Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 24, 1892, Image 3

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S'.itl. Wir be ilien daj gevjte Lager in Garderobeartikeln für Arbeiter.
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Es war an einen, iv!ndigciÜ,!är;
morgen in .'l'eapcl greller sonnen
schein iveckselie jal) nt mit jthrocicn.
dunklen kolken, die kurze ,'egescher
ans den seht" bald wieder jtanbia.cn Boden
hernieder, andren ul nler den viele
tiliiien :innnlen des Oliene SiUiiU'
dneeliganges des Zan (5arlolhealerö ei
jungem !,'cil sich bemerkbar machte, btii
ungeduldig auf jemand zu Ivurlen
schien,
Cra sah uerbriejilid) ans den mittlere
Bogen hin und heute fehlte da wirklich
jemand, .'Ins an (xVtraro hatte c
schon laugst oclit Uhr geiclilagen und
sonst keim pünktlich um diese rfeit ei
kleines altes Männchen, holte mies einer
dunlleu Parterrelokalität de Theaters
ein Tiseii1,en, einen hchlehnigen th
und einen iteohieisel, stellte diese Mvhel
an den, mächtigen Pfeiler dc iogens
auf, legte eine dicke Schreihcmappe auf
den Tisch, entnahm dieser Papier mau
cherlei VI et, vidnete c ans den, T ifch imb
beschwerte die Bogen nitt steinen,
welche ebenso wie eiii grvsieo, dicke? ?in
kkiigefas; die kleine Zchublade dc? Tisches
barg, Oann fe!te fiel) der (leine ner
trocknete Mann mit dein flafchcn,',iiiicn
Nock und den, ln'IIerdbiannen Mantel,
kragen auf den tnhl und wartete phlv
sophisch auf il!ide. deiin er war der
unter 'der niederen Bevolkernng "Jiciv
pels allhckannlc ,NeIfer in der Noth, der
Slrasiensircihcr jcromino Trieotio,
jel war es fchon halb nenn nd der
Pfeiler noch immer leer,
Das junge hübsche iicih ging immer
unruhiger unter dem huehgewolbte Be
gcngang ans und ab.
iiv schlug nenn, Da kam jemand
ans der Porticrsloge mit jeroniinos
Tischchen und itiiliicn und seine diese
a ihren Plan ; aber es war nicht der
alte Ltrafienfchreiber, sondern ein statt'
lichcr, stämmiger, rothbäckiger, jnnger
Mann, der etwa hinkte, mit lurzem,
braunem Haar ,id schoneiit, bloiidci
Schnnnbait, Der Mann tlak, wie
d"' alle jeromino,
Die junge ,vrau sah überrascht nd
erstaunt auf den neuen Inhaber des
luftige LchreihlolalS, De Man
hatte sie nicht erwartet, der wusile ja
von ihre Angelegenheiten nichts das
war ei junger Mensch, nicht der alte,
in taufend Herzenssache eingeweihte,
erfahrene, veichwiegee jeromino.
deshalb kam den der nicht ? Bor
acht Tage och hatte er ihr eine
schwiegen Brief geschrieben haue
er sei (S'cscheift verkauft imb war dicS
sein :'!achsolger ? S ist nicht ange
nehm, einem so jnnge Mensche sich
anuivertrauen, man kann ; de, nicht
so spreche, wie , den, Älten, der alle
Wclicimuisie der Stadt Wichte ud dar
über glcichgiltig und ruhig dachte, Aiich
mus! man den, alles neu wieder ci jcih.
(cn i allerdings ist das bei eine, ande
reit glcichsallS nöthig. o sinnend
stand da junge Weib bcdriufic, Hct
;eS a die Mauer des Thcatcrgchnu
des gelehnt und warf zweifelnde, unzu
friedene Blicke auf den jungen Mann,
der feine ivcdcrn pnhte und ab und zu
scharf mit dem 4i?tnbe kämpfte, welcher
,1,1,, feiueu Papicrvorraih cntsuhrc z
wollen schien. Plötzlich zog sie ihr
gclbscideneS Brusttuch fester und schritt
aus den -chreiver zu.
lauten Tag, Herr," sprach sie mit
geprellten, one, kommt denn jcro
min nicht mehr her
Der Schreiber erhob sich einen Mo
mcut. rückte den Strolistnhl lür die
Trägerin znrecht. als ob er es siir ganz
zweifellos erachtete, das! sie sofort seine
Dienste in Einspruch nehme würde, nd
antwortete mit weicher Ztinimc : Mein
Batcr ist todt, Zignvra, nd ich habe
seit drei Tagen das (cichäit nvernom
mcn." Die iknndin setzte sich nicht und
der mnge Mann, welcher darüber ver,
wundert war. schaute zu der eben ihm
Stehenden i die Hohe. ES wäre
schöne, liesblaue und klngblickende 'An
gen, die plötzlich die feurigschwarze des
inngen Mädchens traten vertrauen
erweckende, ruhige Augen, lieber das
brünette Wcsicht der Zweifelnden lief
ein röthlicher varhcnfchumer, sie iland
noch einen Moment und da ahm sie
ans dem trohituhlc Platz. jlr a
tcr Hai mir schon öfters Briefe geschrien
be,- begatt sie. den Arm aus das
Tischchen gelegt, vor sich niedersehend
Ich Iiabe ihm immer zwei Saldi mehr
gegeben, de er Wichte meine Sache
und netli nur ttetS klug, jetzt ,t er
todt mögen die Heiligen ante iviir
bitte für ihn thu und ich komme
iinn zu Ihnen aber es wird schwer
lein, shen ganz schnell alles zn erzah
len," brach die itiindi mit einem ilnge
ton ab.
Nehme Zic sich Zeit ud schenke
s,c mir daiiclbc vertrauen, wie ine,
nein Bater," ermunterte der Schreiber,
,ic werde sehen," suhr er ,u seiner
ruhigen, lausten prcchwciic sort, dai;
ich jhiien i,ch gut rathen kaun, denn
ich bin kein so junger Mau mehr, wie
,ch scheine. Zch bin dreistig iahrc
TaS junge Wcib schaute bei diesen
Worte sei intercssirt z dem Schreiber
auf, ließ aber sofort wieder ihren Blick
zur Tischplatte sinken.
Schon dreißig jähre," wiederholte
sie. jch bin neunzehn und doch schon
s schwer unglücklich denn mein Ber,
lobkcr hat mich seit einem halbe jähr
verlassen, Sowie er Sladtscrgcant
geworden und eine ffran ernähren
konnte, ging er von mir, ohne Wruno."
i. hnc d'rund fragte der chre,
bcr, einen schnelle Blick auf da? schone
ovale Besicht seiner jinudin werfend.
,,huc jeden (Äriind wenigiieno
weiß ich keinen," erwiderte das junge
!tve,b.
So Hai cr auf den Brief nicht gc
antwortet?' erknndigle sich er Schrei,
der.
Nein, nie, so schön sie geschrieben
waren er sieht auch weg ans der
Straße, wen er mir begegnet und thut.
al kenne er mich nicht,
Das ist böS," meinte darauf de
Schreiber, Hat cr eine andere ?"
Nein ich weift, dich er nur mich
gern hat und ich bin doch nicht ganz
arm. jch habe tausend Vire auf der
Banca na.iouulu uo arbeite i Vaini
und verdiene mein Veben."
So ist es :inc Vaunc von ihm?
forschte der Schreiber.
ja, cr will mich quälen cr musi
alle Menschen anale, owic cr gc
merkt hat. daß ich mit ihm ant acwor,
den war denn lange schlich er m mich
herum sing er an den Gleichgültigen
zu spielen und nachdem er ven lciioiicn
Posten bekommen hat, blieb cr ganz
fort."
jn diesem ftajl würde ich mich eine
Zeitlang gar nicht um ihn bekümmern,
ricth der Schreiber.
Aa Kai Ihr Boter auch gesagt
uno im that ta auch aber es da
erte zu lange und ich mußte ihm schrei
ein halbe Jahr schon," warf der
uiiciucr vcvrni, ein. schell Sie,
es ist ja mein Vortheil, wenn ich Ihnen
j,,, s,a,muci raiyc aver ich glaube,
9 nützt nichts."
Nein. Ich sonn ihn nicht aufgeben
,ch will ihn nicht ausgeben I" rief die
Kundin zornig. Er soll e mir nicht
so gemach! Haben er Hat mir die EH,
versprochen, vor Zeugen versprochen
ich kann ihn verllagen, hat mir Ihr
idater ge agt."
Da thäte ich nicht," meinte der
Sclwkiber.
Nein, da will ich auch nicht," stieß
, Maoeu, iMOciuammici) regt ber
i vor. Ach Herr," fuhr sie plötzlich
! weich und leliwärmerisch fort : Ein
! (iniiijiii . ,viri, das uar immer mein
I iicnt. jch träumte Tag und Wacht
! davon, jch hiitte mein halbes Tee
j lculv-'i darum gegeben und nun geht
er sort und laßt mich zum Gespött
sifcn. Das soll er nicht ! Schreiben
-ic ihm, ich reiben iit ihm " drängte
sie wieder voll heftigen Zorne.
Herr Tiieotto ini nusinerksain in dos
IndcuKhanlul, erregte Gesicht seiner in--tciciiniitcu
Kundin und bewunderte,
wie schon das brünette ElscnbeinblaV
ihres Teints zn dem dunklen Haar mit)
de liefschwarze. glänzenden Augen
sich machte. Sie sind keine Neapoli
toiicrt it V" fragte er ganz gedankenvoll.
Ich,, ich bin aus der Nomagna.
Niii,, Herr, c.ber schreiben Sie !" sor
derte das Mädchen auf. Er heißt
iomondo (vroti und ich Tilla Prct
tono."
cr Schreiber uotirte sich die Namen.
Er zog einen große Biicsbogcn un
ter den ihn beschwerenden zwei elditet
neu hervor d ließ seine Scdcr kisrig
über das Parier lausen.
i ic !ud, sah znertt geradeaus in
das vor dem iiei,gang vorüberbrau
sende tiaßeulebcii ; dann jedoch ans
den inngen Tiieotto, dessen runde.
sriillie Wange beim Schreiben sich noch
mehr lotb.'tcu, und denen Mund unter
dem Schniirrban so saust gewölbt, so
feit und so entschieden war, und ihre
Bliele blieben, ,mier nachdentlicher wer
dend, ans il liasicii.
o -" sprach letzt Herr .ncotto,
legte die lyebcr nieder und begann den
auffallend schnell beendeten Brief mit
halblauter rtimic seiner zilientin vor
nleie,
Diese l,atte durch die Hand und den
Geist des Herr Tricotlo junior geschrie
ben :
Geliebter Sismoiido !
Wenn die iounc niitcraelit, wird es
Nacht, Seitdem Du mich verlassen
hast, sehe ich d:.' iomie nicht melsr nd
es ist -'i'aciit in meinem Herze, Was
habe ich ir gethan i wenigstens
sagen mußt Du cS mir, das kann ich
verlange. Habe ich nach einem anderen
Man das '.Inge geworfen Habe
ich Dir, als meinem Bcrlobtcu, ein
Aergerniß gegeben mich schlecht be
tragen liaoe ich mich verändert
bin ich plötzlich häßlich geworden?
Hau iii einen iveljler au nur entdeckt.
von dem i n vorher ichiS gcwnnt halt r
ju alle diese valle hatte ein
Giilautnonio z seinem Mädchen gesagt :
as gciallt nur nicht a Cr und saltS
er Gnind gehabt hätte zum Fortgehen,
iviire er gegangen, und falls es ein klei
e ,vc!,lcr gewcic wäre, den das Mäd
chc leicht hätte ablege koimeii, würde
er ihr gesagt haben : ,DaS muß anders
werden mit Tir, bevor ich Dich nehme'
aber i , Geliebter, hast mir nichts
vorgeivorsen, mit keinem Blick, mit sei
nem Wort, sondern Im st mich verlassen,
wie ei Bögcici im Nest, das die Eltern
verlasse und ich friere und hungere nach
einem WicdCilonimen, anust Du
das über's Herz bringen ? Staunst
D mich in dieser Beczwcifliittg und
in dieser Cal Ionen ? isnge mir
doch weiiigsieiis, ivainm D so handelst!
Nur ei Wort weiter will ich ja
nichts ! Bin ich Dir nicht einmal so
viel werth? -
j tausend thränen harrt Deiner
Tilla."
jst das so gut ?" fragte Herr Tri-
eotto.
Es ist so, wie mein Herz spricht,"
antwortete mit einem tiefen Athemzuge
Tilla Prettoiio. ie erstehen cS so
gut wie jlir Bater, ja iic treffen noch
iuehr in s Herz ! jch tonnte selbst
weinen bei diesem Bries. Schöner
kann man es gar nicht setzen," und ein
durch Thränen seltsam ausleuchtender
Blick TihaS traf den Schreiber. Sie
zog einen kleinen Vedcrbcutel aus ihrer
Tasche, cisnetc ihn und entnahm daran
einige givße Kiipfermünzeu.
Wollen ie gleich doS Porto berich
tigen dann schreibe ich die Adresse,
klebe das ,Zracobollo darauf und bringe
den Brief selbst zum Kasten, drüben
beim Juwelier ist einer," erbot sich Herr
Tricoito galant.
Einen Moment zögerte Tiila Pret
toiio mit dek Antwort.' Nein, ich will
ihn selbst besorgen," entschied sie sich,
schreiben i ic mir die Adresse."
Herr Tricoito wählte ein schöne?,
steifes donnert, that das Schreiben hin
ein, schrieb die Adresse und übergab den
fertigen Blies seiner Zilientin. Mit
einer wohlwollend eleganten Berben
gnng steckte er da Geld, nachdem er
eine scharsc Blick daraus geworfen
hatte, ein und sich erhebend und mit
der Hand winkend, entfernte sich die
schöne Kundin,
Wenige Minuten nachdem Tilla den
lustigen Portikus des San Earlothea
ras verlasse, erschien dort ein langer,
hagerer, nicht mehr junger Fischer von
Santa Vncia, den der Schreiber von
Ansehen lannte, denn jener verkaufte auf
dem freien Platze vor dem dunklen Gas
sengeioirr dieses tadttheilS selbstgefan
gene .lieerschileckeii und andere derar
tige challhierc, und nahm ohne viel
llnisiäiidc auf dem trohlslnhle Platz,
Er schaute aus feinen scharfen, hell
graue Augen den Schreiber mit einem
spitzen Seitenblick an, legte seine soni
incrsprossigen, sonnenvcrbraniitcnFänste
auf den Tisch und fragte ohne Weite
res: Kennt jhr jene Frauenzimmer
dem jhr eben eine Brief geschrieben
Meister?"
Weniger oIS Euch, 3,'otti !"
Aber jhr wißt ihren Namen?"
Ja !"
Wollt jhr mir den nicht sagen ?"
iaS darf ich nicht, das verbietet mir
mein Beruf."
Auch nicht, wo sie wohnt?"
Das weiß ich selbst nicht,"
Der Schiffer rückte seine brannrothe,
dicke Filzrnützc nach hinten. ,DaS
Frauenzimmer narrt mich eben. Ich
rneiu's mit ihr redlich, sie gefällt mir.
Ich traf sie einmal ans der IZanoa na
io,nl, da wieder einmal dort, jede,
mal ging ich ihr nach, um heraus;
bekommen, was sie ist und wo sie wohnt,
aber sie führte mich schlau an. Dann
sah ich sie einmal mit dem Sergeanten
Sisinondo, der bei nitS Nachmittags
wache hat, jedoch ach der wollte mir
"teilt Nedc stehen. jetzt sagt mir,
Meister, wer ist das Frauenzimmer ?
jch möchte in sie werben,"
Ihr macht Euch nöthige Mühe.
Freund ! Die Donna nimmt Event
Antrag nicht an, so viel darf ich Ench
wohl verrathen."
jhr werdet mir also nicht sagen ?"
Nein sicher nicht. Ich wäre ein
sastcmtcr smvano, weitn ich das thäte."
Aber einen Brief für mich würdet
Ihr an die Person schreiben?"
Das ist mein Geschäft."
Und seine Besorgung an sie der.
nehme ?"
Das wäre Eure Sache."
So hol' Dich der Bose!" schrie bcr
Schiffer, schlug mit den Fäusten auf
den -lisch, daß die Steine von den Po
pierbogen hoch aufsprangen und die
Tinte aS dem Tintenfaß umherfpritzte,
und verließ wüthend dos kleine Tischchen.
Herr Tricotto reinigte seinen Tisch.
Du wärst mir der letzte, bern ich dazu
dienen würde, dies schöne Mädchen zu
erjagen." murmelte er dabei und ein
Zorn bemächtigte sich hinsichtlich diese
lannc seiner, der mit der genngen
Bcschädiaunn. die iencr ibm ,aefüat.
durchaus nicht im Einklang stand.
sirir ncoilo wunderte siel, über (eine
grosze Erregung selbst einigermaßen ; er
imiiiue vgz tuen Uilolppljcii. Y
flii sehr ruhiges Herz und die Frauen
hauen ihn bisher sehr Inhl und gleich,
ssiltig gelassen. Was ging ihn deiin das
Schicksal dieser Romagiiolo an? Was
verschluiz eS ibm, wen sie heiraihete, ob
den Schiffer oder den Screicanten ? Er
saß hier, um Geld mit Brieffchrcibcn zn
verdienen ; allerdings ein Bcrmiirlcr
der Viebesbncfe besorgte, wo, cr nicht.
Das war eine niedrige ZumntHung ;
aber dies allein hat ihn nicht ausgebracht
mußte sich Meister Tricotlo selbst
gestehen. Es war merkwürdig, er
gönnte auch das Mädchen dem Ser
geanten nicht recht, der es schnöde be
handelte. Was ginge ihn die Vic
beobäudel dieser beiden Personen ou ?
Sonderbar, wie lebhaft baS Bild dieses
Mädchens vor seine Augen stand
wie weich ihm uin's Herz wurde wenn
er an diefe N'oniagnola dachte ! Was
fvte sie ihm denn ? Heiraiben konnte
er sie doch nicht erstens liebte sie den
Sergeanten und nicht ihn, und zweitens
war er jo ein Krüppel, er hinkte und
bezog Invalidengeld und sie sie
schwärmte ja für den Sergeanten, Was
hatte sie doch gesagt ? Ein Sergeant
wäre ihr Stern, der Traum ihres ve j
bens. Ei war kein ..un,-,Iia oivico j
mit der Uniform ud dem silberbordir
teil Käppi. Hätte er nicht auch ei i
Sergeant sei tonnen, wenn er nur
wollte ? Diesen Posten durste er nach
seiner zehnjährigen Dienstzeit ja seden :
Augenblick beanspruchen, und man j
wurde ihn sofort einstellen wenn cr
nicht hinkte. Hinkte cr denn wirklich ?
-i.oS war ia lange vorbei leine
schwäche längst verschwunden, schon
zwei Ialre und, wen der Arzt kein
Esel wäre nd sich die Mühe nähme
ihn einmal ordentlich ; untersuchen
jedes Bicrteljahr mußte er sich dem Arzt
vorstelle, nd dieser ihn oIS nicht ge
heilt bestätigen bekam er keinen Een
tinie mehr, Aber eS war so süß. täg
lich eine Vire ; beziehe und nichts da
für thun zu müssen als das eine Bein
etwa nachzuschleppen und er Hatte, bis
cm weiter starb, cm so ruhiges, schönes
Vcbcu gehabt, mit Anmalen von kleinen
Heiligenbildchen. die dann d,c 'chul
schwestciii unter die Ktnder vertheilten
welcher Berns ihiirein und einen halben
Vire einbrachte, sollte er das ausge
ben und ;i dem schweren sogar gesähr
lichen Polizeidienst übergehen eines
Frauenzimmers wegen, und würde sie
den überhaupt ihn nehmen, wen sie
jenen liebte? jetzt verdiente er zwei
l'ire durchschnittlich oIS Straßcnjchici
bcr und eine Vire jnvalidengcld da
mit lebte er ruhig und schön wie ein
Rentier. Es sonnte gar Niemand
besser leben . . TaS waren die Gcdau
feit, welche Herr Tricotlo nach dem
Fortgehen des wüthenden chiffers
Audienz gab, Ich wäre ei Thor,"
murmelte er, ich wäre ei Thor !"
Trotzdem Herr Tricotto junior nun
zu dem Ergebniß in seiner Philosophie
gekommen war, daß cr cin 'Narr wäre,
wen cr sei jetzige? behagliche Vcbe
aufgeben und (.uiirJU civico werde
würde, wollte das Bild der schönen
Tilla in Berbindniig mit der stattlichen
Erscheinung eines Sergeanten ihm nicht
aus dein Kopfe gehen und verursachte
seinem ruhigen Herzen und seinem phi
losophischen Geiste den ganzen Tag Ge-siihls-
und Gedankenstörnngen, so daß
er in einem Mahnbriefe, welchen er
einet kleine Holzkohleiihändler schrei
ben mußte, einmal Tilla statt cnrljo
(Kohle) setzte.
Die Nacht brachte er gewohnheitsmä
ßig i ruhigem trauinlosem Schlaf zu.
Am nächste Morgen jedoch war
wieder dasselbe nichtswürdige Gaukel
spiel in seinem Gehirn, immer sah er
Tilla am Arm eines Sergeanten, liebe
voll und zärtlich zu diesem hinausbli
ckend, und es peinigte ihn, daß Tilla zu
einem Sergeanten mit schwarzem
Schunrrbork weshalb dieser einen
folchen hatte, wußte er nicht so an
schmiegsam und freundlich war.
Während Herr Tricoito junior beun
ruhigt mit solchen Phontasiebildern
kampste, die er vergeblich zu verbannen
suchte war Tilla Preitono mit sich
auch gar nicht zufrieden. AIS sie mit
dem Brief in dem Brusttuch wohl ver
borge bei dem nächsten Briefkasten an
gelangt war, stand sie fast eine Minute
vor diesem still, sah zur Erde, ans den
Kasten, hinaus zu den Wolken, aus die
vorüberjogenden Menschen und Wagen
und dann wieder ouf den Kasten und
schob den Brief fester in ihr gelbfeidenes
Brusttuch und ging dann zögernd wei
ter. An dem nächsten Briefkasten eilte
sie jetzt vorbei. Beim dritten blieb sie
wieder stehen und warf den Brief
auch hier nicht hinein, schließlich kam
sie nach Hause und verborg den Brief
in ihrem Kommodekasten tief unter ihre
IoiintagSherrlichkeiten und hörte gar
nicht, daß ihre Tante, bei der sie lebte,
heftig mit ihr ihres langen Ausbleibens
wegen zankte.
Tillo, die och nie ein Buch gelesen
halte nd gar keine Philosophin war,
schlief diese Nacht sehr sclUecht, ihr
träumte, daß der Sergeant sisinondo
den Straßenschreiber Tricotto erstochen
hätte, wobei sie so laut ans dem Schlafe
schrie, daß sie aufwachte und bis zum
Morgen mit offenen Augen und die
Brust voll seltsamer, widersprechender,
unklarer Gefühle, den Äopf voll unsin
Niger Gedanken, bei welchen deS Etra
ßeiischi eiber blaue Augen, seine rosige
Wangen und sein gewölbter Mund eine
große Rolle spielten ohne wieder ein
schlafen zu können, dalag, ES war ihr
mit einem Mol viel gleichgiltiger gewor
den, daß ber Sergeant sie verlassen;
trotzdem sie sich vielnial Mühe gab, aus
den Ungetreuen wüthend zu werden,
wollte ihr dies durchans nicht recht ge
lingen, und am nächsten Morgen dachte
sie nicht mehr daran, den schönen Brief
des neuen Straßenschreiber fort;
schicken, sie arbeitete fieberhaft fleißig
und stumm an ihrer Handpresse, mit
welcher sie Medaillonfiguren au Vava
teig formte ud in einem kleinen Bgck
stetitosen trocken brannte. Der Brief
blieb unter dem Sonntagsstaat Tilla
liegen und dennoch mochte sich dos Mäd
chen noch drei ernst und höchst nachdenk
lich verbrachten Tagen wieber auf den
Weg zum San Earlotheoter, schritt mit
einem scheue Orienlirnugsblickc, den
sie um sich warf, auf Tricotto lustige
Kanzlei zu und nahm dann schnell auf
deut Strohstuhl Platz,
Sie hatte den Siiaßcnschicibcr sehr
kurz begrüßt, es log überhaupt in ihrem
Benehmen etwas Hastiges. Gepreßtes,
Unsicheres. Sie vermied den Blick des
jungen Manne nd ihr Gesicht war
bleich.
Haben Sie Antwort auf das Schrei,
ben bekommen ?" erkundigte sich jetzt in
keineswegs fo ruhigem .vue, als cr
sonst zu sprechen pflegte, Herr Tricotto.
Nein und deshalb komme ich
eben," stieß das nnge Mädchen hervor.
So soll ich noch einmal schreibe
eindringlicher ?" fragte beinahe resignirt
Herr Tnevito.
Ja." kam e zögernd von den Vip
pen der schönen Kundin.
Der Schreiber ohm bedächtig unter
einem der Belastiingssteine einen große
Bogen hervor und 'begann die Aufschrift
hinzusetzen. Er machte eine Pause.
Er soll wahrscheinlich sehr stark sein?"
fragte er, die Augen vor sich niederge
schlagen. .Ja," stimmte einsilbig das Mädchen
bei. indem sie starr in das Straßentrei
ben sah,
Herr Tricotto begann nun den Brief
zu schrciben, aber eS wollte ihm nicht
recht an der Feder. Seine Seele
befand sich jetzt in einem großen Zwie
spalt. Er sollte einen herzbewegenden
Brief an den ungetreuen Viebhnber er
fallen bei den Undankbare in die Arme
des schone Madc,es wieder zurück.
snhrtc und Herr Tucoilv hatte den feit
sanien Wunsch, daß der ,,Ii ,-ivic-o
dort wcuc, wo der Pfeffer wächst. !
und das Mädchen ihn mit freundlichen
Augen ansähe und gar nicht? von einem
Polizeimaiiii wüßte, ES war sonder
bar, aber er mit seinem ruhigen Herzen
hegte diesen Wunsch schon seit zum erste
Mal die schone Nomagnola seil, Tisch
chen verlassen. Sein Her; war über
hanpl iitcht mehr das alte, sobald er ou
bic schone Kundin dachte und er dachte
an die innthwillig Berlassene täglich
dreihuiidertniidsechziginal in der Stunde.
O. wenn doch auch dieser Brief ohne
Erfolge wäre," wünschte er. Seine
Pflicht jedoch verlangte, daß er recht
und ehrlich den Brief so wirksam wie
möglich schrieb und neben ihm saß da
junge Mädchen, welches dasselbe von
ihm erwaclete nd ihn dafür bezahlte.
Bei der Borstellnug des letzteren
wurde Herr Tricotto plötzlich roth,
athmete lebhaft, hüstelte, scharrte erregt
mit den Füßen unter dein Tisch, fuhr
sich darau-f mit der Hand über dos Ge
sicht und schrieb dann eifrig, sehr be
weglich von gebrochenem Herze, von
geknickten Vebenshoffnunge, nacht
schwarzer Zukunft iind lwrntc schließlich
vor dem Zorne des Himmels, der den
Unschuldigen beislehl und de Uebel
lhäter bestraft.
AIS Herr Tricotto de Brief beendet
und ik überlas, war er erstaunt, wie
viel Zorn und Entrüstung er in dos
Schreibe hotte bringe können er
wünschte, e? wäre ihm weniger gut ge
lungen, Daher machte es Herrn Tricotto redst
stutzig, daß die schone Kundin, nachdem
er ihr den Brief vorgelesen, sei Schrei
be durchaus nicht wie das vorige Mal
lobte, sondern ganz gleichgültigen To
lies s ohnehin äußerte : Ja er ist
gut.lütle. machen Sie den Brief fertig,"
ie wollen ihn wieder selbst besor
ge ?" fragte er, seine Klientin etwa
verwundert ansehend,
ja," antwortete diese, roth werdend
und verwirrt und hastig die Augen nie
verschlagend. Sie nahm den Brief,
steckte ihn eilig in ihre Tasche und gab
.Herrn Tricotlo seine acht Soldi in die
Hand, Als ihre Finger die seinen be
rührten, schloß er, olzne zu wissen, wie
es geschah, seine Hand und hielt einige
Momente Tillas warme kleine Hand
mit . sanftem Drucke, 'ic hatte den
Kopf abgewandt, athmete schwer und
ließ eS geschehen, daß cr ihre Finger
hielt. Dann entzog sie ihm diese
leise, nickte wie abwesend und ging lang
sam davon.
Herr Tricotto blickte gedankenvoll der
sich Entfernenden nach, dann schüttelte
er den Kops, rückte nach neapolitanischer
Manier seinen modernen, braunen Filz
hm nach hinten und versank wieder in
sein Philosophiren. Er hotte viele
Bücher gelesen, denn als früherer Dvuo
liier an der französischen Grenze hatte
er dazu Zeit gehabt, während er ein hal
bes jähr an der Schußwunde krank
lag, die er im Kampf mit Schmugglern
erhalten. Ihm war überhaupt ein
Hang zum tuMrcu eigen. Er konnte
die alte und die neue Viteratur feines
BaterlandeS, namentlich die Poeten und
:Io!iianschrciber, und wußte daher, daß
die Viebe in mancherlei prüngen und
Vaniien sich gesällt, daß aber die Viebe
sich glcichgiltig zeigen sollte hinsichtlich
eines cindringlicheii Briefe a den Ge
liebten, eines schreiben, das den Zweck
halle, den Wankelmüthigen reuig zu der
Berlassene zurückzuführen da? wollte
ihn, nicht in de Kopf mid doch
liebte sie jene Mann daS war ja
deutlich sichtbar an den Spuren des
Kummers in ihrem schönen Gesicht, a
ihrem beinahe geistesabwesenden Beneh
men und an der bleichen Farbe ihres
Antlitzes und dennoch ließ sie ihre
Hand in der scinige fließ diese nicht
fort, ward nicht zornig, Wer wird
klug ans Euch, ihr Weiber!" sprach
Herr Tricotto jetzt beinahe laut vor stet)
hin, wie recht hatte mein Better, der
einmal zu mir gesagt hat : ,Man kann
hundert Jahre alt werden und wird bei
Weibern immer etwas Neues erfahren'
nd mein Baier kannte die Weiber
er saß dreißig Iahre hier."
Wäre Herr Tricotto zuerst nicht so
eifrig mit seinem Bries beschäftigt und
nachher nicht so lies in Gedanten gewe
sen, so würde cr sicher bemerkt haben,
daß der Fischer Nvtti seinen Stand um
schlich und belauerte der hagere, groß
gewachsene Man mit der schärft, her
abgezogenen Nase und den zusammen
geklemmten, blutlose Vippcn war schon
durch seine Körpcrlänge eine in Neapel
ungewöhnliche Erscheinung, und indeß
Tilla bei Herrn Tricotto saß, stand der
Fischer drüben am Iuwclicrlodcn und
liess seinen spitzen Schifferblick nicht von
dem schönen Mädchen. Ihm entging
nicht, daß der Schreiber des Mädchens
Hand hielt und drückte, er nahm wahr,
daß Tilla ihre Hand in der des Schrei
bers ließ, und wen dies auch nur für
die Dauer vo wenigen ekiinden ge
fchah. Eefare Rottis leidenschaftliche
eifersüchtige Spahangen hotten das wohl
bemerkt und wie ein Blitz fuhr das ihm
durch die eele. Ihm war Tilla
doppelt begehrenSwerth, erstens lieble er
sie ihrer Schönheit wegen, die einen
wahren Brand in seinem Herzen ent
zündet, und da hielt er sie siir vennö
gend, weil er sie mehrmals ans der
iiauca nazionale getroffen, und er hotte
drückende chnlden und brauchte noth
wendig neue Netze. Wenn ein altern
der Mann von Eefare Notti Art sich
verliebt, so ist da ei wildes, verzeh
rendes Feuer, und wenn ein südlän
discher Schiffer Geld braucht, so erwacht
bei ihm leicht die stet nur schlummernde
Pirnlennatur dieser Venle. Neid und
Haß gegen den Schreiber lohten wie ver
schlingende Flamme über ihm zusam
tuen. Dieser Mann, dem eS so gut
ging, der eine Pension vorn Staate be
zvc und so gemächlich sein Geld im
Sitzen verdiente, wollte da Mädchen
kapern, es ihm abjagen. Nie und
nimmer durste das geschehen, eher sollte
die Welt untergehen. Plötzlich stand
der chiffer, der dir Fäuste geballt hotte
und mit diesen in der Vnft herumfuhr,
ganz starr und still. An wen schreibt
da Frauenzimmer?" fragte er sich.
Sein findiger Ncapolitancrkopf kolk
litte außerordentlich scharf, Wie von
einem Vichlstrohl grell erleuchtet, stand
mit eineinmal etwas vor ihm. Hatt er
nicht das Mädchen bei dem Sergeanten
gesehen und schaute es nicht damals zärt
lich snd vertraulich zu dem stattliche
Mann aus, der ausiichmcnd freundlich
zu iljr uicderlachte und iiiui läßt sie
sich votidem Schreiber Briefe schreiben
an den ergeonten und dabei die Hand
drücken von dem Tricotto, ES hat
Zwischen jenen etwas gcspiclt, nd nun
spielt zwischen dicscn Beiden etwa und
da Frauenzimmer ist dem Guordio un
treu. Wart, ich werde den Sergeon
ten auf Dich hetze. Tu Fcdcrkrotzcr !"
rief dcr Schiffer ungcnirt laut ouS.
Ein crgcant findet immer etwa, da
wird Dir übel bekommen !" und Ee
sare Notti ging noch Santa Lncia zu
rück, wo er sicher war, SiSmondo aus
seinem Posten zu treffen.
Er hatte sich in dieser Voraussetzung
nicht getauscht. Schon von weitem
glänzte ihntdc Polizisten Käppi mit
den brcitcn silbcrschnürcn entgegen.
lc'angsoni und gemächlich schlenderte er
an den Wachmann heran.
Guten Tag, Sisinondo," redete er
den Sichcrhcitsbcamtcn an.
,,IZn' jorn', Eefare, geht'S Euch
wohl ?" erwiderte biefcr.
Immer wohl auf, Signore," ant
wortete Notti im Ploudcrtvn. Sagi
mal," siiijr er fort, erinnert Ihr Luc,,
noch des Mädchens, eines schloiiken,
hübschen mit einem Eigesitht, nach dein
ich Euch fragil ? Na, die Töpfchen
hat jcizi aih seine Deckel gesunden.
ES hat cinc.i sonderbaren Geschmack
dcr ist der lahme Schreiber von San
Earlo das fcitc Wiesel ! sind
vor allen venien wie die Tuneltanben
-ip gelit's, Herr Sergeant alles
sorgt dasnr, daß die Traiigcbnhrcn nicht
aiissterbc nur wir Beide bleiben
Hagestolze," leichte Notti.
Na, viel Glück ihr!" meinte der
Sergeant,
Der To klang glcichgilkig ; mit
Befriedigung jedoch nahm Eefare wahr,
daß des Wachmanns Mienen etwa
Berdrosscucs zeigten und in seine kleine
schwarze Auge es wie ein Wettcrstrahl
plötzlich anssubr.
Als Tilla bentc mit ihrem Briefe von
dem Portikus des San EarlothcatcrS
fortging, hielt sie sich bei keinem Briefka
sten auf, sie dachte gar nicht an den Brief
in ihrer Tasche, Bor ihren Auge stand
da Bild deS Schreibers mit seinem
rosigen. Hübschen, jngeiidfiischei, Ge
ficht ; sie verglich diese mit dem scharf
geschnittene!!, gelbbraune des Gnar
diaS, dessen dunkle, kleine Auge stet
ruhig umherfnhrcn und ein seltsam
flackerndes Vitht hatten, dessen langer,
schwarzer Schnnrrbart immer so heraus
fordernd in die Hohe gewirbelt stand,
dessen Kinn so spitz und dessen Stirne
so eckig und schmal war und ein Schon
der faßte sie bei dem Denken au den
Sergeanten und wie weich und süß,
wie wohl, seligmhig war es ihr lim'
Herz, wenn sie sich vergegenwärtigte, in
der Nähe de blonden Schreibers zu
sitzen.
Sie wußte es heute gauz sicher, daß
sie Don Tricotto liebte, wirklich, auf
richtig, wahr liebte, während ihre Nci
gnng für Don ismoiido nur Ehrgciz,
Vannc, Eitelkeit gewesen, und der Ein
flnß eines Blendwerkes, hervorgerufen
von ihrer thörichten chloärmcrci für
die Uniform des Sergeanten und der
kecken, fchneidigeii Erscheinung diese
sisinondo. ' iiic dankte jetzt alten
Heilige dafür, daß der Gnaidia sie
verlasse nd absolut gar nichts mehr
von ihr wissen wollte, ud sie träumte,
indeß sie langsam dem meuschenivim
nielnden Hafenquarticr Pendino ziiwau
delte, von Don Tricotto, der uieinals
heftig zu ihr spreche, ie sie schlage,
sonder als seine Fra anständig, sanft
ud liebreich behandeln würde. ie
hatte jetzt ansgeriiugeii mit sich die
Viebe zu dem Sergeanten war vollstän
dig ans ihrem Herzen verschwunden, sie
war zur Klarheit dnrchgedriingen. Ihr
Gesllhl siir SiSmondo war keine Viebe
gewesen. Jetzt wußte sie, was Viebe
ist und ihr ganzes Denke und Sei
gehörte jenem Schreiber, der sie nicht
beim erste Sehe gleich keck tu
die Taille gefaßt, wie Don SiSmondo
das gethan, sonder ihr nur ganz leise,
zart, verschämt und schüchtern die Fin
gerspitze gedrückt hatte, nnd in diesem
Druck lag für Tilla eine Seligkeit, that
sich vor ihr ansein zauberisch leuchtendes
Paradies, denn er verrieth ihr, daß der
Schreiber sie leiden mochte, sie wohl
auch so lieb gewinne würde ols cr ihr
lieb war, ie ließ ihre Hand fallen
und der Brief knitterte in ihrer Tasche,
sie zog ihn hervor, zerriß das Schreibe
in kleine Stücke und streute diese in das
schmutzige Wasser des Kohlenschisjbas
sin, an dem sie eben vorüberlaut. Nur
ein Bedenken störte sie jetzt in ihrer
Viebeszilversicht, legte sich allmälig wie
ei Alp auf ihre Brust : Don Tricotto
wußte nicht, wo sie wohnte, er konnte
also, wenn er auch wollte, sie nicht auf
suchen und sie wohnte so weit ent
fernt von seinem Stand, daß cin zufäl
liges Begegnen kaum möglich schien.
Allerdings konnte sie jo an San Earlo
vorbeikommen aber er hatte so viel
zu schreiben und würde sie wohl nur
bemerke, wen sie ihr Borübergehen
sehr ausfällig machte. Würde er da
nicht für zudringlich halten ; er war
gelehrt und fühlte feiner als die andern
Männer ihres Kreises, o überlegte
die schöne Nonioguola, Kam sie aber
zu ihm, sich wieder einen Brief an den
ergcanicn schrciben zu lassen, mußte
cr da ich! schließlich denken, daß ihre
Viebe zu dem Ungetreue unüberwind
lieh, uiiaiisrottbar wäre glaubte er das
denn vielleicht nicht jetzt schon ?
Diese Schwierigkeiten, Zweifel und
Besorgnisse onällcu Ttllo anfs heftigste.
Endlich fand sie eine Ausweg ans
diesem Vabiirinthe. Sie wollte einige
Tage warte und dann zu Tricotto
gehen und sich einen Absagebrief, einen
VoSsagebrief an den Gna'rdia schreiben
lassen iinti hierbei, ganz in Gedanken
scheinbar, ihre Adresse an den chreiber
verrathen. So schlug sie zwei Flie
gen mit einem Schlag, Er wußte dann,
daß sie den ergeanten nicht mehr liebte
und konnte sie aufsuchen, ihr leichter
begegnen.
Zufrieden mit ihrem Plan, ging Tilla
jetzt zu Bett und wünschte nr sehn
lichst, daß die drei Tage nothgedruit
gener Wartezeit schon vorüber sein
möchten.
Der Fischer Eefare Notti hatte ganz
recht gesehen. Es wurmte den Gnar
dia, daß TiUa Prettono ihn aufgegeben
und einem anderen Manne ihre Nei
gung zugewandt. Zwar liebte cr da
Mädchen nicht stark, aber es war hübsch,
hotte tausend Vire. war geschickt und
fleißig in seinem Berufe und er würde
es auch gewiß geheirathet hoben, wenn
er seine lyrcilsrit so bald schon hätte aus
geben wollen das war jedoch durch
aus nicht feine Absicht ; die Mütter
und auch die Töchter von ganz Santa
Vneia machten ihm die Kour, hielten ihn
hoch nd umschmeichelten ihn er hatte
auch mouche materiellen Bortticilc in
Form von viclc kleinen Geschenken der
chiffcrSsrancn mit heirathSfähigc
Töchtern. Als vcrhcirathetcr Mann
war daS alle au. Es drängte ihn
gar nicht, sich jetzt schon zu binden, und
die verliebte Tilla, die ihm bis vor Kur
zem noch so sehnsüchtige Briefe hatte
zukommen lassen, schien ihm sicher,
jetzt ärgerte cS ihn gewaltig, daß dies
Mädchen ihn aufgegeben sie hotte
seine Eitelkeit dadnrch schwer beleidigt
auch fühlte cr jetzt, da sie einem Andern
sich zugewandt, daß seine Neigung zu
dieser schönen Nouiagnola stärker ivar,
als feine vielen andern Viebeleien, und
es begann ihm in Herzen zu fressen,
daß ein Anderer und niiii gar dieser
Schreiber sie besitzen solle. Ein
Mensch, den er wie alle übrigen schon
seiner Pension und seines behaglichen
Berufes wegen beneidete ober noch
hat er sie nicht schloß er seine er
dricßlichen Erwägungen. Ich bin
denn doch ei anderer Kerl al du lah
mer Invalide niit deinem Duckmäuser
köpf ! Jetzt wollen wir wieder einmal
auf dem Plan erscheinen sprach cr
bei sich und cr glaubte fest, daß, sobald
cr bei Tillo den Faden wieder auf
nnfitn1 htriV fnfnrt r-i(t,i in IVi.i ()fi.H.
, ........... V..,V ,..,. .,;, ,,,
tnrückflöac. Er seilte sich also, nnchdein
seit, Dienst zn Ende, in seinem Stüb
chcn fest an den Tisch und schrieb an die
schöne Berlassene folgenden Brief:
Allerliebste Signonna!
Es war nicht so schlimm von mir ge
meint. Ich hotte nie die Absicht. Sie
zu verlassen. Ich wollte Sie eigent
lich nur prüfen, ob Sie auch wirklich so
treu und fest an mir hängen. Ich
habe mich jetzt davon Überzeugt den
kcn Sie nicht mehr an diese Zwischenzeit.
Ich bin nach wie vor
Ihr Sie treu liebender SiSmondo."
Dieses Schriftstück ließ er durch einen
Buben am nächsten Morgen in aller
Frühe ju Tillo in ihre Wobnnne, tra
o
1 I .. . . . . I
Tilla cmpliug dieieu Bries, Vcsc
konnte sie, wen auch (geschriebenes nur
lelir langsam und mit einiger Anstrrn
gung. Es danei le einige Zeit, bis sie
de Inhalt des Schreibens durchstudirt
hatte.
Nun sprang sie auf, warf den Brief
,z Boden und trat mit dem Fuß dar
auf Der Sehnst !" war das ein
zige, was (ie mit zornrothent Kopfe her
vorstieß.
"cr Buhe war inftrnirt, auf Ant
wort zu Ivane, Tilla sah jetzt, daß
der Bote sich noch im Zinittirr befand
und des Bescheide harne, Sage ihm,
was D geselle und gehört hast, Vut
U'iie ! Hinaus !" sprach sie mit einer
Haiidbcwegung, die in ihrer erhabenen,
ausdrucksvolle Bcfiimmtlieil nur eine
Nomeiiii so aussührc tonnte. Dann
lachte sie beinahe lustig, jetzt höbe
ich eine Aulas!, z ihm zu gehen, den
rechte und richtigen siir eine Brief an
jenen, der diesmal sicher in den Kaste
geworfen ivird." Ihre Augen leuchte
tcu und siiukcltc bei diesen Worte.
Daraiis nahm sie ihre weiße, brettcheii
artige Muiielinhanbc, befestigte diese
mit goldene Filigrannadeln in ihren
schwarzen Haare nd verließ eilig doS
Hans.
Z der Zeit etwa, da dies geschah,
saß Herr Tricotto wohl eine Stunde
schon an seinem Tischchen und philvsv
phiric über den Äusiprueli seines BalerS.
daß man hundert Jahre all werden
könne und immer etwas Neues von den
Frauen erführe das Neue war in
diesem besondere Fall TiilaS Berhal
tcit dem (immlia civii-o gegenüber.
Wen es ihr so gleichgültig ist, wie
der Brief verfaßt ist, von welchem daS
Wiederkommen des Ungetreuen abhängt,
setzte Herr Tricotto sein Philosophiren
sort, weshalb läßt sie andiesen schrei
ben, iind locim sie den ergrauten so
gewaltig liebt, wie konnte sie dann du!
den, daß er in einem Momei der Ber
gesseuheit ihre Finger behielt, ollte
ihr die Geschichte mit diesem Sergeanten
endlich vn leide und sie vielleicht zu
ihm Zuneigung fassen können? Aber
ihre Schwärmerei, der kern und
Traum ihres Vebens ist ja eine Ser
geantenfran zu weiden und er ist ein
Invalide, ein lahmer Schreiber. , , .
Er lächelte bei diesem Gedanken. Es
hing ja nr von ihm ab, ein Gang zur
Mikilärpräfeliur, eine Erklärung dort
von ihm, daß er jetzt geheilt fei und nicht
mehr hinke und ein Sergeantenposteii
wenigstens stände ihm nach seiner zehn
jährigen Dienstzeit dann jeden Augen
blick offen. Wen er jetzt plötzlich in
der schmucken Uniform eines Earabi
ttimfcldwcbels vor ihr erschiene !
Sein Einkomme würde auch drei Vire
betrage, wie sei jetziges allerdings
mußte er dann auch den schweren Dienst
thu wondte er sich ein, jedoch zu
arbeiten für Jene als sein Weib wäre
süß nnd dann brauchte rr sich auch nicht
mehr z verstellen und am Tage z hin
ken, was mitunter sehr lästig wor. Da
ran, daßer dcnStaat betrog.dachtecrais
echtes Neopolitancrkind nicht und sammt
lichc Einwohner der unteren Bolksschich
ten Neapels hätten hierin mit ihm über
eingestimmt und eine solche Ausbeutung
dcS.Staatssäckels für llng und weife ge
halte, Falls cr nun das Hinke auf
gäbe grübelte Herr Tricotto solch'
eiii Cs)(cr wäre ihm nicht so schwer gc
worden für jenes junge Weib, das fo
seltsam von seinem ganzen Deuten und
Fühlen Besitz genommen ei Zustand,
den Herr '-tricotto nach den Eisahrnn
gc an den Bücher wohl siir Viebe er
Hären mußte. Ich werde eS thun
sobald ich mich überzeugt hohe, daß Tilla
Pretton mich liebt ; das werde ich bald
erfahren beschloß der Schreiber in
seinem Herzen.
Ein chatkeit siel aus Herrn Tricot
tos Tisch, er schaute aus und Tilla Pret
tono stand vor ihm, nicht mehr traurig
bleich, sondern frisch und Icbcnsmuthig
und munter onsseheud.
Einen Brief an Herrn SiSmondo
Grati ?" fragte ganz verwirrt Herr Tri
cotto. Ja, Herr, einen solchen wünsche ich
wieder," gab Tilla beinahe schclmiscy
lächelnd zurück.
jch bin bereit," antwortete Herr
Tricotto melancholisch. Noch stärker?"
erkundigte er sich.
Sehr stark, Herr I Ein Absage
brief für immer," erklärte das Mädchen.
In Herrn TricvItvS Augen leuchtete cS
anf,
ehr wohl," sagte cr, nahm außer
ordentlich geschwind einen seiner schönsten
Briefbogen und setzte die Feder an.
,,ic sind es satt, von ihm ant Nar
rcnscil geführt zu werde und noch lange
ans eine Antwort zu warten. Sie er
kläre ihm, daß Sie alle Beziehungen
zu ihm abgebrochen haben und es so an
sehen, als ob Sie ihn nie gekannt häk
ten." So etwa informirte sich dcr
chrcibcr,
Ja, ganz so," stimmte die schöne
Knndin bei. nnd dann fügen Sie noch
hin;, daß er sich jede Muhe, mich etwa
wieder zn verlocken, sparen könne
denn nun einen Grund brauchen Sie
nicht anzugeben," schloß Tillo heftig er
röthend, ihre Augen auf dos Tischchen
niederschlagend.
Herr Tricotto nickte und seine Feder
lief eilig über da Papier. In wem
gc Minuten war der Bricf bccndct.
Hcrr Tricotto hatte noch nie einen Brief
s schnell geschrieben und selbst Tilla
siel diese Kunst des ilcaschschreibenS aus.
Er las sein Kunstwerk vor.
Sehr gut. sehr gut," urtheilte die
Kundin befriedigt.
Wollen Sie selbst den Bricf bcsor
gen ?" sragtc Herr Tricotto stereotyp.
Es wäre mir lieb, wenn ic das
thun wollten," entschied sich diesmal
die Kundin, - Bitte, setzen Sie doch
unter den Bricf och meine Adresse:
Viecolo di San Giuseppe Casa Cinguo
damit kein Irrthum möglich sein
kann." So sprechend, legte sie ein
bcrcitgchaltcites halbe Virestück in dc
chrcibcr Hand nd dcvor dieser etwas
erwidern konnte, hatte sie sich erhoben,
ihm freundlich mit dcr Hand zngcwintt
und wor aus dcr Borhalle ver
schwiindcn.
Herr Tricotto that dos Geldstück nicht
in sein kleines Portemonnaie, sondern
legte es in ein besonderes Fach seiner
Brieftasche. Das gehört nun schon
uns beiden," sprach er zu sich er
wußte jetzt, woran cr war. Da denn"
und der vollendete Nachsatz, der sortge
lasscnc Grund, dazu das Errölhcn und
die nicdcrgcschlagcncn Augen hotten ihm
gefugt, was cr wisscn wollte, was sein
Herz wünschte, und morgen wollte er
zur Piäsckkur gehen und sein Invali
dcnthum aufgeben das würde für
Tilla eine Freude und eine Ucbcrrafchnng
sein, wenn er in dcr schöncn Karabinieri
uniform bei ihr erschicnc nd icgclrccht
um sie anhielte.
Mit Würde und Sorgfalt kouvertirte
und überschrieb Herr Tricotto den Brief
an den ergeanten und brachte ihn
dann selbst über die Straße zum Brief
kosten, wo er ihn bedächtig nd kraftvoll
in den Spalt warf.
Hierbei hatte Herr Tricotto Eile, denn
e ist in Neapel gesährlich. auch nur
einige Bogen Papier und ein altes
Tischchen ein paar Augenblicke vnbe
wacht zu lassen und -in seinen, Glücks
gcfühl und vo von seinen rosigen ii
kunftSträunieii vergoß cr gänzlich ciu
Hinken und ging fchuell und hübsch wie
eder andere Mensch über die Straße.
Dos gesunde Voufen erregte die Ber
wuiiderung de Fischer Eesore Rotti,
der in dej Nähe de Portikus gelauert
und mit immer steigender WUtz Tilla
iW
'
xV.
i,
tt
i
. . . I 1 i
. oll was , iyi
Entdeckung e- ll
leckiiiig." erzielte I'
nkciidcr. dcr nicht I
i,i.ni iitniierc . Vi
schon wieder c.ci dem stliieitK' -t'j
wie es ihm schien, sehr munter nnd ans
geräumt, fiveu gesehen halte, ev,
so," murmelte der lange Mnschelver
liiuser. das ist ja bothst mcrlwiiidig,"
und ein boses Vachcu legte sei braun
gelbes Gesicht in tausend tiefe Folien.
daS muß jemand wisse, der damit
loas Hübsches ansauge lann" - nd
sort eilte er seinem Cuorticr zu.
Ganz uo diesem Plan eingenommen,
lies er so schnell und hastig, daß er mit
dein Sergeanten, der au einer Seiten
strafte hctvorlai. ziemlich heftig jusani
ICIIlIICf
He, he !" rief dieser
liilc. Meiner t"
Ach, ich habe eine
macht, eine lustige Entdeckung,
der Schiffer. Ein iukciider
hinkt und dosür von, Staate schwere .
V'UW jtllll . VII w ivill.lli!
lahme Schreiber ist nicht lahm ich
habe ihn eben wie cin Eichhörnchen über
die Straße lause sehen."
Bou wen, sprecht Ihr denn, vo
Tricoito '" erlnndigte sich der Sergeant.
Ja. 'lalürlich von dem. - Sein
Schätzchen, das Mädchen, da Ihr a'
kennt, hat eben wieder voll Vachen
tinrllnhf i'it bei ihm acieiicn und
was schreiben lassen und nachlft.N
lies cr zum Brieslastcu, wie ein Kunst
reiler über das Seil," berichtete der '
Schiffer.
So, der hinkt nicht " sprach bc;
crgeaut wie mit sich selbst.
Nein, der kann wunderschön laufen
der hüllt so wenig w,c Ich Hinke."
Das ist allerdings merkwürdig !"
meinte Don Sisinondo,
Eesare lotti wartete darauf, daß der
Sergeant noch weiter sich äiißcrii würde : s
da dieser jedoch nachdenklich schwieg. 4 1
nahm Eesare lachend Abschied und stieg
die Wasscrtreppc zu seiiicin Muschel .
kosten hinnnlcr,
AIS ismoiido Mittag nach Hanse
kam, ii m sei cinsachcs Pranzo eiiizii
nehmen, sand er Tillas Brief. Er Ia
ihn i,d winde fahlbleich, ES ärgerte
il,n besonders, daß sei Nebenbuhler,
da heißt der, welcher ihn ausgestochcn
hatte, den Brief geschrieben. Das ist
sei Brief. Er hat mir den Abschied
geschrieben," knirsäitc cr, daran sollst
D decke, Bürschche," stieß er
zischend zwischen seinen großen blanken
Zähnen hervor, dann zerriß er den
Brief in kleine Stucke und warf sie in
ben Kamin.
Am Abend diese Tage ging Don
Tricotlo nach chliiß seiner luftigen
Schreibstube seiner Wohnung zu.
Er war hungrig nnd strebte bald heim
zukomme. Wie gewöhnlich Hinkte er
stark bis zur erste eiteiistrane, btvtn
ließ er die Berstcllimg fahren und giiis
im schnelle, gesunden chntt wie jedn
andere Mensch, Hätte er eine Ahmmr
gehabt, daß der Sergeant Don SisD
niondo ihm nachging, würde er we,
Weiler gehinkt habe, so aber sing e
bald an. mit beiden Füße in gleicher
takt so schön 511 hinten, daß Do Sts
...
nw,
l V V
u'mi
v;..
1.
IV
lyi
u
u
mondo de Asdrck dc Schiffer s
flink wie ein Eichhörnchen" vollkomme
richtig fand. Der Sergeant kam bai
ganz außer Athem nd war fähig,
diesem chiiclllänscr weiter zu folge.
Er hotte sich o auch von deut Wnudcr
vollkommen überzeugt. Er gab daher
die unnütze Berfolgnng ans, mochte
Kel,il, zog den Mantel fester m sich
und begab fich schnelle Schritte in
feine Wohnung, dort setzte cr sich, wie
er war, in Mantel und Käppi och ait
den Tisch, ergriff ein Blatt Papier nd
schrieb ou Tillo :
Viebcr Schatz I
Ich danke Dir für Deinen Bricf, ztt
dem übrigens nur der Kerl Dich aufge
hetzt chat, der ihn schrieb. Nun, da
ist ei sauberes Pflänzcheii der Mensch
hinkt gar nicht, cr stellt sich nur lahm,
um die Pension vom Staotc zu beziehen
das ist Betrug ! ! ! und ich werde il,n
anzeigen und er wird in da Gcsängniß
wander ! ! wcnii Du nicht morgen
Mittag um zwölf in meine Wohnung
kommst ud für ihn bittest.
Wie immer Dein Geliebter
SiSmondo."
In oller Frühe empfing Tilla durch
denselben Knaben, dcr das vorige sMaI
den Boten gemacht, diesen Brief. Sie.
las ihn und ihr wankten die Kniee, sie
mußte sich gegen den Schrank lehnen,
um nicht umzufallen - der Knabe
starrte die so heftig Erschrockene an
Tillo gewahrte dies und raffte sich auf.
Sie sah einen Augenblick vvi sich
nieder, dann erhob sie die dunklen Augen
klar und entschlösse: Sage dem
Herrn, ich weide pünktlich koinincn,"
gab sie den, Buben al Antwort, ,vcr
giß cs abcr nicht, hicr hast Du einen
Saldo," fügte sie hinzu. Wartend
stand sie daraus einige Minuten da, bis
der Bube aus der kleinen Straße heraus
sein mußte dann zog sie in Hast ihm
chnhe an, hüllte ihren Kops in ein
dunkles Tuch und sprang aus dem Haus.
Herr Tricotto hatte eben seine Schreib
stiibe an dem Pfeiler eröffnet und war '
noch mit dem Ordnen seiner Papiere
auf dem Tischchen beschäftigt, als plötz
lich Tilla, wie au der Erde gewachsen,
neben ihm stand,
Ist e wahr hinken Sie nicht?"
stieß das M'ädchai, nach Athem ritt
gend, ans keuchender Brust leise her
vor.
Der Schreiber zuckle zusammen
er ward pnipurroth ,,nd dicke chweiß
tiopscn traten ans seine Stirn ganz
wie von Sinnen starrte cr da blcichc,
ernste Mädchen an.
Ich sehe, es ist wahr." fuhr Tilla
mit unterdrückter Stimme flüsternd fort.
..Vcsc Sie diesen Bries. Ich bin ge
kommen. Sie zu warnen. Sie zu retten.
Ich werde natürlich nicht zu den,
Sergeanten gehen uin Zeit z gc
winncii, l,abc ich ihm berichtet, ich würde
um zwölf kommen." So sprach sie
hastig, ängstlich und übergab dem Schrei
der den bedenklichen Brief de Sergcan
ten.
Herr Tricotto überflog die Zeilen.
Da ist richtig," begann er jetzt,
schnell gefaßt, ruhigen Tones wie immer,
aber morgen wäie ich selbst zur Pra
fektur gegangen und hätte mich als ge
heilt gemeldet und um eine Anstellung
oIS Karobinierifeldwebel, wozu ich de
cechtigt bin, gebeten, Ich hätte "
flihr Herr Tricotto leiser und etwa
stockend fort, da gcthan Ihrctwcgcn,
Signorina, um bei Ihnen in meiner
neuen Stellung anzufragen, ob Sie ein
willigen wollen, mich zum Manne zu
nehmen." Heraus war die endlich und
Herr Tricotto athmete tief auf.
Dos hätten Sie meinetwillen thun
wollen," kam es wie ein Iubclruf über
da Mädchens Vippen, ,O all ihr
Heiligen, o gcbcncdcite Mutter Gottes !
Abcr nur nicht morgcn. fuhr Tilla
wieder ängstlich werdend, fort nicht
morgen, heute noch, gleich, gleich "
dräugte sie, O. ich kenne den Ser
geanten, er ist rachsüchtig und zeigt Sie
an. Kommen Sie mit sofort." trieb
sie, ich gehe nicht von Ihnen, bis .1,
Sie in dos Hau habe treten sehen.
Schließen Sie Ihr Geschäft. Sie
wollen da a so wie so bald gänzlich
thun und kommen Sie schnell mit.
Ich lasse Sie nicht los," So drängte
eindringlich flüsternd Tilla Prctlons.
Herr Tricotto sah ein. daß doS schöne
Nkädchen recht hatte und daß Eile sehr
noth that. Er räumte daher, unter
dcr Beihilfe Tillas. seine Schreibulcn
filicn zusammen, trug Tisch und Stuhle
in die PorlikiiSloge und ging darauf
zum Staunen dcr täglich bei seinem
Stand herumlniigeriiden Faulenzer und
Nichtsthuer, die ihn als schwel Hinken
senden kannten, schnell und leichtirnico
j
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