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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Nov. 5, 1912)
-V Das grüne 2luto. SpionagkNoman (16. Fonjegung.) ' Dl beiden Alten hät'n natürlich m ihr Leben gern erfahren, mal fei plötzliche Ankunft der Daronln und all dai gehkimnißvolle Treiben u bedeuten habe. In den zwanzig Jahren, die dai Landhau im SBefitje des Senator sich befand, war nur ein einzigeSmal ein Müglied während de Winter plötzlich im Haufe erschienen. Die alte Lrigitta erinnerte sich noch je er stürmischen Nacht, da plötzlich der junge Oberleutnant Giorgio di Castellmari Einlaß begehrte und sich ebenso merkwürdig benahm wie jetzt die Baronin. Und damals wie heu k hinderte der Nefpekt te Alt. Fra. ?,en ZU stellen. Sie hatk damals den ungen, lebenslustiges-. Oberleutnant (um letztenmal gesehen. Eine Woche lt er sich im Hause verborgen, dann ging er eines acht fort, und niemand sah ihn wieder . . . U.il jetzt schien sich wieder Aehn liche abzuspielen. Di Baronin rhat ebenso geheimnißvoN, wi r damals. Wenn e nur nicht auch ein so 63 se Ende nehmen würde! Aber Theilnahme und Neugierde yt Alten wurden nicht befriedigt Marietta sprach kein Wort, und die Baronin schwieg beharrlich. So brach der zweite Morgen an, der Tag, an dem die Baronin den Gast erwartete. ,, Sie legt ineö ihrer schönsten Sommerkleider an. andere hatte sie nicht zur Verfügung. Freude und Erregung färbten ihre blassen Wangkn. f Der Salon würde in Stand gesetzt nd geheizt. ... - . . $ . . Die Baronin stellte sie" vor die Valkonthür und sah ungeduldig auf den schneeigen Feldweg hinaus, der zur Slation führte, bis sie inen schwarzen Punkt auf dem weiten Felde , wahrnahm, der immer näher rückte und größer wurdet Er ist'S!" rief sie. als f einen Wagen erkannte der dem Landhause zufuhr.. Sie flog die Treppen hinab in die Vorhalle, riß die Thür auf und wink lt grüßend. . . . ' Der Wagen hielt vor dem Land .Haufe. 1 Ein junger Mann mit einer Akten rasche in der Hand sprang heraus, ein .-. .V. W.J. 11.. Die Baronin wollte zurücktreten, ober da wurde sie angerufen. ' ' Meta!" klang es scharf, wie be fehlend. Ernst und bleich trat der junge Mann vor sie hin und sagte: .Gestatte, daß ich Dir hier gleich einen Bekannten vorstelle, der Dich dringend zu sprechen wünscht: Herr Polizeirath Wurz auS Wien 12. Kapitel. In Wien war während der Zeit, die Doktor Mariens in Venedig oer brachte, von der Polizei mit vollem . Eifer gearbeitet worden. Die Be sichte deS Kommissars gaben Polizei rath Wurz beachtenswerthe Wink und ließen ihn zu dem Schluß gelan . zm, daß alle Mühe vergebens wäre, he man die Identität des Ermorde ien nicht unzweifelhaft festgestellt ha be. ' Wohl hatte Doktor Mariens den Beweis erbracht, daß Adolf Strebin. fi und . Bartolomäo Giardini ein und dieselbe Person waren, aber da mit verloren sich auch die Spuren. " Wer war dieser Bartolomäo Giar dini eigentlich? Woher kam er? Wie kam er ins HauS und vor allem in die Familienintimität des Sena torS? - Die Nachforschungen über diesen merkwürdigen Giardini. die die Be hörde in Marcone anstellen ließ, er gaben nichts Greifbares. Zu der Ansicht, daß Giardini der Bräutigam der Baronin Sternburg gewesen, konnte sich Polizeirath Wurz nicht bekennen. Für ihn lag die Annahme näher, datz der alte Senator aus politischen Gründen mit Giardini verknüpft war. und daß die Tochter, Vit um dies Verbindung wußte, den Bater zu decken versuchte. Der Na ine Giardini mußte nach allen Be ' richten des Kommissars ein für da HauS Castellmari bedeutungsvoller ' sein. Lautete früher die Frage: Wer ist Adolf Strebinger? so hieß sie jetzt: Wer ist Bartolomäo Giardini? , J DieS aus dem gegebenen Material r Herauszufinden, stellte sich Polizeirat,h "Wurz als erste Aufgabe. Der Ne siaurateur Schneider wurde wieder holt einvernommen, an sämmtliche Behörden des In und Auslandes wurden Photographien des Ermorde ten geschickt, in den Strafanstalten wurde nachgeforscht, alle die Hunderte von Mitteln gelangten zur Anwen dung. über die der große polizeiliche AltfUt Pirrr tnlni thm Apparat verfugt, ohne daß man zu rrgeno emem Nezuitat gelangt Ware. Doktor Specht verbrachte Nächte lber den Aufzeichnungen StrebingerS. in jene AagicrqcgnTi zu vecuissriirn, die bei dem Ermordeten gefunden worden war. War das einmal ge fcjjtt so hatte er auch einen Wen von August Weißl. rät Eg3E!5rgjh' schen, der über Strebinger Wiemr Aufenthalt Auskunft zu geben im stände war. Alle Methoden, die zur Dechiff rirung dienen, arbeitete der Kommlf far durch. Er entwarf selbst Kom iinationen und versuchte deren An Wendung. Die Thatsache, daß in einem achtbuchstabigen Wort keine Zahl wiederkehre brachte ihn schließ lich zur. Vermuthung, daß die Auf zeichnung mit Hilfe einet Buche her gestellt worden war, ohne welches eine Enträtselung von kemem Menschen der Welt erfolgen konnte. Diese Buchsystem ist sehr einfach. Die beliebige Seite irgend eine will kürlich gewählten Buche dient all Schlüssel. Will man nun Worte oder Buchstaben chiffriren, zählt man auf der gewählten Seite solange die Buchstaben, bis man zu dem ge wünschten gelangt, und setzt statt des sen die Zahl, zu der man m Zäh len gekommen war. Wie sollte nun Dovor. Specht herausfinden, welche Buch, respektive welche Seite irgend eine Buches Strebinger .als Schlüssel benutzt hat te? . Die wiederholt Durchsuchung deS ZiMmerS ergab kein Resultat. Au her einem alten Jahrgang der Gar tenlaube", der dem WohnungSinhaber gehörte, wurde nichts gefunden. Die feS Buch aber konnte nicht gebraucht worden sein, denn eS zeigte nirgends Spuren neuer Benutzung. Wie sich so der Kommissar den Kops zermarterte, durchblitzt ihn ein Gedanke. Bei dem Ermordeten war eine Nummer der .Städtischen Nach richten" vom 12. Januar gefunden worden. Vielleicht brachte dieses Blatt die Lösung. . Er versuchte e mit der ersten, mit der zweiten, mit der dritten Seite.. von oben noch rückwärts, von unten nach oben, und bracht nur ganz un mögliche Lautverbindungen herau. Bei der sechsten Seit, der abgegris fensten, ergaben di Ziffern folgende Buchstabenfolge: F. i. r. j. t. s. r. Dieselbe Methode, von unten nach oben angewendet, ergab: I'. e. f. n. I. o. t. n. Also wieder nichts! Der Kommissar warf den Blei stift ärgerlich auf denTisch und starr te vor sich hin. Und da streiften ganz gedankenlos feine Blicke die Buchstabenreihen, die er untereinander geschrieben hatte. F. z. r. y. k. s. r. P. e. f. n. I. o. t. n. Wie wenn er eS mit einer Kombi Nation dieser beiden Reihen versuchen würde? Und diesmal glückte eS ihm. Nach dem er ' lle Möglichkeiten durchpro birt ha.e. versuchte er auch, ab wechslun'gsweise je inen Buchstaben der beiden Reihen zu verwenden. Er begann beim ersten oberen Buchstaben F, dann nahm er den zweiten in der unteren Reihe E, dann den dritten oberen li und so weiter. Und so brachte er das Wort .Fernkorn" her aus. Die Aufzeichnung lautete also: .Morgen Fernkorn anrufen!" Fernkorn! Das war ja der Name jenes HauptmanneS, der General stabschef des Feldmarschall . Leut nants Holmhorst war, der in den er sten Tagen der Affäre beobachtet wor den war. Wie kam der Ermordete in Verbindung mit diesem , Manne, dessen Tadellosigkeit außer allem Zweifel stand? , Polizenath Wurz. dem der Kom missar dieselbe Fraae vorlegte, zuckte mit den Achseln und meinte: .Ja, sehen Sie. lieber Doktor, di ganz Sache ist recht geheimnißvoll. Es müssen da irgendwo Fäden zu fammenlaufen, von denen wir, Gott sei's geklagt, keine Ahnung haben. Ich habe ein Gefühl, als wenn uni noch einig Ueberraschungen bevor stünden; und nicht von der angenehm sten Art. Wir werden den Haupt mann jedenfalls wieder beobachten lassen müssen. Wie daS alleS zufam menhängt, ist mir natürlich auch nickt klar, aber die Wahrscheinlichkeit ei neS recht innigen Zusammenhanges ist durch zwei Umstände gegeben. Er stenS: Giardini soll ja der frühere Bräutigam der Baronin gewesen sein, die jetzt für die Braut deS Haupt mannes Fernkorn. gilt. Dat wäre eine Erklärung mit Rücksicht auf die Person deS HauptmanneS. dessen Ehrenhaftigkeit ja unzweifelhaft ist. Aber wir müssen mit allen Möglich leiten rechnen, infolgedessen auch da zweite Verdachtsmoment inS Aug fassen. Dem Feldmarschall' Leut nant Holmhorst wurden bei jener Soiree die Dokument gestohlen. Wer mußte wissen, daß sie sich im Besitze deö Generals befanden? Sin Gene ralstabsckef? Wer konnte wissen, wo er sie aufbewahrt hielt?" Doktor Speckt staunte. Der Po kxzeirath fuhr in feiner Erläuterung kort: Hauptman Fernkorn, zu dem der General, wie Sie ja wissen, un begrenzieZ Vertrauen bltte. Denken Sie dabei, daß der Hauptmann -an jenem Abend Gast de Generals war. und daß die cbifkrirte Aufzeichnung TägllAe eines Spion? den Namen dei Haupt manne nennt, ss ergibt da ein Gefammtbild. da wir in Zukunft nicht tgnoriren dürsen. Dazu kommt noch, daß den Berichten' Ihre Kol legen Warten zufolge die Baronin bet Nennung de Namen Fernkor unaemein erschrak und plötzlich di verdächtige Frage stellte, ob der Po lizei Beweise dafür vorlägen, daß der auptmann in die Asfäre verwickelt Da Einfachst wäre nun gewesen, den Hauptmann vorzuladen. Aber dieser Schritt erschien nicht rathsam. Wußte Fernkorn nicht Nähere von der Sache, so war die Vorladung liberflüssig, war er aber betheiligt, so hätte die Polizei durch die Ein vernähme nur zu früh seinen Arg wohn erweckt. Diese Sache mußte besonder vorsichtig angefaßt werden. Sin einziger übereilter Schritt konnte da Wenige, da man erreicht hatte, wieder vernichten. Wurz machte sich sofort auf den Weg zu Holmhorst und trug ihm die ganze Angelegenheit vor. .Herr Polizeirath." sagt der Ge neral, .ich lege mine Hand für Hauptmann Feinkorn inS Feuer. ES gibt keinen anständigeren Menschen auf der Welt. ES ist ganz undenk bar, daß dieser Offizier auch nur ei nen Millimeter breit vom Wege der Pflicht und Ehre abweicht." Der Adjutant trat ein und meldete, daß Hauptmann Fernkorn eine dienst liche Bitt vorzubringen habe. Der General entschuldigt sich und ging inS Nebenzimmer. Als er zu rückkam, war er ernst und sagte: Der Herr Hauptmann hat soeben um einen dreitägigen Urlaub nach Italien ersucht. Ich habe keinen Anstand genommen, ihm den Urlaub zu bewilligen. Er tritt ihn morgen mittag an." .Haben Exzellenz den Herrn Haupt mann gefragt, warum er gerade jetzt den Urlaub nach Italien nimmt?" .Ja. Nach der dienstlichen Erle digung der Sache. Er erklärte mir, daß feine Braut ihn telegraphisch um seinen Besuch gebeten habe. Also eine Liebesfache, wie Sie sehen .Ja. so scheint es," antwortete der Polizeirath verbindlich und verab schiedet? sich. Also nach Italien fuhr er. Zur Baronin. Hm! Sehr verdächtig! Mariens mußte die Frau furchtbar in die Enge getrieben haben, daß sie Fernkorn herbeirief. Ja, und selbst da erklärte die plötzliche Abreife .de Hauptmanns nicht. Die Baronin war doch fo bestürzt gewesen, als sie hörte, daß FernkornS Name in der Angelegenheit genannt wurde. Und jetzt, wo die Sache be denklich zu werden begann, sollte sie ihn eigens rufen? Sie. die ängstlich gefragt, ob sich di Polizei mit Fern körn beschäftigt, sie sollte ihn jetzt plötzlich in diese Geschichte hineinzer ren? Das war undenkbar! Ganz be sondere Gründe mußten sie zwingen, mit einem Male alle Bedenken zu überwinden und ihn plötzlich nach Italien zu beordern. Der Polizeirath schlug den Weg zur Wohnung des Hauptmanns ein, der in der Lackgasse ein möblirtcs Zimmer bewohnte. ... . .Ist der Herr Hauptmann zu Hau se?" fragte der Polizeirath das Dienstmädchen. Niemand is z'Haus," antwortete dieses. Wann kommt der Herr Haupt mann?" .In aner halben Stund wird er du fein." Dann werde ich warten," antwor tete Wurz. Das Mädchen öffnete eine Thür und ließ den Polizeirath in daS Zimmer des Hauptmanns eintreten. Wurz blickte sich aufmerksam nach allen Seiten um. Da fiel ihm ein zerknülltes Telegramm ins Auge, da oben auf dem Papierborb lag. Bitte, komme sofort. Bin in der Villa. Packet ja nicht vergessen. M." Da hatte er ja. was er gesucht. Der Polizeirath wartete einige Minuten, dann trat er inS Vorzim mer zurück und sagte zu dem Dienst mädchen: Ich komme später wieder!" Soll ich dem Herrn Hauptmann etwas ausrichten?" Nein, eS ist nicht nothwendig." antwortete Wurz und verließ- rasch die Wohnung. Als Polizeirath Wurz in der Nach. daS Telegramm Mariens erhielt, das von der Flucht der Baronin derich tete. stand es für ihn fest, daß er auptmann Fernkorn auf dessen ita lienischcr Reise begleiten werde. Die ganze Sache blieb jedenfalls höchst feltfam. Welchen Grund hat te die Baronin gehabt, die Polizei zu fliehen? Warum berief sie plötz lich den Hauptmann? Welchen wichti gen Gegenstand mußte er ihr mitbrin gen, daß sie eigens darum telcgra phirtc? DaS Benehmen deS HauptmannS bewies, daß er von den Borgängen in Italien nichts wußte. Seine ganze Art sPkMh dafür, daß er an den Sachen unbetheiligt war. Hau leute und Portier wußten die Stun de seiner Abfahrt. ' Den Fiaker, der ihn zum Bahnhof bringen sollte, hat te er fchon tagS vorher bestellt. Mit der gewohnten ruhigen Gelassen heit bestieg er den Zug. Polizeirath Wurz sah. wie dtt Haupimann ohne jede Hastt ohne jede Spur von .Er Cwöfi ItMnu Tlenstag, 29. Cltoitt 1012. gunä die Karte löste.' Er folgte dem Offizier und sehte sich in da selb CiuM. Der Bursche in Uni form brachte den Handkoffer, und all Polizeirath Wur, hinter Meidling ein zleichgllltige , ''kisegesprLch mit dem Hauptmann o, jute, ging dieser fo fort darauf ein. In angeregtem Ge sprach vergingen so ein paar Stunden. Der Polizeirath war ein zu guter Menschenkenner, um nicht sofort zu sehen, daß r von dem Offizier we der eine Täuschung noch ein. Ueber rumpelung zu befürchten habe. Da N'iseziel kannte er ja auch schon, denn er hatte neben dem Hauptmann an der Kartenkasse gestanden. Polizeirath Wur, machte sich also in der Ecke bequem und fing zu schlummern an. Er schlief die ganze Nacht. Erst in der Nahe der Gren ze wurde er vom Kondukteur geweckt. Ali der Zug langsam in Pontafel einfuhr, sah der Polizeirath schon von weitem Doktor Marien und di bei den Agenten und machte ihnen un merklich ein Zeichen der Vorsicht. Polizeirakh Wurz und Hauptmann Fernkorn warteten im Ernipd die Zollrevision ab, da sie außer ihrem Handgepäck kein Gepäck mit sich führ ten. ' Der Hauptmann öffnete bei Er scheinen deS Zollbeamten sofort seine Koffn. Obenauf stak unter dem Riemen eine versiege'.te Aktentasche. Der schnelle Blick deS PolizeiratheS konnte kein Packet entdecken, um des sen Ueberbringung di Baronin ge beten hatte. Nach der Revision verließen beide Herren dai Coup, um im Restaurant daS Frühstück einzunehmen. Auf dem Perron wartet Doktor MartenS. Da der Polizeirath ab sichtlich kegschaute, folgte der Kom missar den beiden Herren inS Re staurant und ließ sich am Ende des selben FrllhstllckstischeS nieder. Wie lange halten wir in Ponta fel?" fragte der Hauptmann. .Zweiundvierzig Minute. Sie fahren wohl auch zur Mailänder Ausstellung?" .Nein, nicht so weit, nur bis Ein cio." .Ah. da haben wir ja dasselbe Rei seziel." Der Polizeirath warf bei diesen Worten dem Kommissar einen Blick zu. Waren Sie schon einmal in Ein cio, Herr Hauptmann? Ich kenne mich dort nämlich gar nicht aus," sagte Wurz nach einer Pause. In Cincio eigentlich nicht," er widerte Fernkorn, nur vor ungefähr zwei Jahren in der Nähe auf einem Landgute." Da werden Sie mich vielleicht orientiren können.,. Wissen Sie nicht, wie ich vom Bahnhof am schnellsten zur Villa des Senatorz Castellmari gelange?" Der Hauptmann blickte überrascht auf. Gewiß kann ich Ihnen daS sagen. Der Besitz des Senators liegt unge fähr ine Gehstunde vom Bahnhos. Mit dem Wagen ist er in einer hal ben Stunde zu erreichen. Werden Sie rwartet? Oder haben Sie einen Wagen bestellt, denn ich bezweifle sehr, daß Cincio Miethwagen an den Bahnhof schickt." Ach. daö wird sich schon finden." meinte der Polizeirath, ich danke Ihnen sehr für die Auskünfte. Es ist unangenehm, wenn man sich erst am Bahnhof durchfragen muß." Der Polizeirath lenkte das Ge sprach wieder in gleichgültige Bah nen. Doktor MartenS entfernte sich und löste für sich und die beiden Agenten Karten nach Cincio. Spater winkte der Polizeirath den Kommissar in den Wartesaal. Er er klärte ihm rasch die Situation und schloß: Seien Sie auf alle Fälle bei der Hand, aber folgen Sie uns nicht in einer Weife, daß es auffällt." Auf der Fahrt von Pontebba nach Cincio plauderten Wurz und Fern korn über alle möglichen Dinge. Der Polizeirath hatte, geschickt alle ihn intcressirenden Dinge gestreift und aus den Antworten ersehen, daß der Hauptmann von der Aktion der Po lizei absolut nichts wußte. Hinter Mestre hielt eS Wurz für angezeigt, auf den eigentlichen Zweck seiner Reise einzugehen. Eine Bemerkung deS Hauptmanns kam ihm dabei zu Hilfe. Eigentlich hatten Sie in Mestre aussteigcn sollen," meinte der Offi Zier. Ich glaube schwerlich, daß der Senator mitten im Winter auf feinem Landgut sein wird." Mein Besuch gilt nicht dem Sena tor. sondern seinerTochter." Ist Fräulein Castellmari in Ein cio?" Ich meinte die andere Tochter." Zur Baronin Sternburg fahren Sie?" fragte der Hauptmann über rasckt. Ja, zur Baronin, ich habe Wich tigeö mit ihr zu besprechen." Der Hauptmann sah zum Fenster hinaus. .Ich bin nämlich ein guter Freund des Haufes Castellmari. begann er nach einer Pause wieder, und. inte ressire mich naturgemäß für 'alles, was die Familie angeht. Also nach Cincio fahren Sie? Haben Sie viel leicht in einer geschäftlichen Angele acnheit mit der Baronin zu thun?" (Fortsedung ftÄUi Tie Wette. Wir saßen auf der Terrasse unsere Hotels in Trouville bei einer guten Zigarette und einer guten Flasche Wein und plauderten. Wir waren lauter Junggesellen und jeder gab zum besten, warum er nicht in den Stand der heiligen Ehe getre ten war. Als die Reihe an Georges Moineau kam, einem hübschen, fchlan ken Herrn in den vierziger Jahren, lauschte jeder mit doppeltem Interesse. .Warum ich nicht geheiratet habe?" sagte er. Einer Wette wegen nicht! ..." Einer Weiet wegen? ..." Ja, einer Kinderei wegen, ' wenn Sie wollen. Die Geschichte ist weder aufregend noch dramatisch; S ist eine ganz gewöhnliche alltägliche Geschichte. Wenn eS Sie nicht langweilt, so will ich sie Ihnen erzählen." Die Gläser wurden wieder gefüllt und Georges Moineau begann: .Sie wissen, daß in Frankreich nichts leichter ist, als eingesperrt zu werden wenn man ein Ehrenmantt ist! . . . ES gibt tausend Mittel, aber eins kann ich Ihnen empfehlen, ich habe eS nämlich erprobt. ' Ich hatte eines Tages behauptet, um mich gefangen nehmen zu lassen, genügte es wenn ich in dem Stadt viertel, in 'chem ich wohnte, meine ganzen Einkaufe mit 50-Centime-stücken bezahlen würde. Mein Freund Dupont wollte es nicht glauben, und ich wettete mit ihm um einen Korb Champagner und in auserlesenes Souper, daß ich binnen 14 Tagen Bekanntschaft mit der Polizei gemacht hätte. Nachdem die Wette von beiden Sei ten angenommen war, fuhr ich nach der Bank de France und ließ mir für fünf Hundertfrankscheine 50-Centime stücke geben. Ich erhielt tausendStück. Sie waren neu und glänzend, und da am anderen Tage Ultimo war. und ich Miete zu zahlen hatte, gab ich der Portierfrau die Miete von 90 Frank in 50-Centimestucken. Die würdige Frau glaubte ihren Augen nicht zu trauen und rief: So viel kleines Geld! " ' - Dann setzte sie ihre Brille auf und besichtigte jedes Stück einzeln. - Aber wirklich, es ist ganz neues Geld." Ich machte ein etwas verlegenes Gesicht und sagte: Nicht doch, Frau Dickanoux, glau ben Sie wirklich, daß es ganz neu ist?" Wenn Sie daran zweifeln, setzen Sie eine Brille auf," antwortete mir die Frau. i In diesem Augenblick trat die größte Klatschbase unserer Gegend in die Portierloge, und die Portierfrau rief sie heran und fragte: Sehen Sie doch mal, Frau Batou, glauben Sie. daß diese Geldstücke schon gebraucht sind?" - -1 Gewiß nicht," bestätigte diese. Wo haben Sie sieher?", Der Herr hat mir seine Miete da mit bezahlt!" Frau Batou sah mich mißtrauisch von der Seite an: Haben Sie noc mehr davon?" Ich öffnete meine Börse und zeigte ihr bereitwillig die anderen. Himmel!", riefen beide Frauen und schlugen vor Verwunderung die Händ zusammen. Und Frau Batou fügte mit einem durchbohrenden Blick auf mich hinzu: So viele! DaS ist unmöglich. Sie fabrizieren sie wohl!" , Bei diesen Worten versuchte ich ein etwas verlegenes Gesicht , zu machen, sprach noch einige Worte und verließ schnell die Loge. Als ich die Tür zu machte, hörte ich, wie Frau Batou zu meiner Portierfrau sagte: Haben St nichts gemerkt? Er sah so sonderbar aus! Da steckt waö hinter! ..." Ich lächelte übe-, den ersten guten Erfolg und begab mich zu meiner Grllnkramfrau, der ich achtzehn Frank schuldete. Ich legte ihr ZS Geldstücke auf den Ladentisch. Die Frau dachte an nichts Böses, sie ist eine brave Person, und rief fröhlich: Oh. die schonen blanken Geld stücke! ... Es wird mir schwer wer den, sie an meine Kunden weiterzu geben." Ich antwortete ihr: Wenn Sie mehr haben wollen, so stelle ich sie Ihnen zur Verfüauna. Mein Äontagsgehalt ist mir nämlich in Sl)-Centimestücken ausbezahlt, ich mochte sie gern los werden!" : Als ich diese Worte sprach, kam Frau Batou gerade in den Laden. Sie konnte ihre Erregung beim An blick deS blanken Geldes kaum bemei stern. Ihre Nasenflügel, bebten, und kie schien die Zeit nicht abwarten zu können, bis ich ging. Ich grüßte eilig und verließ daö Geschät. Darauf bezahlte ich meine Rech nung von 42 Frank bei meinem Schlächter, ebenfalls mit blanken Geldstücken. Dieser freute sich und er klärte: Ich habe es sehr gern, wenn meine Kunden mich mit kleinem Geld bezah len!" Obschon ich , nicht danach gefragt war, erzählte ich ihm, daß ich einem meiner freunde -den , Gefallen täte, das Kleingeld unterzubringen. , . Denken S lich. sagte ich, mein Freund hat einen Bekannten .verklagt, der ihm 1500 Frank schuldig war, und au Rache Hai dieser ihm t't ganze Schuld in MCentimestücken ausbezahlt ... Min Freund hat sich natürlich nicht darüber beklagt; war froh, daß er fein Geld Überhaupt bekommen hat." Als ich ins das ging, bemerkte ich. daß Frau Batou sich zum Schlächter schlich. Jetzt wußte ich. daß mci:.e Sache in den besten Händen war. und Sie werden nachher schen, daß is) mich nicht täuschte. Der Caftier war so liebenSwllr big. mir die 60 Franc abzunehmen, in einem offenen Geschäft kann man ja kleines Geld immer brauchen. Die Mittagszeit näherte sich und ich ging nach Haufe. Als ich bei mei nem Schlächter vorbeikam, bemerkte ich, wie er mich mit einem ganz be sondern Blick streifte. Auch die Grllnkramfrau. die in der Tür stand, macht ein abweisendes Gesicht, als ich sie grüßte. , Hu! Hu! dachte ich. jetzt gehtö loö! Und ich hatt mich nicht geirrt. Bald war im ganzen Hause nur eine Stimme: DaS Geld mußte falsch sein! Als ich am anderenMorgen zu mei nem Friseur und Schuhmacher kam und mit blankem Geld bezahlte, waren diese nicht erstaunt. ES schien also auch schon in der Nachbarschaft bekannt zu sein, daß ich nur neue Geld hatte. Mit undurchdringliche Miene nahmen fit daS Geld in Emp fang. Innerlich frohlockte ich, die Sache war im besten Gange; ich wurde die Wette gewinnen. Am dritten Tage fand ich unter meiner Post eine anonyme Karte, auf welcher man mich in großmütiger Weife darauf aufmerksam machte, daß. wenn man felsches Geld in Umlauf setzte, man mit Zuchthaus bestraft würde, und auf meine Korri dortür hatte man mit Kreide Falsch münzer" geschrieben. Auch in den folgenden Tagen be nutzte ich nur blanke Geldstücke bei meinen Einkäufen. Wenn ich durch die Straße ging, steckten meine Liefe ranten die Jvve zusammen. Sobald ich jedoch in ihrer Nähe war, ver stummten sie. Ich wußte aber mit Bestimmtheit, daß sie, sobald Ich vor bei, wieder losklatschen würden. AIS ich, es war, glaube ich, der fünfte Tag. in einen Omnibus stieg, folgte mir ein Herr mit einer Brille, der mich ostentativ beobachtete. Als ich ausstieg. stieg er, auch aus. Auch ins Caf6 folgte er mir. Da wußte ich, daß man mich überwachen ließ. Es dauerte gar nicht lange, meine Herren, da bekam ich vom Polizei bureau die Aufforderung, mich zu ei ner Vernehmung dort einzufinden. Da ich aber gerade an dem Morgen bei meinem zukünftigen Schwieger vatcr in Saint Denis zum Früh stück erwartet wurde, machte ich mich auf den Weg zum Bahnhzf, um den Zug 11 Uhr 5 noch zu erreichen. Im Bcgriff. in ein Abteil zweiter Klasse zu steigen, wurde ich von vier starken Händen zurückgezogen. Zwei gehör ten dem Mann mit der Brille, der mich den ganzen Tag beobachtet hatte. All mein Reden half nichts, ich mußte mit zur Wache. Das hatte ich nun nicht gewollt, daß es soweit kam. aber was sollte ich machen, es blieb mir nichts anderes übrig als mitzugehen. Der Kommissär war ein jovialer Mann. Er nannte mich altes Haus" und freute sich riesig, daß man mich noch zur rechten Zeit erwischt hatte, bevor ich hätte ins Ausland entflie hen können. Ich machte ihm klar, daß ich nach Saint - Denis zu meinem Schwieger Vater wollte und daß auch mein Bil lett dahin lautete. Aber der Mann ließ sich nicht überzeugen. Als die Sache anfing mir lang weilig zu werden, entschloß ich mich, zu beichten, und ich gestand die Wahr heit ... Eine Wett? Was für eine verrückte Idee. Ein Kommissär geriet in Zorn und fragte mich, ob ich mich über ihn lustig machen wollte. Um mir zu zeigen, wie r meine Worte auffaßte, befahl er. Haus suchung bei mir zu halten. Unterdessen hatte es sich in meiner Gegend schon herumgesprochen, daß ich arretiert worden war, und als ich mit den Beamten bei meiner Woh nung ankam, war alles in Aufregung. Die Leute hätten mich am liebsten ge lyncht. Natürlich fand man in meiner Wohnung nicht die geringsten An Haltspunkte, obschon man Vt Wohl abrückte und alles auf den Kopf stellte. Der Kommissär war im ersten Augenblick stutzig und kaute verlegen an seinem Schnurrbart. An die Sache mit facr Wette wollte er jedoch nicht glriuben und kam endlich auf die schlaue Idee, ich müsse Komplicen haben. Zum Glück kam mein Freund, mit dem ich gewettet hatte, und der den Kommissär kannte und für mich gut sagte. Der Kommissär entschuldigte sich über den Mißgriff, und ich war frei. . Die Menge war natürlich sehr ent täuscht. , Sogleich hatten sich ' zwei Parteien gebildet. Die ine behaup tete. ich hätte meine Befreiung nur Schiebung oder freimauerischen Ein flüssen zu verdanken, die andere Mangel an Beweisen." . Uebrigens war damit die Geschichte nicht bgetan, Am anderen Morgen kündigte mir ' mein Hauswirt die Wohnung. Grund: weil ich in sei Unsere Schliilkmchr-Gjsertk rw tSV 'X Sv JjiV A 5u. L i fiA QaVjJi 9371. Eine kühle und kimfortable Tamen bluse. Linnen, Lawn, Madras, Crepe.' Banmivolle, Corduroy, Rcpp. Äoile, Teide oder Tuch kann zur Herstellung dieses Tcssiuö benutzt iverden. Das Muster ist mit einem CoatTä,luß ge schnitten, die reckte Teite gebt eiwaS über die linke. DaS Muster ist in Größen geschnitten: 32. 3i, 86, 3S, 40 und 42 Aoll Brustweite- Es benötigt 2Vi Nards gSzöll. Stoff für die öS, zöllige Größe. Preis ocs MU)tctS 10 Cents. BkfteSgSsAeisge; Diese Muster werden an irgend eine Adresse gegen Einsendung de Preise geschickt. Man gebe Nummer und Gröse und die volle Adresse deut lich an und schicke den Coupon nebst dem sben erwähnten Preis cm da PATTERN DEPARTMENT OMAHA TRIBUNE, 1311 Hsward St. : . is , ' s m : I 5 ' ' M t! r? . I a u i - A 2 K O CQ "5 . S ,5 U Z 5 V 5t L ß S. e 5? o S5 nem Hause einen Skandal verursacht hätte. , ' Das tat m?r damals sehr leid. Ich liebte meine kleine Wohnung, in der ich mich wohl und glücklich fühlte, aber was follte ich machen, ich mußte ziehen. Auch die Zeuunaen bemächtigten sich dieser Angelegenheit, und mein Bureauchef im Ministerium, der von meiner Verhaftung gehört hatte, lachte zwar herzlich, aber erklärte mir dann sehr ernst: Sie haben eine große Dummheit gemacht! ... Das Publikum ist so wie so schon der Meinung, daß die Angestellten nicht genügend Ernst für ihren Posten haben. Jedenfalls haben Sie unsere Verwaltung kompromi! tiert. Machen Sie sich darauf gefaßt, daß Ihnen am ersten Januar die ge wohnliche Gratifikation entzogen wird." Donnerwetter, dachie ich, das kamt ja gut werden! ...Zu Hause erwartete mich doch die schönste und größte Ueberraschung. Ich fand einen Brief von meinem Schwiegervater vor. Er schrieb mir folgendes: . - Geehrter Herr! Ich hatte Ihnen die Hand meiner Tochter Henriette, versprochen. Ich nehme hierdurch mein Versprechen zu rück. Niemals kann ein Mensch, der, wenn auch unrechterweise, verdächtigt würd, ein Faschmünzer zu sein, in meine Familie eintreten. Durand Schon, site ich mir, das ist auch kein Unglück, da bleibe ich eben Junggeselle. Aber am Abend, als ich allein war und über mein Mißaeschl nachdachte, war mir das Herz doch in wenig schwer, daß ich mein Glück so leichtsinnig verscherzt hatte. . Und meine Herren, wenn ich den Korb Champagner und das aus erlesene Souper wenigstens genossen m ikj , i. . gant: yrein, mein reuno wuroe drei Tage später in ein anderes Negi ment versetzt, mußte schleunigst abrei sen, und ich ... ich war Neese ..." -Ein wider spruchsvol' Ir Pantoffe lheld. Gattin: Na. wart' nur, das werde ich Dir schon anstreichen! Neulich küßtest Du die Köchin ' und heute das Stuben mädchen .. . Pantoffelheld: Ich mag aber tun. was ich wil nichts ist Dir recht! ,