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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (July 14, 1893)
Betrage-te Betrüger Roman von Reinholv Ort-nimm 4:z. K- apiie l. (Fortsehung) »Verzeiht, wenn ich mich einem fol chen Befehl nicht unterwerfen kann,« sagte sie mit leiser und doch fester Stimme. »Ich habe gewiß unrecht ge handelt und alle die Vorwürfe, mit denen ich hier über-schüttet werde, zu einem nicht geringen Theil verdient So groß aber, wie es hier dargestellt wird, ist mein Verbrechen gewiß nicht gewesen, und selbst wenn es so wäre, bin ich doch nicht mehr das, willenlose Kind, das man nach Belieben fortschicken und einsperren kann, ohne daß es wagen dürfte, einen Widerspruch zu erheben. Ich bitte Sie vielmehr, mein Qheiin, iiiich fiir eine kurze Zeit mit meiner theuereu Mania allein zu lassen, damit ich ihr gegenüber meine Vertheidigung führen und mir ihre Verzeihung erringen kann. Es giebt eben im Herzen eines jungen Mädchens Dinge, welche es tei nem männlichen Wesen, nicht einmal dein eigenen Vater anvertrauen kann, und eg wäre eine Grausamkeit, mir die sen berechtigten Wunsch zu oersagen.« Ter Bischof, welcher es bis dahin so meisterlich verstanden hatte, wenigstens in seiner äußeren Haltung seine Ruhe völligzu bewahren, sandte jetzt seiner Nichte, die ihrn noch nie zuvor mit glei cher Entschiedenheit entgegen getreten war, einen zornflammenden Blick iu, und wie mühsam unterdrückte (71itrüst ung zitterte es in dem Klange seiner Stimme, als er ernst erwiderte: »Ver gißt Du denn, daß ich nicht nur deshalb Tein volles Vertrauen beanspruchen kann, weil ich seit langer Zeit Vater stelle an Dir vertreten habe, sondern auch, weil ich geweihter Priester der nirche bin, vor dein Tu alle Deine Ge heiinniise und die verborgenen Neigun gen Teiner Seele augschiitten kannst wie vor Gott selbst, und der die Befugniß hat, Tir iin Namen des Alliuächtigen Teine Sünden tu nerreihen««« »Was ich gethan habe, bedars keiner Verzeihung von Gott, denn es ist meiner unerichütterlichen Ansicht nach vor feinem Auge nicht eine Sünde wie vor dem lfurigen Er wird mich nicht verdam men, weil ich meine Liebe einem Manne geschenkt habe, der zwar nicht berechtigt ist, seinen Namen mit stolzem Titel zu schmücken, der aber nichtsdestoweniger all’ den vornehmen Vlristokratem die ich bisher in unseren llmgangslreisen ter nen gelernt habe, an Vorzügen des Her rens und des Geistes weit überlegen lit.« Tie Fürstin war starr vor Schrecken über die unerhörte Kühnheit ihres Kin des, welches da dein gesürchteten Manne gegenüber eine Sprache führte, die sie selber niemals gewagt haben würde; die Wangen des Bischofs aber sürbten sich mit der purpnrnen Röthe des heftigsten Hornes, und er trat dicht vor das junge Mädchen hin, als wenn er es durch die Blitze seiner Augen und durch die Wucht seiner ergrimmten Worte zu Boden schmettern wollte. »Was willst Du mir sagen, llnglückselige!« rief er aus· »Haben die lleberredungskünite dieses schündlichen Versührers schon so viel Gewalt über Dich gewonnen, daß Tu selbst den Gehorsam und die Ehrfurcht gegen uns vergessen kannst und daß Du glaubst, Dich bis zum ossenen Wider spruch versteigen zu dürfen? Hüte Dich, dieses Menschen noch einmal Erwähnung zu thun und auch nur an ihn zu denken, und sei gewiß, daß Du ihn niemals wiedersehen wirst!« Mit zornigen Wor ten, die nicht mehr wie vorhin mit wohl erwogener Langsamkeit und Gemessen heit, sondern mit echt südlicher Leiden schaft und Lebhastigkeit über seine Lip pen kamen, schüttete er eine Fluth von Vorwürsen über das junge Mädchen und über ihre Mutter aus. Er ver langte von dem jungen Mädchen einen seierlichen Schwur, daß sie fortan jeden Gedanken an den bürgerlichen und über dies politisch so sreigesinnten Geliebten fahren lasse wolle, und als Margherita mit ungebeugtem Stolze und mit noch größerer lfntschiedenheit als zuvor ers. klärte, dast sie ein solches Berlangenl niemals erfüllen werde, da kannte seine wilde Erregung feine Grenzen mehr und ; durchbrach unaufhaltsam alle Schranken-; der Mäßigung. Er knüpfte an dan Namen z)licardo’s eine Unzahl vonE Schtnahungen und er legte mit einer Stimme, ang der die Gluth seines Hasses loderte, dast er den Unverschäm ten nicht nur züchtigen, sondern daß er ihn erbarmungalog bis zum Aeusiersten oersolgen, daß er ihn vernichten werde. Wenn er geglaubt hatte, mit Alledem eine einschüchternde Wirkung aus Mar gherita zu üben, sa hatte er sich indessen vollständig getäuscht Tie Fürstin lag zwar todten leich, an allen Gliedern zit ternd und lauen eines Wortes mächtig, in einem Sessel, der Muth des jungen Mädchens aber schien unter all’ den Temüthigungen und moralischen Miß handlungen, die ihr der mitleidlose Mann zu Theilnoerden ließ, nur noch mehr zu wachsen; die Kraft ihrer Liebe schien sich zu stählen an der Größe und Destigleit des Iiderstandes, den man ihr entgegensepte, und nach und nach schwand aus ihren stoan Erwiderum gen auch der lebte est ängstlicher Scheut-nd kindlicher Ehrfucht, die sich Anfangs alg eine selbstverständliche Folge ihres bisherigen Verhältnisses zu dem Bischof wohl noch benierllich ge macht hatten. Als der Fürst unter all’ den leiden schaftlichen Drohungen, mit denen er in seinem Zorne durchaus nicht knrgte, auch der blutigen Rache Erwähnung that, welche Ernesto nn dem Beleidiger seiner lfhre nehmen werde, da tauchte die letzte Szene im Pakt noch einmal auf, und unter dem Ansturtn schmerz licher Erinnerungen kam auch ihre Selbstbchertschung tn’g Wanken. Sie sah wieder das todtenfahle, von unsrig licher Wuth und Sitnchgier verzerrte Anti lih ihres angeblichen Bruders vor sich, sie hörte wieder feinen teuchendenAthem, der mehr dem Schnauben eines Raub thiere-Z als einein Hauch aus menschlicher Brust glich, und zugleich mit dieser greifbar deutlichen Vorstellung lain ihr mit der Klarheit eines plötzlich nieder fahrendeii Blitzstrahles die lleberzen gung, daß es etwas anderes alg nur brüderliche Zuneigung gewesen fein müsse, was die Handlungsweise Erneust-l in dieser Nacht bestimmt habe-. Wenn aber Ricardo’S Vermuthuug in diesem Punkte das Nichtige getroffen hatte, wenn es wirklich eine andere, leiden schaftliche· sündhafte Liebe war, welche Ernefto für sie empfand, so mußte auch jener andere, furchtbare Verdacht . eine Begründung haben, so konnte er auch unmöglich in Wahrheit ihr Bruder fein. Vielleiitt hätte sie wohl daran gethan, dieser Eingebung nicht sogleich Worte Fu verleihen; aber sie befand sich nicht mehr in der Gemüthsverfaffung, welche »e-s ihr ermöglicht hätte, ihren Vortheil Hin erwägen und mit der ganzen Gluth, Iswelche nun auch in ihrem Herzen lo jderte, schleuderte sie, ohne sogleich an iihre arme Mutter zu denken, dem Oheim »den Ausruf entgegen, daß Ernesto auch ihrer lleberzeugung nach ein großer Betrüger fei. lssrst als Beatrice mit einem lauten Aufschrei wie leblos in ihren Sessel zu rücksank, kam Margherita zur Erkennt nis; der Tragweite dessen, was sie da gethan; aber als sie sich ihrer ohnmiich tigen Mutter nähern wollte, ergriff schnell der Bischof ihre Hand nnd führte sie trotz ihres Widerstrebens zur Thüre. »Geh« auf Dein Zimmer!« sagte er halblaut, aber mit einer Stimme, aus welcher deutlich gering feine Entschlossen heit klang, nnd mit unheimlich» blitzen den Augen. ,,Geh’ anf Dein Zimmer nnd hüte Dich, es zu verlassen, ehe Du oon mir oder von Deiner Mutter die Weisung dazu erhalten hast. Morgen früh wirft Du erfahren, wag über Deine Zukunft beschlossen worden ist, und wehe Tir, wenn vorher irgend ein an deres menschliches Wesen aus Deinem Munde eine Aeußerung vernimmt, wie diese es war.« Seine Kraft war zu groß, als daß Margherita feiner Absicht, sie aus dein Himmer zu entfernen, einen ernstlichen iderfiand hätte entgegenfehen können· Von der Schwelle des Gemaches aus warf sie noch einen langen; schmerzer füllten Blick auf die bewußtlose Fürstin zurück, dann ging sie langsam durch das teppichbelegte Vorgemach, in welchem die schlastrunlene Zofe ihrer Mutter sie verwundert anstarrte, zu der Stiege, die in ihr eigene-J Schlafzinnner empor Hühne. Sie weinte nicht iiiehr und ihr schönes Antnh trug lrineowegg dui Ausdruck Fstarrer Verzweiflung oder muthloser siltesignation der nach den lebten Ewig snisien vielleicht der natürlichsie gewesen wäre,sondern es Zeigte oiel eher die klare Hund zælbewußte :«uhe rineg festen und unwiderruflichen Entschlusses, der wohl eine Befreiung von all’ deii schweren ftüiiiniernissen und Sorgen, welche selit aufihrlasteun, in ndzschlußen inußte. Etwa zwei Stunden später, als an scheinend Niemand iiiehr ini Schloß Miraflore wachte, und als in allen Theilen des schönen Gebäudes die tiefste Stille herrschte, wurden geräiischlos einige Thüren geöffnet, und eine schlanke lsesiau huschte nnt brinahe gdpenstn schei- Behendigkeit und Lautlosigteit über die Korridore und Treppen hinab. Enilangu dunlkr IRauul vuhüllu sie vom Kon bis zu den Füßen, und ein dichter schwarzer Schleier machte es überdies ganz unmöglich« die Züge ihres Gesichtes zu erleiien. . Sie trug nichts bei sich, weder ein Vüiidelchen noch eine Tasche, nnd sie niurdc durch nichts in ih reni ebenso eiligen als oorsichtigen Laufe gehindert. Die auf die Terrasse hinaus führende Thüre war nicht verschlossen, und unbnnerU griangie Allargherna, denn teine andere als sie verbarg sich hin ter dein dunklen Schleier, hinaus ins Freie. szaiidernd stand sie einen Augen blick, als ihr abermals die balsainische Luft der italienischen Frühliiigsnacht eiitsj gegenfchlug; aber sie iiiußte die Unent-; schlossenheit, die sich danach iii ihrem Her-? zen regen wollte, wohl sehr schnell über wunden haben; den schon nach wenigen Sekunden ging sie mit raschen und siche ren Schritten dein Ausgange des Parles zu, bald hinter den dichten, dunklen Ge büschen verschwindend. «. Kapitel. Un eduldig und niit einer von Minute zu Minuten peinlicher werdenden fieber haften Spannung hatte Ernefto iin Erd geschoß des Schlosses den Bischof erwar let, der ihn, wie der Diener gemeldet, osii sprechen wünschte. war hatte der ischos die Behauptung es jun eii römischen Deputirten, der wiedergefun e ne Fürstensohn sei weiter nichts als eint gemeiner Betrüger, mit aller nur immer zu wiinschenden Entfchiedenheit zurückge wiesen; aber der eigenthiimlich forschende und drohende Blick seiner durchdringen den Augen, welcher dabei das Antlitz (5rnesto’s gestreift hatte, war diesem doch Grund genug zu einer sehr ernsten Be sorgniß gewesen. Sein böses Gewissen hatte in dieser flüchtigen Regung des Mißtrauens nichts weniger gesehen, als den Beginn der Entdeckung mit ihrem ganzem unvermeidlichen Gefolge von Schande,Schmach und Entehrnng Die Zuversicht, mit welcher dann Rieardo von der Beibringnng des versprochenen Echnldbeweises gesprochen hatte, war vollends ganz darnach angethan gewesen, ihn in die äußerste Verwirrung zu stür zenx So schritt er, von den schwersten Be ängstigungen gequält und von Schauern det Furcht wie von Fieberfröstcn geschüt telt, auf dem weichen Teppich des Ge machs auf nnd nieder. llnd als er nun den« Schritt des Prälaten vernahm, da zog er sich unwillkürlich in den Hinter grund des Getnaches zurück, wo der Schein der Kerzen feine Züge nicht mehr mit voller Oelligkeit traf, und wo er nicht mehr fürchten müßte, durch ein unzwei deutigeo Erröthen oder Erbleichen die Vorgänge in feinem Jnnern zu verra then. Aber wenn er erwartet hatte, daß der Bischof nun mit der Miene eines Inans sitors vor ihn hintreten und ihn nttt ei ner Fluth strenger nnd eindringlicher Fra gen bestiirmen würde, so hatte er sich voll ständig getäuscht. Der Fiirst war ein Meister in der Kunst, sich zu beherrschen und seine eigentlichen Gedanken und Ab sichten hinter einer Maske des Stolze-J nnd der unnahbaren Hoheit zu verbergen. So richtete er keine Frage an Ernenn, wie er zu der Kenntniß jenes nächtlichen Rendezvous gekommen sei; er verlangte keine Erklärung und Rechtfertigung auf die Anklagen des Deputirten, sondern er fragte nur mit seiner kalten, vornehmen, feierlichen Stimme: »Was gedenkst Tu nun zu thun?« Gerade auf diese Frage aber war Er nesto nicht vorbereitet gewesen. Er hatte an tausend Möglichkeiten gedacht wag er zu thun habe, wenn er Gefahr liefe, ent deckt zu werden; über das aber, was ihm im entgegengesetzten Falle obliege, hatte er bisher noch nicht einen Augenblick nachgesonnen. So stotterte er denn statt der Antwort etwas, das er selbst nicht verstand, und in dem nur die Wor te »lHenugthnung suchen« und ,,:ltache« vorkamem Der Bischof nickte mehrmals langsam mit dem Kopfe. »Du wirst Genug thnung fordern von dem Cleriden, der es gewagt hat, in den Frieden unseres Hau ses einzudringen und unser Wappen schild zu besudeln,« sagte er, »das ist ganz selbstverständlich, und ich habe es nicht anders erwartet! Aber ich wünsche auch zu wissen, in welcher Weise Tu die se Genugthuung herbeizuführen gedenkstl Du hast gehört, daß der Mensch sich von vornherein weigerte, Deine Herausfor derung anzunehmen. « Ernesto wurde immer verlegener. Er hatte sich durchaus keinen bestimmten Plan zurecht get-tacht, wie es der Bischof zu erwarten schien, und wenn ihm über haupt ein Mittel vorgeschwebt hatte, sich an dem Advvkaten zu rächen fo war es ganz gewiß nicht das Mittel eines ritter lichen Zweikampfes gewesen. »Ich hoffe, er wird diese Weigerung zurücknehmen, stotterte er endlich, weil er fühlte, daß der Bischof eine zustimmen de Antwort erwartete. Er wird nicht den Vorwurf der Feigheit auf sich laden wollen.« »Es würde ihn Niemand für feigc halten, auch wenn er bei seiner Ableh nung beharrt,« sagte jetzt Fürst Kleinen-Z scharf, »er hat, wie mir sehr wohl be kannt ist, wiederholte Proben seines per sönlichen Muthes abgelegt, die ihn hin länglich gegen einen solchen Verdacht schützen. Eine einfache Herausforde- ; rung wird nicht genügen, ihn zum Zwei- ? ikampf zu zwingen, eg wird eines stärke: s Iren Mittels dazu bedürfen. Wenn Tus Hihn in Gegenwart seiner Freunde iüchtigsts sund dabei in möglichst deinonftrativer « Weise als Ursache die Beleidigung an- , inihrst welche er Teiner Schwester zuge- ; ifügt hat, so bleibt ihm keine Möglichkeit mehr, dein Zweikampf auszuweicheik Allerdings wirst Tn dadurch einigerma ßen in Nachtheil kommen, da unter den Umständen er es sein wird, dem dieWahl der Waffen und die Festsetzung der übri: » gen Einzelheiten des Duell-J freisteht. Aber er wird ritterlich genug sein, davon nur einen loyalen Gebrauch zu machen, und der kleine Vortheil wird für den Ausgang der Afsärc um so weniger » von Belang fein, als die Bedingungen selbstverständlich von der allerstrengsten j Art sein müssen. Er darf nicht vonij Platze; denn nur so kannst Du Tich als Deiner Familie würdig erweisen, » und kannst die ganze Angelegenheit, l welche sonst nur Schimpf und UnehreH über uns bringen würde, init einein einzigen Schlage beseitigen. Wählt er den Dezken, so müßt ihr fechten bis zur-» vollen Kampfunfähigkeit des Einen oder » des Andern, und entscheidet er sich für H Pistolen, so wirst Du darauf bestehen, daß die Kleinheit der Distanre und die Hüusigkeit des Kugelwechsels jede Mög lichkeit eines unblutigen, das heißt eines lächerlichen Ausgangeö ausschließt-« »Sehr wohl, mein Oheim,« entgeg nete Ernesta, der jetzt bereits fest ent schlossen war, sieh diesen grausamen Vorschriften nicht zu unterwerfen, der sich aber trohdetn hütete, den Zorn des Bischofs durch einen offenen Wider spruch zu reizen. »Ich werde Alles das sa zur Ausführung dringen, wie es nur immer in meinen Kräften steht und wie ich es dem Namen, den ich trage, schuldig bin; aber ich bitte, zu bedenken, daß das Schicksal, getödtet zu werden, bei einem solchen Kampfe sehr wohl auch mich treffen kann —- um so leichter tref fen kann, als ja mein Gegner von vornherein einen gewaltigen Vortheil über mich hat. Jch meine, man müßte doch auch diese Möglichkeit in Erwä gung ziehen-« Er hielt inne, um den Eindruck abzu warten, den sein Einwand auf den Bi schof machen würde; aber seine Hoff nung, den Fürsten aus seiner ruhigen Fassung gebracht zu haben, wurde durch die Antwort desselben schwer getäuscht. »Wir wollen zu Gott beten, daß er uns vor einem solchen Unglück bewahre, und er wird den Sieg auf die Seite des Ge rechten fallen lassen. Sollte er es aber in seinem unerforschlichen Rathe anders beschlossen haben, so werden wir unser Haupt in Temnth vor seiner Ge rechtigkeit uud Weisheit beugen, nnd unser Unglück hinnehmen als eine Strafe für Sünden, die uns selber vielleicht noch nicht zum Bewußtsein igetommen sind. Du aber, Ernesto, ldarfst Tich durch solche kleinmüthige Erwägungen und Besorgnisfe nicht da von zurückhalten lassen, Deine Ehre und die Ehre Teiuer Familie« zu ver theidigen Noch niemals ist einer aus Idem Neschlecht, dessen Wappen iiber idem Thore prangt, durch die Furcht vor dem Tode bestimmt worden, eine sschwere Beschimpfung, die man ihm oder sden Seinigen angeihan, ungefiihnt zu slasfen. « Das war eine Erklärung, auf die es keine isrwiderung und keine Ausflucht mehr gab, und Ernesto wiederholte da runi tiiir noch einmal sein Versprechen, dein Willen des Bischofs in allen Stücken gehorsain zu sein« Es stand mit uniniistößlicher Gewißheit in seiner ISeele fest, daß dies fiir ihns selber so !gefährliche nnd so wenig augsichtsvolle Duell niemals stattfinden würde; aber es galt, eine Möglichkeit auszusinnen, hinter welcher sich seine Weigerung nei steckeii lassen würde, ohne daß der Ver Idacht schimpflicher Feigheit auf ihm haf iten bliebe; dazu bedurfte er oor Allem seiniger Zeit ruhigen Nachdenkens und iwenn möglich aitch einer Besprechung mit Schiele der — wenn er nicht be sreits vor der Gefahr der Entdeckung die Flucht ergriffen hatte —— jedenfalls der Ein ige war, welcher hier noch hel ifen konnte in dieser Nacht, wie es der Bischof verlangte, durfte also seine Abreise nach Rom jedenfalls noch nicht stattfinden, und mit einii gewissen Be zstimniiheit, zu welcher ihn nur der eiserne Druck der itnerbittlichen Noth «wendigkeit ermuthigte, erbat sich Ernesto die Erlaubniß, erst am folgenden Mor gen, nach einer Besprechiing mit der Fürstin und niit Margherita, ausbre chen zu dürfen. Der Bischof warf ihm einen scharfen, forschenden Blick zu und riinzelte ein wenig die Stirn; aber er willigte ein und deutete dann durch eine Bewegung an, daß er ihre Unterhaltung als beendet ansehe. Seiner Gewohnheit folgend, wollte Ernesto seine Hand ergreifen, unt sie achtungsooll zn küssen; aber der Fürst verhinderte ihn daran iino wünschte ihm kühl und gemessen eine gute Nacht. Gleich darauf hatte er das Zimmer tier lasfen und die Stimmung, in welcher der junge Mann zurückblieb, war nicht viel rosiger, als diejenige-, in welcher er vorhin das stammen des Gefürchteten erwartet hatte. Was die Worte des Bischofs nicht angedeutet hatten, das hatte sein Benehmen zur Genüge ge zeigt; er war nicht frei von deiti Ver dacht, daß er mit Wiederaufnahme des angeblichen Neffen das Opfer eines Betrügeis geworden sei; und wie Ernesto die starre Energie dieses Mannes kannte, durfte er nicht zweifeln, daß jener seinen Verdacht in der Stille verfolgen würde, und daß derselbe früher oder später fiir ihn zu einer oerhäiignißoollen Katastro phe führen niiisse. Freilich ahnte er selber noch kaum, wie nahe er mit sol chen Befürchtungen der Wahiheit kam, und wie bestimmt die Pläne des Bischofs bereits jetzt auf sein Verderben hinliefen. 43..I«ci1pilcl. Marghei·ita’g Flucht ans deni Schlosse wurde schon in aller Friihe des folgeri den Morgens entdeckt, nnd sie war na tiirlich ganz danach angethan, die Aus regnng und Verwirrung, welche schon durch die nächtlichen Vorgänge hervor geruer worden waren, bis auf das Aeußerste zu steigern. Tsie Kammer 1ungfer, welche in der That die günstige Gelegenheit zu einem nächtlichen Ren dezoous nicht unbenuth gelassen hatte, nsar doch nachträglich von einiger Ve sorgniß wegen der etwaigen Folgen ihres Wichtsinnes geplagt worden. Erst als sie wieder in ihr neben dem Bondoir Margheritcks gelegeneg Zimmer zurück kehrte, erinnerte sie sich, daß das Gesicht ihrer herein einen ganz eigcnthiimlich leidenden Ausdruck gehabt habe, und mit Schrecken dachte sie daran, daß die Prinzessin doch möglicherweise nach ihr verlangt und ihre heiinliche Entfernung bemerkt haben könne. So wagte sie es denn, leise die unverschlossene Thüre-des Getnaches zu öffnen und hineinzusxäheir Bei dem matten, röthlichen Schein der von der Decke herabhängenden Anipel sah sie, daß die Vorhänge var Marghe rita’i Bett zusammengezogen waren. Einige Augenblicke zauderte das junge Mädchen, ob es weitergehen oder uni kehren sollte. Jhre innere Unruhe und ihre Neugierde aber trugen endlich den Sieg davon, und sie schlich ganz dicht an das Lager heran, um einen vorsichti gen Blick hinter die Gardinen zu wer fen. Aber sie vermochte einen Aufschrei des»Entsetzens nicht zu unterdrücken, als sie wahrnahtn, daß das Bett leer und! seine Kissen sichtlich unberührt waren. Völlig rathlos blickte sie umher. Wohl kam ihr für einen Moment der Gedanke an eine Flucht MarglJerita’s; aber die vollkommene Ordnung, in welcher sich alle Gegenstände desZimniers befanden, die offenkundige Thatsache, daß nicht ein einziges von jenen Dingen fehlte, welche Margherita bei einer Flucht sicherlich mit sich genommen haben würde, wider sprochen dieser Annahme fv entschieden, daß sie dieselbe sogleich wieder verwarf und sich den Kon um eine andere Er klärung zerbrach. Der Leichtsinn ihres italienischen Blutes ließ sie um eine solche nicht lange in Verlegenheit blei ben, nnd in der Gewißheit, daß auch die Prinzessin in aller Stille irgend einem Abenteuer delikater Natur nach gegangen sei, faßte sie den Entschluß, ihre Rückkehr zu erwarten nnd sich da durch, daß sie ihre Kenntniß von dem Geheitnniß der Herrin bekundete, die Verzeihng derselben für daS eigene Unrecht zu sicherli Ader Stunde um Stunde wartete sie vergebens. Jhre Angst und Beforgniß fteigerten sich immer mehr, und als es endlich im Schlosse lebendig zu werden begann, ohne daß Margherita zurückge kehrt wäre, ließ es der Zofe keines Ruhe meh. Sie eilte hinunter und theilte dem Haushafineister, als dem ersten, welcher ihr begegnete, das Ungeheuerliche und Unglaubliche mit. Der Beamte, welcher ein alter und treuer Diener des Hauses war, erschrak sehr heftig; denn die Erklärung, nach welcher die Zofe vergeblich suchte, lag für ihn nahe ge nug. Ihm waren die Vorgänge im Parke nicht so unbekannt geblieben wie jener, und wenn er auch nichts von dem Wortlaut der Unterredung wußte, welche nachher in den Gemächern der Fürstin stattgefunden hatte, so besaß er doch Kombinationsgabe genug, um ihren Jn halt zu errathen. Er zweifelte darum auch nicht daran, daß sich das junge Mädchen in der bestimmten Absicht aus dem Schlosse entfernt habe, nicht wieder dahin zurückzukehren, und er zitterte vor dem Eindruck, den diese schlimme Neuig keit aus den Bischof und namentlich aus die Fürstin hervorbringen müsse. Aber er durfte nicht lange zögern, die Mel dung zu erstatten, und Fürst Klemme-» war der Erste, welcher dieselbe empfing. Diesmal hatte der eiserne und un beugsame Mann wirklich Mühe, seine Selbstbeherrschung zu bewahren; denn; aus diesen Schlag, der alle seine Planes zu durchkreuzen drohte, war er nicht vorbereitet gewesen. Er wollte dem Bericht des Haushafmeister nicht eher-Z Glauben schenken, als bis er sich durchs den Augenschein überzeugt hatte, daßs die Zofe wirklich die Wahrheit gesagt, daß das Schlasgemach Margherita s ivirklich leer und verlassen sei Nach-i dem eingehende Nachforschungeu erwie sen hatten, daß sie weder einen Brief .noch sonst ein Zeichen zurückgelassen, ( lwelches- alcz eine nähere Erklärung ihreri Handlungen-esse anzusehen wäre, wurde die Zofe ins Verhör genommen, und( die Bedauernswerthc war dac- erste? Opfer des bischöflichen Hornes-. Unge-; rührt durch ihre Bitten ertheilte er ihr: den Befehl, ans der Stelle ihre Sachen zu packen und sich unverweilt aus dem Schlosse zu entfernen. I Aber der Vollzug dieses vorläufigen Strafgerichts vermochte die üble Stim- s mung des Bischofs noch keineswegs zu» verbessern. So verhaßt dein Bischof auch die Lamentationen und Thränens einer Frau waren, so wenig konnte er» doch die Rothwendigteit umgehen, derj Fürstin gleich bei ihrem Erwachen von« dem Geschehenen Miitheilung zu Inn-: chen. Tsie unglückliche Fran, die unter» den Ereignissen der Nacht schon schwer genug gelitten hatte, verfiel in heftige Weinkränipse, als sie durch ihren Bru der in der gewöhnlichen schonungslosenf Art, die demselben eigenthüsnlich want von dein unseligen Schritt Margherita’g i unterrichtet«wurde. Sie war die Erste, « in deren Herzen auch die Befürchtung einer andern entsetzlichen Möglichkeit ausstieg, und mit der ganzen Lebhastig- I» keit ihrer Natur gab sie derselben Aus- i druck. »Wenn Margherita zur nächt-j lichen Stunde entslohcn ist,« rief sief aug, »ohne selbst ihre Mutter zur Ver- s trauten ihrer oerstveiselten Entschlüssei zu machen, so werden wir sie niernals"I wiedersehen. Sie hat einen freiwilligen I Tod dem Verzicht aus ihre Liebe vorge- I zogen, nnd unsere Grausamkeit ist esi gewesen, welche sie dahin getrieben hat!« " (,«x-ortsennng solgtJ Niedriglre Nacht, schnellste Zeic, drunt gehende Weingaan und sicherer kslmclnnss gehören sn den Annelnnlichfenen, welche die s ci. Joseph LQ Nrand Island Bahn Jene-n l bietet, welche die Weltaugsteltnng :n tunc Z chen wünschen. lt j Austritt Folgende Personen sind hiermit anf gesordert, in unserer Lssiec vor-zuspre chen oder zu schreiben, da wir wichtige Mittheilungen sür sie erhielten: John Westphal, Adresse sricher Grund Island. ngand Win. Westphal, sriiher Doniphan. O. Doktor-, früher Seward. Jrgend welche unserer Leser-, die uns vielleicht die Adressen dieser Personen anzugeben vermögen, würden uns zu Dank verpflichten, wenn sie es thun wollten. vie meisten grauen yet rathen zwischen dem 20. und 25. , Lebensjahre. Das schnelle Wachsthum der Fingerniigel ist einseichen von guter Gesundheit. G r o ß e G l o ek e n werden gegen wärtig aus Stahl, « nicht mehr ans ,,Glockenspeise« gegossen. Die Stadt B rooklyn, N. Sl ., besitzt dem soeben beendeten Cen us zufolge 24,657 Hunde. Die Kälte auf Island ist durchschnittlich nicht so groß, wie in manchen Gegenden der Ver. Staaten. Frauen sollen fast nie illu strirte Witzbliitter taufen, wie ein New Yorker Beobachter ausgefunden haben witt. Als Redaktenre sollen F ra i. In in Japan nach einer Ent cheidnng der dortigen Legislatur nicht nngiren. Aus der Erde leben etwa 7,()()(),U0() Juden, von denen 3,4()(),0()0 auf Rnszlaud nnd 1,7(.)0,()()0 auf Oefter reich entfallen. C h l o r o f o r m wurde im Jahre 1831 entdeckt nnd im Jahre 1846 zum ersten Mal bei einer chirnrgischen Ope ration angewendet. Ueber 85()0,()00,000 find, wie kürzlich ausgerechnet worden, seit Beginn dieses Jahres an der New Yorker Börse verloren worden. Die kleinste Kirche in der Welt steht auf der Jnsel Man. Sie mißt zehn Fuß icn Geoiert. Die größte ist die St. Peters-3iirche in Nani. Die Wittwe des Generals G ra nt nnd die des Rebellenhiiupt liugs Liesferson Daois werden den Som mer in demselben Hotel am Hudson zu bringen. Ihrer Lieblingskatze ihr ganzes Vermögen zum Betrage von 88000 ver-macht hat Marh Wales, eine kürzlich in Bostou verstorbene alte Jungfer. i Zehn sechsspännige fran zö sisch e K n t sch e n bilden in Chi eago zur Zeit ein Verkehrsinittel zwi schen Fraitkliii-Park nnd den haupt ächlichsten Hotels der Stadt. Während der Zoojährigen Herrschaft der Spanier über Me xiko hat dieses dem Mutter-made die Riesensunnne von 135 Milliarden Mark an Erträgnissen gelief-«rt. Hat-riet Beecher Stowe, die Berfasserin von »Onkel Tours Hütte,« ist nun ganii zum Rinde geworden. Sie singt Wiegenlieder und schneidet kleine Puppen aus Papier-. Dabei wird sie körperlich immer kräftiger-. Wenn ein kleines Frauen sim mer then groß aussehen will, so setze sie ein Hiitchen von heller Farbe auf. Kommt sich eine Evastachter zu roß vor, so kann sie dadurch kleiner er scheinen das; sie einen großen, dunkeln Hut aufsetzt. Die Beförderung des eng lischen Gesandten Julian Pauneesote in Washington zum Range eines Botschafters hat zugleich die Er höhung seines Jahresgehalts von 830, 000 auf Jus-»Gott zur Folge gehabt. Dieses Salair beträgt ungefähr das Doppelte der Beziige unseres Gesandten am Hofe von St. James Papst L e o widmet se den M org en einige Zeit dem Vogelfange in den vatikanisehen«Gät·teii. Es wer den täglich Hunderte von kleinen Sän gern in Netzen gefangen und dann an die Hospitäler vertheilt. Diesen echt italienischen Sport trieb derPapsts on vor vielen Jahren, als er noch Dz bischof von Perugia war. Im Punkte Juwelen hat die Gattin des Präsidenten Cleveland einen sehr einfachen Nesthniaik Obwohl sie eine ganze Anzahl schöner Ringe besitzt, so trägt sie an den Fingern selten etwas anderes, als ihren Trauring. Bei fest lichen isielegeuheiten schmückt sie sich mit Vorliebe mit einem Stern aus Brillaw ten, den sie als Hochzeitsgeschenk erhal ten hat. Eine Franzosin kann Arzt nnd Advokat werden, sie kann sogar das Kreuz dei· Elnsenlegion erwerben, aber sie darf keine gesetzliche Urkunde unter zeichnen. Sie nimmt in Kunst, in Geschäft und Handel eine wichtige Stelle ein, aber ihre Einnahmen get ären, wenn sie verheirathet ist, ihrem s kann, ohne dessen Zustimmung sie auch Grund eigenthnin weder kaufen noch verkaufen dars» Jan-u Mem JliurlZeL IEIIY sTEllIk, Eig(«ttth. 215 Ost 4. Str» Grund Island Alle Axten frisches «uud ge kauchertes Fleisch, chlügcl, Wuut u. suche xklildprett Aufmerkan und rccllc Bedienung wild H ganmtiktk