorhin noch gethan hat. Dennoch hat stch Helmer ihn hierher, in eine finstere Ecke gerettet. Liebevoll gleiten seine Augen über des Schrankes Inhalt. Wenig, aber schön genähte Linnenwäsche, mit blauen Bändern gebunden, mehrere Dutzend Strümpfe und Socken find da zu sehen. Helmer schaut traurig auf die Beweise stillen Fleißes, er fährt liebevoll mit der Hand darüber hin, und leise, zärtlich murmelte er dabei : .Meine Marie! V, meine Marie!" Jetzt klapperte e unter seiner Hand, er hält ihr letztes Strickzeug in den zit- ternden Fingern. Einige Tage vor ihrem Tode hatte ste noch daran gearbei tet und gesaat : Ich bin nur froh, daß du für die nächste Zeit versorgt bist, daß ich alle in Ordnung hinterlasse." Biese, ihr ganzes herztiedes Wesen kennzeichnenden Worte hat er sich schon unzählbare Male wiederholt, ste fallen ihm auch jetzt wieder ein. Seine trüben aen leuchten auf, IS er das tria- zeug, das ihm jetzt wie ein Symbol echter Frauenhaftigkeit erscheint das ihn so lebhaft an die erinnert, die allein ihn glücklich zu machen ver land, steht. Aber ste ist ihm ja verloren für immer verloren und er hat nun eine Frau, die sehr modern ist und reich und schön ! Bitterlich aufschluchzend drückt er sein Gesicht in das weiche Ge- strick. Mein Lieutenant. iknnncrilnaen eines Olsiziersburschm von Karl Ludwig. Da hängt er!" nämlich mein Lieute nant, nienn es auch nur sein Bild ist, und links daneben die Gnädige, und darunter wieder meine Gnädige was nämlich meine Frau ist, und dann recht ich, der vielmehr das Bild von mir. AlleS genau aus Border- und Neben- mann ausgerichtet, wie es stch sür einen alten Soldaten schließlich auch gehört. In all' de Jahren vorher, war ich an diesem Tage, den, von le Bourget, der Gast meines Lieutenants, obgleich er mit der Zeit von Fleck zu Fleck avancirt und schon seit zwei Jshren Oberst ist. Vormittags Punkt 12 Uhr meldete ich mich bei meinem Lieutenant gehorsamst zur Stelle, setzte mich mit ihm, und lpä- ter auch mit seiner Gnadigen, zu Tisch und leerten ein Glas nach dem andern. Beim ersten rief der Lieutenant: Es lebe der Kaiser." Dann kam seine Frau mit dem zweiten: ,Es lebe die Garde", sagte ste und dabei funkelten ihre Augen vor Freude kein Wunder, wenn man solchen prächtigen Mann hat;' hinterher kam ich aber mit dem dritten GlaS: ES lebe mein Lieutenant, " schrie ich, daß die Fen sterschctben klirrten und trank dann duS Glas leer, so leer, wie S überhaupt blos leer getrunken werden kann, eine Fliege hätte stch an dem Rest nicht mehr beknei- pen können. Das t also seit zwanzig Jahren so gewesen und ob der jetzige Herr Oberst später auch Generul wird meiner An ficht nach müßte er e schon längst sein so bleibt er für mich immer doch mein Lieutenant, wie ich für ihn sei Bursche August bleibe, selbst wenn ich Ritterguts besitz:? werden sollte. Ein Avancement giebt es sür uns beiden in dieser Bezie hung nicht ! Warum auch I Er war damals bei I Bourget Lieutenant und ich Bursche bei ihm, wenn e nun mit einem Male .Herr Oberst" der gar Herr Lehmann" heißen sollte! Na ich danke pfui Deibel! Heute sollte ich nun auch zu Ihm kom men, doch geht es nicht, ich muß in der Stube bleiben, da eines von meinen Pferden niederträchtig genug gewesen ist, mich an's rechte Hinterbein zu schlagen und der Doktor war noch niederträchtiger, indem er mir das Reisen erbot. Da sitze ich also und kann den heutigen Tag nur dadurch seiern, daß ich das Bild meine Lieutenants hübsch bekränzt habe und die Bilder vergangener Zeiten vor meinem geistigen Auge wie die Gelchr ten sagen im Parademarsch vorbei defetirea laffe. Mei Lieutenant! Ach ja, cS war doch ein guter, lieber, prächtiger Kerl. Gehauen Hot er nie, höchstens daß er mir mit dem Zeigsinger unter der Nase hin und her fuhr und dabei: August August, Tu bist ei Schaaf Riesen ich ins," sagte. Na, er konnte auch wohl K.4! haben, denn sür ei gewöhnliche schaaf war ich bei meinen sechs Fuß doch eiwai zu groß. Und dann nachher wie o,r die Franzosen erHaue musile, herijch, tun solche tapfere Offizier gab e gewiß auf der ganien Welt nicht mehr, so behaupte ich, emizleich andere Surschk ganz dafietbe ,0 ihr Herren auch sagte. Er that immer s, als b der Feind blo mit Erbsen warf nd nicht mit blauen Bohnen, die man bekanntlich sehr schlecht verdauen kann. Was habe ich damals um ihn sür Angst ausgestan den! Sagen durste ich auch nichts und so blieb mir nicht weiter übrig, al stet dicht hinter meinem Lieutenant zu sein, wa das jedoch für Arbeit gekostet hat, davon kann sich kein Mensch einen Begriff machen. Kaum ging's los, kaum knall ten die ersten Schüsse, da saß mein liebes Herrchen auch schon mitten drinn, natür lich ich auch, was hätte denn auch aus ihm werde sollen. Ja, ja diese jungen Lieutenants wissen' irklich nicht, wel chen Kummer, welche Sarg sie gewöhn lich ihren Burschen machen. Sie leben man nur d'rauf los und fragen nach nichts! Eines Tage wurde es mir aber denn doch zu toll; kurz entschlossen ging ich daher nach dem Gefecht zum Lieutenant: .Herr Lieutenant," sagte ich, .wäre es nicht besser, wenn Sie sich nicht todt schießen ließen?" .Wie soll ich da, verstehen, August?" fragte er mich etwas verdutzt. .Na, ich meine man, Sie sollen den Franzosen doch nicht mit Gewalt in die Kugeln laufen!" .Schaaf Du Riesenschaaf! Muß doch meine Leute führ ver standen." Aber, Herr Lieutenant " . Schnabel halten ! Ganzes Bataillon kehrt marsch." Das war AlleS, was ich erreichte. Es blieb genau beim Alten. So hatten wir uns denn allmählich bis Paris hinzcklopft, ohne daß einem von beiden etwas xasstrt wäre, di wenigen Schrammen, die ich mir wegholte, kamen nicht in Rechnung, denn so ein Bauer aus der Danziger Niederung kann schließlich schon etwas vertragen. Wir lebte im großen Ganzen ziemlich ruhig in unserem Quartier, welches in der Nähe Ie Bour gel's kaum zwei Meilen von Paris lag, Abwechslung, brachte eigentlich nur die Feldpost und ich hatte bald heraus, daß mei Lieutenant immer ganz aus dem Häuschen vor Freude war, wenn von Berlin ein Bries kam, dessen Couvert zierliche Damenhandschrist trug. Eines Morgens, kurz vor Weihnachten, brachte die Feldpost wieder solchen Brief und richtig, ie ich diesen Brief zu ihm herein trage, stürzte er darauf los und reißt ihn mir aus der Hand. Nach einer Weile gehe ich in'S Zim mer zurück, um zu fragen, ob er viel leicht noch Befehle habe; kaum bin ich aber über die Schwelle getreten, da bleibe ich auch schon starr vor Schreck stehe ich glaube, wenn eine Granate mich durch und durch gebohrt, hätt ich nicht solchen Schrick gekriegt. Du lie der Himmel, da da aus dem Kanapee saß mein armer Lieutenant, lodtenbleich und weinte, einte, daß die dicken Thrä nen immer man so seine Backen herunter liefen und dann aus den Brief mit der Damenhandschrisi fielen. Mir wurde es förmlich schwarz vor Augen mein Lieutenant und Thränen, da muhte unbedingt was Furchtbares xasstrt sein. Vielleicht ist er auch krank, denke ich bei mir und gehe als näher, indem ich frage: Herr Lieutenant, thut Ihnen was weh?" Er schüttelt aber nur den Kops, geh August geh mir srhlt nichts geh, " Dabei sah er mich jedoch s traurig, s entsetzlich traurig an, daß mir selbst da Herz in die Kehle stieg und ich großer Kerl nachher dermaßen auf dem Flur geklärt habe, wie ein kleines Balg! Mit einem Male flog ich hoch, Trom melmirbel und Hornflgnole dröhnen durch die Straßen unseres Quartiers Alarm ! Gott sei gelobt, nun kommt mein Lieutenant doch hoffentlich auf an dere Gedanken I Keine halbe Stunde ist vergangen, da liegen wir uns mit den Rolhhosen vor le Bourget herum, ganz gehörig in den Haaren, um sie aus dem Dors, in wel ches sie eingedrungen waren, wieder hcr an)hauen. Ein hartes Stück Arbeit! Vor uns, kaum 200 Schritt entfernt, eine Mauer, auf deren Rande eine dichte und weiße Pulocrwolke liegt, aus dieser Wolke aber stammt es sortwährend her vor, sodaß es aussteht, als ob der ganze Rauch durch einen glühende Reis! zu sammengehalre wird, aus dem "ein bleierner Hagel ununterbrochen heraus rass..lt. Unsere Compagnie hat in einer Bo denoerliesung etwas Schutz gesunden und platt am Boden gedrückt, lassen wir i t Kugeln über unS hinwegxfeisen. Kein Schuß fällt von un, denn wir sollen die letzten Kräjte sammeln, um die Mauer dort drübe nehmen könne. Zehn lange sllich.bare Minute find ergangen, da Auf marsch marsch Hurrah! Und wie die lcibhastigen Teusel rennen wir darauf loS aa! fällt, das fällt nur rorccärt vorwäris! Wie gewöhnlich in derartigen Fällen, hatte ich meinen Lieuieun, heule aa& nicht aus den Augen gelassen, und mich immer dich! bei ihm gehauen. Wie die Eomxagnie un aber us die Mauer lSkiürzt, rennt er toll orikäns, s, daß ich beim besten Willen nicht nachkomme kann. Durch den Pulverdamps sehe ich je doch, wie er an der Mauer stch hochzieht wieder eine von seinen verdollten Lieutenantsstieichen, denke ich, unwill kürlich konnte er nicht warten bis ich da bei bin sehe Ihn dann ie eineOrleanS sche Jungsrau hoch oben stehen sehe, wi s rechts und links von ihm ausblitzt und Du barmherziger Heiland wie er eine halbe Wendung machend, plötzlich kopsüber nach innen zu von der Mauer stürzt! Einem wilden Stiere gleich brüllte ich auf vor Wuth und sprang, alles um mich her ergessend, vorwärts; Kugeln pfeisen zischend mir um die Ohren ich frage den Teufel was danach, nur vorwärts meinen armen Lieutenant retten. Im Nu ist die Mauer erklettert, dann in Satz, und ich bin mitten in die Franzosen hineingesprungen; im nächsten Augenblick fliegt mein Kolben auch schon hoch, um kazwischen zu dreschen. Mit einem Male erhalte ich aber einen Schlag, als wenn ein Schmiedehammer meine linke Schulter getroffen im Kopf summt es mir wie Bienenschwärme alles tanzt mir vor den Augen, und das Bewußtsein verlierend, breche ich zusammen. Wie ich aus meiner Betäubung wieder er wachte, wurde im Dorfe noch ziemlich heftig gekämpft, was aus dem heftigen Gewehrfeucr hervorging. Mein erster Blick siel auf meinen Lieutenant, der keine fünf Schritte von mir in einer gro ßen Blutlache lag. So sehr mich der link Arm nun auch schmerzte, schleppte ich mich doch hin, um zu helfen. Nach dem ich seine Uniform aufgerissen, sah ich sofort, daß die rechte Brust von einer Kugel durchbohrt war, ferner fand ich noch zwei Stichwunden am rechten Schen kcl. Ach Gott, ie hatten dies Kerle, die Franzosen, meinen Lieutenant zuge richtet. Biel besinnen durft ich mich natürlich nicht, denn jeder Moment war kostbar und s lud ich mir den armen Menschen denn auf die gesunde Schulter und schleppte ihn nach dem Verbands platz. Vorher hatte ich jedoch die Brief lasche an mich genommen, um seinen Eltern Nachricht zu geben. Während der Untersuchung kam der Lieutenant zu sich, und als wir beide regelrecht er bunden, brachte ich ihn nach unserem Quartler. Mich wollt der Stabsarzt zwar nach dem Lazareth schicken, doch ich bat so lange, bis ich mitgehen konnte. Mir war ja man blos der Arm kaput geschossen. Des Abends durchsuchte ich die Brief tasche, um die Adresse zu finden, da siel mir plötzlich jener Damenbrief in die Hand, der jetzt über und über mit Blut besudelt war. Ob Du ihn wohl liest dachte ich Ja, Du thust eS, so ersährst Du wenigstens, was Deinem Lieutenant pasfirt ist. Also ich las! Noch nicht die Hälfte hatte Ich aber gelesen, als ich schon vollständig Bescheid wußte. Na so was! Weit mein prächtiger Lieutenant kein Vermögen besaß, hatte ste ihm abgeschrieben, denn der Vater stand vorm Konkurs und deshalb mußte sie einen reichen Mann heirathen. Sie würde ihn jedoch trotzdem nie ver gessen, lange könnte ste so ie so nicht leben, denn ihr Herz wöre gebrochen. Sie hätte ihn stets über alle Maßen lieb gehabt, doch die Ehre ihres alten Vaters bewog ste, den entsetzlichen Schritt zu thun, denn ihr Vater habe ihr gesagt, daß er den Zusammenbruch seines Hauses nicht überleben erde. I denke ich das ist ja niedlich der Vater verlaust sein eigengebore nes Kind und jagt meinen armen Lieute nant in den Tod, blos eil der alte Kunde Geld braucht! Donnerwetter, mir ist eS jetzt egal, mag kommen, was da will. Sofort holte ich mir einen ordentlichen großen Bogen Papier und schreibe dem Herrn Kommerzienrath einen Brief, ganze vier Seiten lang. Ein schlirmne, mühselige Arbeit für mich, der qewohnt, die Mistgabel der den Dresch flegel zu Hanliren, i Folge dessen sah mein Brief auch gerade nicht sehr sauber au aber best besser war er zu ver stehen. Nachdem ich auf das Couoert Herrn Kommerzienrath Bähr, Berlin, I striche" geschrieben, und ihn zur Feldpost besorgt, wurde ich ruhiger, koch Mi schien nur so, denn hinter her packte mich das Wundfteber ge waltig, Wochen waren vergangen und meine Wenigkeit so gut wie gesund, nur mein Lieutenant wollte noch immer nicht besser anden. Eines Nachmittags bin ich nun gerade dabei, meinem Her, frische Um jchlöge zu machen, als die Thür au'fliegl und eine schlanke gioße Dame in Be gleilung eines alte Herrn hereinstürzt. Ohne mich z fragen, eill ste auf das Bett u, fällt dort auf die Kni, unduft: .Wilhelm, Wilhelm, mein lieber, guter Wilhetml" .Hören Sie mal, Fräuiein, wa soll das denn heißer,?" will ich da zwischen fuhren, aber mein Lieutenant fttt schon steif wie ein Lch im Beil unk a, diese Küsse hätte in Mensch sehen sollen? Hm, denke ich, hier bist tu mohl übe, flüssig, und biückle mich stillschweigend au dem Zimmer. Draußen würd eS mir jedoch klar, daß e unbedingt diejenige war welche jenen Brief geschrieben. Natürlich jetzt, 0 ste da Unglück angerichtet, that e ihr leid, und nun ollte ste Alle ie der gut machen. Ja, so sind die Wei der immer. Eine Stunde später urde ich herei gerufen, mein Lieutenant sah mich s recht herzlich an und steckte mir di Hand ntgegen. .August," meinte r, .Du bist ein lieber, guter Kerl, der da Herz auf dem rechten Fleck zu sitzen hat ich weiß Alles!" Dabei zeigt r mir den vierseitigen Brief. Was Du gethan hast, erde ich Dir nie vergessen, mein zukünftige Frau auch nicht; nur thu mir den einzigen Gefallen und sei nicht wie der so kolossal grob!" .Herr Lieutenant, ich v:n mal 6I0 ein westoreußischer Bauer, der immer s spricht, wi er denkt," antworte! ich ver legen. WS soll ich noch viel erzählen. Wenig Tage später ging es nach Berlin, wo wir Beiden ordentlich aus kurirt wurde. Dann kam der Friede und nachher gab e ein Hochzeit. War das i Fest. In meinem ganze Leben. bi ich nicht so stolz gewesen wie damals, denn die gnädige Frau hat auch mit mir getanzt. ine schone Ze liegt nrlek dort fährt ja der Herr Oberst mi Lieutenant mit seiner ganzen Fanilie bei mir vor. Nein so etwas, ich kann, nicht zu ihm komme, darum kommt er zu mir. Hab ich nicht recht! &o m Lieutenant, täte mein xtctt tenant, das ist auch noch ein Lieute nant ! in edewia ist in Westpreußen gemacht worden. Seid Kurzem war nämlich ei neue Papier, welche stch äußerlich von de gewöhn, lichen Papier nicht unterscheidet, in den Handel gebracht worden und hatte be rechtigte Aussehen erregt. Nach einer Mittheilung des Patenlbüreau von John. Schulz in Lautenburg, Westpreuße, wird dieses Papier aus Pergamentleim, Asbest und den gewöhnlichen Paxierb standtheilen hergestellt, und zwar in der Weise, daß die ausgewalzte Masse durch konzentrirte Schwefelsäure, die mit 10 bis 15 Prozent Wasser verdünnt wurde und aus 20 Grad erhalten wird, in der Weise geleitet wird, daß das Papier je nach selner Stärke ö bis 35 Sekunde in der Säure venvellt. Es ird dann. zwischen zwei GlaSwalzen ausgepreßt, durch Wasser, zuletzt durch Ammoniak und wieder durch Wasser geleitet, zU schen Walzen stark gepreßt, dann zum Trocknen über mehrere Filzwalzen und zuletzt durch polirte und stark geheizte Metallwalze geführt. Das auf diese Weise hergestellte Papier ist so beschaffen, daß man mit Tinte darauf Geschriebene durch einfaches Benetzen mit Wager wieder auslöschen kann. Es ist ein, leuchtend, daß in solches Papier zu aller, möglichen Fälschungen geeignet ist. Au diesem Grunde ist die Patentirung des VersahrenS sür unstatchast erklärt, die Ansertigung und der Vertrieb dies, Papiers erboten worden. Vom ameei. Wer heutzutage Aeaypten besucht, dem würde ohne das Kameel die ganze See nerie gar nicht recht ägyptisch erscheinen. Und doch fehlte dieses jetzt daselbst gänz lich unentbehrliche Thier den alten Aegnp tern. Nirgends haben es di ägyptische, Zeichner und Maler, die auf ihren Wand, gemälden bekanntlich alles Mögliche dar stellten, abgebildet. Wenn wir einem spät-griechischen Schriftsteller, dem Lu eian, Glauben schenken wollen, so war e, König PtolemaeuS, der Sohn de Lagu, der das Kameel zuerst in Aeggpten ein sUhrte. Es war da völlig chmar,e fta& meel auS der panischen Provinz Bac trlona. Als dies es den damaligen Aegix, tern unbekannte Thier im Theater vsrge führt wurde, erschraken diese nach Lu, cian'S Bericht so darüber, daß ste bei nahe auf und davon gelaufen wäre. Wie i lie sunge. Eine Nummer der .OuarterlvkXevie- aus dem Jahre 1319 ist unter Glas und, Rahmen im South kenftngton Museum zu London aufbewahrt. Das hat sie fol, gendem lehrreichen Urtheil zu dank: ,W,r ino nicht die Befürworter xhaata (tischet Projekte, welche sich auf nütz lichc Institut beziehen. Die Idee eier Eisenbahn ist praklisch nicht ausführbar. Ebenso lächerlich, wie abgeschmackt ist ti zu denken, daß ein Dampswagen zwei, mal so schnell sollte gehen können, ie unsere Postwagen. Mit größcrem Rechte ließe sich erwarten, daß man im Artille rie-Ladoratorium zu Woolwich mittels einer Eongrcve'schen Rakete befördert werdeu könnte, als durch ein Lokome live, die doppelt so schnell ie unsere Postwagen lausen soll." tu ,u, Her,. Bräutigam: Aber, mein Schätzchen, eßhalb die großen Vorbereitunze zu unserer Verlobungsseier?! Die wenigen guten Freunde, die dazu geladen sind, hätte gewiß auch mit kalter Küche vor, lieb genommen!" Braut: .Nein, lieber Paul, da ginge nicht! Wer so armen Antheil nimmt an unserem Giücke, der dais nicht kalt abgespeist erden! " rc CKilalutari. Arzt (du dem Kranken einige Schlaf, pnloer verordnet bat): ,Nun, Hber, schlafen Sie jexi beiler?" ' Patinn: .Mei' tfloit. Her- r.rr, ch konnt' l4on schlafen, aber aYaC alle mal, wenn i' einnick". weckt mi' de, Bär ler ui, dam i' ' Schlaf!! nebn'I"