Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 29, 1891, Image 4

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K. FAIRBANK CO., CHICAGO.
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Geld zu verleihen
ch Leute, welche HZuser j bauen gedenken.
' II und O Strasse.
Schncidcrmcistcr.
, ovnnften Anzögen trerben nach Maß angefertigt.
seinem Lager
Auch hat derselbe In
n
Feine igrren und Tabak stets vorrathig.
O trasze, Linco'n, Neb.
V
JMeyer to Co.9
rot' umd Jllctnbanbtrt In
m G00DS and GRDCERIES.
ifclte Government Square,
j UNCOLN N73
(Fortsetzung.)
Aber er gtug doch langsam und zö
gernd; er erwartete wenigsten eine
!t,chuli,,,g, vielleicht sogar veii ver
such einer Vikchlscrligiing. aber al hin
Icr ilrni Alte si ,,, blieb, da schlag er
die Schür ,id niachte eine Handbeivc
pint.j, als ob er ein giftige Reptil von
sich schlendere.
Jlullie riiikma alte totnlin) keine
Gegenrede gesunde ; sie war im erste
Aiigeiiblick vollkoinuie bctäuvt, dann
versuchte sie den in der gehörte
Worte zu deuten, und vermochte e doch
nur zum Theil, und endlich brach da
Bcmui;lc durst), oa sie lualaa,licy
eie clinlo aus iich geladen habe, wen
auch die träfe zu derselbe in keinen.
gerechten vcrbaltniiz and.
ie legte mit einer iiieaianiiajen Bc
wegung da Ztleid ihrer Herriii zusain
inen, glättete e soigsaltig und trug e
auf seinen Play ; dann ging sie auf
ihr Zimmer, zog dieselben Kleidung
stiute oii, mit denen sie gekommen war,
und vcrliefz da Hon de Senator.
Da weitläufige Gebäude war wie
agestorbe, Niemand von der Diener
schask zeigte sich, nur Leo, der grobe
Ncuiundlander. begleitete lie a,we,i
wedelnd bi an die Thür und versuchte
seine schnauze in ihre Hand zu schie
ben.
.Du windest mich auch beiße, wenn
man Dich hryte," sagte Mathe mit
einem bitteren Zucken um die Kippen
und schob de Mops de Thiere von
sich-
Lie Abenddämmerung war uver
Hamburg niedergegangen, und mit ihr
Hatte iiai ein tatter vino eruoucn.
Muthe schauerte in ihrer dünnen Klei
dung. Sie ging zunächst einige Schritte
nach link aus die Innenstadt zu, dann
blieb sie stehen und wandte sich ach der
entgegengesetzten Seite. war nicht
die Folge einer bestimmte Lntschlie
ßiiiig. sonder lediglich der Ausdruck
volllommener Plan, und Rathlosigkcil.
Wohin wollte sie den eigentlich i
Eine Augenblick dachte sie wohl a
ihre ffreniidin Miete, aber e blieb auch
nur ei flüchtiger (cdanke. Sie mochte
dem armen Madchen nicht wieder zur
asi fallen, und wenn ihr auch eine
ireundltcht Au, ahme grmig war, o
geachtet de kalten stwindc begann
vn da vaub die Svivk heivorzu
ecke : c innte ja doch endlich ticb
alledein ffriihling werden I '
Da lungc Madchcn dachte jevt mit
ttselien daran, wie nahe sie davor ge
standen halte, aus Frühling nd Som
mer und Hofsnnng zu verzichten, und sie
hlte plilich, dau e noch ganz andere
,ge geben mu,;te, die der crzwct
g mir mehr Fug ein Anrecht aus da
enimcnueri vcrietue.
Der Liebsie ist wohl itntreu gcwor
den." haue der alle !v,ann ge,agt.
ein. so standen die Aachen dcitn doch
diesmal nicht, Äaihe Brinkmann hatte
seinen Liebsten.
Stopp ahoi!" sagte plötzlich eine
ilche. siohlicke limme, .ui ic da
wirklich, Fraulei äthe, der es mir
schöner 'bedanke Wahrhaftig,
wenn
liegen
auf
deii
E. R. GUTHRIE, 1540 0 ST.,
Händler in
alawagcn und
Ncit und Pferdegeschirre.
kk. ti. Bulhrie versagt über die prächtigste und reichste Auswahl von Wagen
'incoln. Hautet nicht, bei ihr um ikjaaenlager in aaenschein genommen habt.
. erdet in günstige (Kelegenheit unbenutzt vorübergehen lasten, wenn ihr nicht
prechet; ferner verfügt dies Firma über den größten Borrath in BicycleS."
15 10 O Htrn.
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erchants' Mchange !"
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Lincoln, Neb.
lOUhrAbvs.
et efiBtt diele rächliaen Lokale rd nur Waaren der feinsten Qualit f
tu und seinen Sunden in bei zuvorkommendsten Weise da weltberühmte T'ck
?. Lagerbier kredenzen.
Mller's .:' Wirthschaft
l?8 südl. !0. Ätr.,
A INCOLIN, .
Da berühmte
Anheuser-Busch Bier
JH
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t s,isch Japs.
benfalls die besten Weine u. Cigarren.
I. B. Trickey ö? Co.
, tlttvrmaeler u. Juwelcnlandler.
1035 C Strahe, lneoln, Ntbr.
I TTiir .1. nrnrnirt. nmff fn.lSanbliinfl können wir dem ZZublikum weaen de
rt,,,,kt unk ,., h,r tnnoren. (oie der miikiaen rei! besten emo'ehlen
Hermann Brothers.
Kleider und Herreu-
K Garderobe-Artikel.
j x. mm n ct.nao
üiiassc,
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Lincoln. Nebr.
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f Kausfraukn
I g'- gebrauchet
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KHir Seife. ZZZZX
I Nil,- et,, iiWMwjht
', I West l'incolit. Rebr.
, m i i lllllllMl i ' 1 n,
'Vakcr's Klcidcr - Laden !
1125 0 STRASSE.
Anzügen für Männer, Knaben und
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Tfc i. i,drieren reisen versau t, al i traeno einem onoeren e,qa,t er
UM. Ä S gröbte Lager in Garderobe.rtikeln ,Ür Arbeit.
Kaufbcdingnngcn: Baar.
wußte sie doch nicht, welchen Grund sie
ur ihre unitiernung au ver mei venn
bete Stellung angeben sollte.
yijre Ätieiiiiutttr.'
Freilich, die hatte sie wohl auch auf,
genommen der vielmehr autuehmen
rnuiie, aber gerave iee letzte rwa
ung hielt italhe von dem Wege in die
sischerstrafze ad. Wenn sie aus dem
Rechte der Stieftochter stiktt, dann
mußte sie auch die Macht der Stief
mntter anerkcniie, und da arme
Mädchen wußte nur zu gut, welche Ab
sichten man mit Ihr hegte.
Unter der halben Million Menschen
die Hamburg bevölkerte, befand sich kein
einziger, oem )ic iich Patte anvertrauen
mögen oder können, und in diesem nie
derdruckenden Bewuhliei ging sie lang
sam immer weiter nach Uhlenhorst zu
bi sie an die große LombardbrUcke gc
langte, welche d,e Binneiialster von der
Außenalster trennt und den Mteu der
siadk mit dein Weiten verbindet.
Bon dem breiten, mit Bäumen be
standenen Gloaeiigienermall pfin ein
schneidender Ostwind gerade aui- die
Brücke zu ; er warf die Wellen der AI
ster aus und trieb sie glucksend an da
schlammuberzogene Bollwerk; die an
den Pfeilern beseitigten Boote knarrte
aneinanderitt izend miLtonig dazmiichen,
und die soeben angezündeten Laternen
warscn Im grauen Zwielicht einen gk
speniiigen chetn über da unheimlich
Bild.
Käthe Brinkmann stand auf der
Brücke und lehnte sich über da Gelän
der; sie blickte unverwandt hinunter in
5a unruhige Waer, und es war ihr,
l bewegten die flanken sich unter
ihren Füßen hinaus in s Unendliche,
Oder vielleicht hinunter in da
Haie.
In diese kurzen Augenblicken tauchte
vor ihrem Geiste mit peinlicher Scharfe
da Bild de Pater aus, wie er starr
und mag aus dein Svpha gelegen hatte
ist war kein schöner Anblick gewesen.
und die Leute nannten ihn vielleicht
vbendrein einen Thoren, aber schließlich
hatte er wohl gar nicht so thöricht ge
bandelt.
ES war ein Ende gewesen, nicht bei
ser und nicht schlimmer, wie e ieoe
vttnichen einmal ereilt, unaemouniiai
wohl i seiner Form, dem Gesetze der
Natur vorareirend, aber dennoch eine
Erlösung, ei Ausweg au dem Irr
aana de Leben I
Vielleicht waren die Gedanke der
Ausfluß einer Art Manie, aber krank,
baue Geistesanlagen sollen sich ja ebense
gut forterbe, wie normale, die Welt
konnte nicht einmal eine tctu au
Denjenigen werfen, der den Fußspuren
seines EriengerS folgte.
Da Wajier war gewiß sehr kalt
aber um so schneller trat die Erstarrung
und dar bewunttoie noe ein ; Leute
die dem Ertrinken nahe gewesen waren
wollten sogar behaupten, daß die letzten
Anacnblicke vor dem Schwinden der
Besinnung keineswegs unaugciiehm ge
weien icie.
Ob dann noch etwa folgte?
Käthe Brinkmanit war nicht unkirch
lich aufgewachsen, aber sie besaß auch
eben v wem ein beionder religiös an
gelegtes Gemüth ; sie hatte sich niemals
mit wrubeieien uver da nenieit tc
saßt, sie war eben ein Kind ihrer Zeit.
Wenn wott zulaien konnte, da s,
unverschuldet in dicie bedrängte Lage
geriet h, dann mußte er auch gerecht
genug sein, die eigenmächtige Loiun
de Schicksal tu verzeihen. Das wa
re so niigcsähr die Gedanken, welch
durch ihren ikops gingen.
Und dennoch flutn inerte sie sich mit
beiden Handen an da feste Gebälk des
Brückengeländer.
Man wird sie sicherlich auffinden und
in das Leichcnhans bringen ; dort wird
sie zur Schau gestellt, und dann kommt
ihr örper vielleicht in den ezirsaal.
Die! Gedanke ichtecilt sie zurück,
RAiauhtm firni durch ihre Glieder.
KalHe blickte sich scheu um, vb sie
allein sei.
Die Brücke war vollkommen einsam
aber da tauchte eben au einem der
zunächst liegenden Boote der weißhaarige
Xops eine Schiffer auf.
Der alte Mann blickte dem jungen
Mädchen in da verstörte Gesichts und
sagte : Se töten ich l stuhr t,karr)
in dat Water kieken, lütt Deern, man
kann siviemelig dorbi war'n, n de Ist
i hier deep (lies)."
allie ludr Zurück: e war eine
Menschcnsiiinme. die in ihr gesproch
baut, und vloizlich ran sich au ihr
Brust ei kramvshaste, erstickende
Schluchten.
Der Alle schüttelte den Kopf. Dat
ward ja wvhl de ole Geschicht' sie, de
Lewste i untrn wor'n "
Käthe wandte sich langsam ab u
entfernte sich von der Brücke ; der Schis,
skr sah ihr nach, bi sie in dein Glocken
aickerwall ver ichwunde war.
In den Anlage stand eine Bank,
nnd Käthe Brinkmann setzte sich, denn
sie suhlte, daß ihre Füße den Körper
nicht mehr tragen wollten. Die umher
siebenden Baume wartn noch ka,h,l.flbct
i .
tk er
;ie hier noch lange vor Ankcr
baun bläst filmen der inoie
Wind einen schöne Schnupfen an den
Hals."
athe Brinituann sprang verwirrt
und blickte gerade in die lacheiioeu
Augen von Wilhelm Sturm. Der See
mann trug jetzt nicht mehr seine Ma
trosenkleiduug, dasür aber unter dem
Arm mehrere Bücher und ei mächtiges
Lineal.
In der geheuchelten Freude des
Wiedersehens wollte er offenbar den
übermüthig scherzenden Ton sortietzen.
aber sein Blick fiel plötzlich aus die ver
störten Zuge de lungen Mädchens nnd
trat bestürzt naher.
Ader. Fräulein Brinkmann. waS ist
denn pafsirt? Sie sehen ja au wie
der Tod, nnd wa machen Sie hier
draußeu in den Anlagen bei dem rauhen
Wetter und der hereinbrechenden stacht?
al Ihnen irgend Jemand etwa zu
eide gethan, oder ist sonst ei Unglück
über Sie gekommen r"
athe war unter Diesen theuiichmen
Worte etwas ruhiger geworden,
ie strich sich die sturnizcrwehtcn Locke
n der Stirn und entgegnete leite:
hnen kann ich e ja sagen. Herr
turnt, Sie werden nicht chltrnine
von mir denken. Man hat mich plötz
ch ans meiner Stellung entlanen
ortgejagt paßt vielleicht noch besser
da ist Alles. Und nun weiß ich nicht
hin.
Sturm murmelte etwa Unverstand
liche in ben Bart.
.!rt, war nicht ganz ohne Lschuld,-
fuhr Käthe sott, ich hatte zusällig einen
Zettel gefunden dessen Inhalt mich ,
eigentlich uichl augiitg. 11,10 Herr
Sleeuhusen tras mich mit demselben in
der Hand. Aber es war ja nicht ein
mal Neugierde, sondern blo Gedanken
losigkeit. Ist denn da Verbrechen so
aro. daß man deshalb einen Menschen
aus die Straße setzt ?"
Willielm stürm liiev tiettig mit ei
nein Lineal durch die Lust, es hatte den
Ichein, als wolle er einen uniicht
baren Gegner bekämpfen.
Das ist nun einmal 10, iZrauietu
Käthe.' sagte er kurz. Ich glaube
Ihnen AUcS. wa ie sagen, aber
wundern thue ich mich nicht darüber.
E war eine Dummheit, daß ich Sie z
dem cnator 1 Hau brachte. sie
üsscn ja vor seinen Auge geweie
sein wie da böse Gewisse lawoyl,
Fräulein Käthe, just wie da böse Ge
wisse, den teeuhusen hat doch nicht
recht a Ihrem Herrn Baker gehandelt,
da ist mir alltnölig klar geworden.
Und da hat er natürlich eine Gelezeit
heit vom Zaun gebrochen, tun Sie mit
guter Manier loö zu werden. Aber
nun niüiien sie wieber irgenswo unter
gebracht werden, Fräulein Käthe, und
zwar besser, alS da erste Mal. den
icr m den Anlagen könne sie nicht
sitzen bleibe und es ist nur gut, da ich
sie getrvsscn have "
iicti danke iilineii, türm ' tagte
Käthe einsach und sie nannte zum ersten
Mal den schlichten Namen ohne ei
wort. L:r hatte o herzlich gesprochen,
daß eS ihr tu diesem Augenblick uiirnög
lich gewesen wäre, sich anders auszu
drücken. Und dann fuhr sie neben ihm
hergehend fort: Wissen Sie denn
irgend eine Ausweg ? Ich weiß kei
neu, ich hin vollständig ralhlo.-
Wenn ich letzt eine Mutter halte.
dann wäre die Sache glatt," sagte Wil
Helm nachdenklich. Oder wen ich
Sie aus dem Fleck, wie Sie da gehen
und stehen ach wa. Wenn und Aber
helfen jetzt nicht, da ist ja Alles
Dummheit I Haben Sie denn gar sei
nen Bermandten in Hamburg, ich
meine außer ihrer Sliesmutier, denn
wenn Sie zu der zurückwollten oder
konnten, wären Sie wohl schon dort."
Käthe dachte eine Augenblick nach.
Einen BcrwaiidtkN?' sazle sie.
Nein, m Hamburg habe ich keinen.
höchstens in Altona. Die Verwandt
alt in auch wetltauttg genug, ein rech
ter Better meiner verstorbenen Mntter.
Als meine Mutter noch lebte und wohl
auch später, ist er ein paarmal in unser
Hau gekommen, aber seit suns bi lech
Jahren nicht mehr."
Was tt er r" törichte stürm.
Er besaß früher eine Cigarren
fabrik. aber die ging nicht. Jetzt hat
er, so viel ich weiß, einen kleinen
Cigarrenladen in der Lobuschsiraße
Ich bin mcmai zu ihm nach Altona
gekommen. Ach, Herr Sturm, mit
utemein sjhcmivauni tt ee wot,i nichts.
Mir haben uns nie um ihn getummelt
und schließlich weiß ich nicht einmal, ob
er noch lebt.
'la, ta, 10 geht'S in ven groizen
Städten.- sagte Wilhelm koptnickend.
,4)a hat weiter mit litt) leloit genug zu
thun, nd da treibt nebeneinander her,
wie die Planken von einem gescheiterte
schiff, ffruher gehörte es 'mal zuiarn
iiien. das ist Alles, ver einerlei, nran
lein Käthe, der Onkel Lassen, der wie
er heißt, wird jawohl ein guter Mensch
ctn und die Tochter seiner leiblichen
Baie nicht ans der Straße verkommen
lassen. Versuchen müsse wir es auf
ieoe vau, uuo am octen geijeu mit
gleich auf den Klosterthorbahnhof und
fahren mit der sverbindnngSdahn hin
aus.
Er legte den Arm des Mädchens in
den seinen und wandle sich nach der
Richtung de loiterthorS.
Käthe Brinkmann folgte ihm gehör
lam ohne ein Wort der Einrede. E
mußte ja dieser Versuch gemacht wer
den, und überhaupt turnte tte Iich f alt
geborgen, seitbetn türm an ihrer Seite
zing. selbst bie alte de Winde
spürte sie in ihrer leichten Kleidung
nicht mehr, ud al die BahnhosSlichter
)e Kloiterlhor vor thuen anitauchten
trtappte iie sich bet dem Gedanken, dag
ser Weg auffallend kurz gewesen sei, vb
zletch Keine von Beiden viel gesprochen
zalte.
Und dann fuhren sie mit der Verbi,,
dnngsbahn nach Altona hinan. Kkithe
drückte ihr heiße Gesicht an die Schei
ben de Wagen und sah da Lichter
meer der tadt an sich voruvertluthen.
Sie fuhren in einem Bogen um Ham,
bürg herum, nnd dann ward e immer
stiller und einsamer.
Die alle Nausenadt hatte Käthe we
nia Gastsreundschast erwiesen, aber doch
stieg ein wehmüthige Gefühl in ihrer
Brust auf, und e dünkte sie, al führe
die schnaubende Lokomotive sie hinan
in eine Berbannuna.
Auch Wilhelm Sturm ward immer
einsilbiger, und die nächste Stunde fiel
ihm schwer auf' Herz. Er befand sich
doch in einer eigenthümlichen Lage, denn
er wollte ein ihm fern stehende mm
chen einem Manne zntuhren, der th
selbst nicht kannte, und der vielleicht
recht wenig Neigung verspürte, läng.
vergessene verwandtschaftliche Erinne,
runaen aukusrischen. '
Da fuhr der ua l ckton am Kieler
Bahichvs vor. und dH Beiden mußten
heran, ob sie oliteiryder nicht. Sie
standen ans dem um diese Zeit ziemlich
einsamen Bahnsteige un sahen stch ver
lege an. !
Ein herumlungernder Gasthofsdiener
trat 011 sie heran und frug: Hotel ge
fällig ?-
Kälhe ward roth und wandte sich ab,
Wilhelm lolgie ihr ebenso betreten. Er
bemerkte jetzt erst, daß er noch seine
Bücher und das Lineal unter dem Arm
trug, und er sagte mit einem Bersnch
zu scherzen : Wenn das da nicht wäre,
könnte mau uns wirklich für ein durch
gegangenes Liebespaar halten. Fräulein
Käthe.-
Er bereute sofort die Worte, denn
Käthe brach plötzlich in Thränen aus.
Freilich konnte er nicht wissen, daß
den, jungen Mädchen durch eine mit
dieser Aeußerung vcrknnpste Jdeenver
biudung eine peinliche Eriniiening wach,
ge, itseti wurde; Auuie Steenhnsen und
Alfred Sanguessa wollten ja auch fliich
ten, und das war die Beranlaffnug von
aitiens ungtuet geworden.
Wilhelm St, i in glaubte jedoch, daß
I sein Vergleich höchst unzarter Siatitrge
wesen sei, und in seiner Bestürzung
griff er nach einem eigenthümlichen
I Mittel.
I Er saßte sie hatten die Bahnhoss
Halle schon verlassen die Hand seiner
1 Begleiterin und sagte hastig : Liebe
Käthe, leteit ie, mir doch nur nicht
böse, e war ja nur ein dummer Spaß
von mir. wir sind ja gar kein Liebes
paar, wir denken gar nicht daran. -
Er hatte im Eifer der Rede Käthe's
Arm näher an sich gezogen, als übe
dingt zur Berständiguitg nöthig gewesen
wäre ; ttttii verstummte er plötzlich und
trat zurück.
Da waren doch eigentlich recht wnii
deriiche Worte, und sie stimmten nicht
einmal mit der Wahrheit, ober wenig
sieiis nicht mit der Stimme seines Her
zcs übereilt: Er hätte ebenso gut da
G:gcntheil sagen können.
älhe hatte ibrc Thränen getrocknet.
Ich bin ein närrische Mädchen,
saale sie mit einem schwachen Versuch
zu lächeln, aber wir wollen die Zeit
nicht mit thörichten Reden vertrödeln.
Wissen ie denn, wo die Lobuschsiraße
ist, Herr turnt ?-
Hier gleich links herum. -
Es war eine mit steinen Kanflaben
besetzte Borslaolstraße. Die Häuser
sahen neu und seucht ans, und eö
brannten nur wenige Laternen.
Wir wollen zunächst an dicier Seile
eranfgehen- meinte Sturm, hier
scheinen sich die meisten Läden zu befin
de. Also Lassen ist der Name ?-
Peter Lassen. -
Auf der beieichueten Seite der Straße
and sich nicht. Käthe war wieder
nahe daran, in Thränen anSznbrecheu.
Ach, Herr türm, tagte sie. ich
wet ja nicht einmal, ob er überhaupt
och lebt, ge chweige den, ob er hier
noch wohnt. -
Gehen wir die andere Seite her
unter.- riclh Sturm tröstend, ich
habe da einen Cigarrenladen gesehen. -
Peter Laiteit- stand in gelben Buch
abcn Über der niedrigen, mit einer
Glasscheibe versehenen Ladenthiir. Da
Thürsenster war mit einer rothen Gar
dine verhängt, aber die draußen Sie
henden konnte doch durch eine Lücke
da Innere des kleinen Ladens über
blicke.
Hinter dem Ladentisch saß ei etwa
unizi jahre alter Mann und las.
Sein Gesicht war der Gasslamnie zuge
wandt und von derselbe scharf beleuch
tet. Gram, orgc und Berbiffenhcit
hatten ihre Spure tief in diese Züge
eiiigegrabeii. Ein kurzer, stacheliger
und stark ergrauter Bollbart bedeckte
die untere Halste de nicht itninteres
sauten Kopfes, die Haupthaare waren
stark gelichtet und der übrig gebliebene
Rest starrte wild empor.
Es ist der Oheim," sagte Käthe
leise, nachdem sie einen Augenblick durch
ie cheibe geblickt halte ; wie alt ist
er geworden, und wie vergrämt er au
sieht !-
Sie trat unschlüssig zurück und ging
cinige Schritte ans dem Fußsteige enl
lang.
Wilhelm blieb an ihrer eile. Er
griff ein paarmal nach seinem Halskra
gen, al drückte ihn dort etwas, dann
nahm er plötzlich einen gewaltsamen An
lauf ini i stieß heraus : Fräulein
jiaihe, o geht bas nicht, zch haue
Sie hierher gebracht, und ich bringe ie
ntch da hinein, ie sollen Ihrem Oheim
nicht allein unter die Augen treten.
Aber er darf sich auch nichts Unrechte
dabei dcitkcn. Ta meine ich. es wäre
3,ti besten, wenn ich zu dein Manne da
Mimten sagen dürfte, daß Sie meine
Braut wären, die ich bei ordentlichen
i! enteil unterbringen mochte, bis wir
uS heiralhen können, liebe Käthe. Da
zeißt, wenn Sie mich mögen, und wenn
sie so,! nichts dagegen haben, denn
10 Ihnen hangt es natürlich ab, und
Ich möchte nicht, daß Sie mich für Einen
halten, der ein rathlojes Mädchen über
rumpelt. Daß ich ie recht, recht lieb
habe, das werde Sie wohl nachgerade
gemerkt haben, Käthe, und wenn erst
das teueriitanitseramen hinter mir
liegt, dann findet sich wohl auch ei
Stück Brod, was uns Beide ernährt.
Also wollen ic, liebe Käthe ?-
ES war wohl die ielliailetterbung.
die man sich denken kann mitten in
einer unbekannten traßc, unter einer
flackernden Straßenlaterne, bei Nacht
im rauhen Frühjahrsgewande. Und es
war wohl die schlichteste Werbung, welche
ein Mann einem Maochen sagen kann,
aber sie machte gerade in ihrer Einfach
heit einen ergreifenden Eindruck.
Käthe Bruikmann stand ganz regungs
los und sah vor .sich nieder ans das
Pflaster; dann hob sie plötzlich de
Kops nd entgegnete: Ja, Wilhelm,
ich will Deine Frau werden ; ich habe
Dich auch lieb und wüßte keinen Mei,
scheu, dem ich mich mit größerer Zuver
sicht anvertrauen möchte. Für mein
ganzes Leben, Wilhelm. Ich liabc noch
0,1 keinen Mann gedacht, aber Du bist
mir nicht ans dem inn gekommen, seit
dem wir uns trafen and Dn so gut
gegen mich warst.-
,e gaben sich Die Hanoe uno van
küßte Sturm das Mädchen auf den
Mund.
Ich bin noch ein Schuljunge,- sagte
er, lächelnd ans seine Bucher beuten.
aber das soll nun bald ander werden.
Die Heuern für einen Steuermann
sind gut, und wen ich erst ein Schiff
führe, dann nehme ich Dich mit. Und
nun komm mit mir, ich bringe Dich zu
Deinem Oheim."
Peter Lasse saß noch immer hinter
dem Ladentisch und la ; als die Schelle
ing, blickte er ans, legte die Broschüre
au der Hand und sragte : Womit
kann ich dienen ?"
Kennst Du mich nicht mehr, Oheim?"
sagte da junge Mädchen zaghaft ; ich
bin ja die Käthe, Luisens Tochter."
Lassen strich sich mit der Hand über
die Stirn. Die Käthe? Ja so, nun
entsinne ich mich ; Du bist groß gewor
den, seitdem ich Dich zuletzt gesehen
habe. Was willst Du denn jetzt bei
mir?"
ES lag in den letzten Worten eine
unverkennbare Bitterkeit, die entmuihi
gend wirkte. Aber Käthe ließ sich nicht
abschrecken.
Du hast vielleicht geHort, lieber
Oheim," sagte sie leise, daß rncin Baker
sich daß mein Bater gestorben ist."
Hab'S gelesen hätte e sonst wohl
nicht erfahre. Der Jakob Brinkmann
ja. so geht e in der Welt. Al die
Fabrik kapul ging, prophezeite er mir
ein End mit chrecken. und nun
Und
Ich
nietn
na. Du kannst ja nicht dasür
wer 11 1 ver da t"
Die Käthe ist meine Braut," nahm
iiuetm vortretend da Won.
heiße Sturm nd mache jetzt
teukrmannSkramen. Dann wollen
wir uns heiratheit. Ich hatte meine
Verlobte im Hause des Senator
Steenhnsen als Kammerjungfer uitler
gebracht, aber die Stellung war un
paffend. Nun hat sie kein Uiiteikotnie,
den ihre Stiefmutter Sie kennen
vielleicht Fra Martha Brinkmann,
Herr Lassen ?"
Ein schlechte Weib,- sagte Lassen.
Gut. daß Sie e wissen. Also da
ist es nichts für ein ordentliche Mäd
chen und darum wollte ich Sie fragen,
Herr Lassen, ob Sie Ihre Richte
beim das ist sie ja doch einstweilen
bei sich aufnehmen wollen und sonnen.
Es soll nicht umsonst sei."
Peter Lassen hakte den Kopf v.rge
beugt und aufmerksam zugehört. Run
legte er die Hände auf den Rücken und
dnrchntaß schweigend den engen Raum
hinter dem Ladentisch. Dann blieb er
plötzlich stehen und blickte da junge
Paar scharf an.
Also Ihr Beiden seid richtig mitein
ander verlobt ? Richt etwa nur, was
iitt so nennt ?"
Ehrlich und aufrichtig !" entgegnete
türm ernst. Lassen lachte kurz und
hart ans. Na ja, schon gut, ich
glaub'S ja und ick will nicht sagen, daß
Ihr was GeschetdlereS hättet tun kön
ne. So ist es einmal in der Welt,
und e ist wenigstens brav von Ihnen,
Herr Sturm, daß Sie Ihre Braut bis
zur Hochieit ehrsam unterbringen wol
len." Er ging in ein nebe dem La
den liegende Zimmer, zündete dort
eine Lampe an und rief: Kommen Sie
herein !"
Die beiden jungen Leute folgten dem
Rufe und Käthe sagte leise, indem sie
Sturm'S Hand saßte : Ach, Wilhelm,
mir ist so beklommen, der Oheim hat
doch Familie und eS ist so stille im
Hanse, "
Mitten in dem einfach eingerichteten
Gemach stand Peter Lassen neben der
brennenden Lampe.
Er sah sich mit einet sonderbar
leeren Blick um und sagte: Ja, Käthe,
Platz hätte ich schon sür Dich. Du
iveißt wohl auch nicht, daß sie meine
jZrati vor vier Wochen hinausgetragen
haben ?"
Rein !" rief Käthe erschrocken.
Die Wohnung ist nicht gesund,
iuhr Lassen fort. Sie bekam e ans
sie Brust, aber das war es wohl nicht
lllein. Meine Tochter Eise Du
:11t sinnst Dich vielleicht, daß eS meine j
liuzige war ist nicht gut aitsgcschla ,
zeit. Erst hatte sie einen Liebsten und
la na, man kennt daS ja, wie das,
zeht. Wo die Eise sich jetzt aiishült, ,
aS weiß ich selbst nicht genau ver
oren ist sie auf jeden Fall."
ES war tvbteustille in der kleinen !
impfen tube ; Peter Lassen schraubte
ie Lampe etwas höher und zupfte an j
ier Tischdecke.
Ich lebe nun ganz allein," sagte er
insicher, und Du kannst Dir denken, i
etnd, wie das dann geht. Das Ge ,
chäft macht sich leidlich, ich habe ziem
sich viel kleine Kunden, die Gegend i
ja nicht gerade sein. ES wäre mir schon
recht, wenn Du bis ans Weiteres ntei
neu Hanshalt sührcn und bisweile
auch ben Lade versehen könntest ; die
Sorte wirst Du bald kenne lernen,
ich führe nicht viele. Bon Bezahlung
ist keine Rede, Herr Sturm, da bischen
Essen wird die Käthe schon verdienen,
und die Kammer nach dem Hose steht
ohnehin leer."
Er sagte das Alles in gleichgiltiger,
eintöniger Weise, ohne die timme zu
heben und ohne sich voni Fleck zu rUh
ren. Man merkte Sem Manne an, daß
etwas in seinem Innern gebrochen sei
und daß er sich gewöhnt habe, die
chläge de Schicksals mit dumpfer
Ergebung hinzunehmen.
ES nberlies die ,ingen Leute kalt,
und Käthe dachte unwillkürlich mit lie
ser Beschämung daran Zurück, daß sie
vor wenigen Stunden im Begriff ge
wesen war, ans Gründen, die ihr jetzt
so nichtig schielten, ans ein Leben ztt
verzichten, dessen Bürde dieser hundert
mal mehr belastete Mann ohne Mnr
reu weiter trug.
Die achc wurde also ohne viel wei
tereS Reden als abgemacht angesehen.
Wilhelm Sturm gab Käthe die Hand
und einen Kuß zni Abschied : das
Mädchen sollte sofort bei beut Oheim
bleiben und die verlassene Kammer be
ziehen.
AIS der junge Seemann durch den
Laden zurückkehrte, fiel sein Blick ans
die Broschüre, in welcher Lasse gelesen
hatte.
Unser Pastor hat es mir gegeben,"
sagte der Eigarrenhändler erläuternd.
ES steht allerlei darin, was die Men
scheu trösten soll über Roth und Sorne.
Ra ja, das mag wohl ganz gut gemeint
fein und ich lese es auch dann und
mann, um mir die Einsamkeit zu ver
treibe, aber meine Marie kann'S mir
doch nicht wiedergebe. ES geht eben
so in der Welt I"
geirrreveii ; um jcmi Uhr kaun er Ihn
habe."
Aber Kind, wie unvorsichtig I"
So?" etilgegucte Annie. Du bist
ein Mann uns willst Deinen Bater
nicht ängstign;, nd ich sollte nicht den
gleichen Wunsch hegen ? Ich habe keine
Reise vorspiegeln können, wie Du. so,
dem mir einen Besuch bei einer Freun,
bin. Soll mein Bater denken, daß ich
verunglückt sei, wenn ich diese Rächt
nicht nach Hanse komme?"
Aber." warf Alfred unmuthig ein,
der Dieiistmami wird ihm mittheilen,
bau Du int! dem Bremer Zuge abge.
sahren bist ; da kann er sich denken, daß
wir ach r2,iglad wollen."
Las habe ich ihm auch geschrieben.
Wir wollten uns in England traiten
lassen und tarnt zurückkehren."
Und wcnu er au die Polizei telegra.
phirt?"
Mag er es ihn,,, ich konnte nicht
anders handeln, ich habe schon so et
großes Uniecht auf mich geladen."
Alfred schwieg. Er mußte Atinie's
Handlungsweise begreiflich stnbe, und
jedensalis war nichts mehr au der That
sache z ändern.
Annie saß in der anderen Ecke des
Eoupes. Sie drückte ihr Gesicht an
die Scheibe und blickte zurück. Ueber
dein Hänsettneer der Stadt lagen Ge
wittetwolten. ES blitzte aus dem
Ditiistktei und in das Rollen der Ra
der mischte sich ein anderer, dumpf grol
lender i01I.
Wir bekommen ein Gewitter," sagte
Annie.
Ein Gewitter in der Maiennacht,"
entgegnete Alfred. Der Sommer mel
bet sich, mein Liebling, nnd morgen
scheint die Sonne."
Annie senszte leise. ES lies ein Frö
stelu über die Glieder deS Äkädchens ;
Alsred sah es. setzte sich neben sie und
nahm seinen Mantel von de Schulter.
Du bist i). leicht gekleidet. Annie,
aber es ging wohl nicht ander, ohne
Aussehen zu erregen. Hülle Dich in
meinen Manteli Bremen müsse wir,
bevor es atts'S schiff geht, sür wärmere
Kleidung sorgen."
Ich danke Dir. Alsred ; aber dann
frierst Du."
Er reicht sür 1111S Beide."
Sie saßen eng aneinander geschmiegt
unter der warmen Hülle. Annie lehnte
den Kops an die Brust des Mannes und
versuchte die Augen zu schließen.
Er küßte sie leise aus den 'Mrnid iint
flüsterte : Das ist unsere Hochzeit
reise, mein süßes Lieb."
Da richtete sie sich ans und strich die
wirren vaare aus der tun.
Sag das nicht. Alsred. sprich nicht
von der Hochzeitsreise, bi wir Mann
und Frau sind. E ist ja doch noch
nicht so weit."
Die Thränen brachen plötzlich an
ihren Augen.
Der Zug snhr unaufhaltsam weiter
in die Rächt hinaus.
7
9.Kapitkl.
Der Abend des folgenden Tage
brachte die erste Gewittermolken. Der
Wind hatte sich plötzlich von Osten nach
Westen gedreht und feuchte Wärme von
der See herübergeweht. Es war die
letzte Laune des April, den morgen
schrieb man den 1. Mai
Aus dem Beuloer Bahnhosk drängten
sich die Reisenden am Schalter; der
Rennuhrichiieilziig nach Bremen war
gewöhnlich stark besetzt, und die Gepäck
träger hatten alle Hände voll zu thun.
In der weilen Bvrhaiie ging Annie
Sleeuhusen langsam auf und ab ; sie
trug ein dunkles Kleid und über dem
selben einen Regenmantel; in der Hand
hielt sie ich! weiter al einen Regen
schirm.
Ihre Augen irrten unruhig über den
Menschenstrom. und zuweilen trat sie
hinter einen Pfeiler, wenn si: irgend ein
bekannte Gesicht z entdecken glaubte.
Es waren nur noch zehn Minuten bis
zum Abgang de Zuge ; Annie blickte
auf ihre Uhr und biß sich aus die Lippen.
Da jagte eine Droschke heran und
Alsred Sanguessa sprang heran. Er
eilte ans Annie zu und sagte hastig :
Verzeih', mein Liebling, daß ich so
spät komme. Aber mein Bater wollte
mich ans den Bahnhof begleiten, und
iÄ bin ihn nur mit Mühe lo gewor
den."
Dein Bater. Alfred?
Ja, Kind, ich habe ihm gesagt, daß
ich ans einige Tage nach Bremen reisen
wollte. Ich inaz den alten Mann nicht
unnöthig ängstigen. Ah, da ist der
Schalter !" Er nahm zwei Fahrkarten
erster Klasse. Und nun komm', Annie.
hoffentlich bekommen wir ein Koupe für
uns allein."
Er legte den Arm de Mädchen in
den feinen und schritt eilig nach dem
Wagen. Auuie folgte ihm halb wil
leulo. aber plötzlich blieb sie stehen.
Allred, verschone nur eist einen
Dieusimauu. sonst sahre ich nicht mit."
Einen Dienstmann ? Wozu ?"
Da steht einer l Laß mich später
Sie winkte den Man Heia, gab
ihm eine Bries und ein Geldstück und
sagte leise einige Worte. Dann kehrte
sie u Altred zurück. Run komm'."
Sie fanden ein unbesetzte Koupe,
die Thür flog zu und der Zug rollte
lanaiam aus der alle.
Was war mit dem Dienstmann?"
frug Alired. .
.Icd habe mit Berschweiauna unsere
Zieles inen . BnesiiwunBaier
Ewald Steenhnsen war erst um sie
be Uhr nach Hause gekommen. Er
srug nach Annie und crsuhr. daß sie so,
eben sorkgegangen sei, um eine Freun
din zu besuchen. Sie wird erst spat
zurückkommen," sagte Tante Matchen,
.da Mädchen geht letzt so häufig
Abends an, es ist mir eigentlich gar
nicht recht."
Wir baben ihr zu viel Wille ge,
lassen," entgegnete der Senator; ich
taube, eS wäre gut. wenn lie einen
ordentlichen Manu bekäme."
Tante Matchen seuizte in ihrer hilf
losen Weise. Einen Mann t Ja,
Ewalb, bas wäre wohl recht gut. aber
wenn Du die Freier von der Hand wti
seit willst "
.Dn denkst an den jungen San,
guessa? ES ist richtig, ich mag mich
vielleicht übereilt haben. Ich zog heute
in unauffälliger Weise Erkundigungen
et, es ttciit eigentlich nichts Rachti,ei
ligeS gegen ihn vor. Aber Aititie scheint
selbst kein großes Gewicht aus die Sache
na leaen. Ich werde 'mal eingehend mit
ihr reden, und wenn sich dann heraus
stellen sollte, daß ihr Herz doch mehr be
theiltgt ist. als ich glaubte, dann läßt
sich die Angelegenheit noch immer aus
gleichen. Es fällt kein Baum auf den
ersten Hieb,"
Das Abendessen verlies ziemlich ein
silbig ; ber enator aß hastig und be,
gab ,ch dann sofort in lein Zimmer
ihm laa die Erledtauna einer deren
Angelegenheit im sinne. Martha
Brinkmann' Bries mußte beantwortet
werden.
Steenhnsen war ruhiger geworden
und hatte die Sache einer kuhleren Er,
wäguitg unterzogen. Mochte sie nun
verlauten wie ite wollte, coensa,ts ve
sand er sich Ervressern gegenüber, und
Rachgtbtgkett konnte ihm nur schade,
ohne ernstliche Gefahr abzuw:ben,
falls von einer solchen Überhaupt die
Rede war.
Der Senator hätte gerne mit seinem
Rechtsbeutand Rnckiprache genommen,
aber eine unbestimmte Scheu hielt ihn
von diesem schritte ab ; er selbst war
nicht hinreichend juristisch gebildet, um
alle Möglichkeiten zn überblicke, er
mußte auf seinen guten Stern ver,
trauen.
Er setzte sich an seinen Schreibtisch
und ersante einen kurzen Bnes. in
welchem er Martha Biinkmanii mit
theilte, da er in seinem Recht zu sein
glaube, und daher jede Verhandlung
ablehnen müsse. Die Sache mit dem
ermähnten Schreiben müsse auf einem
Irrthum beruhen, da er sich nicht ent
sinne,, ein solche jemals erhalten zu
haben.
Martha hatte da Letztere freilich gar
nicht behauptet, aber ber Kaufmann la
zwischen den Zeilen, wa sie andeuten
wollte und glaubte auf diese Weise am
besten weiteten Erörterungen vorbeugen
zu können. Bei aliedem verursachte
ihm die Fassung der wenigen Zeilen
nicht geringe Schwierigkeit, da er sich
einer kühl.vornehmen Form befleißigen
mußte und dabei bas tsesnht einer un
bewußt begangenen Schuld nicht los
werden konnte.
Endlich tag der Brief verschlossen und
adressirt ans dem Schreibtisch ; steen
hnsen brückte ans ben Knops der eiektri
scheu Schelle, um den Diener herbeizn
rufen und zu gleicher Zeit hörte er das
Läute der Hausglocke.
Da kommt Annie.- dachte er.
Der Diener trat ein und hielt einen
Brief i der Hand.
Ist meine Tochter gekommen ?
frug steeuhnscn.
Rein. Herr Senator, aber ein
Dien :momt brachte dieses Schreiben."
Wartet er ans Antwort ?"
Nein. Herr Senator.
Es ist gut. legen Sie den Brief
dorthin. Und dieser hier soll sofort in
den nächsten Bricskastcn besorgt wer
den.
Zu Befehl. Herr Senator.
5er Kaufmann ging nachdenklich im
Zimmer auf und ab ; er beachtete zu.
nächst das überbrachte Schreiben gar
nicht, es enthielt wahrscheinlich eine
Einladung oder ähnliche Kleiitigkeiten.
Run ist der Würsel gesallen." sagte
er leise. Bah, ich will doch sehen,
wer dem Senator Steenhnsen etwas
anhaben kann. Mein Haus und mein
Rtts stehen sest gegründet, schmutzige
Hände sollen iikcht daran rütteln. -
Er trat an den Schreibtisch und nahm
den Bries in die Hand. Seine Augen
flogen gleichgiltig über die Adresse, dann
nahmen sie plötzlich einen sonderbaren
Ausdruck an.
Bon Annie?-
Der Scnrtor setzte sich ans seinen
Schreibstuhl und riß den Umschlag ab.
Da Papier knisterte unter keinen Fin
gern und flatterte ans die Erde ; dann
hörte seder Laut im Zimmer auf. bi
auf da einförmige Ticken der Stuguhr
und da leije Singen der ArbeitSlampe.
Lteciihnse Halle den Brief feiner
Tochter gelesen. Er saß regunglo.
wie geistesabwesend auf seinem Platze
und sah und hörte doch mit peinlicher
schäise Alle. waS um ihn vorging.
Dabei dachte er an die lächerlich gleich
giltigiteii Qinge.
Er sah. daß der Brief mit blauer
aiottiinte ans Velinpapier geschrieben
war und kincii Schreibfehler enthielt.
der ihn bei Annie in Erstaunen letzte ;
dem Worte Verzeihung" fehlte
das ,h,"
Er dachte daran, daß da Ticken der
Sttitzuhr doch aus die Länge recht nerven,
angreiscnd sei, und das; da Petroleum
von Tag zu Tag schlechter würde, weil
die Lampe so düster brenne ; dann hortl
er es von der Petrikirchc Zehn schlagen
und gleich hinterher da Glockenspiel
zum Ehoral ausheben: Run dankct
Alle Goli.-
Um diese Zeit hätte Annie nach Hanse
kommen können, teeuhuse pflegte
nicht vor elf Uhr in Bett zu gehen, er
liebte e, den TageSschluß mit seiner
Tochter zu verplaudern und dau noch
eine kurze HauSaudacht zu halle.
liast unter dem mechaiti chen Zwang
einer tägliche,: Gewöhnung stand er aus
und ging Hinüber in den salon. Sein
Schrille waten nicht ganz sicher, sou
der tasteten sich langsam vorwärts,
und er vergaß auch, die Lampe zu
lösche, was er sonst stet eigenhändig
besorgte.
Tante Matche laß an dem runden
Soptiatlsch und ka ihrer Gewohnheit
gemäß den Börsenkurier ;- al der
Bruder eintrat, blickte sie ans.
.Da ist schon wieder ein Eisenbahn
Unglück passirt.- sagte sie mit ihrer Ila
genden tiuinte, man wagt wahihastig
kantn mehr, sich auf die Bah zu
setzen."
Du hast recht, e I gefährlich. ent
geguete Steenhnsen eintönig, war c
vielleicht heute Abend zwischen hier und
Bremen?"
Aber. Ewald, wo hast Du denn
Deine (edauken i Das könnte doch
noch nicht i der Zeitung stehen ?
er au, mim strich sich uver öle
Stirn. Richtig, Malcheu, wa heute
Abend geschehen ist, kommt erst morgen
hinein."
Er ging durch das Zimmer nnd blieb
neben dem Flügel stehen. Derselbe
war geöffnet und auf dem Halter lag
ein Noteuheft.
Annie kommt gar nicht wieder,"
sagte Taute Malcheu verdrießlich.
Rein. Malchen, ich glaube e selbst."
Was. Ewald?" Dann fuhr sie
plötzlich mit beide Händen an die
Ohren. ,O. mein Gott, da donnert
es ; das hat schon den ganzen Abend in
der Lust gelegen und nun bricht' los."
Ein fahler Blitz lohte durch das Zim
mer ; Taute Malchen hielt die Hände
vor die Augen gedrückt und Ewald
Steenhnsen stand unbeweglich.
ES geht über mein Haupt hinweg."
agie der Kausntaiiu leise. Und dann
etzte er sich eben seine Schwester, faßte
ihre vand und snhr fort : ES hilst
nichts, Matchen, daß ich länger schweige;
einmal mußt Du k doch hören, daß
Schande und Kumtner und Sorge über
mein Haus gekommen ist und über mein
Haupt ud über mein Herz."
Uugesähr zu derselben Zeit, al der
erste Donuerschlag de Jahre über
Hamburg hiurvlltc und Ewald Steen
hu seit von seiner Schande sprach, gin
gen zwei Männer ant Alsterdamm den
Weg nach Uhlenhorst entlang. . Sie
hatten sich untergefaßt und schlenderten
langsam wie Leute, die ein wenig zu
lies in' Glas gesehen haben und nun
den beginnenden Regen als willkommene
Abkühlung betrachten.
Der Weg war wegen des Wetter
ziemlich menschenleer, und die Beiden
hielten sich, anscheinend in Folge ihrer
unsicheren Gaugart, in der Mittende
Fahrdammes, so daß die von den ei
ten herüberslrahlenden GaSlalernen sie
nur matt beleuchteten.
Nicht zn arg. Jini," warnte leise
der Eine seinen Gefährten ; der Kon
stabler drüben an der Ecke hat schon
herübergeangt. und ich möchte trotz
mein.' talschen Barte nicht gerne uitt
ihm hier zusammentreffen ; er könnte
sich ungefähr denken, daß der Knorpel
ftitze draußen in Uhlenhorst keine
Schlafstelle suchen will."
Der Roiisiabler?" knurrte Jiin.
Den schmeiß ich mit einer Hand in die
Alster wie 'ne junge Katze. Ich möchte
'mal seh'n, wer mich aus meinem Wege
aushalten will. Goddain I"
Fritz Gehrke dreiste den Kopf ei we.
nig rechts mid sah nach dem Haufe de
Senator sleeuhusen hinüber.
Da wohnt auch Einer, bei dem e
der Mühe werth wäre."
Mit dem Ersäufen?"
Unsinn, mit dem Einbrechen natür
Iich, Da ist der reiche Senator Steen
huscu, in dessen Haut möchte ich stecken.
Er hat noch Licht, wahrscheinlich wühlt
er eben in seinen Geldsäcken. Teufel,
das war ein Blitz I"
Steenhnsen ?" sagte der Reger nach
denklich. Richtig, das ist ja der Mann,
der mit meinem lieben Herrn gerne ein
Tänzchen machen möchte. Gut, daß
Du mich daran erinnerst, Fritz, der
Matrose erzählte eS schon, aber eS ist
immer gut, das Gedächtniß 'mal auszu.
frischen."
Ich glaube. Jini, waS den San
gueffa betrifft, so hast' Du ein leidlich
gutes Gedächtniß."
Kann schon sein. Da ist die Lom
bardbrücke, was? Und jenseits kommt
die Außenalster. Dann sind wir wohl
bald in Uhlenhorst ?"
Es ist noch ein Ende. Kannst e
wohl nicht abwarten. Jim ? Wir rnüs
sen doch erst Mitternacht herankomme
lasse. Weißt Du, dann krieche die
Konstabier bei dem schlechten Wetter
unter."
Ist Alles richtig ausbaldowert?"
! Vollkommen. Recht vom Hau,
flur liegt da Zimmer de Hausberrn
, und dahinter die Bibliothek. Link der
Salon und hinter diesem ta Schlas
immer des jungen Herrn. Der Alle
schlast oben."
Gut. Und die Gewohnheiten der
Hausbewohner?"
Die .Dienerschaft wohnt im Sou
terrain und legt sich um zehn Uhr in'
l Bett. Der Alte geht Mittwoch uns
Voiiuabenb in seinen Klub und kommt
dann um zmöls Uhr heim. Sonst legt
er sich ebentall um zehn Uhr ans
I Ohr. Heute haben Mir Dienstag, er
roiro aiio laiiofcii.-
Und der Junge?"
Ja, da läßt sich nicht bestimmen.
Der lebt ziemlich unregelmäßig, mit
dem müssen wir e eben riskiren.
Gut. Frig, mit dem müssen wir zur
Rvth anderweitig lertta werden.
DaS ist aber Deine Sache, Jim;
vu kennst unsere Verabredung."
Verlaß Dich d'raus. Noch Ein
wie steht es mit den Hunden?"
Keine vorhanden."
Um fo besser!"
Am Schulwege in Uhlenhorst. wo die
Villa auguesia lag, war Alle iull und
dunkel. Auch das Hausdes Brasilia
ners lag tichtloS hinter den schweigenden
Bäumen ; vom wolkenschmeren Himmel
leuchtete kein Mondstrahl. nur der
Rachtwiud trieb den Regen rauschend
durch die Litst.
ES ist gut. daß da Gewitter sich
verzogen hat. jagte Fritz Gehrke;
wenn der heilige Petrus ein bischen
Kegel geschoben hat. schlafen die Men,
scheu immer am besten. Ich glaube,
wir kvniien vni 11 die vubeu 1; wut.
Vorwärts, Jim, in des Teufels N,i
men, das Fenster le.Iits, da iuii;cii ,u,r
hinein l"
Sie Überstiegen das eiserne Charten
gittcr und schlichen sich an da bezeich.
iteie Fenster. Dasselbe war weder durch
Rouladen noch Eiseusiäbe versiebe: t. und
Gehrke sagte verächtlich : Der tonnte
feinen Geldkaste auch ebenso gut auf
die Straße stellen ; es Ist eigentlich eine ,
Schande, wenn die Herren vorn Geiicht
so 'ne Kinderarbeit Einbruch iicititcu
wollen."
Gehrke befestigte ein mitgebrachte
Pechpslasier an der Scheibe, drückte sie
gciünichloS ein und öffnete den Riegel.
Dann schwang cr sich in das Zimmer,
worauf Jim ibui mit der seiner Rasse
eigciithümlichen katzeitarligen Geschmei
digleit solgie.
Eine Augenblick standen die beiden
Männer und lauschten athcntloS; in
dem gzuzen Hause regle slch kein Laut.
Herunter mit den Vorhängen I"
sagie Gehrke leise, man braucht von
der tiaße aus nicht zu scheu, was hier
vorgeht. Ah. da ficht die Lampe auf
dem Schreibtisch I"
Er hatte ein Streichholz angezündet
und mit einem Blick das Zimmer über
flogen.
Du willst doch nicht ?" flüsterte Jim.
Warum den nicht? Der ruhige
Schein einer ArbeitSlampe sallt ketuem
Menschen aus, aber das unsichere Licht
einer DiebSlaterne ist den itonftablein
vortrefflich belaimt. Die Vorhänge
scheinen etwa durch, am besten nimmst
Du ruhig 0.111 Schreibtisch Platz, wah
rend ich meine Arbeit am Geldjchiaiik
mache ; dann glaubt Jeder, daß der
alte Sanguessa noch arbeitet.
Gut : aber offne mir zunächst den
Schreibtisch ; der Geldschrauk interes
sirt mich wenig.
Meinetwegen."
Fritz Gehrke halte die Lampe äuge
zündet und prkijie mit einem Dietrich
die Schlösser des eleganten Möbels.
Dachte mir'S." sagte er verächtlich.
Natürlich Fabrikarbeit da da
die schiebsächer sind offen, greif zu,
Mohrl"
Jim saß aus dem Stuhle seines frii
Heien Herrn und wühlte in den Papie.
ren. Er prüfte, wählte, warf bei
Seile und fleckte endlich ein nuscl,eiula'
reS Blatt zu sich. Eine mit Bantno
ten gefüllte Brieftasche blätterte er
flüchtig durch und warf sie seinem
am Geldschrank beschäftigen Genossen
zu.
. Da. Fritz, da ist für Dich."
Der Einbrecher richte sich auf und
griff gierig nach der Tasche.
.Geld?" '
'
Viel?-
Einige tausend Mark mögen' sein ;
ich hab'S nicht genau gezählt. Ich mag
nichts davon. -
Das ist wenigstens etwas.- meinte
Gehrke, sich den schweig von der siiin
trocknend, ich glaube, mit dem ver
fluchten Geldschrauk werde ich nicht ser
tig. DaS ist eine neue Konstruktion,
die sie auSgclüflelt haben müssen, wuh
rcud ich Wolle spann, da Ding ist mir
noch unbekannt. Ich konnte ja den
Schrank anbohren, aber dazu seh es
an Zeit, c ist mir nicht recht behaglich
hier. Bist Du fertig ?-
Der Neger stand auf und blickte sin
ster zu Boden.
In diesem Zimmer ja. Ich will
Dir 'was sage, Fritz. D hast Dei
nen Theil, mach' Dich ans die Striiinpfe.
Ich habe och 'e jtleinigteit zu besor
gen, woiii ich keinen Gehilfe brauche.
Ich will die Lampe anslöfche. damit
Du sicherer hinau?schlüpsei taniist, und
morgen Abend treffen wir un bei Vater
Will'm."
li
Srdiiung verur
Der Einbrecher hatte den Inhalt der
Brieslasche geprüft und zu sich gesteckt.
Die leere Hütte legte er auf den
Schreibtisch zurück ; dann blickte er sei
nem Gefährten mißtrauisch in das Ge
ficht.
Ist das Alle, wa im Schreibtisch
enthalten war ?
An Geldwerth ja. Dn kannst
selbst nachsehen und mir die Taschen
durchsuchen ; ich will keinen Heller von
dein verfluchten Mammon,
Gut, ich glaube Dir. entgegnete
Jener. Es sind immerhin dreitausend
Mark, die Nacht hat sich bezahlt ge
macht. Aber dann wollen mir Alles in
Ordnung dringen, je später die ache
gemerkt wird, desto besser; eS sind
große Scheine dabei, die rasch gewechselt
werden minie, bevor die Nummern der
Polizei bekannt werde. Wo hat
riettaschk gelegen "
Hier.
Ist sonst keine
facht ?"
E? liegtJWre, wie e vorhin lag
uTDanit werde ich den Schreib
tisch wieder abschließen.
Fritz Gehrke führte feine Absicht mit
großer Gewandtheit ans und frug dann :
Fertig?
kvertig !
Die Lampe erlosch, nd die beide
Verbrecher standen im Dunkeln itebei
einander. Der Regen hatte nachgelas
sen und ein schmaler Mondstreis siel in
das Zimmer; Gehrke hatte die Hand
auf das Fensterbrett gelegt und blickte
zur Seite. Er konnte von seinem dnnk
len Gcsährten nichts erkennen, als die
leuchtenden Augen, in denen der Mond
strahl unheimlich glitzerte. Es rieselte
ihm kalt über den Rücken und er slii
sterte hastig : Jim. wa willst Du hier
machen? Komm' lieber mit !
Ich habe mein Messer in der Hand.
entgegnete der Reger mit heiserer
Stimme Du hast Dein Geld geh.
der ich stech' Dich über den Hansen !
Der Tcu'el auch I
Gehrke war mit einem Sprunge dran
ßen und floh in langen Satzeit durch den
Garten. Auf der Straße regte sich leiit
Laut.
Der Neger blieb eine Weile ohne Be
wegung stehen und lauschte.
Er ist fort. sagte er dann leise,
min bin ich allein. Also links vom
Hausflur das Zimmer hinter dein Sa
Ion.
Seine Hand tastete nach den Streich
hölzern und zündete eine kleine Wachs
kcrze an, die neben dem Schreibzeug
stand. Er nahm dabei einen im Mond
schein blitzenden Gegenstand in die
Rechte, und als das matte Fläiiiinche
brannte, beleuchtete e die Klinge eine
breite Dolchrnesfer.
0 näherte sich Jim mit katzenartig
schleichenden Schritten der Thür. Der
weiche Teppich de Zimmers erstickte je
den Laut, aber auch aus dem Marmor
gctäfcl de Hausflur schienen seine
Fußsohlen wie über Sammet zu gehen,
und mit derselbe lautlosen Bewegung
öffnete er die gegenüber liegende Thür
zum Salon.
In diesem machte er einen Augenblick
Halt und blickte sich um. An der Hin
terwand befand sich noch eine zweite
halb offene Thür; er nahm nunmehr
das Messer zwischen die weiß leuchtende
Zähne, schirmte mit der frei gewordene
Rechte die Flamme der Kerze und be
trat da Schlaszimmer Alsred San
gueffa'.
Bon der Schwelle desselben bi zu
dem Bette machte er dann einen eiuzi,
gen langen, entsetzlichen Sprung, hob
die Kerze nnd da Tolchmesser zugleich
in die Höhe und blieb in dieser Stellung
regungslos stehen.
Das Bett war leer und unberührt.
Jim verharrte wohl eine volle Mi.
ute in seiner Stellung, dann quoll
Über seine Lippen ein dumpfe iöl
neu. E lag der ganze fürchterliche
blutdürstige Haß seiner rachsüchtige
Raffe in dickern Laos.
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