Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 09, 1893, Image 10
Der Klügste gibt nach. Humoreske von ZI. G r h e 1 1 - P u t n i l. Durch die entlaubten Bsummixfel strich seifend der nächtliche Dezember Wind und heulte schaurige Melodien in den Rauchfängen der Häuser. Feudaler tutm," brummte der Bruder Studio und dehnte sich behaglich in dem riesigen Sorgenstuhle des Wohn immer, indem er seine linke er schmarrte Gesichtsseite und da halbe Ohr, welche ihm die letzte Mensur noch gnädig gelassen, in die andere Backen, lehne des Großvater-Sesselg lehnte. Um den runden Tisch des angenehm durchmärmten Gemaches saßen bei heller Lampe eifrig arbeitend die Töchter de Hauses, die drei Fräulein Balzer, und mühten Augen und Hände mit den un vermeidlichen Weihnachtsarbeiten ab, Käthe, die älteste, fabrizirte mit flinken Fingern einen dunkelrolhen Atlaspuff, eine sogenannten Wonnekloß. Frida, die zweite, malte Blumen auf das Titel, ilatt eine Albums und setzte den ita liemschen Anemonen eben hellere Kelche ein. Anna, die jüngste der Schwestern, stand an einem Probirständcr und ord nete sorgfältig den Faltenwurf eines dunkeln Hauskleides, da für die Mama bestimmt war. Bei der zufriedenen Aeußerung ihre Bruders hob sie nun flüchtig das Stumxsnöschcn des blonden Weißt Du, Kurt meinte sie vor- wurssooll, wenn der Sturm so sänd hast mit dem schönen Schnee herumraft, werden wir womöglich zu Weihnachten keine Schlittenbahn haben, und au der Fahrt zum Onkel Dietrich wird dann ich,!' Ra, wär' daS aber ein harter Schlag, kleine, denn dann bekämst Du den lieben Vetter Fritz in seiner neuen Forstunisorm möglicherweise auch gar nicht zu sehen neckte dann der allezeit zu kleinen Scharmützeln aufgelegte Bru- Wenn Tu den Kummer überlebst, Cousine Elfe's Anblick nicht genießen zu können, werde ich wegen Vetter Fritz wirklich nicht or Leid in die Grube f ehren," erwiderte schmollend und merk, würdig schnell Schwester Anna. Kurt beugte sich seitwärts aus seinem umfangreichen Möbel, blinzelte zu feiner Schwester hinüber und da sie ihn mit Nichtachtung strafte, langte er mit der Rechten in einen zur Seite deS Osens stehenden kleinen Korb und zog an der Halskrause den Familienhund Tommn mit kräftigem Griffe daraus hervor. Haft Du gehört, Timmn, wa die da sprach?' fragte er, liebevoll da Fellchen deS schwarzen Thieres streik chelnd, auf diesen ein. Schrecklich sind die Mädchen alle, ja, o ja! Seelenlose Geschöpfe mit verkleinertem Gehirn und erengerten Herzmuskeln, großen e, danken ganz unzugänglich. Das r üth fehlt ihnen, Tommy, das Ge müth!" Der Teckel rührte sich nicht, dafür aber glänzten Fräulein Käthen's lachende Augm den Aussteller dieser schönen Be hauxtungen äußerst belustigt an. Ganz wundervoll erdacht, beurtheilt, gesprochen, lieber Junge! Der Herr segne Deine ferneren Studien aus diesem Gebiete.' Auf Dich, Schwesterchen, sollte sich da eigentlich nicht beziehen lenkte der Belobigte in eine gesicherte Stellung zu rück. Du gehörst als angehende Braut zu einer andern Kategorie, die natürlich über meinem Urtheile fleht!' Damit sprang der Sprecher aus, er beugte sich förmlich in der dritten Post, tion und zog das Gesicht in angemessen würdevolle Falle. Der unsanft zur Erde gefallene Teckel quiekte hell aus und flüchtete auf die warmen Decken seines Körbchens, Käthen Gesicht war plötzlich ernst ge worden. Vater hat am vorigen Sonntag Knut Mahlen einen mohlgerundeten Korb ge eben, als er um mich anhielt,' flüsterte sie hastig. Die braunen Augen des Bruders wei telen sich groß unter dem Eindrucke eines namenlosen Staunens. Ader warum denn nur?' fragte er ebenso leise. Warum? Nun, erstens paßt ei Geistlicher Vater schlecht in seine Fami lie, zweitens hat Knut Mahlen nichts und ich nicht allzuviel, und drittens möchte Vater, daß ich den jungen Bolte Heirathe.' Ja, aber Käthe, was soll dem aus all' dem werden?' Gar nichts, lieber Bruder Kurt, und doch viel. Ich arte einfach noch eine Weile und Heirathe dann meinen Knut.' Der Bruder nickte eisrig. , Brav gedacht, Käthe! Aber wer und wird denn eigentlich Vätern wnfiirn, en?', Nur nicht den Kopf hängen lassen und m! einer schlechten Laune, oder auch gar mit gramverdüfteiten Zügen und rothgtweinten Augen herumgehen ! Das ist für Vater der bestgehaßte Anblick!' .Ja, an i,usehen ist Dir von der Ge schichte wirklich gar nicht, siel der Bru der jetzt ein. Gelt, Frida, sie ist ge, rd so sidel und guter Tinge wie stets?" griea yov langsam ihre grotzen blauen ' Augen zu dem Sprecher empor. Aus j ihrem feinen Eesichtchen lag eiir weicher, i schnirü!h!zer Ausdruck, ihre schmalen, j weißen Finger zuckten leif, um den Pinkel. Ich begreife gar nicht, wo sie so viel' SiegeSgewißheit bei so wenig Aussichten ; hernimmt!' 1 Jdr seid Beide sam, Du sowohl j ! K!:he, Frida.' tagte er und strich, liebkosend über die braunen, lockigen, jure dei zierlichen Mädchens. Tommv, undethier, ich nehme meine Behaups! lungeu von orh'n zurück? Meine näch?e Sorge soll sei, den jungen Bolte mög, lich anzuekeln, damit er wenigsten uns da Feld hier nicht mit Diestcln und Dornen besäet. Weiß überhaupt nicht, ma dieser blonde Riese um unser Kä lhing henimzuscherwenzeln hat, wenn sie' nicht haben will. He, Tonnn, du Murmelthier?' Käthe und Anna blickten ihn amüstrt an, Frida neigte den schlanken Kopf über ihre Malerei und gab der untersten Blüthe einen ganz unmotivirten schvar zen Kl. Der Teckel schwieg sich aus, Ra, e i all' so, dat Leddcr i,' meinte Kurt, habe mich heute mächtig angestrengt, zwei Hasen geschossen und diesen höchst ehrenwerthen, ritterlichen Beschluß als Bruder meiner Schwester gefaßt. Die Sache muß befchlafcn wer den. O, da beißt mir keine Mau ein Zipxelchen davon ab I Gute Nacht, Kinder!' Nächster Tage gab sich der pgichteif- rige Bruder die erdenklichste Mühe, den lieben Gutsnachbarn Herrn Franz Bolte zu stellen, um ihn anzuekeln; allein vergeben! Der Gesuchte war zu seinen Eltern gereist, und unser kämpfe, muthige Studio mußte sich in Geduld fassen. Papa Balzer hatte seinen Morgen, kaffee genommen und saß am Schreib tische vor einem Stoße Akten. Auf sei, nen mettergebräunten, energische Zügen, durch die ine starke Portion Gutmüthige keit schimmerte, lag ein nachdenkliches Grübeln. Seine Finger rollten mecha nisch ein Blättchen Papier. Mit Käthe war das wirklich eine dumme Ge fflichte, Vergafft sich da Mädel mir nichts, dir nichts in den ersten besten neugebackenen, kaum anaestellten Prediger! Wird nicht klein beigeben,' brummte er unwirsch or sich bin, natürlich nicht Ist ja mein eigen liebe Fleisch und Blutl Hol der Henker mit den Mädel allzusammen!' rief er plötzlich in höchstem Aerger laut au und schlug mit er Hand aus die tschptakic, du da Schreibzeug einen erschreckten Rutsch bis zum äußersten Plattenrande machte. Durch die Thllrritze steckte sich der Kopf der Hausfrau, derselbe zarte, kleine Kopf, der verjüngt aus den Schultern der zweiten Tochter sap. Aber liebster Mann,' klagte sie leise, .wie hast Du mich erschreckt! Welch neuen Aerger haben Dir Deine Töchter bereitet, daß Du solch' gottlosen Wunsch äukerst?' Der liebste Mann' sprang ungestüm aus. Gott straf' mich, Thekla, Du bist im Stande, die Partei Deiner Kinder zu nehmen, selbst wenn Du siehst, daß stc sich gegen den Willen ihres angestemmten Sinter auneynen' Frau Thekla trat zögernd über die Schwelle. .Welche ungerechte Anschuldigung liebster Mann! Wa that ich je, um Dir daiu Veranlassung zu gebend .Ach. es ist um aus er Haut zu sah. ren! Käthe verbiete ich, diesen Mahlen zu heirathen. toie sieht mich groß und ruhig an, sagt! Ich mag ihn aver gern,' acht hin und macht, als sei nichts orge fallen. Frieda setzt eine Miene auf, als wäre sie durch das ndot sllr ihre Schwester in den tiefsten Tiefen ihrer tiefen Seele gekränkt. Anna guckt be ständig nach dem Schnee und Thermo meter, Gott weiß warum, und der Junge nun erst " Und wa thut der Junge?' Hilft ihr dabei und schießt mir gestern den, besten. Hasen vor der Nase weg!' ' Um die Mundwinkel der MuItz: dieser entarteten Rabenkinder flog ein eriiihe, risches Zucken. Nun, liebster Mann, komm', sei gut, ergieb ihnen,' versuchte sie zu be, schwichtigen. Käthe ist doch vernünftig, und' Ach was, ernünsiig!' unterbrach sie mit erstaunlicher Heftigkeit durch's Zimmer rasend, der aufgebrachte Gatte Sollte sie wohl nicht kennen? Denkt sich ihr Theil, handelt nach ihrem Kopfe, hört auf keine vernünftige Vor, stellung. Das. Mädel ist genau so wie " Herr Balzer schnappte plötzlich ab, das Schlußwort ich' wäre ihm beinahe auch noch in seinem gerechten Zorne ent wischt. Ein eben in den Hos fahrender Schlit, ten überhob durch seine Ankunft die Hausfrau jeglicher Meinungsäußerung Sie zog sich geräusch'os in ihr Zimmer zurück. Der Insasse des Schlittens, ein auf fallend großer funger Herr in riesigem Bärenxelze, warf dem Kutscher die Zügel zu, stieg au und trat in' HauS. In dem größten Zimmer desselben war der Herr Student nebst Schwester Käthe mit dem letzten Schmucke des Baume beschäftigt, Den Gast er, blicken und ine vielsagende Grimaffe schneiden, war bei ihm ein. Aha, da ist ja Bolte! Komm! der Fuchs richtig au dem Bau', sagte er eifrig. Na, wirt', Bursche, willst Dich wohl wieder wie in Wiesel hier ranmotzen?' Damit öffnete er die Thür und ging zu dem Ankömmling hin, au. Guten Tag, lieber Balzer,' rief dieser ihm freundlich entgegen, sich wei, ter au seinem Pelze schälend. Ihr Herr Vater ist hoffentlich zu Haufe?' Kurt that, als sähe er die ihm geb, tene Hand nicht, und machte eine Vcr, beugung, all habe er just einen ganz respektablen Ladeflock verschluck!. Dom Gegentheil ist mir wenigsten nicht bekannt' sagte er sehr phlezma, tisch und reser?irt. Ich möchte ihn nämlich gern sprechen', fügte der Andere, etwa vcrvundert aus blickend, hinzu. Thun Sie, was Sie aollen', lautete die unsreundliche Einwilligung. Der große blonde Mann maß den Sprecher von Kops di Füßen. Kleinen Kater heute, hk?' meinte er dann lächelnd. Herr!' fuhr Kurt wüthend auf. Bolte', half der Andere wohlwollend weiter. Wie untersteh' Die Thür öffnete sich weit, Papa Balzer erschien aus der Schwelle. Ah. Sie sind das. lieber Bolte', sagte er herzlich, willkommen in Lan genselde! Bitie, treten Sie doch näher.' Damit zog er den Gast in sein Zim- mer, und dieser schloß hinter sich die Thür or der Nase deS ausgebrachten Kurt. Na so 'ne Flegelei!' grollte der iw grimmig, seinen Rückzug zu Käthen an, tretend. Klemmt mir beinahe den Riecher aus dem Lokal! Aber gemerkt hat er doch was. Fortsetzung folgt späte,!' In der Küche, in der Frida und Anna mit der Bereitung de festtäg, lichen Kuchens beschäftigt waren, hatte man daS Kommen des Schlittens auch bemerkt. Der Friedrichöroder ist da,' kicherte Anna, werden da aber Käthe und Kurt sich riesig freuen. Aber Frida, um Got tesmillen, was machst Du denn wieder für Geschichten!" unterbrach sie erschreckt ihren angenehmen Gedankengang, Ein bischen zerstreut ist ja Jeder, aber so wie Du! Wirfst mir die unabgezogenen Mandeln anstatt des Mehls in den schön gegangenen Kuchenteig? Nun sammle sie Dir aber auch gefälligst wieder 'raus, dabei kannst Du wenigstens keine neuen Konfusionen machen! Wenn ich nur wüßte, waS Dir eigentlich ist?' wunderte sie sich weiter. Frida ließ traurig den Kopf hängen, Verzeih,' bat sie demüthig und machte sich schweigend an das Heraussuchen der unabgezogenen Mandeln. Oben In seinem Zimmer saß unter, besten der Hausherr seinem jungen Gaste mit einer Miene gegenüber, welche die höchste Potenz seine Staunens aus drückte, Wie sagten Sie?' fragte er eben, als habe er seinen Ohren nicht getraut, Ich bitte Sie um die Hand Ihrer Fräulein Tochter Frida, und hoffe, daß -' I, da schlag doch Der und Jener d'reinl' machte der betroffene Vater, dem Andern in die Rede fallend, seinem gepreßten He-zen Lust. Die Frida wollen Sie heirathen?" Ich glaube, der Zuneigung Ihrer Fräulein Tochter gewiß zu sein!' Das Herbstküken?' fuhr Papa Balzer noch immer unter dem Ein, drucke seine maßlosen Staunens un beirrt sort, nein, das ist ja sonderbar! Da denke ich nein, wa man mit seinen Mädels nicht Alle erleben muß e geht faktisch über 'ne alte Hut, schnür!' ,He, Frau, Thekla!' rief Herr Balzer aufspringend in' Nebenzimmer hinein, komm firing mal her und gieb Deine Meinung zu einer hellen Frage ab ich weiß nicht mehr, wa ich denken soll!" Frau Thekla kam und gab ihre Mei, nung ab. Fräulein Tochter Frida wurde herbeibeordert, kam auch, ihre erstaunte Schwester und die halbausgele'enen Mandeln meuchlings im Stiche lastend, und gab die ihre dazu. Da fand sich denn sunderb arerweife, daß die beiden weiblichen Meinungen aufs Haar mit denen Voltes überein, stimmten, und daß Fräulein Frida in Sonderheit nicht das geringste Verständ, niß für die ihrem Vater so groß erschei, nende Komik und Unoerftändlichkeit der Situation besaß. Im Gegentheil! Sie fand fich mit eitel Freude und strahlend, stem Glück in diese Wendung der Dinge und flüsterte späterhin ihrem Verlobten zu, daß sie ganz gewiß todesunglücklich gewesen sei, eil sie auch zu glauben an, gefangen, er möge Schwester Käthe lieber als sie! Ueber Papa Balzer war eine ganz kuriose, nachdenkliche, weiche Stimmung gekommen. Er schaute hinaus, schüt telt den Kopf, durchmaß mit bedächti- gen Schlitten sein Zimmer und setzte sich, , eine Feder ergreisend, schließlich an sein Ichreibpult. j Das Brautpaar war zu den Geschmi, stern gegangen. Es folgte hier eine all, gemeine, fehr luftige Auseinandersetzung, und der schnell versöhnte Kurt weihte den lieben Schwager in den endgiltigen Be schluß de Geschaifterkongresses von der! Sturmnacht her ein, j Wißt Ihr, Kinder,' rief der unter- nehmende Jüngling, ich glaube, etir1. j Knut Mahlen heute herr'ommm wäre, anstatt damals, hätte er ein rundes Ja' für daS häßliche Nein' bekommen, denn ' erstens ist heul' ein bekömmlicher Tag und zweitens hat Vatting ja nun auch seinen Wille mit einem ländlichen' Schwiegersöhne.' ) Laß Mahlen heut' noch 'mal pro- j biren,' schlug die plötzlich kühn gcwor, j dene Frida vor. Wir helfen Alle bit-, ten, nicht wahr, Franz?' ! Brillante Idee,' stimmte er eifrig j zu. kchreidt ihm eine arte unt schick! schnell meinen Kutscher zu ihm.' Gesagt, gethan: Herr Kurt schrieb. siegelte und begab sich auf de Hos. , Hier siel ihm zuerst der raierliche Schlit, len, der angespannt zur Abfahrt bereit stand, in die Lugen. AI er Bolle Kutscher abzesertigt hatte, trat er zu dem eigenen. He, Jochen, wo fäll die Reis' hin. zahn?' Je, Herrmg, de: f II ick ritt, 'eg gen!' Wal? Rich srggeni He i arl! ;ü nich richtig in sine Deetz?' Je, Hcrring, laten' man flnd, del geiht wahrhastig nich. MölcnS weiten, da! uns' oll' Herr det so anordenier! hett. Ick war denn ja woll min Mul Hollen I' Damit stieg Joche bedächtig ein und kutschirte dem Bolte'schen Schlit, ten nach, langsam vom Hofe herunter. Der Tag erging, der Abend kam. Festesfreude, Weihnachtszauber legte sich über die Herzen der Menschen. In dem Weihnachtszimmer zu Langen, selde strahlten hell die Kerzen und klan, gen feierlich die Weihnachlsliedcr, von andächtigen Stimmen gesungen. Fried, licheS Glück lag über dem Familien, kreise und leuchtete vor Allem aus den Augen de Brautpaares und Papa Bai zers. Nur die arme Käthe hatte banaeS Herzklopfen und meisterte mit Mühe ihre Aufregung. Bolle Kutscher war ohne bestimmte Antwort von ihrem ge. liebten Knut zurückgekert, sür ihren herrlichen Pust halte sie auch noch reinen Dank empfangen. Dachte er, doch noch selbst zu kommen? Wie würde das denn aber ablaufen? Plötzlich wurde Papa Balzer hinaus gerufen. Unmittelbar darauf öffnete stch die Thür und er selbst mit dem getreue Jochen hinter stch trat ein. Zwischen ihnen schwankte ein großer, gefüllter, verdeckter Waschkorb, den sie einträchtig, lich schleppten. Hier, Käthe, ein schönes Geschenk sür Dich, eben vom Christkindchen ab gegeben,' sagte er vergnüglich schmun, zelnd. Dabei setzten sie den Korb mitten in's Zimmer. Käthe trat mit großen Augm erstaunt näher. Für mich? Von wem?' Von mir, Kinding?'' lautete die väterliche Antwort. Käthe schickte sich an, die Hülle zu heben. Kaum hatte sie aber dieselbe berührt, als eS im Innern des Korbes merkwür, dig lebendig wurde, und ehe sie noch Zeit gehabt, eine klare Vorstellung zu soffen, sprang, s wie er leibte und lebte, der Gegenstand ihres Hangens, Ban, gens und HoffenS, den bewußten Wonne, kloß im Arme haltend, daraus hervor und schloß ohne Umstände die jäh Errö, thende auch noch kräitiglich dazu an seine Brust. Lachen, Staunen, laute Rule Alles scholl wirr durch einander. Ter unver, besserliche Teckel bellte und schrie quik send in den allgemeinen Jubel auS Leibeskrästen hinein, und es dauerte eine geraume Zeit, bis sich die hoch, brandenden Wogen der lauten Freude legten. Die glückliche Käthe hing am Halse ihre schmunzelnden VaterS. Wie hast Du das nur so herrlich ausgedach! und ausgeführt, HerzenSvater?' Ja siehst Du, mm Lütting, ich über, legte: Der Klügste giebt nach und das wollte und mußte ich doch alleweile sein für' Uebrige kannst Du Dich bei Jochen bedanken!' verklunzene Akkorde. Zlorelette von War W o n I a i, i. Eräsin Mathilde war soeben vom Lalle zurückgekehrt. Die Zofe war herbei geeilt und wollte ihrer Herrin beim Aus, kleiden behülflich fein. Geh' zu Bett, Minna," sagte die Grösin, es ist spät und ich helse mir hiutk schon selbst!' Die Zofe ging. Un, hörbar schloß sie die Thür, nur die fchme ren Portieren rauschten, als sie hinaus ging. Und dann war G'äsin Malhilde allein. Es ist warm hier!" flüsterte sie und erhob sich rasch. Sie trat zum Fenster, öffnete es und sog mit vollen Zügen die kalte, erfrischende Schneeluft ein, die von draußen hereinströmte. Leise fiel der Schnee, und die Straße glänzte im weißen, köstlichen Gewände. Einige Augenblicke sah die Grämt hinaus, dann schloß sie das Fenster und ging zum Sopha zurück. . Ein leiser Seufzer entstieg ihrer Brust. Sie mußte zurückdenken an den heuti, gen Ball. Es war eine glänzende gest lichkeit gewesen, zu der sie geladen war, und sie hatte als die Königin des Festes die Herzen der Männer iezaubert. Sie warf einen Blick in den ihr gegenüber hängenden Spiegel ja. eS war wahr, Gräsin Mathilde war ichö, und Hun, derte schon hatten es ihr gescg:: Aber cS gab sie auf diese Hunderie! Nur nach Einem sehnte sie sich, und dieser Eine hatte e ihr noch nicht gesagt. Sie schloß die Augen. Bild us Bild einer schönen, glücklichen Vergangenheit zog an ihr vorüber. War es denn nun irklich schon vierzehn Jahre her, daß sie mit dem Lehrerssohn Richard in ihrer schönen, bergumkränzten Heimaih durch Wald und Feld, durch Berg und Thal schweiste, daß er ihr am Bache bunte Kiesel in den Schooß schüttete und sie dann jedesmal mit seligem Lächeln traate: .Ha Du mich nun lieb, Tilda?" Und dann nickte sie und legte ihren Arm um seinen Nacken, bis er ihr leise in das Ohr flüsterte: So muß es immer mit uns bleiben!' Ja, e blieb so fo lange sie Kinder waren. Dann mußte Richard das Gym nasium und spater die Un:ersi!Z: tezie hen, während sie nach einem Pensionat gesandt wurde, um dort zu einer Welt, rame ausi;coif.ici zu ii .ft.i.ui.k n- u'uiji.c es lange, ehe sich die Beiden Bieder ein-1 mal zu sehe ekamen. Eine Abend war er ihr x'cslich au! dem einkamen Waldweg begegnet, der in tausend Windungen durch ten Gebirgs trt'.t hinunkersühr in ihr heimaihlichei Thal. Grüß Sie Gott. Gräsin Mathilde!" halte er mit seiner schönen, klangvollen Stimme gesagt und ihr fröhlich die Hand entgegengestreckt. Sie ahm die Hand und duldete e, daß er die ihre schweigend an seine Lippen führte. Lange ginge sie dann still neben einander her: Kein von Beiden sprach ein Wort. Endlich aber brach er das Schweigen. ,E wird wohl da letzte Mal aus Jahre hinau sein, daß wir un sehen,' sagte er. Fast erschrocken schaute sie zu ihm aus. .Da letzte Mal? Warum?' Ich habe einen ehrenvollen Antrag zu einer Reise nach Ostindien erhalten, und es wir an orei ahre dauern, ehe ich zurückkehre " ES schien, als erwarte er eine Ant, wort. Aber sie schmieg, und nun fand auch er keine Worte mehr. Wortlos schritten sie zum Thal hernieder, und wie weit auch der Weg war, diesmal wurde er ihnen dennoch kurz, und sie erschraken beinahe, als sie nun plötzlich unten angekommen waren und sich Iren, nen sollten. Ich reise bereits morgen ab, Gräfin Mathilde!" sagte er leise. Ihr Brust hob und senkte stch stür misch. Werden sie einmal meiner gedenken?" fragte er dann. Immer, Richard, immer!" flüsterte sie. Da hatte er ihre feine, weiße Hand e,venqa,tt,q an seine ippen gesuhlt, und wortlos war er von dannen e- stürzt. Thränenden Auges sah ste ihm nach, v,s er an der orsecke verschmun den war. Und dann zog die Zeit in das Land und ließ, wie Alles, auch jenen Augen, blick in der Erinnerung verblaffen, den Gräfin Mathilde lange sür den köstlich sten ihres Lebens gehalten hatte. Und so kam es, daß, als nach Jahr und Tag der Graf Heineck um Mathilden Hand anhielt und ihre Eltern in das Mädchen drangen, die Gräsi endlich Ja! sagte. Hatte doch auch Richard lange, lange nichts geschrieben. So ward Mathilde Gräfin Heineck. Aber es war keine glückliche Ehe, die ste führte; der Graf hatte nur eine Convenienzheirath schließen wollen; seine Frau machte die Honneurs in seinem Hause, im übrigen kümmerte er sich nicht um sie, und Beide gingen ihren eigenen Weg. Kaum ein Jahr waren sie erheirathet, so brachte man eines Tages den Grasen zu Tode verwundet nach Hause. Er war vom Pferde gestürzt und hatte stch lebensgefährliche Verletzungen zuge zogen. Am Abend des anderen Tages enthielten die Zeitungen die Mittheilung von dem plötzlichen Ableben des Grafen Heineck. Und Richard? Er hatt nie wieder an Mathilde geschrieben, seitdem er ihre Verlobungsnachricht erhalten. Die Grä sin erfuhr nur, daß er länger, als anföng lich beabsichiig", in Jndie i bleiben wolle, aber keine Kunde, kein armseliges Wort erhielt ste von ihm selbst. Aber plötzlich stand er eines Tages vor ihr. Ihr Trauerjahr war abge laufen und sie hatte einer Einladung zu einer Gesellfchast Folge geleistet. Da war er Herr Toctor Richard Berger!" so wurde er ihr vorgestellt. Und wie sie nun in das von der Sonne Indiens liefgebräunte, schöne Männer, antlitz sah, da hatte ste laut aufjauchzen mögen vor Jubel und Lust. Er aber sprach kein Wort, er verneigte sich förm, lich, und damit schien für ihn das Wie derfehen erledigt. Bei der Tasel ckber hatte sie doch bemerkt, wie hin und wieder sein Auge jäh aufloderte, wenn er zu ihr hinüber sah und still jauchzend ge, stand sie es sich ein, daß diese derselbe Blick war, mit dem er ste einst angesehen, al er ste am Tage vor seiner Abreise an der Waldecke fragte: .Werden äie einmal meiner geden ken?" Tagelang, wochenlang, monatelang hatte ste gewartet, ob er ihr einen Be such machen erde. Aber er kam nicht. Seine Grüße, wenn sie sich zufällig auf der Straße oder in einer Gelellschafi begegneten, waren kühl und förmlich, aber um so leidenfchafillcher füblte Grä sin Malhilde, daß sie jenen Mann mit jeder Faser ihres Herzens liebe und daß sie sterben werde, wenn er nicht zu ihr zurückkehre. Und gestern Abend ! Wie hatie sie ge. hofft, ihn auf dem Balle sebcn unk sprechen zu können ! ES sollte klar wer, den zwischen ihnen Beiden, sie war nicht länger im tande, die erdrückende Li!! zu tragen, die ihr daS Herz beschwerte. Sie wollte mit ihm reden, ihn um Ver- zeihung litten, ihm sagen, daß ihre ganze große Liebe nur ihm allein gehört, und nur ihm gehört habe, daß eS nur ein schwacher Augenblick gewesen, in dem sie stch an den Grasen Heineck gebunden, Ihr Herz schlug zum Zerspringen, als sie in den Ballsaal trai; ihr Auae ftoa durch die Reihen der Gäste, ob sie ihn wohl erspähen könnte, ihn, der ihr alle diese namenlose Unruhe bereitet hatte. Er war nicht da. Bange, ktox'enden Herzens harrte sie von Stunde zu Stunde er kam nicht. Und a!S endlich die Gesellschaft auseinander ging, da fühlte sie ein grenzenloses Weh in der Brusi, und m die stille Nachtluf! hätte sie'S hin auSiu'en mögen: Er den ich liebe, der mir Alles, Alles iii er ist für mich verirren!' Da Alles zog cn dem Auae der fchc- nen Frau vorüber, die, in die Ecke tcS, ScrhaS geschmiüil, in tie Gedanken verloren rar sich Hinblick!?. Harte sie deun nicht auch ein Recht auf , Liebe? Oder hatte sie dieses Recht ver.j wirkt, o! sie um eine Anderen willen den opferte, von dem sie wußte, daß er sie tief im Herzen trage? Wo nur Richard weilen mochte? Mo natclang hatte sie ihn nicht gesehen, er schien spurlos verschwunden. Sie wußte, daß er gerne in dem Hause verkehrte, in welchem gestern der gioße Ball stattgc sunden, und doch war er nicht da! Viel leicht ihretwegen nicht? Sie halte nicht gewagt, Jemandem nach ihm zu fragen; e hätte ihr ja Jeder ansehen müssen, warum sie fragte. Mechanisch spielte sie mit den Briefen, die auf dem Tische lagen. Sie waren mit der letzten Abendpost gekommen und Gräfin Mathilde hatte noch keinen daoon geöffnet. WaS konnten sie auch bringen? Einladungen, Gratulationen, ein paar gleichgültige Mittheilungen was sonst noch? Plötzlich blieb ihr Auge starr auf einem Brief hafte jäh schrie ste auf! Von Richard!' Wie ihre Pulse klopften, wie die Schläfen glühten? Ja, das war seine Schrist; sie kannte sie genau. Wenn r an sie schrieb, so konnie der Brief nur eine Freudenbotschaft enthalten. Und doch wagte ste nicht, daS kleine Schreiben zu öffnen. Hastig erhob sie stch, den Brief in der Hand und trat zum Fenster, welches sie wieder ganz öffnete. Wie wohl die kühle Nachtluft ihre, sichernden Stirn that! Ein paar Schnee flocken sielen darauf, sie zerrieb ste an ihren Schläfen wi erfrischend, wie kühl! Sir athmete erleichtert auf, dann schult sie zum Sopha zurück. Langsam nahm sie eine Scheere und ebenso langsam löste sie die Umhüllung; es war kein Brief darin, nur eine kleine weiße Karte: Dr. Richard Berger Ernestine Berger, geb. Hollmann, Vermählte. Und weiter nichts Ein konvulsivischer Laut entrang sich der Brust der schönen Frau Durch da Fenster fuhr ein heftiger Windstoß die Lampe erlosch Dun sei herrschte im Zimmer gespenstig, vom Nachtwind bewegt, zitterten die Por tieren Und nun war Alles still Ais am andern Morgen die Zose ein trat, fand sie ihre Herrin ohnmächtig am Boden liegen. Um Gottesw'llcn, ' rief sie erschrocken, gnädige Frau Gräfin!" Die Kranke schlug die Augen auf. Bring mich zu Bett, Minna!' Soll ich einen Arzt holen?" Nein, es wird so vorüber gehen er könnte doch nicht helfen! Akkorde, die verklungen sind, sind für alle Zeiten verklungen ! Komme, bring mich zu Bett. Gestützt auf das Mädchen wankte sie in das Schlafzimmer. iHetratksch. Das nicht mehr ganz jugendliche Fräu lein Martha k,, las rr einiger Zeit in einer Berliner Zeitung folgendes Hei rathsgesuch : Ein nicht unvermögender Herr, Prof., wünscht die Bekannt schast einer junge Dame mit 1500 Mark Vermögen behufs Heirath zu machen. Off. :c. ' Fräulein Martha säumte nicht einen Augenblick, ihre Offerte einzu reichen. Ein Künstler oder Gelehrter das war cS, wonach sie stch schon seit Jahren sehnic. Und wie lächerlich wenig war eS, was dir Herr Profeffor kr langte! Nur lumpige fünfzehnhundert Mark, während ihr Vermögen mehr als das Zehnfache betrug. Ja, die deutschen Gelehrten sind nun einmal unpraktisch und sehr bescheiden, welche Augen der Herr machen wird, winn er aus ihrem Schreiben ersieht, daß sie ihm mit einer Summe aufwarten kann, die weit über feine Wünsche hinausgeht. Nun, er hat e gewiß nicht nöthig, und nur um wenig stens etwas zu verlangen, hat er diese kleine Summe angegeben. Ihres Sie ges ist ste aber ganz sicher. Und in der That es kommt eine Zusage, eine enthusiastische Zusage. Sie hat folg, den Wortlaut: .Hochgeliebtes Fräulein! Mit Ver kniegen greife ich zur Feder, um ste wiffen zu thun, daß ich Ihr ergebenes schreiben in die Zeitung richtig aijeholt habe und mit Freide ersehe, daß sie auf mir reflek iüren, womit ich denn auch jan einver standen bin und das Angebot je kürzer je lieber folgen kann, indem mich Ihre Brobositicnen mit Zwanzig Tausend sehr wohl zulagen av.i dies nuhr als jenug is kür die Einrichtung einer Tischlerei, aber Schaden kann's nicht, es ist etwas meer als jenug. Sehr geschätztes, bald innigst geliebtes Fräulein Sie machen in mich auch keinen schlechten Griff, denn wenn ich auch kein so große Geld Haie wie Sie, so bin ich doch ein geschickter un nicht unjebildeter Kerl, was doch auch nicht ohne Werth i Fiöulein Martha war. als sie diesen Bries gelesen hatte, einer Ohnmacht nahe. Der Proseffor" au der Heiraths annonce war also nicht Proseffor, sondern Profcfflcnist! Und diesem Manre, aus den sie keineswegs refleklirte", hatte ste ihre Photographie geschickt! O diese irre führenden Abkürzungen in so wichtigen Annoncen! Fräulein Martha verlangte die Rückgabe ihres BiideS, aber der Tischler weigerte sich hartnäckig, diesem Verlangen nachzukommen. Er habe ihr Eheoerkprechen und denke nicht daran, die Parthi fahren zu lasten. FrAuIein Martha hat sich nun an ihr, Richt, walt eewankt, um mit deken .ülse wie- der n ihren Eiaenlham u kimmen. ?a i ?,i,PA, Lehrer: ,Mo,a'n werde ich Eiich die Geichie vom g, de ColmbuS zäh, len. Tazu hat ieder von Ech ein Ei mitiubringen. Wer kein Cm aajtreiben kann, dirs dafür Butter milbrinzen.'