Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, January 21, 1892, Image 3

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FRAHK E. LAHR,
03G P Street
Herdjauts' Grchauge P1
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15 o strafte, ) lirpftln rVph
Ge,enbr derPo.Ofsce s fclül-U-U, NLU.
t?6t i'utidi rrn Z llkv Morgen bi l lllir bss.
Der Besitzer diese prächtigen ifpfule-J n-rd mir Waaren der feinsten Cualtt?
führen und feinen Hunden in der juvoifinmiiendfteii Weise da rodtberichmte T'ck
Bro. Lagerbier kredenzen.
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Äli)luer s .: Virraii
IS8siidl. 10. Älr.,
r, incqkm. .
JVK1IK.
Tag berühmte
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'
Atthenfer-Busch Bier
,s frisch an M
JH
H
-.
Ebenfalls die besten Weine u. Cigarren.
J7B7ickcyUo7
Chrmaclier Tl. 3uiuc(rnKanbfcr
1035 O trake, Lincoln, SZebr.
Die alte renommirie Juwelen Handlung können wir dem Publikum wegen de
S,Iidit und Eleganz der Waaren. so,c der mäüigen preise besten euiv'ehlen
Hermann Brothers.
Klcidcr und Öftren-
Gardcrobc-Altikcl.
1017 & 1019 0 Strasse. Lincoln, Kebr.
Kaussraukn
gebrauchet
CARR'S
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w in .nc.
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Baker's Klebicr -Laden !
1125 0 STRASSE.
Anzügen für Männer, Knaben und
Kinder
' "übrigeren Preisen ersauft, n9 in irgend einem anderen (ifchöfte der
tob:. Wir besitze da grösste Lager ,n (aroervbearlikein fite Ärdeiter. g
Kaufbeoingungen: Baar.
(Sortsetzung.)
Wieder kam die Rede auf den Tod
des nglucfliaV tinic-M). so sehr an
BenitiaiS bestrebt war. da besprach
ab;ulenle. Tailor sckimpste über den
Xnertit iiiiibt, der ziveiiello der Tim
ter sei. er I,abe den alten t5rooby oft
gewann oor dein Merk, der il,m von An
sang a eine verdäclitigen Eindruck
niallilc, val,rend Ä'csiu willkürlich
immer wieder seine Partei ergriff, daö
Motiv zur That in einem Streit suchte,
der wol,l zwischen den beiden Maunem
im !katdc sialtgesiinden. Taylor lachte,
über diese milde Änssassuug. beson
ders a !esii auch jetzt wieder ihre
Hoffnung betreffs des geraubten Feldes
aussprach.
Da iiiiifite der steil schon verdammt
in der itteuiuie sein, icintc er. am od
tenbett seien solche Dinge übrigens schon
vorgekommen. Die Äugst, das Gewissen
aber dazu habe es bei dem jungen
Man och lange Zeit und biö dahin
sei wohl von dem v'etde beihaupl nichts
mebr vorbanden,
Bernhard hielt sich auffallend zurück
bei diesem !espiäche,
ie waren nicht klug. MiL i!rosbl,
mich auf irosbii !Iach aufmerksam zu
machen," bcmerkle er dann. Wenn
jetzt dieser Zuiidl wirklich das Geld
zurücksendet, werden Sie sich am '?:ite
mit mir harter tlimi, betreffs des
Nücklaufes ,)vcv Heimalh, fil mit
Mifier TlNNvr. Haben Lic sich das
schon überlegt Y"
Aessli errothete tief.
Da haben Zie ganz Recht, ich weil)
nicht, wie ich dazu kalii, aber ich wuszte
eben, das! Mister Tatilor nicht bleibt,
und das Stück Vand liegt mir einmal
ant Herze, iis ist mir nicht gleichgül
tig, wer es bekommt und nun.
Sie wissen ja, was sich ereignete ich
glaubte ;U)nt dankbar sein z niiis
feit ja, Mister Tatilor, dieser
Gcutlema war es, der mich gegen dir
Lästerung Zbres Herrn Lohnes in
Schutz nahm,"
,e crzai,ltc das offenbar iii ihrer
Verwirrung, ohuc die möglichen ,Zolgc
;n berechne.
Bernhard erschrak. Mae Taylors
Blicke s1,weifte mit holiuifcheui Äus
druck über die Beiden,
So? Sie waren es? Hm, neh
inen Sie sich in acht vor Palrik. er ver
gis;t so etwa nicht leicht. Was mich
anbetrifft, ich gomi'S ihm von Herzen,
So, Sie waren es?"
Er nickte verstkindnlßlnnig mit dem
Kom'e.
cinc beiden Gäste fühlten nutcr
fcincui Blick die öictle der Ereignisse,
welche sich immer fester um sie schlang.
Man brach spiiter auf, als man bcab
fichtigt hatte, es gab doch noch viel zu
besehen und zn besprechen. De Abend
senkte sich schon herab, al Bernhard zu
Befsn auf den Wagen stieg.
Miß Bcsfl, wird Ihnen das llebrige
ans dem Wcgc erklären, vcncr atö ich
vermag." sagte der Alte beim Abschied
und wieder spielte das Bernlard so
verhafte Viicheln um seinen bartlosen
Mund, sie ist ja selbst ein stück von
Erosbt) ianch,"
Die Pscrde bäumten sich unter cittcm
schallenden Hieb und der Wagen flog
davon über Stock und Stein.
Ein unangenehmer Patron, dieser
Taülvr," begann Bernhard daö Ge
sprach. ch bedaure Sie herzlich.
Drei Monate unter solchem Regi'
nicnt !"
Und doch war ich froh darum, ich
war wenigstens in meiner Hcimath,"
cntgcgncte bitter das Mädchen.
Und werden sie ai bei mir nicht
fein? in Ihrer Heimath?" fragte
Bernhard mit einer Warme in dem Ton
feiner Stimme, welche Bessy nicht ent
ging.
'Jifin !" erwiderte sie entschieden.
Wie können Sie nur so ungeschickt
fragen, oder glauben Sie vielleicht,
weil ich Innen ichr entgegengekommen
bin, als es sich für eine T)aine schickt,
haben Sie die Berechtigung dazu "
Sie rijt zornig an den Zügeln. Dann
tauschen Sie sich gewaltig."
ie sprach das ruhig und kalt.
Mit diesem Mädchen war kein Spiel
zu wagen, es mußte im Sturm gewon
neu werden, oder ward nimmer sein,
nicht um Erosbt-Ranch. nicht m alle
Reichtüümer der Welt ; sie war jetzt in
ihrer jungfräulichen Herbheit ein Schatz,
vor dem der in feiner Tasche in nichts
znsammenschwand, er wollte diesen gar
nicht, wen er nicht damit jenen gcwin
ncn konnte.
Die !vrage ist nicht so ungeschickt,
als Sie glauben," cutgegnete er, im
Augenblick das altes überdenkend, und
ich habe eine Berechtigung zu derselben,
weil "
Er faßte nach ilircm Arm.
Sie sah il,n erstaunt an. fast zornig.
Weil ich Erosby-Ranch nur taufe
unter der Bedingung, daß Sie blei
bcn "
Sie hielt mit einem Ruck di Pferde
an. Der Wagen hielt auf einem
engen ivcldweg, weithin flüsterten die
wallenden Maisfelder im violetten
Dämmerlichte.
Dann werde ich Mister Taylor
sagen, er soll sich morgen nicht nach
Pcvria bemühen." sagte sie kurz.
Wenn ich aber dazu setze, als Herrin
bleiben, als alleinige Besitzerin, als
Beim, ahnen Sie noch nicht, als ivas
noch ?"
Er umfaßte ihre Taille, fein Antlitz
glühte, er stand vor der ErsUUnng feines
Traumes.
Er achtctiNiicht ihres Sträube?.
Als mein Weib, als mein geliebtes
Weib !" schrie er frolilockcnd auf,
Bessy war jetzt bleich geworden, ihr
dunkles Angc war mit einem sonder
baren, starren Ausdruck auf Bernhard
gerichtet.
Sie erlauben sich doch keinen Scherz
mit einem armen Mädchen?"
Diese Worte klangen mehr drohend
als schmerzlich.
Ein armes Mädchen, Sie. Bessy?"
Das Wort .arm" rüttelte sein Ge.
wissen wach. Es drängte ihn, sich zu
vernichten, sie zu erbeben, in Worten
ihr das zu geben, was er ihr in der
That raubte.
Ich bin arm, unendlich arm, ein
Bettler, der Sie um Mitleid auflebt,
und Sie find reich, unendlich reich ! Mit
einem Worte können Sie mich glücklich
mache. Ich liebe Sie. Bessy. vom
ersten Augenblick an. wo ich ie gesehen.
Ich besitze nichts mehr, mich selbst nicht
mehr, alles gehört Iyncn und nur von
Ihnen will ich es wieder als Geschenk
empfangen, mit Ihnen oder gar nicht,
es ist werlklo für mich ohne Sie "
ES war i!n, als kamen diese Worte
au seiner tiefste Seele und die süße
Glntl,. die sie in seinem Inneren ent.
sachten, lie? ihn die eigentlichen Beweg,
grnnde d,c,er Telbswpfcrung ganz vcr
gcen. Auch eine Bessy war solchem
Ansturm nicht gewachsen, dieser Man
gcstel ihr beim ersten Anblick, seine rit.
terliche Bcrthcidigung ihrer Ehre mehrte
ihre Sympathie, jetzt betäubte er sie
förmlich mit dcr Erjüllung ihre sehn
lichstcn Wunsche.
ie mußte ihren ganzen Stolz zu
Hilse rufen, nrn ihm nicht widerstand
lo in die Arme zu sinken als ihrem
Retter und Befreier ; zur rechten Zeit
kam noch ein Bedenken, welche ilir" die
Faikung zurückgab. Sie kannte dic
ken Mann vom ent Kit gener uns
gerade seine unüberlegte, rasch aufwal.
lende Veidenschast gebot ihr Borsicht.
Die Pferde, oyiie Führung langsam
vorwärts schreitend, ließen sich die gute
Gelegenheit nicht entgehen, ungehindert
links und rechts die sastigen, jungen
vlben abzubeißen,
Was Sie da alles fazen, wäre
hübsch genug, mir den övps zu ver
rücken und ich glaube Ihnen auch, daß
Sie das für den Augenblick wenigstens
ehrlich meinen, aber es bleibt doch so.
Sie find wohlhabend und ich bin an,
völlig besitzlos, dabei aber, ich sage es
vifen, so stolz und eigenmächtig, wie ich
es früher war, als eines reichen Baiers
Tochter und Erbin. Das paßt aber
nicht zusammen. Die Veute werden
sagen, er hat sie mit Erosby Ranch ge
kaust, doch tvas kümmern mich au, Etide
die Veute ! Das wäre kein Grund,
iber Sie selbst werden vielleicht einmal
o deute oder gar darnach Handel
"Vr ich würde mich so benehmen, als
ob ich Ihnen alles stwt zugebracht
oder , ein Gott, ich kann das nicht
so lagen, aber ich inhle es ganz deutlich.
,e iid mir zu wem,, als dag ich
Ihr Ihr o mein Gott ! Es Ist
so hart, ich bin ganz verwirrt " Die
Thränen traten il,r in die Augen,
Ihr Unglück wollte" endete sie mit
einem schweren Seufzer.
Bernhard war erschüttert von diesem
ehrlichen, offenen Geständnis, ihm
gegenüber mU,m sich sein Lügengewebe
doppelt häßlich aus ; er laute einen
plötzlichen, in seine Augen grvßherzi
gen Entschluß,
Hier, Miß Erosby," sagte er, in die
Tasche greifend und derselben das Geld
packet entnehmend.
Oicljnteii Sie, e ist der Kaufpreis
von Erosby-Ranch nehmen Sie ihn.
Sagen Sie. Henry Smidt habe
Ihnen wirklich das Geld zurückgesandt
und kaufen Sie selbst da Gut. Ich
schwöre Ihnen, Niemand etwaö davon
zn sagen und dann dann nehme
Sie mich IS armen Jungen, der sich
mit Mister Taylor einen nnschnldigcn
scherz erlaubt, zum Mattn, Dann
sind Sie die alleinige Herrin von
LroSby.Ranch vor der ganzen Welt
und alle Ihre Bedenken hören auf.
Ich bitte iie darum, nehmen isie."
Er drückte ihr das Packet in die
Hand,
Bessy nahm eö nicht. Jetzt war eS
an il,r, sich ihre Mißtrauens, ihres
Argwohns zn schämen. Ihre letzte
schwache Schutzweyr fiel, ihr Trotz, ihr
Stolz waren besiegt, nach so viel Veiö
und Erniedrigung kam das Glück, die
ErsiUlnng ihrer Wunsche zn plötzlich,
das weiche selige Gefühl, das sie durch
drang bei den leidenschaftlichen Worten
des jungen Mainic, denen nachznge
den sie sich scheute, fchivoll jetzt an zur
Leidenschaft. Bernhard sah frohlockend
feinen ieg, er preßte sie an sich und
drückte den ersten jinß auf ihre Kippen.
Äicine Bessy !" stammelte er kriin
ken.
Dein." flüsterte sie.
Rimm !" Er drängte ihr da? Packet
auf.
Um keinen Preis. Ich habe Dir
wehe gethan, verzeih' !" Eine Thränen
flnth brach sich Bahn, sie bog ihr Haupt
an seine breite Brust.
Bernhard blickte sicgcöfrcudig umher,
da Herz der Geliebten pochte an feiner
Brnst.
Errungen !" schrie es auf in seinem
Innern.
Fester drückte er die Gelieb, an sich
und trieb die Pferde zu stärkerem l'aitf.
Vor ihm lohten schon die Feuer der
Hochöfen Peoria zum Rachthinimel
empor.
Auf ihr dringendes Bcrlanqen stieg
er vor der Stadt ab, er wollte allen
Fragen ausweichen, die nicht ausbleiben
konnten, wenn er mit Bcffy vor dem
Hotel ankam bei anbrechender Rächt.
Rochmals stiegen heiße chwüre zum
Himmel empor. Bessy war jetzt ganz
verwandelt, ein seliges, liebcbcglücftcs
Weib und so doppelt begehrenswert!,.
Bernhard blickte lange dem Geführt
nach, bis das letzte Geräusch verhallt
war. Dann blieb sein Blick plötzlich
starr in einer Richtung haften. Biolctte
Dämmerung lag Über den wogenden
endlosen Maisfcldcrn. in denen dcr
Abcndwind wühlte. Mitten aus den
grünen, sich rings um ihn ergießenden
Wellen ragte, vom Schleier der Rächt
schon umwoven. ein kreuzartiges Gerüst
hervor, ein dunkler breiter Gegenstand
schien in seiner Mitte zn schwanken, es
sah genau aus, wie der Mars dcr Eo
luinbia," als er zurückblickte von dem
Felsenriff ans. Je länger cr hinblicktc,
desto deutlicher war die Bifion ; es regte
sich etwas darauf und ans dem Ge
finster der Felder tönte es deutlich her
über Mituwrder!"
Da säumte da Aendroth dcn son
dcrbaren Gegenstand mit seinem letzten
verglimmenden richte und er erkannte
denselben als einen der in dieser Gegend
gebräuchlichen, durch ein Windrad ans
hohem Gerüste getriebenen Pnmpbrun
neu. Er ärgerte sich über seine kin
dische Einbildung, die nur eine Folge
von seiner inneren Unruhe und dii
jetzt, wo cr eben Bcsst, das Geld frei
willig angeboten als ihr Eigenthum.
Er wird es ihr morgen, wenn sie ruhiger
geworden, nochmals anbieten dann
muß er schweigen, dieser verhaßte Henry
midt auf dem Meeresgrund !
'!. Kapitel.
Da Glück Bcfsys wurde in der gan
zcn Gegend besprochen. Richt nur,
daß wie vom Himmel geschneit ein rci
chcr Freier kam, der ihr zuliebe LroSby
Ranch kaufte, sondern, was dem stolzen
Ding wohl die Hauptsache war, ein
Freier, der so gutmüthig, oder, wie man
behauptete, so einfältig war, ihr auch
die Herrschaft darauf vollständig zu
Überlassen, als ob umgekehrt, er, der
arme Teufel, sie al Besitzerin des Gu
keS geheiralhet.
Ja, es war allgemein bekannt, daß
dcr tolle Mensch nicht eher geruht, di
dcr gauzc Besitz ihr und ihren zukünf
tigen cibcserbcn verschrieben worden
war. wogegen sich selbst Bessy, wohl
nur der 'eute wegen, so lange als mög.
lich gesträubt hatte.
Und das hatte sie auch wirklich mit
allen jk raste gethan. Ihrem Wesen
entsprach diese gewaltsame Entäußerung
der Manncswürdc durchaus ,icht und
wenn sie auch darin nichts erblicken
konnte, als eine zn jedem Opfer fähige'
t'ielTe, so hätte sie doch um alles gerne
daraus verzichtet. Der Mann sollte
der Herr, vor Allem ihr He sein, ge
rade ihr stark ausgeprägter Selbftftän ,
digkcitöfinn, in dem sie aufgewachsen,
verlangte das. Zuletzt erblickte sie
dann die Lapriee eines Perliebte, die '
ja bei ihrer sonstigen Uebereinftim ,
mung in allen Dingen nichts zu bc ,
deittcn halte.
ie war so überglücklich in dem Äe
sitz ihrer wiedergewonnenen Hcimath,
ihr TankeScefühl gegen Bernhard war
ein so inniges, dafz sie sich dadurch
schon gesichert glaubte gegen alle Ueber
griffe, zu welchen sie allenfalls die ihr
eingeräumte Machtstellung hätte ver
führen können.
Bernhard war völlig ausgesöhnt mit
sich, sein Gewissen war beruhigt durch
die raffinirten Vorsichtsmaßregeln, die
er angewendet, ans die er selbst stolz
war.
Er besaß nichts. Bessy alle. Sie
liebte ihn, cr war jetzt sogar fest Über
zeugt, daß sie ihn auch ohne die nnschnl
digc Vist, die er angewandt, grhcirathct
hätte. Das Verinachtnih Henry
Smidt war erfüllt, allerdings nur bis
ans den einen Punkt, dak dieser nicht
,
in Bezug aus tc.i Raub gerecht, erkig'
war vor Be,f. 'Aber was konnte bat
ihn bekümmern oder betrüben auf dem
Grund des Meeres, auf dem er doch
sicher lag, trotzdem damals mit dem
Fernrohr nichts mehr zu entdecken war
von il,m in dim Mars der Evlnmbia."
Dieses trotzdem" war noch der einzige
wunde Fleck in Bernhards Innern, der
nicht ganz verheilen wollte, Taliieud'
mal sah er im Geiste durch das verhasite
Rohr, tausendmal redete er sich alle
rrnude ein, warum er nichts mehr al,. !
Eine Wnitf hatte Smidt geholt, er !
war in der Bcrzwcislung zum Selbst, i
mvrder geworden, oder gar da
Rohr zeigte schlecht. Alles Wahnsinn !
er starb ja doch in feinen Annen.
Um sein plötzliches Erscheinen mit '
sünfzigtausend Dollars baar Geld in der
Tasche ohne die diesem Vermögen ent
sprechende personliche Ausrüstung, wel
tlies unbedingt anstauen mußte, zn er
klären, hatte er bereits in den ersten ;
Woche eine Fabel gesponnen, in welche
er uuwiütarlhh, fei co, daß er der V'iige
noch nicht so Meister war, sei es, daß er :
fürchtete, sich später irgendwie z ver
schnappen, den erlebten chistbnich mit
einstießen ließ. Er habe das Vermögen
durch gtiulilche ipetulatici erworben,
habe damit in sei altes Vaterland zn
riulfchreit wollen, sei aber durch Scht,s
bntch davon abgehalten worden. Darin ;
hatte er gleichsam einen Wint' des schick
jnl erkannt und den Entschluß gefaßt,
sich für immer in dem Vande niederen
lassen, das ihm zn feinem Gluck verhol,
feil. Er änderte dabei voriicbligerweise
den Rauten des Schifies, die Zeit und
den Ort des Ereignisses. Qualvoll
war ihm dabei das ständige Zurückkam
inen BesstiS ans dieses Erlebnis;, welche
alle EiiiiklHeucu di'stdben wissen wollte
und des Gruseln nicht satt betnm. Er
erzählte ihr ;nlei;t wider seinen Willen
das Ereignis!, wie es wirklich staltgefnn
den, selbst seine Todesqualen an der
Seite eines Unglückogenosscn auf deut
Wrack ; es lag für ihn sogar ein fonder
barer Genuß darin, Befsy die volle
Wahrheit ;tt sagen bis aus den beivnß
ten Punkt.
Ja einmal schilderte er ihr den Zu
stand Henry inidts, wie er ihn ver
ließ, haarklein und fragte sie dann, ob
sie cS für möglich halte, daß Jener doch
noch am Veben, vielleicht gerettet wor
den fei.
Befu, machte ihm Vorwürfe, den Un
glücklichen verlassen zu haben. el,c er
von seinem Tode völlig überzeugt war,
es wäre wohl mogliin, daß nur ein
Schioächezintaud ihn befallen, welches
furchtbare Envachen dann, allein, ver
lassen ! Vielleicht sei doch noch zur rech
ten Zeit ein Scliiif gekommen, das ihn
aufgenommen habe, man lese so ctwaö
oft in den Büchern. Denke mir,"
schloß sie ihre Bedenken, weitn einst
dieser Mann irgendwo vor Dich hin
träte und Dich anklagte, ihn hilflos ver
lassen zu haben, das wäre unangenehm
für Dich."
Sie mußte lachen, Bernhard sah jetzt
schon so ans. als ob der Mann vor ihm
stände, so eutseyt starrte cr sie an. so
wich das Blut ans seinen Wange.
Sei doch lein Rarr!" beschwichtigte
sie ihn. Wie konntest Du denn länger
bleiben ! Du bist ja lein Arzt, daß Dtp
das unterscheiden kann,!. Wenn er auch
wirklich Dir einmal begegnet ich
wünsche es ja ovtt ganzem Herzen, daß
es möglich ist und Du auch so kaun
cr Dir auch nicht den geringsten Vor
wnrs machen,"
So spreche doch nicht so wahnsinnig
und lache nicht Über Dinge, die mich
verrückt machen lviinten," erwiderte
Bernhard in einem gehässigen, drohen
den Tone.
Ric mehr, hörst Tu, ein solches
Wort !"
iciit Aussehen, der Ton seiner
Stimme erschreckte,! Bessy, etwaö Frem
des, Feindliches lag darin. Es lief ihr
kalt über deu Rücken, als habe sie selbst
eine der Sturzwellen getroffen, von
denen eben noch ihr Mann erzählte.
Offenbar quälte er sich selbst schon
lange mit einem stummen Vvrwnrf und
sie berührte in derber, gar nicht weih
lichcr Art diese Wunde, die zu heilen ihr
allein zukam. Aber wie war das mög
lich, wenn sie nicht mehr davon sprechen
durste, ohne ilu zu erzürnen ? Und
ant Ende war es allein diese Wunde,
welche den oon Ratnr ans offenbar ent'
fchlosiencu, mtilhigeu Mann, dcn sie!
vom erfiett Augenblick mt gefangen geq
nominell, so herabdrückte so uncitt
schlössen, so unmännlich machte, daß er'
umherging wie ein Ueberslüssiger, um
das Kleinste bei ihr ausragte, lein Ge
schüft felbstsiättbig abzuschließen wagte,
sich gan; ihrer Führung überließ, ja
öfter, zu ihrem bitteren Verdruß, ihr
gegenüber nahezu die Robe eines Ae
biniftcteu spielte. Davon mußte er
geheilt werden um jeden Preis, ihr
l'cbeiisglück hing davon ab. das sie nicht
gesonnen war. diesem Unbekannten zn
opfern.
So laut sie trotz seines Widerwillens
immer wieder daraus znrin' illc erdenk
lichen Vernnnstsgriindc aii,nircnd, die
für den Tod des unglücklichen Gefährten
sprachen und auch für den Fall einer
wunderbaren Zcettang nndallenfattsigcn,
sehr unwahrscheinlichen einstigen Be
gegnung ihn vollständig rechtfertig
ten. Bernhard lauschte mit Begierde ans
die ersteren, mit innerem Beben auf die
letzteren. Was hätte ihn dieser Mensch
gekümmert, lebendig oder todt ; für
welchen gewissenhaften, edlen Menschen
Bessy ihn hielt, welch zartes Gewissen
sie ihm zutraute und er !
Ost ivar cr nahe daran, von cincm
plötzlichen chamgesiihl erfaßt, alles zn
bekennen.
Bcffy zeigte ihm die teile im Walde,
wo man den ermsrdckc Vater fand,
Mitmörder!" flüsterte es ans dem
Busch, ans den Wipfeln, es war ihm,
als fei ihm der Platz wirklich bekannt,
als fei er wirklich dabei gewesen. Er
sah den grossen Blick deö kerbenden,
Blut an seinen Handen.
Bessy rührte die tiefe Theilnahme,
welche er in feinern Antlitz verrieth ; er
war zu weich für einen Mann, das
allein hatte sie an ihm auszusetzen.
Von Henry Smidt sprach sie nicht
mehr und dachte auch nicht mehr an die
Rückerstattung des Geldes, er war wirk
lich ein Raubmörder, weiter nichts, sie
schämte sich vor sich selbst deö geheimen
Interesses, welches sie an dem Böse
wicht hatte, das sie so mild gegen ihn
stimmte.
So verging das erste Jahr ans
Erosby-Ranch nicht so glücklich, als
Beide es sich gedacht. Bessy war
unmuthig, daß sie nicht im Stande war,
eine Grille zu verscheuchen, bei Bern
hard trat an die Stelle der, wie er
glaubte, glücklich überwundenen Gewif
fcnsbisfe, d,c Unruhe über die Worte
Befsys : Wenn er Dir irgendwo be
gegnete," In der Einsamkeit des Landlebens
ging es och. laut er aber unter Meiu
scheu, nach Peotia, so wurde sein Zu
stand beängstigend. Jeden Augkitblick,
da oder dort, glaubte er Henry midtS
Antlitz zn c blicken, jede entfernte Acht!
lichkcik entsetzte ihn ja, dieser brauchte
gar nicht selbst zu erscheinen, ein Brbf,
eine Anfrage an Bessy irgendwoher ge
nügte ja. alles zn enthüllen, nachdem
er, Bernhard, so unvorsichtig gewesen,
Bessy von dem chissbruch zu erzählen.
Bei der geringsten Andeutung mußte ric
in ihm den Boten Sinidis erkennen.
Das war's eben, es fehlten ihm alle
Eigenschaften zum Betrüger und Lüg
ner zum Mitmvrdcr," wie dieser
Smidt sich ausgedruckt. Und jetzt
konnte er nicht mehr zurück, ohne unab
feybare Unglück zu stiften, jetzt gcwl
nicht, bevor nickt die Stunde vorüber,
aus die er voll Sehnsucht und Span
nung wartete ; die Stunde, wo da
heiligste Band sich schlingen sollte zwi
scheu ihm und Bcssy. die Stunde, von
der er sich alle versprach, in dcr sich
zwei liebende in so seliger, mystischer
Gemeiuschafk fühlen, daß nichts unaus
sprechbar, nichts unlösbar erscheint.
Schon ihre Annäherung wirkte heilsam.
Die beicti Gedanken ivnrden seltener,
Bessy lachte ihn oft voll süßer Verhei
ßnng an. daß ihn ein förmlicher Glücks
tstuincl ergriff. Ost kam Bessy der Ge
danke, es müsse doch eine besondere Be
wandtniß haben mit dein UnglUcksgc
fahrten ihres Mannes, etwas Bedrü
ckenderes, als dieser ihr gestehen wollt,!,
müsse auf ihm lasten, denn einer ein
sackten Grille wegen benimmt manjich
nicht so im ersten Ehcjahr an dcr cite
eines geliebten jungen Weibes, und daß
cr sie lichte, daran zweifelte sie nicht.
Auch sie setzte jetzt alt' ihre Hvfsmiug
ans das erwartete Familicncrcigiiiß.
Möge sie nur kommen, die Stunde,
dachte sie dann voll sehnsüchtiger clig
keit bei sich, wettn ich ihm den Junge
daß es ein Junge fein werde, da
stand schon lange fest in die Arme
lege, sein tind, ihm dann in die Augen
bliese und bitte : Bernhard, schütte
Dein Herz ans, jetzt ist die rechte Zeit
dazu, was cs auch sei. Ich bin jetzt
mehr alS Dein Weib, irl, bin jetzt Mut
ter, ich kann alles hören, alles ver
zeihen ! Bei diesem Schatz beschwöre
ich Dich! Dann wird alle heraus
strömen ans seinem gepreßten Herze,
Gott ud die Vicbc werden mir die rech
ten Worte geben, ihn zn heilen von
seinem Mb, oder die if rast, es mit ihm
zu tragen,
Bernhard war jetzt infolge des Zu
standes feiner Frau gezwungen, die ei
tnng der Geschäfte zu übernehmen nd
fand sich vortrefflich hinein. Jetzt
empfand er erst die Wonne deö Besitze,
die Wonne dcö Umganges mit dcr
Ratnr; die selbstständige Thätigkeit
stärkte seine zerrütteten Rcrvcn und
damit besserte sich auch sein moralisches
Befinden, Wie glücklieb hätte er seilt
können ohne diesen Stachel in der
Brust und wa das tschlimmste war,
cr war scfl überzeugt, daß cr ihn um
sonst sich hineingedrüekt, daß Bcssy ihn
auch zum Manne genommen hätte,
ohne die ihm jetzt so verhaßte schmäh
liche i'ijt. jhr männliches, etwas har
tes Wesen, das ihr wohl nur infolge
ihrer Erziehung, des frühen Verluste
ihrer Mutter zu eigen ivar, trat jetzt
mehr in den Hintergrund zu Gunst'
einer echten gesunden Weiblichkeit, die
das erwachende Mntkergefühl begün
ftiiitc.
Es war ein strenger Winter, Erosby
Ranch war in chnce begraben, die
Ställe, die chcnne waren gefüllt,
Bernhard brauchte dcn Hos nicht mehr
zn verlassen, cr hatte nicht mehr zu
thun, als zu warte auf den ersehnten
und gefürchtet! Äugenblick.
In dein behaglichen Wohnzimmer
saß er mit Bcssy, welche an einem klei
nen Häubchen strickte. Ein heftijicr
turnt brauste draußen durch die Win
tcrnacht, das Holzwerk ächzte in all n
Fugen. Er blickte schweigend auf da
i on der 'anipe grell beleuchtete Antlitz
s ines Weibes, über welches hie und da
Irr ÄttSdruck eines heftigen chmerzcS
ncktc. welchen sie sichtlich zu vcnbergeu
bemüht war. Die Stunde Yaijke-,
kein Zweifel !
Sie fetzte die Arbeit an und schüt
telte sich wie im Fieber,
Hu! Wie da thut! Da wird
eine schlimme Nacht, wenn' nur heute
nicht wäre, cS ist ja kindisch, aber es
schauert mich so" sie sah Bernhard
mit einem wehmüthigen Ausdruck an
sterben in solcher Nacht."
Bernhard gab es einen Stich, daran
hatte cr noch gar nicht gedacht, Bessy
war ja so gesund und kräftig. Er lachte
gezwungen und ergriff ihre Hand.
Riirrchci! ! Wer wird denn vom
Sterben reden, meine mnthige Bcssy."
Aber die Thränen traten ihm in die
ölngen. etwa Furchtbares wälzte sich
heran, es ivar nicht nur die Angst um
sein Weil).
Je nun. wer weiß !" erwiderte sie.
ES ist immer eine cvcnSfragc, mit der
man sich be cheiftigen soll, ehe es zu spät
ist. Weißt Du, ivaS mich beunruhigt?
Unser widersinniger Ehcvcrtrag. Du
bist von D-incm Kinde abhängig, wenn
ich stürbe, ihm gehört Eroöby-Ranch.
Ich hätte cS nicht dulden sollen, nm
keinen Preis. Mein Gott, wenn man
gesund ist, denkt man an so etwas nicht,
aber jetzt ! Es ist ein Widersinn, ein
Unding ! Tn, dcr alles besessen, mich
als die Magd Taylors gchcirathct, bist
besitzlos. Aber abgesehen davon, wenn
cS auch umgekehrt stünde, ist cs ein Un
ding. Du mußt es ändern, ich bitte
Dich darum, meiner Ruhe zuliebe, horst
Tu ?"
Da kroch sie wieder heran, die ungc
heuere l'iigc mit ihrem grauenvollen
chlangcnleib, der seine drückenden
Ringe zog "m seine Seele. Nie durste
daö sein ; wenn wirklich das Entsetzliche
eintreten sollte, erst recht nicht ! Wie
sie ahnnug 03 il,m die iii seinem Waln
schneidigste Laffe rauben wollte gegen
dieses ÜuiicUjinn, die cr immer wieder
verzweifelt schwang, wenn cs ihm auf
dcn Vcii) rückte, vor dcr cs sich vcrkric
chcn mußte !
Ich will nicht," sagte er entschlossen,
ftann ich denn nicht einen triftigen
Grund haben, gerade für den Fall, an
den zn denken übrigens fchon ein
Wahnsinn ist ; weißt Tn, wie ich war,
ehe ich hierher kam? Ob ich nicht
chwächen habe, vor deren Wieder
kehr ich mich fürchte? Ob ich nicht
ein Verschwender war, ein leichtsinniger
Mensch?"
Das warst Du nie," cntgcgncte
Bcssy fest. Unmöglich ! Was hast
Du nur für einen Grund, mir so etwas
vorzumachen. Dich selbst zn verdäch
tigen ? Wenn Du als armer Mann,
vlnc einen Eent in dcr Tasche, gekom
men wärst, ans dcn ersten Anblick Hin,
als ich Dick bei Williams traf. Hätte ich
Dir EroöbN-Ranch, wenn ich sie damals
noch besessen, und mich selbst anver
traut. Ja. schaue nur so erstaunt. Du
böser Mann ! Man sollte Euch eigent
lich so clwi's nicht sagen, Ihr werdet
gleich zu ctcl, aber jetzt sage ich eS,
weil Du mich sllr gar so kurzsichtig
hältst, aus den ersten Anblick ja
wohl. Bernhard auf dcn ersten An
blies." Bernhard fauste es in den Ohren, er
empfand einen heftigen physischen
chmcr; im Hirn und auf dcr Brust,
er wußte selbst nicht wo. ichon lange
hatte cr das herausbringen wollen, er
wußte nur nicht, wie es anfangen, jetzt
sagte sie eS freiwillig. Jedes Wort
trug den Stempel der Wahrheit, ihr ge
röthetes Antlitz, ihr leuchtender, liebe
voller Blick bestätigten alle. Um
nichts, ans Feigheit, war er zum Lüg
ner, zum Verbrecher geworden, ja, zum
Verbrecher ! Roch ine hatte er eS so
wie jetzt gefühlt, daß cr da war. JVit
freier Brnst könnte cr jetzt diese Glck
genießen. O, sie ahnte nicht, wie furcht
bar sie sich eben rächte.
Das ist leicht gesagt," erwiderte er,
indem cr sich alle Mühe gab, zn wider
legen, wa ihn unter anderen Umstän
den hätte entiückcn müssen. Du ht
lest mich einfach nie mehr gesehen ach
dem Vorfa" bei Williams. Dcr arme
Tramp hätte nicht auf den Gedanken
komme können, sich Dir zn nähern,
trotz dc günstigen Eindincks, den er
auf Dich gemacht ; ich wäre weitcrge
gangen. Du hättest mir ein Geldstück
in die Hand cdrnckt, wenn ich eS mir
hilttc einfallen lallen, tu irosvy aiieq
anzuklopfen, vielleicht mir nachgeblickt,
schade um den Menschen,- und damit
wäre es ans gewesen. Alle andere ist
Einbildung, Gerede, das sich in Büchern
recht gut 'lieft, aber in der Wirklichkeit
nicht vorkommt."
Bessy lackte über feinen Eifer.
Also ihr Männer allein seid die
Großherzigen? - Wir können aber
mehr, sage ich Dir, wir können alle,
wenn wir lieben und geliebt loerden.
alle opfern, alles vergeben, alles ver
gesseu, ein Verbrechen, wenn es sein
muß,"
Sie glühte jetzt vor Aufregung, ver
gaß daö Häubchen und den Schmerz.
Bernhard jauchzte innerlich auf,
einen Augenblick - dann drängte sich
ein Schaue vor das strahlende Vieht,
das plötzlich vor ihm aufschoß,
Selbst einen Mord meinst Du!"
Er sprach es gehässig, drohend.
Bessy schrie leise auf. griff sich mit
beiden Händen nach dein iiopf und sah
ihn starr an,
Daran dachte ich jetzt nicht. Bei
Gott nicht ! Dcn Mord an meinem
Vater meinst Du ?"
Ja. an Deinem Vater, durch Henry
Smidt, der Dich licbtc." erwiderte
Bernhard in einem häßlichen, heraus
fordernden Tone.
Bcssy erhob sich jäh und schritt gegen
die Thüre. IS wollte sie das Zimmer
verkafsen ; dcr trotzige Zug. der schon
lai'c ans ihrem Antlitz verschwunden,
zeigte sich wieder.
Bernhard erfaßte der Zorn, er sah
darin eine Bestätigung seiner Worte,
Ja, so ist es! Gestehe cS offen.
wenn er heute da geraubte löcld in
rück sendet und schreibt, er habe die That
nur ans Verzweiflung, im Zorn ver
tibl, so verzeihst Tn ihm. Ist eö ttitiit
s?"
Er drückte Ihr Handgelenk.
Sie sah ihn mit einem stolzen, seit
samen Blick an.
Run und wenn eö so wäre, was
hast Du dagegen einzuwenden ? Hätte
ich uicht daö freie Recht, ihm zu ver
zeihen ?"
Rein, das hast Du nicht, auch dann
nicht. AI Tochter nicht, als mein
Weib nicht."
Bernhards Stimme klang rauh, von
wilder Leidenschaft erstickt.
Als Dein Weib, wie als Dein
Weib ?" fragte Bessy ; ein sonderbarer
Gedanke kam ihr in diesem Augenblick :
diese beiden Männer sind sich nicht
fremd, sie stehen in einer dunklen Be
ziehnng zu einander.
Ja, als mein Weib, das an einen
solchen Schurken nicht einmal denken
soll."
Bernhard war außer sich.
Soll ich Dir sagen, wie e sich er
hält ? Dir war dieser Henry .midt
nicht gleichgültig, nur der Knecht, der
arme Teufel genirte Dich, Dich und
Deinen Vater. Wäre er reich gewesen,
dieser Mensch, so wäre ich zu spät ge
kommen ; so ist eS."
Er gab in seiner Erregung Bessy
einen leichte Stoß mit der Hand, daß
sie auf den essel zurücksank.
Sie war bleich wie der Tod, die
Äugen waren geschlossen, der feine
Mund verzog sich schmerzlich, ein Stöh
ncn entrang sich den fahlen Lippen.
Bernhard kam zur Besinnung. Wa
hatte er gethan ? In diesem Zustande !
Bessy !" rief er i qualvoller Angst,
Bcssy,' hörst Du mich? Habe Er
barmen, ich bin ja ein Wahnsinniger !"
Er rüttelte ihren Körper und warf
sich vor ihr auf die Knicc.
Bessy. es ist ja alle Lüge !"
Da tönte ein gcllcr Schrei. -Sie
schlug die Augen auf, blickte wirr um
sich. Schweiß stand auf dcr weißen
Stirne, die Züge waren fremdartig,
verzerrt.
Bernhard, hole Loo," bat sie mit
matter Stimme.
Da war sie. die heißcrschntc Stunde,
die Stunde der Entscheidung ! Und
gerade jetzt mußte cr sein Weib krän
ken, oder kam sie verfrüht durch feine
Schuld ? Eö zog ihn zu Bcssy Füßen,
er küßtc ihre Hände und netzte sie mit
Thränen.
Verzeihe, ich bin ein Elender!"
Tann stürzte cr hinan. Loo !
Lo !" gellte es durch daö Hau.
Die alte Haushälterin kam mit einem
beruhigenden, gchcininißvollcn Lächeln,
aus sie gestützt verließ Bcsst, das Zitn
ntcr. Bernhard stand da wie ein Vcr
urtheiltet' und haschte noch einen Blick
von ihr.
Sie legte ihre Hand sanft auf die
seine.
Bernhard, e ist nicht so, man
lügt nicht zn solcher Zeit. Du hast
mir recht weh gethan. Du mußt es
wieder gut machen, denn weißt Du
denn "
Der Mund, dcr lächeln wollte, ver
zog sich in bitterern Schmerz.
Er bewegte sich nicht, stumm ließ er
sie ziehen, ein Gefühl dcr Ehrfurcht,
dcr Anbetung raubte il,in die pracee,
AIS sie verschwunden war, schien alles
zn schwanken um ihn herum, dazu da
Aechzen und Heulen draußen, der Au
prall des turmes. Es war ihm, als
stünde cr wieder in dein Mars dcr Eo
lititibia." von dcn Wogen und dem
Stnnn nmbranst und die Klippen reck
ten ringsum ihre schwarzen Häupter
aus dem Gischt. lippcii, nicht als
drohende Klippen ringsumher und mit
ten drin scn Lcbciisschiff, dem Unter
gang geweiht.
Wenn sie wirklich stürbe, sollte cr sie
dann noch beschweren mit seiner Schuld,
ihr den Glauben an ihn zerstören, wo
zu? Olinc ihre Verzeihung, in dcr
ewigen Lüge wcitcr lclicn mit seinem
Kinde, feinen Raub ruhig genießen?
Unsinn ! Er hat ja nichts zu ge
nicßcn, cr wird arbcitcn für sein, für
ihr Kind, dem ja alles gehört, da Ver
mögen mehren, über jeden Pfennig einst
Rechenschaft ablegen, und die Todte ist
todt, alles ausgelöscht, nicht gewesen,
nur die Einbildung schafft so tolle Bil
der. Und da Gewissen ? Da -ist
keine Einbildung, das ist wirklich, das
weiß er am besten. Es wird sich nun
iner beruhigen ohne das erlösende Wort
anö ihrem Munde. Aber sie stirbt ja
nicht, sie wird leben, erst rcck)t leben, in
wenig Äugcnblickcn wird da Große,
längst Ersehnte Wirklichkeit sein, sie
wird ihm das Söhnchcn zeigen, cr wird
einen kleine Engel im Arm halten, ihn
herzen mit den Vcrbrccherhänden, küssen
mit dcn Lügcnlippen, den ein frecher
Betrug zu seinem Sohn gemacht !
Sagte sie denn nicht : Ein Weib, da
liebt, kann selbst ein Verbrechen ver
geben! Lieble sie ihn denn nicht?
Wird sie ihn in diesem Augenblick nicht
doppelt lieben ? Dem Mörder selbst
kann sie vergeben nd sie liebte ihn
nicht, sie log nicht, als sie das eben
saute. Ein Verbrechen kann sie vcr
geben, in dcr Leidenschaft begangen,
immerhin in dcr Leidenschaft sür sie,
aber eine scige. vorbedachte, kaltblütig
ersonnene List, ist da nicht schlimmer ?
Was dann, wenn Ekel und Abscheu sie
erfaßte ?
Sie verlassen, einsam wieder Hinaus
ziehen in da feindselige Leben, fort
von diesem Ort des ricdens, von ihr,
von dem Kinde, oder ein verachtetes
Leben führen neben ihr geduldet !
Beide gleich entsetzlich. Aber, wozu
denn da Alle ? Ist sie nicht glück
lich? Gekört ihr nicht alles, ist er
nicht ein Armer, wie zuvor? Wc .n
denn sprechen ? Weil ein anderer zuerst
sprechen könnte und dann wäre es och
schlimmer Henry Smidt ! Aber,
wenn dieser lebte, wäre er nicht schon
längst erschienen ? Er wagte sich noch
nicht In die Gegend, er will Gras waki"
scu lassen uoer die blutige That.
Warum schrieb er nicht an Bcssy von
Irgendwoher? Sollte er kein Miß
trauen haben gegen ihn. keine Furcht,
das Geld sei nicht in ihre Hände ge
langt? Hielt er, der Mörder, einen
solcken Vertrauensbriich für unmöglich ?
Er schrieb einfach niest, weil e ihm
sicherer schien, als Verschollener zu gel
ten, seine Fährte völlig zu verwischen.
Das ivar kein BcnthigiiitgSgrund, nud
über Jahr und Tag zieht es jenen doch
zurück, den Ersvlg zn erfahren seines
verfrühten, längst bereuten Vennäcbt
ifies. Gestand er Bessy alles und verzieh
sie ihm, dann kennte jener getrost er
scheinen, das Scbreckensgespeiift feines
Lebens sank in nichts zusammen, er
war frei, erlöst !
Bernhard trat an die Thüre, öffnete
sie ud horchte mit klopfendem Herzen
nickts ! Ruf der tnnn prallte
gegen das Hans, er ivar jetzt nicki in
der Versafsntig, il,r Muth einzustoßen,
es war il,ni selbst, als müsse er darum
beten. Doch die Unruhe wuchs
warum war cS so unheimlich still da
oben? War sie wieder besinnungslos,
oder ivar alles nur Einbildung?
Er schlich über den Gang, die Stiege
hinauf.
Ein schwacher Lichtstrahl fiel durch die
Thür des Sililafgeniaches.
iott! D wirft mich nicht so
furchtbar strafen! Laß sie nur leben,
nur lebe. Gib mir Zeit zu sühne !"
sichte er, sich auf das Gebälk lehnend.
Leises Wimmern ertönte, dazwischen
Lvvs' tröstende Stimme.
Ich bekenne alles, alles !" schwur er
bei sich selbst.
Da gellte ein jäher Schrei, den
Sturm übertönend. Er wollte hinaus
stürmen, er leimte nicht, die Füße wa
reu ihm wie gelähmt,
Bcssy ! Bcsst) !" schrie er ilt Todes
angst.
Was war das? Er horchte, auf der
Treppe Inieend, weit vorgebeugt da
kreischende Weinen eines indes drang
au sein Ohr,
Jetzt schnellte er empor nd stürzte
hinaus die Thür war verschlossen.
Ocsstte Loo !" leuchte cr.
Leise schob sich der Riegel. Loo stand
vor ihm. vertraulich blinzelnd.
Ueberstanden !" flüsterte sie. Ruhe,
Herr !"
In weißem Linnen zappelte cs. Loo
zog lächelnd die Hülle hinweg von dem
süsicu Geheimniß, Zwei erstaunte
schwarze Augen blickten ihm entgegen,
zwei zarte Fäustchen ballten sieh
Bernhard!" flüsterte es matt da
neben.
Er sank auf die Kniee vor seinem blei
chcn Weibe und bedeckte ihre Hand mit
Küssen und Thränen,
Ein Mädchen, sei nicht böse," lis
pelte Bessy mit einem schwachen Druck
der Hand, Bernhard zuckte zusammen,
DaS Ivar eine schlimme Vorbedeutung,
aber der Anblick BcssyS verscheuchte
rasch dcn bösen Gedanken. Tic Ge
walt des Augenblicks ließ ilm nur eine
Sekunde in seiner crle auftauchen.
Sprich nicht davon, ich bin ja so
glücklich," sagte er, mächtig bewegt.
Ein dankbarer Blick traf ihn,
Dann, Bernhard," sie zog ihn mit
fchivachen Kräften näher an sich, er
fpricl, mir eins in dieser Stunde
Offenheit ! Es liegt etwas Unanögc
sprochenes zwischen uttS, was Dich be
drängt, ich fühle cs. Ich will den An
fang machen, aber heule nicht heute
nicht morgen, nicht wahr, morgen !
Dann folgst Du nach, was es auch fei ;
ich liebe Dich ja, Bernhard "
Ihre stimme wurde s chwach, sie schloß
ermattet die Augen. Loo ließ ein mah
nendes Pst" vernehmen.
Rein, jetzt durste er nicht sprechen, eö
lag ihm schon ans der Zunge da Ge
stäiidtiiß, er fühlte, daß cr es nie mehr
so leicht werde anssprcchcn können, alS
etzk in diesem Halbdunkel, auf den
Knieen vor ihr, die ganz erfüllt war von
dem heiligsten Gefühle ; er fühlte, daß
sie ihm jetzt vergeben müsse. Wenn sie
setzt die Augen wieder aufschlug, wollte
er es dennoch thun.
Doch Loo zog ihn gewaltsam weg und
schob ihn zur Thüre hinaus. Da
wankte er wieder die liege hinab mir
dcr alten Last. Morgen !
Er erwachte in dem Lchnstiihl dcr
Wohnstube mit wüstem Kopfe und dachte
vergeblich Über feine Träume nach. Er
brachte keine Ordnung in den wirren
Knäuel von Begebenheiten, dieser Henry
midi war überall darin vcrwobeit,
bald lachend Über Bernhards Aengstlich
seit, ihn auf die chttlter schlagend wie
einen alten Freund da bin ich, kennst
Du mich nicht mehr?" bald anö
irgend einem dnnllen Winkel möglichst
überraschend auftauchend, in dem Zu
stände, wie Bernhard ihn verlassen,
bleich, triefend von cewafscr, mit dro
hcndcin, höhnischem Blick jetzt hab'
ich Dich ur-o lasse Dich nicht mehr lo."
Bernhard trat an' Fenster und
lehnte die Wiße tirnc an die cheibcn.
Der turnt hatte ausgetobt nud der
Schnee siel in rhythmischer, schläfriger
Eintönigkeit auf die lautlose Landschaft.
Der Anblick beruhigte Bernhard, wenn
er nur ein aanzes Leben laug so gedan
kcnlos hütiiustarrcn könnte in dieses
Flockcnfpiel ! Das größte einzige Gluck
ist doch die Ruhe, die ewige Ruhe
dcr Tod ! Zum Erstenmal kaut ihm der
Gedoukc, das wäre eigentlich die ein
sächsle Lösung, daö sicherste Entrinnen
ans diesem Klippcnmcer, da ihn um
gab. Gebüßt gesühnt alles mit
eiitcmmal. Alles ? Rein, nichts !
ES handelte sich ja nicht um seine Buße
und Sühne. Es handelte sich um die
getreue Erfüllung des Vermächtnisse,
daö ihm anvertraut wurde an der
Schwelle dcs Todes, um die Ehren?.'!
tnng dieses Smidt, die Verzeihung
Bcffy. Um das alle hatte er jenen
betrogen und wenn er sich nun selbst
tödtete, dann nahm er da unerfüllte
Versprechen, die ungesühnte Schuld mit
hinüber. Also auch das war kein An
weg, kein ehrlicher wenigstens.
Vo oben tonten gedämpfte Laute
durch die Decke, wie aus weiter Ferne,
die schläfrige Melodie eines Wiegen
liedes. Tic alte Loo fang.
Bernhard schlug unbewußt dcn Takt
dazu auf dcn Fensterscheiben. Tcr
Zweig einer mächtigen Kastanie berührte
säst die Scheiben, die harzigen, glänzen
dcn Knospen guckten überall ans der
Schnecmas'e hervor, die Verheißung
dcs Frühlings mitten im Winter. Er
kühlte sie plötzlich auch in feiner Brust,
bei diesen Tönen von oben.
Zu Bcsst,." flüsterte cr und ging
hinauf.
Sie ivar eben ans einem kräftigenden
Schlummer erwacht, die überstanden,
Leiden, die Mimerwotine durchgeistigten
ihre Züge, nahmen ihr alle Harten des
Lebens, sie war ihm nie ,"o nil,red
schoii erschienen.
, Sie machte Loo ein Zeichen zn gehen ;
die Kleine schlief in der Wiege nebenan.
Bernhard wußte, was da bedeute,
jetzt galt'S !
Setz' Dich zu mir so Deine
Hand, Jetzt beichten wir. Zuerst ich,
dann Du."
Er gehorchte. Die Last wuchs in'S
Ungeheuere in diesem Augenblick, seine
Schultern beugten sich unter ihr, er
mußte sie abwerfen, cr war fest entschlos
sen dazu.
Die sanfte Nöthe auf BesfyS Wan
gen wurde zur Pnrpnrglnth.
. Du hast mir vorgeworfen, ich habe
einen anderenManii vor Dir geliebt,
jenen Henry midt, den Mörder mei
ne Vaters, der mich heirakhen wollte,
und ich hatte ihn auch gehcirathet,
wenn er ein wohlhabender Mann gcwc
ecivaö
i
sen wäre, wie .'u, is t,t
rcs daran,"
Bernhard fuhr ans. sie legte
schwichiigend ihreVHuid auf ,ei;.e Su,
ter.
Ich lichte ihn nicl t, das in mir ff,
völlig klar geworden, als ich Dich kn
neu lernte und erfuhr, was vlcl'i'i'V
Ich wußte es bis dahin niilil. Dieser
Mann betete mich au. abgöttisch, skla
vilih. jeder Wiul von mir ivar ihm Bi
fehl, ich weiß, er Halle sich toi 'euasieii
für mich ohne Besinnen. Das gefiel
mir damals, iel, war recht l,errfel,süchliz.
eigenmächtig, iii, reizte ihn förmlich, die
Grenze zn 'überschreite, die er streng
einhielt. Eine kindische, gewiß sträfliche
Reiigierdc. die jedem Mädchen in solchen
Dingen eigen ist, trieb mich dazu. Z"
spät 'erschrak ich über inciitcit Fehler !
seine Leidenschaft, einmal entfesselt, war
maßlos. Wäre sie das weniger gewe
sen. so hätte meine Uiiersahrenlieit ihm
vielleicht zum Sieg geholfen, ick, leugne
da nickt, wir wollen ja ganz osfen
(ein. Dock dieser Atisbruch erschreckte
mich, es lag, trotz aller Liebe, etwa
Rohes, GewalttHiitiges darin. Der
Sliave. der mich gereizt, mit dein ich
kindisch, frevelhaft gespielt, war ver
schwunden, ein drängender, fordernder,
ans sein Reiht pochender Mann stand
vor mir, sür den ich nichts empfand.
Ich wies ihn derb ob, er Hörte nicht
daraus, er Hielt es wohl nur sür Schein
nud wurde noch uiigeftümer. 'Ich floh
vor ihm zum Vater und sagte diesem
alles,
Der schäumte vor Wuth, mit Mühe
hielt ich ihn von Thätlichkeiten zurück,
vielleicht wäre es heiler gewesen, ich
Hätte ihm nichts gesagt. Die Erbitte
rung SmidtS wäre vielleicht ui'itaiif'ä
Acußersie getrieben wol den. Mein Va
ter wies ihn ab voll Hohn, er lachte ihn
aus und behielt ihn im Dienst, al ob
er es au R'cchc für seine Anmaßung
etelhan hätte. So wenigstens kam 'i
mir vor, denn er verhöhnte ihn immer
wieder bei jeder Gelegenheit,
Jener aber blieb trotz aller Ernied
rigung, allem Hohn, zu dem ich selbst
mich in meinem llcbrrmitth gegen ihn
verleiten ließ, er blieb immer "
Bcsst) i timmc klang jetzt so sonder
bar, e war, als ob eine aufsteigende
Rührung sie erstickte,
Er schien vor nicht zu zittern, als
vor seiner Einlassung, nie mehr e
lästigie er mich mit einem Wort, mit
einer Gebärde, er schien zufrieden, blei
bcn zu dürfen in meiner Rahe,"
Und die Zeit abwarten zu dürfen,
wo er Euch das Alles tüchtig heimzah
len konnte," unterbrach sie Bernhilkl,
Und er wartete sie so vorlreffli,!) ab,
daß och etwas anderes dabei. inr ib
abfiel, als nur die Befriedigung fei
ist der schöne Roman verdorben, nicht
wahr ?
Bernhard gab sich vergebliche MUHe,
den ihm selbst unbegreiflichen Haß
gegen diesen Menschen, der, in ihm im
iner wieder aufstieg, zu bemeifkern.
War er denn gekommen, nm azu
klagen ? Oder glaubte er berests selbst
ntclit mehr an das , T'ermächtntg
rnidt.-' Lft war es ihm wirklich
als habe ihn jene furchtbare Rächt auf
der See wahnsinnig gemacht und alles,
was sich daran knilpsie. sei nur eine fixe
Idee, Er war gar nicht zusammenge
kommen mit bietcni Smidt, dciS Geld
war wirklich sein Geld.
Bessy hörte ihn ruhig an, -t
Und ich weiß es bestimmt, er schickt ';
cS zurück," ciwiderlc sie im .one fester,'
Ueberzeugung, Ein ?ieb ist er nicht,
ganz bestimmt nicht. Es ist mir ganz
unerklärlich, daß cs nicht f,1)n längst
geschehen, irgend was muß ihn daran
gehindert haben, vielleicht ist er to'i
und hatte nicht mehr Zeit dazu y
vielleicht "
In Bernhard lockte es ; diese Zu
versicht, dieses Vertrauen Bcst'ys machte
ihn toll. Er hatte die feste llcbcrzen
guug, daß Smidt die nutme nie i
rückgcsandt halle, wenn cr gerettet wor
den wäre, ja, daß cr, wettn cr wirklich
crctter war, sein Geständnis! schoir
langst bitler vereitle. Wenn cs wirklich
anders wäre, so wie Bessy denit. wer
war denn dann der Schlechtere, Smidt.
der Mörder, oder er, Bernhard, der
Falscher, der Betrüge, ?
Er lachte schneidend aus.
O.ihr Frauen, ihr seid doch ciuc wie
die andere, keinem ke.iut ihr s vergessen,
wenn er einmal in euch vernarrt war.
Unsinn ist das alles! Viic" - cr sprach
das Wort mit größtem Rachdruck
nie schickt cr es zurück."
Tann rannte et wie toll in der ctube
um Her,
Bessy verstand seine Erregung nicht.
War daö wirklich nur 'Eisersucht?
Wieder dämmerte in ihr ein verworre
ner unklarer i'iedanke.
Oder halt," Bernhard blieb vor
ihr stehen, sein Antlitz war verstört,
sein Blick unruhig, Wir wollen ein
mal annehmen, er sendet CS zurück,
dann käme es doch 'erst noch auf die
Umstände an, unter welchen er das
th;:t ; 51:11t Beispiel ich nehme nur
au, es wäre je so etwas mög
lich, denkbar " Er zögerte einen
Augenblick, als besinne cr sich erst
ans das Beispiel. So zum Bei
spiel. Heim, Smidt wäre mit mir
auf dem chisfe, er wäre der Unglücks
geführte gewesen, von dem ich Dir oft
erzählt, den icham Ende zu früh ver
ließ. In der inndc des Todes regt
sich in ihm das Gewissen. Er hat Ric
uiaiid wie mich, cr beichtet mir altes, er
hat das Geld des Vaters noch in der
Tasche. Was soll er damit ansangen ?
oll er es mit hinuniernchmen zu den
Fischen ? Lieber doch es zurückerstat
ten, die schuld, wenigstens theilweise,
wieder gut machen, cr muß ja sterben,
vor seinem Richter erscheinen. Er gibt
eS mir, ich bin noch kräftig. Habe noch
Ehanee. gercliel zu werden, um cS Dir
zu bringen ober !u fenden. Wenn es
so wäre, nud nur in einem solchen Falle
gebe ich die 'Möglichkeil zu, dann wur
den Du Dich freuen, daß Deine Er
wartung eingetroffen, würdest ihn be '
mitleiden, bedauern?"
Bessy erhob sich mubsam und sab
ihren 'Mann groß an. die Rothe wich
au ihre,,, Antlitz. Er erschrak vor
diesem starren, fragenden Blick. Hatte
er zu viel gewagt in seinem inneren
Drang zu bekennen? Halle er schon
bekannk, durchschaute sie' ihn? 'Wenn
sie diesem Menschen einen Raub nicht
zutraute, konnte sie dock nicht ihm
Ich sage Dir aber, daß eine solche
That in der Todesangst ganz icrthloS
ist, daß sie an dcr Bcurihcilnnz veS
Menschen gar nichlS ändert, "etze den
Fall und der wäre ja. .rcti möglich, der
Mann wird durch' irgend einen Zufall
gereuet, fein erstes wild sein, daß er die
Rückgabe bitter bereut. An da denkst
Du nicht, nicht wahr, an da denkst Tu
nicht?" fuhr er zu sprechen fort.
Bessy ließ den Blick nicht mehr von
ihm.
Daß der Mann durch einen Zufall
gerettet werden konnte, 0 ja, daran
denke ich oft. so oft als Du,"
Bernhard stutzte. Aber ich meine
ja nicht den Mann, von dem ich Dir
früher erzählte, der mil mir f meine
Henry Smidt. für den Fall "
Daß er eben dieser Mann gewesen
sei," ergänzte Bessy. Ich verstehe
Dich ganz gut. Tu wurdest ein solches
Vcrmächlniß in so furchtbarer Stunde,
Dir anvertraut, natürlich haarklein er ,
füllt und in meinem, der Unbekannten
Rainen, dem Sterbenden verziehen ha
bcn, dcr in dicscm Augcnblick allc und
gewiß das Schwerste that, was er thun
konnte. Tu selbst würdest ihm Dein
Mitleid nicht entzogen haben : nicht
wahr ?"
-.Dit... Frage, klangt sonderbar, unbei (