Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 31, 1892, Image 3

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Eistnwaarcn und
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d)t wir z (aOell)ntt iiiebrigt-it yvcifen abgeben.
Das uiriljr Platt.
(fint Wefit)ift)tf au Bein lllagsleden.
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Es war f ü v inirfi einsamen Inngge
feilen ieil)ältmfunüf;iej Hock) fviil) am
Abend, als ich mich von meinem Stamm
ln trliob, um nach Ha je zu wandern.
Der Weg nart) "aii je war bald zurückge
legt, und, mil der fchückittnitu Vcnrlite
eine jogenannlen Fmifnnmitciibtcmici
versehen, flieg ich die drei Treppen empor.
Mitten auf dem orridor blieb ich plötz
litt) stehen: Trotz des schwachen mit)
fchivanlenoen ,'ichtes meine Merjlcins
l,ob sich augenfällig von der finsteren
Entreibiir, die i die Wol)mimz meiner
Wirtt)iii führte, ein nrojie weiße Blatt
ab, da mit vier Steckimdtlii an dem
Holze über der S linse befestig! war.
'Auf dem Blatte standen einige iv-orte.
Sie lauteten :
(beliebte Minder !
Wo segne Euer limum ! Ick) küsse
Dich meine theuere Tochter, und Dich,
mein geheilter Sohn, im Weifte ! Je
kann buch leider nicht erwarten, denn
icl) muß in' Theater.
liiierc Mutter."
'Also heute nort, trifft da Pärchen
ein," dachte ich, während ich die wennzen
Schritte uv nächsten Thür weiterging,
die i meinen beiden Zimmern führte,
jtainn hatte ich die Thür hinter mir
zi,ge,chlossett, als ich zwei Men,chen die
Treppe heransloniiiieit horte. Meine
Mutter ist nicht zu Hanse," erklang ach
kurzer Beeile eine männliche Stimme,
.Aber da sieh, Weibchen, hier ist ihr
Willkomm,,,,',. Ist da nicht lieb
von ihr?" Wn der junge Mann och
weiter sprach, nud wa seine tvrau
daiaiif erwiderte, weif; ich nicht. Denn
al ich die Wewiftheil erlangt hatte, wer
die beide Ankömmlinge waren, begab
ich mich i mein Schlafzimmer; c
widerstand meinem bessere Gefühl, die
Her;enzwiesprache der jungen Eljcgat
teil zu belauschen.
chon feit mehr al zwei fahren
Okfcn !
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MMANN
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Kinder
'( tt ,kdri,,eren Preisen erkauft, al in fugend einem anderen Geschäfte der
Ä!dl. Wir besiyen da gröjjte Lager in Ärderbeartikcln für Arbeiter.
Kaufbcdingungcn: Baar.
wohnte ich bei ivrau Riugler und war
bet ihr wohl aufgehoben, ie war eine
kleine, anfielst lebendige Person, i deren
Ader ei Tropfe -itjenterbliit rollte.
Sie stand übrigen zu den Brettern,
welche noch immer die Welt bedeuten, in
einem gewissen Verhältniß, ivra Iiing
ler bekleidete da Amt einer Garderobiere
i, Stadttheater mit grofzer liigheit
,,d (Gewandtheit. Sie besaß ein klei.
e i!erntijiic, nd diese war die
Brücke, auf welcher sie mit vielen Mit
gliedern de Theaterperjvnal t nähere
Bernhrnngeit kam. Momentane eld
Verlegenheiten ntachic f,e ,i großer O'e
falligkcii ein inde, auch lief; sie sich gern
zu elegeiiheitlasen herbei. Hatte
eine Thealerdanie einmal einen überflüf'
siaen Schmniracgcnftand oder ein
Möbelftiiek, da ,cht nbedingk in ihre
Einrichtung paßte, so wußte sie ganz
nena, wer ihre Abnehmern, lein werde
Wollte die Dame aber ach einiger Zeit
ihren Schiiniilgege, Island zurück haben,
oder land ic doch einen vlaiz zur lingc
rechten Ausflclliing de Möbelstücke, sg
war sie sicher, bei Kran vüngler die ver-
kausten Diiige uitvcriehrt w,ederzusn
den, Wen auch meine Wirthin bei
diesen vertraulichen Angelegenheiten nie
chadcn erlitt. 10 war ich doch der
tenrtt. daß sie weniaer an Begierde, sich
zu bereichern, sondern an wirklicher
gutmüthiger Theilnahmc an den von ihr
schwärmn i)ch verehrten S(ü,iftlcrim,cii
die Atolle einer luisorgenoeu und hclicnd
cingreiieiideii Beratherm )p,elte
o ehr nrau Hiiugler dem Theater
leidenscha)tlich ergebe war. so wenig
Sinn hatte sie tür eine harmonisch an
geglichene inrichluitg ihre Heims.
jedesmal, wcun ta, ihre .ohng ve,
trat, überkam mich ein leiser Schwindel
amall, den Moeoeo, Rcnaiisanee und
altdeullche Möbel )tanden dicht und uw
vermittelt nebeueinander, und dieses Ge,
wirr von varbcn, Viuicn und Forme
wurde durch die zahlreichen japanischen
viippgeaenitandc, die )ich in anen ciiten
und Winkeln befanden, durchaus nicht
gemildert. ihrem Salon" standen
drei rieieuaronc Autlctdenuegel, wel
chen sich eine ebenso große Aiizahl lief
von der Dette herabhängender gold- und
lilberbliukender Vultre prahlenich bc
guckte, lim so einfacher, aber behaglicher
wäre meine beide Zimmer augctat
tet, in denen mau yuiiglcr für jtreitjic
auberkeit itd rdng sorgte. '01
lend ausgesöhnt wurde ich mit der til
Verwilderung in der Wohnung meiner
strau Wirthin, wenn an der Thür die
iiltnael gezogen wurde, einc niize, neun.
lidic -ülirninc ertdiou, eine verschleierte
Gcitalt, von ,n"au !uuglcr herzlich bc
wtllkommnct, in' Vorzimmer schlupfte
da wiißtc ich, daß einer der weiblichen
Lieblinge de Theaterpubliku, crichic
neu sei, lind wenn ich weiter auch nicht
horte al halbe, nnveriiandliche 'atje
al ein ; mir gedämpft hcrcinklinaen
dc Aachen, und wenn ich auch weiter
nicht sah als ei schimmernde Sileiö
eine weiße Hand, winkend und grüßend
undwe' gut ging, da Profil einc
hübschen Ge)chtö ich war mit bic)em
iir wenige eknnden wahrende Auge
und Ohrenschmaus zusriede und küi
merte mich nicht um die Geheimnisse, d,e
zwischen den ankommende Tamcn d
meiner Wirthin im letzten ihrer Zimmer
ungestört und nbelanscht verhandelt
wurden,
Frau Ninglcr besaß einen Sohn, wel
cher da direkte Gegentheil seiner Mut'
ler war, Sie, an lauter ZUugheit und
Teniperanient bestehend, er die verkör
perle chiversälligkeit und Einsilbigkeit,
die bereit an geistige Beschränktheit
streifte. Trotz feiner dreißig Jahre war
r da Muster eine Muttersöhnchen.
Er war Buchhalter in einem größere
Geschäft und vollführte seine Qblicge
hciten zur Zufriedenheit de (5hcf, wir
mir Frau fingier versicherte. iemi
RiuglcrS Ta,,cwcrk lief mit der Regel
Mäßigkeit ein," Chronometer ab. Die
Mahlzeiten nahm er stet gcmcinfchast.
lich mit seiner Mutter ein ; in Thea
ter ging er mir Sonntags ; da er stet
erst nach acht Uhr vom Bureau kam,
wartete er. eine Ligarcitc rauchend und
die Zeitung lesend, ans seine Mutter,
die natürlich erst ach Schluß de Thea
tcrS eintreffen konnte. Beim Abend
brod erzählte ihm Fra Ringler, wa
sich während der Vorstellung etwa er,
eignete, der Sohn hörte ruhig zu nd
war feine VcbcnS zufriedcii. Diese
Idyll sollte aber bald eine Untcrbrc
chmig. daj heißt eine Erweiterung er
fahre. Der Sohn faßte sich nainli,l
eine schönen Tages ein Herz und theilte
feiner Mutter mit, daß cr schon feil
einigen Jahren verliebt fei. Frau Ring
ler konnte diese erstaunliche Thatsachc
nicht vor mir verbergen und erzählte
mir. wahrend ich den FrühftückSkatfec zu
nur ahm. wie ic die Hcrzcnsangclcgcn
heil ihre Herrn TohncS rasch und reso
lut in' viciite brachte. Mein iiarl
war vor einigen Jahren Buchhalter in
omellbiirg. und dort vergaffte er sich
in ein Mädchen. Ich kann Sie vcr
sichern, ein Madchen au gutem, an.
ständigem Hanse. Statt mir aber, wie
er heimgekommen, aufrichtig von der
Geschichte zu erzählen, verschweigt mir
der unge alle und führt eine heim
liche orrcsipondcnz mit dem Mädchen.
Reulich aber traten ihn, plötzlich die
Thränen in die Augen, und cr zeigte
mir ihr Bild. Anfang wußte ich na.
türlich nicht, was ich damit anfangen
sollte. (5r fing aber bald zu beichten
an. Da sei lein geliebtes Madchen,
und er könne es vor Sehnsucht ach ih,
nicht aushalle. ,So,' sagte ich, ,D
hast aber lange Zcii gebraucht, ni Dei.
er M:e' da,' i sagen " Ich erknn.
oigie mich sei njm d.nm hin nd her
ach der Familie de Mädchen und ei
suhl" ,, ieuiem i'Jiimde da Beste.
N(:ii l lügt nicht, und solmb' im alle
geglaubt. ,Hasi t u ,l,r ivahrhastig ud
ernst die Qhe ve iproäieu frag' ich ihn
schars ,i," Gcimfieu. ,Ia, Mutter,'
sagt er, ,to,' sag' ich. .dann ist
auch Zeit, daß in Dem Besprechen
einmal haltst, i,d nun mach' Dich auf
die Be,e S Heiratlie Deine Braut!"
Ta fallt mir der Junge mit den Hai
d fußt mich ab, baß es mir u eine
Au hatte, Ja, scheu iie. Herr ?ok
tvi," )uhr sie seufzend Ii'it, unspio
chen hat er ihr. und so imtß er sein
Wort halten, Wa er jetzt verdient, ist
sehr wcmg, und die beiden Von tc mijcu
bei mir uiolmni. So viel Geld verdiene
ich wieder nicht, inu ihnen Zuschuß ;
einem eigenen Hau Imlt zu geben, nö
feine Braut ist ei nn;,e Ting. '.'in,
jo lange iä, lebe, wird i!w so gehe,
und bi ich gestorben bin, iird wohl
mein Xsli'l in, Gehalt weiter ansgeriicll
fein,"
Haben Sie die Braut Ihre So
e schon persönlich kenne gelernt
fragte ich. Mir lam biv Gebaiire mei
ner iHiehrte Flau Wirthin tiouall'
ihrer niüttei lüiieu Zärili.lifcit doch etu'.aj
zu um'Oiiisiiii.i vor.
Jieut. ivu' )oli ich reun von liier
fort ( Man m.lit a bald .vo,,,zeit.
üine .Vnch-1eitrciie gibt u : ai t . und da
V-aar lommt gleich hierbei', 'u meruc
ich mein ifhinegenoditeilein empiiin-
gen nd für vcbenszeit bei mir haben,"
Ich miiuulie Ihnen allen ea l!n'te
und Schönste, (iiiu :)iiuglcr ! Aber
wäre e vielleicht nicht doch praktischer
gewesen, Sie hatten sich auf einige Tage
von, Theater logciiac,t, um sich per-
sönlich zu überzeuge, daß die Hei ;cii
wähl Ihre Zohne auch eine Berftan
deswahl gewesen ! ieiade in dieiem
Fall ist c doch für Ihr lüuflige Zu
faminenlebenehr ivichtig, loclche iin
driick da FTiiuIri auf Zie persönlich
macht !"
Zic sah mich etwa betrete a, Ja,
meine Schwiegertochter tu cuen ane
aufbieten, mir zu gefallen, iie ivoluit
bei mir, ud ohne meine Bei'einmmg
feit hätte sie ihn erst nach Jahren hei
rnthen können."
;th schüttelte zu biceu Worten den
iops, iclmueg aber. Wa geht' denn
schließlich mich a,i," dachte ich bei mir.
lind um; war die Hochzeit vorüber,
da junge Cbepam- soeben zuriielgelehit
und wird fortan in meiner nächsten
'.Kähe wohnen, beinahe Wand an Wand.
..te linuucruugeu. die an mir vornber.-
gNtte, verblai.ten, mir der Willlom-
meiigru: auf dein weinen Zettel, der
mir, al ich heimkam, in die Augen fiel,
schwebte noch kurze .cil mit feinen la
gen, steifen Buchstaben in meinem er
löschenden Bciuiißtstiu aus und nieder,
bis ich einschlief.
Am anderen Morgen brachte mir
Frau Ringle," mit strahlenden Blicken
den Kaffee. ,.ck find drijj' schmnm
zelte s,e glücklich, Haben ie gesiern
"tiacht den große Spektakel gehört,
al ich heimkam V Ich wußle mich vor
Freude über mein allerliebstes clnvic
gertöchtercheu kaii,,, zu faiie. Die wird
Ihnen auch gut gefallen !"
AI ich nacl einer halben Stunde,
zu meinem Aucgaug gerüstet, aus den
orridor trat, scholl mir der primitive
Gesang einer frischen weiblichen itiininc
entgegen, e war da? junge -eib
chen, welche bereit an der Arbeit
war : e legte mit deut Bcjeii nin
tcr drauf lo. Bei meinem Anblick
ciTölhete c und vcrfkloand, den Besen
auf ei vüustm Heliricbt cnchicilt tut
leu lastend, Vlitf bei' grauen Staub
moffc de Kehricht lag groß und breit
ei weiße Blatt Papier, Wie von
einer plötzliche Ahnung e faßt, beugte
ich mich nieder und heb da Papier ans.
li war der Wiillommsgruß der Mm-
ler, der gestern Abend aus der Thür
p langte und jent beinahe dem schnöden
Geschicke versallen wäre, von der Schwie
gertochter hinausgelegt zu werben. Ii
war mir in diesem Moment nicht reil
bewußt, wa ich that. Zuerst stiubevi
ich da Blatt Papier vo i den darauf
haftenden Stattbtheilcheu und Brod
trnincn, dl nn faltete ich c ziiiämmen
und steckte es in meine yioetiatchc.
wr ja aUerding nur ein ftiinuuc,
wcrthlofes nud glciehgiltige Ding,
aber es enthielt die Kundgebung eine
freudig bewegten Mmteiheizeu, auf
welcher kurz vorher der Besen der jungen
Frau nnihei'sti'tch, und eine solche Bc
Handlung hatte c gerade von ihr am
allerwenigsten verdient, lim leise Miß
behagen flieg in mir ans ein sei
empfindende Herz befitzt die (Gattin
dc Herrn !arl sicherlich nicht, dachte
ich, al ick) die Treppen herunterstieg
um ii 'inen Geschäften nachzugehen.
15 l selbstverständlich, daß ich die
Schwiegertochter sehr bald persönlich
kennen lernte, iie war nicht nur ein:
selnnncke, dralle Blondine mit runden
Wangen, srenudlieben Augen, etwa.
gebogener Rate und frischem -icint,
sondern auch eine wirthschaftlich tüchtige
iNait, deren u'itc und och mrtjl nnbe
scheiöcnc Auflrcten in angencluneui
Gkgciisalz zu der besehranlten chnch
ternheit ihre Manne statid. Die drei
Leutchen ftnnniteii vorlrcssltch zufam
inen, die junge yrau, liinnin hieß sie,
räumte morgen die Wohnung ans,
kochte itd fang dazu wie ein Böget,
Frau Ringler besorgte ihre Thealcrgo
schatte und war gewissermaßen de .rinn
fe Cbcrhcrriii, deren Autorität Emma
nd !nrl in kiiidlichcni Ücespekt sich
mcrordiictcii. Soweit ich in da
intimere Zusammenleben der kleinen
Familie blicken konnte, schien mir arl
seine yran mehr zn lieben al sie ihn
ohne daß sie es ihm an Aufmerksamkeit
uns Zärtlichkeit eigentlich Teilten lien.
Fa Ringle," hing mit der heißen Kraft
eine Mntterherzeiiö an ihrem ohn
aber angesichts feine iinfclbftständigeii
Charakter, feine sozusagen fragenden
und tastenden Wesens behandelte sie ihn
ei wenig von oben herab, mio dicie
Benehmen audettc sich auch leider ihrer
aiioiegeiivauer gegenuver man ; a
taug milderte sie ihre Barschheit und
Herbheit mit scherzhafte, oft kosenden
meutert,, gen, die sie da allmalig wrg
ließ. De of tcr horte ich Frau Ringler
zanlciidc-timme in deröiüchc nd dazwt
scheu leise, bittende Gegenrede der Toeh
ter. Aber diese kleinen Gewitter gingen
stet spitrlo vorüber, die oniic der
gliickl, einten Eintracht ging den Veutdirn
immer wieder auf. Ich Hatte intet; nicht
tet Zeit, n,,c!, in meine Rachbnni zu
iiiuimcrit, oenn wichtige AiigelegettHet
te nahmen mich vollends in Anspruch,
und als ich diese zu meiner Zufriedenheit
nuuiiii ijuui-, iii,u)ion ni) eine eino.
imigrcisc zu machen
Rasch führte ich meine Absicht au
durchstreifte iiböficrreich, kam bis nach
vociiiiiiti-n, oanu zog ich,,, luhnc Bo.
gen aunvort , ach z7a!,a, .auiio
vcr, besah mir da ausblnhcudc Berlin,
aiiiüfirtc mich in Hamburg und fam
mclte auf einem längeren Rheinaflg
eine Menge köstlicher, nnalvfchlicher
Eindrücke. Gestärkt an Veib und Seele
kchrv ich ach dreinionaklicher Abwefen
na,,, wenigen ageu sollte ich tu den
Umschlag im Hause Ringle, eingeweiht
werden
i war in der Dämmerung, eben
schickte ich niick, an. die vampe anznzu!,,.
den, al es a meiner Thür klopfte und
Frau Ringler eintrat, Sie fragte, ob
ich nicht für den Abend welche Wuu'clie
hatte, eine Frage, die ,'ie foult nie a
mich richtete, weil ich stet ausging, und,
ohne meine Antwort abzuwarten, setzte
sie sich schwer anffenfzeud auf einen
iuilll. Gottlob, Herr Doktor, daß '
ich heute nicht in' "Theater muß. ich
kann' rein nicht mehr anha!lcn !"
Aber. Fian Ringler, so plötzlich find
Sie dc Theater Überdniifig gewor
den? Wa werden denn Ihre Da
inen vom Theater dazu sagen Ihre
Freundinnen ?"
Da 'Theater habe ich ja gar nickt
gemeint. Sie habe mich falsch verstau
tun, mit ihr ist c nichl mehr anzuhal
ten," Mit ihr? Ich verstehe Sie wieder
nicht. Wen meine S ie denn ?"
Ra, mit der Emma, In der habe
ich mich schon getauscht."
Ei, wie kam den da ? Ich dachte
immer, 5ie oertiiigen sich mit ihr auf
da Beste."
'Ha, wissen Sie, Herr Doktor. Zie
scheinen e auch mit ihr zu ti.uteu ; natür
lich, sie ist ein junge Blut, und icl, ge
höre zum alte Eisen, Aber ich Im'e
mich nicht unterkriegen, und ich habe ihr
heute Bonmttag derartig dievemten ge
lesen, daß sie bi jetzt nicht an deut Wei
nen heriui:irli'mnu'ii ist."
th liiuute Frau Ringler und wußte.
dass meine wagen und ivischenreden,
sobald die Schleusen ihrer Beredsam
keit geöffnet waren, vvu ihr einfach igno
rirt wiirdcu, und so begnügte ich mich.
nzuhöreu.
Berieten -ct sieh einmal in meine
age, lieber .Verr i oltor ; die liiunm
ist ,a e,n ganz gute i mg, aber uaie
wei, und null immer alle beiier niacbeu
al ich. Aber in uieinem Haufe bin ich
Viert", und ich biübe keinen anderen Wii
leu neben mir. Wenn s,e die gnädige
vran spielen will, so soll ihr der Herr
Gemahl c'iiie eigene Wohnung mieUcu,
wenn er da ielb dazi, Hai, und da
Hai er nicht, Sie leben iii meiner Woö
nuiTii, und ivenu ich nicht wäre, bi
letzigen stunde Ivareu sie noch Ü -e ;
lobte. Und da mnß ich ihr den Stand
Punkt klar machen, blutige Thränen
hat schon gegeben, und noch immer
fmiu iic nicht glauben, dan ich die ersie
Geige liier spiele üb nicht sie."
eieu ic docl) och ein bicheu
nachsichtig mit ihr, Frau Ringler. So
ejiie juiige, kleine Hausfrau mochte im
Hanfe ihrem Gatten gegenüber etwa
vorstellen, da können c ie ihr doch mo.it
verübeln V Und wem, e manchmal
MIniingdisicren:e gibt, da wird sich
iuit der Zeit schon legen. Sie dürfe
die Siehe nicht so cimt nehmen."
ie schlug die Hüiide zusammen.
heil in mein Iniiggcfellciihcini zurück.
Meine Wirihslcntc empfingen mich mit
herzlicher Freude ; i iibcrmuthigc
Vauue nccktc mieb Frau Emma mit den
Erobernngcn, die ich überall gewacht
haben mußte," nd prophezeite mir,
ichalkhaft mit den Fingern drohend, ein
valdigcs Ende meines Haacstol;cnthmnö.
Das gute Einvernehmen, das zwischen
den drei Menschen herrschte, war aber
nur eine Maske; damals konnte ich
nicht a,,i,rii, da sie im hellsten lliisrtc'
den lebten, und daß ihre Eharaktcrgcgcn.
fätze während meiner Abwesenheit 'sich
cMrcckend zugefvitzt hallen. Schon
Wie Sie wiederum reden, Herr Do!
lor -. man sieht, dai; ie tiocy cuiig
geselle find. Wen ich der mir ein bi.
chen nachgebe, ist" an. Die ist nicht
mit dem tieiueu Finger zusriede, sie
nimmt gleich die ganze .Yaitd, Ja,
wenn mein Sohn ein anderer Mensch
Ware! Der tnsU sie in einem fort au,
tröstet sie und traut sich nicht, sie vor
mir in Schutz zu nehmen. Er weiß,
daß ich -recht habe, Bor mir hat er zu
vicl Refpclt und für seine Frau viel zu
viel Vicüe. Eo ein Jammer, Herr
Doktor, und ie!, u, ,e hueu nur, hei
rat Heu ie nicht,"
Ich dankte der liebenswürdigen
chiviegermutter snr ihren guten yiauj
und war froh, daß sie mich endlich ver
lief;. Am Ende werde ich noch von denen
zum chiedSriehtcr aufgentscn ; ras
fehlte mir gerade. Mit entern gewissen ,
Behagen über meine Innggciccieu. .
Selbstständigkctt verfügte ich muh in die
Stammkneipe, Es ist doch cm schönes
Gefühl, nur sich selbst anzugehören,
nicht unter der Kontrolle einer mtjiifric- j
denen chwiegcruiiittcr zu stehen ich ;
bleibe iiiigcstolz, und sollte der taat i
die nubeweibtcu Männer mit den
cmpfiuölichfieu Steuern bestrafen, nur
frei und unabhängig fein. ...
Am andern Bonmttag t-ra yiunner
befand sich stet um diese Zeit in der
Markthalle, um einzulaufen, ein Ge
schäft, da sie nur in den seltensten Fäi
I, . ihrer Schwiegertochter überließ) saß
ich an meinem Schreibtisch, ai mir
Frau Emma ein Packet überbrachte, da
soeben von einem Boten für mich abge
geben worden war. Ich blickte kurz aus
nud dantte. Bitte sehr," erklang ihre
Stimme, aber leise zitternd, schmerz
ditrchbebt. Ich legte die Feder beiseite,
erhob mich, sah in ihr verweinte Ge
ficht nud sagte theilnehmend : Was
fehlt Ihnen denn, Frau Einmal"
ie schüttelte da Haupt und war
anfangs nickst geneigt, 'mich zum Mit
wisser ihrer Veiden zu machen, die ich ja
ohnedie schon kannte. Dan u schien sie
sich rasch eines andern zu besinnen,
Wenn hier bei uns wa paffirt. Herr
Doktor, dann wundern ie sich nicht,"
und dabei brach sie in ein bittere
Schluchzen au.
Was soll denn paf streit," fragte ich
scherzend, Sie find eine stinge, gesunde
Frau und haben einen Mann, der ie
liebt. Da kann Ihnen ja nur etwa
Gute pafsiicn,"
Sie schluchzte och heiliger und schlug
die f.eiße, fpitzennmrahmte schütze
vor'S Gesicht. Ja, mein Manu ist
gut, nur zu gut, aber seine Mutter,
mein Gott, seine Mutier, die verbittert
mir da Vcbcn !"
Sie habe treit mit ihr?"
Ich bin für sie mit eine Person zu
viel im ,vafe. Wa ich auch thue,
nicht ist 'recht. Wenn ich sür meinen
Manu sorge, wie c doch meine Pflicht
ist, zankt sie mit mir ; sie will meinem
Mann unentbehrlich sein, und ich ...
nd ich . . . bin weiter nicht hier al
die Tienstniagd, Aber ich lasse mir das
nicht länger gefallen, lieber trocken
Brod essen nud mit meinem Motnt
allein sein, als ihre Wohlthaten zu cm
psauge nd uns das i'cbcit verbittern
zu lassen. Ich bin nun einmal seine
Fron, und das rcfpektirt sie nicht. E
fehlt nur noch, daß sie mich schlägt."
Die kleine Frau that mir leid. Wer
von Beiden hatte nun recht ?
Ich kenne Frau 'Ringler schon seit
Jahren, liebe Frau Emma, und weiß,
sie hat ci',i gute Herz, wenn sie e auch
nicht immer ans der Zunge trägt, Bicl
leicht willen Sie ihre Schwiegermutter
och ich! efn der richtigen teile ihre
Wesens zn treffen. Berjucheu ie C'i
doch einmal ; es hat wohl zwischen
Ihnen am Ansang mir kleine Uneinig
leiten und 'Mißverständnisse gegeben,
da kamen Enipfiudlichleiten nd böse
Vnnneu, und jetzt stehen ie miteinan
der vollend aus dem 5!riegsß.
chließen Sie Frieden, lenken ie ein,
Sie sind ,a die Jüngere, zeige Sie
Ihre Bei'sohnlichkeit, da wird Frau
Ringler rühren, und dann ist alle wie
der gut."
Ich gla.ible, ein Meisterstück der Be
redsamkeit geliefert und der jungen Frau
so recht in Gewisse gesprochen zu ha
ben. Aber wir Junggeselle sind nicht
immer gute Menschenkenner. Wir ken
neu wohl die Frauen, aber nicht die
Fian. und sofort sah ich, wie sehr ich
mich bezüglich der Wirkung meiner
Worte verrechnete.
Iclzucrst einlenken ? Ich, die Friui
ihre ahm? Rein. Herr Doktvi',
so etwas dürfen ie von mir nicht ver
langen. eIch habe dieselben Rechte im
Hause wie sie. Statt mir die ganze
virihfamfr zu vergeben, druckt sie
mich ganz au die Wand. Und wenn
'in Unglück cnistchcn soll, ich gab' nicht
u.uu."
oiu Unglück entstand infolge ihres
Eigensinns nicht, aber ein Heiner kau
rv.i, und zn ar noch au, selben Abend,
Wenn ,,! nch eiiiiii cigcncn Eingang
halle, w,i,'n meine beide Zimmer doch
innerhalb der fingier scheu Wohnung
gele.seu. '.ur eine Thür rennte meine
;'li beiiefiul e veu ihrem peijezimuter.
ud io louiiie i !, lebe Wort boren da
am Abend .el. beim die zeue eieigneie
sieh ach dem Äbeudbrod, gerade ,
jene ',ei. e! Iieiingelouirncu ,ear,
Mnticr und Tochter schlenderte sich die
heftigsten Beichnlöignugen in' Gefnhl
dazwischen Hang sauft und beuhivicti
tignib. aber ooliioiuincn machn o die
Stimme de Sohne, Frau Ringler
habe ich nie so zornig reden gehört ; c
war lein Reden mein, sondern ein Ze
tern und .eisern. Fian Emma aeeoni
pa.siiirle gellend und schluchzend, dann
wurde plötzlich alle still. Wurde der
ireit an Rücksicht auf den heirnge
lehr!.',, Ehambregarnifie i ei cnlfern
lere Zimmer verlegt oder überhaupt
ganz eingestellt, ich weiß es nicht. X'tiu
ander Morgen erhielt ich de Besuch
,Vra:i rtiinglcr. ie sah blaß, a ver
stört au. Entschuldige Sie. Herr
Doltor," begann sie, daß Sie geilern
Abend gesion worden find, aber nun
werden Sie Rune haben. Sie nn
ich."
Ich blickte sie fragend an.
Sie ist iumte in aller Frühe fort,
Da! sie mir nicht AdjeS gesagt hat, be
greife ich. Aber auch von meinem Sohn
iut sie sich nicht verabschiedet, und da
yi.it mir ihren wahren Eharakler, M'etu
H.ru iviid diese Person nie wieder bc- ;
treten, dafür stehe ich Ihnen gilt," I
lind um sagt Herr Miul dazu ?
D er soll nur ganz ruhig sein " er
ividcite sie droheiid, Er that zuerst j
wie verriickt. dann fetzte ich ihm den j
vpf zmecbi. Seine Fraii Hai mir den
(Vrii'i'en im Haine zerstört iiuti daran ist !
er schuld, denn er hat sie mir zugebracht, ,
Wenn er zu ihr halten will, mag er', j
aher. dann muß cr auch fort. Er wird i
sieb hiuni. feine Mutier z verlasse
- um will er denn ohne mich um- i
ihe:i i
i Alio die junge Frau hatte da Feld !
ger,',,,!,!, und e schien, daß die Ehe de j
Herrn Buehhalter .Sinrl :,H'iuglei' nur
ein lurzc Iniermezze in seinen, ohne-
hin sehr wenig ali,ree!ifelungi'cichcu
j .'eben fein jollie. eine 'jjiuttei" halte j
mir recht prophezeit : e ward still im
; .Haute wie noch tue. 5tr! ward noch
' sc!cuer al sonst, al c! er ecr Feindin ,
feiner Frau in ohnmächtigen! Weh an I
dem Wege geben wollte, o vergingen
ungefähr drei 'Wochen. Da traf ich
lail auf der Siiaßc, Er grüßte und)
' ho stich, ich trat auf ihn z. reichte ihm
die Hand und fragte, wie e? ihm ginge,
I -Schlecht, lehr schlecht," Mittete die
Antwort und um seine Mundwinkel
;uirte cvv Und sie?" wagte ich weiter
zusiage, hören Sie von ihr gar
i nichts ?"
Er legte den Zeigefinger ans den
l Bi'uiid. ii in nur Schweigen zu gebieten.
Der arme Junge vergaß ganz daß er
i auf der Straße war und ihn seine 'Mut
ter unmöglich belauschen tonne,
! Doch," sagte er, ich höre sehr viel
voi, ihr," uub ein freudiger Glanz vcr
klane feine Züge.
Wirb ejhrc vrau oenn immer in
ihrer Hrumuh bleiben ?"
i Er trat ganz an mich heran. Sie
i ist ),i gar nicht bei ihren Eltern. Sie
i ist hier bei ihrer Tauie, und ich koniiuc
! täglich mit ihr zuiammen,"
,.0, da freut mich sehr für Sie
! Beide. Oia, oiclleicht nur allrnälig auch
Ihre Mutter milder gestimmt."
; c:r schüttelte traurig da .vvuipt.
'.l'.'eiue Mutter will absolut nicht
i inclir von ihr wissen, und ich Hai,' nicht
, fu viel Geljult. um mit meinei liimua
i zuiamiuenzn ziehen. Enima thut e ia
schon leid, baß sie damals fort ist und
nun kann sie nicht mehr zurück, Sie
fürchtet sich gräßlich vor der 'Mutter, "
! Er sagte die Alles in einem so zagen
den, luaben.iatien Ton. daß ich weniger
! Mitteid mit ihm hatte, al er e eigen!
, liih verdieine. !e! war überzeugt die
beiden Frauen waren nie so Hart anein
ander gerathen, wenn er nur ein bische
Energie besäße.
i Und wa gedenken ie tu dieser
Sache zn thun ?"
ce.1' znekic die Achseln. Ick) kann in
ja nicht helfen. Meine Mutter ist un-
beugsam, und ich bin froh, mit Etmmi
täglich eine tiinde beisammen zu sein,"
Diese Antwort in ihrer kläglichen
Haltlosigkeit verdroß muh aus' Höchste
nd ich beschloß ihm einen derben mora
lischen Stoß zu versetzen, Hören Sie
Herr Ringler. Sie spielen da eine ganz
lioie Rohe, Ihre Frau hat Sie gewiß
sehr lieb, aber ihre Viehs muß ermatten
wenn sie sieht, mit welcher Ergebung
ie die jetzige Sache ertragen, eien
Sie doch ei Mann, und sprechen Sie
mit Ihrer Mutter einmal ein ernste
Wort. Wollen Sie sich denn wegen
einiger Zänkereien Ihr eheliche Glück
für immer untergraben? Ihre Mut
ter muß sich einfach mit Frau Emma
aussöhnen, und Frau Emma muß eben
ihre Angst ablegen, und Ihre pslicht ist
c nun, sür Ihre Fian einzutreten
ohne Ihre Mutter zu ucrlciicii. Wettn
ich an Ihrer Stelle wäre, ) hätte die
ser für einen Mann geradezu miwnr
di t,.:t Silncilion längst ein Etide gc
m.icht." Ich lüftete den Hut, grüßte
kurz und verließ ihn, 'Mochte er mm
von mir denken, wa cr wollte.
Und wieder vergingen vierzehn Tage.
Da Muttersöhnchen von einem Ehe
gatte!! schien sich noch im, er nicht zu
einc! Entschluß aufgerafft zn haben
und wer weiß, ob dieser hänlichc Zwist
nicht zn einer unüberbrückbaren Ins t
sich erweitert hätte, wenn ich nicht vom
Sckiickfal zum Bcrmittlcr erkoren
ivoideu wäre, lind da kam so, Al
icl, eine Abend nach Haufe eilte, in
noch einen wichtigen Brief zu schreiben
il;e ich zum Abendbrot) ging, sand ich
in einer wenige Minuten von ui'scicr
traßc entfernten städtischen Gartenan
läge da Ehepaar ,iarl sind Emma,
Wir begrüßte im, und die junge Frau
reichte mir crröthcnd die Hand, Ran
sind Sie ja aus dem Wege nach Hanse "
sagte ich.
iail ja. aber ich nicht," erwiderte
traurig die junge Frau,
Da versiehe ich nicht," meinte ich
troilir, wo der Mann wohnt, ist auch
die Fr zu Hanfe."
ibcr, Herr Doktor, Sie kennen ht
hergerichtet findet, ihre beiden iiindcr
wieder um sich sieht, gibt sich die Sache
von selbst ('eben Sie doch !"
Ich ian'-le mich so sehr!" lief sie,
Fürchten '.' Mähen Sie denn nicht
Ihren M'nuu zur Seite ? Herr Ring
ler ich loge Ihnen, benutzen Sie diesen
Augenblick ; einmal muß e ja doch dazu
kommen suhlen Sie Ihre Frau ach
Haine und erleichuTU Sie ihr den Weg
znui Herzen Ihrer Mutter, wenn Sie
kein Feigling sind und der riebe Ihrer
Fian würdig sein wollen." Da? wirkte
sichtlich. Ick, ging, ),e-.ch einer Weile
iah ich muh um. Da Paar folgt;
meinen Schritten.
Ich haue das HauS erreicht und stieg
langsam tu" Treppen empor, Wenn
die Alle der Tochter doch die Thüre
weif! ? Wenn der BerföhumigSverfiich
cudgm-ig niiöglückt, dann geben die
','eme Dir imueiilich die Schuld," sagic
ich zu mir. Wozu in die '.Ungelegen
heilen anderer eingreifen ?" Da schoß
mir eine Idcc durch den iops, die mich
derartig beherrschte, daß ich sie sofort
auszuführen beschloß. Ich griss in
meine Rocktasche ; zwischen meinen Hän
den knisterte etwa ; ich hatte das Rich
tige gesunden. Bielleielil verleiht diese
der fiingeu Frau Muth zur Bersöh
iinug, Cbni angelaugt, entfernte icl,
linier dem fahlen Schein der von eine,'
MilcHglasgtock'c sehr gedämpften (Ai
flamme die Reißuagclchen, mit denen
meine Bisilenkarie au der Thüre be
lesiigt war, nahm an der Rockiasche
jene wcißc Blatt Papier, das ich vor
dem Sirbrbefeii der Frau Emma rettete
und glücklicherweise noch immer bei mir
trug, nd schlug den 'WillkommSgrnß
Frau Ringler au ihre Thür, Biellcicht
thut er wieder feinen Dienst, vielleicht
glaubt die inngc Frau, ihre Schwieget'
immer begrüße sie ein zweites mal in
ihrer Wohnung, Ich trat ii, mein
Schlafzimmer, da Paar mußte in den,
nächsten Momente komme, das Papier
feine Schuldigkeit thun, dann wolllc ich
draußen aus Fra Ringler warten, sie
vorher milde stimmen und sie auf de
erneuerten Gfbranch ihres GinßcS vor
bereiten. Aber ick, hatte mich vcrrcch
iic!, Fra Ringler war diesmal nicht
im Theater, ich Horte drinnen ihre 'JiiiH
maichiue schwirren, und ehe ich noch
überlegen tonnte, ob ich den Zettel wie
der abnehmen sollte, stand. das paar vor
der Thüre.
Mein Gott," schrie Frau Emma ans,
da ,,'t von der Mutter!" lind mit
vor Rührung und chluchzc ftoeicttocr
!"i,me In sie die Sätze ab: Ge
lieble Minder ! Gott segne Eure Ein
zug 1 Ich küsse Dich, meine theuere
Tochter, und Dich, mein geliebter ohn,
ttii Geiste! Ich Imin Euch leider nicht
cnuai'tcit, den ich muß in' Theiltet".
Eacic Mtter." Mail, Hart," schluchzte
sie, Deine Mutter will mich wieder
haben, sie heißt im willkommen, sie bat
mein iou,men erwartet, o meine lieie,
gute Mutter," die Thüre sprang ans,
i'ie eilte hinein, langsam folgte thi"jtarl
nach und schloß hinter sich zu, ,,ie ist
nniil sott, sie ist schon zurück, ich hbreste
Minnen." rief sie, nd in wenigen Se
tiiudcn hatte sie die jedenfalls sehr über
raschle alle Dame umschlungen, herzte
sie ab nd küßte sie, Wie gut Du bist,
'Mutter, nie werde ich Dir das vcrgcs
seit! Du las! nur verziehen, ich darf
wieder bei T ir fein, T sollst eine gute.
i folgsame Tochier an mir haben; ich
I konnte es ohne meinen Mari nicht lange
mehr aushacken, aber nun bin ich wie
! der da. hab' Dank, tausend Dant, meine
! gute, nute Matter," tf flehte,
ichlachztc, jubelte die inugc ran.
Ich stand mäuschenstill in meinem
Arbeitszimmer. Wa mochte nun kom
men ? Fraii Ringler hatte noch kein
Wort gesprochen. Endlich ertönte ihre
Stinunc, langsam, voll Weichheit und
i Gute. Mein liebe Miud, Du bist
rnin wieder da und bereust alles. Hal
lest Du gleich am Ansang mir mir ein
gute Wort c,e,.igt. wie jetzt, c wäre
zwischen uns nie so weit gekommen.
Ich hab' Dich a lieb. Du bist mein
üiiid, '.nie er."
C Mi-ilcr." rief sie, ich habe nie
gewas.!. wie gut Du bist, und deshalb
war hl, Hai! und '.rotzig. Aber jetzt
schilt mich zanle mit mir, wie Du
.oilifi, nikiue gute Mmter bist Du ja
deck,!'
Und so wurde den die Versöhnung
glschloi'i'i",, Cl)e einen Mißllang zu
erzeugn;, gelang r mir (ich wmdc hin
üoccgcrnfcn, und Mail drückte mir so
liestig die Hand, daß sie mich schmerzte),
die i'ernelien von meiner ,'ift zu verstän
digen. Da Blatt IZapier, da einst
Frau cutiM a.i dem erste Tage ihrer
(5f;e auf dcn strtinchi Ivarf. hatte ihr
die Zunge gelost mid die beiden Frauen
e, ander gcuahcri.
-Zcmhticiikäiiipfe bildeten schon im AI
terthunt, sowohl in Griechenland wie in
Italien, eine sehr beliebte Boltiinter
Haltung. In Athen wurden dieselben
sogar von taatwegen veranstaltet und
zwar alstahrlieh einmal an einem bc
1 1 1 m m tcit ivesttage im Theater, Wie
Aelinu berichtet, war diese Entrichtung
von Themistotlc veianlaßk worden und
follie zugleich zur Eriuucrung an cm
Ereignis; dienen, da sich ben 'Au
marsch der Athener vor der chlacht bei
alami zugetragen hatte.
6rtrdirört.
Erzählung von der Nordjeeknne.
, CHat laiitim,
1.
In iiniinterbrochcnc, Zuge rollen
die Wogen der ,'ordsec gegen die Ge
sinde der ostsricsischc Inseln, welche
ziojsckien Weser und Ei, vor der iiiifte
de Festlandes gelagert, eine cvvlkc
rnng bergen, d,c feit Ial,rhmidkrte dc
Weilen und den S türmen, aber auch de
.stfeuschen getrotzt, ihre Freiheit in bin
tigcu iärnpfeu gewahrt hat rn,d hkiilc
noch die besten Fischer und Schisser stellt,
wie sie dereinst die kühnsten Seeräuber
ans da Meer l, , , ausgesendet hat, die
! den Angeln und Sachsen zusammen
die Eroberung Englands bmnrtie.
Die weiße Sanddiincn, ans denen
hier und da nur späiliches Grün wächst,
schützen gegen Rvrdioestcu die Wüsten
dieser Inseln, von denen die größten
Heine zu viclbesiichlen Seebädern gelvor
den sind tvährend d,e llcincii nd nnbe
demeiidei, ur völliger Abgeschlossenheit
liegen. Die älteren Bewohner derselbe
nähren sich vom Fischfang, die junge
M'unuer aber find in Bremen und Harn-
bürg gesucht als Matrosen wegen ihrer
Mübubeit, Treue und Gewifienhastigkeit
Ans der nördlichen Düne einer dieser
Inseln steht in der Abendstunde de
jriih herein brechenden Herbsttages ein
Mädchen und späht, die Augen mit der
Hand beschattend, in die Ferne, Ruhig
und regelmäßig rollt Dünung ans Dü
nung gegen den St raub ; soweit da
Auge reicht, nichts als Wassermasse,
welche mil zunehmender Dunkelheit im
mer dnnller werden. Ganz unten am
Horizont taucht einc kleine Wolke ans,
welche sich zu nähern scheint, aber bald
wieder vei jchiviudet ; cs ist die Ranch
wolle eines Dampfer, der dort seine
Bahn ach dem nächste,, Hasen zieht.
Einen Augenblick halle c in den brau
ne .'Ingen dc vielleicht snnsundzlvan
zigjähiigen 'Mühchcu aufgeleuchtet, al
sie diese Rauchwolke sahen : her nur
einen Augenblick, Ihre gcschai fien Au
gen erkannten bald, daß der Dampfer
siiiieu Mur nicht auf die Insel zu
ahm. Wieder eine Enttäuschung !
eil vier Jahre wartete sie ans da
chiss, das nicht komme wollte, da
clnff, da nach ihrer Ueberzeugung
einst lornme ninple, Ihre Eltern, die
v eilte der Iuiel. die einander alle wie die
Mitglieder einer Familie kannten, zwei
feilen bereit an '.'iöbclhs Bcrstand.
fl c docn närrisch, aus die Ankunsk
eine chnfc zn warte, das eine
Menschen bringen soll, der längst ver
schollen ist. von dem man weiß, daß er
nicht mehr unter dcn .'cbcttdc weilt.
.Mail Nardiiig, der Bräutigam vtS-
bekh, war sicherlich ein Pfer fernes
Bernfes geworden. AI Unterftener
man ans der Hamburger Bark ,,'Mar
thii" ivar eroi' vier Jahren nach 'Mom
tevideo in cc gegangen ; von dort aus
haue er da lerne Mal geschrieben. Er
theilte Enno "Walle, dem Batcr VisbetHS
mit, da,; feine 'lumtuuU sich verzögern
würde. Die Bark Hatte .'adiing nach
der Mäste von Westauicrikci genommen
ud würde daher wohl erst acht Monate
später nach Hamburg zitrückkoiiimeu.
als zuerst geplant war. Binnen Jahres
frist aber ho,sc cr cdemalis zürnet zu
fein, und dann sollte ohne Aufschub die
Bcrheiruthmig mit Visbcth stattfinden.
In dcm Briefe lagen auch eimgc zart-
lichc Zeilen snr Vbeth selbst, wenige
Worte voll Herzlichkeit und inniger Zn-
WKfi
h'ilk-
W??..
,
M
i
YV .
H
innere BeU.a'.Suijie schluchzte sie still
Dien sich hm.
Ich kenne sie und kenne sie wieder
mcbt," gab ich etwa fckiarfzur Ant
mit. Auf der eine Seite .rvtz. auf
der anderen 'Angst, auf der dritten Ener
gielosigkeit da kenne ich. ' Aber daß
e unmöglich fein sollte, wieder zusam
men ; wohnen und sich von nun an zu
vertragen da kenne ich nicht. Ich bin
Überzeugt, daß Frau Ringler Sie sich
fängst wieder herbeigewünscht, aber sie
kann ie doch nicht hole ? Sie sind
freiwillig gegange Sie müsse frei
willig kommen !"
Frau Emma schwieg. Ich fuhr fort :
'Am besten irär'S, Sie lämcii sofort
ach Hanfe ud gäben Ihrer Schwicgcr
immer gtc Worte,"
Sie wendete sich heftig ab. Ich wolllc
schon aber ich glaube, cS kvmnit mir
keins aus der Meine, lind wenn sie mich
wieder so barsch anschreit, ich müßte
sofort wieder umkehren !"
Uebcrhanpt ist die Mufkr jetzt gar
ichl zu Hanfe." warf Herr Mari ein'.
So, sie ist nicht zu Hanse? desto
bester. Sie, Frau Emma, bereiten da
Abcndbrod, und wenn sie dan müde
an dci Theater kommt und alle schon
Tie Hauptstadt Brasiliens, 'Rio dc
-Janeiro, hatte mich der Bolk;cil)
lung im vorige Jahre il.,uuy Eim
wohnet', von denen '.'u's.oi'.'J dem mann,
liehen und l's7,1'Jo dem weibliche:: G5
schlechte angehörten, ."7l,t)i; iinvcrhei-
rathet, l verheirat hct, :io,l
vcrwittwct und -l,7 gefehieden waren,
'.'iach den !.'.l,'ensclicnraecn theilten sich
dieselben in ti:.':.','-': Weiße, ClAYüb
",'iegci", IT.i'iU Indianer und ui.ycT
Mcjiizeit.
jt der württeindergifchen Kammer
hatte ein Abgeordneter den Antrag ae
stellt, die Berhandtnugen sollten siit
mit einem etet eröffnet werden.
erhob sich Uhland. betaumlich ein tief-
religiöse (yemuth, und sagte : ,,ier
heißt wohl in der Bibel : Weint Du
betest, gehe in Dein Männncrlcin, aber
c liiisit nicht : in die Mammcr !" Da
mit war jener Antrag begraben.
Toppclfinuig. Polizist: ES thut
mir leid, .mr Baron, bau ich ie
in feil lassen mußte, allein r ist meine
Pflicht ans erhobene Anzeige." Ba
r o n : Wie soll ich da versteifn! ?"
P v 1 i z i si : Run, Herr Baron, man
hat ie gefiel ii wiederholt ohne '.vi'aul
korb mit Ihrem eprnibe auf der Straß;
gesehen."
En saut terriblc. Doktor
Gnädige Fian, Ihre Auge haben sich
ni iriiei jen fei)i oerfinieafien
mache gewiß zu seine Arbeit?!"
Der kleine Haus: Ia. Mama
schneidet immer so feine Wurstscheiben
auf die Bimerbrode, wenn Gesellschaft
bei uns ist !"
(cifeufiifec. Student 'A. fzn fei
nein vom Eramen zmückkehreudeii Mom
niilitaiten) : Rmi, Bruder, wie ist
A-ii" gegangen hattest Du chwetn :"
Student B,: Ja. in den Fra
gen hatte ich Schwein, aber in den Ant.
Worten Pech !"
Ruch eine Auskunft. T o n r i st
4.u, stlemci", ist denn hier im Dorfe
auch ei Wirthshaus ?" i! I e i u e r :
Freilich !" Tourist: Hm, wa
gibt'S denn alles dort ?" m keiner:
Bier, Wein und Prügel !"
Diese reichte Wiard die ,vad.
Sl.rtrli 1 iil.lli IIP
Er antwortete mit dem gleichen wun
dann ging sie ,n das Gehöft hinein.
Oiiieii Angeublick blieb Wiard och
stehen, dann fcliritt er weiter. Seit znei
Jahren nahm visbcth die 'Aufmerksam
keilen, die er ihr erivie, hin. ohne die
selben ; erwidern. Wiard betrug sich
wie ein Freier, aber Visbeth wMlf. )
ihn ninit ; ie nuitlite nun icinc ,iv
ining, sie blicklc ihn kühl und fragend
an, wenn fein Ton nur ii in eine M!ei
ingkeil wärmer wurde, alS sonst, fe ruf '
der ehrliche Bursche erschrak und nickst
weiter zu reden wagte. Sie wußte, dag
er sie liebte, sie wußte, daß ihre Eiter
diese Berbindung mit Wiard wünschten.
Manch' anderes 'Mädchen von der In
sel wäre ft oli gewesen, wenn Wiard aMk
kommen wäre nud um ihre Hand 8I,if
beten hätte. Aber Visbcth dachte uns VW
a dcn Berlin inen. t '
Wiard ivar einige Jahre zur kk ge
wefrii, wir die Sohne dc Eilandes
sämmtlich. Jetzt half er feinem Baker
beim Fischereibei riebe, und da das Glück
sich immer an Fleiß nd Gefchicklichkeit
kellet, gedieh da Gewerbe, d Wiard
und fe, Bater halte jetzt sd)im.s
eigene Boote benianiit, mit denen sie'
Schätze der ce hoben. Hin sie drit'
am dem ivefilande an grvne ?llnci)i
zu verkaufen.
Wiard hatte ,'ibeth fihon gern g
habt, bevor er über See gegangen was,
als er zurückkehrte, fand er sie als dit.
Braut Mail Hardiugs, Er hatte ge
schwiege,,, er halte den ftnnimeii Schmerz
visbeths geachtet, al die Rachnckit vo .K
oeui ei 111,1 oei .'.'icniiia mio v ni' ,
ler braver S erlerne auf der Insel an '
kam ; ein Jahr lang Halle er gezögert",
bis er sich Vibi'th wieder näherte, eil
einem Jahre mm ivar er auf demselben 4
Staudpuiill. Rie hatte er ein Woi,,'
von seiner .'icbc zu Visbeth gesprochen
er fürchtete, daß e für immer aus fein ,
würde, wein, er diese 'Wort sprach nud -Visbcth
ihn abivics. Und doch mußte Z
ciiiinal ein Ende gen, acht werden. Wiard
beschloß, die Entscheidung nunmehr
herbeizuführen. Und er that e. Am
ncignng.
Wenige Worte nud kräftige
Tie unpafjcubt Rede. Run. hat
der Rath bei der silbernen Hochzeit eine
Rede gehakten ?" Ja, 'nc blechernt !"
Thaten, das lag in dem Eharakier Mail
.nardiiig, wie' aller feiner friesischen
Vandsienle,
Die Borbercitungeti zur Hodzcit
wurden getroffen, als drei Bierteljahre
vorüber waren. Aber die Zeit verging,
ohne daß eine Rachncht von Mail Har
bin,; ober deut Hamburger Schiff Mar
tini" nach der Insel kam. Bon Emdcn
brachte Enno Walle, der geschäftlich
dorthin gefahren war, die Rachncht, daß
die Marthci" vermißt werde. Das
chiss hätte schon vor 'Monaten im
Hasen von Vima einlaufen müssen und
war dort nicht angekommen. War c
ein Opfer der gefährlichen türme ge
worden, die am i!ap Horn wehen ?
Hatte die Täiiionc der ec, die an
der Südspitze von Ätucrika am fürchter
lichsten ihr Wesen treibe, mich die
Matt ha" i den Abgrund gezogen?
Die seemännische Bevölkerung ist ge
duldig, sie weis;, daß Schisse abhängig
sind von Wellen und Wind, daß Bcr
fpätmigen eintreten können, und selbst,
als längst ein Jahr vergangen war,
hoffte man noch. Da sandte ein Fremtd
Enno Walles an Emden ihm eines Ta
ge durch da Dampfboot der Fifcherci
gesellschafl, da an der Insel anlegte,
ein Zcitmigsblatt, E war cm Bremer
Blatt, da eine 'achricht au Balpa
raisv enthielt. Darnach war die Mar
thu" an der chilenischen liste gestrandet
und nur ein Theil der Mannschaft ge
rettet morden. .Die Geretteten befanden
sich im Hospitcil'z Balparaifo, sie waren
von einem englische Schisse aufgefun
den worden, nachdem sie in offenen
Booten tagelang ans dem .v!eere umher
getrieben waren. Die 'istc der Gebet
tetcu enthielt den Ramen Mail Harding
nicht.
Die Bevölkerung jener Insel ist ge
wöhnt ci Ungliicicjfcillc, Manni gibt
c eine Familie, die nicht im Vnnfe der
Jahre immer wieder den plötzlichen
schweren Beilnft eines lieben Angehörst
gen zu beklagen hätte. Die Ruhe aber,
mit der yibell) die Reichlich! vom Tode
ihre Geliebten aufnahm, war nnnatnr
lich. Sie sagte kein Wort, aber sie
fehlte fortan öfter im Hanfe, und der
Bater entdeckte sie auf der Düne, wo sie
nach Schissen ausspähte, die Mari Har
ding wieder zurückführen solllcu, dem
sie glaubte nicht an den Tod HardiugS.
Man ließ sie gewähren, weil man hosjte,
dieser stille Schmerz würde im Vaufc der
ejahie eine Vindcrung erfahren.
Zwei Jahre vergingen, vier Jahre
waren feit der Abfahrt Mari .fiarbing
verflossen, nie wieder war eine Nachricht
von ihm gekommen. 'ibctl wartete
noch immer, nd ihre Bekannten behan
delten sie wie eine M ranke. Sie war
ruhig, liebenswürdig wie sonst, freund
lich und friedlich gegen Jedermann, aber
in ihren. Geficht zeigten sich die Spuren
nagenden MnniincrS und innerer Unruhe
immer schärfer.
Die Dunkelheit war fast hereingebro
chen noch einen Blick warf ,'isbetl) auf
die in ununterbrochenem Zuge herauf
kommende Wogen, dann 'schritt sie den
Düncnabhang hinunter, dcm Innere
der Ilncn Insel ;. Sie mochte erst
wenige hundert Schritte gegangen fei,
als ein Mann ihr entgegentrat,
Wirten Abend. iSbeiH," grüßic sie
der Filetier, der soeben erst von der Scc
zurückgekommen zu fein schien. Der
lidwefter. den er aus dem Mopse trug,
die hebe Wasserstiefel, da wasserdichte
Zeug, da er anhatte, deuteten wenig
sten dai'i,f hin.
EUiten Abend, Wiard," antwortete
Lidbcth eintönig,
Mehr mirrdc iwifchen ihnen nicht ge
sprochen, aber Wiard fetzte den Weg
neben ,'ibcth weiter fort. Zerstreut
auf der Insel lagen die Gehöfte, mei
sten i im Schlitze deri'orgelagcrten
Dünen augefagt, daß der türm sie nicht
anfassen konnte, wenn cr brüllend über
das Eiland hinftrich, als wolle er es mit
Allem, was darauf stand, wegfegen.
Bor kinn der Gehöfte blieben Vis
bcth und Wiard flehe. Der Hund
schlug an. aber fein Bellen ging in freu
diges Heulen über, als er risbcth er
kannte.
V,
nächstfolgenden Abende betrachtete die f
Minier , iven, zanticner ai foiifi,
der Bater rückte mehrmals hin
ud her äiif feinem tiihlc, ol8 be ,
reite er fiel, aiif eine ivickiiige Sache vor
endlich erklärte er: W,aid hat heute
Bvrniiilag bei mir um Deine Hand an
gehalten. Visbcth, und ich habe sie ihm
zugesagt, weini Du nicht dagegen bist.
Icif glaube aber nicht, daß Du etwas
gegen ihn haben kannst. Er ist der
bravste Bursche, den es gibt ; er hat
sein gutes Auskommen, und wird e
noch zn Wohlhabenheit bringen ; feine
Zuneigung hat cr Dir lauge genug ge
zeigt. Die Mutter nud ich werden alt,
weint wir sterben, bleibst du
n!!c'-Vvf
4
zurück. Was willst Du anfangen .V'Nf
Freunde und Beiwaudle? Ein 'Mem , '
x ... i..:..... . , .. . ;:i i.,.-iutt:i - ' ''ifi
Oll lliu' II .uii'uint iin, ii e eii ,
der Welt, insbesondere eine Frauen-)
peifou. Um senil Haiding hast Du
genug getrauen. Er ist todt, und es
wäre närrisch, noch auf feine Rückkehr
zu ho'fen. An, h das Iranern uinz ein
Ende haben. Du kennst hundert Vtutc,
die liebe Angehörige verloren "Haben k!
stalien ihrem ehmerze (einige gethan
und find wieder zn ihrer Pflicht zurück
gekehrt. Du mußt Dich auch fügen,
Visbcth. .- Ich will jetzt nach dcm rüg
gehen, wv ich Wiard heute noch treffe
kaun. Er hat mich gebeten, ihm eine
Antwort zu bringen. Welche soll es
fein? Du weint, ich zwinge Dich nicht;
willst Du die Antwort heute nicht
geben, so gib sie spaicr ; willst Du Dich
mit der Mutter berathen, so thue k.
Aber es Hiß ci Ende nehmen mit Dei
ner Trauer, "
Tiefes Schweigen trat nach dieser kau
ge Rede Enno Walles ein. Er selbst
schien ganz crgiiifiu von der große
'Jrrdeinmtug ; macht doch sonst der
Friese wenig Worte, und selbst in wich
ligen Dingen ersetzen kurze Bcnicrkuu
gen da, was dein, Binnenländer lange
Anöeinandersetznngen bewirken.
Ruch einer längeren Pause, die Rie
niand unterbrach, eilläric Vibctl end
lich : Ich wnßic c langst, daß Wiard
die Frage Wege der Hiiralh an mich
stellen würde. Ich habe ihm immer da
für gedankt, daß er e so lange hinaus
geschoben hat. Sage ihm, cr solle sich
die Aiilivort selber holen, und Du
brauchst nicht zu fürchten, daß ich ihn
abweise. Aber ich muß mit ihm spre
chen," -
Ant anderen Tage erschien Wiard,
und Vidbelh begrüßte ih errothend.
Die Eltern ließe sie allein, und Wiard
fragte Vibeih nun selbst, ob sie fei
Weib werden welle. Er reichte ihr die
Hand, und sie schlug ein.
Ich kenne Dich," fagke sie, fast so
lauge wir Beide leben. Wir sind mit
einander aufgewachsen, und Du warst
stet gut gegen midi. Du willst mich
znr Frau haben, Wiard. Bater nd
Mutter haben mir gesagt, daß mein
Harten thöricht fei. und ich sehe eS selbst
ein. Ich kenne Deine Zuneigung schon
lange, ich will Deine Frau werden. Ich
habe aber nur einen 'Mann im reben
geliebt, und diesem bleibe ich in Gcdan
teil treu. Willst Du mich nehmen a(8
Dein Weib, das Dich achtet und schätzt,
jo nimm mich. Aber laß mir den Ge
danken an den Berstorbencu. Willst
Dit mich haben ohne mein Herz, das
einem Anderen gehckrl, einem Todken,
der Dich ich! stört, so nimm mick). Ich
verlange für mich nichts als die Freiheit,
zu denken, ait wen ich will ; aber ich will
nicht in Heimlichkeit diese Gedanken
haben,"
Du wirst vergessen." sagte Wiard.
Ich hoffe. Deine (.'cdankcn werden in
späterer Zeit mir bei mir fein. Was
Du für den Berstorbencu empfindest,
ehrt 4. ich in meinen Augen. Er war
ein braver Man und mein Freund,
Du weißt es selbst. 'Wann soll die
Hochzeit sein? Du hast cs zu bestimm
mcn."
Zum Frühjahr, Wiard." sagte Li
beth, zum Frühjahr; nicht jetzt im
Herbst, Es find auch noch maucheBor
bcrcitungci, zu treffen."
Der stürmische, be Winter verstrich,
und der Frühling kam. Die Viift wurde
wieder lau ; freilich mit MnoSpen und
Blmhcupracht zog der Venz nicht auf der
kleinen Insel ein, denn Bäume und
Sträucher gab eo da nicht. Ader die
trandgräier sproßten, und die rauhe
Stürme ließen nach.
Bei Enno Walle traf mau Borberei
tmigcu zur Hochzeit. Acht Tage waren
och bi dahin. Wiard hatte Visbeth
beschenkt, wie c seiner Wohlhabenheit
einsprach, Sie hatte mik aufrichtigem
Tante feine 'Anfin'TksaiuIcitcii aufge .
nominell und sich in Gedanken in die
Rolle der zukünftigen Frau Wiard
hinein zuverfeveii gesucht. Wiard selbst ,
war überzeugt, es würde Alles gut wer
den, er fühlte, wie cr langsam, aber
sicher einen Platz in dem Herzen ViSbeth
gewann. Er hoffte dereinst dieses Herz
ganz auszusüilen.
eil einigen Tagen hatte es geregnet
und gestürmt, jetzt war der Himmel zeit
weise klar, dann erschienen unten am
Horizont Wollen, die sich rasch ansbrei
tetcu, a;n blicS der Sturm mit vollen
Backen und peitschte den Regen und
Hagel vor fiel) her. .'iach einer halben
Stunde klärte e sich wieder auf. (Sa
war böiges Wetter, wie der Seemann
sagt.
In, Haufe Enno WallcS faß man bei
einer frugalen Abendmahlzeit, an der
auch Wiard theilnahm. Da krachte
durch das Toden citier Böe hindurch
dumpf ei Schuß. Dann erklang baß
Blasen eines Horn.es vom Strande.her ,