Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 01, 1891, Image 3

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PYNGHUtl & BOWMAN -
- lUiotmt fyorcft Stbb.Hon.
Geld zu verleihen
n solch Leute, wklche Häuser j bauen gedenke.
1 und O Strasse.
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Schncidcrmcistcr.
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seinem Lager
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Ebbe und Nttth.
Noman an dem Hamburg Leben.
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almmgm und
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Pie Wäbe sind mit
m i er a I i s che n
u b st n z e ange
lll, roelede reine War
weleiier sind.
Leicht z Reinigen.
Au ichrn- oder
Eschenhol, hergestellt.
Mn erji, ,,e Re
fullate ,ni wenig Ei.
Dieselben merkie in
jeder Oiröße und Fa?on
hkgeiiellt für Familien,
Hotel. Fleischer oder
Uolonialmaare! Häd,
ler.
Kaufet keinen ,,Re
frigeraior," welcher
hohl ?er mit Holkoh.
In, ausgefüllten zgän-
Bcn.
Wegen ine Cflta
log weudet euch an die
Wl!onslu
3e'rigeratür
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der an
i.cc,G!arke,Aiuliccsen,Hovc
Coxxixsanv Omaha Itfel
1. Kapitel.
Vor einem riersiöckigen Hanse der
ffischersirasze in der Borsiadt St. Pauli
haue sich in vorgerückter Ä,'achmitiag
stunde eine größere Menschenmenge au
gesammelt.
Irgend ei besondere Sreignis!
mulile die )egier der Hamburger er
regt und ihre Vcschiifgkcit, iveu auch
nur für wenige Augenblicke, unter'
biochcn haben, aber man hörte nur gc
beimpf t abgerissene Wcmeifmigtii, lein
Lache nd keinen Wlj.
Aller Auge waren mit einer gewisse
Spaiinniig aus die Thür dcS baiisalligc.
düsteren Hause gcnchict, und als i
diesem Augenblick ei chuhmaiin au
dem ftliir auf die Siras;e trat, wurde er
von vcrschiedkiicn Scilc mit Fragen
bcsiürmr.
Der Beamte steckte ruhig sei 9iotii
buch, welche er och i der Haud hielt,
inner die Unisorm und sagte so laut,
da auch die Fcinsicheudc es höre
kouulci, : cht ur weiter. Veute. e
ist icbtS Besondere, da drinnen hat
sich Einer die j!elle abgeschnitten, da ist
Alles.
Die gleichmüthig ausgesprochenen
Worte wirlien. Einige Weiber aglen
wohl : Ach (Äott I" und warfen och
einen scheue Älick an der ffront des
.Kaufes kinauf: die Meinen aber dräng
ten sich achsclzuckcud weiter, und nach
wenige Minuten Halle der Verkehr in
der engen, ärmlichen Strajze fein gc
wöhiilichc Aueschc wieder gewonnen
Ei Apfelsinenhändlcr, dessen Uarre
in bcm 0cdiänge iicckc geblieben war
lcale sich niit dovvcllcr Wucht in'S Ge
schirr und rief sein eintönige: .Frische
Apfelsinen 1" Und ein betrunkener
EckensieKer folgte ihm in einiger lim
scrnnng mit dem ebenso monotonen
ytciimus : .Wer je kost. iS tn S.ic !"
nd 4jicitniiicn, welche focuen noch aen
geflüstert hatten, belachten den Platten
Wih nd hetzten den Händler zi
handgreiflichen untgegnnng aus.
In dem Hause, i welchem der Selbst
moid vuraefalle war, herrichte eine
heimliche Stille ; selbst in dem vier
ten Stock, wo der Todte, der ommis
sionär Jakob Arinkmaim, lag. hörte
man kein laaen nud kein Wetnen. ob
wohl gerade da Haup: der Familie
and an sich gelegt hatte. .
freilich, e mochte an dem Manne
nicht viel veilorcn fein I
Jakob Ärinkmauu hatte einst bessere
Tage aeiehen: er war och bis vor
wenicicn 'fahren vcreidiatcr Gchifs
Makler gewesen, hatte im südliche
Theile der Stadt, in der De,chitrae,
ei eigene San besessen nnd da iver,
traue vieler Rhcdcr und GrvLhändler
genoiic.
Ailrncilig war da ander geworden ;
Einige incinicn. er halte an der Börse
gespielt nd zwar unglücklich ; Andere
dcliauptctcn, er habe sich dem Trunke
eracben n seine Äefchäfie vcruachläs
sigt ; vielleicht war beide der Fall nnd
eine die Folge des andere ; jedenfalls
war sein vollständiger Oimit erst vor
zwei bis drei fahren infolge eines Pro
zesfc hereingebrochen, den die j)ina
tccnlinscn in Hamburg wegen Vcha,
dencrfan aeaen ihn angestrengt nnd
acwonne Kalte.
Da Obickt war bedeutend gewesen
emhnttdcrtiiinlzigtauttnd Mark.
kob Aiinkmann mufcte fein Han ver'
kanten, wnrde seine Amtes als chifss,
mal er enlbobcn vnd zog am t
Pauli in die Fischerflraüe. Dort
nannte er sich jkommifsioitär und hatt
anch ei Schild au der Thnr, aber man
wußte genau, da seine (Geschäfte höchst
unbedeutend waren nud tau, ,,c,a,
te, n,n den vthdiirstige Unterhalt
der Familie tu bcitrcitcu.
Diese bestand an einer Tochter erst
Ehe, ÄianieitS jiäkhe, und seiner zweiten
ran, zvearitia, geooiene ,peuer. aii,c
Mutier war früh gestorben, nd Brink
,an, hatte ,,ch eilt z e,cr zweite
Ehe enlichloiien, nachdem da Unglück
schon über ihn hereingebrochen war
So machte es sich ganz von selbst, daß
er unter seinem frühere tan hei,
tatbete.
Martha Heller war, im Gegensatz zu
tgrer Borgangert, eine gcoorcne iain,
durgerin ; sie Kalte ein Gesindeeriic
thuugsbureau nud land ichv in reite
rein Lebensalter : weniger einer U?cr,
forgnng halber, als in doch noch unter
tue auve zu kommen, hatte ie ocn
herabgekominenen, aber noch ziemlich
stattliche Man gchcirathct. wen auch
einige gc chastliaie aiuaucme niii prc
chcii mochten. Biinkmann war nicht
vkne alle iverbindnnac und konnt
ihr bei der Fortführung de Geschäfte
Nutze bringen, aber in dieser Hossuung
ward sie gründlich getancht.
Wenn der Mann nicht schon ein
Trinker gewesen war, so ward er e in
de legte fahren icnies vcoen
mochte da viele Ursachen zusammen,
Irenen, die ihm cm zcitwciligcS crgei
fc seiner Lage zum Bedürfniß machic
Gram. Sorge, Reue, und wie die
Täinvncn des Seelenleben alle heißen
Und nun war das Ende gekommen
Jakob Briukmann lag ans dem fchina,
len Lcdcriopha in dcr.armiich ausgettat
tetcn Wolinitube : er hatte eine kur,
Abivefenlicit von Fran nnd Tochter bc
nnvt, in die That mit einem Uinfir.
uniicr anezusühren ; er haue sich z
diesem iiweck laug auf den ilkücke hin
gestreckt und die chlagadcr der rechten
Halöscitc geöffnet dann war ihm die
tinge ans ocr sjano gciaucn.
Ein Blait Papier, mit wenigen War,
ten de Abschied an Uiithe bekritzelt.
lag aus dem Tische nd hatte dein
untersnäienden Pvliziibeamten jede
jwcitcl venommcn, oag ein üsetvitmor
vernbt sei.
Man hotte den Todten mit einem
Bettlaken bedeckt. .Vorläufig, bi er
abgeholt wird,' sagte der Beamte,
Diese .Abholen" war die An,
übuua eine staatliche Rechte. Die
Selbstmörder kamen in das Kranke
han und wurde dort v de Aeritcn
z iii!iciijwaiiin)C!i iucucii iijui
manche wurde auch ach Kiel geschafs
,e am Bedurtui.
An die Stube, wo die Leiche lag, stic
ei kleinere .Zimmer, welche von den
Ebeleuten !m Schlafe benutzt wurde
Käthe Briiitmaii hatte ihre Lammcr
nach binten hiuau.
!Z diesem Zimmer saszcn die beiden
svrauc : Uatkt am Fenster und Mar,
tha auf ten, Rand ihres Bette : die
nach der Wohnstube sührende t.hii
stand halb offen und verdeckte den Blick
aus die Leime.
iiäihe Brinkinann mochte zwanzig
3hr: zählen, wenn ach in diesem
Augenblick der tiefe ENist ihrer Züge s
alter er,chcinen lieft. Sie konnte sü
hübsch, vielleicht in den Augen Mancher
für schon gelten. Aber e war ine
eigenthümliche herbe Schönheit.
Im Gegen, ag z den meiste,, Nord
lijndeiiniien zeigte ihre Gesichtfdildnng
feste, grvszartig geschwungene Linien.
die Ftibe der Haut war bräunlich und
va aar sa,i sairoaiz. tag seit ge,
rnotet lies , cacie unv vitocte
ein richtige Gegengewicht z den an,
geprägten Umrissen de Bordcrkopfc.
vartha Brinkman, gcbrrcne Heb
ler, halte ein vrcite, gemcinc, ver
schmivte Gesicht : sie pautc iu der änu
liche Umgebung, aber nicht z dem
ebenso ärmlich gekleideten Mädchen.
La lila sich nun 'mal nicht ein
der,,, iiüihe.' sagte sie mit einem mig'
glückten Versuch, ihre laute Stimme zu
dampsen. .3i'a hui it, oa it t,,.
und die Todten werden nicht wieder
lebendig,'
Rein." enlgegnete jtathe ruhig.
ohne die Augen vom Fenster abzuwen
den.
Und wenn man die Sache richtig
überlegt." fuhr Martha nach einer tlei
neu Pause fort, .so ist da Unglück ei
gentlich nicht so groß. Hiu natürlich,
ind. ich will ja nicht weiter damit ge.
sagt haben, denn Dein Vater bleibt er
immer, aber Tu ninßt doch selbst ziige
bcn "
Nun wandte Käthe Briukmann den
Kopf und strich sich eine gelöste Haar
strähne au der Stirn. Dtt brauchst
nicht fortzufahren, ich weiß, was Du
sagen willst. Nein, da Unglück hatte
i den letzten Jahren meine armen
Vater gebrochen, er war Dir eine Last
d ,ich selvil vicllcimt noch mehr, zch
will ja auch nicht darüber klage, daß
er nun seine Ruhe hat ; aber warum
ninßie e gerade so kommen?"
Weil es nicht anders ging, und weil.
Andere dasselbe thun,' enlgegnete die
Frau glcichgilttg. E ist schließlich
ganz vcrnuiitiig, nd wir tonnen nicht
willen, vl) wir es nicht 'mal cceito nia
chcii."
.Und daß er un nun gar nicht mehr
gehören soll," shr Käthe schaudernd
Oll. . .Cr OllMUUllT IUllC, lll Clllll
t linde würde die Leiche abgeholt wer
den. nd wir dürften bi dahin nicht
an der Lage verändern."
Martha tie mit der ,vßp,tze die
Thür zu. .Da ist noch da Beste,
Kind. Mir grault schon jetzt davor.
nnd wenn ich denke, daß er foult die
ganze Nacht da drüben liegen bliebe,
dann will ich es doch lieber so. Da
komme sie wohl schon "
Am der iicppe horte man poiternoe
Schritte, es wurde draußen ein schwerer
Gegenstand hingestellt, eine Faust klopsle
nbeholscit gegen die i.mx, und an
traten zwei Männer ein.
A,,e veioeit iyiauen waten in oas
Wohnzinimcr gegangen und sahen
och. wie der eine der i eummier oas
Lake von der Leiche zog.
.lio das iit er, Uliadain'," jagte er
zu Martha. Na, trotten ie sich nur,
au dem wird nicht viel verloren sein,
und wenn die DoktorS ihre Arbeit ge
macht haben, kriegt er doch och ein Bc
giäbniß. so gut. wie Jeder von nn.
Gehe Sie nur wieder da hinein, Frän
lein, er sieht nicht gut an, und das ist
kein Anblick ur o ,t tungcs. huvac
Mädchen. Vorwärts, Karl, nimm
Deine saulcn Knochen zusammen und
pack' an !"
ic saiitcn den coolen unicr oen
Armen nud an den Füßen, trugen ihn
auf die vor der Thür stehende Bahre,
deckten das schwarze Wachstuch darüber
und polierten die vier Treppen keuchend
hinunter.
Käthe stand mit gefalteten, schlaff
herabhängenden Hände mitten im
Zimmer und sah theilnahmlo zu, wie
ver -loötc t,,nauegeichcppl wuroe, uns
wie ihre Sucfmntter die Binkfpuren
vom Fußboden eniscrntc. da blutig?
Laken aufraffte, in die Küche trug uns
wieder hereinkam.
sie ,iaiio noch immer in vericwen
telliiiig und blickte durch das Fenster
in den trübe hereinorectcnoc Marz
abend, auf die schwarzen Dächer der
gegenüberliegenden Hän,er nd znlctzi
mit einer langsame Wendung de
Kopfe auf das leere Lederfopha.
Frau Martha Bnnkmann hatte sich
rasch in das junge Wiltweuthum ge
funden. Sie trocknete die frisch gewa,
scheuen Hände an der Schürze ab,
stemmte sie in die Seite u.id sagte :
iiiii, Käthe, das chlimmite wäre vor
bei. nd das Uebrige gibt sich. Aber e
ist nun doch anders geworden ; wie
dcnkjt Du darüber t"
!!ch wein e och nicht," enlgegnete
Käthe, den Kops schüttelnd. Nalür
lich, es muß ander werden, so gehl da
nicht länger. W-i meinst Du denn
dazu ?"
Sie hatte noch ein Wort auf den
Lippen, sie wollte .MuUer" sagen, aber
es wollte nicht heraus. ,e suhlte,
daß e ein Trost für sie wäre, wen sie
e gerade jetzt sage könnte, aber sie
konnte es nicht, ohne zu heucheln. Und
Heuchelei lag durchaus nicht in ihrer
geraden Ratur.
Ich ?" sagte Frau Briukmann leicht
hin, na, wa meine Perlon betritft
so hat da nicht viel auf sich. Kinder
sind nicht da ans der Ehe, das hätte
auch och gerade gefehlt, ich habe also
für keinen Menschen zu sorgen. Ich
nehme natürlich mein altes Geschäft
wieder aus, es wird i wohl gute Mcii
scheu geben, die einer armen Wittwe ein
Stück Brod zukommen lassen. Und
schlimmer al bisher kann' jedenfalls
nicht werden, 'teil dachte anch Haupt
sächlich an Dich, Käthe. Du stehst nun
ganz allein, und gelernt hast Du auch
nichts Ordentliches, obwohl e i de
letzten Jahren nöthig genug gewesen
wäre. Aber für Dich hatte er ja im
mer noch 'was vrig.
Das Mädchen hatte die herzlose
Worte regungslos angehört, jetzt machte
sie eine Bewegung, als ob sie sprechen
wollte.
.Freilich. fuhr die Wittwe fort,
.wenn Dn vernünftig sein ttolltc,t,
da wäre die Sache schnell erledigt.
Hübsch genug bist Du, und Bicrglüscr
kragen lernt man in suns Minuten.
Mit den Trinkgeldern gibt e einen
schönen Verdienst, und es ist ja anch
nicht Unanständige dabei. Ich könnte
Dir gleich eine Kellnerinitelle verschas,
fcn, und wenn Dn Dich dazu hältst,
kannst Dn binnen Jahresfrist in dem
feinsten Weinlokal ankommen. Wa
meinst Dn. Käthe, arme verwaiste Müd
chcn diilscn nicht zimperlich sein, und
die Jugend ist ein Kapital, da man
nicht aus Linien legen dars."
Du magst Recht haben," sagte Käthe
gelassen, aber damit ' nun einmal
nichts."
Marthi,Brikmanii wandte sich ach,
fclzuckend ao, und Käthe verließ ohne
ein weiteres Wort da Zimmer. Sie
ging in ihre nach dem ose gelegene
Kammer, schloß sich ein, und begann
sich anzuziehen. Jede ihrer Bewegn,
gen war bestimmt und ohne Hast, wie
ocr 7U!ü,uiB eines Testen, unabander,
lichtn Entschlüsse.
sie kleidete sich in ihre besten Sache,
legte ihr schwarzes, etwa ansgewachs,
es KonfiimaiionSkleid an, packle alle
Ucbrige in eine kleinen Koffer und
schloß ihn ab. Dann zog sie eine mit
lT'nililliilfltnpll NI In im? Inst
setzte den Hut auf und begab sich zurück
in oir zoiiniiubk.
Da Ganze hatte kaum eine halbe
Stunde gedauert, und iviartha Bnnk
mann Hielte erstaunt auf da Mädchen.
Nanu, Käthe, wa soll denn da be
deuten ? Wo willst Dn hi t"
.Fort," sagte sie kurz. Meinen
Koner ta,,e ich ipater abholen."
So? Na, Du bist alt genug, ich
kann Dich nicht hallen. Aber bi zum
ersten April hättest Du schon bleiben
könne, bi dahin hat Dein Vater die
Haiiömiethe bezahlt."
Wa soll' damit? Da sind ja
nur ein paar -tage."
Willst Dn nicht erst etwa efse?
Ich danke ; da wäre jedenfalls act
iiuvi .uujt, iu; ivm uit uia;i iuiig
scin.-
Sie hatten jahrelang neben einander
gelebt, aber sie gaben sich nicht einmal
die kiand. Da schwache Band twi
schen'Sl'esmutter und tieftr chter Was
durch einen Mefierschnitt zeit eit l.nd j
fteine von Beiden machte de t A.'isuch,
e wieder zu vcrkiiüpseit. '
Die T?nkclheit war schon hereinge
brochen. als Käthe ans bie Straße trat.
Sie ging kasiig nd imnr möglichst
im Schein der spärlichen Lmcrnen durch
die Fischcrsiraßc, den Silbcrsack und
auf die Rccperbahn. Dann bcsliez sie
die Pscidcbah, suhr über den Zeug'
hausmaiki an der englischen Kirche vor
bei und verließ bei der Michacliskirche
wieder den Wage.
Während sie noch unschlüssig dastanb
und nach der beleuchteten Uhr dcS hohen,
schlanken Thurmes hiuaufblickte, kam
ein junger Matrose ans der Eibstraße
ancr über den freien Platz, trat in den
Lichtschein der neben Jtätlje befindlichen
Laterne und stellte seine Taschenuhr.
Käthe Brinkmaun konnte sei scharf
beleuchtetes, vom blonden Vollbart um
rahmtcs Gesicht genau betrachten, und
als er sich min umwendend sagte: Na,
Mädel, wolle wir nicht ei bische zu
sammcii nach der Uhr sehen, dann geht'S
besser." ba tauchte eine Eiinnerung in
ihr ans, und sie entgcgnclc rasch :
Sind Sie e wirtlich, Herr Sturm?"
Der junge Man prallte förmlich zu
rück, winde feiicrroih nnd zog verlegen
seinen Wachstuchliut.
Wahrhaftig, Fräulein Brinkmann
eiitschnioigcn Sie den dummen
Spaß, aber ich habe Sie wirklich nicht
wieder erkannt ; e sind ja auch drei
Jahre her, und ich bi erst gestern nach
Hamburg zurückgekehrt mit bcr For
tuiia." Aber wie kommen Sie allein
hierher aus der Deichstraße?"
Wir wohnen nicht iebr dort." sagte
Käthe leise, wir sind von der Fischer
straße verzogen."
Aus t. Pauli?" frug er raich und
verwundert.
Ja. Vater mußte da Sau versau
seit, und ii uu "
Zum ersten Male an diesem Nach
mittagc schwankte ihre stimme, und sie
tastete, wie eine stütze suchend, nach
dein Latcruenpsahl.
Wie geht c denn Ihrem vernt Ba
tcr, Fräulein Brinkmann?" forschte der
ccman theilnehmcud. Ich wollte
ihn schon heute ansiuche er war ja
immer so freundlich gegen mich, aber
dci Land nach der lange Reise na,
ie wissen ja. wie das geht."
Die beiden Hingen Leute waren lang
sam an der Kirche entlang gegangen,
über ihnen schlug die Uhr Sechs, nd
dann begann das Glockenfsicl die Me
lodie: Nun danket Alle Gott.
Mein Vater ist todt." sagte Käthe
Brinkinann.
Todt? Nicht möglich, Fräulein
Käthe !"
Ja. da mögen Sie, wohl sagen."
fuhr Käthe mit einem Anfing von Bit
terkeit fort. .Der arme Vater wie
hat er sich geplagt, um in der große
Stadt nnd bei bcr Konkurrenz obenauf
zu bleiben. Und cS war ja auch Alle
gut, bis vor brei Jahren. Da kam die
Geschichte mit beut Prozeß bavo
wisien sie natürlich nichts t"
Nein, iyraulein Käthe. tit 1. XJk
tobcr veiflosteneit Jahres sind eS drei
'X-une geweicn, dan ich nuterwea bi.
Was für ein Prozeß ?"
tscnan weig ich auch nicht, wie die
Sache eigentlich zusanimcnhiiig. E
handelte sich m irgend einen Schaden-
eriatz, den die Firma tecnhiiicn bcan
spruchte. e haben a sur den cna
tor Slcenhnscii gcsahre, Herr Stnrm.
Mein armer Batcr muß wohl irgend
wie Unglück gehabt haben, denn er ver
tor den Prozeß und mußte viel Geld
bezahle. Da ist wohl nicht ander
in der Handelswelt, bei Geldsachen hö
ren alle Rücksichten auf, selbst meint
mau so reich ist, wie enator Stecn
hnsen. Ich nehme e ihm auch nicht
übel, er hat ja das Recht gehabt. Aber
von der Zeit fing das Unglück an. Va
tcr hat sich von dem Schlage nie wieder
erholt und aber das kann Sie ja
nicht ikitcresstreti, Herr Sturm."
Sie waren langsam im Gespräch im
mer weiter gegangen und bogen in den
Herrcngraben ein. '
.Und Sie stehen nn ganz allein?"
nah, Sturm die Unterhaltung wieder
auf.
.Wa man so allein nennt. Bater
hat sich ja wieder vcrheirathet, aber ie
wissen ja. Herr Sturm, wie das geht,
wenn die Kinder schon erwachse sind.
E schlägt wcuigsteu nicht immer zum
Besten an. Ich muß nun eben zu
sehen, wie ich mein Fortkommen sind,
so oder so."
.Unter fremden Leuten !"
Was bleibt mir denn andre übrig ?
Vermögen besitze ich nicht. Ansprüche
dars ich nickt machen. E ist wohl ein
große Glück, wettn ich in irgend einer
besseren Familie Stellung finde als
Stütze oder dergleichen. Aber ich rede
immer von mir und habe noch nicht ge
fragt, wie es Ihnen geht."
Mir. Fräulein Käthe? Na, wie
soll eS einem jungen Kerl anders al
gut gehen ? Tanie für gütige Nach
srcige. Ich habe mich Über drei Jahre
mit der .Fortuna" herumgetrieben, ein
hübsche Stück Ged verdient und wohl
auch was gelernt. Zunächst bleibe ich
in Hamburg und gehe auf die Naviga
tioiiöschulc. Hofsenllich langt'S zum
Examen für die große Fahrt. Stop
hier wollen Sie wohl vor Anker
gehe. Fräulein?"
Sie standen vor der breiten Thor
fahrt eine Hanse ant Ende de Her
rcngrabcn, ganz nahe am Binnen
Hasen. Vom Wasser her strich ein sri
scher Wind herüber, und man hörte den
Gesang von Matrosen.
Ich danke Ihnen für Ihre Beglei
tuiig und für Ji,re Theilnahme,"
sagte Käthe. E thut wohl, wenn
man ein bekannte Gesicht an der glück
lichen Vergangenheit sieht. Ich gehe
zu meiner Freundin Marie Krüger, die
hier im Hose wohnt. Vielleicht bleibe
ich da einige Tage. Mit der Fischer
straße ist eS vorbei. Denken sie nicht
gering von mir. Herr stürm, weil ich
so offen war, aber es überkam mich das
Bedürsniß der Mittheilung g'rad
heute. Leben Sie wohl !"
Vielleicht war es da vom Winde be
wcgte Ltcht der Straßenlaternen, wa
ihre, ruhigen Gesicht einen chiminer
von Leben verlieh. Der nnge Matrose
hielt die dargebotene kleine Hand einen
Augenblick fest nnd stotterte: Nicht
wahr. Fräulein Käthe, ie sind mir
nichl böse, baß ich Sie bei der Michae
liskirche so keck ansprach? Wir jungen
Leute sind manchmal ein bischen über
müthig. aber glauben Sie mir, schlecht
bin ich nicht geworden,"
ES war ja nichts Schlimmes." sagte
Käthe ruhig. Dann trat sie in den
Thorweg und fügte von dort aus hastig
hinzu: .Wenn Sie etwas hören soll
ten, Herr türm, ich meine in Bezug
auf meinen Vater, so seien Sie nicht
hart gegen den Todten."
Marie Krüger, oder Miete, wie sie
gewohnlich genau! wurde, arbeitete für
ein DaniciikoiifektioiiSgcschäft. Sie
nähte Negeuiiiänict und verdiente da
mit gerade genug, um nicht zu vcrhnu
gern. Aber auch keine 'Mark darüber.
Sie war erst in den letzte Jahren mit
Käthe bekannt geworden, die gleiche
ärmliche Lage hatte bie beiden Mädchen
jusanmiengcsührt und sie einen gewissen
Trost aneinander finden lassen.
Freilich bedürfte Miete desselben weit
weniger, als Käthe. Ledcuejührung uns)
Temperament halsen ihr über da
Schlimmste hinweg. Eigentlich leicht
sinnig war sie dabei doch nicht. Sie
inochie wohl ei .Verhältniß" haben,
wie die meisten Mädchen ihre tan
1 , einen Schau, von dem sie sich
oniitag ii;,ercn sllhren. in da
Theater beglekcn nd in einem Rcstau,
rank trakiirenjich. aber da blieb Alles
in anständig! j Grenzen, man konnte
ihr nicht Schlechtes nachsagen.
Miete roatf jung nnd nicht häßlich.
Die blühendef schier unverwüstliche Lc
dknSkraft tkischte über kleine Unregct,
Mäßigkeiten ihrer Züge angenehm hin
weg, und manche angekränkelte Dame
an dein Alstcroiertcl bcueidete sie um
die frische Wange nd die prachkoollc
Zähne. Da Gcschafl, in welchem sie
arbeitete, lag am chaarmarkt, al,o tu
unmittelbarer Nähe dc Herrengrabcn.
So war sie einige Minuten ach sechs
Uhr in ihrem ach dem Hose gelegenen
Slübchcn angelangt, halle Muss und
Regenmantel abgelegt und kniete vor
dem kleine Kanoiienosc, in welchem
die Haiiswirihi bereits ei luftige
Loalsfeiier angefacht hatte.
Da klopfte es ,a,i die Thür, und
Käthe trat ei. Miete erkannte sie so
fort in dem rölhlicheii Feuerschein,
sprang rasch auf nd umarmte stürmisch
ihren Gosl.
Sie hegte eine unbegrenzte Bewnn
derung für ihre hübsche und kluge
Freundin, und drückte das bei jeder Ge
legciiheil in ihrer naiven Weife am.
Wenn ich ein Man wäre, dann fräße
Ich Dich auf," fagic sie zuweilen.
Jetzt zündete sie geschäftig die Lampe
an nud half Käthe Hut ild Jacke ab,
legen. Dabei stand der Mund nicht
still.
.Da ist zu nett von Dir. Käthe,
daß Du 'mal kommst. Ich dachte schon.
Du hättest einen Prinzen gefreit, oder
so was. Aber, Mädchen, Du siehst
auch wirklich wie eine Prinzessin ans
und sogar Dein schwarzes Kaschmir
kleid hast Du angezogen I Ist denn
heute etwas Besonderes bei Euch lo
gewesen ?"
Käthe Brinkmaun ließ den Strom
der Worte und Liebkosungen nbeweg
lich über sich hinfluthcn. Sie setzte sich
aus das mit Inte überzogene kleine
Sopha, strich sich mit den flachen Hän
den die dunkle Haare glatt, schraubte
die blakende Lampe ein wenig niedriger
und sagte tonlos : Ja. Miete, es ist
etwas Besonderes bei uns pafsirt, da
ist ganz richtig. Mein Vater hat sich
vor ein paar Stunden den Ha! abgc
schnitten."
Es klang entsetzlich au diesem lieb
liche, seingesoruilc Mädchcnniiinde
nd mit dieser nnnalttrliche Ruhe.
Die gebildete Näherin siihlte, daß
nur eilt, sein und zart angelegte Seele
durch va Unglück so bis zur Lähmung
erschüttert werden könne, und sie hatte
weiter die unklare Vorstellung, IS dürfe
sie nicht in lheiinehiuende Klage aus
breche und nicht unpassende Fragen
stellen. Sie war ja auch selbst viel z
erschrocken über das plötzliche erfchüt
tcrnde Ereiguiß ; sie setzte sich aus de
Rand ihre Bette, faltete die Hände
t den Schoß nd sagte leise : Da
ist ja fürchterlich, Käthe I"
Die Thräne liefen dem guten, weich
herzigen Ding auch gleich über die Ba
cken. und Käthe Brinkmaun sah cS.
Sie selbst konnte nicht weinen, sie hätte
sreudig ein Jahr ihres Lebens dasür
hingegeben, aber die Auge waren so
heiß und trocken, nd sie sühlie nr
merkwürdig verständige Gebaute durch
ihre Kops gelien ; aber die iiiige
schminkte .heiluahine der Freundin
rührte sie doch.
Dn bist ei gutes Mädchen. Miete,"
sagte sie. ich danke Dir. Und nun
wollen wir nicht mehr davon sprechen.
Wiedersehen werde ich ihn doch nicht
mehr ich meine, so wie er war. Sie
haben ihn gleich hernach abgeholt, Du
weißt ja schon, wohin. Ich bin anch
nicht hergekommen, in es Dir zu er
zählen, Miete, D hättest es ja so wie
so gehört, in den Zeitungen oder an
derswo. Ich möchte mit Dir bereden,
was an mir selbst werden soll, und
Dich auf einige Tage um Ausnahme
bitte, wen es angeht."
Miete Krüger stand vom Bettrande
aus nd trat an ein kleines Wand
schränkchen. Sie hatte ihre Thränen
getrocknet und schnüffelte nur noch ei
bischen ; Geschehenes war ja auch nicht
zu ändern, und sie bewunderte Käthe'S
praktischen Sinn. Sie war froh, wie
der etwas an ihrer Freundin bewundern
zu könne, und überdies gingen ihr
bereits allerlei Pläne durch den ge
schäfiigcn Kops, von denen einer immer
schöner war, als der andere.
Freilich vergaß sie als echte Hambur
ger Kind keineswegs die ersten Bedin
gungcn ruhiger Uebcrlegung.
Du mußt 'was esse, Käthe," sagte
sie. das ist vorderhand die Hauptsache.
Arme Ding, Dn bist ja ganz weiß um
die Nase, aber ich will gleich Thee an
setzen, dabei können wir miteinander
sprechen. Natürlich bleibst Du bei mir,
ba ist ganz selbstverständlich, ich lege
mich ans da Sopha, oder wenn Du
magst, können wir auch zusainmenschla
fc, mein Bett ist breit genug. Das
wird hübsch werden, Käthe, ich freue
mich schon ganz riesig daraus. Da ist
die Butter nd das Biod. genire Dich
nur nicht und schneide Dich nicht mit
den, alte Messer, es rutscht so leicht ab."
Käthe Brinkmann hatte nicht an da
Abendcfscn gedacht und sie glaubte sei
neu Bissen hinunterbringen zu können.
Aber es ging doch, die Jugend forderte
ihr Recht, und Miete Krüger's Art
war auch nicht zum Trübsinn angelegt.
Sie saß ihrer Freundin gegenüber,
kaute sccletivergnügt mit beiden Backen
und nöthigte immer ans' Neue, zuzn
langen. Dann, als der Hunger ge
stillt war, wurde sie ernster, faltete die
Hände um da Knie nd zog die Stirn
in nachdenkliche galten.
Also, was nun werden soll. Käthe.
Mit Deiner Stiefmutter wirst D
natürlich nicht zusammenleben wollen,
wie?"
.Sie hat mir die Thür gewiesen,
Miete. Nicht gerade mit dürren Wor
ten, aber doch deutlich genug. Sie
meinte, ich stünde nun ganz allein, nd
sie legte auf das ganz einen so bcsoude
ren Ton. daß auch eine Dümmere die
Absicht verstanden hätte. Es hätte ja
auch so wie so nicht gut gethan, nnd ich
will mir jetzt Arbeit suchen und lieber
allein leben."
Miete hatte still zugehört und indessen
mit ihren braune Zöpscn gespielt.
Denke Dir das Arbeiten u. nicht so
leicht." sagte sie dann leise. Ich meine
natürlich, was man bei uns arbeite
nennt, und was Du überhaupt erst ler
nen müßtest. Ich sitze täglich zehn b,S
zwöls stunden in einem hatbdunklcn
Raum äber meine Maschine gebückt,
und wenn wenn es gut geht, habe ich
acht Mark in der Woche verdient. Und
da bin ich noch froh, wenn ich überhaupt
'was zu thun habe. Freilich, meine
Arbeit ist wohl mit am schlechtesten bc
zahlt, aber viel besser wird es bei aude
reit auch nicht sein. Hungern meinst
Du. citlie ? Es ist Euch in den letzten
Jahre ja nicht gut gegangen, aber da
hast Dn doch nicht uöttiig gehabt, und
tu kannst e auch nicht, ebenso wenig
wie unsere Arbeit. Ich aber weiß, was
hungern heißt. Ja, Käthe, ich habe in
meinem Leben gehungert, jo sehr, daß
ich manchmal weinte. Aber Dn !
Na, bevor cS zum Hungern kommt,
wirst Du schon eine gute Stelle kriegen,
Und wenn Du mich "
Miete Krüger hatte zuletzt sehr eifrig
gesprochen, iiiin brach sie plötzlich ab.
je sah an der kleinen Lampe vorbei
ans ihre Freundin, und e fiel ihr plög
lich ein, daß solche Rede keineswegs z
ihrer Ermulhignng dienen konnten. Sie
stand auf, ging um den Tisch herum
und seizte sich neben HHlht auf da
nc.
TmT
SophA . i. mußt Dir da niMl o
zu He'Ari 'ivnmen." sagte sie gutmüthig,
es iV ia Alle nur dumme Zeug.
Siehst Dn, hier sitze ich gesund und
munier neben Dir, und verhungert bin
ich och lange nicht. Gott bewahre I
Nur da mit dem Arbeiten mußt Du
Dir ou dem Sinn schlagen, so mit dem
Arbeiten, wie ich e meine. Da inns;
man von Klein ans gewolint sein, sonst
hält man' nicht an. Du hast ja
derc gelernt Käthe. Französisch und
was weiß ich Alles. Dn, mußt in ein
feines Hans, als Gescllschastsdame oder
als Stutze. Morgen sehen wir den
.Anzeiger" durch, s w.rd sich schon
'was finden.
Käthe Brinkmann schüttelte den Kopf.
.Daran höbe ich ja anch gedacht. Miete,
aber wer wird die Tochter eine
Selbstmörder ausnchiuen? In dc
vornehme Familien Hamburgs denkt
iian so strenge über solche Dinge, nnd
vielleicht fluchte die Leute gar. daß e
sich forterbt. Ich glaube selbst, daß
mein Batcr nicht ganz gesund gewesen
ist, svkst hätte er mir da Herzeleid
wohl nicht angethan."
Die Lampe brannte schlecht, und e
war i der kleine Stube stille gewor
den. Die beiden Mädchen hingen ihre
Gedanke ach d horchten von Zeit
zu Zeit unwillkürlich ans, wenn das
entfernte duinpse Rollen ans den Stra
ßen für einen Augenblick verstummte.
Plötzlich begann Miete mit eine,
verlegenen Lächeln : Sag' 'mal, Käthe
aber Du darfst es ur nicht übel
nehmen hast Du denn eigentlich tel
neu Schatz?"
Wie kommst Dn darauf?" frug
Käthe zerstreut.
Es fiel mir nr gerade so ei. Man
kommt a bei dem Länn und der Arbeit
gar ich! recht zum Nachdenke, nd
des Nacht schiäst man, aber wenn cS
'mal auf so 'n Aiigeiiblick stille wird,
weißt D, so wie jetzt zum Beispiel,
dann kommen die Gedanken. Ein recht
giitcr. treuer Schatz, der cS wirklich ehr
lich nd ansrichtig meint, der wäre jetzt
sur Dich der allerbeste iroit. 4)te
Männer habe doch 'mal da Ober
wasscr und wisse besser Rath."
.Nein, Miete." enlgegnete Käthe
wider Willen lächelnd, einen Schatz
habe ich nicht. Wen, einer käme, wie
Du ihn schilderst, ud wollte mich hei
rathe, ich nähme ihn aus der Stelle,
da sage ich ganz offen. Wa hilft
de alles chivatzen von Liebe? Brav
sein, da ist die Hanpisache. Hast Du
denn eine Schatz, Miete?"
Da Mädchen lachte. Natürlich l
Willst Du sei Bild sehe ?
Sie stand auf und kramte in ihrer
Kommode und brachte endlich eine Pho
tographie zum Vorschein. Käthe nahm
sie in die Hand, warf einen schnellen
Blick daraus ud stutzte.
Miete. Miete." sagte sie ernst, der
sieht sehr fein und vornehm ans."
Er wohnt auch in Uhlcnhorst," enl
gegucte die Freundin. Na, Käthe,
Dn brauchst nicht so furchtbar ernst
auszusehen. Hübsch ist er a, da muß
n)ahi,'cin, und gern hat er mich auch.
Und denke Dir, sei Vater hat ja wohl
eine Million oder so her,."
Käihe Brinkmaun schüttelte den Kopf.
Wie ist den sein Name?"
Alsred Sangncssa. Wen ich 'wa
von ihm-will, dann nenn' ich ihn Fred,
da kann er nicht widerstehen. Ein son
dcrbarcr Name. Sanguessa, nicht
wahr? ES klingt so ausländisch; ich
glaube auch, daß er mit seinem Vaicr
herübergezogen ist aS Afrika ober Ame
rika, ich weiß es nicht genau, aber er
sprach 'mal gelegentlich von Brasilien,
und da muß irgendwo liegen, wo es
Neger gibt."
ES liegt in Südamerika." sagte
Käthe lächelnd, aber Neger wohnen
dort nicht, höchsten klaoen."
Mir kann e auch recht sein ; Skla
ven gibt'S überall, auch bei uns. Aber
Du bist müde, Käthe, gelt?" ,
Müde eigentlich nicht, aber sehr ab
gespannt. Laß mich ur auf dem So
pha schlafen, Miete, ich will Dir keine
Unbequemlichkeit verursachen."
Nein," sagte Miete entschieden, wir
haben Beide im Bette Platz."
Die Mädchen entkleideten sich und
löschten die Lampe an. Der Mond
war aufgegangen nnd schien in da
Zimmer; Miete hing ein Tuch vor da
Fenster, aber bevor sie es that, drehte
sie sich noch einmal ach ihrer Freundin
um, die schon im Bette lag.
.Wa Du für prächtige Haare hast."
sagte sie, und Du siehst ganz aus wie
eine Prinzessin."
Käthe hatte de Kops ans die Seite
gelegt. Sie machte einen Versuch, ein
zuschlafen, aber es wollte ihr nicht ge
lingcn. Die Ereignisse dc Tages gin
gen im tollen Wirbel an ihrem Geiste
vorüber, bald war'S das tobte Gesicht
ihre VaterS, dann wieder ein anderer
jugendlicher Mäntterkopf, der vor ihren
Augen erschien ; brohend stiegen allerlei
Besürchtungen für ihre Zukunft in ihr
a"s, nnd erst noch Stunden sank sie i
den fieberhafte Schlaf der Erschöp,
fnng. ,
2. Kapitel.
Litueim ?trm ging, nachdem er
Käthe verlassen hatte, -,g,am den
Stubbcukuk hinunter, bog in den
Baumwall ein uub gelangte so an ten
Binncnhasen. Er war recht nachdenk,
lich geworden, und gab dieser Stim
mung durch häusiges Ausspucken krusti
ge Nachdruck.
Das Da Biinkmann' in bcr
Deichfirasze war ihm, so lange er zr
ee siiyr iiiio Das wurden nun zwölf
ai,,c eine Peimsiatte gewesen
welche er nach jeder längeren oder für,
zercn Fahrt in den kurzen Ruhepausen
aussuchte, und wo er stet freundliche
ufiiaiime gefiinocn alle.
Wie da eigentlich gekommen war,
wußte er selbst nicht genau, die Verbin
dung zwischen ber Firma Stecnhuscn
und dem chisssmakler Brinkmann
aite wohl den ersten Anlaß dazu gege,
den. Sturm war, so lange sein See,
leben zurückreichte, stet im Dienste dc
Konsul gewcsc, ba heißt, er hatte
theils aus dessen eigenen Schissen, theil
auf solchen gefahren, die von Siecuim.
scii befracht wurde, und der Konsul
hatte dcu anstelligen Burschen vielfach
benutzt, tu kleine Aufträge zwischen
ihntuud feinem Makler zu vermitteln.
Lo war er zuerst mit Brinkmann d
bau auch mit dessen Tochter bekannt
geworden.
Damals war Käthe noch ein Kind
zewcfcn. als er aber vor drei Jahren
leine erste größere reife antrat, halte
sich aus dem Kinde eine Jungsra ent
wickelt, ein gebildetes Mädchen dessen
Aussichten zwar nickt glänzend, aber
doch nach Hamburger Verhältnisse
bürgerlich behäbig waren.
Man schätzie Brinkmaun immerhin
ins hundert, bis hundcrtsiüifzigtansend
Mark Vermögen, und Käthe war da
einzige Kind; e konnte nicht schle.
daß i den nächsten Jahren annehmbare
reicr herantraten. Wiliiclm Stnrm
hatte Käthe gern, ober weiter waren
seine Gedanken nicht gegangen ; zunächst
musitt er etwa weide, da kamen die
langen Jahre der Abwesenheit dazwi
schen, nud kurzum der junge Matrose
war damals abgcsahren, wie Einer, der
ba große Loo wohl gewinnen möchte,
ober bcn Einsatz scheut, weil er doch
nicht a bei, Gewinn glaubt.
Und mm?"
Wilhelm spuckte noch einmal an,
steckte beide Hände in die Taschen nd
logte : GoMam!" Ein bischen Flu
chen war nun 'mal seine Gewohnheit
, ,iu,ai iiang e ja auch nicht
'iuuiu i uurinens innt tr nur
i
wenn er kick ich! zu 'helfen wnszl
Da mit der Käthe war doch ein ver-
wickle Ding !
itvag er zunaenu an,u',r ivvivi,
war ihm viel deutlicher. .Die .Fdr :
tnua," da gute Schiff, auf dem er drei
Jahre gefahren hatt; lag sicher im
Niedcihasen zum Löschen; er selbst
war abgemustert und konnte thun nd
lancit, was ihm beliebte, er mußte boch
sehe, ob bas alte lustige Hamburg sich
seit de letzte Iahte nicht verä.
dot hatte.
Am Biiineiihafe entlang, btS weit
hinaus ach bem Dvoenfleih. trug die
einzeilige Straße ein eigenthümlich
ehaiakteristijchcs Gepräge. Die zumeist
anen und schmalen Häuser waren in
i'ireni Erdgeschosse mit Kaufläden be
s.tzt. deren Inhalt sich lediglich auf
Seefahrt nn Matrosenlebeii bezog.
Da sah man Hanswaarcit aller Art,
Scgcllcinwano. Thccisäsfcr und Anker
ketten ; Sccmanuckisteii und Matrosen
anzüge wechselten ab mit Kantabakstan
gen, Knastcrrollc ud Stuiiiinclpeisen,
und über allen Hcrrlichkciicn schwebte
jene eigenthümliche Parfüm, das sich
nicht beschreiben, sondern nur riechen
läßt.
Ein gut Theil diese Duste kam an
dc Kellern, deren cde HanS min
besten eine befaß. E waren nicht
die gewöhnlichen Schnapskcllcr. wie
man sie im Innern der Stadt z Hun
derten trifft, sie waren besser nd schlim
mer, je nachdem, jedenfalls aber origi
neller. Besser hiiisichilich der verab
rcichien Getränke und der dort sast aS
schließlich verkehrende Sccinannsge
sellschast. schlimmer, wenn zu gewissen
Zeiten Streitigkeiten aiisbrachcn nd
dann da Messer eine gcsährliche Rolle
Übernahm.
Aber daS kam verhältnißmäßig selten
vor. Die Wirthe waren zumeist Inva
lide Seeleute, iu dc bessere Kellern
sogar frühere Schissslapitäne ; sie ver
stände mit den Thccrjackc umzugehen
und zur Noth eine Utzcn Schlingel
die Treppe diiianfznwcrfc ; im Ucbri-
gcn war die Hafcnpolizci vorzüglich ein-
gerichtet, und es war ei ,iiiisa,weigcn
des Ucbcrciukommcii. daß die Schiff
besatzung verschiedener Nationalität auch
an verschiedenen Orten verkehrte.
Einen dieser Keller betrat Wilhelm
nach kurzer Umschau. Man bekam dort
anerkannt den sciustcn Jamaikarüm,
und der Grog dc allen Steffen zeich
nete sich stet durch eine besondere
, Steifheit" aus. Eingeweihte wußte
außerdem allerlei Geheimnisse von un
verzolltem, aber desto besserem Port
wein zu belichten, doch da ging nur die
Kapitäne etwas an.
Der enge Raum de Kcllcr war
kajülcnartig eingerichtet ; vom Deck
balken hing eine Schisfelampe, an der
Wand eine Schiffoi.hr; die wenigen
Lithographien, welche da Holzgetäfcl
schmückten, zeigten Schisse und berühmte
Seefahrer.
Hinter dem an der Diele befestigten
Tisch saß ein einzelner Gast, ei Neger.
Da war a sich nicht Anssällige,
den wo die Bewohner oller Länder zu
sammeiikamen, fehlte natürlich auch
die Kinder Afrika'S nicht, im Gegen
theil waren sie ziemlich häufig vertreten.
Wilhelm beachtete auch de Sckwar
zen zunächst gor nicht, sondern setzte sich
In die eiitscriitcrc Ecke ; man war in
Hamburg zwar liberal, aber ein Ab
stand zwischen schwarz nnd weiß blieb
doch immer übrig. Da klopsie Jener
mit seinem Glas auf dc Tisch nnd dc
stellte in ziemlich fließendem Deutsch
neue Getränk.
Der junge Seemann fuhr bei dem
Klang dct Stimme mit dem Kops her
um und erhob sich. Holla. Jim." rief
er, .hast Du hier auch Alcrgrd ge
funden? Ich dachte. Du stecktest schon
irgendwo I einer herrschasilichen Liv
ree, den so 'neu schönen schwarze
Kerl lassen sich die Hamburger Senato
ren nicht entgehen."
Der Neger schien im Gegensatz zu
seinen Landslcutc die Anspielung auf
seine Gesichtsfarbe nicht übel zu eh
nie, er bleckte die Zähne und grinste.
.Ich dachte, Master Will'm, SU woll
ten mich ans dem Lande nicht kennen,"
sagte er halblaut, und ich mochte ie
ich! zuerst anreden. Aber desto besser.
Verdammt guter Grog hier! Mit einer
tellung hat es übrigens noch Zeit,
erst muß die Heuer d'ranfgeh'n, das
uiuui.ic iiuuci )iai vann von ,cii)i.
Die beide Männer waren unter selt
samen Umstanden miteinander bekannt
geworden ; das war am Vasen von
Rio de Janeiro gewesen. Die For,
tnna" lag damals segelfertig und harrte
ans günstigen Wind, der Kapitän er
wartete den Eintritt desselben mit Be
iimmtiieit sur den nachitcn Moracn.
Wilhelm hatte die zweite Wache und
vctrachtere anfmcrtsaiii einen linglän,
der. der in einiger Entfernung eben,
saus fegctfertig lag ; die Nacht war
fülle und sternhell, fc daß man weithin
oas rntiige Meer uberblickcit konnte.
Da trieb langsam ein dunkler Ge
genstand auf das Schiff zu. Wilhelm
glaubte ansang ein Stück Hol; zu
sehen, bald aber überzeugte er sich, baß
es ein Mensch, und zwar ein Neger sein
muc, oer sast geräuschlos tjeran
schwamm. Zugleich ober bemerkte er auch iu sei
nein Entsetzen In einiger Entfernung die
Flossen eines Haifisches, und auch der
unglückliche chwinirner mußte die Nähe
seine entsetzlichen Feindes ahne, denn
er machte plötzlich die äuszerstett Anstren
gungcn und rief in offenbarer Tode,
angst : Hol' ans k Unt GotteSwillen,
gi ans i-
E blieb nicht viel Reit jnm lieber!.
gen ; Wilhelm ergriff ben ersten besten
Gegenstand, der ihm unter die Häude
gerieui es war ein Vch,,fSeimer
und schleuderte denselben nach der Rich,
tg, wo das Ungelhttm sich zeigte; da
out wuroen einige ekunden aetvon
neu, und diese benutzte der gewandte
aiwarze. tn an e:er ihm zngewor
srnrn reine an oro ni nettem,
ES war mit Jini, wie er sich nannte.
natürlich die alt Geschichte. Jiin war
:uea,ro,e aus oem ungtaiidcr. hatte sich
oeirnnrcn, vom scapttaii Prügel vetom,
wen d war descrtirt. Die vombiir,
ger ahmen ihn selbstverständlich mit
I Freuden ans, erstens, um dem Englän
, der einen Possen zu spielen, dann auch,
weil man eine Hand mehr an Deck brau-
! chen konnte. Er wnrde vorerst im
SchissSrannt verstaut, bcn mit der
, Hafcnpolizci war nicht zu spaßen, und
als gegen Morgen der Wind auskam,
ging die Fortuna" in See.
1 Jini envic sich al nraifMr Kr
schien zwar keine lange seemännische
Laufbahn hinter sich zu habe, erzählte
auch gelegentlich, daß er mehrere Jahre
in einem deutschen Hanse Diener gewe
sen sei und eine ähnliche Stelle in Ham
burg suchen wolle, im Ucbriqen vcrrich.
jete er seine Arbeiten pünktlich und ging
fast Alle ans dem Wege. Nur gegen
Wilhelm bewies tr ein gewisse Gcsühl
ber Dankbarkeit, und dieser ahn, ihn
auch i Schutz, wenn die übrigen Mo
trafen behaupteten, baß der Neger
heimtückisch und rachsüchtig sei.
In Hamburg war Jim zugleich mit
Wilhelm anegemusierl worden und
hatte sich von seinem Lebensretter ge
trennt ; nun saßen sie wieder in Slef
fen'S Keller beisammen und stieße mit
einander an.
.Verdammt guter Grog." sagte Jim
Nochmals und leckte sich bie wulstige
Lippe, .ist überhaupt ein nette Leben
hier in Hamburg ; bcr Teusel soll ba
Salzwaiscr holcn I"
Wilhelm lachte. Na. Jim. Ich will
Dir da nicht gerade iit-cl eh inen ; im
Salzwasser schwimmt allerlei Viehzeug
herum, aber mau braucht ja nicht hin
riniiigehen."
Der Neg,
" !
ciiisclbcii jr jf
immer wie
Gcsic!,t b" j
KASr
ccicr nickte veiinn oi,
Scbnllern. Sie weinen die toarlii
mit dem Hat. Master Will'm ; ist Alle 0-.
recht, aber die gibt'S ans deut Landes
auch, nd vielleicht nnrh schlimmere : 5.1
ish fnniitf nn Siri,!,i,-l tp htinnti friilh I
len Goddcu !"
,LS damit, alte Haut !"
Sturm nolmi seinen Tabaksbeutel
heran und begann sich eine kurze Thon
picifc zu fivpicii ; wen n dcr Andere ein
Garn spinnen" woiiic. dann durfte der
Stuunncl nicht schien.
Aber Jim schwieg. Er hatte die
Anne ans den Tisch gelegt und fianie
liuster in sein Glas ; dcr linke Aenncl
seiner Jacke war etwa zuiückgeiircist,
und au Handgelenk zeigte sich eine tiefe
ringsum lausende Naidc.
AI türm teilte Pscise onzündcle.
fgh er die Narbe und frug : Wa ist
denn das, Jim?"
Die Zahne eine solche Haifische,
Master Will'm ; es hängt um der Ge
schichte zusammen ; ich will sie Ihnen
später 'mal erzählen, heute nicht. Der
Grog könnie mir schlecht schmecke,". - -
Ma hotte einige Augenblicke nur
da Schnarren dcr Pfeife, da,, i frug
tun : -Jöcilt Du bei einem Schlot-
bau Logis genoni'uc, Juu?" I
.Nein, weitet briiin:, ant Ende von
Ebraergang."
Wilhelm schüttelte den Kopf. .Dos
ist eine schiimnie tVcgciic, mitten ,"
alten Gängcviertel. Seitdem dikWc?
itrane mitten hindurch gclcgt worden
ist. mag'S ,a besser geworden fein, aber
trotzdem, wen man dahiueingeht. In;t
man am besten die Uhr dabei,. Wa
hast Du den da zu suche ?"
Nicht," entgegnen der Neger ruhig;
die Schlafstelle war billig."
- Da Gespräch Wilhelm' mit dem
Neger wnrde durch den Eintritt eine
neuen Gaste nnlerbrochen. E war
eine seltsame Erscheinung, die man ge
rade in diesem Lokal am wenigste
gesucht hätte, denn Alle deutele darauf
hi. daß der Mann wohl niemals eine
Schisfsplauke unter den Füße gehabt
hotte. Er war etwa fünfzig Jahre olt.
unter Mittelgroße und etwa erwach
sen. Ein struppiger fuchsiger Schnurr
bort hing über die schmalen, fest zu
somuicngcprcßtcn Lippen nieder und
verdeckt sie fast volluäudig ; die lau
ernde entzündeten Augen waren mit
einer Stahlbrille bcwasnict und
ziemlich höh, iiiiclligciiie Stirn In
weit nach hinten von Haaren entblößt.
Seine langen, hageren Hände trugen
die Spuren von Tinte, und an der
Tasche dc abgetragenen Uebcrzichcrl
ragte ein znsaminciigekuickics Schrift
stück hervor.
Er hing feinen röchlich. schillernden
Ehiinderhnt an dcii Ständer, zog den
Kops zwischen die chnllcin nud ging,
die Hände langsam reibend, -uti-ttii'
Oscn, um sich zu wärmen.
Stcssc kam sofort hinter dem Ver
schlage hervor nnd frug l, stich : Glo
Grog gefällig, Herr Doktor?"
Es gibt in Hamburg viele Personen,
bie sich diese Titels erficucn. ober ans
diesen Mann paßte er doch ziemlich
schlecht. Das ficl selbst Wilhelm Stur
ans. und er dreht erstaunt den Kovf.
um die wuudcrliche Persönlichkeit aber
III ,iiIvrts(.trit A1 !:n1ti r I-tii'i. ntr
bisscnc iio verbitterte '.Si5r
schon gesellen t
Dcr Fremd noliin seinen Grog nd
setzte sich on da Ende dc Tisches. An
fangs schien er ganz mit seinem Ge
tränk beschäftigt zu fein, dann nahm er
oafljüirnaic schmutzige vutciisiuii au
VII .CUUjt UHU Ull)Ullll Ul UllllUUUI j!
lesen.
Aber seine Augen ginge I,
der von dem Papier zu dem Gcs
inngcit Matroscn; cS schien, al ob
auch er nach einer Erinnerung suche nud
sie nicht finden könnte.
Den Neger wurde diese heimliche.
Beobachten nnbeiiagiich ; er legte ttiue
Faust aus den Tisch nud sagte ziemlich
laut : WoS will die Landratte eigen!
lich hier ? Kann sie nicht ihre Ltifeu
nach 'tier andere Seile hin ausmachen?"
Steffen mochte Streit befürcht? ud
mischte sich mit einer Neuigkeit ein.
An den Tisch herantretend, jagte er:
Haben Sie cS schon gehölt, Doktor,
das mit bcm Brinkmann ? Sie müssen
ihn boch kennen, er wohnte ja au f
früher in ber Teichstraße?"
Dcr kleine Mann blickte hastig ans.
Sie meinen den chisfSiuollcr Jakob
Brinkmann?"
Eben denselben ; übrige? war er in
dcu letzten Jahren nicht mehr Maller."
Ganz recht ; wo t mit thut ?"
Ich dachte, Sie wüßten es schon
Sie wissen boch sonst Alle. Er hat
sich heute Mittag bcn Hals abgeschnit
ten."
Wa Sie sagen. Steffen k Wirklich
ben Hai abgeschnitten?"
Von einem Ohr bis zum andern."
bestätigte ber Wirth; morgen sieht e
im Polizeibcricht ; e ist eigentlich schade
um dcn Man, der hätte ein bessere
Loo verdient. Aber wenn das Unglück
einmal kommen muß, dan bleibt' 'im
nicht bei einem allein, da kau man CHjt t
daraus nehmen."
Der Andere nickte, er war sehr nach
denklich geworden.
Erst der Prozeß." fuhr dcr Wirth
fort, .und wa für einer I Na. Dok w
tor, nicht für ungut. Sie leben ja selbst
davon, aber ein Unglück bleibt es doch
für dcu. dcr bezahle muß. Dann die
Dummheit mit dcr zweiten Frau."
Wilhelm Sturm haue inzwischen
sprachlos dagesessen. Da Erstaunen
und die Bestürzung war ihm deutlich
vom Gesicht abzulesen. Daß Jalod
Brinkman todt sei. hatte ihm iiäthe
ja schon erzählt, aber baß er in dieser r
Weise geendet hatte, und gar erst hcute-
Sie haben ihn wohl auch gekam'ks
frug der Fremde plötzlich über dc Zf
.wenn in, n 1,1)1 nie, sui, u;j ic c
in Gesellschaft de Verstorbenen ;
jyr fianie
Wilhelm Sturm von der.Fo,
lind Sie. Herr, kommen mir a
sannt vor. Aber ich vermag
wenig zu sogen, wo ich Sie sch
seyen izabe.
in oem znreo voititot'
sott," enlgegnete Jener has.ig. Mein
Name ist Sperber."
Richtig, nun fällt eS mir ein. Sie
sind BiiteenivOisteher bei dem L.'echta.
wall Wilson." -
Gewese. Heir Sturm.- ?a,f i.!i
Ihnen meine Karte übergeben ? L.',.t
leicht finden Sie Gelegenheit, mich n.it
Ihrer geschätzte Lundschast zu be
ehrcn."
sperber ahm eine Karle an dcr
Tasche nd reichte sie dem jungen See
manu hinüber. Auf derselben stand in
schwungvoller Fiokiinschiisl : Joseph
Sperber, Rcchislousiiicnt. Teich'uate
lti. Hof. Parierre."
Sturm ta nnd blickte befremdet us.
Deichstraße lti? Ist das ui t das
selbe HouS, welche Herr Biiulmamt
früher besaß ?"
Ganz recht, und da er ersaufen
mußte, weil der reiche senaivr neu
Hufen ihn um lumpig liuuociii.uil U
taufend Mark vertlagte. Ja. ir
Sturm, so geht 4 iu der Welt. Wen
Ich die Sache in bei Hanb gehabt Wt.j
wer weiß, wie der Prozeß alSdanif
gefallen wäre. Ader mein li niiere-
linnl Innüi firfi flni di Geschickt "e.t
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yciu ju uiuuicii.
jOscpii speiver naiim fcine Vii
ob nd putzte die Glaser; feine g
grünen Angcn snntcitcn in einem
lichen Licht, und dcr struppige
bort sträubte sich wie bei eine
ben Katze.
Ich verkieke mit nickt au
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